Alzheimer Anhang

https://www.nzz.ch/wissenschaft/kann-man-sich-vor-alzheimer-schuetzen-ld.1770509?utm_source=pocket-newtab-de-de

 

https://www.sciencealert.com/brain-changes-from-covid-19-look-eerily-similar-to-alzheimers-and-parkinsons-disease

Brain Inflammation From COVID-19 looks eerily similar to that from Alzheimer’s
The SARS-CoV-2 virus doesn’t just cause enduring damage to the lungs and the heart. A large number of patients who contract COVID-19 also report long-lasting neurological issues, including brain fog, memory loss, difficulty concentrating, hallucinations, headaches, and loss of smell or taste.

 

[Nina Schubert]

Laut aktuellen Angaben leiden in der Bundesrepublik Deutschland zurzeit etwa 1,2 Millionen Menschen an einer Form der Demenz; Tendenz steigend. Statistiken belegen, dass bei 1 bis 2% aller 65-Jährigen in unserer Bevölkerung Demenzerkrankungen diagnostiziert werden. Bei den 80-Jährigen betrifft es schon jeden Fünften; bei den über

90-Jährigen sogar jeden Zweiten. An den Zahlen kann man deutlich erkennen, dass es sich um eine Erkrankung handelt, die mit dem Alter an Häufigkeit immer weiter zunimmt. In den meisten Fällen handelt es sich um eine „Alzheimer-Demenz“, bei der sich schädliche Eiweiße, Amyloide genannt, im Gehirn als Plaques ablagern und zum Untergang von Nervenzellen führen. Die zweithäufigste ursächliche Form ist die gefäßbedingte (vaskuläre) Demenz, bei der vor allem multiple Hirninfarkte zum Absterben von Nervengewebe führen.

Die hohen Erkrankungszahlen machen Angst. Gerade bei Morbus Alzheimer tappt die Ursachenforschung nach wie vor im Dunkeln. Eine genetische Komponente konnte bisher weder bewiesen noch wirklich ausgeschlossen werden. So reagieren gerade Menschen, die schon einen Demenzkranken in ihrem engsten Familienkreis betreut haben, besonders alarmiert auf eigene Vergesslichkeit und kognitive Ausfälle. Erkennen wir entsprechende Befürchtungen bei unseren Patienten, sollten wir sensibel darauf eingehen.

Auch wenn die letztendliche Diagnose einer Demenzerkrankung dem Neurologen obliegt, stehen auch Therapeuten in der Naturheilpraxis Möglichkeiten zur Verfügung, mit denen zumindest ein Verdacht ausgeschlossen oder aber erhärtet werden kann. Die Ergebnisse einer guten Anamnese sowie sogenannter psychometrischer Tests können beruhigen – oder im Zweifelsfall eine differenziertere fachärztliche Abklärung erforderlich machen. Dabei sind Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit zwar der ursächliche Anlass für die entsprechende Besorgnis unserer Patienten, anamnestisch fragen wir jedoch weitere Verdachtsmomente ab (die Reihenfolge habe ich willkürlich gewählt, nicht nach der Häufigkeit des Auftretens), z.B.:

    soziale Kontakte werden vernachlässigt

    Notwendigkeit von Erinnerungslisten und Denkzettelchen, um sich im Alltag zurechtzufinden

    dauerndes ergebnisloses Suchen und Kramen

    zunehmende Unselbstständigkeit bei (nicht ganz all-)täglichen Verrichtungen

    Wahrnehmungsstörungen (veränderte Geschmacksempfindung, Verlust des Geruchsempfindens, gestörtes Kalt-Warm-Empfinden, veränderter Tag-Nacht-Rhythmus)

    zunehmende Schwierigkeit, sich an Gesprächen zu beteiligen

    Verirren auf bekannten Wegen

    Verlust der Ausdrucksfähigkeit

    Aggression +/o. Depression

Bei der Bewertung von vorliegenden Auffälligkeiten muss jedoch immer bedacht werden, dass andere Ursachen dahinter stecken können (Nebenwirkungen von verschiedenen Medikamenten).

Auch müssen wir abklären, ob die beunruhigenden Erscheinungen erst in letzter Zeit aufgetreten sind oder ob sie möglicherweise als Persönlichkeitseigenschaften zu unserem Patienten gehören (ein sehr schlechter Orientierungssinn). Schließlich ist noch zu bedenken, dass alle aufgeführten Symptome auftreten können, aber nicht müssen.

Daher werden wir auch bei einer optimal verlaufenden Anamnese immer nur eine Tendenz feststellen können.

Etwas aussagekräftiger sind da schon die psychometrischen Tests, wie sie auch von Neurologen eingesetzt werden. Wahrscheinlich am häufigsten wird der Mini-Mental-Status-Test (MMST) angewandt. Mit ihm können nicht nur kognitive Störungen älterer Patienten erfasst werden, sondern es kann auch eine Verlaufskontrolle durchgeführt werden. Der Test beginnt mit alltagsnahen Fragen zur zeitlichen und örtlichen Orientierung und überprüft dann die Merk- und Erinnerungsfähigkeit sowie die Aufmerksamkeit. Weiter geht es mit dem Benennen von Gegenständen, dem Umsetzen gelesener Aufforderungen und sinnvollem Schreiben. Schließlich sollen noch visuellkonstruktive Fähigkeiten gezeigt werden, indem zwei sich überschneidende Fünfecke abgezeichnet werden. Ergänzt wird dieser Test gern mit dem bekannten „Uhrentest“, bei dem der Patient eine Uhr zeichnen soll, die 11:15 h. anzeigt.

Für die richtige Erledigung der einzelnen Aufgaben gibt es Punkte, die am Ende addiert werden. Je geringer die Gesamtpunktzahl, umso größer der Verdacht auf eine vorliegende Störung.

In diesem Fall sollten wir dem Patienten eine umfassende Abklärung beim Neurologen nahe legen.

Wenn unsere Patienten eine entsprechende Ahnung nicht für sich selbst, sondern bezüglich eines Angehörigen absichern wollen, gehen wir ähnlich vor, nur dass die Anamnese über den Angehörigen durchgeführt wird. Zur Durchführung des MMST wird dann der möglicherweise Erkrankte in die Praxis bestellt. Die endgültige Diagnosestellung hat jedoch in jedem Fall über den Facharzt zu erfolgen.

Gar nicht so selten fragen uns Patienten, die einen dementen Angehörigen betreuen oder betreut haben oder die über eigene Vergesslichkeit klagen, nach Möglichkeiten der Demenz-Prävention.

Zu diesem Thema findet sich in den Medien eine Vielzahl an Informationen, die bei genauerer Betrachtung jedoch mehrheitlich eher sehr kritisch zu sehen sind.

Das „Deutsche Ärzteblatt“ zitierte im Juli 2011 eine Pressemitteilung der University of California, San Francisco, nach der anhand von Beobachtungsstudien sieben Lebenssünden als Risikofaktoren für Demenzerkrankungen festgestellt wurden. Konkret handelte es sich um:

    Rauchen

    Diabetes

    erhöhte Blutdruckwerte

    Übergewicht

    Bewegungsmangel

    Depressionen

    Bildungsmangel

Natürlich kann man sich vorstellen, dass z.B. das Rauchen oder ein erhöhter Blutdruck Einfluss auf die Entstehung einer vaskulär bedingte Demenz haben. Inwieweit jedoch Depressionen oder gar eine mangelnde Schulbildung Indikatoren für eine drohende Demenzerkrankung sein sollen, wagt auch das Deutsche Ärzteblatt zu bezweifeln. Hier ergeben statistische Erhebungen schlichtweg absurde Werte. Dazu das Beispiel der mangelhaften Bildung: Weltweit ist der Anteil der Menschen ohne Ausbildung ausgesprochen hoch. Daher entfallen 19% aller Demenzerkrankungen auf diese Bevölkerungsgruppe. Zu glauben, dass ihre Zahl mit Ansteigen des Bildungsniveaus abnehmen würde, dürfte dann aber wohl doch eher eine „Milchmädchenrechnung“ sein.

Wie jedoch verhält es sich mit den zahlreichen Hinweisen zur Ernährung, die sich selbst in renommierten Ärzte-Fachzeitschriften wiederfinden und die für den Laien natürlich besonders interessant sind, da sie prinzipiell in der heimischen Küche umgesetzt werden können? So titelte die „Ärzte Zeitung“: „Anti-Alzheimer-Diät: Fisch, Nüsse, Obst, Salat.“ Die Auswertung groß angelegter Studien scheint tatsächlich den Schluss nahe zu legen, dass eine weitgehend mediterrane Ernährungsweise mit viel Fisch, Obst und Gemüse das Erkrankungsrisiko reduzieren kann. Dieser Meinung schloss sich auch die „Medical Tribune Deutschland“ mit ihren „Ernährungstipps für das Gehirn“ an. In ihrem Bericht betonte sie die Bedeutung der Omega-3-Fettsäuren im Fisch sowie die der mehrfach ungesättigten Fettsäuren aus dem Olivenöl. Fleisch (vor allem rotes), Milchprodukte und stark zuckerhaltige Getränke und Speisen (Süßigkeiten) sollten gemieden oder zumindest sehr stark eingeschränkt werden.

Es dürfte Einigkeit darüber bestehen, dass eine vernünftige Lebensführung mit einer vollwertigen Ernährung, Nikotinverzicht, mäßigem Alkoholkonsum, ausreichend Bewegung, dem Abbau von Übergewicht und der Behandlung von chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes die allgemeine Basis darstellt für unsere körperliche und geistige Gesundheit. Aber es ist nun einmal leider nicht möglich, allein durch die Befolgung der angegebenen Faktoren sowie regelmäßiger geistiger Forderung ein demenzfreies Alter zu garantieren. Da aber der Wunsch nach vorbeugenden Schutzmöglichkeiten verständlicherweise sehr groß ist, forscht die Wissenschaft kontinuierlich weiter. Immer wieder tauchen in den Medien Berichte über Studien auf, die außerordentlich erfolgversprechend erscheinen, von denen man dann aber irgendwann nichts Weiteres hört. So habe ich 2005/2006 selbst interessiert mitverfolgt, wie die Substitution von Kupfer als Maßnahme zur Demenz-Prävention sowie zur Behandlung von beginnendem Alzheimer angepriesen wurde. Über den endgültigen Ausgang der zu dem Zeitpunkt begonnenen Studie habe ich nichts mehr vernommen. Ein in dem Zusammenhang damals viel beworbenes Kupferpräparat wurde zwischenzeitlich vom Markt genommen, „aus wirtschaftlichen Erwägungen“, wie mir die Firma auf telefonische Nachfrage mitteilte.

Auch die Pharmaindustrie hat inzwischen die verschiedensten Wirkstoffe getestet. Immer wieder wurde ein Hoffnungsstreifen am Horizont verkündet, immer wieder aber stellte sich im Endeffekt heraus, dass sich durch ein neues Medikament vielleicht tatsächlich diverse Laborwerte besserten - aber ganz praktisch, im alltäglichen Erleben, erhöhte sich weder die Lebensqualität der Dementen selbst, noch konnten die Angehörigen eine Verbesserung ihres Zustands feststellen.

Nichtsdestotrotz möchte ich behaupten, dass es naturheilkundliche Möglichkeiten gibt, eine beginnende Demenzerkrankung zu beeinflussen und den Verlauf hinauszuzögern. Unbestritten dürfte das bei den vaskulär bedingten Demenzen sein. Hier kommen durchblutungsfördernde Medikamente wie z.B. Ginkgo-Präparate zum Einsatz.

Ich persönlich empfehle außerdem noch tägliche Ohrmassagen nach Günter Lange, in die ich die Angehörigen einweise – die gesamte Ohrmuschel wird dabei mit festem Druck systematisch durchmassiert, was eine ausgesprochen durchblutungsfördernde Wirkung auf den ganzen Körper hat. Verstärkt werden kann dieser Effekt noch durch die Verwendung von kreislaufanregenden Salben, z.B. die „Lomazell-Salbe“ (Lohmann). Allerdings sollte man den Patienten vorwarnen, damit er sich bei einem Blick in den Spiegel nicht über seine leuchtend roten Ohren erschrickt.

Für alle Formen der Demenz, gerade auch Alzheimer, hat sich bei mir im Laufe der Zeit durch Erfahrung ein spezielles Konzept entwickelt: Im Mittelpunkt steht eine sogenannte Revitalisierung mit Organzubereitungen (es gibt verschiedene Anbieter, ich selbst arbeite in meiner Praxis mit vitOrgan-Injektionspräparaten). Die Grundidee hinter dieser Behandlungsform ist, dass bei erkrankten Organen und Geweben speziell aufbereitete Faktoren aus gleichartigen gesunden Organen eine heilende Wirkung haben können. Der Hersteller selbst bietet konkrete Behandlungsvorschläge für Demenz bzw. Alzheimer an. Ich selbst würde anraten, diese als Ansatzpunkt zu nutzen und Bausteine je nach persönlichen Schwierigkeiten zu ergänzen oder auszutauschen. Die Basis bilden jedoch in allen Fällen Injektionspräparate mit Faktoren aus unterschiedlichen Hirnarealen, ergänzt durch eine Vielzahl von Organbestandteilen (Leber, Pankreas, Milz, Herz, Schilddrüse, Thymusdrüse etc.), die den gesamten Stoffwechsel aktivieren sollen. Die Mittel sind untereinander mischbar. Für mich hat es sich bewährt, die Präparate so zusammenzustellen, dass eine Kur mit zehn Injektionen durchgeführt werden kann, für die der Patient zwei- bis dreimal pro Woche in die Praxis bestellt wird.

Darüber hinaus empfehle ich die Durchführung der Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie nach Ardenne; eine weitere Methode, um die Vitalität des Patienten spürbar zu erhöhen. Unter Schritt 1 versteht man hierbei die Verabreichung von Vitalstoffen, einem Cocktail aus hochwertigen Vitaminen und Mineralstoffen. In Schritt 2 atmet der Kranke eine halbe Stunde lang über eine Atemmaske ionisierten Sauerstoff ein. Schließlich, im 3. Schritt, soll sich der Patient in für ihn angemessener Weise bewegen. Diese aufeinander abgestimmten Schritte sollen gewährleisten, dass hochwertiger Sauerstoff in alle Körperzellen eingeschleust wird. Ich denke, es ist überflüssig zu erwähnen, dass diese Therapie natürlich nur möglich ist, wenn der Erkrankte noch ein gewisses Verständnis für diese Behandlungsform aufweist und keine Angst vor dem Aufsetzen der Maske hat.

Ansonsten bleibt uns noch, die Angehörigen zu beraten, die Ressourcen der Erkrankten zu erkennen und zu fördern. Alltägliche Verrichtungen sollten ritualisiert werden, sodass sie in ihrer Ausübung noch möglichst lange abrufbar sind. Darüber hinaus sollte man prüfen, welche individuellen Möglichkeiten infrage kommen, verbliebene Hirnfunktionen zu stärken und möglichst lange zu erhalten. Erkrankte, die immer sehr gern Kreuzworträtsel, Sudokus oder Ähnliches gelöst haben, sollten unterstützt werden, dies fortzuführen. Eventuell muss ihnen bei diesen Aufgaben zunehmend behutsam geholfen werden, damit Erfolgserlebnisse gewährleistet bleiben. Das Gleiche gilt bei Spielen, die üblicherweise zu zweit oder mit noch mehr Personen gespielt werden. Bei Schach, Backgammon oder auch einfacheren Brettspielen sollten die Angehörigen durch leichtes, angemessenes „Schummeln“ dafür Sorge tragen, dass der Erkrankte den Spaß an der Sache nicht verliert und seinen persönlichen „Denksport“ möglichst lange fortführt.

Eine Patientin von mir berichtete von ihrem demenzkranken Vater, der keinerlei Alltagsverrichtungen mehr zustande bekam, auch zu keinem Dialog mehr in der Lage war und seit einiger Zeit notgedrungen im Seniorenheim lebte. Wenn er jedoch mit Familienangehörigen oder auch anderen Bewohnern „Menschärgere- dich-nicht“ spielen durfte, merkte man nichts mehr von seiner Demenz. Immer noch beherrschte er die Regeln des oft gespielten Brettspiels perfekt und freute sich verschmitzt, wenn er durch geschicktes Setzen der eigenen Figuren seinen Gegner vom Spielbrett fegte.

Bei der Behandlung und Begleitung von demenzkranken Patienten geht es uns darum, kognitive Fähigkeiten möglichst lange zu erhalten; aber nicht nur: Wichtig muss uns außerdem immer sein, die Lebensqualität des Patienten zu erhalten oder sogar zu verbessern. Denn wir müssen bedenken, dass eine fortschreitende Demenzerkrankung für

den Betroffenen im Allgemeinen sehr beängstigend wirkt. Depressionen gehen daher mit diesem Krankheitsbild häufig fast schon zwangsläufig einher. Wir müssen abschätzen, inwieweit noch mit naturheilkundlichen Mitteln eine Intervention möglich ist oder ob das unsere Kompetenzen überschreitet und eine fachärztliche Behandlung erforderlich ist.

Meines Erachtens kann die Naturheilpraxis verschiedentlich auf depressive Verstimmungen eingehen. Allerdings stellt uns die Behandlung von dementen Patienten vor besondere Herausforderungen. Ich persönlich setze sehr gern die Bach-Blütentherapie ein oder auch oral einzunehmende Johanniskrautpräparate. In der Praxis scheitert es bei Demenzkranken jedoch häufig daran, dass sie eine regelmäßige Einnahme nicht bewältigen. Hier ist die Zusammenarbeit mit den Angehörigen unerlässlich. Allerdings sind auch diese mit der mehrmals täglichen Medikamentengabe häufig überfordert - zumal sie dem Patienten ja neben unseren auch noch die oft sehr zahlreichen fachärztlich verschriebenen Arzneimittel verabreichen müssen. Daher bin ich dazu übergegangen, meine Behandlungen gleich direkt an die Person zu bringen. Ich bestelle die Dementen (mit ihren Angehörigen) in die Praxis, um ihnen die ausgewählten Medikamente einfach zu injizieren. Johanniskraut findet so als „Hyperforat“-Injektion (Klein) den sicheren Weg in den Körper des Patienten. Auch Injektionen mit „Infidys“ bei Unruhe, Erregungs- und Angstzuständen oder mit „Infi-Damia“ bei Depressionen, Schlaflosigkeit und nervöser Erschöpfung (beide Infirmarius) haben sich bewährt. All diese Injektionen sind mindestens zweimal, besser dreimal pro Woche (bestenfalls natürlich täglich) erforderlich, damit sie eine Wirkung zeigen können.

Erfahrungsgemäß sind die Angehörigen jedoch gern bereit, auch häufiger mit „ihrem Kranken“ in die Praxis zu kommen – schließlich können auch sie während der Behandlung des Patienten immer mal wieder mit dem Therapeuten ein paar entlastende Worte über ihre eigene schwierige Situation wechseln.

Fallbeispiel

Abschließend möchte ich einen Fall aus den Anfangsjahren meiner Praxistätigkeit darstellen, der mein späteres Vorgehen in der Behandlung von Demenzerkrankungen sehr geprägt hat:

Der damals 74-jährige Werner D. suchte mich auf, weil er sich insgesamt nicht wohlfühlte. Er klagte über verschiedenste Befindlichkeitsstörungen, die von den Ärzten angeblich entweder „nicht ernst genommen“ oder von diesen einfach nicht „in den Griff bekommen“ wurden. Dazu gehörten wiederkehrende Magenschleimhautreizungen, Wechsel zwischen Diarrhö und Obstipation, schwer einstellbarer Altersdiabetes, Beschwerden an Wirbelsäule und Schultergelenken, Schwindelgefühle, Sehprobleme, unspezifischer Juckreiz, Kreislaufprobleme, Erschöpfungssyndrom und vieles mehr. Einen ganzen Aktenordner voller Befunde hatte er mitgebracht. Herr D. war aufgrund seiner vielschichtigen Symptomatik in großer Sorge und litt an einer regelrechten Todesangst.

Ich muss zugeben, dass ich damals nicht an eine beginnende Demenzerkrankung gedacht habe (zu meiner Ehrenrettung: Auch nicht einer der vielen konsultierten Ärzte hat das getan!). Meines Erachtens saß ein hochgradiger Hypochonder in meiner Praxis, der sich von mir „Errettung“ erhoffte. Daher erhielt er eingangs eine homöopathische Gabe (D200) von Arsenicum album wegen seiner selbstzerfleischenden Ängste und wegen seines pedantischen Wesens, welches sich anamnestisch gezeigt hatte. Mit der wöchentlichen Akupunktur der drei Omega-Punkte im Ohr erreichten wir recht bald, dass er sich nicht mehr als „Opfer seines Körpers“ ohne Einfluss auf all die angstmachenden Symptome fühlte, sondern seine Befindlichkeiten sachlicher betrachten konnte. Wegen der großen Erschöpfung riet ich ihm eine Revitalisierungs-Injektionskur mit Organpräparaten an, die wir nach Vorschlag des Herstellers durchführten. Innerhalb von vier Wochen erhielt er zehn Injektionen - mit durchschlagendem Erfolg: Aus meinem Praxisfenster heraus hatte ich einen guten Blick auf die Straße, die mein Patient üblicherweise zu Fuß auf dem Weg zu mir nutzte. Anfangs ging er immer sehr gemächlich, gebückt, den Blick auf den Boden gerichtet. Aber im Laufe der Behandlung ergab sich ein Wandel: Zu den letzten Injektionen eilte er regelrecht in die Praxis, mit aufrechtem Blick und in jeder Beziehung sehr vital. Er war jedenfalls dermaßen von dem Ergebnis begeistert, dass er ein halbes Jahr später um eine Wiederholung der Behandlung gebeten hat. In den folgenden drei Jahren gehörten die Injektionskuren zweimal im Jahr zu seinem festen Programm.

Dann kam er eines Tages sehr aufgelöst in meine Praxis: Wenige Tage zuvor war er in der Stadt gewesen und fand nach Erledigung seiner Einkäufe plötzlich sein Auto nicht wieder. Er war sich sicher, es auf dem Marktplatz geparkt zu haben – und wandte sich voller Verzweiflung schließlich an die Polizei, in der Überzeugung, bestohlen worden zu sein. Im Endeffekt stellte sich jedoch heraus, dass er seinen Wagen vor dem Rathaus abgestellt hatte, wo es immer noch unversehrt stand, allerdings inzwischen mit einem „Knöllchen“ versehen, da die erlaubte Parkzeit überschritten worden war. Die Angelegenheit war Herrn D. verständlicherweise sehr peinlich und löste große Ängste aus. Irgendwie mochte er sich selber nicht so recht glauben, dass er einen Blackout durch seinen entgleisten Zuckerspiegel gehabt haben könnte. Mit gemischten Gefühlen ließ er sich auf einen Mini-Mental- Status-Test ein („Ich weiß nicht, ob ich das wirklich gut finde, was Sie hier mit

mir machen!“). Wie er schon selbst befürchtete, war das Ergebnis sehr grenzwertig und er unterzog sich schließlich doch einer neurologischen Abklärung. Die Diagnose „Verdacht auf Alzheimer-Demenz“ zog ihm erst einmal den Boden unter den Füßen weg. Über zwei Monate hinweg kam er daraufhin an fünf Tagen der Woche zur Johanniskraut-Injektion. Dabei waren die begleitenden Gespräche sicherlich nicht der unwichtigste Beweggrund für die Konsultation.

Im Folgejahr führten wir noch zweimal eine dem Demenz-Befund angepasste Revitalisierungskur durch; dann allerdings hatte seine Erkrankung bereits ein Stadium erreicht, in dem er nicht mehr selbst in der Lage war, sich um eine sinnvolle naturheilkundliche Behandlung zu kümmern. Nichtsdestotrotz konnte er mit Unterstützung durch einen Pflegedienst noch weitere zwei Jahre im Familienkreis verbleiben. Erst als er Weglauftendenzen entwickelte und selbst- und fremdgefährdendes Verhalten nicht mehr kontrollierbar war, musste seine Familie ihn schweren Herzens in ein Pflegeheim mit beschütztem Wohnbereich geben.

Im Rückblick bin ich mir sicher, dass Herr D. schon an den anfänglichen Symptomen seiner Demenz litt, als er erstmalig in meiner Praxis erschien. Ebenfalls bin ich davon überzeugt, dass die Revitalisierungskuren seine Vitalität und sein Lebensgefühl immer wieder deutlich verbessert haben. Leider gehörte die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie zum damaligen Zeitpunkt noch nicht zu meinem Behandlungs-Repertoire. Aber auch so konnte meiner Meinung nach die Demenzerkrankung von Herrn D. im Verlauf monate-, wenn nicht sogar jahrelang hinausgezögert werden - und er gewann wertvolle, lebenswerte Zeit.

 

[Jean Peter Lange]

Gleich mehrere Studien belegen, dass sich eine ausreichende Versorgung mit B-Vitaminen inklusive Folsäure positiv auf die Gedächtnisleistung von älteren Menschen auswirkt bzw. der Ausbruch einer Alzheimer-Erkrankung deutlich verzögert werden kann.

Eine Langzeitbeobachtungsstudie untersuchte gezielt den Zusammenhang von Holotranscobalamin (eine bioaktive Form von Vitamin B12) sowie des Homocystein- und Folat-Spiegels. Um deren Einfluss auf die kognitive Leistung von Senioren zu analysieren, wurden die Blutwerte von 274 demenzfreien Personen zwischen 65 und 79 Jahren untersucht. Nach 7 Jahren wurden deren kognitive bzw. psychomotorische Leistungsfähigkeit, die Exekutivfunktionen sowie das sprachliche Ausdrucksvermögen getestet.

Es zeigten sich deutliche Zusammenhänge zwischen hohen tHcy-Werten und einem deutlichen Nachlassen der generellen Kognitionsleistung, der Merkfähigkeit, der sprachlichen Agilität und den Exekutivfunktionen.

Hohe holoTC-Spiegel hatten einen Einfluss auf die psychomotorische Geschwindigkeit und eine bessere Leistung der Exekutivfunktionen, wohingegen ein hoher Folat-Spiegel in signifikanter Verbindung mit der globalen Kognitionsleistung und dem verbalen Ausdrucksvermögen stand.

Ähnliche Ergebnisse liefert auch eine weitere Studie, bei der gezielt Patienten ausgewählt wurden, die an einer Vorstufe der Alzheimer-Krankheit, dem sogenannten Mild Cognitive Impairment (MCI), leiden. In dieser Studie wurden die 271 über 70-jährigen Teilnehmer entweder mit Placebo oder mit Vitamin B6, Vitamin B12 und Folsäure in Kombination behandelt. Sowohl durch Magnetresonanztomografie als auch durch kognitive Standardtests konnte gezeigt werden, dass sich die Hirndegeneration und der Funktionsverlust durch Vitaminzufuhr signifikant verringern lassen.

Da bisher kein therapeutischer Ansatz in Sicht ist, der eine Heilung der Alzheimer-Erkrankung verspricht, und sich Vitaminmangelzustände oft über Jahre hinweg entwickeln, erscheint es ratsam, neben einer generellen gesunden Lebensführung auf die ausreichende Zufuhr von B-Vitaminen und Folsäure zu achten, um bis ins hohe Alter die volle kognitive Leistungsfähigkeit zu bewahren.

Diagnostik:

Aktive Demenzvorsorge durch spezifische Laboruntersuchungen:

Mikronährstoff-Screening (Vollblut) incl. Vit. B 6, Vit. B12 und Folsäure sowie Homocystein (Blutentnahme: morgens nüchtern), Omega3-Fettsäureprofil usw

 

ZEIT ONLINE

Gesundheit

[Ulrich Bahnsen]

Der Weg ins Vergessen beginnt mit der Geburt: Eine Hypothese zur Ursache des Hirnleidens. 

18. Januar 2014  20:07 Uhr  20 Kommentare

Es scheint kein Kraut gewachsen gegen das Zellsterben im Gehirn, das den Menschen erst ihr Gedächtnis, dann ihre Selbstständigkeit, schließlich ihr Ich raubt. Alzheimer ist nicht zu heilen, der Verlauf kaum zu bremsen. Die großen Pharmakonzerne haben mit neuen Wirkstoffen reihenweise Schiffbruch erlitten. Eine hochgelobte Substanz nach der anderen fiel in klinischen Studien durch.

Trotz dieser herben Rückschläge gehen die Tests weiter. Bei den Medizinern wächst die Überzeugung, dass ihre Arzneien durchaus effektiv wären – wenn man sie nur früh genug einsetzte, nämlich lange bevor die Patienten handfeste Symptome zeigen.

Über die Erfolgsaussichten dieser Bemühungen kann man nur spekulieren. Denn das Grundrätsel der Alzheimerkrankheit ist ungelöst: Warum gibt es das Leiden überhaupt? Wieso verdämmern manche Menschen mit 70 Jahren im Vergessen, während andere mit 95 noch rüstig und rege sind? Gesucht wird so etwas wie ein Zündmechanismus, der darüber entscheidet, ob ein Mensch irgendwann in seinem Leben demenzkrank wird oder nicht.

Ist es in dieser Lage denkbar, dass die Variablen dieser Alzheimerformel tatsächlich schon alle auf dem Tisch liegen? Dass sie nur noch zusammengesetzt werden müssen zu einer schlüssigen Erklärung für jene Tragödie, die jedes Jahr Tausende Familien in Deutschland trifft? Einfache Erklärungen sind in der Medizin selten die richtigen. Dennoch – dieser Artikel wagt eine Hypothese. Stimmt das Gedankenspiel, ist ein Jahrhunderträtsel gelöst.

Es gibt keine wissenschaftliche Veröffentlichung, in der die Hypothese so vorgedacht wird und auf die sich dieser Artikel berufen könnte. Analysen und Experimente, um die Idee zu bestätigen oder sie zu widerlegen, stehen noch aus. Doch starke Indizien existieren. Was die Lösung für das Rätsel Alzheimer sein könnte, findet sich in einer Spurensuche; in Etappen führt sie querbeet durch die Welt der neuromedizinischen Forschung.

1. Die Saat

Was den Untergang der Nervenzellen bewirkt, ist den Wissenschaftlern inzwischen ziemlich klar: Es sind toxische Fragmente eines Eiweißmoleküls, sie heißen A-beta. Schreitet die Krankheit fort, verklumpen sie zu Amyloid-Plaques, den typischen Ablagerungen, die Pathologen in geschrumpften Hirnen von Alzheimerpatienten finden. Doch der Niedergang der Neurone beginnt Jahrzehnte bevor die Patienten erste Symptome zeigen. Ganz neu ist die Erkenntnis, dass dafür wohl nicht die auffälligen Plaques verantwortlich sind, sondern unsichtbar winzige Aggregate aus nur wenigen A-beta-Molekülen. Man nennt sie seed (= die Saat).

Mit Tierexperimenten haben der Tübinger Neurowissenschaftler Mathias Jucker und sein amerikanischer Kollege Lary Walker die Pionierarbeit bei der Erkundung der seed geleistet. Die besitzt eine fatale Eigenschaft – ihre Moleküle haben eine fremde, eine bösartige Gestalt angenommen. Und sie sind infektiös: Treffen sie auf normal geformte A-beta-Moleküle, dann zwingen sie auch diesen die gefährliche Form auf. So verbreiten sie sich wie ein virulenter Erreger. Sie zerfressen das Nervengewebe, so wie der Rinderwahnsinn BSE das Gehirn der Kuh, wie Scrapie das des Schafs und wie die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) das des Menschen. "Im Hirngewebe ist die seed infektiös", sagt Jucker, der für seine Forschungen gerade mit dem Hamburger Wissenschaftspreis ausgezeichnet wurde. "Das heißt aber nicht, dass die Patienten für andere Menschen ansteckend wären."

Die meisten Wissenschaftler sind inzwischen davon überzeugt, dass Alzheimer wie Scrapie, BSE oder CJD zu den Hirnleiden gehört, die durch infektiöse Proteine (Prionen) ausgelöst werden, die sich wie ein Schwelbrand im Nervensystem ausbreiten. Langsam, aber nicht aufzuhalten.

 

2. Die Lehre des Downsyndroms

Woher aber stammt der Zündstoff, und wer hält die Lunte? Wieso entstehen die infektiösen Eiweiße überhaupt? Bei der Suche nach Antworten stößt man auf Menschen mit dem Downsyndrom. Sie können eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome aufweisen, und sie sind mehr oder weniger stark geistig behindert. Infolge der besseren medizinischen Versorgung ist die Lebenserwartung von Downpatienten deutlich gestiegen. Seither beobachten die Neurologen etwas Neues: Downpatienten entwickeln sehr häufig nach dem 40. Lebensjahr eine Demenz vom Alzheimertypus.

Dieses Zusammentreffen ist nicht überraschend: Das Downsyndrom entsteht durch eine Chromosomenstörung; die Betroffenen besitzen ein drittes, überzähliges Chromosom 21, auch in ihren Hirnzellen. Und just das Chromosom 21 trägt die genetische Information für das Eiweiß A-beta. Sind drei Kopien dieses Gens vorhanden, wird zu viel A-beta produziert, die Moleküle nehmen leichter die toxische Gestalt an und starten ihr Zerstörungswerk.

Dass die dreifache Gendosis für die Alzheimerkrankheit bei Downpatienten verantwortlich ist, gilt als sicher. Es gibt nämlich auch Menschen, die zwar kein drittes Chromosom 21 besitzen, sondern bei denen "nur" der betreffende Genabschnitt auf diesem Chromosom verdoppelt ist. Auch sie tragen die Geninformation für A-beta dreifach in sich. Und auch diese Menschen erkranken sicher an Demenz.

 

3. Der Fluch der Familien

Es gibt Familien, in denen Alzheimer-Demenz vererbt wird. Wie unter einem Fluch trifft die Krankheit jede Generation aufs Neue. Jeder zweite Blutsverwandte fällt ihr zum Opfer.

Schlimmer noch: Die Symptome beginnen früh im Leben, oft weit vor dem 50. Lebensjahr. In Frankreich sind über 100 betroffene Familien bekannt, in Deutschland gibt es wohl noch mehr. Unterschiedliche Veränderungen in drei Genen (den sogenannten Alzheimer-Genen APP, PS1 und PS2) können für diese frühe familiäre Alzheimer-Demenz (FAD) verantwortlich sein; wer sie geerbt hat, bildet früh im Leben zu viel A-beta und wird unweigerlich erkranken. Offenbar wirkt die Überproduktion wie ein Brandbeschleuniger, der die Verwandlung von A-beta in ein toxisches Prion erleichtert – in die Saat.

Das sind Extremfälle. Die weitaus meisten Alzheimer-Opfer jedoch, über 99 Prozent, sind älter als 60 Jahre, wenn sie erkranken. Woher stammt die Saat bei ihnen? Es gibt eine Verbindung zwischen der seltenen, vererbten und der üblichen, spontanen und spät einsetzenden Variante der Krankheit. Sie findet sich in den furchtbaren Schicksalen einer Mutter und ihrer Tochter.

 

4. Eine Tragödie in England

John Collinge ist Prionforscher. Er leitet die Abteilung für Neurodegenerative Krankheiten des University College London am Queens Square. Als der Rinderwahnsinn in Großbritannien grassierte, war Collinge einer der am heftigsten von den Medien belagerten BSE-Experten. Es ist kein Zufall, dass er, wie viele seiner Kollegen aus der Prionszene, intensiv in der Alzheimerforschung mitmischt. Bei Collinge begann es mit der Tragödie einer Familie, über die er bereits 2004 berichtet hatte. "Heute ist das von viel größerem Interesse."

Viele Jahre zuvor war – nennen wir sie Edna Miller, vielleicht aus einem kleinen Ort unweit Londons, mit erst 42 Jahren von den ersten Symptomen einer unheimlichen, fortschreitenden Nervenkrankheit befallen worden. Bald litt sie unter Lähmungen und ausgeprägter Demenz. Zunächst konnten Collinge und seine Mitarbeiter in den Blutproben der Frau keinen der bekannten Erbdefekte für Alzheimer aufspüren. Nach 16-jähriger Leidenszeit starb Edna Miller mit 58 Jahren. Nach ihrem Tod entdeckten die Forscher im Hirn das typische Bild der Alzheimer-Demenz- ausgebranntes Nervengewebe, durchzogen von Plaques.

Zu dieser Zeit war auch Ednas Tochter, Alice mag sie geheißen haben, bereits schwer krank. Bei ihr hatte es schon im Alter von 27 Jahren begonnen, die Symptome unterschieden sich von denen

ihrer Mutter, doch auch Alice litt unter Lähmungen und fortschreitender Demenz. Sie starb noch vor ihrem 40. Geburtstag.

Alice, stellte Collinges Team fest, war das Opfer der früh einsetzenden, erblichen Variante des Alzheimerleidens mit krassem Verlauf: Sie hatte von ihrer Mutter Edna einen Defekt im Gen PS1 geerbt, der Alzheimer auslöst.

Bei genauen Untersuchungen in Geweben der Mutter stießen die Londoner Wissenschaftler auf die Lösung des Rätsels. Ednas Schicksal hatte sich bereits in den ersten Tagen ihres Lebens entschieden, als sie noch ein Embryo im Mutterleib war. Bei einer Zellteilung trat der Fehler im PS1-Gen auf. Die mutierte Zelle teilte sich weiter, und ihre Nachkommen verteilten sich in den keimenden Organen und Geweben. Edna wurde zu einem genetischen Mosaik. Manche ihrer Körperzellen trugen die gefährliche Erbanlage – auch jene Eizelle, aus der ihre Tochter Alice entstehen sollte.

Bei der Mutter entdeckten Collinge und seine Mitarbeiter den Defekt in jeder zwölften Blutzelle. Das Verhängnis aber lauerte in Ednas Großhirn – etwa 14% der Nervenzellen waren von der Mutation im Alzheimer-Gen betroffen. Hatte die verstreute Zellpopulation so viel tödliches A-beta in Marsch gesetzt, dass Edna Millers frühe Demenz programmiert war? Wenn die Antwort Ja

lautet -und die Wissenschaftler halten das für gesichert-, dann stellt sich eine beunruhigende Frage: Könnte es sein, dass die vielen Patienten mit der häufigen, der späten Form des Leidens einem ähnlichen Verhängnis anheimfallen?

Dass auch sie solche genetische Muster im Hirn tragen, die ihnen das Leiden vorherbestimmen?

 

5. Das Ich, ein Mosaik

Erst seit kurzer Zeit kann man vermuten, dass Edna Miller nur Pech hatte. Vor wenigen Wochen haben die neuesten Befunde eines Teams um den Neurowissenschaftler Fred Gage und des Neurogenetikers Alysson Muotri zu einer alarmierenden Erkenntnis geführt: Jeder noch so gesunde Mensch trägt ein höchst komplexes Patchwork im Kopf. In ihrer Erbinformation gleicht keine Nervenzelle eines Menschen der nächsten – manche Neurone besitzen überzählige Chromosomen, viele haben reihenweise genetische Information verloren, andere zuhauf vervielfacht; springende Gene können sich im Erbgut von Hirnzellen frei bewegen und ebenso ungehindert Unheil anrichten. Manche Forscher sehen in dieser genetischen Vielfalt des Hirngewebes und seiner Schaltkreise sogar eine Basis für die individuelle Personalität.

Womöglich liegt hier aber auch der Ursprung der Demenz. In genetischen Veränderungen in Zellmosaiken; in Mustern aus 2, 3 oder 10% der Hirnzellen, die Alzheimer-Gene tragen und schließlich die Demenz auslösen.

Bei der Suche nach Belegen für diese Vorstellung stößt man auf alte Forschungsarbeiten, die schon beinahe vergessen waren. Zusammen mit Fred Gages aktuellen Befunden zeigen sie, was Downpatienten, was Edna Miller und die vielen Kranken mit spät einsetzendem Alzheimerleiden verbinden könnte: Im Hirn jedes Menschen, auch jedes gesunden, gibt es viele Nervenzellen mit fehlenden Chromosomen (Monosomie) oder eben mit überzähligen (Trisomie). Vielleicht sind nur ein oder zwei Prozent betroffen. Aber selbst das würde zwei Milliarden Zellen bedeuten, die seed produzieren. Bei verstorbenen Alzheimerpatienten wurden sogar über zehn Prozent Neurone mit Trisomie 21 gefunden. "Als Erste haben das russische Kollegen schon Ende der 1960er Jahre veröffentlicht", sagt der Neuroforscher Thomas Arendt vom Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung in Leipzig, der sich mit dem Phänomen schon ein halbes Forscherleben lang beschäftigt. "Aber die Publikationen waren auf Russisch, das hat natürlich kein Mensch gelesen." Auch wenn es im Detail noch Ungereimtheiten gibt – Arendt und eine Reihe anderer Forscherteams haben diese Befunde inzwischen mehrfach bestätigt.

Bis zur Entdeckung der infektiösen Natur des aggregierten A-beta hatte sich nie erklären lassen, wie eine kleine Schar unter den 100 Milliarden Hirnzellen so viel toxisches Beta-Amyloid auswerfen könnte, dass schließlich das Gehirn der zerstört wird. "Der Dosiseffekt ist viel zu gering", sagt etwa Konrad Beyreuther, ein alter Recke der Alzheimerforschung.

Nun aber, mit der Erkenntnis, dass sich die Saat selbst vermehren und dabei in immer größere Areale des Großhirns vordringen kann, gäbe es eine Erklärung für das große Enigma. Einfach gesprochen: Je mehr Nervenzellen mit Alzheimer-Defekten ein Mensch im Hirn besitzt, desto mehr prionartiges A-beta wird er bilden. Und desto früher wird er erkranken. Wenn alle seine Neurone betroffen sind, wie bei den seltenen erblichen Fällen, dann beginnen die Symptome schon mit Anfang 40. Wer hingegen sehr wenige gestörte Zellen im Gehirn hat, wird nie Anzeichen für Alzheimer entwickeln – oder, bei utopischer Lebenserwartung, erst mit 130 Jahren.

Erkranken werden Menschen also insbesondere dann, wenn die rasante Zellteilung während der embryonalen Entwicklung des Gehirns zu viele Nervenzellen mit einem genetischen Alzheimer-Defekt erzeugt hat. Oder dann, wenn sich diese Zellen zufällig an einem besonders anfälligen Ort im Hirn versammeln, an dem das große Nervensterben normalerweise beginnt: im Nucleus coeruleus oder dem entorhinalen Kortex.

 

6. Fazit

All dies ist erst eine Hypothese. Doch erweist sie sich als stimmig, wird sie erhebliche Konsequenzen haben. Etwa: Alzheimer wäre dann komplett schicksalhaft. Menschen würden, gerade frisch geboren, bereits den Weg in die Demenz antreten. Und: In ganz ähnlicher Form könnten so auch andere neurodegenerative Leiden erklärt werden, vor allem die Parkinsonkrankheit.

Erst heute verfügen die Genomexperten über Verfahren, die ihnen die Suche nach genetischen Mosaiken im Hirn erlauben: Mit Erbgutanalysen einzelner Nervenzellen können die Wissenschaftler im Hirn von verstorbenen Patienten nach verstreuten Neuronen mit Alzheimer-Gendefekten fahnden. Tatsächlich hat die Mosaik-Hypothese in der Forscherszene Resonanz erzeugt. "Wir diskutieren die Idee bereits", sagt der Münchner Demenzexperte Christian Haass, eine der führenden Figuren am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen.

Für die Wissenschaftler wäre eine Bestätigung der Mosaik-Hypothese jedoch keineswegs eine Revolution oder die Aufforderung, umzudenken. Sie wäre vielmehr eine weitere Bestätigung, dass man bei der Strategie für eine erfolgreiche Therapie auf dem richtigen Weg ist. Und dass sich langer Atem lohnt.

Die Mediziner müssen nun Wege finden, um die Prionen im Hirn früh zu stoppen und das Hirn vor der Zerstörung zu retten.

Diese Arbeit hat bereits begonnen: Derzeit werden gescheiterte Alzheimer-Medikamente erneut getestet. Man kann heute Probanden therapieren, bei denen Alzheimer noch gar nicht ausgebrochen ist. Das sind die Menschen, die erblich mit Alzheimer-Mutationen belastet sind und bei denen der Ausbruch der Krankheit als sicher gelten darf.

Gelingt es, die Alzheimerkrankheit bei diesen Menschen zu verhindern oder wenigstens zu verzögern, dann sollte das auch bei allen anderen Patienten möglich sein. Vorausgesetzt, man lernt, wie man das nahende Leiden rechtzeitig erkennt.

 

Leserkommentare

ThomasSchweden

18. Januar 2014 21:05 Uhr

1. die Forscher lassen die Frage, unter Epigenetischen Gesichtspunkten, aussen vor, woher Edans Mutter diesen Geneffekt bekam, oder der der Vorfahren herkam. Siehe auch Resultatauswertung Överkalix, Weitervererbung von Veränderungen durch elterliche Muster, Lebensschicksalen und in dieser Untersuchung noch speziell Ernährung der Grosseltern in Bezug auf Diabetesanfälligkeit der nachfolgenden Generationen. Diese Art Forscher wollen nicht oder blicken es nicht.

Selbst der Gendefekt ist Kontextsache. Durchbricht der damit Geborene die Verhaltensmuster seiner Abstammungsfamilie, ist die Möglichkeit gross niemals von Alzheimer belästigt zu werden

 

QW

18. Januar 2014 21:35 Uhr

2. Welche?

"Die Mediziner müssen nun Wege finden..."

Die im Artikel genannten Personen sind, bis auf J Collinge, keine Mediziner...

Welche Mediziner sind gemeint?

 

staubsauger

18. Januar 2014 21:46 Uhr

3. @ 1

Edna hat den Gendefekt überhaupt nicht von ihren Vorfahren geerbt, schon gar nicht epigenetisch. Er ist durch eine Mutation entstanden als sie noch ein Embryo war.

Antwort auf "die Forscher lassen die Frage, unter Epigenetischen"

 

Cosmologic

18. Januar 2014 22:45 Uhr

4. Nicht einfach nur "Vergessen"

"Wieso verdämmern manche Menschen mit 70 Jahren im Vergessen..."

Glauben Sie mir, wenn Sie mal betroffen sein werden, dann dämmern Sie nicht , und Sie "vergessen" nicht einfach (manche Dinge werden Sie NIE vergessen, das können Sie vergessen). Es ist viel tiefgründiger und viel gemeiner. Allerdings kann man auch noch eine Lebensqualität haben, wenn man in einem guten sozialen Gefüge existieren darf, das eine gewisse Empathiefähigkeit besitzt.

Ich kann persönlich einfach nicht anders, ich muss bei Alzheimer-Artikeln immer meinen Senf dazugeben, weil ich den Krankheitsprozess bei Angehörigen sehr nahe selbst erlebt habe. Die sehr schlechten, aber auch -ja, die gibt es auch- die "guten" und sehr intensiv glücklichen Seiten.

 

Andreas_Albrecht

18. Januar 2014 23:11 Uhr

5. Erfundene Krankheit?

Was der Artikel nicht thematisiert: Es ist höchst umstritten, ob es diese Krankheit überhaupt gibt:

 

Outside_Observer

18. Januar 2014 23:11 Uhr

6. Verhalten ändert was?

"... Durchbricht der damit Geborene die Verhaltensmuster seiner Abstammungsfamilie, ist die Möglichkeit gross niemals von Alzheimer belästigt zu werden..."

Ist es irgendwo belegt, das man Alzheimer durch Verhaltensänderung verhindern kann, oder ist das reine Spekulation?

Antwort auf "die Forscher lassen die Frage, unter Epigenetischen"

 

PWeierstrass

18. Januar 2014 23:13 Uhr

7. Gendefekte

"Im Hirn jedes Menschen, auch jedes gesunden, gibt es viele Nervenzellen mit fehlenden Chromosomen (Monosomie) oder eben mit überzähligen (Trisomie)."

Das mag zwar überraschend klingen, aber da aus Nervenzellen kaum jemals Krebstumoren entstehen, kann sich der Organismus solche verheerenden Gendefekte im Hirn leisten.

Trotz der verheerenden Folgen für den Patienten ist Alzheimer viel zu "gutartig" und zu selten, als dass sich in der Evolution entsprechende Abwehrmechanismen gebildet haben.

 

MG191

19. Januar 2014 3:09 Uhr

10. Heilung wäre möglich,

wenn wir die Möglichkeit der Gentherapie nutzen. Um alle fehlerhaften Genabschnitte - in allen Zellen - zu beheben und so wieder ein gesundes Leben zu ermöglichen. Mir ist bewusst, dass die Biotechnologie noch nicht so weit ist, dennoch sehe ich eine Heilung nur darin, wenn man das Erbgut der kranken Menschen verändert. Medikamente und Blocker usw. können nur das Ausbrechen und die Leiden mindern. Ich denke in Zukunft können wir viele Erbkrankheiten reparieren und auch andere Dinge tun.

 

MrWho

19. Januar 2014 6:19 Uhr

11. Wenn...

bereits eine Trisomie (21) und deren vergleichsweise geringes Auftreten als Mosaik eine sichere Ursache für Alzheimer ist, kann keine Gentherapie diese reparieren, denn sie kann nicht überzählige Chromosomen/Genprodukte erkennen oder gar ausschalten, ohne nicht betroffene Zellen zu schädigen. Selbst die physiologische Inaktivierung (von Teilen) mehrfacher Chromosomen (wie beim zweiten X-Chromosoms) verhält sich je nach Ausgangszustand anders, wie man gut an den entsprechenden Syndromen Ullrich-Turner, Trisomie X und Klinefelter sieht.

Einfaches Ersetzen der Gene ist ebenfalls keine Lösung, denn Beta-Amyloid hat eine wichtige Funktion im menschlichen Organismus.

Der Artikel gibt zwar einen guten Überblick, lässt aber bis zum Schluss im Unklaren, ob nun Gendefekte (Alzheimer-Gene, Mosaike wie auch Mutation im Alter) zu der "Seed" führen sollen oder ob es auch ohne Gendefekte zur falschen Proteinfaltung (=Prionen) kommen soll, z.B. allein durch Beta-Amyloid-Überschuss wie bei der Trisomie 21. Von einer Hypothese erwarte ich diesbezüglich schon eine Antwort.

Die aktuelle Foschung geht dahin, die Amyloid-Plaques (gelten derzeit als Auslöser der Neurodegeneration, Prionen machen nichts, wenn sie sich nicht verklumpen) abzubauen, nicht auf die Synthese von Amyloid selbst Einfluss zu nehmen, da nicht alle Regionen des Gehirns gleichermaßen von Amyloid-Ablagerungen betroffen sind und eine solche Therapie systemisch (auch dort, wo nicht nötig = schädlich) wirken würde.

 

Peter G.

19. Januar 2014 7:34 Uhr

12. Ist Alzheimer angeboren? ich glaube Ja !

Eine Bekannte arbeitet in einem Forschungsinstitut, in dem auch zu Alzheimer geforscht wird.

Ein Kollege, der damit beschäftigt ist, vertritt die Ansicht, dass der Mensch entweder die Disposition zu Krebs oder zu Alzheimer hat.

Zur Disposition kommen natürlich noch Umwelteinflüsse und eigenes Verhalten. So kann ich mir vorstellen, dass ein Alzheimer Typ auch Krebs bekommen kann, wenn er z.B. 50 Jahre lang starker Raucher war oder extremen Strahlungen ausgesetzt!

Zu Krebs wissen wir schon viel mehr, gerade was eigenes Verhalten und Lebensweisen anbelangt, als zu Alzheimer.

Aber trotz alle Statistiken wissen wir letztlich doch nichts und sollten uns nicht verrückt machen lassen!

Auch der Krebstyp oder der Raucher weiss nicht, wann der Krebs sich zeigt und ob er das überhaupt erlebt oder ob er nicht vorher schon an einer anderen Krankheit oder schlicht an Alterschwäche verstorben ist!

Meine Mutter ist gerade mit 78 Jahren an Alzheimer verstorben.

Ihr Aufenthalt im Pflegeheim hat sich auf 8 Wochen beschränkt und die letzten Stufen der Krankheit, das Vergessen oder Abschalten von Lebensfunktionen, welches bei den meisten Patienten 1-2 Jahre dauert, hat sie in 4 Wochen absolviert. Von der totalen Rüstigkeit bis zum nicht mehr Aufstehen, Nahrung verweigern und nicht mehr schlucken können in wenigen Wochen.

Und niemand weiss, ab das nun ihr Wille oder schlicht der Krankheitsverlauf war!

 

Moutzel

19. Januar 2014 8:15 Uhr

13. Könnte

das im Umkehrschluss bedeuten, dass es sich bei Alzheimer um eine "milde" Sorte des Down-Syndrom handelt?

Würde man das nicht dann "testen" können?

 

engelx4

19. Januar 2014 9:07 Uhr

14. der gesamte bericht

ist genauso abgehoben wie die Schulmedizin bis heute agiert. diese "Krankheit" ist so komplex wie alle anderen auch, und lässt sich sicher nicht auf dieser rein physischen betrachtungsweise entschlüsseln. es ist schon fast belustigend wie diese "Forscher" da im Auftrag der pharmazie ihrer lösung des problems nachjagen. sie vergessen dabei immer wieder das wir Individuen sind die im ständigen Austausch mit unserer Umwelt leben. sowohl physisch als auch psychisch. ayurvedische Medizin ist da für mich glaubwürdiger, da sie den Menschen im gesamten betrachtet, einschließlich der Lebensumstände, danach diagnostiziert und therapiert.

 

deutscherinparis

19. Januar 2014 9:09 Uhr

15. Peer review

Die Zeit ist eine tolle Zeitschrift, aber zur Erstveröffentlichung neuer Thesen zum Alzheimer empfehle ich "Science", "Nature", "Neurosciences"...

Der peer review gäbe ihnen besseres feedback zur Hypothese als ich es hier könnte.

 

Martim

19. Januar 2014 12:01 Uhr

16. ayurvedische medizin..

..ist auch sicher erfolgreicher in der Behandlung von Alzheimer, oder?

Alzheimer "..lässt sich sicher nicht auf dieser rein physischen betrachtungsweise entschlüsseln"

Haben Sie den Artikel denn nicht gelesen? Es gibt eine hochsignifikante Korrelation zwischen Downsyndrom und Alzheimer. Diesen Zusammenhang wollen Sie durch "Interaktion mit der Umwelt" erklären? Das müssen Sie näher erklären.

 

[Joshi Aparna

Dr. Aparna Joshi discusses senile dementia and presents summaries of two cases to illustrate.

‘When we are brought face to face with the unfortunate physical wrecks of humanity, we are compelled by duty not to shrink, but to examine carefully the sources of the wreck, and to patch

it up and make it more comfortable and habitable for its spiritual occupant, if possible.’ A quote whose origin is untraceable but which aptly defines ‘Dementia’.

A burgeoning (= aufkeimend) geriatric population compels a closer look at this disabling and debilitating syndrome. For, central to the concept of health is the right and the ability to lead a

productive life.

Dementia is defined as a deterioration in intellectual abilities that is of sufficient severity to interfere with social or occupational functioning. It is manifested as a difficulty in memory, attention, thinking and comprehension and affects mood, personality and social behaviour.

The International Classification of Disease (ICD- 10) describes four categories of dementia,

    Dementia in Alzheimer’s Disease

    Vascular dementia

    Dementia in diseases classified elsewhere

    Unspecified dementia.

Alzheimer’s disease is the most common cause of dementia in the elderly. The next most common among the senile dementias is cerebrovascular dementia especially seen in patients with long standing diabetes or hypertension which predisposes them to atherosclerotic changes and consequent thrombosis- embolism and cerebrovascular accidents. Other causes are those due to frontal lobe pathology, brain tumours, hydrocephalus, parkinsonism or associated with depression.

Alzheimer’s disease is a neurodegenerative disorder associated with diffuse loss of brain tissue and characterised by impairment of memory, inability to retain and recall events, names and faces of relatives, where thinking, learning and executing is severely affected as the patient progressively declines in his intellectual abilities and in severe cases may present with delusions, disorientation and behavioural disturbances. There may be associated disruptions in language and motor ability and the patient eventually deteriorates into an existence isolated from reality and dependent on his care givers for his daily activities. Grossly the brain exhibits a widening and deepening of sulci and ventricular dilatation which suggests a shrinkage of neurons. Microscopically, the presence of amyloid plaques and neurofibrillary tangles confirms the diagnosis.

A thorough clinical history, physical examination, biochemical and radiological investigations, examination of the mental status and computerised axial tomography and magnetic resonance imaging can help to establish the diagnosis conclusively. Once that is done, the need is for a definitive, multidisciplinary, therapeutic approach and Homoeopathy can serve to be a viable option.

Principles of management

Dementia is a chronic, progressive degenerative disorder and as in every chronic disease, we need to understand the individual in front of us in terms of the basic disposition, environmental factors and the interaction between the two in the genesis and evolution of the present malady. Not to mention the hereditary influences in the patient’s makeup. If we have a homogenous totality which has developed since the onset of dementia (which is quite obscure as dementia usually begins imperceptibly as a mild cognitive deficit) we have fine guidelines to go ahead with. But what is observed generally is that very few characteristic symptoms are available to us and the patient has lost his sense of memory, judgement and discrimination. So the approach remains largely constitutional (unless otherwise indicated) so a consideration of the premorbid personality becomes necessary in our search for the simillimum.

CASE 1

The case in question is of an 83 year old elderly lady, a retired school teacher who was brought by her son and daughter-in-law. She was wheel chair bound because of arthritis and there were gradual changes in her memory and behaviour since the last 5-6 years. She had become forgetful wherein she forgets what she was about to say in mid-sentence and mixes up the names of people. She could not even recollect the name of her daughter. She tends to perform repetitive acts, will fold and unfold a watch strap, open and close a book. Her speech had become slow and she had become indifferent to everything including television. Recently she had become incontinent too. She was a known case of bilateral knee osteoarthritis and hypertension.

She looked obese and depressed and her appetite and thirst were diminished. She used to love non vegetarian food and eggs but now had no particular cravings. Perspiration was scanty and stools and urine were passed regularly. Her sleep was not refreshing and she sleeps for almost 13 hours daily. During sleep she talks and gives instructions to her children. She is a chilly patient.

Information was obtained from her daughter-in-law. The patient grew up in a rich family. Her father was the chief justice in Kerala. She grew up in opulence, was always full of life and full of fun. Her husband was a teacher and a journalist and a freedom fighter. He as a very quiet sort of a person and the patient always had her way with him. He died in 1988.

The patient was a teacher in a local school. She used to be busy with her work, yet always liked to have the house full of people. She loved to party and show off her new possessions and spend money at such times. She was very particular about her appearance and used to dress up well. Even when she had to go to school daily, she used to put on foundation and lipstick. She was very religious in the ritualistic sense and never ventured out without her daily and prolonged prayers. She had some definite ideas about her religion and at times even wanted the other family members to follow them without questioning. But she was not very helpful to others in need. She always had in mind her interests first and would not hesitate to lie if the situation demanded or to prove her point. She was a Karnataki singer with a rich voice and used to enthral the audience with her singing. She never used to walk, always took a rickshaw even if she had to go for a short distance.

She had six children and one son in particular was a little low in IQ. Somehow she always used to feel guilty for him. In the middle of the night she would cry, ’save me’ since the time her health took a turn for the worse.

She always dictated what others should do and what they should not. Nobody in the house or outside dared speak against her, she always had her way.

General examination – NAD

Systemic examination – CNS – Consciousness  and Orientation – Poor, Memory – unable to recall clearly any recent events, Speech – Slow, deliberate and incoherent. Reduced discrimination for touch, temperature and vibration, reduced power in muscles and slow reflexes. Poor coordination though can walk with assistance and can maintain body posture.

R/S, CVS, P/A – NAD

Mental status examination – Patient exhibited difficulty in recall of events. She was conscious but poorly oriented with respect to time, place and person. A sad affect was prominent, which was unnatural to her. She refuses to budge from the wheelchair although can walk around slowly with a stick. She was engaged in repetitive actions and her speech was slow, abrupt and lacked flow.

CT-brain – Not done

Serum electrolytes, serum B12 and thyroid profile was normal.

The totality formed was, Religious, despair of salvation, fanaticism

Dictatorial

Foppish

Extravagance

Liar

Reproaching self

Gestures repetitive

 

Rx Veratrum Album – based on:

The patient was always the sort who would want the company of people and she would love to mingle and show off. What was very prominent was her religious nature, in the god- fearing sense, so that she would go to extremes and also wanted to enforce her views on others (natural for a dominating person). She used to cry out, ‘save me’ and if we try to correlate all these symptoms, we can see a person with a lot of guilt who becomes ritualistic rather than spiritual, she seeks salvation for her actions due to some imagined guilt rather than actively seeking out spiritual lessons. So what is the source of such guilt? Is it the fact that she has a child with a low IQ? Or is it a fact that she tends to lie or that she is primarily selfish? Whatever the reasons, it is most definitely not a spiritual yearning. So now we have a self-centered, religious, foppish, dominating personality who loved to socialise and display her possessions coming down with irreversible brain atrophy exhibiting a peculiar trait of repeating gestures (folding and unfolding watch strap, opening and closing book) and this quality of the patient matched Veratrum closely.

She was prescribed Veratrum-a. 200, 1 powder and SL tds for 15 days. The other medicine closely resembling the totality was Lachesis but the extreme loquacity, jealousy and suspicion which are its strong features was absent. Also Veratrum is more of a show-off than Lachesis.

In the next follow-up, her sleep had improved and her incontinence was better but the rest of her complaints were the same. She was continued on SL and thereafter over the next 6 months was given infrequent repetitions of Veratrum alb 200. The changes in her were gradual but consistent. She had started praying with her rosary and had become conscious of what was going on around her. Her face was cheerful, smiling and what she said made sense to others. She started walking around voluntarily with her stick and her appetite improved. She started watching television and even went back to putting on foundation! Her family members were absolutely amazed at this transformation (and truthfully…so was the physician)!

CASE 2

The next case of Alzheimer’s disease however had a different outcome. She was a 91 year old widow with complaints of inability to comprehend instructions, inability to dress on her own and a lack of recognition of people around her and incoherent speech since 5 years. She was a hypertensive for the 20 years and about 10 years ago she used to drag her feet as she felt no strength in her legs.

All investigations revealed nothing abnormal but her legs used to tremble and that continues to date. Then she had a severe constipation and now since two years, her hands feel weak and tremble and she started experiencing restriction in her movements. Apart from this, CNS evaluation yielded nothing significant to explain these symptoms. She also had vertigo the last few years. She has a lot of weakness and trembling in the morning and overall her activity has dramatically diminished. She has frequent urination and passes urine only while standing of late.

She was thin, fair with a desire for warm food+++, salty+, aversion to spicy+, milk+

She has severe constipation with ineffectual urge and straining and has been taking a lot of medicines without effect. No other significant point noted in the history.

Her daughter says that the patient has always been physically inactive. She was slow in whatever she did and tended to avoid work in general. She used to sit and relax and watch TV or just sleep. This has been her routine for many years now. However she used to see to it that others work, that the maid keeps the house spic and span. A single crease on the bedsheet or a speck of dirt on the furniture would invite her ire.

Circumstances favoured her and she always indulged in the luxury that life offered her. She loved being indoors and didn’t mingle much socially, nor was she too keen on hobbies. She was always dependent on her maid for things to be done at home. As a mother she cared for her children but was a little distant, feels her daughter.

This patient was not physically present so we had to rely on the daughter’s observations and her MRI which revealed changes of AD.

The totality,

Indolent

Upward, symptoms go

Fastidious

Desires Warm food

Trembling < morning

Urination > standing

Constipation, ineffectual urging

Rx: Conium maculatum – based on:

An indolent patient yet a fastidious one presenting with predominant sycotic symptoms throughout her life came up with unexplainable weakness and trembling in the extremities primarily, which showed an upward direction (her legs were affected first, then the upper extremities). The sluggishness in the body also reflected in severe, ineffectual constipation. Add to it the giddiness (possibly due to reduced blood supply to the brain) and the totality points in the direction of Conium.

She was given – Conium Maculatum 30, 3 powders every week

Her response was mixed, slight amelioration in weakness and comprehension was observed. The rest of the symptoms were the same. Considering susceptibility parameters, the repetition was increased to twice a day which gave some relief in constipation and vertigo. Conium was then given in 200 potency but her response with respect to improvement in recognition, comprehension and independence in daily activities remained limited. This despite a very positive support from the family members.

One can draw a few conclusions from a study of such cases.

    The basic pathophysiology of dementia exhibits the syphilitic miasm as it involves loss of neuronal tissue and cortical shrinkage. The sycotic and tubercular totality too can be seen in a few cases.

    There are very few characteristic symptoms in such patients and the susceptibility is generally low. Old age and co-morbidity further serves to lower their vitality.

    When the pathology is advanced, the simillimum may not help much in terms of restoring the functional ability of the patient.

    Homoeopathic medicines help to slow down cognitive decline, improve memory and communication, encourage independence and provide some quality of life.

Homoeopathy does not make claims of curing in dementia but it helps the patient to retain a completeness and congruency in their individual self.  Being disconnected with your outer world and being disorganised and lost in the inner world is the greatest curse on mankind. It robs the individual of the joy of living which is most definitely the greatest joy on this terrestrial existence!

 

[Paracelsus I 06I12

DEMENZ2829

•Orientierungslos in neuen Umgebungen

•alte Interessen/Hobbys entschwinden

•soziale Kontakte werden vernachlässigt

•Notwendigkeit von Erinnerungslisten und Denkzettelchen, um sich im Alltag zurechtzufinden

•dauerndes ergebnisloses Suchen und Kramen

•zunehmende Unselbstständigkeit bei (nicht ganz all-)täglichen Verrichtungen

•Wahrnehmungsstörungen (veränderte Geschmacksempfindung, Verlust des Geruchsempfindens, gestörtes Kalt-Warm-Empfinden, veränderter Tag-Nacht-Rhythmus)

•zunehmende Schwierigkeit, sich an Gesprächen zu beteiligen

•Verirren auf bekannten Wegen

•Verlust der Ausdrucksfähigkeit

•Aggression und/oder Depression

Bei der Bewertung von vorliegenden Auffälligkeiten muss jedoch immer bedacht werden, dass andere Ursachen dahinter stecken können (z.B. Nebenwirkungen von verschiedenen Medikamenten). Auch müssen wir abklären, ob die beunruhigenden Erscheinungen erst in letzter Zeit aufgetreten sind oder ob sie möglicherweise als Persönlichkeitseigenschaften zu unserem Patienten gehören (z.B. ein sehr schlechter Orientierungssinn). Schließlich ist noch zu bedenken, dass alle aufgeführten Symptome auftreten können, aber nicht müssen. Daher werden wir auch bei einer optimal verlaufenden Anamnese immer nur eine Tendenz feststellen können.

Etwas aussagekräftiger sind da schon die psychometrischen Tests, wie sie auch von Neurologen eingesetzt werden. Wahrscheinlich am häufigsten wird der Mini-Mental-Status-Test (MMST) angewandt. Mit ihm können nicht nur kognitive Störungen älterer Patienten erfasst werden, sondern es kann auch eine Verlaufskontrolle durchgeführt werden. Der Test beginnt mit alltagsnahen Fragen zur zeitlichen und örtlichen Orientierung und überprüft dann die Merk- und Erinnerungsfähigkeit sowie die Aufmerksamkeit. Weiter geht es mit dem Benennen von Gegenständen, dem Umsetzen gelesener Aufforderungen und sinnvollem Schreiben. Schließlich sollen noch visuell-konstruktive Fähigkeiten gezeigt werden, indem zwei sich überschneidende Fünfecke abgezeichnet werden. Ergänzt wird dieser Test gern mit dem bekannten „Uhrentest“, bei dem der Patient eine Uhr zeichnen soll, die 11:15 anzeigt. Für die richtige Erledigung der einzelnen Aufgaben gibt es Punkte, die am Ende addiert werden. Je geringer die Gesamtpunktzahl, umso größer der Verdacht auf eine vorliegende Störung. In diesem Fall sollten wir dem Patienten eine umfassende Abklärung beim Neurologen nahe legen. Wenn unsere Patienten eine entsprechende Ahnung nicht für sich selbst, sondern bezüglich eines Angehörigen absichern wollen, gehen wir ähnlich vor, nur dass die Anamnese über den Angehörigen durchgeführt wird. Zur Durchführung des MMST wird dann der möglicherweise Erkrankte in die Praxis bestellt.

Die endgültige Diagnosestellung hat jedoch in jedem Fall über den Facharzt zu erfolgen. Gar nicht so selten fragen uns Patienten, die einen dementen Angehörigen betreuen oder betreut haben oder die über eigene Vergesslichkeit klagen, nach Möglichkeiten der Demenz-Prävention. Zu diesem Thema findet sich in den Medien eine Vielzahl an Informationen, die bei genauerer Betrachtung jedoch mehrheitlich eher sehr kritisch zu sehen sind. Das „Deutsche Ärzteblatt“ zitierte im Juli 2011 eine Pressemitteilung der University of California, San Francisco, nach der anhand von Beobachtungsstudien sieben Lebenssünden als Risikofaktoren für Demenzerkrankungen festgestellt wurden. Konkret handelte es sich um:

•Rauchen

•Diabetes

•erhöhte Blutdruckwerte

•Übergewicht

•Bewegungsmangel

•Depressionen

•Bildungsmangel

Natürlich kann man sich vorstellen, dass z.B. das Rauchen oder ein erhöhter Blutdruck Einfluss auf die Entstehung einer vaskulär bedingte Demenz haben. Inwieweit jedoch Depressionen oder gar eine mangelnde Schulbildung Indikatoren für eine drohende Demenzerkrankung sein sollen, wagt auch das Deutsche Ärzteblatt zu bezweifeln. Hier ergeben statistische Erhebungen schlichtweg absurde Werte. Dazu das Beispiel der mangelhaften Bildung: Weltweit ist der Anteil der Menschen ohne Ausbildung ausgesprochen hoch. Daher entfallen 19% aller Demenzerkrankungen auf diese Bevölkerungsgruppe. Zu glauben, dass ihre Zahl mit Ansteigen des Bildungsniveaus abnehmen würde, dürfte dann aber wohl doch eher eine „Milchmädchenrechnung“ sein. Wie jedoch verhält es sich mit den zahlreichen Hinweisen

zur Ernährung, die sich selbst in renommierten Ärzte-Fachzeitschriften wiederfinden und die für den Laien natürlich besonders interessant sind, da sie prinzipiell in der heimischen Küche umgesetzt werden können? So titelte die „Ärzte Zeitung“: „Anti-Alzheimer-Diät: Fisch, Nüsse, Obst, Salat.“ Die Auswertung groß angelegter Studien scheint tatsächlich den Schluss nahe zu legen, dass eine weitgehend mediterrane Ernährungsweise mit viel Fisch, Obst und Gemüse das Erkrankungsrisiko reduzieren kann. Dieser Meinung schloss sich auch die „Medical Tribune Deutschland“ mit ihren „Ernährungstipps für das Gehirn“ an. In ihrem Bericht betonte sie die Bedeutung der Omega-3-Fettsäuren im Fisch sowie die der mehrfach ungesättigten Fettsäuren aus dem Olivenöl. Fleisch (vor allem rotes), Milchprodukte und stark zuckerhaltige Getränke und Speisen (Süßigkeiten) sollten gemieden oder zumindest sehr stark eingeschränkt werden. Es dürfte Einigkeit darüber bestehen, dass eine vernünftige Lebensführung mit einer vollwertigen Ernährung, Nikotinverzicht, mäßigem Alkoholkonsum, ausreichend Bewegung, dem Abbau von Übergewicht und der Behandlung von chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes die allgemeine Basis darstellt für unsere körperliche und geistige Gesundheit. Aber es ist nun einmal leider nicht möglich, allein durch die Befolgung der angegebenen Faktoren sowie regelmäßiger geistiger Forderung ein demenzfreies Alter zu garantieren. Da aber der Wunsch nach vorbeugenden Schutzmöglichkeiten verständlicherweise sehr groß ist, forscht die Wissenschaft kontinuierlich weiter. Immer wieder tauchen in den Medien Berichte über Studien auf, die außerordentlich erfolgversprechend erscheinen, von denen man dann aber irgendwann nichts Weiteres hört. So habe ich 2005/2006 selbst interessiert mitverfolgt, wie die Substitution von Kupfer als Maßnahme zur Demenz-Prävention sowie zur Behandlung von beginnendem Alzheimer angepriesen wurde.

Über den endgültigen Ausgang der zu dem Zeitpunkt begonnenen Studie habe ich nichts mehr vernommen. Ein in dem Zusammenhang damals viel beworbenes Kupferpräparat wurde zwischenzeitlich vom Markt genommen, „aus wirtschaftlichen Erwägungen“, wie mir die Firma auf telefonische Nachfrage mitteilte.

Auch die Pharmaindustrie hat inzwischen die verschiedensten Wirkstoffe getestet. Immer wieder wurde ein Hoffnungsstreifen am Horizont verkündet, immer wieder aber stellte sich im Endeffekt heraus, dass sich durch ein neues Medikament vielleicht tatsächlich diverse Laborwerte besserten – aber ganz praktisch, im alltäglichen Erleben, erhöhte sich weder die Lebensqualität der Dementen selbst, noch konnten die Angehörigen eine Verbesserung ihres Zustands feststellen. Nichtsdestotrotz möchte ich behaupten, dass es naturheilkundliche Möglichkeiten gibt, eine beginnende Demenzerkrankung zu beeinflussen und den Verlauf hinauszuzögern. Unbestritten dürfte das bei den vaskulär bedingten Demenzen sein. Hier kommen durchblutungsfördernde Medikamente wie z.B. Ginkgo-Präparate zum Einsatz. Ich persönlich empfehle außerdem noch tägliche Ohrmassagen nach Günter Lange, in die ich die Angehörigen einweise – die gesamte Ohrmuschel wird dabei mit festem Druck systematisch durchmassiert, was eine ausgesprochen durchblutungsför-dernde Wirkung auf den ganzen Körper hat. Verstärkt werden kann dieser Effekt noch durch die Verwendung von kreislaufanregenden Salben, z.B. die „Lomazell-Salbe“ (Lohmann). Allerdings sollte man den Patienten vorwarnen, damit er sich bei einem Blick in den Spiegel nicht über seine leuchtend roten Ohren erschrickt. Für alle Formen der Demenz, gerade auch Alzheimer, hat sich bei mir im Laufe der Zeit durch Erfahrung ein spezielles Konzept entwickelt: Im Mittelpunkt steht eine sogenannte Revitalisierung mit Organzubereitungen (es gibt verschiedene Anbieter, ich selbst arbeite in meiner Praxis mit vitOrgan-Injektionspräparaten).

Die Grundidee hinter dieser Behandlungsform ist, dass bei erkrankten Organen und Geweben speziell aufbereitete Faktoren aus gleichartigen gesunden Organen eine heilende Wirkung haben können. Der Hersteller selbst bietet konkrete Behandlungsvorschläge für Demenz bzw. Alzheimer an. Ich selbst würde anraten, diese als Ansatzpunkt zu nutzen und Bausteine je nach persönlichen Schwierigkeiten zu ergänzen oder auszutauschen. Die Basis bilden jedoch

in allen Fällen Injektionspräparate mit Faktoren aus unterschiedlichen Hirnarealen, ergänzt durch eine Vielzahl von Organbestandteilen (Leber, Pankreas, Milz, Herz, Schilddrüse, Thymusdrüse etc.), die den gesamten Stoffwechsel aktivieren sollen. Die Mittel sind untereinander mischbar. Für mich hat es sich bewährt, die Präparate so zusammenzustellen, dass eine Kur mit zehn Injektionen durchgeführt werden kann, für die der Patient zwei- bis dreimal pro Woche in die Praxis bestellt wird.

Darüber hinaus empfehle ich die Durchführung der Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie nach Ardenne; eine weitere Methode, um die Vitalität des Patienten spürbar zu erhöhen. Unter Schritt 1 versteht man hierbei die Verabreichung von Vitalstoffen, einem Cocktail aus hochwertigen Vitaminen und Mineralstoffen. In Schritt 2 atmet der Kranke eine halbe Stunde lang über eine Atemmaske ionisierten Sauerstoff ein.

Schließlich, im 3. Schritt, soll sich der Patient in für ihn angemessener Weise bewegen. Diese aufeinander abgestimmten Schritte sollen gewährleisten, dass hochwertiger Sauerstoff in alle Körperzellen eingeschleust wird. Ich denke, es ist überflüssig zu erwähnen, dass diese Therapie natürlich nur möglich ist, wenn der Erkrankte noch ein gewisses Verständnis für diese Behandlungsform aufweist und keine Angst vor dem Aufsetzen der Maske hat. Ansonsten bleibt uns noch, die Angehörigen zu beraten, die Ressourcen der Erkrankten zu erkennen und zu fördern.

Alltägliche Verrichtungen sollten ritualisiert werden, sodass sie in ihrer Ausübung noch möglichst lange abrufbar sind. Darüber hinaus sollte man prüfen, welche individuellen Möglichkeiten infrage kommen, verbliebene Hirnfunktionen zu stärken und möglichst lange zu erhalten. Erkrankte, die immer sehr gern Kreuzworträtsel, Sudokus oder Ähnliches gelöst haben, sollten unterstützt werden, dies fortzuführen. Eventuell muss ihnen

bei diesen Aufgaben zunehmend behutsam geholfen werden, damit Erfolgserlebnisse gewährleistet bleiben. Das Gleiche gilt bei Spielen, die üblicherweise zu zweit oder mit noch mehr Personen gespielt werden. Bei  Schach, Backgammon oder auch einfacheren Brettspielen sollten die Angehörigen durch leichtes, angemessenes „Schummeln“ dafür Sorge tragen, dass der Erkrankte den Spaß an der Sache nicht verliert und seinen persönlichen „Denksport“ möglichst lange fortführt. Eine Patientin von mir berichtete von ihrem demenzkranken Vater, der keinerlei Alltagsverrichtungen mehr zustande bekam, auch zu keinem Dialog mehr in der Lage war und seit einiger Zeit notgedrungen im Seniorenheim lebte. Wenn er jedoch mit Familienangehörigen oder auch anderen Bewohnern „Mensch-ärgere-dich-nicht“ spielen durfte, merkte man nichts mehr von seiner Demenz. Immer noch beherrschte er die Regeln des oft gespielten Brettspiels perfekt und freute sich verschmitzt, wenn er durch geschicktes Setzen der eigenen Figuren seinen Gegner vom Spielbrett fegte. Bei der Behandlung und Begleitung von demenzkranken Patienten geht es uns darum, kognitive Fähigkeiten möglichst lange zu erhalten; aber nicht nur: Wichtig muss uns außerdem immer sein,

die Lebensqualität des Patienten zu erhalten oder sogar zu verbessern. Denn wir müssen bedenken, dass eine fortschreitende Demenzerkrankung für den Betroffenen im Allgemeinen sehr beängstigend wirkt. Depressionen gehen daher mit diesem Krankheitsbild häufig fast schon zwangsläufig einher. Wir müssen abschätzen, inwieweit

noch mit naturheilkundlichen Mitteln eine Intervention möglich ist oder ob das unsere Kompetenzen überschreitet und eine fachärztliche Behandlung erforderlich ist. Meines Erachtens kann die Naturheilpraxis verschiedentlich auf depressive Verstimmungen eingehen. Allerdings stellt uns die Behandlung von dementen Patienten vor besondere Herausforderungen. Ich persönlich setze sehr gern die Bach-Blütentherapie ein oder auch oral einzunehmende Johanniskrautpräparate. In der Praxis scheitert es bei Demenzkranken jedoch häufig daran, dass sie eine regelmäßige Einnahme nicht bewältigen. Hier ist die Zusammenarbeit mit den Angehörigen unerlässlich.

Allerdings sind auch diese mit der mehrmals täglichen Medikamentengabe häufig überfordert – zumal sie dem Patienten ja neben unseren auch noch die oft sehr zahlreichen fachärztlich verschriebenen Arzneimittel verabreichen müssen. Daher bin ich dazu übergegangen, meine Behandlungen gleich direkt an die Person zu bringen. Ich bestelle die Dementen (mit ihren Angehörigen) in die Praxis, um ihnen die ausgewählten Medikamente einfach zu injizieren. Johanniskraut findet so als „Hyperforat“-Injektion (Klein) den sicheren Weg in den Körper des Patienten. Auch Injektionen mit „Infidys“ (Ars./Carb-v./Kalium c./Latr-m./Tab./Spig./Verat.) Natrium chlorid * Jeweils über die letzten 3 Stufen gemeinsam potenziert.Sonstige Bestandteile:

bei Unruhe, Erregungs- und Angstzuständen oder mit „Infi-Damia“ bei Depressionen, Schlaflosigkeit und nervöser Erschöpfung (beide Infirmarius) haben sich bewährt. All diese Injektionen sind

 

 

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