Carcinosinum Erfahrung 10T

 

[F. Degroote]

Da wir in der Homöopathie immer eine Störung der Lebensenergie als Ursache jeder Krankheit betrachten, würde uns die Frage nach der eigentlichen Ursache der Krebserkrankung nicht weiterführen.

Die Faktoren, die eine Krebsentstehung begünstigen - sei es nun auf materieller (Umwelt, Ernährung, Medikamente, Hormone, usw.) oder auf geistiger Ebene (Depressionen, mangelndes Selbstbewusstsein,

mangelnde Kreativität, fehlende Identität, usw.) - sind einerseits als reine Symptome zu verstehen, andererseits geben sie Auskunft darüber, in welche Richtung eine Therapie gehen könnte, die in der Lage

wäre, das Krebsgeschehen aufzuhalten oder sogar zu heilen. Doch selbst die besten Einzeltherapien - oft auch in summarischer Anwendung, mit ihren bisweilen guten Ergebnissen am Einzelnen - hinterlassen

immer den bitteren Nachgeschmack, dass ein Gesamtkonzept, ein ganzheitliches Verständnis für diese Menschen noch nicht gefunden worden ist. Klar ist, dass das Krebsgeschehen nicht allein durch äußere

Einflüsse in Gang gesetzt wird (Raucher haben 11x mehr das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken, tatsächlich entwickeln aber nur 10% von ihnen einen Lungenkrebs.). Krebs kann als eine tiefe Störung,

eine tiefe Disharmonie des Menschen betrachtet werden. Wir beobachten diese Störungen daher zunächst auf der geistigen, später auf der psychischen und schließlich erst auf der körperlichen Ebene.

Aus diesem Grunde haben auch Therapien, die außer auf die körperliche auch auf die mentale Ebene wirken können, die besten Erfolge. Simonten und viele Andere haben bewiesen, wie wichtig eine mentale Umstellung für die Heilung des Krebspatienten ist.

Ein Grund dafür, dass die homöopathische Therapie trotz ihres ganzheitlichen Ansatzes bei Krebspatienten nicht mit großen Erfolgen aufwarten kann, könnte in einer bereits zu sehr geschwächten Lebensenergie liegen. Dabei dient in der Homöopathie die Kreativität eines Menschen als Gradmesser für die Stärke der Lebensenergie. Je stärker die Lebensenergie, desto ausdrucksvoller die Kreativität, desto größer die Heilungschance. Kreativität hat seine Wurzeln in der geistigen Ebene. Wenn wir die Krebsgeschwulst im körperlichen Bereich erkennen, dann ist sie auf der geistigen Ebene schon lange manifest. Interessant

dabei ist, dass Dr. Voegeli (Schweiz) sich auf eine Nachfrage über seine Erfolge in der Krebstherapie derart geäußert hat, dass er zwar keine besonderen Ergebnisse bei der Behandlung von Krebskranken

aufzuweisen hat, dass aber keiner seiner langjährigen Patienten (im Sinne einer hausärztlichen Betreuung, also quasi von Geburt an), jemals an Krebs erkrankt ist.

Wie können wir also frühzeitig cancerogene Strukturen homöopathisch erkennen?

In diesem Fall helfen uns die Erfahrungen und Arzneimittelprüfungen der Nosode Carcinosin.

Einerseits gibt es zahlreiche Symptome, die auf eine cancerogene Diathese hinweisen, andererseits können wir die Idee der Krebserkrankung erspüren also schon weit im Vorfeld einer Erkrankung,

z.B. bei Kindern, hilfreich eingreifen.

Carcinosin ist kein eigentliches Arzneimittel gegen Krebs, sondern es kann eine Arznei sein zur Aufhebung einer cancerogenen Konstitution.

 

Überall, wo VERZICHT als Folge von Unterdrückung im Spiel ist, ist das canzerogene Prinzip wirksam.

Carc.-Menschen müssen nun nicht zwangsläufig an Krebs erkranken. Sie zeigen uns mehr oder weniger deutlich, welches Prinzip hinter dem Krebsgeschehen stecken könnte.

Sonst wäre es zum Beispiel unerklärlich, warum Menschen mit einer gut entwickelten Identität Krebs bekommen. Auch bei diesen müssten massive Unterdrückungen und Verzicht der eigentlichen Krankheit vorangegangen sein. Etwa in der Art, dass sie mit ihren schöpferischen Ideen intensivsten unqualifizierten Angriffen ausgesetzt waren, die sie letztendlich zu Kompromissen getrieben haben, welche sie eigentlich

vor sich selbst nicht hätten vertreten. Meist spielt noch die Überlegung eine Rolle, dass sie dieses Opfer für Andere auf sich nehmen. An diesem Beispiel wird auch deutlich, dass der Erkrankte sich selbst durch konstruktive Veränderungen zu schützen nicht in der Lage ist UND dass die ihn umgebende Gruppe, die er zu schützen vorgibt, zu schwach ist, um eine Loslösung oder Veränderung auffangen zu können (Beschwerden nach langem Unglücklichsein, das durch Einflussnahme anderer zustande kam).

Der Erwachsene

Die schon in der Kindheit spürbare Überempfindlichkeit und die leichte Verwundbarkeit des Carc.-Menschen prägt sich weiterhin aus.

Sie gehen jedem Streit aus dem Weg, denn eine Auseinandersetzung würde bedeuten, dass man einen Standpunkt beziehen muss. Gerade daran aber mangelt es ihnen; sie übernehmen viel lieber die Meinung des Anderen, obwohl sie tief im Innern immer etwas skeptisch bleiben und eine zarte eigene Ansicht haben, die sie jedoch nie vertreten würden. Jeder Konflikt könnte bedeuten, dass sich das außen gefundene Identitätsobjekt von ihnen löst. Sie fühlen sich von diesem Schritt permanent bedroht, erleben daher Trennungen auch schon dann, wenn sie noch gar nicht anstehen und bemühen sich jederzeit um Frieden und Harmonie. In diesem Sinne kann man sagen, dass sie - z.B. einem Arzt gegenüber - nicht direkt autoritätsgläubig sind. Sie bleiben eher skeptisch und lassen ihn mitunter auch ihr Misstrauen spüren, befolgen jedoch

alle seine Anweisungen und erdulden jede Therapie.

Sie selbst können sehr gütig und mitfühlend sein. Sie opfern sich auf und stellen ihre eigenen Bedürfnisse völlig in den Hintergrund. Dabei kommt ihnen (bzw. den Anderen) ihre Fleißigkeit zugute. Sie haben ein sehr gutes Gespür für das, was ihre Umgebung braucht.

Wenn es ihm einmal schlecht geht, so kann sich der Carc.-Mensch durch zärtliche, liebevolle Zuwendung anderer oder durch Bewegung wieder aufladen. Er geht dann gerne tanzen, wobei ihm rhythmische Tänze wesentlich besser gefallen. Sein Empfinden dabei ist, dass er sich alles von der Seele tanzt und sich gleichzeitig dabei mit Energie auftankt.

Eine ähnliche Empfindung hat er bei einem Gewitter oder Sturm, wo er sich äußerst wohlfühlt (Sep.) - allerdings geht es ihm nach dem Gewitter oft schlechter.

Der Musik gegenüber hat er ein ambivalentes Verhältnis. Sie kann seinen Zustand verschlimmern und ihn zum Weinen bringen, sie kann ihn aber auch sehr erfreuen.

Eine besondere Vorliebe hat der Carc.-Mensch für das Reisen. Er bevorzugt das Meer. Dabei erlebt er entweder eine deutliche Besserung aller Beschwerden oder aber eine deutliche Verschlimmerung. In England

z.B. kam diese eigenartige Modalität dadurch zum Ausdruck, dass es dem gleichen Patienten an der Ostküste gut ging und an der Westküste jedoch schlecht. Bei anderen war es umgekehrt.

Aus Furcht vor unerwarteten Störungen in ihrer Umgebung sind sie stets auf Ordnung bedacht (Ars., Lyc., Nux-v.).  Die Harmonie soll sich auch in ihrer Umgebung widerspiegeln. Nichts soll Anlass zu einem Streit geben.

Wir können den Carc.-Menschen manchmal allerdings auch ärgerlich erleben.

Besonders gereizt ist er wegen seiner eigenen Vergeßlichkeit. Er wird geradezu wütend über seine eigenen Fehler.

Solche Menschen vertragen auch selten Widerspruch oder Kritik (Lyc.), sie wirken dann sehr hartnäckig.

Meist sind sie ruhig, schweigsam, haben eine Abneigung gegen Sprechen.

Sie sind eher argwöhnisch, leicht beleidigt und fühlen sich unzufrieden und unglücklich, wobei Trost verschlechtert. In dieser Phase entwickelt sich zunehmenst eine Apathie, ja sogar eine Gleichgültigkeit gegen geliebte Personen (Sep.), und sie können trotz Kummer nicht mehr weinen.

Solche Carc.- Menschen sind im Gegensatz zu den weicheren, liebevolleren auch selbstmordgefährdet. Bei den anderen entwickelt sich ein viel zu starkes Pflichtbewusstsein, um solche Überlegungen ins Auge zu fassen.

Im Gegensatz zum Nat-m.-Patienten, der immer noch vom Glauben getragen wird, dass irgendwann einmal sein Bedürfnis nach Liebe erwidert wird, fehlt dem Carc.-Patienten eine solche Vorstellung. Er weiß,

dass er für sich keine Liebe zu erwarten hat. Daher richtet er häufig seine Aufmerksamkeit und Zuwendung auf Tiere. Genauso häufig, wie wir bei ihm eine Angst vor Tieren, bes. Hunden, antreffen, kommt es vor, dass er sich so liebevoll um seine Tiere, ebenfalls meist Hunde, kümmert, als ob es seine Kinder wären.

Es handelt sich also nicht um eine Zuwendung aus Enttäuschung, sondern aus der Sicht, dass man sowieso nichts zu erwarten hat.

(Diese Hinwendung zu einem Tier finden wir oft bei Krebskranken, die ihren Partner verloren haben.)

Carc.-Menschen können allgemein sehr ängstlich sein. Entweder haben sie konkrete Ängste - wie z.B. vor Dunkelheit, vor Hunden, in einer Menschenmenge oder in engen Räumen - oder ein allgemeines Grundgefühl der Angst, dass etwas passieren könnte, was ihre Gleichgewichtsbestrebungen in Frage stellt.

Sie machen sich deswegen permanent Sorgen um ihre nächsten Angehörigen (um ihre "Hilfs-Ichs") und quälen sich mit Gedanken, was diesen wohl alles zustoßen könnte.

Genauso leiden sie unter einer Erwartungsspannung vor neuen, unbekannten Ereignissen und vor Prüfungen.

Sie träumen dann oft, dass sie jemanden suchen und ihn nicht finden. Dabei muss man wissen, dass die Carc.-Menschen meist sehr gute Schüler, Studenten usw. sind. Sie begreifen schnell und lernen auch sehr fleißig.

Ihre Sexualität ist ausgeprägt, sie haben einen starken Geschlechtstrieb, der sie auch zur Masturbation treibt. Auch die Kinder neigen zu diesem Verlangen.

Der Schlaf kann bei Erwachsenen ähnlich gestört sein wie bei Kindern. Sie sind abends müde, nach dem zu-Bett-Gehen drängen sich aber so viele Gedanken auf, dass sie nicht einschlafen können. Diese Gedanken sind nicht koordiniert, sie schwirren richtungslos im Kopf herum, nichts kann zu Ende gedacht werden.

In der Nacht können sie häufig grundlos aufwachen. Auch ein Auffahren, Aufschrecken, Aufwachen durch Zucken oder Aufschreien aus dem Schlaf ist möglich.

Die Schlaflage ist meist auf dem Bauch oder in Knie-Ellenbogen-Lage, der Kopf in das Kissen gedrückt (Calc-p./Lyc./MED./Phos./Sep./Tub.) oder auf dem Rücken, die Arme über den Kopf (Lac-c./Nux-v./Puls.).

Ein Kurzer Schlaf wird oft als erfrischend und bessernd angegeben.

Aufwachen um 4 h.

Die Trauminhalte handeln vom Reisen, Jemanden-vergeblich-Suchen, Arbeit und Mord.

Dabei war bei meinen Träumen (Prüfung mit Carc. in C 30, C 200, C 1000) auffällig, dass man nichts zu Ende bringt, nie ans Ziel gelangt. Aber nicht, weil man z.B. beim Kofferpacken zuviel mitnimmt (Nat-m.) oder den Zug verpasst (Tub.), sondern es vollzieht sich alles ruhig und in normaler Reihenfolge, aber wenn man sich dann dem Ziel nähert, wacht man auf.

Eine besondere Beachtung verdient noch der Hinweis auf die Behandlung von Warzen mit Carc. (R. Römer in der KH 3/89)

Zusammenfassung:

Gemüt:

(J.) Vergesslichkeit (lässt liegen, was er gerade holen wollte)

(J.) Lustlosigkeit, sich für irgendetwas einzusetzen

(J.) Pflichtbewusst aber ohne Interesse

(M.) Unentschlossen beim Aussuchen von Dingen

(M.) Will seine Fehler nicht wahrhaben, findet ausreden dafür

(R.) Fühlt sich einsam

(R.) Sorgen um die Zukunft, selbst nichts geschaffen

(R.) Streit, lässt sich nichts mehr gefallen

(R.) Muss ihr Leben in Ordnung bringen, weiß aber nicht wie

(R.) Gedanken an vergangene Zeiten, "als ich glücklich war"

Schlaf:

(J., R.) Einschlafen erschwert, viele unklare Gedanken (Coff.)

(J., R.) Erwachen um 4h.

Träume:

(J.) Arbeitet die ganze Nacht, behandelt Patienten.

(R.) putzt alles

(J.) Erfindungsträume, gegen Durst - Cola mit Bitter Lemon, Spiel - Quartettpoker mit allen Einzelheiten der Spielanleitung

(M.) Alles verändert sich im Traum, verwirrt, findet das aber in Ordnung, weil sich dann auch automatisch die schlechten Dinge zum Guten verändern

(J., R.) Große Hallen

(M., R.) Gleichgültiges beobachten

(R.) Sex mit Vielen, dabei Gleichgültigkeit

(R.) Farbe: rot, rubinrot

Haut:

(J.) Zwei Warzen, weich, fleischig, zylindrisch, klein li. Halsseite, re. obere Brustpartie

Magen:

(J.) Verlangt: Sekt (verträgt ihn aber nicht);

Abdomen:

(J.) Blähungen, Abends im Bett, bei Ruhe schl., Kneifender Schmerz, Keine Erleichterung beim Abgang

Rektum:

(R.) Stuhldrang um 23 h.

 

Carcinosinum (Zusammenfassung)

V E R Z I C H T

Bei einem Carc.- Menschen folgt dieser Verzicht auf eine Unterdrückung. Dabei handelt es sich bei ihm weniger um akute Unterdrückungen als vielmehr darum, dass seinem vorsichtigen Bemühen um eine eigene Identität und Kreativität nie entsprochen wurde. Es ist nicht wichtig, ob körperlich entzündliche Prozesse unterdrückt wurden, oder ob er wegen einer Vielzahl von Verboten im Elternhaus nie dazu gekommen ist, sich selbst zu entfalten. Der Carc.-Mensch ist sehr empfindsam. Alles, was er unternimmt, dient dazu, seinem Wunsch nach Harmonie zu entsprechen. Weniger bekannt sind jene Carc.-Menschen, die schon in der Kindheit äußerst widerspenstig (Tub) und sehr verspannt sind und später mäkelig und trostabweisend werden. Meist finden wir traditionsbewusste, freundliche, sich selbst zurücknehmende, aufopfernde ("Ich brauche nichts für mich"), ordentliche, pflichtbewusste Menschen, die jedem Streit aus dem Weg gehen. Dabei wird ihr Handeln nicht so sehr vom Herzen als vielmehr vom Kopf bestimmt. Sie glauben nicht mehr, dass sich ihr Wunsch nach Liebe erfüllt. Sie haben eine intensive Beziehung zur Musik und zum Tanzen. Folgen von ständigem Kummer, Sorgen, Disharmonie.

Trias:

Hautfarbe wie café au lait

Blaue Skleren

Zahlreiche Hautmale

Familienanamnese:

Bei folgenden Krankheiten, die in der Familie -insbesondere in der mütterlichen Linie - gehäuft auftreten, ist an ein Carcinosin-Miasma zu denken:

Diabetes., Tb., perniziöse Anämie, Leukämie,

Krebs

Patientenanamnese:

Schwere Infektionen, besonders Lungenentzündungen, Drüsenfieber in früher Kindheit.

Keine Kinderkrankheiten oder Kinderkrankheiten die sich nach der Pubertät entwickeln.

 

Chronische Hepatitis.

 

 

 

Ähnliche Mittel:

 

alum., ars., ars-j., Calc., Calc-p., dios., lach., lyc., Med., Nat-m., nat-s., nux-v., op., phos., Psor., puls., rhod., sanic., Sep., staph., sulph., thuj., Tub.

 

 

 

Symptome:

 

4wertig -Leicht beleidigt, nimmt alles Übel.

 

 

 

3wertig

 

Beschwerden infolge Erwartungsspannung (z.B. Diarrhoe).

 

Tanzen.

 

Wählerisch und anspruchsvoll.

 

Schlaflosigkeit bei Kindern.

 

Stuhldrang, vergeblich; Untätigkeit des Rectums.

 

 

 

2wertig

 

Empfindlich gegen Musik.

 

gegen Verweise.

 

Froh bei Blitz und Donner (Sep.).

 

Gewissenhaft in Kleinigkeiten, ordentlich.

 

Reisen gern.

 

Trost, freundliche Worte schl..

 

Schlaf, Knie-Ellenbogen-Lage bei Kindern.

 

   Schlaflosigkeit,

 

   bei Kindern, müssen gewiegt werden,

 

   wegen Gedankenzudrangs.

 

Nägelkauen

 

Nahrungsmittel:

   Bei folgenden N. kann es sich um Verlangen oder Abneigung handeln, sogar im Wechsel: Eier,

   Fettes, Milch, Obst, Salz, Süß.

Masturbation bei Kindern.

 

Allgemeines:

Narbenkeloide

Seeluft schl. oder bess.

Seiten abwechselnd (Lac-c.)

Warzen

Widerspruchsvolle und abwechselnde Zustände

 

 

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