Arsenicum album Anhang 2

 

[Peter König]

Bericht über ein homöopathisches Doppelblind-Experiment mit Studenten des Augsburger Dreimonatskurses 2001

Es müsste jeden Homöopathiegegner zumindest stutzig machen, wenn er zur Kenntnis nehmen muss, dass es durchaus möglich ist, bei sauber durchgeführter und kontrollierter Verblindung im Rahmen einer homöopathischen Arzneimittelprüfung die Prüfsubstanz zweifelsfrei zu erkennen, - und dies auch in hohen Potenzbereichen, z.B. einer C30! Einfache Experimente dieser Art habe ich im Rahmen von Ausbildungskursen mit Studenten immer wieder durchgeführt. Zumal es aus den Reihen deklarierter Homöopathie-Gegnerschaft immer wieder Publikationen gibt, die die Lehre der Homöopathie abzuwerten versuchen, indem z.B. Hahnemanns Chinarindenversuch mit wiederholt negativem Resultat nachgestellt und daraus verallgemeinernde Schlussfolgerungen gezogen werden (Krämer und Habermann: Ein Vorlesungsversuch zur Homöopathie. In: Deutsches Ärzteblatt 94 (1997), 26), sei es an dieser Stelle erlaubt, über einen eigenen, doppelblinden,  allerdings nicht placebokontrollierten Versuch im Detail zu berichten.

Im Oktober 2001 erhielten 8 an dieser „Mini-Arzneimittelprüfung" interessierte  Homöopathiestudenten (3 Frauen und 5 Männer) des Augsburger Dreimonatskurses  (Veranstalter: Hahnemanngesellschaft)  Globuli einer unbenannten Arznei in C30. Die Anweisung lautete, 3 Globuli einmalig noch am selben Abend vor dem Zubettgehen einzunehmen und danach auf sowohl körperliche wie auch psychische (inklusive Traum-)Symptome zu achten und diese zu notieren. Für den Fall, dass keine Symptome auftreten würden, stand es dem Probanden (bzw. der Probandin) frei, die Arzneieinnahme noch ein zweites Mal zu wiederholen. Festgelegt  war nur, dass es sich bei allen Arzneiproben um dieselbe Arznei handelte, - ausgewählt aus einer Gruppe von 6 Arzneien, deren Symptome („Arzneimittelbilder") im Verlauf des Kurses den Studenten am Tag zuvor bekanntgemacht worden waren: Calcium carbonicum, Nux vomica, Antimonium crudum, Pulsatilla, Cyclamen und Arsenicum album. Fragestellung dieses Experiment war es, ob es denn möglich wäre, die Identität dieser anonymen Arznei über die durch sie provozierten Symptome zu erkennen. Der Name der geprüften Arznei befand sich in einem verschlossenen Kuvert und war nur dem (400 km entfernten) Hersteller (Robert Müntz, Remedia, Eisenstadt) bekannt.

Hier die Prüfungsberichte der einzelnen ProbandInnen, - von mir im Rahmen des Kurses zwei Tage nach Arzneieinnahme abgefragt. Dabei sind für die PrüferInnen auffallend neue und unbekannte Symptome mit (N) gekennzeichnet, - solche, die aus der Vorgeschichte explizit bekannt sind mit (A [=alt]), - und Kommentare mit „K".

 

Prüfer 1, C., männl. (1m)

Rechtsseitige Pleuritis und rezidivierende Halsentzündungen (ebenfalls rechtsseitig) in der Vorgeschichte

2 x 3 Kügelchen an einem Abend eingenommen

Keine Träume, tiefer geschlafen als gewohnt, Kopf klar wie sonst selten. Gefühl von Leichtigkeit, innerer Ruhe. Wohlgefühl, Selbstsicherheit, - ausgeglichen wie sonst selten.

Aufgerichtet, wie sonst nach Fasten

Bei einem nächtlichen Notfall, der das eigene Kind betraf, erlebte er sich auffallend „cool", war ihm eigentlich egal, was sonst nicht seine Art ist  (N)

Ziehende, pulsierende Schmerzen im rechten Unterschenkel

Hustenreiz rechts im Hals

Stechende Schmerzen im rechten äußeren Gehörgang, nach innen hin ausstrahlend  (N)

Drehschwindel, gerade jetzt, beim Aufschlagen des Repertoriums  (N)

Gefühl eines brennenden Bläschens, rechts vorne an der Zungenspitze, das dann auch tatsächlich objektiviert werden kann  (A)

 

Prüferin 2, U., weibl. (2w)

2 x 3 Globuli innerhalb einer halben Stunde eingenommen

Konnte 2 Stunden lang nicht einschlafen

Innerliches Zittern, Ruhelosigkeit  (N)

Aufgewühlt sein, Anspannung, ungerichtete Angst

Öfters in dieser Nacht erwacht  (A)

Träume nicht erinnerlich

K:  Symptome könnten auch nur durch die Erwartungshaltung hervorgerufen worden sein?

 

Prüfer 3, J., männl. (3m)

Traum von einer homöopathischen Reiseapotheke, mit komischen Arzneien (Hirudo), mit denen ja niemand etwas anfangen kann. Kostenfrage: Diese Bekannte hat ja kein Geld. Mitleid mit ihr. . . . .

Traum: Ausflugs-Situation. Eine Bekannte hat sich nicht von ihm verabschiedet, sieht sie mit dem Rücken zu ihm, will sie auf die Wange küssen, - überrascht, dass es dann jemand anderer ist. . . . .

Traum: Hörte Musik im Traum, - ein Lied, das er kennt („Follow me" von „Uncle Cracker"), aber dieses klingt anders, - ein Plagiat? . . . .

Traum: Stand in einer Schlange, es ging total langsam vorwärts, statt zweien an der Kasse war nur einer da. Dann kam endlich jemand zweiter, der sich aber nicht entschuldigt. Er kommt deshalb zu spät, ist aber nicht so schlimm  . . . .

Gefühl von Ausgeglichenheit, - fuhr mit dem Rad auffallend langsam

Fühlt sich total ausgeschlafen

Frei im Kopf

K: Ist auch sonst ein guter Träumer.

 

Prüfer 4, M., männl. (4m)

Nächtliches Erwachen  (N!)

Unruhe und Angst, - mit Ruhelosigkeit erwacht, - dachte: „Es ist wohl Arsen!"

 

Prüfer 5, R., männl. (5m)

Berührender Traum von seiner Großtante. Er sitzt bei ihr am Bett. Sie ist froh, dass er da ist.  Augen werden trüb, sie stirbt, ihr Kopf kippt nach hinten, er fängt sie auf.

Es ist eine Erlösung, dass sie sterben konnte. Er ist glücklich, dass er dabei war. - Danach mit Glücksgefühl erwacht.  (K: Diese Großtante stand dem Träumer am nächsten

in seiner Jugend, die ersten 2 Lebensjahre hat er nur mit ihr verbracht. Die letzten 2 Jahre war diese Dame in einem Altersheim untergebracht, in dem sie von ihm regelmäßig besucht wurde, was für beide ein schönes Erlebnis war; tatsächlich verstorben vor einem Jahr, - er konnte allerdings nicht dabei sein, sah sie zuletzt eineinhalb Monate zuvor. - R. träumt sonst eher abstrakt.)

 

Prüfer 6, J., männl. (6m)

1x 3, dann noch einma 2 Kügelchen, am selben Abend vor dem Einschlafen

Frühmorgens um 2 h. 23 erwacht! Dann aber wieder gut geschlafen, - morgens sehr erholt.

Schrecklicher Traum: Wasser, - großes offenes Meer, große Frachtschiffe um ihn herum; panisch, nicht umgefahren zu werden, musste immer ausweichen. Riesige Bugwellen, haushohe Brecherwellen. Dabei Angst, aber nicht lebensbedrohlich, „da müsste ich halt schwimmen ...", immer noch Hoffnung da ...  (K: J. arbeitete früher als Segellehrer.

Seit Jahren sind ihm keine Träume erinnerlich gewesen!)

Schnupfen  (A): Nase ganz ausgetrocknet, Gefühl von Brennen, bis jetzt anhaltend. Brennen macht fast Niesreiz. Trockene Brocken in der Nase.

 

Prüferin 7, G., weibl. (7w)

Kriegte plötzlich Rückenschmerzen (A, - aber nicht in letzter Zeit, - dort oft Schmerzen als Kind); zogen vom Lumbalbereich hinauf, bis in den Nacken, dann Schmerz paravertebral beidseits, zwischen Wirbelsäule und den Schulterblättern, rechts mehr als links; drückend, gedrückt, verbogen. Die ganze Wirbelsäule fühlt sich verbogen an.

Nur ein Traum erinnerlich: Ganz eigenartig, wirr, ruhelos: Gaben, die von Gott verteilt wurden. Sie sollte einen Clown darstellen, sah sich als Clown, mit leuchtendrotem Gewand und roter Mütze. Dann ist sie plötzlich eine Giraffe  (K: Die rote Kleidung war im Traum stimmig für sie, - real aber würde sie so etwas nie anziehen.) Dachte: „Aha, - das spricht für Calcium carbonicum!"

Um 6 h. morgens durch das Akkupiepsen des Mobiltelefons erwacht, dann aber ausgesprochen frisch, wach und ausgeschlafen gefühlt, - zuversichtlich und ausgeglichen. 

K: Sonst ist sie oft mürrisch morgens.

 

Prüferin 8, J., weibl. (8w)

Hatte die Prüfarznei nur neben dem Bett liegen.

Nachts um 2 h. 45 erwacht  (N!)  („Eine Vollmondnacht!")

Ging morgens laufen, war ungewöhnlich aktiv  (N, - sonst in der Früh nicht ansprechbar)

Rechtsseitige Ohrenschmerzen, durchschießend in Richtung Hinterhaupt, - besser durch Druck unterhalb des Ohres.

Wie verfährt man nun mit einer solchen Zusammenstellung von Symptomen? Welche Schritte sind zu tun, um die Prüfarznei ausfindig zu machen, zu „demaskieren"?

Man tut so, als ob all dieser „Organismus" von Symptomen der noch unbekannten Arznei die Symptome eines Patienten wären und gestaltet die Arzneifindung nach den üblichen Regeln. Während die Studenten in ihren Büchern blätterten und Rubriken suchten, führte ich (mit Hilfe meines computerisierten Repertorisationsprogrammes MacRepertory) eine einfache Repertorisation durch, die sich insbesondere auf die auffallenden Symptome (nach §153 des Organon) stützte:

 

Dabei wurde der von mehreren ProbandInnen beobachteten Rechtsseitigkeit (1m [mehrfach!], 7w und 8w) Rechnung getragen. Als zweites Symptom wurde der nach kranial ausstrahlende, für die Prüferin 7w sehr auffallende und in ihre Kindheit verweisende Rückenschmerz in die Analyse eingebracht. Die konstruierte Rubrik „Clearness, lightness" setzt sich aus mehreren Anteilen zusammen:

 

Mind, well, feels very well

Mind, cheerfulness, morning

Mind, cheerfulness, morning on waking

Mind, thoughts, clearness of thoughts

Mind, lightness, feeling of lightness

 

            Auch die auffallende Tatsache, dass mehrere der PrüferInnen nach Mitternacht (besonders bei 6m und 8w!) erwachten, wurde in Form einer Sammelrubrik in der Repertorisation umgesetzt.

Aus dem Repertorisationsbild ist ersichtlich, dass 3 Arzneien „durchgängig" sind, das heißt, alle 4 ausgewählten Symtome abdecken: Nux vomica, Arsenicum und Kreosotum. Verlässt man die numerische Ebene und vergleicht die subjektiven und objektiven Symptome der ProbandInnen mit den (bekannten) Bildern der 6 in Frage kommenden Arzneien (wobei Kreosotumschon aufgrund dieser Vorbedingung ausscheidet), fällt die Arzneiwahl nicht mehr schwer ...

Wie ging es jetzt aber meinen ProbandInnen? Wie schätzten sie (und deren Kolleginnen und Kollegen, die an der Arzneiprüfung nicht teilgenommen aber den Prozess mitverfolgt hatten) die Sachlage ein?

Nur einer der Probanden (1m) legte sich a priori fest: Arsenicum album. Die anderen nahmen an einer „Abstimmung" teil, die danach fragte, welche der 6 Arzneien „eher" erkannt zu werden glaubte. Dabei kam es zu folgendem Resultat (wobei hinter dem Namen der in Frage kommenden Arznei die Anzahl der zugehörigen Nennungen in der Gruppe angegeben istAuch ich selbst hatte Arsenicum album als die wahrscheinlichste Arznei genannt. Somit stand mit 12 von 15 Nennungen Arsenicum album hochsignifikant im Raum ...

 ... und konnte nach feierlicher und von einigem Herzklopfen begleiteter Öffnung des Kuverts erfreulicherweise auch tatsächlich verifiziert werden.

Wenn man sich die Prüfsymptome mit dem Wissen um Arsenicum noch einmal durchliest, ergibt das retrospektiv - z. B. bei den Beobachtungen des Prüfers 4m („Unruhe und Angst") - ein stimmiges Bild. Sehr interessant sind die häufigen Symptome, die mit ungewöhnlicher Klarheit, Gelassenheit, auch gesteigerter Aktivität zu tun haben. Interessanterweise taucht dabei Arsenicum album im Repertorium nur in der Rubrik der „lightness" (einwertig) auf, wäre aber auch in der ursprünglich nicht verwendeten Rubrik „Mind, ideas abundant, clearness of mind" (zweiwertig) zu finden. Aus der (Sub-)Toxikologie ist es aber gut bekannt, dass Arsen als Roborans nicht nur bei Rennpferden Verwendung gefunden hat. - Die Ohrensymptome von 8w wurden - weil zu „riskant" - nicht in die Repertorisation einbezogen, finden aber rückblickend ebenfalls durch die Rubrik „Ear, pain, stitching, outward" eine Bestätigung. Auf eine Heilungsqualität der Prüfarznei sei anhand der Traumgeschichte des Prüfers 5 hingewiesen, - Versöhnung mit dem Tod der geliebten Großtante.

Versuche wie diese können von geschulten Homöopathen zu jeder Zeit und an jedem Ort der Welt wiederholt werden. Es ist aber davon auszugehen, dass es für nicht mit

der Homöopathie Vertraute kaum möglich erscheint, zu ähnlichen Ergebnissen zu gelangen, - entspricht ein solches experimentelles Vorgehen doch der hohen Kunst einer Arzneifindung am Patienten.

Dieses Beispiel sei auch als  ein kleiner Beitrag zu jener Tatsache verstanden, dass die immer wieder von außen in Frage gestellte Validität der Methode der Homöopathie mit nur geringem Aufwand und unter Anwendung „sauberer" Verfahren auch von „innen" „bewiesen" werden kann, ohne dabei den Boden der Homöopathie verlassen zu müssen, - für all jene, denen eine solche Beweisbarkeit ein Anliegen ist. Für Studenten der Homöopathie mag die (nicht unriskante) Durchführung eines solchen Experiments - das ich hiermit zur Nachahmung empfehle! - eine Steigerung von Begeisterung und Motivation bedeuten. Für mich selbst war es die konsequente Fortsetzung ähnlicher kleinerer Experimente, die über den möglichen Zweck eines etwas Nerven kitzelnden „Repertorisations-Trockentrainings" hinausgehend durchaus auch interessante und neue unerwartete Einblicke in schon bekannt geglaubte Arzneien ermöglichen sollen. Und nicht zuletzt mag eine solche kleine Arzneiprüfung auch dazu angetan sein, die Herstellungsqualität von Arzneien auf den Prüfstand zu stellen, - was im Fall von Arsenicum album C30 (Remedia, Salvator-Apotheke, A-7000 Eisenstadt, hahnemann@remedia.at) überzeugend gelungen ist. - An eine Wiederholung, Ausweitung (unter Miteinbeziehung weiterer Fragestellungen) und nachfolgende Veröffentlichungen im Rahmen weiterer Lehrtätigkeiten ist gedacht ...

 

[Maria Steinbeck]

Die arsenige Säure, gewöhnlich Arsen genannt, findet sich kaum in freier Form in der Natur. Man gewinnt sie durch Rösten von arsenikhaltigem Kobalt- und Nickelerzen.

Arsen war bereits im Altertum gut bekannt. Bereits Hippokrates gebrauchte eine Arsensulfid-Paste zur Behandlung von Geschwüren. Die Kenntnis der Giftwirkung des Arsens reicht nachweislich bis ins 2. Jahrhundert v. Chr. zurück. "Arsenik" war das klassische Gift des Mittelalters, und am byzantinischen Hof ebenso in Gebrauch, wie im Dogenpalast zu Venedig. Auch die Borgias bedienten sich des Arsens für ihre niedrigen Zwecke, wie viele andere berüchtigte Giftmörder bis in unser Jahrhundert hinein.

Als kriminelles Gift oder als Schädlingsbekämpfungsmittel hat Arsen in unserer Zeit an Bedeutung verloren.

Bekannt sind heute die "Arsenik-Esser" aus der Steiermark, die Arsen in steigenden Dosen als Stimulans einnehmen.

Leitsymptome

    Ruhelosigkeit, Angst, Todesfurcht

    ausgeprägte Erschöpfung, Schwäche

    brennende Schmerzen - besser durch Wärme

    Periodizität der Symptome

    mangelnde Lebenswärme - fröstelig

    brennender Durst: trinkt wenig und oft

    < nachts, nach Mitternacht, Kälte, Anstrengung, Liegen auf der schmerzhaften Seite, Kopftieflage

    > abends, tagsüber, Hitze, warme Anwendungen, warme Speisen und Getränke, in Gesellschaft, Aufrichten

    vorherrschend rechts

    Eigentümliches Symptom: Er will nicht, daß man mit ihm spricht, aber auch nicht, daß man sein Zimmer verläßt.

    Schlüsselsymptom: "fühlt sich beobachtet".

Ruhelosigkeit, Angst, Todesfurcht

Die leidvollen Zustände und Symptome, bei denen der Homöopath Arsen verordnet, sind Ruhelosigkeit - Verzweiflung - unerträgliche, qualvolle Angst. Patient ist ruhelos, schwach, blaß, ausgezehrt und fröstelnd. Die Ruhelosigkeit rührt von der Angst her, die in der Bewegung scheinbar Linderung sucht. Sie reicht von leichtem, unbehaglichem Platzwechseln bis zu rasendem Gestikulieren und Umherrennen. Diese Ruhelosigkeit erscheint als eines der ersten Symptome und hält, bei schweren, lebensbedrohlichen Erkrankungen, bis zum Eintritt der Bewußtlosigkeit an. Ständig in Bewegung; von Zimmer zu Zimmer, vom Bett zum Stuhl, und wenn er zu schwach ist, sich zu bewegen oder sich zu drehen, so sind doch die Hände, der Kopf oder die Füße dieser geplagten Menschen in ständiger Bewegung.

Die Angst und die Ruhelosigkeit sind höchst auffällig bei akuten Krankheiten. Beim Wiederauftreten von chronischen Krankheiten werden sie immer verschlimmert.

Die Angst treibt den Kranken nachts aus dem Bett. Mit Schrecken sieht er der Nacht entgegen, da er weiß, daß sich zwischen 1 und 3 h. morgens alle seine körperlichen

und seelischen Leiden verschlimmern. In diesen Stunden packt ihn eine gräßliche Angst und Todesfurcht. Er steht auf, wandert von einem Zimmer ins andere, aber da er

sehr erschöpft ist, muß er sich wieder hinlegen, bis ihn eine neue Angstkrise aus dem Bett treibt. Bei schweren Erkrankungen leidet er Todesfurcht.

Es ist nicht die Aconitum-Furcht (vor dem nahen Tod), sondern eher eine allgemeine Angst, verbunden mit dem Gefühl, "daß es sinnlos sei, noch irgendeine Medizin einzunehmen, da er ohnehin bald sterben werde".

 

Die Furcht ist beim Arsen-Patienten stark ausgeprägt. Er leidet an Furcht vor Krankheit, Furcht vor schrecklichem Unglück, Furcht vor einer Menschenmenge, Furcht vor dem Alleinsein usw. Die Furcht beim Alleinsein, daß er sich etwas antut oder sterben werde, wird durch die Anwesenheit anderer gelindert.

 

Schwäche und Erschöpfung

Die Schwäche variiert zu verschiedenen Zeiten und Umständen, von leichter Schwäche bis zur völligen Entkräftung. Es ist nicht außergewöhnlich, Schwäche bei chronisch Kranken oder bei heftigen, akuten Krankheiten zu finden, aber bei Arsen steht sie in keinem Verhältnis zum vorliegenden Anlaß. Die leichteste Anforderung an die Nervenkraft, eine kleine körperliche Anstrengung, Zahnweh oder leichte Schmerzen, ein spärlicher Durchfall oder Erbrechen ist vom Sinken der vitalen Kräfte gefolgt. Manchmal geht dies bis zum Kollaps. Auch wenn man sich in einem relativ guten Zustand befindet, kann eine andauernde Anstrengung, wie z.B. eine Bergbesteigung, vielleicht auch im Zusammenhang mit der dünnen Luft, Erschöpfung, Frösteln, Schlaflosigkeit und Herzklopfen zur Folge haben.

Deshalb werden Symptome wie Schwäche oder Mangel an Ausdauer, die bei anderen Mitteln nur "Allgemeinsymptome" sind, bei Arsen durch ihre fast groteske Ausprägung hoch charakteristisch.

Arsen hat ein sehr breites Anwendungsspektrum von mehr oder weniger gewöhnlichen Beschwerden bis hin zu den schrecklichsten Leiden. Es kommt bei Kinderkrankheiten ebenso in Betracht wie bei schwersten Erkrankungen. Ebenso lindert es körperlichen wie seelischen Schmerzen und Leiden bei unheilbaren Krankheiten. Bei diesen Erkrankungen (oder auch bei Sterbenden) ist jeder Aspekt vom Tod gezeichnet. Die Augen sind eingesunken und glasig, das Gesicht aschfahl oder gelblich und kalt bei Berührung. Die Lippen, der Mund und die Zunge fast unbeweglich und ausgedörrt. Der Patient möchte ständig einen kleinen Schluck kalten Wassers nippen. Im Magen und den Gedärmen wird ein Brennen empfunden. Der Durchfall ist spärlich, ätzend, wäßrig mit fürchterlichem Geruch, der das ganze Zimmer erfüllt. Dunkles, dünnflüssiges Blut sickert aus den Körperöffnungen. Es besteht kalter Schweiß, oder stechende Hitze und Trockenheit der Haut, die sich wie Pergament anfühlt. Er sieht Geister und Verstorbene. Das Delirium geht in Stumpfsinn über, mit unwillkürlichem Stuhl- und Harnabgang, und führt zu einer totalen Bewußtlosigkeit. Als letzte Arznei, für Menschen die am Ende ihres Lebens stehen, ist Arsen (in homöopathischer Form als Arsen D 30 selbstverständlich) hilfreich. Nachzulesen bei Dr. Enders in der Homöopathischen Hausapotheke Kapitel Nr. 26 unter "Herz"!

 

Brennen - > Wärme

Brennende Schmerzen durch Wärme gebessert, ist das große Charakteristikum von Arsen. Trotzdem muß man beachten, daß kalte Auflagen zwar momentane Besserung bringen können, doch tritt danach immer eine neue Verschlimmerung ein.

Schreckliche, brennende Schmerzen sind ein wichtiges Kennzeichen dieses Mittels. Brennen im Gehirn, im Kopf, im Gesicht, Kiefer, Hals, Magen, Bauch, Haut, Gebärmutter, Harnröhre oder im Rektum, kein Körperteil ist ausgenommen.

Neuralgische Schmerzen, wie von heißen Drähten, die durch die Nerven getrieben werden; Brennen, als ob heiße Nadeln in einen Körperteil gestochen würden; brennende Schmerzen im Rückgrat, wie von einem Strom aufsteigender, heißer Luft.

Die Hautausschläge jucken heftig, und wenn man kratzt, weicht das Jucken einem Brennen. Geschwüre brennen unerträglich und dehnen sich mehr in der Breite als in der Tiefe aus. Das Arsen-Brennen ist gewöhnlich von einer Entzündung begleitet und wird besser durch Wärme.

Periodizität

Viele seelische und körperliche Beschwerden entstehen zu bestimmten Zeiten/treten dann verstärkt auf. Die meisten Arsen-Leiden sind < 13 bis 14 h. und von 0 bis 2 h. nachts.

Migränekopfschmerzen treten ebenso gern periodisch auf. Immer während der Periode, oder auch alle 2, 3, 7 oder 14 Tage. Manche Leiden erscheinen jedes Jahr zur selben Zeit wieder.

Mangelnde Lebenswärme

Kälte < jeder Form. Der Husten, die Schmerzen, das Asthma, der Durchfall oder der Schwindel werden schlimmer durch Kälte. Kalte Getränke erzeugen Husten, Hals-, Magen- und Darmsymptome. Kaltes Essen, wie Eis, verursacht Magenschleimhautentzündung. Die einzige Ausnahme sind kongestive Kopfschmerzen, sie werden durch lokale, kalte Anwendungen gebessert.

Wenn die seelischen Symptome (Angst, Unruhe) bei einem Patienten stark ausgeprägt sind, friert er ständig. Er hält sich am liebsten in der Nähe des Ofens auf und kann

sich nicht warm genug anziehen. Unter der Kälte leidet er dann besonders stark.

Arsen hat "Schüttelfrost und Kälteschauer" heftigster Art, und in solchen Phasen Empfindung, als ob das Blut, das durch seine Adern rinnt, Eiswasser wäre.

Bei Fieber, wenn der Körper von Kopf bis Fuß erhitzt ist (bevor der Schweiß ausbricht), hat er das Gefühl, als würde kochendes Wasser durch die Blutgefäße strömen.

Durst

Schon Kent (amerikanischer Homöopath) weist auf die Eigentümlichkeit des Arsen-Durstes hin: "Während des Froststadiums besteht kein Durst, allenfalls auf heiße Getränke; während der Fieberhitze möchte er zwar häufiger etwas Wasser haben, doch gerade so viel, um den Mund damit anzufeuchten - was man kaum als Durst bezeichnen kann. Während des Schweißes dagegen ist der Durst so groß, daß er kaum genug bekommen kann. Dann hört man von dem Patienten: "Bringen Sie mit einen Eimer Wasser" oder "Ich könnte einen ganzen Brunnen leertrinken"."

Folgen von Unterdrückung

Arsen ist führend unter den Mitteln, die heilen, indem sie alte, unterdrückte Hautleiden zurückbringen. Sogar Asthma kann man unter Rückkehr eines früheren Ausschlags mit Arsen ausheilen.

Auch auf unterdrückten Schnupfen kann Asthma folgen. Werden Fußschweiß oder Herpes unterdrückt, folgen oft Herzerkrankungen.

Wenn bei Scharlach oder Masern sich der Ausschlag langsam entwickelt oder zurückzieht, und stattdessen Petechien (punktförmige Blutungen), Erschöpfung, Kälte, Angst und Ruhelosigkeit auftreten, dann ist Arsen indiziert.

Magenerkrankungen

Nach dem Essen treten bitterer Geschmack im Mund, drückende, brennende Schmerzen im Magen, Völle bis zum Hals hinauf, quälendes Sodbrennen,Ekel sogar vor dem Geruch des Essens, Übelkeit, Erbrechen oder sofortiger Stuhldrang auf. Warme Getränke erleichtern, während kalte wie ein Stück Eis im Magen empfunden und sofort erbrochen werden. Wein oder andere alkoholische Getränke verursachen eine ausgesprochene Verschlimmerung.

 

Übelkeit, Erbrechen mit deutlicher Schwäche, Angst und Ruhelosigkeit nachdem verdorbene Lebensmittel (Wurst, Fleisch, Fisch) gegessen wurden, brauchen Arsen.

Brechdurchfall

Wässrige und äußerst ätzende Stühle mit großer Erschöpfung. Die Haut um den After ist wund und brennt. Ein warmes Sitzbad bessert.

Erbrechen nach dem Essen oder Trinken. Durchfall und Erbrechen, auch von Kindern, bei kalter Körperoberfläche und brennender innerer Hitze. Kalter klebriger Schweiß.

Die Haut ist trocken, rauh, gelb oder gelb-braun. Der Kranke verfällt rasch und magert ab.

Schnupfen und Husten

Der dünne, wässrige Ausfluß auf der Nase macht die Oberlippe wund. Die Nase brennt, ebenso die Augen. Der Heuschnupfen < im Freien und > im warmen Zimmer.

Der Husten+ großer Atemnot, Erregung und Erschöpfung. Röcheln und brennende Schmerzen in der Brust. Trockener, erschöpfender Husten mit dem Gefühl, als habe

man Schwefeldämpfe eingeatmet. Der Husten verschlimmert sich im Liegen und nach Mitternacht.

Kopfschmerz

Migräneschmerzen mit brennendem Gefühl, besonders oberhalb des linken Auges. Häufig periodisch. Sie verschlimmern sich nach Mitternacht, durch Lärm, Licht, Bewegung und durch Erhitzung. Sie sind besser im Dunkeln, liegend mit hoch gebettetem Kopf und durch Kälte. Es handelt sich um Kopfschmerzen mit Blutandrang zum Kopf.

Nur sie haben Besserung durch Kälte. Der Kranke leidet unter einer Schwere, die im Freien nachläßt, sofort wieder erscheint, wenn er ein warmes Zimmer betritt.

Handelt es sich um einen neuralgischen Kopfschmerz, oder wird er von rheumatischen Symptomen begleitet, so braucht der Kranke Wärme. Der Kopf muß warm eingehüllt werden.

Herz und Kreislauf

Arsen produziert eine ganze Serie von Herzsymptomen, die man folgendermaßen zusammenfassen kann: Reizbares Herz, es klopft stark, das Herzklopfen wird vom Kranken selbst gehört. Unregelmäßiges Herzklopfen, <: nachts/nach Stuhlgang (verbunden mit Schwäche und Zittern);, Gefühl von Zusammenschnürung und Druck am Herzen.

Gemütssymptome

Der Arsen-Patient ist lebhaft, beweglich und unruhig. Er beschäftigt sich, um die Angst zu überdecken. Er will nicht gern allein sein. Besonders Kinder wollen im Zimmer und nachts nicht allein sein. Sie schmiegen sich an Erwachsene, und finden bei ihnen Beruhigung.

Bei allen Kranken finden wir große Angst, sogar Todesangst. Sie glauben sterben zu müssen oder an einer unheilbaren Krankheit zu leiden. Trotzdem wollen sie kein Medikament einnehmen. Sie sehen nachts Gespenster, fürchten sich vor Dieben und Einbrechern. Durch jede Sorge sind sie übermäßig beeindruckt und dann niedergeschlagen, verzweifelt und weinerlich. Sie glauben nicht genug getan zu haben, und machen sich bittere Vorwürfe.

Allerdings können sie sich auch über Kleinigkeiten ärgern. Sie hören nicht auf, über die Fehler anderer zu reden. Sie sind mit nichts zufrieden und tadeln alles.

Pedantische Pünktlichkeit! Sie ärgern sich über alles, was nicht in Ordnung ist (Kleidung, Wohnung, wenn ein Bild schief hängt, etwas nicht peinlich sauber ist).

Sie können auch geizig, boshaft und egoistisch sein.

 

 

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