Calendula officinalis Anhang 2

 

[Elaine Lewis]

I think we all know that Calendula Cream is our remedy for cuts and scrapes.

Robin Murphy: it’s more powerful than Morphine! Think of it for post-surgery pains, stab wounds, “road rash”, cuts that won’t heal, won’t stop bleeding and so on. Drop a remedy pellet in water and pour it into the wound to clean it. Germs are repelled by Calendula. Remember our two big guns: Arnica for blunt trauma, and Calendula for cuts and scrapes! You’re not fully protected in first-aid if you don’t have Calendula in potency and as a cream!

And by the way, eye injuries! This is another reason you need Calendula! Scratched cornea, snowblindness, eye surgery, foreign objects in the eye, think of both Aconite and Calendula!

 

[Dr. rer. nat. Frank Herfurth]

Butterblume, Dotterblume, Feminell, Gartendotterblume, Goldblume, Goldrose, Ingelblum,

Marienrose, Regenblume, Rinderblume, Ringelrose, Ringula, Ringella, Sonnenbraut, Sonnenwendblume, Studentenblume, Totenblume, Warzenkraut, Weckbröseln, Wucherblume

Die genaue Herkunft der Ringelblume wird im Mittelmeerraum vermutet. Es gibt in Europa drei verschiedene Calendula-Arten: Acker-Ringelblume (Calendula arvensis), Meeresstrand-Ringelblume (Calendula suffruticosa) und die Gemeine oder Garten-Ringelblume (Calendula officinalis). Medizinisch genutzt wird nur letztere.

Es wird angenommen, dass die heute wild vorkommenden Pflanzen aus Gärten ausgewildert sind.

Über die Herkunft des Namens gibt es mehrere Angaben, so wird „Calendula“ zurückgeführt auf die Tatsache, dass durch das Öffnen und Schließen der Blüten der Lauf der Sonne angegeben wird. Ringelblume heißt die Pflanze wegen der ringförmig gewundenen Früchte.

Im Jahr 2009 war die Ringelblume Heilpflanze des Jahres.

Es handelt sich um eine einjährige, krautige Pflanze, selten (in milden Lagen) überwintert sie. Die Wurzel ist spindelförmig und faserreich. Der Stängel erreicht meist Höhen von 30 bis 60 cm und ist kantig, behaart, sie wächst aufrecht und ist nur selten (und dann im oberen Bereich) verzweigt.

Die Laubblätter sind ebenfalls behaart, ganzrandig, ungestielt und länglich lanzettlich bis verkehrt-eiförmig. Die Farbe ist mittel- bis hellgrün, sie sind 3 bis 12 cm lang und 1 bis 3 cm breit.

Die Blütenkörbe stehen einzeln an beblätterten, langen Blütenstandstielen und haben einen Durchmesser von bis zu 4 cm. Im Inneren der Körbe stehen 30 bis 50 zwittrige Röhrenblüten, außen 60 bis über 150 weibliche, fruchtbare dottergelbe bis orangegelbe Zungenblüten.

Es gibt ungefüllte und auch gefüllte Blüten.

Die Hüllblätter sind 10 bis 12 mm lang. Die Blütezeit dauert von Mai bis Oktober (in einigen Gebieten bis Weihnachten), ein Einzelköpfchen blüht meist vier bis fünf Tage lang.

Die Ringelblume wird in Mitteleuropa schon seit dem 12. Jahrhundert angebaut, heute vor allem in Deutschland und den Niederlanden. Weitere Anbaugebiete sind Ägypten, Ungarn, Polen und die Balkanländer. Angepflanzt werden vor allem Sorten mit gefüllten Blüten (s. Bild).

An den Standort stellt sie keine besonderen Ansprüche, am besten gedeiht sie auf gut versorgten Lehmböden. Zu starke Stickstoffdüngung oder Mangel an Phosphor und Kalium führen zu vermindertem Blütenansatz. Sie wächst auch in Gärten als Zier- und/oder Heilpflanze und kommt auch verwildert vor.

Die Wirkung der Blüten ist antimikrobiell, antiphlogistisch, wundheilungsfördernd, sedativ, hypotensiv und östrogenartig.

Es ist bekannt, dass Extrakte aus Ringelblumenblüten zur Bildung von frischem Bindegewebe und kleinen Blutgefäßen auf Wunden (Granulationsgewebe) beitragen und immunstimulierende Eigenschaften aufweisen.

Bei Magen- und Darmbeschwerden sowie bei Dysmenorrhoe werden Ringelblumenblüten innerlich angewendet.

Äußerliche Anwendung finden sie bei Hautentzündungen, schlecht heilenden Wunden, bei Quetschungen, Furunkeln und Ausschlägen.

Auf einer frischen oder nur schwer heilenden Wunde kann die Heilwirkung durch getrocknete, eingeweichte und auf die Wunde gelegte Blüten so schnell auftreten, dass man dabei zusehen kann!

Durch das Fehlen von Sesquiterpenlactonen sind irritative oder allergische Reaktionen im Vergleich zu anderen Vertretern der Korbblütler selten.

Das Ringelblumenkraut wird in der Volksheilkunde als Choleretikum sowie äußerlich zur Wundbehandlung, bei Flechten und als Gurgelwasser eingesetzt.

Auch bei Angina, hohem Blutdruck, Husten, Krämpfen und unregelmäßiger Menses wird die Pflanze angewendet.

 

Anwendungsgebiete für Ringelblume

Haut:

Afterjucken, leichte Brandwunden, Ekzeme, Erysipel, Furunkel, Gürtelrose, Blutergüsse, Sonnenbrand, Wunden, Dekubitus (Wundliegen), Schnittwunden.

Magen-Darm-Trakt:

Brechreiz, Gallenbeschwerden, Leberschwäche, allgemeine Magen- und Darmstörungen.

Sonstige Beschwerden

Geschwollene Lymphknoten, Kopfschmerzen, Hämorrhoiden, Krampfadern, Menstruationsschmerzen, Wechseljahrsbeschwerden, Schlaflosigkeit, Phantomschmerzen, Schwindel.

Enthält:

Triterpensaponine (2 bis 10%), Triterpenalkohole (Taraxasterol, Faradiol, Arnidiol, Violaxanthin und Heliantriol), Sterole (Stigmasterol, Beta-Sitosterol), Carotinoide (bis zu 3%), Flavonoide (besonders Glykoside des Quercetins und Isorhamnetins), Cumarine (Scopoletin), Polysaccharide mit rund 15%, ätherisches Öl (0,2 bis 0,3%), Salizylsäure und Bitterstoffe.

Das fette Öl der Ringelblumenfrüchte enthält die sehr seltene Fettsäure Calendulasäure (die Zahl der Kohlenstoffatome entspricht der von Stearinsäure, Ölsäure, Linolsäure und Linolensäure, der Unterschied zu letzterer ist die Stellung der Doppelbindungen).

Pharmazeutisch werden die getrockneten ganzen bzw. die zerkleinerten Blütenkörbchen oder die getrockneten Zungenblüten verwendet, in der Volksheilkunde auch die gesamten oberirdischen Teile der Pflanze.

 

Ringelblumen werden in der Form von Teeaufgüssen, wässrigen Auszügen, Tinkturen, Extrakten und Salben verabreicht.

 

Ringelblumentee

Zur Teezubereitung gibt man 1 bis 3 g der Blüten (entspricht etwa 2 bis 4 Teelöffel) in ein Gefäß und übergießt sie mit siedendem Wasser, nach 5 bis 10 Minuten durchsieben.

Ringelblumentinktur

Wird sowohl äußerlich (für fast alle Hautbeschwerden, verdünnt z.B. als Kompresse) wie auch innerlich verwendet.

Die getrockneten Blüten in ein geeignetes Gefäß füllen (etwa halb gefüllt).

Eine hochprozentige Spirituose über die Blüten gießen, bis sie reichlich bedeckt sind.

Das Gefäß verschließen und zwei bis drei Wochen an einem warmen Ort ziehen lassen.

Nach dieser Zeit muss die Tinktur abgefiltert werden.

Dann kann man sie in eine dunkle Flasche füllen.

Man kann die Ringelblumentinktur auch in selbstgemachte Cremes einarbeiten.

 

Ringelblumensalbe

Sie kann als fettreiche Allroundsalbe eingesetzt werden. Meist wird Schweineschmalz als Fett und Konsistenzgeber verwendet. Das hat den Vorteil, dass sich die entstehende Salbe gut verstreichen lässt und gut einzieht.

Wer Schweineschmalz nicht mag oder verträgt, kann stattdessen auch eine Ringelblumensalbe mit Pflanzenöl und Bienenwachs zubereiten.

Zutaten:

70 g Schweineschmalz

ca. 6 g (7 bis 8 Teelöffel) getrocknete Ringelblumenblüten

Das abgewogene Schweineschmalz in Stücke schneiden und in einem möglichst kleinen Topf bei niedriger Flamme schmelzen, bis es vollständig geschmolzen ist. So viel Ringelblumenblüten in das geschmolzene Schweineschmalz geben, dass sie vollständig vom Fett bedeckt sind und immer wieder umrühren. Bei kleiner Flamme etwa eine halbe Stunde simmern lassen. Anschließend vom Herd nehmen und über Nacht ziehen lassen. Am nächsten Tag wieder aufwärmen und schmelzen. Filterpapier oder ein dünnes Tuch in den Salbentiegel legen (gut geeignet sind hierfür Teefilter-Tüten). Das Salbenfett durch den Filter in den Salbentiegel gießen.

Zuerst ist die Salbe noch flüssig und sonnengelb, nach dem Auskühlen ist sie fast weiß.

Salbentiegel verschließen und mit Inhalt und Datum beschriften.

 

In der Lebensmittelindustrie wurde und wird die Ringelblume als Farbstoff eingesetzt, unter anderem bei Käse, Fisch, Reis und Butter (heute nicht mehr in Deutschland). In Teemischungen dient sie oft als Schmuck- oder Verschönerungsdroge.

In der Vergangenheit diente sie zum Verfälschen von Safran (daher auch der Name „Arme-Leute-Safran“).

 

[Matthew Wood]

Heimisch in Europa, wird jedoch wegen ihrer Schönheit häufig kultiviert und hat sich dann auch außerhalb der Gärten verbreitet. Die goldorange gefärbten Blüten sehen aus wie ein Stück Sonne, das auf die Erde gefallen ist. Mutter Natur hat es glücklicherweise so eingerichtet, dass diese Blüten fast den ganzen Sommer über zu sehen sind. Dies ist tatsächlich auch der Ursprung des Gattungsnamens Calendula.

Gerard: »Sie ist in Blüte zu sehen in den ersten Tagen fast jeden Monats.« (Auf Lateinisch heißen die ersten Tage des Monats calendae.

In der deutschen Volksheilkunde als Wundheilmittel und bei Problemen mit den Lymphknoten verwendet. Die medizinischen Eigenschaften stecken im harzigen Pflanzensaft, der sich an der Unterseite der Blütenköpfe konzentriert. An Blütenblättern, Blättern und Stängeln ist er nur in

kleineren Mengen vorhanden. Dieser Saft macht die Pflanze ein wenig klebrig. In England werden die Ringelblumenblüten im Winter werden sie in die Suppe gegeben und unterstützen dann angeblich die Abwehrkräfte gegen Erkältungen und Fieber. Diese drei Verwendungsmöglichkeiten – 1. Wundheilmittel, 2. Erkrankungen der Lymphknoten, 3. allgemeines Mittel zur Stärkung des Immunsystems, wie wir es heute nennen würden - greifen alle ineinander und bringen das wahre Wesen der Pflanze zur Geltung.

Das Ansehen in der deutschen Volksheilkunde als Wundheilmittel besitzt, machte auch Hahnemann, den Begründer der Homöopathie, auf diese Pflanze aufmerksam. 1828 beauftragte er einen seiner Schüler, Dr. Franz, mit einer genauen Untersuchung und der homöopathischen »Arzneimittelprüfung«. Als Kind war Dr. Franz einmal zwischen Mühlräder geraten und hatte dadurch an den Beinen Risswunden und Narben davongetragen. Hahnemann ahnte offensichtlich bereits, in welche Richtung die Eigenschaften gingen, die die Ringelblume als Heilpflanze haben würde. Er wusste, dass sie als Wundheilmittel Verwendung fand, und hoffte, sie würde bei einem dafür empfänglichen »Prüfling« ebenfalls die entsprechenden Symptome hervorrufen.

Nach ein paar Dosierungen taten die Narben weh und wurden wund. Dr. Franz bekam Fieber und Schüttelfrost. Als die Narben dann zu eitern drohten, brach er das Experiment ab.

Es dauerte jedoch einige Jahre, bis die Homöopathen zu würdigen begannen, was sie da besaßen. Kurz nach der Prüfung hörte ein weiterer deutscher Homöopath, Dr. Thorer, von Laien etwas

über die Ringelblume. Sein Werk war in der englischen Übersetzung von Charles J. Hempel in

Jahr’s Symptomen Codex (1848), einer der ersten umfangreichen in den USA veröffentlichten homöopathischen Materia medicas, erschienen. Bis Thorer hatten die Homöopathen >Arnica< als Heilmittel für frische Wunden verwendet.

Dr. Thorer war der Erste, der daraufhinwies, dass >Arnica< ein spezifisches Heilmittel nur für Prellungen, Quetschungen, Verstauchungen und Zerrungen ohne Risswunden ist, während sich >Calendula< speziell für äußere Wunden und Risse eignet. Diese Sicht vertritt auch die moderne Homöopathie. Thorer nahm die Ringelblume auch für die Behandlung der schlimmsten Wunden, sogar bei Amputationen von Armen und Beinen durch Maschinen oder chirurgischen Eingriffen. Er fand heraus, dass die Pflanze fast immer die Eiterbildung verhinderte und eine saubere Wundheilung förderte. Außerdem sah er sie als Heilmittel für geschwollene Lymphknoten an.

»Von jener Zeit an wurde in der homöopathischen Praxis bis heute

Calendula dazu verwendet, die Heilung von Wunden, Geschwüren, Verbrennungen und anderen Verletzungen der Körperoberfläche zu unterstützen«, schrieb Dr. Richard Hughes (1880).

»Das Mittel wurde von unseren amerikanischen Kollegen in großem Umfang verwendet, um im Verlauf des Bürgerkriegs Verletzungen zu behandeln und von ihnen ... wärmstens empfohlen. Eiter scheint sich in Gegenwart dieses Mittels nicht bilden zu können.«

Die Ringelblume ist eines der wenigen Mittel, die in der Homöopathie in materiell messbaren Dosierungen verwendet werden.

Zubereitungen aus den Blüten werden in allen möglichen Formen genutzt: als Tinktur, als Extrakt aus frischem Saft, als Salbe oder Creme. Auch in der Pflanzenheilkunde wird die Ringelblume heutzutage häufig verwendet.

Moderne Forschungen zeigen, dass die Ringelblume in materiell messbaren Dosierungen nicht antiseptisch, sondern bakteriostatisch wirkt, das heißt Wachstum und Vermehrung von Bakterien

hemmt. Die Pflanze tötet die Bakterien also nicht ab, sondern unterdrückt sie und hält sie dadurch unter Kontrolle; die Wunden bleiben sauber, und dies unterstützt den Körper bei der Selbstheilung.

Dr. Hughes traf diesen Sachverhalt genau, als er feststellte: »Eiter scheint sich in Gegenwart dieses Mittels nicht bilden zu können.«

Bei den alten Ärzten können wir solche plötzlichen Eingebungen und intuitiven Erkenntnisse häufig beobachten. Vielleicht vertrauen ja auch unsere modernen Ärzte irgendwann wieder ihrer Intuition und ihrer eigenen Findigkeit.

Pflanzlicher Sonnenschein

Einer meiner Kollegen, der Heilpflanzenkundige Chris Hafner aus Minneapolis, prägte die Bezeichnung »pflanzlicher Sonnenschein« für Calendula. Er führt weiter aus, dass die Ringelblume das richtige Heilmittel »für Stellen ist, an denen der Sonnenschein nicht hinkommt«. Das verweist auf die lymphatischen Strukturen, die ja wie Calendula officinalis ein großes Netz unterhalb der größeren Körperstrukturen verlaufen, wie unter dem Kinn, unter Armen und Brüsten, in den Achselhöhlen und in den Leistenbeugen.

Die Ringelblume eignet sich nicht nur gut zur Behandlung von Risswunden, die zu eitern drohen, sondern auch zur Behandlung von geschwollenen Lymphknoten und von Stockungen im Lymphsystem, die das Immunsystem schwächen und bei denen Infektionen nicht vollständig ausgeheilt sind.

Auch als pflanzliches Deodorant fand Calendula Verwendung. Unangenehm riechender Achselschweiß kann ein Hinweis auf unvollständige Reinigungsprozesse in den in der Nähe liegenden lymphatischen Strukturen sein. Kommt es bei geschwollenen Lymphknoten zu Scheidenausfluss, lässt sich die Ringelblume ebenfalls oft mit Erfolg einsetzen.

Eine unbeabsichtigte Arzneimittelprüfung bei einem homöopathischen Apotheker aus dem 19th  Jahrhundert zeigt, wie weit die Signaturenlehre reichen kann. Nachdem der Apotheker

eine kleine Menge Ringelblumentinktur über seine Hände geschüttet hatte, verfiel er in Melancholie und Depressionen, die deutlich schlimmer wurden, wenn die Sonne hinter einer Wolke verschwand.

Dies gibt uns einen zusätzlichen Einblick in die mit der Ringelblume verknüpften Leiden. Die Sonne vertreibt die Wolken und trocknet Feuchtigkeit. Das Vorhandensein feuchter Kälte ist ein pathologisches Symptom für die Ringelblume als Mittel der Wahl. Dieses Mittel lässt sich bei Leiden verwenden, bei denen es in Wunden oder Körpergeweben zu übermäßigen Feuchtigkeitsansammlungen kommt, wie zum Beispiel bei Soor, geschwollenen Lymphknoten und Scheidenausfluss. Die Wirkung der Pflanze ist nicht besonders stark, aber bei spezifischer Indikation beseitigt sie Stockungen im Lymphsystem.

Feuchte Wunden

Die Ringelblume lässt sich bei äußerlicher Anwendung auf empfindliche, rote, geschwollene

und zur Eiterbildung neigende Wunden auftragen, die sowohl offen als auch geschlossen sein können; auch aus der Wunde gerissenes Fleisch ist keine Kontraindikation.

Allgemein wird es eingesetzt bei durch Risswunden ausgelösten Entzündungen der Haut, bei Verbrennungen, Sonnenbrand, Reizungen und auf Schürfwunden.

Erfolgt die Behandlung mit der Ringelblume rechtzeitig, kann dies auch die Bildung von unansehnlichem Narbengewebe verhindern. Dazu möchte ich einen der von Dr. Thorer zitierten Fälle anführen. »Frau A. war die Treppe heruntergefallen und hatte sich dabei Quetschungen im Brustbereich, ein tiefes Loch in der Stirn und ein noch größeres Loch auf ihrer Nasenspitze und am Rücken zugezogen. Sie klagte über heftige Schmerzen und machte sich große Sorgen wegen ihrer verunstalteten Nase. Wir behandelten sie mit Calendula, und ihre Wunden heilten so vollständig aus, dass kein Mensch vermuten würde, dass sie überhaupt jemals irgendeine Wunde gehabt hatte. « Dr. Thorer verwendete die Ringelblume auch in Fällen, bei denen Finger oder Teile der Muskulatur durch eine mechanische Einwirkung abgerissen oder durch einen chirurgischen

Eingriff entfernt worden waren. Immer verhinderte diese Behandlung die Bildung von Eiter, hielt die Wunde sauber, förderte die Granulierung und die Entwicklung eines gesunden Narbengewebes

und beseitigte Erschöpfungszustände bei Patienten mit infizierten Wunden. Die Affinität des Mittels zum Wundfieber zeigte sich ja bereits in der alten Arzneimittelprüfung von Dr. Franz.

Die Wunden, bei denen die Ringelblume Heilung bewirkt, lassen sich auf verschiedenerlei Weise anschaulich beschreiben. Ich sage gerne, sie »sehen aus wie Kratzwunden von Katzen« - rot, an-

geschwollen, empfindlich, infiziert. Ein ganzheitlicher Tierarzt aus Atlanta, Georgia, hörte einmal, wie ich das in einer Lerngruppe erwähnte, und stellte sich eine große Flasche mit der Tinktur für die Tierklinik her. Sie wurde mit hervorragendem Erfolg beim Personal eingesetzt. Wer viel Kanu gefahren oder mit anderen Booten unterwegs gewesen ist, wird Schnittwunden kennen, die wiederholt in Kontakt mit Wasser gekommen sind und dann rot werden und

ebenfalls sehr empfindlich sind und anschwellen. Auch bei diesen Wunden ist die Ringelblume ausgesprochen heilkräftig. Wie es scheint, entfernt sie die Flüssigkeitsansammlungen (oder »Feuchtigkeiten« wie es die alten Autoren genannt hätten) und hält die Wunden sauber.

Sorgfältige Beobachtungen der durch die Ringelblume am besten heilenden Typen von Wunden ließen uns zu dem Schluss kommen, dass die Pflanze die Wunde »von innen heraus« reinigt, oder

anders ausgedrückt, dies über die unter der Haut liegenden Lymphgefäße tut. Das erklärt auch, warum Calendula so gut bei Wunden wirkt, die geschlossen sind oder Wasser ausgesetzt werden. Der »pflanzliche Sonnenschein« hilft dabei, die durch Stockungen im Fluss der Lymphe gestauten »Wasserpfützen« oder »Feuchtigkeiten« unter der Haut zu trocknen und zu desinfizieren. Das verweist auch auf die traditionelle Verwendung der Ringelblume als Heilmittel für das Lymphsystem und das Immunsystem.

Stockungen im Lymphsystem

Eine Behandlung mit der Ringelblume eignet sich für Menschen, die ohne Anzeichen eines akuten Entzündungsprozesses eine Zeit lang geschwollene Lymphknoten haben und bei denen eine gewisse Schwächung der Abwehrkräfte gegeben ist. Obwohl die Pflanze in den homöopathischen Arzneimittelprüfungen Fieber und Schüttelfrost auslöste, habe ich sie nie bei akuten Beschwerden verwendet, aber immer bei Menschen, in deren Lymphsystem es zu Stockungen kommt und bei denen sich die Stauungen des Lymphflusses nicht auflösen lassen. Auch bei diesen Patienten könnte man erwarten, dass die Pflanze als Teil der Entgiftung Fieber hervorruft, aber die Wirkung ist oftmals sanft und dergestalt, dass die geschwollenen Lymphknoten auch ohne weitere Beeinträchtigungen des Befindens verschwinden.

Ich habe gute Erinnerungen an Fälle, bei denen die Ringelblume genauso gewirkt hat. Ein Automechaniker, 34 Jahre alt,  suchte mich einmal gemeinsam mit seiner Frau und seinem

1½ jährigen Sohn auf, für den er ein Heilmittel suchte. Der Sohn litt unter immer wieder auftretendem Husten begleitet von Schleimrasseln. Seine leicht bläuliche Verfärbung um die Augen herum und der gestörte Hustenreflex führten mich dazu, ihm >Ant-t. in D30-Potenz zu geben. Dieses Mittel eignet sich bestens für kleine Kinder und alte Menschen mit schwachen Hustenreflexen. Der Husten tritt bei solchen Menschen jedes Mal an einer anderen Stelle

auf und rasselt nur mit dem Schleim, ohne ihn nach außen zu befördem. Die Personen wirken geistig oder emotional immer ein wenig desorganisiert. Beim Gehen erwähnte der Vater, dass eines seiner Rippengelenkköpfchen immer wieder verrutschte. Ein Naturheilkundler (der eine vierjährige Ausbildung absolviert hatte) brachte ihn zwar immer wieder in die richtige Position, aber das Rippenköpfchen verschob sich immer wieder aufs Neue. Unser Mechaniker schien sehr erschöpft zu sein - erschöpft bis auf die Knochen. Um seine Augen herum war die Haut ein wenig gelblich. Ich mutmaßte, dass er vielleicht im Brustbereich geschwollene Lymphknoten besaß, an denen das Fließen der Lymphe ins Stocken geraten war.

Tatsächlich konnte ich die Schwellungen durch sein Hemd hindurch ertasten. Er und seine Frau erschraken. Vor drei Jahren waren ihm seine Lymphknoten im Hals entfernt worden, weil er an der

Hodgkin-Krankheit (Lymphdrüsenkrebs) gelitten hatte. Seine letzte alljährliche Kontrolluntersuchung hatte er nicht wahrgenommen.

»Lassen Sie diese Untersuchung auf alle Fälle bei sich durchführen!«, bedrängte ich ihn. Allerdings befürchtete ich, dass den beiden dadurch das Weihnachtsfest verdorben werden könnte. »In der Zwischenzeit nehmen Sie Calendula.

Vielleicht sind die Lymphknoten ja nur deshalb geschwollen, weil die noch vorhandenen Lymphknoten besonders stark belastet werden oder Sie generell zu Beschwerden im Bereich der Lymphgefäße neigen. Aber auch wenn es sich um etwas Schlimmeres handelt, wird Ihnen die Ringelblume helfen!« Glücklicherweise stellte sich heraus, dass das alte Leiden nicht

wieder aufgeflammt war und sich keine bösartigen Tumore gebildet hatten und dass die Ringelblume die Schwellungen beseitigte und ebenso die Erschöpfung und die gelbliche Verfärbung um die Augen herum.

Ein anderes Mal kam eine 55-jährige Nonne zu mir, die die ganze Last der Welt auf ihren Schultern trug und mit ihrem Wirken vielen armen Menschen half. Die einzige Klage, die sie

hatte, betraf ihre »Herzunruhe«.

Ich nahm jedoch die gelbliche Verfärbung um ihre Augen herum sowie ihre Erschöpfung wahr und

gab ihr Calendula mit. Das beseitigte im Zusammenspiel mit ein paar chiropraktischen Behandlungen alle ihre Probleme.

Schließlich hatte ich auch einen Fall, der uns auf eine frühere Anmerkung zurückführt. Eine etwas zurückhaltende, bescheidene Frau Ende zwanzig sprach mich in der Naturheilmittelapotheke an

und meinte, sie habe eine Beschwerde an einer Stelle, »an die kein Sonnenlicht dringt«. Sie meinte damit ihren Scheidenausfluss, begleitet von geschwollenen Lymphknoten, aber nur geringen Reizungen. Chris stand gerade auf der Leiter und räumte einige Mittel in die Regale. »Hey, Chris, diese Dame hat ein Problem an einer Stelle, an die kein Sonnenlicht dringt.« Ich rief ihm dies mit geringfügig lauterer Stimme als unsere Kundin zu. Wir gaben ihr Calendula

mit, und als das Problem verschwunden war, hatte sie uns verziehen.

Schwache Abwehrkräfte

Wir werden jetzt allmählich die alte englische Praxis, im Winter Ringelblumenblüten in die Suppe zu geben, zu würdigen wissen.

Nach der ihr zugrunde liegenden Vorstellung stärkt dies die Widerstandskraft gegenüber Fieber und Erkältungen. England hat einen nasskalten Winter mit wenig Sonne. Vielleicht passt diese Pflanze ja besonders gut zu dieser Region, vielleicht ist dieser Gedanke aber auch ganz allgemein gültig. Ich weiß jedenfalls, dass ich bestimmt fröhlicher werden würde, wenn ich einige Ringelblumenblüten in meiner Suppe hätte (obwohl ich diese bisher nur zur Herstellung

von Tinkturen verwendet habe). Die Vorstellung ist verlockend, dass die Ringelblume auch ein Heilmittel gegen Winterdepressionen ist.

Im letzten Winter habe ich die Pflanze selber dazu verwendet und hatte das Gefühl, damit positive Ergebnisse zu erzielen. Irgendwelche Stimmungsschwankungen zu erleben, ist jedoch nichts Ungewöhnliches. Es kann jedoch sein, dass die Ringelblume durch ihre sanft reinigende Wirkung auf die Lymphgefäße die Abwehrkräfte tatsächlich stärkt, weil ein Großteil der Aktivitäten des Immunsystems ohne das Lymphsystem nicht möglich ist.

Zubereitung und Dosierung

Die Blüten werden gepflückt und getrocknet, um sie als Tee zu verwenden. Zur Zubereitung eines Aufgusses wird eine Tasse kochendes Wasser über einen Esslöffel der Pflanze gegossen, wobei man das Ganze dann zehn Minuten ziehen lässt.

Die Tinktur lässt sich aus den frischen oder getrockneten Blüten herstellen und wird in

Dosierungen von 1 - 10 Tropfen genutzt. Äußerlich wird sie häufig als Creme oder Salbe angewendet. Einige haben sich gefragt, ob es nicht möglich ist, die gesamte Pflanze zu sammeln und zu verwenden, da sie ja überall mit dem medizinisch wirksamen harzigen Pflanzensaft bedeckt ist.

 

 

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