Aves Dinosaurier

 

Die Saurier entwickelten sich nach neuesten Erkenntnissen vor etwa 243 Millionen Jahren im Mesozoikum (Erdmittelalter). Es wird in drei Perioden unterteilt: die Trias, der Jura und die Kreide. Die Trias, in der fast die gesamte Landmasse im Superkontinent Pangea zusammengefasst war, bezeichnet die Zeit von 251 Millionen bis 200 Millionen Jahre. Auf die Trias folgte der Jura von 200 bis 145 Millionen Jahren, in dem der Urkontinent auseinanderbrach und sich langsam in die heutigen Kontinente aufteilte.

Anschließend folgte die Zeit der Kreide vor 145 bis 65 Millionen Jahren. Mit dem Ende der Kreide wurden fast alle Saurier ausgerottet. Da man die Vögel als Nachfahren einer Gruppe der Saurier ansieht, sind sie jedoch streng genommen nicht vollständig ausgestorben.

Von den Reptilien, die damals auf der Erde vorkamen, überlebten zum Beispiel Krokodile, Schlangen, Eidechsen und die Schildkröten.

Die Pflanzenwelt veränderte sich während dieser Zeit dramatisch. Von einstigen Landschaften mit Nadelwäldern und Ginkobäumen wandelte sich das Bild in der Kreidezeit zu Laubwäldern und Buschlandschaften. Dafür verantwortlich war die Entwicklung der Blütenpflanzen in der frühen Kreidezeit.

Zu den Sauriern zählt man die Saurischia (Echsenbeckendinosaurier), zu denen die meist fleischfressenden Theropoden und die zumeist pflanzenfressenden Sauropoden gehören, sowie die Ornithischia (Vogelbeckendinosaurier), deren Gruppe hauptsächlich Pflanzenfresser umfasst. Die meist in Büchern abgebildeten Meeressaurier und Flugsaurier gehören systematisch nicht zu den Dinosauriern.

Über das Aussehen der Saurier sind die Wissenschaftler sich größtenteils einig. Die Rekonstruktionen aus versteinerten Knochen und Hautfetzen lassen ein ziemlich genaues Bild der damaligen Bewohner entstehen. Allerdings gibt es keine Sicherheit über mögliche Haare, Federn und Farbe. Neueste Erkenntnisse lassen vermuten, dass viele Arten Borsten oder Federn besaßen, die teilweise interessante Färbungen aufwiesen. Pigmentzellen wurden in Borsten- und Federversteinerungen gefunden.

Über die Physiologie, das Verhalten und die Entwicklung kann meist nur spekuliert werden. Hier müssen sich die Wissenschaftler häufig auf Vergleiche mit heutigen Tierarten verlassen. Eine strittige Frage war, ob die Saurier wechselwarme Tiere waren oder nicht. Nach Vergleichen der Anatomie und der aufrechten Körperhaltung der Saurier, die den der warmblütigen Säugetiere und Vögel entspricht, gehen die meisten Forscher davon aus, dass die Saurier aktiv ihre Körpertemperatur über der Umgebungstemperatur halten konnten. Ihre aufrechte Haltung sei ein Indiz für eine Anpassung an dauerhaftes Laufen, was nur mit einer erhöhten Stoffwechselrate zu bewerkstelligen gewesen wäre.

Ob die Saurier Herdentiere waren, lässt sich ebenfalls nicht eindeutig feststellen. Wissenschaftler vermuten, dass die großen Räuber eher Einzelgänger waren, Pflanzenfresser sich lieber in größeren Gruppen aufhielten, um sich gegenseitig Schutz zu bieten. Es gibt aber auch Hinweise, dass kleinere Raubsaurier in Gruppen gejagt haben könnten.

Brutpflege betrieben aber offenbar die wenigsten der Urechsen. Paläontologen entdeckten zwar Nester mit versteinerten Eiern, fanden aber keine Belege dafür, dass sie von den adulten Tieren betreut wurden.

Zum Aussterben der Saurier gibt es mehrere Theorien. Eine geht davon aus, dass ein großer Asteroid die Erde traf und die Folgen das Schicksal der Urzeittiere besiegelten. Die Tiere, die nicht sofort starben, fielen der Veränderung des Klimas zum Opfer.

Einer anderen Theorie zufolge hätte der Ausbruch mehrerer Vulkane das weltweite Klima so stark verändert, dass die Saurier nicht mehr überlebensfähig waren. Durch die Verdunkelung der Atmosphäre durch Staub und Asche könnte auch die Nahrung der Pflanzenfresser verschwunden sein. Die Fleischfresser verhungerten ohne ihre Beutetiere.

Eine weitere Theorie besagt, dass eine weltweite Epidemie die Saurier auslöschte. Diese These ist allerdings stark umstritten, da ein solches Virus für praktisch alle Arten fatale Folgen hätte haben müssen.

Auch die Säugetiere könnten zum Aussterben der Saurier beigetragen haben, indem sie in Konkurrenz um die Nahrung traten und somit die ökologische Nische der Saurier besetzten. Das vermehrte Auftreten von Blütenpflanzen könnte die Nahrung verknappt haben. Daher könnten die Saurier trotz des üppigen Nahrungsangebots verhungert sein.

Die letzten drei Theorien sind allerdings als einzige Ursache sehr umstritten. Mehrere Gründe könnten auch zusammen verantwortlich sein. Dies ist anzunehmen, denn die Saurier hatten bereits die gesamte Erde und viele verschiedene Lebensräume besiedelt und sich angepasst.

 

ZEIT ONLINE

Umwelt

[Alina Schadwinkel]

Die Saurier entwickelten sich nach neuesten Erkenntnissen vor etwa 243 Millionen Jahren im Mesozoikum (Erdmittelalter). Es wird in drei Perioden unterteilt: die Trias, der Jura und die Kreide. Die Trias, in dem fast die gesamte Landmasse im Superkontinent Pangea zusammengefasst war, bezeichnet die Zeit von 251 Millionen bis 200 Millionen Jahre. Auf die Trias folgte der Jura von 200 bis 145 Millionen Jahren, in dem der Urkontinent auseinanderbrach und sich langsam in die heutigen Kontinente aufteilte.

Anschließend folgte die Zeit der Kreide vor 145 bis 65 Millionen Jahren. Mit dem Ende der Kreide wurden fast alle Saurier ausgerottet. Da man die Vögel als Nachfahren einer Gruppe der Saurier ansieht, sind sie jedoch streng genommen nicht vollständig ausgestorben.

Von den Reptilien, die damals auf der Erde vorkamen, überlebten zum Beispiel die Krokodile, Schlangen, Eidechsen und die Schildkröten.

Die Pflanzenwelt veränderte sich während dieser Zeit dramatisch. Von einstigen Landschaften mit Nadelwäldern und Ginkobäumen wandelte sich das Bild in der Kreidezeit zu Laubwäldern und Buschlandschaften. Dafür verantwortlich war die Entwicklung der Blütenpflanzen in der frühen Kreidezeit.

Systematik

Zu den Sauriern zählt man die Saurischia (Echsenbeckendinosaurier), zu denen die meist fleischfressenden Theropoden und die zumeist pflanzenfressenden Sauropoden gehören, sowie die Ornithischia (Vogelbeckendinosaurier), deren Gruppe hauptsächlich Pflanzenfresser umfasst. Die meist in Büchern abgebildeten Meeressaurier und Flugsaurier gehören systematisch nicht zu den Dinosauriern.

Erscheinungsbild

Über das Aussehen der Saurier sind die Wissenschaftler sich größtenteils einig. Die Rekonstruktionen aus versteinerten Knochen und Hautfetzen lassen ein ziemlich genaues Bild der damaligen Bewohner entstehen. Allerdings gibt es keine Sicherheit über mögliche Haare, Federn und Farbe. Neueste Erkenntnisse lassen vermuten, dass viele Arten Borsten oder Federn besaßen, die teilweise interessante Färbungen aufwiesen. Pigmentzellen wurden in Borsten- und Federversteinerungen gefunden.

Verhalten

Über die Physiologie, das Verhalten und die Entwicklung kann meist nur spekuliert werden. Hier müssen sich die Wissenschaftler häufig auf Vergleiche mit heutigen Tierarten verlassen. Eine strittige Frage war, ob die Saurier wechselwarme Tiere waren oder nicht. Nach Vergleichen der Anatomie und der aufrechten Körperhaltung der Saurier, die den der warmblütigen Säugetiere und Vögel entspricht, gehen die meisten Forscher davon aus, dass die Saurier aktiv ihre Körpertemperatur über der Umgebungstemperatur halten konnten. Ihre aufrechte Haltung sei ein Indiz für eine Anpassung an dauerhaftes Laufen, was nur mit einer erhöhten Stoffwechselrate zu bewerkstelligen gewesen wäre.

Ob die Saurier Herdentiere waren, lässt sich ebenfalls nicht eindeutig feststellen. Wissenschaftler vermuten, dass die großen Räuber eher Einzelgänger waren, Pflanzenfresser sich lieber in größeren Gruppen aufhielten, um sich gegenseitig Schutz zu bieten. Es gibt aber auch Hinweise, dass kleinere Raubsaurier in Gruppen gejagt haben könnten.

Brutpflege betrieben aber offenbar die wenigsten der Ur-Echsen. Paläontologen entdeckten zwar Nester mit versteinerten Eiern, fanden aber keine Belege dafür, dass sie von den erwachsenen Tieren betreut wurden.

Aussterben

1. Theorien: ein großer Asteroid traf die Erde und die Folgen das Schicksal der Urzeittiere besiegelte. Die Tiere, die nicht sofort starben, fielen der Veränderung des Klimas zum Opfer.

2. Theorie zufolge hätte der Ausbruch mehrerer Vulkane das weltweite Klima so stark verändert, dass die Saurier nicht mehr überlebensfähig waren. Durch die Verdunkelung der Atmosphäre durch Staub und Asche könnte auch die Nahrung der Pflanzenfresser verschwunden sein. Die Fleischfresser verhungerten ohne ihre Beutetiere.

3. Theorie: eine weltweite Epidemie löschte die Saurier aus. Diese These ist allerdings stark umstritten, da ein solches Virus für praktisch alle Arten fatale Folgen hätte haben müssen.

4. Theorie: Auch die Säugetiere könnten zum Aussterben der Saurier beigetragen haben, indem sie in Konkurrenz um die Nahrung traten und somit die ökologische Nische der Saurier besetzte.

Das vermehrte Auftreten von Blütenpflanzen könnte die Nahrung verknappt haben. Daher könnten die Saurier trotz des üppigen Nahrungsangebots verhungert sein.

Die letzten drei Theorien sind allerdings als einzige Ursache sehr umstritten. Mehrere Gründe könnten auch zusammen verantwortlich sein. Dies ist anzunehmen, denn die Saurier hatten bereits die gesamte Erde und viele verschiedene Lebensräume besiedelt und sich angepasst.

Rekorde

Die Urechsen haben erstaunliche Eigenschaften besessen. Der größte unter ihnen, der Argentinosaurus, war an die 45 Meter lang und wog bis zu 80 Tonnen.

Die Schnellsten, zu denen auch der Ornithomimus gehört, erreichten möglicherweise Geschwindigkeiten von mehr als 60 Stundenkilometern.

Die längsten Krallen hatte der Deinocheirus mit etwa 30 Zentimetern. Von ihm gibt es allerdings kein komplettes Skelett. Nur die vorderen Extremitäten sind als Fossilien gefunden worden.

Das größte bekannte Saurier-Ei gehört der Spezies Hypselosaurus. Es war bis zu 30 Zentimeter groß.

Einer der besten gepanzerten Saurier war der berühmte Triceratops, ein etwa neun Meter langer Vierbeiner mit einem Kopf, auf dem eine Knochenplatte und drei Hörner saßen.

 

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Wissen

[Alina Schadwinkel]

Wie rasant Dinos zu Vögeln schrumpften

Dinos und Vögel sind ein ungleiches Gespann und doch eng verwandt. Die Verwandlung vom laufenden Riesen zum fliegenden Winzling dauerte gerade mal 50 Millionen Jahre. von

Die Vorfahren der Vögel schrumpften konstant. So wurde aus den schweren Neotheropoden vor 220 Millionen Jahren über die Tetanurae vor zirka 200 Millionen Jahren, den Coelurosauria (~175 Millionen Jahre alt), den Paraves (~165 Millionen Jahre alt) schließlich der recht leichte Urvogel Archaeopteryx, der vor rund 150 Millionen Jahren lebte.

Das winzige Huhn, der riesige T-Rex - als Forscher vor sieben Jahren behaupteten, das Federvieh sei der engste Verwandte der Urzeit-Echse, war die Aufregung groß (Asara et al., 2007). Zugegeben, die optische Ähnlichkeit ist nicht gerade verblüffend. Doch nicht erst seit dem Jahr 2007 ist bekannt: Vögel, wie wir sie heute kennen, sind Nachfahren der Dinosaurier (Chen, Dong & Zhen, 1998).

Unklar hingegen war, wie lange die Evolution gedauert hat. Die einst gigantischen, schwerfälligen Körper mussten sich schließlich maßgeblich verändern. Schwänze wurden zurückgebildet, Hälse kürzer und aus Stummelarmen wurden Flügel. Ab wann also waren die Vögel, Vögel und nicht bloß fliegende Dinosaurier?

Vor zwei Jahrzehnten galt noch, dass der erste Vogel –Archaeopteryx- rund 10 Millionen Jahre brauchte, um Federn, Flügel und Flugfähigkeit zu entwickeln. Mittlerweile wissen Forscher aber, dass der Großteil seiner bestechenden Merkmale bereits weit früher entstanden ist. Eine neue Studie im Magazin Science zeigt nun: Die Verwandlung vom wandernden Riesen zum fliegenden Winzling begann bereits vor 50 Millionen Jahren, bevor es Urvögel überhaupt gab (Lee et al., 2014).

Keine andere Dino-Linie ist so konstant geschrumpft

"Die größte Überraschung ist, dass die Vorfahren der Vögel konstant geschrumpft sind", sagt Studienautor Mike Lee, Paläontologe am South Australian Museum in Adelaide. Zwischen 210 und 160 Millionen Jahre vor heute wurden sie stets kleiner, kompakter und leichter. Im gesamten Dinosaurier-Stammbaum gebe es keine andere Linie mit solch einem Trend, sagt Lee und betont: Die kürzeren Schnauzen, leichteren Knochen und Federn hätten erst zur Flugfähigkeit geführt.

Schon länger nehmen Forscher an, dass das Schrumpfen einer der entscheidenden Faktoren in der Vogelevolution war. So legte erst kürzlich ein Artikel dar, dass diese Größenveränderungen recht schnell erfolgten (Puttick, Thomas & Benton, 2014). "Von daher scheinen mir die Ergebnisse der neuen Studie nicht wirklich überraschend zu sein", sagt der Vogelforscher Gerald Mayr vom Senckenberg Institut in Frankfurt. Dank der angewendeten statistischen Methoden und der umfassenden Daten jedoch zeigt das Modell genau wie nie zuvor, wie sich der Aufbau des Skeletts der Tiere über die Jahrmillionen verändert hat.

[Lee]

Analyse basiert auf dem größten je dafür verwendeten Datensatz. Auf Grundlage von rund 1.550 Knochenmerkmalen von rund 120 Spezies der Theropoden (jenen Echsenbeckendinosauriern, zu denen auch T-Rex gehört) und Vögel haben er und seine Kollegen berechnet, welche Triebe der Dino-Stammbaum ausgebildet hat.

Lee: "Es stimmt, dass zahlreiche Fossilien bloß fragmentarisch vorliegen, was zu einer Ungenauigkeit führt".

Insgesamt haben die Forscher 12 entscheidende Verzweigungen ausgemacht. Die erste markieren die Neotheropoda, sie lebten vor 224 Millionen Jahren und waren rund 240 Kilogramm schwer. Aus ihnen entwickelten sich im nächsten Schritt (rund 40 Millionen Jahre später) unter anderem die Tetanurae. Die brachten bereits nur noch 160 Kilogramm auf die Waage, ähnlich rasant ging es mit den Maniraptora und Paraves weiter. Jede Gruppe entwickelte spezifische Merkmale - die Tetanurae etwa dreigefingerte Hände, eine leichte Schnauze und vogelähnlichen Oberschenkelknochen - bis letztlich vor knapp mehr als 160 Millionen Jahren der erste Vogel seine Gestalt hatte.

Doch 50 Millionen Jahre – das klingt nach einem recht kurzen Zeitraum, um von durchschnittlich 240 Kilogramm (Neotheropoda) auf 0,8 Kilogramm (Archaeopteryx) zu schrumpfen, den Knochenbau zu verändern und aus Stummelarmen breite Schwingen werden zu lassen. Dennoch sei sein Modell plausibel, betont Lee.

Viermal so schnell wie andere Dinosaurier hätte die Linie neue Eigenschaften entwickelt. Aus dem Tierreich sind tatsächlich weit raschere Veränderungen bekannt. Guppys beispielsweise entwickeln sich unter natürlichem Druck von Fressfeinden hundert- bis tausendmal schneller als sonst. Und innerhalb der Säugetiere haben sich im gleichen Zeitraum so unterschiedliche Gruppen wie Wale und Fledermäuse entwickelt.

Eine wesentliche Voraussetzung für die Berechnungen ist die Exaktheit des zugrundeliegenden Stammbaumes. "Darin könnte eine der Hauptschwächen der Analyse bestehen", sagt Paläontologe Mayr. Gegenwärtig variierten Stammbäume von Analyse zu Analyse. Mal entstehen Gruppen früher, mal später, mal sind die Arten direkt verwandt, mal nicht. Der Grund: Die Gruppen sind sich sehr ähnlich, viele Merkmale von entscheidenden Taxa nicht bekannt. Das macht die Einordnung für Paläontologen schwierig – aber auch flexibel anpassbar, bis zu einem gewissen Grad.

Es bestehen Zweifel an der Zuverlässigkeit der Methode

"Die berechneten Alter für die Aufspaltungen der untersuchten Gruppen liegen deutlich über dem Alter der ältesten Fossilien", erklärt Mayr. Das bedeutet: Die bisherigen Knochenfunde unterstützen die These von Lee nicht. Die Daten der Science-Studie gehen auf einen anderen Artikel der vier Autoren im Magazin Systematic Biology zurück (Lee et al., 2014). In dieser aber sind die erhaltenen Alter absurd hoch - unter anderem wird der Ursprung der Vögel im Unterjura vor 200 bis 175 Millionen Jahren verortet und derjenige moderner Vögel in der unteren Kreidezeit. "Das wirft Zweifel an der Zuverlässigkeit der Methode auf", sagt der Vogelforscher.

 

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Umwelt

[Fritz Habekuß]

Dinosaurier zu groß, um zu überleben

Vögel sind die Nachfahren der Dinosaurier und heute überall zu finden. Warum haben sie überlebt und sind heute so erfolgreich? Englische Forscher haben eine Antwort.

6. Mai 2014  23:06 Uhr  14 Kommentare

Dinosaurier sind unter uns. Millionenfach kommen sie im Frühling nach Europa oder leben gleich das ganze Jahr in unseren Städten. Sie fressen die Brotkrümel, die uns herunterfallen oder kacken auf unsere Autodächer. Sie fischen im Meer der Antarktis und jagen im Dschungel Asiens, sie trinken Blütennektar in Amazonien und reißen Fleischstücke aus toten Zebras in Afrika.

Als Vögel bevölkern die Nachfahren der Dinosaurier heute alle Kontinente. Doch wieso haben sie überlebt, während Tyrannosaurus Rex, Iguanodon und Stegosaurus ausgestorben sind? Warum gibt es von ihnen heute rund 10.000 verschiedene Arten, während wir von ihren prähistorischen Zeitgenossen nur mit Glück ein paar versteinerte Knochen finden?

Wissenschaftler um den Paläontologen Roger Benson von der Universität Oxford haben auf ungewöhnlichem Weg dazu eine Theorie aufgestellt (Benson et al., 2014). Sie soll erklären, worin der Vorteil der Avialae liegt, wie die Klasse der Vögel in der wissenschaftlichen Taxonomie heißt. Die Antwort klingt ungewöhnlich: Sie sind geschrumpft.

Zuerst haben die Wissenschaftler fossile Knochen von Dinosauriern untersucht. Da der Körperschwerpunkt von Dinosauriern auf den Hinterbeinen liegt, lässt sich mit einer Vermessung der Oberschenkelknochen gut abschätzen, was die Tiere einst auf die Waage brachten. Die Forscher haben es dabei mit echten Schwergewichten wie Argentinosaurus zu tun, der kaum vorstellbare 90 Tonnen gewogen haben soll, viel mehr als das größte heute lebende Landsäugetier, der Elefant. Letzterer ist im Durchschnitt nur rund 5 Tonnen schwer. Die leichteste von den Forschern untersuchte Art wog nur geschätzte 15 Gramm. Sie gehört zur Gruppe der Vögel. Ihr geringes Gewicht brachte

ihr und anderen leichten Verwandten einen entscheidenden Vorteil.

Klein, aber am Leben

"Was wir gefunden haben, war auffällig", sagt Mitautor Davon Evans vom Royal Ontario Museum, "die Körpergröße hat sich sehr früh sehr schnell entwickelt, was wahrscheinlich mit dem Besetzen neuer ökologischer Nischen verbunden war." Rund 200 Millionen Jahre ist das her. Je mehr Nischen besetzt waren, desto langsamer wurde die Evolution. Nur im Zweig, aus dem später dann unsere heutigen Vögel hervorgegangen sind, blieb sie rasant.

"Das ist sinnvoll", sagt der Biologe und Paläontologe Bernd Herkner vom Frankfurter Senckenberg-Museum. "Mit der Erfindung des Fluges haben Vögel sich eine Reihe neuer Lebensräume und Nischen erobert", erklärt der Saurierexperte. Er findet den Ansatz seiner Kollegen gelungen und lobt vor allem die akribische Datengrundlage von mehr als 420 Saurierarten, von denen das Forscherteam das Gewicht bestimmte. Kritisch hingegen sieht Herkner, dass Körpergewicht als Maß für biologische Vielfalt herangezogen wurde, Biodiversität müsse man weiter fassen.

Gilt der Zusammenhang von Körpergröße und Überlebenschance immer noch für heutige Arten? Auch wenn Nashorn, Wal und Pferd unser Bild prägen, sind die großen Lebewesen deutlich in der Minderzahl: Mehr als 40% aller Arten sind kleine Nagetiere, weitere 20% gehören zu den nicht viel größeren Fledertieren wie Flughund oder Fledermaus. Im evolutionären Ausdauerkampf kommt

es also tatsächlich auf die

 

Julia S.

06. Mai 2014 23:59 Uhr

1. Die Population besetzt Nischenplätze

verdrängt andere und richtet sich am Ende selbst zugrunde.

Die Wachstumskurve steigt und bricht am Ende völlig ein.

Wachstum, Verdrängung und Selbstvernichtung.

Das Grundproblem des 'überlegenen' Organismus.

Der Mensch hat seine Nische gefunden und andere Hominide schon in prähistorischer Zeit verdrängt. In ferner Zukunft wird man sich wundern, wieso am Ende des Menschenzeitalters alle größeren Säugetiere

mit dem Mensch zugrunde gingen. Die Kleineren passen nicht ins Beuteschema des Menschen und können in anderen Nischen überleben.

Wie die Dinosaurier waren die Säugetiere so ein tolles Ökosystem,

das eigentlich nur eine 'außerirdische' Katastrophe wie ein Meteorit vernichten kann... ...oder nicht?

 

Dakra

gestern 1:34 Uhr

2. Argumentation überzeugt nicht

Im Paper wird offensichtlich behauptet, eine kleinere Körpergröße war vorteilhaft. Dies überzeugt jedoch nicht, denn es wird dadurch völlig unklar warum die Evolution zuerst so große Lebewesen hervorgebracht hat. Offensichtlich war nämlich irgendwann die Größe von Vorteil. Vielleicht, weil es zuvor Nahrung im Überfluss gab?

 

MadMarvin

gestern 3:29 Uhr

3. Nachfrage

Mir erschließt sich aus dem Artikel (noch aus dem Paper-Abstract) nicht, was die Studie jetzt genau zu der Frage beiträgt "Warum haben sie überlebt und sind heute so erfolgreich?"

Soweit ich es verstanden habe, zeigt die Studie auf, dass die Evolution in kleineren Arten schneller abläuft. Was ich mir als Laie jetzt so erklären würde, dass körperlich kleinere Arten in der Regel mehr Individuen in sich vereinen als größere Arten, wodurch der Evolution (durch Mutationen in den Individuen) eine größere Spielwiese geboten wird. Bestes Beispiel hierfür sind ja die einzelligen Organismen wie Bakterien, deren Evolution man im Labor beobachten kann.

Die Dinosaurier sind ja nun aber nicht ausgestorben, weil ihre Evolution "zu langsam" war, sondern weil sie die extremen Bedingungen nach dem K-T-Meteoriteneinschlag nicht gewachsen wahren. Diese Argumentation geht zwar auch mit der Körpergröße einher, zielt aber (soweit ich es bisher verstanden habe) darauf ab, dass kleinere Organismen leichter Schutz finden/weniger Nahrung brauchen etc. (also durch Zufall/Glück mit diesen Bedingungen besser zurecht kommen).

Was ist hier also die neue Erkenntnis? Geht die Studie etwa so weit zu behaupten, dass die Vögel(vorfahren) nicht etwa überlebten, weil sie (durch Glück) die extremen Bedingungen überleben konnten, sondern weil ihre schnelle Evolutionsrate es ihnen ermöglichte sich schnell genug an die Bedingungen anzupassen?

 

Souveräner Staat

gestern 5:12 Uhr

4. Überzeugt nicht

1. Es wurde schon genannt, dass die Evolution keine riesigen Lebewesen hervorgebracht hätte, wenn Körpergrösse generell nachteilig wäre.

2. Es gab nicht nur riesige Dinos. Die grossen sind die bekannteren, weil sie heute wahrscheinlich unsere Fressfeinde wären. Aber es gab auch viele kleine Saurierarten.

 

h_g_m

gestern 6:34 Uhr

5. Größe als Vorteil bei Kaltblütern

Wenn die ersten Dinos wirklich Kaltblüter waren, dann war Größe insofern von Vorteil, als dass sie ihre tagsüber gesammelte Wärme nachts länger halten konnten als ein kleineres Tier. So konnten nachts länger unterwegs sein und – wenn sie Fleischfresser waren – die kleineren, kältebedingt schon erstarrten Tiere einfach so "abpflücken". Denn die konnten ja schon nicht mehr wegrennen oder sich wehren.

Nach dem Einschlag des Meteors in Yucatán (oder was immer einen jahrelangen "Winter" hervorrief) waren die Kaltblüter natürlich perdü. Nur diejenigen Lebewesen konnten längere Zeit ohne Sonnenwärme auskommen, die Wärme selbst erzeugen konnten, u.a. Säugetiere und Vögel.

– Nur so eine Idee…

 

aehrenr

gestern 8:27 Uhr

6. Aber man muss bedenken, dass

Krokodile, Schildkröten, Eidechsen und Schlangenals definitive Kaltblüter auch überlebt haben.

Zudem waren zumindest etliche kleinere Dinosaurierarten gefiedert, was wenig Sinn macht, wenn sie nicht warmblütig waren.

Ich glaube eher, dass die mit dem Meteoriten Einschlag die Ökosysteme global vollends zusammenbrachen und dass es daher für große Arten keine Nahrungsgrundlage gab. Nur kleine oder extrem genügsame Arten konnten diese Zeit überstehen.

Antwort auf "Größe als Vorteil bei Kaltblütern"

 

mugu1

gestern 8:40 Uhr

7. @Nr. 2 Sie irren sich

Die Argumentation überzeugt vollauf und ist auch schlüssig.

Sie haben immerhin dahingehend recht, dass es über einen langen Zeitraum in der Tat vorteilhaft war, groß zu sein, und sogar immer größer zu werden. Die Evolution weiß was sie tut. Während der Ära der Dinosaurier war die Umwelt einfach ideal für diese Riesen. Und die ersten Säugetiere, die entstanden, waren klein, ja vergleichbar winzig, lebten versteckt am Boden, z.B. in den Wäldern und unter der Erde.

Ein neues Experiment der Evolution, ein Experiment mit unsicherem Ausgang: Lebendgeburten, schnelle Vermehrung, wenig Nahrung.

Niemand weiß, wie unsere Welt heute aussähe, wenn die Dinosaurier nicht durch die Folgen des Asteroideneinschlags vor 65 Mio. Jahren ausgestorben wären. Vielleicht hätten sie sich weiterentwickelt, vielleicht hätte sogar eine Saurier-Art Intelligenz in unserem Sinne erlangt. Alles Spekulation.

Die Realität sieht so aus, dass durch den Einschlag des Asteroiden, der eine lang währende globale Umweltkatastrophe auslöste, nahezu alle Lebewesen ausstarben,die größer als unsere Säugetiervorfahren waren. Denn jetzt konnten die kleinen, sich schnell vermehrenden Säugetiere ihre evolutionäre Jokerkarte ausspielen: Unterirdisch leben, lebend gebären (=ohne langwierige Brutpflege), wenig Nahrung brauchen. 3 riesige Vorteile, neben ihrer geringen Größe, gegenüber z.B. den Dinosauriern, die nicht mehr ausreichend Nahrung fanden und so schnell das zeitliche segneten.

Evolution kann echt spannend sein.

Antwort auf "Argumentation überzeugt nicht"

 

hairy

gestern 9:27 Uhr

8. Grandiose Metapher

würde man das "too big to survive" mal auf die Wirtschaft anwenden. Das "too big to fail" wäre vermutlich auch gleich mit ausgeräumt.

(Man wird ja mal träumen dürfen.)

 

Neka

07. Mai 2014 12:26 Uhr

9. Biodiversität

Ist diese These wirklich so neu und aufregend?

"Mehr als 40% aller Arten sind kleine Nagetiere, weitere 20% gehören zu den nicht viel größeren Fledertieren wie Flughund oder Fledermaus" Das bezieht sich vermutlich auf die heutigen Säugetiere und hat daher irgendwie kaum etwas mit dem Artikel zu tun (Sauropsida/Dinosaurier/Vögel sind keine Säugetiere) bzw. ist als Aussage

zur Biodiversität allgemein brauchbar. Da wären dann z.B. erst mal ca. 75% aller Tiere Insekten und nur etwa 8% überhaupt Wirbeltiere...

 

Souveräner Staat

07. Mai 2014 14:27 Uhr

10. Wasser

Merkwürdig aber, dass auch im Wasser lebende Saurier ausstarben. Die Temperatur der Meere ist normalerweise relativ stabil.

Antwort auf "Aber man muss bedenken, dass"

 

Cromagnon

07. Mai 2014 14:30 Uhr

11. So ähnlich frage ich auch:

Wieso haben solche Tiere wie Krokodile, Schildkröten, Eidechsen, Schlangen, Quallen, Haie und noch einige andere überlebt, die Dinos aber ( im Wasser, in der Luft und auf der Erde ) bis auf die Vögel nicht? Es gab doch nicht nur große, dicke Dinos, es gab doch gewiss auch kleine, so von Krokodilgröße oder weniger? Die Ursache muss (!) also woanders liegen.

Antwort auf "Aber man muss bedenken, dass"

 

Silius

07. Mai 2014 19:32 Uhr

12. Abstammung

Vögel sind keine Dinosaurier, schließlich sind Menschen auch keine Fische.

 

Silius

07. Mai 2014 19:42 Uhr

13. Skeptisch bleiben

Die Thesen der Evolutionsbiologie sind allesamt äußerst windig. Das gilt für die Entstehung der Arten und das gilt für ihr Verschwinden. Als Wissen kann man all die Spekulationen nicht bezeichnen, sondern man betrachtet das Treiben der entsprechenden Wissenschaftler besser eher wie ein feuilletonistisches Unterhaltungsprogramm, in dem sich neue spektakuläre und umstürzlerische Thesen in kürzesten Abständen die Klinke in die Hand geben.

Eine Woche alt:

http://www.zeit.de/2014/1...

Antwort auf "So ähnlich frage ich auch:"

 

mugu1

07. Mai 2014 22:17 Uhr

14. @Nr. 12 Jain

Vögel sind keine Dinosaurier. Das stimmt schon.

Allerdings haben sich die Vögel aus Dinos entwickelt.

Ich habe heute Abend z.B. einen echten T-Rex verspeist. Na ja, zumindest seinen nahen heutigen Verwandten. Das gemeine Haushuhn.

Wünsche allseits guten Appetit. Und denken Sie dran, wenn Sie das nächste Mal ein Hähnchen essen. Sie verspeisen einen "Dinosaurier", einen T-Rex. Zumindest fast.

Evolution ist definitiv spannend. Und zeigt auf, wie tief man im Laufe dieser Evolution in der Nahrungskette sinken kann. Oder wie hoch.

Antwort auf "Abstammung"

 

 

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