Arnica montana Anhang 2

[Arne Krüger]

An den Beginn möchte ich ein Gedicht von Emil Schlegel stellen:

Wo über mächt'ges Felsgestein

Der wilde Bergfluss jagt,

Und seiner Quellen Heimatort

"Leb' wohl auf immer" sagt,

Wo tosend er in grauser Schlucht

Dem tiefen Abgrund nah' -

Still trauernd wiegt im Wind ihr Haupt

Die gold'ne Arnika.

 

Dort, wo der Menschen Lieb' und Haß

Nicht lodert hoch empor,

Dort, wo die Ruh' ohn' Unterlaß

Zaub'risch umspinnt das Ohr -

Da trägt zu des Gebirges Ruhm

Dem blauen Himmel nah',

Ein Festgewand im Heiligtum

Die gold'ne Arnika.

(E.Schlegel, Religion der Arznei)

 

Botanik

Arnica montana L., der Bergwohlverleih, Syn. Fallkraut, Johannisblume, Mutterkraut, Wohlverleih, Wundkraut, Kraftwurz, Engelkraut, Wolfsauge, Wolfsgelb, Wolfsbanner, Wundskraut, Stichkraut, Kraftwurz, Donnerwurz, Gemswurzel, Bluttrieb, Bilmeskraut, Scheuerblume, St.Luzianskraut.

Arnika ist eine Gebirgspflanze aus der Familie der Compositae. Arnika ist ein mehrjähriger Korbblütler und wird ca. 30 - 60 cm hoch. Die Pflanze blüht von Juni bis August mit einer gelblich bis hellorangen Blüte.

Sie ist recht stark behaart, was evtl. im griechischen Ursprung des Wortes ARNION "Schafspelz" seine Berücksichtigung gefunden hat. Das Beiwort MONTANA stammt

vom lateinischen Wort MONS für den Berg.

Eine Kultivierung der Arnica montana ist nach ROEMER nur bedingt möglich, da die Pflanze in Kulturen meist schlecht gedeiht. Deswegen werden teilweise Arnica chamissonis ssp. kultiviert und verwendet.

Idee und Signatur

Arnika wächst an Berghängen in ca. 1000 - 1500 m Höhe. Wie sieht der Boden aus, auf dem Arnika wächst ? Es sind kalkarme und saure Moorböden (Ödem !) und ungedüngte Bergweiden. Vielmehr ist aber der Waldschlag der typische Arnikaboden. Ein Boden, auf dem Bäume gefällt werden oder durch natürlichen Abgang oder Sturmbruch fallen und somit den Boden zerreißen. Der Boden ist eine Verwesungsschicht, ähnlich einem moorigen Boden, in der sich zertrümmertes Pflanzenmaterial mit

der Erde mischt. An diesen Stellen wurzelt die Arnika in der Humusschicht und durchsetzt diese mit ihren Wurzeln.

Die Wurzeln sind knollig dick mit dünnen Ausläufern versehen. Hier finden wir Arnika mit ihren goldgelben Blüten, die anders als bei den meisten Korbblütlern unregelmäßig und auseinandergerissen, ja geradezu zerzaust sind. Die Stängel sind durch ihre starke Behaarung gekennzeichnet. Typisch für Arnika ist der Befall mit Pflanzenparasiten. Neben den Schimmelpilzen, die auf der Pflanze wachsen, wird diese von den Fliegen der Gattungen "Tripeta arnicivora" und "Tetritis arnicae" und deren Larven befallen. Außerdem duldet die Arnika-Pflanze im einem Umkreis von ca. 30cm keine weitere Pflanze ihrer Gattung.

Die Wurzel wird von einem Wurzelpilz befallen, der allerdings zur Wurzelfunktion beiträgt, wodurch die Wurzel im Anschnitt einen stark aromatischen, harzig-zimtigen Geruch entwickelt.

Arnika blüht und gedeiht also in einer Umwelt, in der die Überreste gefallener Bäume in Verwesung übergehen. Der Erdboden ist zerissen und trotzdem fügt sich die Arnika mit ihren Wurzeln fest in ihre Umgebung ein. Von Pilzen und Insekten befallen entfaltet die Pflanze ihre Blüten und Stängel. Arnika wächst unter der dauernden Verletzung des Lebens durch anderes Leben, sowohl im Boden unter ihr, als auch über der Erde an sich selbst, wobei sie keine Zweite in der Nähe duldet. Aus dieser von Zersetzung und Zerfall geprägten Atmosphäre, zudem in einer Art Alleinherrschaft, entsteht diese Pflanze, die so wunderreich den Zerstörungen und Verletzungen des menschlichen und tierischen Körpers zu heilen vermag. Schon in der Botanik kann man sich das herausragende Gefühl der Zerschlagenheit merken. Diese Herkunft aus einem

zerrissenem Boden wird durch das Phänomen bestärkt, dass Arnica montana in Kulturen schlecht gedeiht.

Arzneizubereitung

Nach dem HAB 1 wird als Arnika die Zubereitung aus der ganzen, frischen und blühenden Pflanze (Arnica montana L., Planta tota Rh) verwendet. Die DHU gebraucht nach dem DHU-Repertorium nur die Wurzeln. Hierbei werden die getrockneten unterirdischen Teile der Pflanze genutzt. Bei Verwendung der ganzen Pflanze würde das Rh für Rhizoma im Namen fehlen. Die WALA unterscheidet in ihren Präparaten zwischen Arnica e planta tota (ganze Pflanze), der Blüte und der Wurzel. Die Frage der Vergleichbarkeit zwischen den Arzneiprüfungen der "alten" Homöopathen, die die ganze Pflanze verwendet haben und den heutigen Arzneizubereitungen sollte einmal grundsätzlich erörtert werden, zumal eine Zubereitung der ganzen Pflanze ohne ihre Parasiten, vor allem der Fliegenlarven, evtl. neue Aspekte hervorheben könnte.

Pharmakologie

Die Arnikablüten enthalten 0,2 - 0,3 % ätherisches Öl mit Thymol und Thymolderivaten, Carbonsäuren (50%, Angelica-, Baldrian-, Fumar- und Bernsteinsäure), Alkanen, Sesquiterpenlactone (bes.Helenalin und Dihydrohelenalin), Blütenfarbstoffe, Phenolcarbonsäuren (Cynarin, Chlorogensäure, Kaffeesäure), Cumarine (Umbelliferon u. Scopoletin), Cholin (0,1%), Bitterstoffe, Flavonoide (Quercetin, Luteolin u. Astragalin),

Kohlenhydrate (Inulin, Fruktose u. Saccharose). Die Wurzeln enthalten außerdem Bernsteinsäure, Milchsäure, Mangan, Kaliumchlorat, Kaliumsulfat, Calziumsulfat, Eisenoxid, Magnesiumoxid.

Nach HAAS 1991 bewirken Arnikablüten auf der Haut eine Hyperämie und in hohen Konzentrationen Blasenbildung, Entzündungen und bei längerer Anwendung ödematöse Dermatitiden mit Blasenbildung und Nekrotisierung. Hierbei handelt es sich zum Teil auch um eine allergische Reaktion auf das Helenalin und seine Ester.

Der Wirkungsmechanismus des Helenalin ist im Tierexperiment erforscht worden mit einer Hemmung von Ödembildung und Entzündungsprozessen. Bei den Sulfidrylgruppen (-SH) in den Enzymen der Zellteilungsregulation kommt es zu einer selektiven Alkylierung. Dadurch werden im besonderen die Substratbindungsstellen in den aktiven Zentren der Enzyme blockiert. Helenalin (Formel FORTH 1992 S. 831) ist ein Sesquiterpen, eine C15-Verbindung. Sesquiterpene finden sich auch in anderen Korbblütlern, z.B. das Pikrotoxin, ein Krampfgift aus den Samen von Anamirta cocculus (Kokkelskörner).

Nach LEESER 1988 ist ein Teil der reizenden Wirkung der Arnikablüten möglicherweise auf die Eier und Larven der Fliegen zurückzuführen, welche in die Blüten gelegt werden und beim Sammeln nicht von der Blüte zu trennen sind. Hierzu ist zu beachten, das manche Firmen bei der Arzneiherstellung nur handverlesene und damit fliegenfreie Blüten verwenden, andere Firmen beschreiben das Verfahren einer Erhitzung und Abtötung der Fliegenlarven. Allerdings werden hierdurch nur die Fliegenlarven abgetötet, nicht jedoch ihre reizenden Inhaltsstoffe in der Wirkung beeinflusst.

Toxikologie

Vergiftungen mit mittleren Dosen führen zu einer gastrointestinalen Reizung mit Erbrechen und Durchfall. Später kommt es zur Erregung des Nervensystems.

Vergiftungen durch starke Dosen führen zu Erbrechen mit Angst, Dyspnoe, Delirium, kalten Schweißen, Blutungen, Blutstauungen und Konvulsionen, Leber- u. Nierenschädigung. Als Symptome des Zentralnervensystems finden sich Hyperthermie, Krämpfe, Bewusstseinstrübung, Hyperreflexie, Lähmungen und Anästhesien.

Volksheilkunde

Nach HAAS 1991 finden sich Anwendungen im Bereich von Blutergüssen, Schwellungen, Verstauchungen und Quetschungen. Ebenso wird eine antiphlogistische Anwendung bei Hämorrhoiden beschrieben.

Als Zubereitung verwendet man 2 - 4%ige Aufgüsse oder die Tinktur in 3 - 10facher Verdünnung.

Neben der Traumabehandlung findet sich Arnika auch in der Behandlung von Erkrankungen von Herz und Lunge. Ebenfalls wird die Anwendung als Niesmittel beschrieben. Nach FINTELMANN verwendet man bei der Zubereitung der Arnikablüten (Arnicae flos) Blütenstände von Arnica montana Linné oder von Arnica chamissonis Less, bzw. eine Mischung von beiden. In der Phytotherapie können Aufgüsse, Tinkturen, Umschläge, Mundspülungen, Salbe und Öl verwendet werden. In Kombination mit Huflattichblättern und Königkerzenblüten ergibt die Arnika einen schmackhaften Bergtabak, ohne Zusätze wurde sie als Schnupftabak

verwendet.

 

In einem Kräuterhandbuch von Tabernaemontanus aus dem Jahr 1613 wird über die Arnika berichtet:

"Bei den Sachsen braucht es das gemeine Volck

denen so hoch hinuntergefallen

oder so sich sonst etwan mit Arbeit verletzt haben:

Nement eine Handvoll

sieden es in Bier

drincken des Morgents einen Trunk warmb davon

decken sich zu

und schwitzen: Wo sie sich dann verletzt haben

empfinden sie an dem verletzten Ort große Schmertzen

auff zwo oder drey Stund

und werden also kuriert."

(Noll, Handbuch der Phytotherapie)

Nach ROEMER sind die Anwendungen in der Phytotherapie folgende:

Zur Förderung der Wundheilung bei Prellungen, Quetschungen und Zerrungen. Zur Entzündungshemmung bei Panaritien, Furunkeln und Abszessen. Bei Laryngitis und Angina, Arthritiden und Arthrosen.

Zur Resorptionsförderung bei Hämatomen und Ergüssen in den Körperhöhlen. Zur Stärkung der Koronardurchblutung bei Angina pectoris und Myocardinfarkt. Als Gefäßtherapeutikum bei Arteriosklerose,

Apoplexie und Hämorrhoiden. Als Schmerzmittel bei Muskelkater und Muskelrheumatismus.

Konstitutionsbild

Um sich ein Bild von einem Arnika-Menschen machen zu können, brauchen wir nur an die Erscheinung eines gesunden, kräftigen, besser stämmigen, lachenden, rotbackigen Bergbauern denken. Der Tagesablauf eines solchen Menschen wird von der Natur bestimmt und ist dadurch von natürlichen Ruhephasen durchzogen. Er arbeitet gerne und

ist dabei jederzeit wohlgelaunt. Der Sonntag ist ihm zwar heilig, aber trotzdem muss auch an diesem Tag wenigstens das Vieh versorgt werden, so dass man mit Recht sagen kann: Sein Leben besteht aus Arbeit. Diese Arbeit ist nicht Pflicht, wie bei Arsen, sondern Notwendigkeit. Arnika ist das Arzneimittel, wo sich Arbeit, Freude und Zufriedenheit in einem Punkt treffen.

Was diese Menschen aus ihrem Rhythmus werfen kann ist Krankheit, bzw. Verletztheit. Ein kranker Bergbauer kann sein Vieh nicht mehr versorgen, es brüllt im Stall und

geht zugrunde. Daher meint der Arnika-Mensch, er sei gezwungen, seine Krankheit zu ignorieren, sie zu übergehen und einfach weiter zu schaffen. Aus dieser Situation

heraus ist das Symptom: Sagt, dass nichts mit ihm los sei, dass er nicht krank sei, dass er keine Hilfe benötige, zu verstehen. Noch deutlicher drückt sich dieses Verhalten

bei einem Menschen aus, der gerade einen Unfall verletzt überlebt hat. Er befindet sich in einer Schocksituation die verhindert, dass er seine Schmerzen und das volle Ausmaß des Geschehens wahrnimmt. Nur so ist es ihm möglich, den gefährlichen Bereich ohne fremde Hilfe zu verlassen. Einige kennen diesen Anblick, wenn ein Blutüberströmter Mensch ziellos durch die Gegend läuft, kaum ansprechbar ist und jede Hilfe abweist (Folge von Schock). Arnika will den "Schmerz" der Situation nicht wahrhaben, weil er

am Überleben hindern würde. Dieser "Schmerz" kann sich sowohl im körperlichen wie im emotionalen Bereich ereignen.

Arnika ist einfach, hält nichts von philosophischen Grübeleien oder esoterischem Schnickschnack. Sie sind Arbeitsmenschen, die sich permanent überfordern und dies auch

von anderen verlangen. Wer arbeitet, hat keine Zeit, sich um den Sinn des Lebens zu kümmern oder sich im psychologischen Narzissmus zu verstricken. Es ist wie beim Muskelkater, wenn der Schmerz kommt: weitermachen, dann hört er auch wieder auf.

Natürlich erleben sie, dass keiner so fleißig ist wie sie. Darauf sind sie stolz und hegen gegen jeden ein Misstrauen, der ihnen etwas Arbeit abnehmen könnte. Sie delegieren ungern und können sehr ungehalten werden, wenn es dann nicht so wird, wie sie wollten. Natürlich erscheinen sie den anderen dadurch diktatorisch. Ihr Fleiß ist nicht nur

auf die körperliche Arbeit beschränkt. Auch im Lernen fordern sie von sich alles, wobei ihre geistigen Kraftreserven allerdings nicht so unerschöpflich sind wie die körperlichen. Sie reagieren daher oft mit körperlichen Symptomen auf geistige Überforderung.

Die Unvorhersehbarkeit von Ereignissen ist ein weiterer Schwachpunkt in ihrer Biographie. Man weiß ja nicht, was einem so alles passieren kann? Arnika-Menschen neigen zu großer Ängstlichkeit vor zukünftigen Übeln, die in der Gegenwart oder auch in der Zukunft sich jederzeit ereignen können. Sie haben Angst vor einem Herzinfarkt, Schlaganfall oder einem plötzlichen Tod. Sie wollen aus eigener Kraft wieder aufstehen, lehnen jede, auch ärztliche Hilfe ab und befürchten sogar, dass die Arznei Gift sein könnte (Rhus-t.).

Diese "Naturburschen" mit dem Körper eines Bergbauern oder Holzfällers haben ein weiches Herz. In Beziehungen sind sie treu und unkompliziert. Während der Werbung um eine Frau zeigen sie nicht gerne ihre Gefühle, am besten wäre es, wenn der Mann sich eine gute, warmherzige Frau auf dem einmal im Jahr stattfindenden Viehmarkt, mit anschließendem Tanzvergnügen, einhandeln könnte. So einfach könnte das sein. In so einer bis-das-der-Tod-euch-scheide-Beziehung sind sie auch gerne bereit, sich dieser warmherzigen, weiblichen Seele zu öffnen. Aber heute ist das alles so kompliziert emanzipiert. Man sagt: Jeder möchte sich selbst verwirklichen; er möchte aber nur seine Arbeit machen und es zu Hause warm haben. Ist das zuviel verlangt? Es geht nicht darum, sich alles gefallen zu lassen, sich unterzuordnen oder auf das Leben zu verzichten, sondern darum, seinen Platz einzunehmen und die Arbeit zu tun, die man mit der Geburt in die Wiege gelegt bekommen hat. Alles andere schafft Probleme.

Die Suche nach einer Selbstverwirklichung produziert immer wieder Verletzungen.

Man verletzt sich selbst, man verletzt den anderen, nichts ist verlässlich, alles ist unvorhersehbar, jederzeit kann eine Trennung drohen oder man kann durch andere nicht einschätzbare Gründe aus dem Rhythmus geworfen werden. Diese Verletzungen schmerzen ebenso wie körperliche Verletzungen. Wie man keine Wunde anfasst, so

möchte auch der Arnika-Mensch bei einer emotionalen Verletzung nicht berührt werden. "Lass mich in Ruhe!"

Bei Arnika-Kindern erleben wir diese starke Schmerzempfindlichkeit besonders deutlich, sie schreien gellend bei jeder Berührung auf (Cham.) und zeigen dabei ein sehr launisches Verhalten. Körperliche Wunden heilen, aber emotionale nur schwer. Er möchte nicht mehr, dass man sich ihm nähert, aus Angst, "geschlagen" zu werden.

Wenn es aber doch zuviel wird und der Arnika-Mensch nicht mehr in der Lage ist, alles durch Arbeit zu kompensieren, dann droht der Verfall und letztendlich der Zusammenbruch. Er wird gereitzt, schreckhaft, verdrießlich, nichts ist ihm recht. Die Arbeit macht keine Freude mehr und will sowieso nicht gelingen, da er

zerstreut ist, vor sich hinträumt oder gedankenlos vor sich hinstarrt; abgestumpft, gleichgültig gegenüber allem und jedem. Alles ist mühsam und anstrengend, das Denken

wie das Antworten.

Hinzu kommen schreckhafte Träume von schwarzen Hunden und Katzen. Im Traum macht er sich selbst beschämende Vorwürfe, sieht, wie Menschen geschunden werden oder träumt von Blitzschlägen, Totengrüften oder meint das Gesicht des Todes und gleichzeitig der Geburt zu sehen. Mitunter halten sie im Traum lange Reden.

Dabei sind sie oft schlaflos trotz Übermüdung. Sie meinen, zu hart und unbequem zu liegen, das Bett erscheint immer zu hart, obwohl es weich ist (Prinzessin auf der Erbse). Sie wachen nachts häufig mit Herzschmerzen auf und fürchten, dass etwas Schreckliches passieren könnte, dabei haben sie Angst vor dem Tod.

Ein wichtiger Lebensabschnitt für Arnika ist das Alter oder vielmehr noch das "Altenteil". Sie haben ihr Leben lang gearbeitet, waren mit dem zufrieden, was ihnen der Herrgott gegeben hat und hatten dabei immer ein frohes Gemüt. Nun werden sie alt, können nicht mehr so viel und so schnell wie früher. Nicht, dass sie sich zur Ruhe setzen wollen, nein, sie würden gerne noch das eine oder andere erledigen, noch zu etwas nutze sein.

Doch alles ist auf Leistung orientiert, sie stehen im Weg, sind zu nichts nutze. Das ist ein hartes Brot. In dem Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten" wird dieser Bereich deutlich angesprochen und zu einer Lösung geführt. Dieses Märchen beschreibt einige Lebensgesetze wie "Wer Gewalt sät, wird Gewalt ernten", die "Gewalt des Stärkeren", das "Lebensprinzip des Kaputtarbeitens bis zum Tode", oder "Etwas besseres als den Tod findest du überall" sowie die Forderung nach der "körperlichen Unversehrtheit"

und das Recht auf einen "verdienten Lebensabend". Hierbei quillt das Märchen von Gewaltakten über, doch diese Gewalt kann uns in das Arnikaprinzip der permanenten Verletzung und Schinderei und der daraus erwachsenden Kraft führen, so dass ich es dem überarbeiteten Leser hier zur Erbauung nicht vorenthalten möchte:

 

Die Bremer Stadtmusikanten

"Es hatte ein Mann einen Esel, der schon lange Jahre die Säcke unverdrossen zur Mühle getragen hatte, dessen Kräfte aber nun zu Ende gingen, so dass er zur Arbeit immer untauglicher ward. Da dachte der Herr daran, ihn aus dem Futter zu schaffen, aber der Esel merkte, dass kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach Bremen. Dort, meinte er, könnte er ja Stadtmusikant werden. Als er ein Weilchen fortgegangen war, fand er einen Jagdhund auf dem Wege liegen, der japste wie einer, der sich müde gelaufen hat. "Nun, was japst du so, Packan?" fragte der Esel. - "Ach", sagte der Hund, "weil ich alt bin und jeden Tag schwächer werde, auch auf der Jagd nicht mehr fort kann, hat mich mein Herr totschlagen wollen, da hab' ich Reißaus genommen; aber womit soll ich nun mein Brot verdienen?" - "Weißt du was?" sprach der Esel,

"ich gehe nach Bremen und werde dort Stadtmusikant, geh mit und lass dich auch bei der Musik annehmen. Ich spiele die Laute, und du schlägst die Pauken." Der Hund war's zufrieden, und sie gingen weiter. Es dauerte nicht lange, da saß eine Katze an dem Weg und machte ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. "Nun, was ist dir in die Quere gekommen, alter Bartputzer?" sprach der Esel. - "Wer kann da lustig sein, wenn's einem an den Kragen geht", antwortete die Katze, "weil ich nun zu Jahren komme, meine Zähne stumpf werden und ich lieber hinter dem Ofen sitze und spinne, als nach Mäusen herumjage, hat mich meine Frau ersäufen wollen; ich habe mich zwar noch fortgemacht, aber nun ist guter Rat teuer, wo soll ich hin?" - "Geh mit uns nach Bremen, du verstehst dich doch auf die Nachtmusik, dann kannst du ein Stadtmusikant werden." Die Katze hielt das für gut und ging mit. Darauf kamen die drei Landesflüchtigen an einem Hof vorbei; da saß auf dem Tor der Haushahn und schrie aus Leibeskräften. "Du schreist einem durch Mark und Bein", sprach der Esel, "was hast du vor?" - "Da hab' ich gut Wetter prophezeit",

sprach der Hahn, "weil Unserer Lieben Frauen Tag ist, wo sie dem Christkindlein die Hemdchen gewaschen hat und sie trocknen will; aber weil morgen zum Sonntag

Gäste kommen, so hat die Hausfrau doch kein Erbarmen und hat der Köchin gesagt, sie wollte mich morgen in der Suppe essen, und da soll ich mir heut abend den Kopf abschneiden lassen. Nun schrei' ich aus vollem Hals, solang ich noch kann." - "Ei was, du Rotkopf", sagte der Esel, "zieh lieber mit uns fort, wir gehen nach Bremen, etwas Besseres als den Tod findest du überall; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musizieren, so muss es eine Art haben." Dem Hahn gefiel das, und sie gingen

alle viere zusammen fort.

Sie konnten aber die Stadt Bremen in einem Tag nicht erreichen und kamen abends in einen Wald, wo sie übernachten wollten. Der Esel und der Hund legten sich unter

einen großen Baum, die Katze und der Hahn machten sich in die Äste, der Hahn aber flog bis in die Spitze. Ehe er einschlief, sah er sich noch einmal nach allen vier Winden um; da deuchte ihn, er sähe in der Ferne ein Fünkchen brennen, und rief seinen Gesellen zu, es müsste nicht gar weit ein Haus sein; denn es scheine ein Licht.

Sprach der Esel: "So müssen wir uns aufmachen und noch hingehen; denn hier ist die Herberge schlecht." Der Hund meinte, ein paar Knochen und etwas Fleisch dran

täten ihm auch gut. Also machten sie sich auf den Weg nach der Gegend, wo das Licht war und sahen es bald heller schimmern, und es ward immer größer, bis sie vor ein hellerleuchtetes Räuberhaus kamen. Der Esel als der größte näherte sich dem Fenster und schaute hinein. "Was siehst du, Grauschimmel?" fragte der Hahn. "Was ich sehe?" antwortete der Esel, "einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken, und Räuber sitzen daran und lassen's sich wohl sein." - "Das wäre was für uns", sprach der Hahn. "Ja, ja, ach, wären wir da!" sagte der Esel. Da ratschlagten die Tiere, wie sie es anfangen müssten, um die Räuber hinauszujagen, und fanden endlich ein Mittel. Der Esel musste sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken springen, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf und setzte sich der Katze auf den Kopf. Wie das geschehen war, fingen sie auf ein Zeichen insgesamt an, ihre Musik zu machen: Der Esel schrie, der Hund bellte, die Katze miaute, und der Hahn krähte; dann stürzten sie durch das Fenster in die Stube hinein, dass die Scheiben klirrten. Die Räuber fuhren bei dem entsetzlichen Geschrei in die Höhe, meinten nicht anders, als ein Gespenst käme herein und flohen in größter Furcht. Nun setzten sich die vier Gesellen an den Tisch, nahmen mit dem vorlieb, was übriggeblieben war und aßen, als wenn sie vier Wochen hungern sollten.

Wie die vier Spielleute fertig waren, löschten sie das Licht aus und suchten sich eine Schlafstätte, jeder nach seiner Natur und Bequemlichkeit. Der Esel legte sich auf den Mist, der Hund hinter die Tür, die Katze auf den Herd bei der warmen Asche, und der Hahn setzte sich auf den Hahnenbalken. Und weil sie müde waren, schliefen sie auch bald ein. Als Mitternacht vorbei war und die Räuber von weitem sahen, dass kein Licht mehr im Haus brannte, auch alles ruhig schien, sprach der Hauptmann:

"Wir hätten uns doch nicht sollen ins Bockshorn jagen lassen", und hieß einen hingehen und das Haus untersuchen. Der Abgeschickte fand alles still, ging in die Küche, ein Licht anzuzünden, und weil er die glühenden feurigen Augen der Katze für lebendige Kohlen ansah, hielt er ein Schwefelhölzchen daran, dass es Feuer fangen sollte.

Aber die Katze verstand keinen Spaß, sprang ihm ins Gesicht, spie und kratzte. Da erschrak er gewaltig, lief und wollte zur Hintertür hinaus, aber der Hund, der dalag,

sprang auf und biss ihn ins Bein. Und als er über den Hof an dem Miste vorbeirannte, gab ihm der Esel noch einen tüchtigen Schlag mit dem Hinterfuß; der Hahn aber,

der vom Lärmen aus dem Schlaf geweckt und munter geworden war, rief vom Balken herab: "Kikeriki!" Da lief der Räuber, was er konnte, zu seinem Hauptmann zurück

und sprach: "Ach, in dem Haus sitzt eine greuliche Hexe, die hat mich angehaucht und mit ihren langen Fingern mir das Gesicht zerkratzt; und vor der Tür steht ein Mann

mit einem Messer, der hat mich ins Bein gestochen; und auf dem Hof liegt ein schwarzes Ungetüm, das hat mit einer Holzkeule auf mich losgeschlagen; und oben auf dem Dache, da sitzt der Richter, der rief: "Bringt mir den Schelm her."

Da machte ich, dass ich fortkam." Von nun an getrauten sich die Räuber nicht weiter in das Haus, den vier Bremer Musikanten gefiel's aber so wohl daran, dass sie nicht wieder heraus wollten. Und der das zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm." (Grimms Märchen)

 

Organbefunde

[Arne Krüger]

Das Organ, welches die Dynamik von Arnika am stärksten repräsentiert, ist das Blut. Daher können wir bei allen Krankheiten, bei denen die Fließeigenschaften des

Blutes behindert, zerstört, gestaut oder sonst wie nicht in ihrer rhythmischen Ordnung sind, an sie denken. Man findet Organschmerzen wie nach einem Fall, wie

zerschlagen oder verprügelt. Die Schmerzen können stechend oder schießend sein. Zum Teil finden sich Schmerzen in

Folge einer Traumaätiologie, zum Teil aber auch ohne erkennbares Trauma physischer Natur.

Atmung und Lunge

In der Nase zeigen sich häufig Blutungen mit einem Kribbeln. Es zeigt sich ein Husten mit außerordentlicher Schmerzhaftigkeit. Besonders bei Kindern kommt es häufig

zu Schmerzen beim Husten, so dass die Kinder schon vor dem Hustenanfall anfangen zu weinen. Diese Symptomatik erinnert an das Keuchhustenbild. Bei Keuchhusten ist Arnika nach Auskunft homöopathischer Ärzte auch ein bewährtes Mittel. Dabei fällt besonders die < durch Berührung und der starke krampfartige Husten mit blutig-schleimigem Auswurf auf. Gut passt Arnika auch bei der Pleuritis, wo ja jede Bewegung Schmerzen verursachen kann. Diese Schmerzen treten besonders

liegend auf und rauben den Schlaf.

Herz und Kreislauf

Es kann zu Schwindel kommen sowie zu krampfartigen Schmerzen im Bereich des Herzens. Der Puls ist entweder schwach und unregelmäßig oder kräftig pochend. Mitunter findet sich ein Hydropericard mit beklemmender Atmung. Die Gefäße sind häufig strotzend gefüllt.

Verdauungsorgane

Es kommt zum Aufstoßen von Gasen bitteren Geschmacks und eines Geruchs wie von faulen Eiern. Es kommt zu Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen. Man findet ein Schweregefühl und einen Druck des Magens. Besonders bei Aufregung kann dieses Druckgefühl in Kombination mit Husten zum Erbrechen führen. Der Appetit kann nachlassen, wobei es aber zu einem Verlangen nach sauren Speisen und Essig kommt. Eine Abneigung gegen Suppen, Fleisch und Tabak kann entstehen.

Die Patienten zeigen Durst auf kleine Schlucke kalten Wassers und haben mitunter eine Milchunverträglichkeit. Es kommt zu übelriechenden Blähungen und zu Durchfällen, bei denen der  Kot weich, breiig, schleimig und sogar blutig sein kann. Ebenso kann unwillkürlicher Kotabgang im Schlaf auftreten. Auf der Zunge findet sich häufig ein dunkler Streifen.

Harnorgane

Es liegt häufig ein heftiger Harndrang vor. Die Patienten haben zwar den Drang zur Miktion, müssen meist aber eine Weile pressen, damit der Harn abgesetzt werden kann. Bei starker körperlicher Belastung kann es zur Harnverhaltung kommen. Eine Hämaturie ist häufig zu beobachten, wobei der Urin auch trübe und eitrig sein kann.

Auch bei mechanischen Verletzungen der Niere durch Schläge oder Stöße ist an Arnika zu denken, besonders, weil auch hier die starke Berührungsempfindlichkeit im Vordergrund steht.

Geschlechtsorgane

Es kann zu Hämatomen und Schwellung der Geschlechtsorgane kommen. In das Arnikabild passen auch die Phimose, Quetschungen der Geschlechtsorgane, Aborte und Geburtsverletzungen. Psychisch findet man bei Frauen zwar ein sexuelles Verlangen, doch verhindert die Furcht vor der Penetration (durch den Partner) den Verkehr.

Es kann auch zu so viel Furcht kommen, dass die Lust verloren geht. VITHOULKAS beschreibt schon das Einführen des Tampons als Drama aus der Furcht vor dem Schmerz. Die übergroße Empfindlichkeit kann schon beim Drehen des Kindes im Uterus zu Schmerzen und Angst vor der Geburt führen.

Haut

Es kann zu lokalen Hautrötungen kommen, mitunter verbunden mit Eiterbeulen, die kommen und wieder gehen. Die Haut ist heiß und feucht. Der Kopf ist warm, die Extremitäten sind kalt. Es kommt zum reichlichen Schwitzen, besonders bei Aufregung und Ärger. Es kann zu Blutandrang und zur heftigen Rötung der Haut kommen.

Extremitäten

Es kann zu gichtartigen Schmerzen kommen mit großer Angst, berührt zu werden. Schon die bloße Annäherung eines anderen bereitet Angst. Es kann auch das Gefühl einer Verstauchung oder Verrenkung vorliegen, ebenso das Gefühl, das Bett oder die Unterlage sei zu hart. Dabei kommt es zu einem unruhigen Schlaf mit nächtlichem Umherwälzen, trotz des Bewegungsschmerzes.

Nervensystem und Augen

Es kommt zu entzündeten Augen, die blutunterlaufen sind, besonders nach mechanischen Verletzungen. Es kann zu einem drückenden und sich ausdehnendem Kopfschmerz kommen, wie nach Schlägen auf den Kopf.

Es finden sich Gedächtnisausfälle, Schwindel und partielle Lähmungen.

Ursache: Verletzungen/Prellungen/Verstauchungen/Blutungen/Frakturen/Wunden/Operationen/Schwergeburt/geistiger und körperlicher Überanstrengung/Sepsis/Infektionskrankheiten/Rekonvaleszenz;

<: Nachts/Sonne/Hitze/Bestrahlung/Narben/Nässe/Kälte/Zugluft/Föhn/Gewitter/Trösten/Druck/Berührung/Lärm/Hartliegen/Erschütterung/Arbeiten/Autofahren/Heben/Verheben;

>: Im Liegen/Ruhe/Rasten/Erholen/in Frieden lassen;

 

Antidote:

Arsenicum album, Camphora, China, Ignatia, Ipecacuanha.

 

Vergleichsmittel:

Baptisia, Phytolacca, Ruta, Rhus toxicodendron, China und Staphisagria.

 

Homöopathische Anwendung beim Menschen

Arnika ist das erste Mittel bei Verletzungen, Verstauchungen, Verrenkungen, Prellungen, Verhebungen, Verbrennungen und Wunden. Arnika ist angezeigt beim Apoplex, sowohl bei einer Hirnblutung als auch bei einem Hirninfarkt. Hierbei kommt es zu Bewusstseinsstörungen, Koma, motorischen, sensiblen oder sensorischen Ausfällen und evtl. zu Krämpfen. Schon bei leichten neurologischen Ausfällen kann Arnika den Schlaganfall

verhindern oder zumindest in seinen Folgen mindern. Als Erfahrungswert empfehlen beim Apoplex manche Autoren die C 1000 i.v.. Auch die Kopftraumata verlangen nach Arnika (Bewusstseinsverlust/Übelkeit/Erbrechen/ Kopfschmerzen und Kreislauflabilität).

Ansonsten ist die Hauptanwendung bei frischen Wunden mit hellroten Blutungen, starker Berührungsempfindlichkeit, Angst, Schock, Erschöpfung, Hämatomen und diffusen Schmerzen zu sehen. Hierbei muss natürlich zwischen Arnika und anderen Traumamitteln wie Hypericum (Nervenverletzungen), Ledum (Stichwunden), Ruta (Gelenkverletzungen, ähnlich Arnika, doch Bewegung bessert) oder Symphytum (Periostverletzungen)

unterscheiden. Auch die Operationsprophylaxe ist eine bewährtes Gebiet der Arnikaanwendung, und zwar sowohl prä- als auch postoperativ.

Ebenfalls in die Arnikabehandlung gehören Katarrhe des Atmungsapparates, Heiserkeit nach Überanstrengung der Stimme, Keuchhusten, Bronchitis, Pneumonien, sowie Entzündungen und Blutungen im Bereich der

Geburtshilfe.

Arnika kann auch hilfreich sein bei Eiterungen und Blutvergiftungen, Furunkeln und Karbunkeln, Sepsis, Scharlach, Masern, Typhus und Malaria.

BECKER gibt zur Potenzwahl an, dass Arnika in niedrigen Potenzen (D4 - C6) das Mittel für die lokalen Verletzungen sei, in der mittleren Potenz (D30, C30, LM 6-30) für die Verletzung des ganzen Menschen, in der hohen Potenz (D 200 - C 10.000) für den Arnikamenschen im ganzen einschließlich seiner Familiengeschichte und in der Höchstpotenz (C 50.000 - C 1.000.000) für den Menschen als Teil seiner kollektiven

Geschichte.

Ein immer wichtiger werdender Teil der Arnikaanwendung sind meines Erachtens aber auch die psychischen Bilder der Überarbeitung, Erschöpfung durch sich selbst oder andere, die große Erschöpfung und die Unfähigkeit, Arbeit abgeben zu können.

 

[Goethe]

Beschreibt die Arnika nach einer Behandlung durch Dr. Carl Vogel am 24.2.1823 wie folgt:

"Fühlte ich doch, als Leben und Tod den Kampf in mir begannen, dass die Lebensscharen mit dieser Blume auf ihrem Panier den Durchbruch erzwangen, und dem Feindlich-Stockenden, Tödlich-Bedrückenden sein Austerlitz bereitet wurde. In der Genesung verjüngt, preise ich sie höchstlich und es ist doch nur sie selbst, die sich preist, die wahrhaft unerschöpfliche Natur." (Roemer)

Um diesem Empfinden einem Arnika-Menschen angedeien lassen zu können, gibt es neben der Arnika-Gabe noch einiges, was zu beachten wäre. Der Arnika-Mensch startet mit einfachen, naturgegebenen, unermüdlichen Kräften. Seine Aufgabe besteht darin, Notwendiges zu erfüllen und die Wunden der aufgerissenen Erde, Haut oder Seele zu heilen. Viele Schmerzen dieser modernen Welt können ihn aus seinem Rhythmus werfen; er ist dann vom Leben geschlagen. Die Folge davon ist dann übergroßer Arbeitseifer, der sich im "nützlich sein müssen" äußert und eine Unberührbarkeit, die ihm ein schroffes Äußeres gibt.

Es gilt, für ihn seinen ursprünglichen Rhythmus von Arbeit und Ruhe wiederzufinden. Dabei ist es unerlässlich, dass er lernt, Arbeit abzugeben, um Ruhepausen einlegen zu können und um das Vertrauen wieder zu erlangen, dass er nicht alles alleine schaffen muss. Wenn er Schmerz verspürt, so gilt es innehalten zu können, nachzuspüren woher der Schmerz kommt und sich helfen zu lassen, dass er wieder heilen kann - und nicht den Schmerz wegarbeiten.

Für uns alle ist Arnika eine Ermahnung, auf die Wunden dieser Welt zu sehen, insbesondere die eigene körperliche Unversehrtheit und die der anderen zu achten, wobei wir die Menschen, die ihr Leben lang -auch für uns-- gearbeitet haben, deutlicher würdigen sollten.

 

[Eckermann]

Goethe took a cupful of a decoction of Arnica. This had given a positive turn during the crisis when administered by Huschke the day before.

Goethe proceeded to give a charming description of the plant, lauding its energetic powers to the skies.

Arnica is a somewhat toxic plant. In old time Western medicine it was principally used externally, on bruises and contusions. In homeopathy it was used for this, in- and externally; also for fevers where the blood was disordered and there was bleeding and bruising. It is considered a 'counter-irritant' in the old medicine, meaning that it irritates the skin and brings blood to the area. In this way it keeps circulation going in a bruised area, which repairs much quicker. Arnica is really an extraordinary remedy in a bruise, strain, or sprain, as many can attest from personal experience -- myself included. Here it was probably being used in an elderly patient to stir up the circulation.

Referring to the above passage, someone once asked the author what Goethe's description might have sounded like, and he then wrote the following, putting it the way Goethe might have put it.

"Note well," exclaimed the patient, "that this magnificent plant is at home in the open heights, on primitive rock; that it stands by the steps leading to the thrones of the gods.

It is rooted in the moist freshness of alpine meadows, and utterly belongs to spring and early summer, to the pure atmosphere and the forces of morning. Golden green is the basal rosette of leaves, the first circle of life, foretokening a second one, the calyx; and swiftly the plant starts to prepare for the third, the corona of the flower.

The delicate shaft rises straight upwards, no thought now of the leaf spirals, of foliage unfolding; just a single pair of small leaves may be carried aloft; soon the flower bud

at the top bursts from confinement, and orange-yellow whirls of fire appear in the light of the St. John's Tide sun. Ah, the fragrance of it!  What is it that lived already in the leaf and has now reached perfection in the flower?  The elements of grandeur that reign in those regions find in the plant a form of life that is in accord with them, formed wholly out of them, receiving them in the way that is possible for plants, and giving expression to them at a higher level, in color and scent. That fragrance, how do I put it into words?  Healing power I shall call it. May there soon come a man of inspiration," Goethe continued thoughtfully, "who will express in more well-defined words the sensual and moral action, who will perform for the world ot scents and aromas what I have attempted to do for color, and interpret for us whatever it is that brings plant nature to reveal itself thus in the airy element.

"Energy is squeezed into the arnica plant in every possible way. Merely to think of it pours rivers of fire around my heart. Yet power here is paired with delicacy of form. Nothing brittle or hard resists the in-forming power of heaven; the plant chosen by the sun god is young and vital. Behold the flower, how it melts into light, into the blaze of the sun. The mountain breeze comes to be the sower into whose hands the flower puts its feathery seeds.

And the wind broadcasts the seed over the springy turf. Thus sparks of light follow Persephone into the earth's womb in autumn. But the sun's warmth penetrates, warming the dark moist soil; the root of our herb sense the  incoming life, begins to sprout and grow, and whereas in the first  half of the year the plant unfolded in the sphere of the sun, it follows paths in the second that the sun takes within earthly spheres.

"Thus I assign arnica to Helios among the gods. And among men? To the follower of Asclepias who wanders among the lonely heights. Here we have a plant of rapid healing, of firm decision. If you suffer violence and injury, from fist, cudgel or blade, wondrous healing is nigh in this herb. The vital energies are flowing, the pulse grows stronger, the heart takes courage; if the blood has lost its way in a bruise or an effusion, arnica will remind it of its proper courses. Muscles and sinews grow firm; the body form, having suffered insult and injury, is restored, and so is the nervous system where it is so difficult to achieve healing. The organic revolt at injury sustained -we call it pain- lessens and passes. Truly Napoleonic is the style in which illness is met, grandiose the way in which a decision is forced. When life and death began their struggle within me, I sense the hosts of life, this flower on their standard, forced the issue, and the stagnating forces of the enemy, the deathly oppressive powers, met their Waterloo. Rejuvenated in my recovery I praise this herb most highly, yet in truth it is nature who praises herself, she who is truly inexhaustible, who creates this flower with its healing powers, and in doing so once more proclaims herself to be eternally procreative."

 

[Astrid Süßmuth]

Arnika - Die wilde Schwester der Ringelblume

Vorkommen und Standort

Die zerzupften Blütenkopfchen der Arnika leuchten von Juni bis August in der alpinen Stufe aus sauren Bergwiesen,

Wiesen und lichten Wäldern - und das bis in eine Höhe von 2800 Metern! Kalkhaltiges Gestein vermeidet die Arnika weitgehend. Sie ist im gesamten Alpenraum, in den Pyrenäen, den Karpaten, am Balkan, Höhenzügen Südskandinaviens heimisch. Charakteristisch für die Arnika sind die vier- bis siebennervigen, gegenständigen Laubblätter. Bin Merkmal, das kein anderer Korbblütler besitzt! 20 bis 60 Zentimeter über der grundständigen Blattrosette schwebt auf einem meist unverzweigten, fein behaarten Stängel die goldene Blüte.

Wer im lichten Bergwald unverhofft auf eine dieser meist (scheinbar) allein stehenden Sonnen trifft, erfährt einen erhebenden Anblick, der tief bis ins Herz reicht.

Pflanzenbetrachtung

Die beiden in Europa meistverwendeten Heilpflanzen Arnika und Ringelblume (Calendula officinalis) sind beides kleine Abbilder der Sonne. Kein Zufall, denn erst die Sonne bringt Lebenskraft auf die Erde.

Die sanfte Ringelblume darf pur in den Körper eindringen, sie ist das richtige Heilmittel bei zerfetzten, zerrissenen Wunden. Die gleiche Nähe zur Arnika würde den menschlichen Körper überfordern, er reagiert allergisch,

abwehrend. Die Ringelblume ist ein zartes Wesen. Zieht ein Unwetter herauf, faltet sie ihre Blütenköpfchen ordentlich zusammen. Die Arnika dagegen stellt sich dem Sturm, sie saugt seine Kraft regelrecht in sich auf.

Die Ringelblume hilft bei Verletzungen mit heftigsten Schmerzen - Schmerzen, die viel stärker sind, als die Verletzung vermuten lässt.

Gegenteilig die Arnika: Patienten, die ihrer Hilfe bedürfen, ignorieren zumeist die Die sonnengelbe Arnika leuchtet aus dem Gestein.

Schmerzen und haben eine Abneigung dagegen, überhaupt behandelt zu werden.

Fröhlich und verspielt steht die Arnika inmitten des Reichs der Naturgeister. Die Blüte vom Wind zerzaust, umgibt sie eine verspielte Leichtigkeit, die auch nach ihrem Verblühen bestehen bleibt, wenn sie sich als Pusteblume ganz dem Wind hingibt. Der Menschenschlag, dem dieses Heilmittel in seiner Seele gut tut, ist damit schon klar definiert. Es sind echte Arbeitstiere, hart und verschlossen. Wie der Archetyp des gestrengen Vaters im Heimatfilm, der jedes Krankheitssymptom geflissentlich ignoriert,

so lange bis der geschundene Körper mitten in der Arbeit wie aus heiterem Himmel zusammenklappt. Herzinfarkt, Schlaganfall, tot.

Den stetig steigenden Blutdruck hatte er über Jahre hinweg nicht wahrgenommen.

Herkunft und Bedeutung des Wortes Arnika sind im Dunkel der Geschichte verborgen. Der Erklärungsversuch mit Bezug auf das griechische aren (»Lamm«) wurde in

den letzten Jahren von der Wissenschaft wieder verworfen. Bleibt die Nahe zum Begriff Arkanum, vom großen Meister Paracelsus.x, für die »vollendete Arznei« geprägt.

Welch schöne Namensgebung für die wohl bekannteste Heilpflanze!

Die frühesten deutschsprachigen Bezeichnungen wulverley und wolverley führten zum heute noch gebräuchlichen Beinamen Wohlverleih. Dieser hat gar nichts mit dem Wohl zu tun, das die Pflanze unzweifelhaft verleiht, sondern mit dem Wolf. Die Wortendung -ley konnte sich auf das mittelhochdeutsche leie, »zum Volk gehörig«, beziehen.

Die Arnika hat im 19. Jahrhundert dasselbe Schicksal ereilt wie den Wolf. Doch während die Arnika vom Menschen gejagt wurde, um sie für sich selbst zu nutzen, wurde

dem Wolf aus blindwütigem Hass und willkürlicher Boshaftigkeit nachgestellt. Getroffen haben sich beide wieder dort, wo sie eine Zuflucht vor den Menschen gefunden haben: in den unzugänglichen Gebieten der europäischen Gebirge.

Dort, wo die Menschen noch die Natur um sich herum respektieren.

Nach der völligen Ausrottung im 19. Jahrhundert nimmt der Bestand des Wolfes in vielen europäischen Ländern wieder zu, der Graupelz ist besonders geschützt. Für den Alpenraum wird für die kommenden Jahre und Jahrzehnte mit einer generellen Zunahme der Wolfspopulation gerechnet (BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FUR UMWELT, GESUNDHEIT UND VERBRAUCHERSCHUTZ 2007). Trotz heftigster Nachstellung ist die Arnika eine Pflanze, die dem Menschen zugetan zu sein scheint. Die Ernte der Blütenkopfe regt das Rhizomwachstum an. Wird andererseits eine Wiese nicht mehr gepflegt, wuchern wuchsstarke Gräser. Geht der Mensch, geht auch die Arnika. Respekt ist es, was eine machtvolle Heilpflanze wie die Arnika verdient. »Die Arnika trägt das wilde Wesen des Wolfs in sich«, heißt es. Das bedeutet nicht nur, dass die Arnika entsprechend der uralten Symbolik des Wolfs Lebens- und Selbstheilungskräfte stärkt und wie der Leitwolf sein Seele, Zusammenhalt. Es heißt auch, dass die Arnika eine ungezähmte Kraft in sich hat, die gefährlich werden kann, wenn sie unkontrolliert losgelassen wird.

Brauchtum, Überlieferungen und Mythen

In den ältesten überlieferten Namen der Arnika taucht stets der Bezug zum Wolf auf. Eine sehr auffällige Signatur ist, dass ihr Blühbeginn mit der Sommersonnwende zusammenfallt. Wie andere Blütenpflanzen mit

diesem Merkmal, wie das Johanniskraut (Hypericum perforatum), zahlt damit die Arnika als Pflanze dieses Schwellentages fast automatisch zu den magischen Zauberkräutern, die in besonderer Verbindung zu den

Sonnenkräften standen. Selbstverständlich spielte sie auch eine besondere Rolle im Sonnwendkult. Und hier begegnen wir wieder dem Wolf. Die Verbindung des Wolfs mit der Fruchtbarkeit der Felder, der Nahrungsgrundlage des Menschen, mutet seltsam an, vor allem wenn man bedenkt, dass der Wolf als erklärter Feind des Menschen im 19. Jahrhundert beinahe ausgerottet wurde. Im antiken Rom hingegen war er Sinnbild der nährenden Natur.

Remus und Romulus, die Gründer der Stadt, wurden von einer Wölfin gesäugt. Auch die nordischen Kulturen standen zu dieser Zeit dem Wolf verehrend gegenüber. Germanische und keltische Krieger identifizierten sich

mit dem Wolf, noch heute sind Vornamen wie Wolf oder Wolfgang populär. Der Wolf war Symbol für die Lebenskraft des Kriegers, oder weiter gefasst für die Kraft im Lebenskampf.

Der Kornwolf hatte die Aufgabe, das Getreide vor dem schwarzen Korndämon zu beschützen. Bei feuchter Witterung zeigt sich um die Sommersonnwende dieser Dämon, der als Kornbrand oder Mutterkornbefall die gesamte Jahresernte vernichten kann (MANNHARDT 1865). Der Kornwolf ist die Lebenskraft, die den Getreidefeldern innewohnt. In der Sonnwendnacht steckten die Bauern Büschel von Arnika rund um die Felder, um den Kornwolf durch Spiegelmagie im Feld zu bannen. Der englische Name »Wolf's bane« ist die direkte Entsprechung. Im Übrigen ist es eine hoch interessante Erfahrung, bei einer Arnikaräucherung über einem Wolfsbild zu meditieren, um das Wesen des Tieres zu ergründen.

Im Laufe der Jahrhunderte veränderten sich die Bräuche rund um die Sonnwende, der Bezug zum Wetter aber blieb erhalten. Ein Arnikabuschen unter das Dach oder in

den Herrgottswinkel gehängt, soll vielerorts noch heute vor Blitzschlag schützen. Die Arnika ist klassischer Bestandteil von Wetterzaubern aller Art. »Steck Arnika an,

dass sich das Wetter scheiden kann«, ist ein bekannter Spruch der Sennerinnen, mit denen sich diese durch büschelweise verräucherte Arnika im Herd vor verheerenden Sommergewittern auf den Almen zu schützen wussten. In der Tat zeigt eine starke Räucherung mit Arnika im Herdfeuer eine Wirkung auf die lokale Wettersituation.

Die atmosphärische Zusammensetzung der Luft direkt über der Almhütte verändert sich, wird trockener und die Wahrscheinlichkeit eines Blitzeinschlags sinkt.

Als schützende Wetterpflanze ist die Arnika auch Bestandteil des Himmelfahrtsbuschens, der im Alpenraum zu Maria Himmelfahrt gebunden und geweiht wird.

Aus dem Abortivum Arnika, verbannt aus der Nähe der Himmelsmutter, wurde damit doch noch eine richtige Marienpflanze.

Phytotherapie und Heilwirkung

Die Arnika ist weit über die Alpen hinaus gerühmt. Ihr Anwendungsspektrum in allen Einzelheiten dargelegt wäre so umfangreich, dass es den Rahmen einer schlichten Monografie bei Weitem sprengen wurde.

Dabei ist es historisch gesehen noch gar nicht so lange her, dass die Arnika Einzug in die Aufzeichnungen der Gelehrten gefunden hat.

Die alte Literatur hierzu bedarf einer kritischen Überprüfung. In vielen mittelalterlichen Texten - aber auch in schludrig recherchierten Schriften der letzten beiden Jahrhunderte - wurde die Arnika aufgrund eines Übersetzungsfehlers mit dem Froschlöffel verwechselt und indikationsmäßig zusammengeworfen (MAYER/CZYGAN 2000).

Die große Stunde der Arnika schlagt - Schlag auf Schlag sozusagen - bei allen Weichteilverletzungen wie Verstauchungen, Prellungen, Quetschungen, Zerrungen. Bei stumpfen Traumata als Folgen von Schock und Überanstrengung gibt es kein vergleichbares Heilmittel. Auch die wissenschaftliche Sachverständigenkommission für pflanzliche Arzneimittel, die Kommission E, hat für die Arnika eine Positivmonografie in Bezug auf eine äußere Anwendung eines Blütenauszugs bei Verletzungs- und Unfallfolgen, rheumatischen Muskel- und Gelenkbeschwerden, Furunkulose, Entzündungen als Folge von Insektenstichen und Oberflächenphlebitis erstellt. Als erste Hilfe für unterwegs haben sich die einzeln verpackten Arnika-Wundtücher von Wala stets bewahrt, egal ob für Sportwettkampf, Familienradtour oder große Bergfahrt.

Oder für die Zeit danach, als lindernde Kompresse für muskelkatergeplagte Körperpartien (in Ergänzung zu Aesculus D6). Im Notfall kann damit eine verschmutzte Wunde unterwegs gereinigt werden. Aus der Volksmedizin der Almbauern ist Arnikatinktur zur Wundversorgung nicht wegzudenken, auch die Autorin selbst wurde als Kind bei verschrammten Knien stets und mit bestem Erfolg mit Arnikatinktur versorgt.

Weder die Almbauern noch die Autorin wussten freilich von Tierversuchen, bei denen hoch dosierte Arnikatinktur Gewebsnekrosen auslöste. Beim Säubern von Wunden mit Arnika ist daher Umsicht geboten. Inhaltsstoffe wie das Helenalin können bei offenen Hautstellen zu allergischer Kontaktdermatitis führen. Auf vorgeschädigter Haut wie bei Ulcus cruris dürfen generell keine Umschläge oder Wickel mit Arnika angewendet werden (NÜRNBERG/SURMANN 1991). Helenalin und seine Verbindungen sind jedoch nicht nur Kontaktallergene, sie haben eine antiseptische und antibakterielle Wirkung auf grampositive Bakterien

Wie Streptokokken, Staphylokokken oder Tetanus verursachende Clostridien (BOULANGER ET AL. 2007).

Ist die Wirkung der Arnika auf stumpfe Verletzungen schon großartig, ist sie bei Blutungen absolut einzigartig. Ein alkoholischer Auszug führt in großeren Dosen allerdings

zu inneren Blutungen. Doch hier greift nun das phänomenale System der Homöopathie mit der Wirkungsumkehr durch Potenzierung. Beim therapeutischen Einsatz der Arnika gilt der Grundsatz: Je stärker die Blutung, desto höher die Potenz und umso prompter die Wirkung. In der Frauenheilkunde ist die Arnika unverzichtbar. Viele Hebammen schwören auf ihre sofortige Wirkung bei Sturzblutungen wahrend der Geburt (MADEJSKY 2008a).

Erstaunlicherweise ist die Arnika auf keinem Altarbild zu finden.

Möglicherweise hängt das mit ihrer traditionellen Verwendung als Abtreibungskraut zusammen. Dies beschreibt auch einer der ältesten Texte zur Arnika aus dem 15. Jahrhundert.

[Astrid Süßmuth]

Tabernaemontanus kennt die Arnika als Gegengift für Opium und Krötenbisse. Verständlich wird der Ausdruck »Krötenbiss«, wenn man weiß, dass Kröten Sinnbild für Schwangerschaft und Geburt sind. Der Biss einer Kröte kann eine ungewollte Schwangerschaft oder auch eine plötzlich auftretende Geburtskomplikation umschreiben.

Nicht ganz klar ist zunächst der Bezug zu Opium. In der Homöopathie gilt Arnika nicht als Antidot dazu, eventuell wollte Tabernaemontanus mit dem Begriff generell einen rauschhaften Zustand umschreiben, vielleicht einen sehr menschlichen, der zu einer ungewollten Schwangerschaft geführt hat.

Arnika kann aber auch Schwangerschaften schützen, die infolge von Schock, Überanstrengung und Traumata gefährdet sind. In homöopathischer Zubereitung wird sie bei drohenden Aborten, die mit hellroten Blutungen einhergehen, eingesetzt.

 

 

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