Alchemilla spp. Anhang
Namen: Alchemilla xanthochlora; A. vulgaris =
gemeiner Frauenmantel; Alchemilla alpina
= Alpenfrauenmantel, Silbermantel
Namen, die sich auf die Heilkraft bei
Frauenleiden beziehen: Aller Frauen Heil, Frauenhilf,
Frauentrost, Jungfernwurz, Marienblümli,
Marienmantel, Milchkraut, Mutterkraut, Unser Frowen
Mantel
Namen, die sich von der Blattform ableiten: Bettlersmantel, Frauenhäuble, Frauenmänteli, Gänselatschen, Jungfernmantel, Löwenfuß, -tapen oder -tatzen, Mäntlichrut,
Marienmantel, Muttergottesmäntli, Planta
leonis, Trauermantel, Unser Frowen
Mantel, Unser Lieb Frauen Mantel, Weiberkittel
Namen, die sich auf das Guttationsphänomen
beziehen: Alchemistenkraut, Alchimilla, Alchymilla, Himmelstau, Perlkraut, Regendachl,
Sin(n)au (sin = immer; au =
Wasser), Sindau, Sindouwe, Sinäugl, Sonnenthau,
Synauwe, Synnaw, Taubecher,
Taublatt, Taumänteli, Taurosenkraut, Tauschüsselchen,
Tränenschön
Sonstige Namen: "Gewittergras",
weil Frauenmantelkränze, an Fenstern, Türen oder auf dem Dachfirst angebracht,
vor Blitzschlag schützen sollten. "Nimm-ma-nix"
deutet auf die Verwendung als hexenwidriges
Verschreikraut gegen den Milchzauber hin. "O(h)mkraut" bezieht sich auf die zusammenziehende und
entzündungswidrige Heilkraft; denn das Wort O(h)m bezeichnete eins eine
entzündete Hautstelle, bzw. eine Geschwulst (Marzell).
[Margret Madejsky]
Zu den vergessenen Heilpflanzen zählt der
Frauenmantel nicht wirklich. Allerorts loben Volksheilkundige "Unser aller
Frauen Heil" in höchsten Tönen und empfehlen das Kraut als "Universalspezifikum" bei Frauenleiden. Phytopharmakologen kommentieren dies mit den ernüchternden
Worten: "Gynäkologische Indikationen gehen auf volksmedizinische,
wissenschaftlich nicht gesicherte Vorstellungen zurück" (Wichtl) - denn man billigt
der Droge gerademal
eine adstringierende Wirkung zu. Die immer größer
werdende Kluft zwischen der Volksmedizin und einer nach wissenschaftlicher
Anerkennung strebenden Phytotherapie wird also am Frauenmantel besonders
deutlich. Während die einen die alte Heilpflanze dem Vergessen preisgeben,
bevor diese überhaupt richtig untersucht worden ist, gehen die anderen oftmals
allzu unkritisch mit ihr um. Daher will dieser Beitrag
den Frauenmantel in das Licht einer
ganzheitlichen Heilpflanzenkunde rücken und Anregungen geben, wie sich dieses
altnordische Mutterkraut wieder in eine zeitgemäße, abendländische
Frauenheilkunde integrieren lässt.
Die
geheimnisvolle Schwester der Rose
Im Frauenmantel fließt blaues Pflanzenblut,
denn er entstammt dem edlen Geschlecht der Rosengewächse. Sappho
besang die Rose einst als die "Königin der Blumen" - in ihr vereinen
sich Farbenpracht, ästhetische Formen
und "der vollkommenste aller Düfte"
(Pelikan). Lieblicher Duft entströmt aber auch der blühenden Kirsche, der Circe
in Baumgestalt, und mit betörendem Aroma tränkt die Wiesenkönigin die Luft an
lauen Sommerabenden. Rosengewächse entführen uns in das Reich der
Sinnenfreuden. Sie verwöhnen nämlich auch unseren Gaumen mit köstlichsten
Früchten wie Äpfeln, Aprikosen, Erdbeeren, Himbeeren oder Pfirsichen, denn das
Prinzip der Fruchtbarkeit wirkt in ihnen.
Nicht zuletzt gehören zahlreiche Heilpflanzen
den Rosaceae an: Gänsefingerkraut, Nelkenwurz, Odermennig, Schlehe, Tormentill,
Weißdorn, Wiesenknopf und viele mehr.
Wir haben es jedenfalls mit einer besonders
freundlichen Familie zu tun, die kaum zur Giftbildung neigt1. Im Gegensatz zu
den Nachtschattengewächsen, in denen ein betäubender Pflanzengeist wohnt, oder
Doldenblütlern,
die das Sonnenfeuer in sich tragen, strahlen
Rosengewächse stets eine wohltuende Harmonie aus.
Alchimistin
unter den Rosengewächsen
Der Frauenmantel lockt aber weder mit
betörendem Blütenduft, noch mit süßen Früchten. An seinen Naturstandorten zeigt
er sich ganz bescheiden, verbirgt sich im dichten Grün fetter Wiesen, oft an
halbschattigen Wald-
oder Wegrändern. Für die meisten bleibt er
daher nur ein grünes Kräutlein mit unscheinbaren
Blüten.
Wenn aber Sonnenstrahlen auf das
"Taublatt" treffen, schimmern die Wassertröpfchen am Blattrand wie
eine Perlenkette und offenbaren seine einzigartige Schönheit. Dieses
bezaubernde Lichtspiel zog wohl zuerst die Neugier
auf "Sinau",
die Pflanze, die immer Tau trägt.
Als die Natur noch das einzige Buch war, in
dem Kräuterkundige lesen konnten, musste aufgefallen sein, dass es sich nicht
um denselben Tau handelt, der in den frühen Morgenstunden die Wiesen benetzt.
Der Frauenmantel scheidet das Wasser nämlich durch feine Poren am Blattrand
aus.
Schon die Druiden begehrten dieses
Pflanzenwasser, denn es diente ihnen zur rituellen Reinigung bei kultischen
Handlungen.
Im Mittelalter sammelten auch die Alchimisten
die Wassertröpfchen vom "Synnaw" - waren
sie doch von der Pflanze gefiltertes und verfeinertes Wasser, also eine Art
natürliches Destillat. Sie verwendeten den "Sonnenthau"
zur Bereitung des "Steins der
Weisen", jener geheimnisumwobenen Substanz, die
alle unedlen Metalle in Gold und jede Krankheit in Gesundheit verwandeln soll.
In der Volksmedizin gilt der Frauenmantel als
bewährtes Teekraut für die Wöchnerin.
Dass Alchemilla vor
allem die Krankheiten der Frauen in Gesundheit wandeln kann, sieht man ihr an:
Das schüsselartige Blatt, in dessen Mitte eine Wasserperle ruht, erinnert an
den weiblichen Schoß, der die Leibesfrucht trägt. Wegen seiner Kraft gegen
Frauenleiden weihten die vorchristlichen Hebammen und Kräuterweiber "Unser
Frowen Mantel" der Liebes- und
Fruchtbarkeitsgöttin Frigga. Die Germanen verehrten sie einst als Spenderin des
Ehesegens und brachten ihr Milch- und Räucheropfer dar, damit sie über die
Gebärenden wachte. Mit dem Frauenmantel hatte die Göttin den Frauen ein
Mutterkraut geschenkt, das - insbesondere bei abnehmendem Mond gebraucht - die
Macht besaß, Blutungen zu stillen oder Geburtswunden zu schließen.
Die germanische - besonders wirksame und
schmackhafte - Zubereitungsart war das Sieden der Kräuter in Met. Alte
Segenssprüche wie der folgende wurzeln vielleicht auch in dieser Zeit:
"Wem ein Kind zerbrochen (Abortus),
der nehme Sinau und
halte es warm zu den Gemächten" (Madaus).
Neben dem Frauenmantel zählten aber auch
Eisenkraut, Hanf, Holunder, Labkraut, Linde, Quendel,
Rose oder Schlafmohn zu den Attributen der alten Göttinnen. Im Zuge der
Christianisierung wurden Friggas Symbolpflanzen
der Jungfrau Maria unterstellt. Berauschende
Pflanzen wie der Hanf paßten natürlich nicht so gut
zur keuschen Muttergottes. Dafür gab der heilkräftige und symbolträchtige
Frauenmantel eine ideale Marienblume ab, denn er "pflanzt sich, ganz im
Sinne der unbefleckten Empfängnis, nur eingeschlechtlich fort" (Arens).
Und weil die Alchemilla das Wasser aus dem Boden
aufnimmt, es reinigt und schließlich wieder an den Himmel abgibt, wollten
die Christen im "Himmelstau" sogar
den Läuterungsprozess der Seele erblicken.
Sammeln im Frauendreißiger
Lonicerus: Mit der zunehmenden Christianisierung
entbrannte auch der Streit, wann der Frauenmantel denn nun gesammelt werden
soll. "Die Zeit seiner Destillierung ist Wurzel und Kraut mit aller
Substanz gehackt / und im
Ende des Meyen /
oder zwischen den zweyen unser lieben Frauen Tagen gebrant".
Wie so viele Pflanzen, die zuvor im
Fruchtbarkeitskult der Frigga eine Rolle spielten, hielt man nun auch den
"Marienmantel" erst dann für besonders heil- und schutzkräftig, wenn
er zu Maria Himmelfahrt kirchlich geweiht worden war. Die alten
Fruchtbarkeitsfeste fanden aber ursprünglich um den Augustvollmond herum statt
und die Kräuterbuschen waren eigentlich heidnische Lebensruten, deren Berührung
die fruchtbarkeitsspendende und heilende Kraft der
Vegetation auf die Menschen übertragen sollte.
Bis heute sammeln einige traditionstreue
Klosterapotheken die Himmelfahrtskräuter im Frauendreißiger,
der mit dem 15. August beginnt und mit Maria Geburt, am 8. September endet. Für
die neuen Christen war dies nach
wie vor eine naturmagische Zeit, in der noch
allerlei heidnischer Heil- und Fruchtbarkeitszauber betrieben wurde.
Kraftfutter
für Muttertiere
Bauern schätzen den Frauenmantel von jeher
als heilkräftiges und nahrhaftes Futterkraut, besonders für Milchvieh und
Pferde. Er lässt die Tiere nicht nur schneller trächtig werden, sondern
verbessert auch die Heuqualität
und heilt den Durchlauf. Volksheilkundige
loben das Kraut vor allem als Kraftfutter für Muttertiere: "Weibliche
Haustiere kommen nach dem Werfen schneller wieder zu Kräften und können ihre
Jungen besser mit Milch versorgen, wenn sie Frauenmanteltee
eingeflößt bekommen." (Weidinger).
Was für das Vieh gilt, musste auch für die
Menschen gelten! Daher liest man in alten Kräuterbüchern zum Beispiel:
"Frauenmantel, zwischen den zwei Frauentagen gesammelt und geweiht, hilft
den Frauen, die unbärhaftig (unfruchtbar) sind".
Über die fruchterhaltende Kraft wußte
Kräuterpfarrer Künzle ebenfalls Wunderbares zu
berichten: "Das Frauenmänteli stärkt die Muskeln
der Frau in geradezu auffallender Weise.
Den Frauen leistete dieses Kraut freilich
auch auf anderen Gebieten große Dienste. Signaturkundige erkannten wohl an den
zähen Blättern und an der zusammenziehenden Eigenschaft, daß
die "Jungfernwurz" straffende
Formkraft überträgt. Im 17. Jahrhundert
kursierten daher für unser heutiges Verständnis abenteuerlich klingende Rezepte
wie die folgenden: "Vor die langen hangenden Dütten:
Nimm Sinnaukraut / und seude
es im Regenwasser zum halben Theil ein / seihe es
dann durch / und netze ein zweyfach oder vierfach
leinen Tuch darinn / und lege es über die
Brüst." (Tabernaemontanus).
Oder: "So einem Weibe der Hals der
Mutter zu schlipfferig / erlöchert und zu weit offen
stünde / also daß sie nicht empfangen könne / und der
Saamen wieder von ihr liefe / der soll Sinnaukraut zu Pulver stossen /
und zwantzig Tag lang alle Morgen 1 Löfflein voll desselbigen mit Wein / oder aber mit einer
Brühen warm trincken / das wird sie wieder zu recht
bringen." (Tabernaemontanus).
Gewiß gäbe es noch viel Wundersames über dieses Kräutlein zu berichten, das im Volksmund nicht umsonst
"Aller Frauen Heil" heißt. Doch zum Trost der Männer sei noch gesagt,
dass der "Marienmantel" doch nicht ganz so unschuldig ist wie sein
Ruf: Im Alpenraum verzehren die Alten das Kraut nämlich heute noch, weil es
keineswegs nur die weiblichen Organe stärkt, sondern auch (aufgrund der
enthaltenen Phytosterine) die Potenz erhält.
Anwendungsbeschränkungen: Auszug aus der Monographie der Kommission E
(BAnz Nr. 173 vom 18.9.1986)
Anwendungsgebiete: Leichte, unspezifische
Durchfallerkrankungen.
Gegenanzeigen: Keine bekannt.
Nebenwirkungen: Keine bekannt.
Dosierungen: Soweit nicht anders verordnet:
mittlere Tagesdosis 5-10 g Droge; Zubereitungen entsprechend.
Art der Anwendung: Zerkleinerte Droge für
Aufgüsse und Abkochungen sowie andere galenische
Zubereitungen zum Einnehmen.
Dauer der Anwendung: Sollten die Durchfälle
länger als 3 bis 4 Tage anhalten, ist ein Arzt aufzusuchen.
Wirkung: Adstringierend.
Unter unerwünschten Wirkungen führt Hager
auf: "Seltene Fälle von Leberschäden durch die im Frauenmantelkraut
enthaltenen Tanningerbstoffe." Dies scheint den meisten Autoren
übertrieben.
Ebenfalls übertrieben ist es, Schwangeren von
diesem Frauenkraut gänzlich abzuraten: "Vermeiden Sie dieses Kraut während
der Schwangerschaft, da es den Uterus stimuliert." schreibt bspw. Ody.
Gerade in der Schwangerschaft leistet dieses
Mutterkraut doch so gute Dienste!
In der Praxis ergeben sich die Anwendungsbeschränkungen eher aus den Indikationen. So wird
man eine Pflanze, die bei Durchfall Linderung bringt, selbst wenn sie den
vielversprechenden Namen "Aller Frauen Heil" trägt,
nicht den zu Verstopfung neigenden
Patientinnen verordnen. Dies ist insbesondere bei der Anwendung in der
Spätschwangerschaft zu beachten, da Verstopfung zu den häufigeren Beschwerden
der Hochschwangeren zählt,
und betrifft auch den vielgerühmten Himbeerblättertee.
Wie bei so vielen gerbstoffhaltigen
Rosengewächsen (z.B. Blutwurz, Himbeere, Gänsefingerkraut, Odermennig)
wirkt sich auch die hochdosierte und längerfristige
Einnahme von Frauenmanteltee eher hemmend auf die
Regelblutung aus.
Bei sehr Magenempfindlichen, bei Verstopfung
oder bei zu schwacher Regelblutung kann man den Frauenmantel natürlich trotzdem
zu Sitzbädern, Spülungen oder Zäpfchen verwenden und man wird für Mischungen,
die zur längerfristigen Einnahme gedacht sind,
vielleicht auf Alchemilla D2 ausweichen.
Wissenswertes über Wirkstoffe und Wirkungen
Die Inhaltstoffe der Alchemilla
vulgaris
Das getrocknete Kraut enthält 5 – 8%
Gerbstoffe, vor allem Ellagitannine (3,5 % Agrimoniin, 1,2 % Pedunculagin
und 0,9 % Laevigatin) und wenig Gallotannine.
Im selbst gesammelten und nur kurz getrockneten Kraut
konnte man knapp 13% Gerbstoffe nachweisen:
"Eine Abnahme des Gerbstoffgehalts bei Lagerung ist zu erwarten, so daß höhere Werte für frisch getrocknete Ware nicht ungewöhnlich
sind" (Schimmer u. Felser).
Auch fand man in der Droge 2% Flavonoide, u.a. Quercetin (Hager, Wichtl), sowie
Spuren von Salicylsäure (Hager) und etwas ätherisches
Öl (Braun). In den Blüten kommen außerdem ca. 3% Leukocyanidin
vor (Hager).
Im Petrolätherextrakt stieß man sogar auf Phytosterine (Hager). Dagegen wurden über die von einigen
Autoren aufgeführten Bitterstoffe nie nähere Angaben gemacht - verwunderlich
ist, daß weder Droge, Frischpflanze,
noch Extrakte bitter schmecken.
Die
Inhaltstoffe der Alchemilla alpina
Silbermantelkraut zeichnet sich gegenüber dem
gewöhnlichen Frauenmantelkraut durch einen höheren Gerbstoffgehalt aus:
"Den Arten dieser Sektion ist gemeinsam, daß sie
stark bitter und zusammenziehend schmecken
und daher vom Weidevieh gemieden werden"
(Schimmer u. Felser). Madaus
fand neben "viel" Gerbstoffen einen Harzkörper, Lezithin, Öl- und
Linolsäure und Phlobaphen. Trotz der intensiven
Strahlenexposition geht
keiner der Autoren auf einen möglicherweise
höheren Flavonoidgehalt von Alchemilla
alpina ein.
Welche Alchemilla wählt man nun?
Alchemillae alpinae herba hat von der Kommission E eine Negativmonographie
erhalten. Darum lassen wir Kräuterpfarrer Künzle
diese wichtige Praxisfrage beantworten: "Es (das Frauenmänteli)
hat eine vornehme,
hochadelige Schwester: das Silbermänteli (Alchemilla alpina), das dieselben Eigenschaften in noch stärkerem
Grade besitzt". Sofern eine stärkere Gerbstoffwirkung erwünscht ist, hat
er auf jeden Fall Recht. Leider ist der Silbermantel nur unzureichend
untersucht und ist auch meines Wissens nach nicht als Extrakt oder Urtinktur
erhältlich, so dass er in vielen Rezepturen ohnehin durch den gewöhnlichen
Frauenmantel ersetzt werden muss. Gartenvarianten sollte man allerdings nicht arzneilich gebrauchen, da über sie weder Erfahrungen noch
Untersuchungen vorliegen.
Sammelempfehlungen
Für den Tee kann das blühende Kraut (ohne Guttation!) während einer Schönwetterphase von Mai bis
August gesammelt werden, am besten gegen Vollmond, wenn die Säfte aufsteigen.
Manche Autoren empfehlen das schnelle Trocknen im Ofen bei 40 – 50°. Dabei
verdunsten aber viele Aromastoffe, die sicher auch an der Wirkung beteiligt
sind. Ich trockne daher auf Leintüchern im Schatten.
"Dieses Kraut wäret ein ganzes Jahr unversehrt
an seiner Natur / und ist doch frisch gebraucht besser dann dürr." (Lonicerus).
Für Kräutertropfen wird das blühende Kraut
(eventuell mit Wurzel) gesammelt, gesäubert und geschnitten mindestens vier
Wochen lang in 50%igen Alkohol ausgezogen. Wer das Guttationswasser
mitverarbeiten möchte,
muss nur mehr Alkohol verwenden (55 - 60%).
Nach astrologischen Gesichtspunkten wäre Mond im Skorpion, im Krebs, im Stier
oder in der Waage gut.
Wirkungen und Anwendungsgebiete
Adstringierend (zusammenziehend): Frauenmantelkraut zählt
zu den Gerbstoffdrogen mit adstringierender
Hauptwirkung. Es wird als Teedroge bei leichten Durchfällen empfohlen und
findet als Lokaltherapeutikum auch
bei Entzündungen des Mund- oder Rachenraumes
sowie des Genital- und Analbereiches Anwendung.
Angioprotektiv (gefäßschützend):
"Schließlich liegt noch eine französische Arbeit über eine Untersuchung an
der Ratte vor. Sie zeigt eine Hemmwirkung des Auszugs auf proteolytische
Enzyme in vitro und in vivo und
postuliert eine Schutzwirkung für die
Gefäße." (Schimmer u. Felser). Die Gefäßwirkung
führt man auf das Hauptflavonoid Quercetin
zurück; dieses könnte aufgrund der intensiven Sonnenexposition im Silbermantel
vermehrt vorkommen.
Alchemilla alpina
"Gebirgskräuter sind Sonnenkinder."
(Weidinger)
Antibakteriell (wachstumshemmend auf
Bakterien): "Die antibakterielle Wirkung wässriger und wäßrig-ethanolischer
Auszüge ist mehrfach festgestellt worden. Sie gilt auch für die im Handel
befindlichen Tinkturen und
Extrakte. Wir haben eine Wachstumshemmung bei
einem Staphylococcus aureus-Stamm
und bei einem Bacillus subtilis-Stamm
nachweisen können." (Schimmer u. Felser). Dies
legt die Anwendung als Lokaltherapeutikum
in Form von Spülungen oder Zäpfchen bei
bakteriellen Scheideninfektionen nahe. Inzwischen wird auch eine antimykotische und antivirale
Wirkung der im Frauenmantel enthaltenen Gerbstoffe diskutiert (Scholz).
Antihämorrhagisch (blutungshemmend):
"Eine rumänische Arbeitsgruppe untersuchte die Wirksamkeit von Alchemilla-Zubereitungen bei juveniler Menometrorrhagie
an 341 jungen Mädchen zwischen 11 und 17 Jahren.
Ein antihämorrhagischer
Effekt bei prophylaktischer Anwendung konnte sichergestellt werden. Bei
längerer Anwendung des Fluidextraktes und nach
höheren Dosen konnten keine Nebeneffekte beobachtet werden."
(Schimmer u. Felser).
Die hemmende Wirkung auf die Menstruationsblutung führt man ebenfalls auf den
Gerbstoffgehalt zurück.
Antimutagen (tumorhemmend):
"Gerbstoffhaltige Extrakte der Droge zeigen antimutagene
Wirkungen. Wässrige Drogenauszüge erwiesen sich als starke Antioxydantien"
(Wichtl).
"Möglicherweise fördern diese Ellagitannine die Immunantwort durch direkte Beeinflussung
sowohl der Tumorzellen als auch eigener immunkompetenter Zellen. So konnte
kürzlich gezeigt werden, daß (...) das in vielen Rosoideen-Arten vorkommende dimere
Ellagitannin Agrimoniin die
Bildung von Interleukin 1 induziert." (Scholz).
Agrimoniin kommt in der Teedroge nur in geringen Mengen
vor. Die gehaltvolleren Fluidextrakte oder Urtinkturen
könnte man dagegen bei Präkanzerosen in Zäpfchen
einarbeiten.
Antirheumatisch (entzündungshemmend bei
Rheuma): "Die Lyophilisate aus den Urtinkturen
von Alchemilla, Equisetum
und Ilex zeigen (...) einen mindestens genauso starken entzündungshemmenden
Effekt wie die Antiphlogistika Hydrocortison, Phenylbutazon bzw. Diclofenac-Na."
(Paper, Müller, Franz).
Spasmolytisch (krampflösend): Wagner und Wiesenauer führen Alchemilla vulgaris unter den pflanzlichen Antidysmenorrhoika
auf. Der leicht spasmolytische Effekt (Braun) geht
möglicherweise auf eine gestagenartige
Wirkung zurück (Requena)
und ist auch nur bei prophylaktischer Anwendung zu erwarten.
Die unscheinbaren Blüten tragen die Farbe der
Venus.
Blattbetonung: "Zum Hauptorgan ist das
Blatt gemacht. Das Blattartige verschmilzt also in gewisser Weise mit dem
Blütenhaften bei der Alchemilla, und in dieser
eigentümlichen Durchdringung wird man die Signatur dieser Pflanze suchen
müssen, um ihre Heilwirkung zu begreifen. Die menschliche Gegenregion zu diesem
Zusammenhang ist in rhythmischen Prozessen zu finden, die aber nicht in der
rhythmischen Sphäre von Herz und Lunge,
sondern in jenem ins Stoffwechselgebiet
geschobenen rhythmischen Organ gegeben ist, dem Uterus." (Pelikan).
Blattform: Die meist sieben- bis neunlappigen
Blätter, die edel gesägt und in der Jugend rosettenartig gefaltet oder
gefächert sind, werden oft mit dem weiblichen Schoß verglichen, für den die Alchemilla seit langem als
Heilmittel gilt.
Zähe Blätter: Zerreißt man ein Frauenmantelblatt,
dann zeigt es sich zäh und faserig. Dies deutet auf die das Bindegewebe
kräftigende Eigenschaft hin; daher zum Beispiel bei Erschlaffungszuständen der
Beckenorgane
empfohlen. Alchemilla
bewährte sich als pflanzliches Begleitmittel zur homöopathischen Sep. oder Stann-met. also eher für venöse Frauentypen mit
Senkungsbeschwerden oder zur Förderung der Rückbildung der Gebärmutter nach der
Geburt.
Unscheinbare Blüten: Die unscheinbaren Blüten
tragen ein gelbliches Grün, die Farbe der Venus, und deuten auf
Regenerationskraft hin.
Unfruchtbare Blüte: Fruchtbarkeitsfördernde
Heilkraft zeigt sich oft in der Vielsamigkeit (bspw.
Granatapfel, Hafer). Weil sich der Frauenmantel vorwiegend ungeschlechtlich
vermehrt und weil er nur wenige Samen bildet,
wirkt er auch nicht östrogenartig, sondern
hat eher mit der Fruchtbarkeitserhaltung zu tun (gestagenartig).
Frauenmantel
mit Guttation
Die Gesichtsabreibung mit dem Taublatt: ein
beliebtes Kosmetikum, das jugendliche Frische verleiht.
Behaarung: Behaarte Stengel
und Blätter deuten auf die Strukturkraft der Kieselsäure hin; daher besonders
bei chronisch-entzündlichen Frauenleiden wie zum Beispiel Leukorrhoe
bewährt.
Wetteranzeiger: Bei trockener Witterung sind
die Antheren geöffnet, bei Regen schließen sie sich.
In der Reaktion auf die Luftfeuchtigkeit (Mond) zeigt sich die Verwandtschaft
zur Gebärmutter (Mondorgan), die sich
ebenfalls rhythmisch öffnet und schließt.
Hierin manifestiert sich auch der Einfluss auf die Mondblutung.
Guttationsphänomen: Aus den Wasserdrüsen (Hydathoden)
am Blattrand sondert Alchemilla vor allem in den
Morgenstunden und bei hoher Luftfeuchtigkeit Wasser ab (Guttation).
Der Mond als Regent über alle Flüssigkeiten stellt den Bezug zur weiblichen
Sexualsphäre her (Gebärmutter, Keimdrüsen, Schleimhaut). Weil die Pflanze
"schwitzt", also ausgleichenden Einfluss auf den Wasserhaushalt
zeigt, beeinflusst sie auch das "Schwitzen" in den Wechseljahren.
Geschmack: Aus dem adstringierenden
(zusammenziehenden) Geschmack leitet sich wiederum die festigende Formkraft ab,
die wir bei Blutungen, Wunden, Geschwüren oder Durchfällen nutzen.
Standort: Alchemilla
bevorzugt halbschattige, feuchte Wiesen, Weg- und Waldränder. Wie so viele
Pflanzen, die feuchten Grund benötigen (z.B. Mädesüß,
Silberweide), lindert auch der Frauenmantel die Leiden, die in dieser feuchten
Kälte entstehen, wie zum Beispiel Rheuma. Um sich vor Fäulnisbakterien oder
Pilzbefall zu schützen, bildet der Frauenmantel Gerbstoffe aus, deren antibiotische Wirkung man bspw. bei leichteren Durchfällen
nutzt.
Ausfluss
"Sinnau-Safft
etliche Tage des Morgens / jedesmal 2 Loth getruncken / und des Abends
auch so viel / dienet wider den weissen Mutterfluß." (Tabernaemontanus)
Rosenzäpfchen5
Rosae flores plv.
Tinct. Lamii alb. e. flor.
Alchemilla vulg. Urtinktur
Echinacea Urtinktur
Majorana Urtinktur aa. ad. 2,0
Oleum Rosae verum gtt. III
Massa supp. ad. 20,0
M.f.supp.; divid. in part. aequ. Nr. X
S: 1 x tgl. abends 1 Zäpfchen einführen.
Anmerkung und Ergänzung: Zur
Rezidivprophylaxe bakterieller Scheideninfektionen oder zur unspezifischen
Schleimhautsanierung, bspw. im Rahmen einer Empfängnisförderung, empfiehlt sich
begleitend eine circa
vierwöchige Kur mit 2 x tgl. 30 gtt. Lamioflur (Heel). Die Rosenzäpfchen verflüssigen sich rasch und sind
daher auch bei Scheidentrockenheit hilfreich. Ihr Rosenduft steigert das
weibliche Selbstvertrauen und das sexuelle Wohlbefinden.
Regelkrämpfe
"Alchemilla
steht für die Bejahung der weiblichen Rhythmen und des Frauseins."
(Kalbermatten)
Kräutertee bei funktioneller Dysmenorrhoe
Frauenmantelkraut
(Alchemillae herba cc.)
Gänsefingerkraut
(Anserinae herba cc.)
Schafgarbenblüten
(Millefolii flores cc.) je 100 g
M.f.spec.; drei
bis vier Eßlöffel der Mischung mit einem halben Liter
siedendem Wasser überbrühen, 5 bis 10 Minuten ziehen lassen, mit Honig gesüßt
über den Tag verteilt trinken.
Anmerkung und
Ergänzung: Die Kombination dieser Frauenkräuter wirkt krampflösend auf die
glatte Muskulatur und eher hemmend auf den Blutfluß,
so daß sie nur bei normaler o. zu starker Blutung
eingesetzt
werden sollte.
Dieser Menstruationstee sollten bereits eine Woche
vor Eintritt der Blutung gebraucht werden. Ergänzend wäre an bewährte
Krampfmittel wie Spascupreel Tabletten (Heel) o. an das Krampfmetall Kupfer
zu denken (Cuprum
met. praep. D12; w).
Blutungen
"Von der Berg-Sinnaw
getruncken, stellet allerley
bluten." (Matthiolus)
Kräutertee bei zu starker Blutung
Brennesselblätter
(Urticae folia cc.)
Hirtentäschelkraut
(Bursae pastoris herba cc.)
Schafgarbenkraut
(Millefolii herba cc.)
Silbermantelkraut
(Alchemillae alpinae herba cc.) je 50 g
M.f.spec.; vier Eßlöffel der Mischung mit einem halben Liter kochendem
Wasser überbrühen, 5 bis 10 Minuten ziehen lassen, mit wenig Honig gesüßt über
den Tag verteilt trinken.
Anmerkung und
Ergänzung: Die mild blutungsregulierende Eigenschaft
des Alpenfrauenmantels wird hier durch bewährte Blutstiller wie Hirtentäschel
und Schafgarbe ergänzt; Brennesselblätter regen die
Blutbildung an.
Die beste
Wirkung ist zu erwarten, wenn dieser Tee in der ganzen zweiten Zyklushälfte
getrunken wird. Zusätzlich 2 x tgl. 1 Messerspitze Hämatit D6 Trit. w oder 2 x
tgl. 20 Glob. Calc. carb. / Cortex Quercus wa; bei Myomblutungen evtl. Berberis
/ Uterus comp. Amp. wa.
Empfängnisförderung
"The distilled
water drank for twenty days together, helps conception, and to retain the
birth, if the women do sometimes sit in a bath made of the decoction of the
herb." (Culpeper)
Mischung bei Gelbkörpermangel
Agnus castus
Urtinktur (Mönchspfeffer)
Alchemilla vulgaris Urtinktur
(Frauenmantel)
Calcium
carbonicum dil. D6 (Muschelkalk)
Corpus luteum dil. D6 (Gelbkörper) aa 20,0
Cuprum metallicum dil. D12 (Kupfer)
Pulsatilla dil. D12
(Küchenschelle) aa
10,0
M. D. S. original Staufen-Pharma;
3 x tgl. 20-30 gtt.
Anmerkung und Ergänzung: Die Mischung wirkt
anregend auf die Produktion von Gelbkörperhormonen. Unfruchtbarkeit ist jedoch
ein multifaktorielles Geschehen - man denke daher
auch an Schwermetallbelastung,
körperliche wie auch seelische Überforderung,
A- oder Hypospermie, Frigidität, Hyperprolaktinämie,
postinfekt. Tubenverschluß,
Sperma-Allergie, ... In der ersten Zyklushälfte kann
man die Keimdrüsentätigkeit bspw.
mit Ovaria comp.
glob. (Wala) anregen. Die
Spermienproduktion könnte man mit Testes comp. glob. (Wala) und mit Horvibidon (Horvi) steigern.
Frauenkräuterbusch
Schwangerschaft
"Alchemilla
ist die Pflanze der gesunden Geburt, der raschen Wundheilung nach der Geburt,
der Blutstillung in diesem Gebiete" (Pelikan)
Tee zur Kräftigung des Uterus (nach Madaus)
Frauenmantelkraut (Alchemillae
herba cc.) 100g
Zwei bis vier Teelöffel mit ca. 200 ml
kochendem Wasser überbrühen, 10 Minuten ziehen lassen, 2 Tassen täglich.
Erläuterung und Ergänzung: In der
Schwangerschaft wird der Frauenmanteltee durch Brennesselblättertee, frische Säfte, Kräuterblut oder
Hämatit Trit. D6 (Weleda)
sowie Aufbaukalk (Weleda) ergänzt. Die Frauen fühlen
sich dadurch wohler und leiden seltener unter
Übelkeit. Einige Wochen vor der Niederkunft mengt man dem Frauenmantelkraut zu
gleichen Teilen Himbeerblätter hinzu und verabreicht diese Mischung im Wechsel
mit 1 - 2 Tassen Milchbildungstee ( Anis, Fenchel,
Kümmel, Koriander).
Wochenbett
"Jede Kindbetterin sollte 8 bis 10 Tage
fleißig recht viel von diesem Kraut trinken. Manche Kinder hätten noch ihre
Mutter und mancher geschlagene Witwer seine Frau, wenn sie diese Gottesgabe
gekannt hätten." (Künzle)
Kräutertee für die Kindbetterin
Brennesselblätter (Urticae folia cc.)
Frauenmantelkraut (Alchemillae
herba cc.)
Himbeerblätter (Rubi
Idaei folia cc.)
Johanniskraut (Hyperici
herba cc.)
Melissenblätter (Melissae
folia cc.)
Schafgarbenblüten zu gleichen Teilen
M. f. spec.; ein Eßlöffel der Mischung mit ca. 200 ml siedendem Wasser
überbrühen, ca. 10 Minuten ziehenlassen, abseihen,
mit Honig süßen; drei bis vier Tassen täglich.
Anmerkung und Ergänzung: Die Teemischung regt
die Blutbildung an, kräftigt das Bindegewebe und fördert die Rückbildung.
Frauenmantel und Schafgarbe, die volksmedizinischen Blutreiniger, stehen darüberhinaus im
Ruf, Kindbettfieber zu verhüten. Zusätzlich
bewährten sich 3 x tgl. 10 Glob. Bellis
D3 ("Arnika der Gebärmutter"), 1 x tgl. je eine Messerspitze Weleda Aufbaukalk 1 (morgens) + 2 (abends).
Wenn die Milchbildung angeregt werden muß, kann im Wechsel mit o.g. Tee
bspw. Geißrautentee verabreicht werden.
Senkungsbeschwerden
"Dieses Kraut in Regenwasser / (...) /
gesotten / und mit demselbigen Wasser die heimlichen Oerter
der Weiber gewaschen / dringt es dieselbigen zusammen / als wann sie Jungfrauen
wären." (Tabernaemontanus)
Kräutertee bei Senkungsbeschwerden
Gänsefingerkraut (Anserinae
herba cc.)
Goldrutenkraut (Solidaginis
herba cc.)
Himbeerblätter (Rubi
Idaei folia cc.)
Johanniskraut (Hyperici
herba cc.)
Silbermantelkraut (Alchemilla
alpinae herba cc.) je 50g
M. f. spec.; ein Eßlöffel der Mischung mit 200 ml kochendem Wasser
überbrühen, ca. 10 Minuten ziehen lassen, abseihen, mit ein wenig Honig süßen;
drei Tassen täglich.
Anmerkung und Ergänzung: Die Rosengewächse
wie auch das "Hartheu" (Johanniskraut) sind zur Kräftigung des
Bindegewebes enthalten, wobei Johanniskraut auch der "Erschlaffung"
der Seele entgegenwirkt. Goldrute lindert die bei Gebärmuttersenkung typischen
Blasenbeschwerden. Die Teemischung muß hierzu lange
getrunken werden, wobei alle vier bis sechs Wochen eine Kurpause angebracht
ist; in dieser Zeit kann die Frau bspw. auf Zinnkraut-Tee
wechseln. Zusätzlich kann man das Bindegewebe durch Sitzbäder, abwechselnd mit
Frauenmantel und mit Zinnkraut, und durch eine Kur mit Senecio
comp., Suppositorien (Wala) straffen.
Einschlafförderung
"Der Tee vom Frauenmänteli
ist lieblich und angenehm; mit Schlüsselblüemli
gemischt, geht er über den chinesischen Tee und ist weit gesünder als dieser;
er beruhigt die Nerven und gibt gesunden Schlaf." (Künzle)
Beruhigender Abendtee
Frauenmantelkraut (Alchmillae
vulg. herba cc.)
Schlüsselblumenblüten (Primula
cum Cal. flores tot.)
Weißdornblätter (Crataegi
cum Flor. folia cc.) zu gleichen Teilen
M. f. spec.; ein Eßlöffel der Mischung mit 200 ml siedendem Wasser überbrühen,
5 bis 10 Minuten ziehen lassen, mit ein wenig Honig süßen; ein bis zwei Tassen
am Abend.
Anmerkung und Ergänzung: In der Volksmedizin
bewährten sich Frauenmantelkraut wie auch Schlüsselblumenblüten ebenfalls bei nervösen
Kopfschmerzen. Weißdorn heißt im Volksmund "Schlafdorn". Bei Bedarf
kann man den Tee durch Sedacur forte Dragees (Schaper & Brümmer) ergänzen.
Wechseljahresbeschwerden
"Sinnau ist
einer temperierten Eigenschafft zwischen der Kält und Wärme / also daß er
nicht zuviel kältet noch zu viel wärmet." (Tabernaemontanus)
Teemischung für die Wechseljahre
Frauenmantelkraut (Alchmillae
vulg. herba cc.) 3 Teile
Hopfendrüsen (Lupuli
glandulae) 2
Teile
Lavendelblüten (Lavandulae
flores) 1 Teil
Rosenblüten (Rosae centifol. flores tot.) 1 Teil
Salbeiblätter (Salviae
off. folia cc.) 2 Teile
Walnußblätter (Juglandis folia cc.) 1 Teil
M. f. spec.; ein Eßlöffel der Mischung mit 200 ml siedendem Wasser
überbrühen, abgedeckt ca. 5 Minuten ziehen lassen, mit ein wenig Honig süßen;
zwei bis vier Tassen täglich.
Anmerkung und Ergänzung: Das
volksmedizinische Basisrezept, das von manchen Hebammen auch zum Abstillen
empfohlen wird, besteht aus östrogenähnlich wirkenden Hopfenzapfen,
schweißhemmenden Salbei- und Walnußblättern. Weil der
Frauenmantel selber "schwitzt", darf er nicht fehlen. Seelentröster
wie Lavendel, Melisse und Rose verleihen der Mischung Duft und Farbe. Bei
leichteren Beschwerden zusätzlich 2 x tgl. 20 Glob.
Ovaria comp. (Wala) zur
Anregung der Keimdrüsentätigkeit; bei heftigen Schweißen, nervösen Schüben und
Hitzewallungen bewährte sich auch die abendliche Einreibung der Schilddrüse mit
Conium S Salbe (DHU),
zusätzlich evtl. Remifemin
plus (Schaper & Brümmer).
Zuckerkrankheit
"In der Wurzelrinde mancher Rosengewächse
hat sich ein merkwürdiger Stoff gefunden: das Phlorridzin;
merkwürdig dadurch, daß er, dem Menschen
eingespritzt, ihn in gewisser Weise zum Rosengewächs macht.
Die Niere wird dann nämlich
zuckerdurchlässig." (Pelikan)
Teerezept bei Diabetes (nach Zimmermann)
Geißrautenkraut (Galegae
off. herba cc.)
Bohnenschalen (Phaseoli
cortex cc.)
Heidelbeerblätter (Myrtilli
folia cc.)
Frauenmantelkraut (Alchemillae
vulg. herba cc.)
Stiefmütterchenkraut (Violae
tric. herba cc.) aa ad 100,0
M. f. spec.; kalt
ansetzen, aufkochen und zehn Minuten ziehen lassen. Zu jeder Mahlzeit eine
Tasse.
Anmerkung und Ergänzung: Die o.g. Rezeptur enthält neben stoffwechselanregendem
Stiefmütterchenkraut vor allem Heidelbeerblätter, das "pflanzliche
Insulin", als Kardinalmittel. Sie versteht sich als Begleitmittel bei
leichten Formen des Altersdiabetes. Die Rezeptur könnte durch Diabetes-Complex Tropfen (Weber & Weber) ergänzt
werden.
Alchemilla comp. Tropfen
(CERES)
Zusammensetzung: Alchemilla
Urtinktur, Lycopus europ. Urtinktur,
Ribes nigrum Urtinktur, Salvia Urtinktur, Allium cepa D6.
Anwendungsgebiete: Klimakteriumsbeschwerden,
Hitzewallungen, Prämenstruelles Syndrom. Zur Stärkung
des Yin-Pols.
Alchemilla-Complex Tropfen (Weber & Weber)
Zusammensetzung: Acid.
ars. D4, Acid. phosph. D3, Alchemilla vulg. D4, Daphne mez.. D4,
Phaseolus vulg. D2, Silybum marian. D2, Syzygium cumini D2, Vaccinium myrt. D2.
Anwendungsgebiete: Fettsucht.
Lamioflur Tropfen (Heel)
Zusammensetzung: Lamium
alb. D4, Kreosot. D6, Geum urban. D5, Alum. D12, Lapathum
acut. D6, Platin. met. D12;
Alchemilla vulg. D3, Natrium
carb. D6, Asterias rub. D6,
Hep. sulf. kalin. D4, Acid. nitr. D6, Hydrast. D4, Mezereum D4, Viola tric. D4.
Anwendungsgebiete: Schleimhauterkrankungen,
z.B. Fluor albus, Rhinitis,
Sinusitis.
Löwe-Komplex Nr.
14 Ovaria (Infirmarius-Rovit)
Zusammensetzung: Ovaria
sicc. D8, Agnus castus D4, Alchemilla vulg. D4, Aloe D4, Chelidon. D4, Mitchella rep. D4,
Puls. D4.
Anwendungsgebiete: Klimakterische
Beschwerden, Dysmenorrhoe, Fluor albus,
klimakterische Depressionen, mangelnde Libido.
Matrigen I (Soluna)
Zusammensetzung: Spagyrische
Essenz aus Alchemillae herba,
Equiseti herba, Lamii albi flos,
Matricaria flos, Calc. carb. praecipitat.
Anwendungsgebiete: Frauenleiden mit der
Anlage zu Menstruationsverhaltung und Krämpfen.
Matrigen II (Soluna)
Zusammensetzung: Spagyrische
Essenz aus Alchemillae herba,
Bursae pastoris herba, Lamii albi
flos, Millefolii herba, Quercus cortex, Calc. carb.
praecipitat.
Anwendungsgebiete: Frauenleiden mit der Anlage
zu starker Menstruationsblutung und der Tendenz von zu häufig wiederkehrender
Menstruation.
Steirocall Lösung (Steierl)
Zusammensetzung: Acid.
silicic. dil. D12, Calc. carb.
dil. D12, Calc. phosph. dil. D12, Acorus calamus dil. D6, Equisetum arv. dil.
D6, Ilex aquifol. dil. D6, Symphytum dil. D6, Alchemilla vulg. dil. D6,
Thiaminchloridhydrochlorid, Cyanocobalamin, D-alpha-Tocopherolsuccinat.
Anwendungsgebiete: Arthrosen,
Bandscheibenschäden, schlechte Kallusbildung, Osteoporose, degenerative
Prozesse im Bereich der Wirbelsäule.
Manche Rosengewächse bilden, v.a. im Samen, cyanogene Glykoside; in der Unterfamilie der Rosoideae
kommen sie nur in Spuren vor. [zurück]
Tabernaemontanus nennt den Frauenmantel "Sonnenthau", weil er "zu jeder Zeit mit schönen
hellen Wassertröpflein gefunden wird". Manche
sehen in der Drosera, die ihren enzymhaltigen
Verdauungssaft auf ähnliche
Weise absondert, das eigentliche
Alchimistenkraut. In der Alchimie entspricht die Verdauung noch der Putrefactio, während das Guttationsphänomen
schon der Purificatio nahekommt.
In den Met gehen mehr Pflanzeninhaltsstoffe
über, weil Honig und Alkohol Medizinpferde sind. Heißes Wasser löst nur die
wasserlöslichen Wirkstoffe (z.B. Gerbstoffe), Met löst sowohl wasser- als auch
fettlösliche
Wirkstoffe.
Im Kalender des Kloster Tegernsee aus dem 15.
Jahrhundert heißt es sinngemäß: "Um Maria Himmelfahrt sollen die Kräuter
und Wurzeln der Apotheken gesammelt werden." Der Frauendreißiger
endet eigentlich am 14. September, dem Tag der Kreuzerhöhung - erst dann sind
es dreißig Tage.
Bezugsquelle: Eversbusch-Apotheke, Eversbuschstr. 92, 80999 München, Tel. 089-8122159, Fax
089-8123328.
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