China officinalis Anhang 2

 

[Hedwig Pötters: Suche nach der Substanz]

China officinalis

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[Dr. med. Hedwig Pötters]

Es ist unmöglich, dass Hahnemann und seine Zeitgenossen in der Lage waren, die verschiedenen Arten richtig zu klassifizieren. Kein Wunder also, dass manche Klassifizierung der damaligen Zeit nicht mehr nachvollziehbar ist und dass unter den heutigen Drogen-Namen jeweils mehrere Stammpflanzen genannt werden. Das wird sich bei dieser Droge wohl kaum noch ändern lassen.

Betrefende. Verarbeitungsart ist für die damalige Zeit die Verwendung der getrockneten Droge und ihre Verreibung am wahrscheinlichsten.

China-Rinde,

Cinchonae cortex,

Quinquina.

European Pharmacopoeia

“CINCHONA BARK. Cinchonae cortex. DEFINITION: Whole or cut, dried bark of Cinchona pubescens Vahl (Cinchona succirubra Pav.), of Cinchona calisaya Wedd., of

Cinchona ledgeriana Moens ex Trimen, or of their varieties or hybrids.”

European Pharmacopoeia

 “Quinquina. Cinchonae cortex. DÉFINITION: Ecorce séchée, entière ou fragmentée, de Cinchona pubescens Vahl (Cinchona succirubra Pav.), de Cinchona calisaya

Wedd. ou de Cinchona ledgeriana Moens ex Trimen ou de leurs variétés ou de leurs hybrides.”

Anm. d. Verf.: Sowohl aus dem englische wie auch dem französiche Text von European Pharmacopoeia geht eindeutig hervor, daß es sich bei dem Begriff ‘China-Rinde’ um eine Mischung verschiedener China-Arten oder ihrer Varietäten samt Hybriden handelt. Damit ist ein homöopathisches Präparat amtlicherseits als Mischpräparat legitimiert.

Allerdings gilt es zu bedenken, daß wir heute nicht sichergehen können, ob die Cinchona officinalis, die Hahnemann beschreibt, auch wirklich officinalis war. Das gleiche dürfte für Cinchona succirubra gelten, die Leeser beschreibt. Zu ähnlich sind sich die verschiedenen Arten – und zu wenig entwickelt waren damals die heute möglichen Nachweismethoden.

Ob bei diesem Dilemma allerdings die legalisierte Mischung mehrerer Arten der richtige Ausweg ist, bleibe dahingestellt.

China factitia.

RA III/40 f:

“Eben so soll Graphit ... eine Menge alter fistulöser Geschwüre geheilt haben, und doch war ätzen der Sublimat in der Mischung!

Die Ausrede in der Note, daß Sublimat schon vorher vergeblich dagegen gebraucht worden, hilft hier nichts, er ward nicht allein gebraucht, sondern in Verbindung mit Mohnsaft,

einer Menge Holztränken und der lieben China factitia, -- ward also durch die adstringirenden Theile dieser Nebenarzneien größtentheils oder ganz zerstört ...”

Anm. d. Verf.: China factitia wird hier als Teil einer unzulässigen Arzneimischung erwähnt.

Die Pflanze wurde aber nicht von Hahnemann geprüft. Auch liegt keine offizielle Anerkennung eines AMB’es (durch BGA / BfArM) vor.

Deshalb wird auf evtl. Herstellungsvorschriften verzichtet.

Cinchona calisaya. KGSt:

 „Cinchona calysaya (China regia). ... Verwendet wird die getrocknete Rinde von Cinchona calisaya WEDD.”          

Monographie: negativ --

Anm. d. Verf.: Die Negativ-Monographie seitens des Amtes besteht zurecht, da die Droge, die i.d. homöopathischen Literatur als China calisaya bezeichnet wird, keineswegs China calisaya sein muß.

(s. auch Hager).

Hager: “Cortex Chinae calisayae (Calisaya-Chinarinde). Synonyme: Cortex China regiae, Cortex Cinchonae calisayae. ...

Stammpflanzen: ‘Cinchona succirubra PA-VON ex KLOTSCH oder deren Hybriden oder China ledgeriana (HOWARD) MOENS ex TRIMEN,

China calisaya WEDDELL oder Hybriden dieser Arten mit anderen species von ‘Cinchona’ USP XI; ‘CHINA calisaya WEDDELL’ EB6; ‘viele Hybriden von China ledgeriana MOENS, China succirubra

PAV:, CHINA officinalis L. und CHINA calisaya WEDD.’

BHP 83. ...”

Cinchona ledgeriana.

Anm. d. Verf.: Hager führt unter dieser Art zahlreiche species auf, die als Stammpflanzen verwendet werden (ähnlich wie unter Cinchona calisaya).

Cinchona officinalis,

Cinchona officinalis L.,

Cinchona weddeliana,

Cinchona flava,

Cinchona Condaminea Humb.,

Cinchona ledgeriana,

Cinchona calisaya,

Cinchona calysaya,

China, China fusca,

China officinalis,

China regia,

China calisaya,

Calisaya-Chinarinde,

Gelbe Königsrinde,

Königs-Chinarinde,

Gelber Chinarindenbaum,

Gelbe Chinarinde,

Fieberchinabaum,

Feinröhrichte Chinarinde, (Abk. Bö.: Chin.).

Anm. d. Verf.: Es handelt sich in dieser Kapitelüberschrift um verschiedene Cinchona-Arten. (s. dbzgl. bei Hager). Diese zahlreichen angeblichen Synonyme von Cinchona officinalis

sammelten sich im Laufe der Zeit i.d. homöopatische Literatur an. Heute wissen wir, daß es sich um unterschiedle Arten handelt.

Ich glaube nicht, daß Hahnemann solche Mischung verschiedener, wenngleich ähnlicher Arten, gut gefunden hätte. Da aber in der Homöopathie allgemein -und sogar beim BGA- sehr viele China-Arten dem Homöopathen gegenüber als Synonyme hingestellt werden, weiß ich nicht, was man noch dagegen unternehmen kann. Wahrscheinlich nichts bei der Allmächtigkeit des Amts. Man bedenke, daß

dieses Mischen von China-Arten auch für viele Hersteller bequemer ist.

HAL I/296 ff: „Fieberchinabaum, Cinchona officinalis, L. ... Man hat in neuern Zeiten zwei Sorten Rinde unterschieden, welche, wie man glaubt, von einerlei Baume kommen.

I. Unsre gewöhnliche gemeine, feinröhrichte, gelbbraune Rinde (Cortex peruvianus, China chinae, China chinae chinae, China chinchinae, China quinquinae), welche man für die beste Sorte

hält, besteht fast ganz aus dünnen oder feinen ungefähr zur Hälfte zusammengerollten Stücken oder Röhren... Die beste Sorte kömmt in Kisten mit Ochsenhäuten überzogen von 120 bis 130 Pfund Schwere über Cadix nach London, wo das Pfund 7 bis 8 Schillinge zu stehen kömmt, man verkauft sie aber zu 10 bis 12 Schilling... Ueberhaupt hat man von der Güte der Rinde vorzüglich und fast allein nach dem stärkern oder schwächern der China eignem Geruche und Geschmacke, und weniger nach ihrem äußern Ansehn zu urtheilen, denn das Aeußere weicht hie und da sehr ab. So giebt es sehr gute Stücke, welche auswendig fast ganz schwarz aussehn; es giebt dicke, flache Stücke, die aber sehr kompakt und röthlich von Farbe sind und einen noch stärkern Geschmack als die röhrichte Rinde besitzen, folglich letzterer vorzuziehen sind...

II. Die rothe Chinarinde (Cort. chinae ruber, China peruv. ruber) ward in neuern Zeiten bekannt, da eine durch die Engländer (1779) von den Spaniern erbeutete Schiffsladung davon in Europa vertheilt ward... Die röthesten, schwersten und festesten Stücke vom stärksten Chinageschmack muß man auswählen, und dieß sind gemeiniglich die kürzesten, breitesten Stücke...

Der Aufguß und der Absud der rothen Chinarinde ist dunkelfärbiger und bittrer.... Sie besitzt dieselben Kräfte als die gewöhnliche Rinde, nur in jedem Betrachte stärkere. Ihre Wirkung ist schneller, anhaltender und in kleinerer Gabe merkbar. Man weiß noch nicht, ob die rothe (wie doch wahrscheinlich ist) von einer andern Art Cinchona herrührt. Überhaupt ist die Chinarinde beiderlei Art das

erste Heilmittel, die sinkende Lebenskraft zu heben...“

Anm. d. Verf.: Hahnemann beschreibt hier 2 versch. (wenngleich ähnliche) Arten (gelb-braune und rote Chinarinde) , die beide für den therapeutischen Gebrauch angewandt wurden. Er ist allerdings

im Zweifel, ob es sich um ein- und dieselbe Art handelt, oder nicht.

Beide Arten sind sich so ähnlich, dass sie z.Zt. Hahnemanns schwerlich auseinander gehalten werden konnten. Erst die Methoden der modernen Botanik (s. bei Hager) können auf die Irrtümer aus Hahnemanns Zeit und auf die zahlreichen Arten-Mischungen unter diesem Namen hinweisen. Deshalb ist Cinchona officinalis zurecht bei KGSt negativ monographiert worden.

RA III/98ff: Definition und AMP von China: „Chinarinde. (Die geistige Tinctur sowohl von der feinröhrichten, als der Königs-Chinarinde, Cinchona officinalis).“

Anm. d. Verf.: Hahnemann spricht hier offenbar von 2 verschiedene China-Arten. Ob es sich dabei wirklich um 2 verschiedene Arten, oder um Synonyme derselben Art handelt (bei den Lieferungen, die Hahnemann damals erhielt), lässt sich heute kaum noch feststellen.

Boericke: „China – Cinchona officinalis – Cinchona succirubra (Chinabaum); Rubiaceae - trop. Amerika, Hinterindien; (C20H24N2O2).“

Anm. d. Verf.:

 Diese Angaben von Boericke sind unbrauchbar: Cinchona officinalis und Cinchona succirubra sind 2 verschiedene Cinchona-Arten. Die chem. Formel dagegen steht für das Chinin-Alkaloid, das in diesen beiden Arten – sowie auch in anderen Arten enthalten ist.

Hering, Constantine, The guiding symptoms of our Materia medica (dt: Leitsymptome unserer Materia medica): China (Cinchona officinalis). Cinchona succirubra, Chinabaum, Perurinde. Rubiaceae.

Unbekannt bis zur Mitte des siebzehnten Jahrhunderts. Benannt nach Gräfin El-Cinchon, Frau des Vizekönigs von Peru. Sie wurde von den Jesuiten unter den Armen als Fiebermittel verteilt. Wächst im Ostteil der Anden und ist in Indien heimisch geworden. Sie wurde im Jahre 1790 zuerst von Hahnemann geprüft. Bei den Prüfungen wurde hauptsächlich die gelbe Rinde verwandt. Die in der Pharmazie

hauptsächlich gebrauchten Arten sind:

1. Cinchona Calisaya, auch Chinchona Regia oder Cinchona Flava, Royal oder die echte gelbe Rinde genannt.

2. Cinchona de Huanuco, graue oder Silber-Cinchona.

3. die Cinchona Rubra oder Rote Cinchona.

Hahnemann erwähnt, dass 1790 während der Prüfung der Chinarinde zum ersten Mal der Gedanke des homöopathischen Heilgesetzes in seinem Geiste aufkam.

Für Prüfungen siehe Allens Enzyklopädie, Bd. 3 . ...“

Anm. d. Verf.: Hering scheint Cinchona officinalis und Cinchona succirubra wie Synonyme zu verwenden. – Da irrt er. (s. Hager).

Hager 4.874: „Cinchona officinalis hom., HPUS 78 Syn.: China, China fusca, China officinalis, China regia, Cinchona calisaya, Cinchona flava, Cinchona rubra.

Stammpflanzen: Die Droge stammt von verschiedenen Cinchona-Arten:, genannt werden die Typen ‚Cinchona calisaya’, ‘Cinchona succirubra’ und ‘Cinchona officinalis’. ...“

Anm. d. Verf.: Wie Hager bestätigt, besteht die homöopathische Droge Cinchona officinalis aus einer Mischung verschiedener Stammpflanzen.

Allen, TF, III / 182 ff: „China, Cinchona officinalis,Hooker. Nat. order: Rubiaceae.

Common names: China (Ch. hard), Quinquina, Cortex Peruvianus (Peruvian bark).

Preparation: Tincture of the bark (or triturations).

HPUS: „Cinchona officinalis, China. Natural order: Rubiaceae.

Synonyms: Latin: China fusca, China officinalis, Cinchona calisaya, China cinerea, China cordifolia, China corona, China flava, China lancifolia, China oblongifolia,

CHINA officinalis, CHINA rubra; English: Peruvian bark;

French: Quinquina; German: Chinarinde.

Part used: The bark. ...”

Anm. d. Verf.: Bei den lat. Syn. in HPUS handelt es sich um verschiedene Arten.

HAB: nicht im HAB vertreten.

China rubra hom. PFX.

Hager: „ China rubra hom. PFX. Synonyme: China, Cinchona succirubra. ... Stammpflanzen: China pubescens VAHL (China succirubra PAVON), ihre Varietäten oder Hybriden.

Anm. d. Verf.: In der homöopath. Herstellungs- und Rezeptierweise besteht China rubra aus versch. Stammpflanzen (s. Hager).

Cinchona pubescens,

Cinchona rubra,

China rubra,

Cinchona cordifolia,

Cinchona pelletierana,

Roter Chinarindenbaum,

Rote Chinarinde.

HAL: „Fieberchinabaum... Die rothe Chinarinde (Cort. chinae ruber, CHINA peruv. ruber) ward in neuern Zeiten bekannt...“

Anm. d. Verf.:

HAL (Hahnemanns Apothekerlexikon) kam 1793 heraus und fasste das pharmazeutische Wissen seiner Zeit zusammen, -nicht mehr- und nicht weniger.

RA III/191 Fußn.: Schilderung eines Intoxikationsfalls mit „bester rother Chinarinde“.

Anm. d. Verf.: Es handelt sich hier nicht um eine AMP, sondern um einen Intoxikationsfall.

Hager 4.876: “Cinchona pubescens Vahl, Syn.: China cordifolia Mutis ex Humb., China succirubra Pavon ex Klotsch, China tucuyensis KARST. Sonstige Bezeichnungen: Deutsch:

Roter Chinarindenbaum, engl.: Red Cinchona. ...”

HAB 2011: ”Cinchona pubescens. China. Die Droge muß den Teilen der Monographie Chinarinde (European Pharmacopoeia) entsprechen, die sich auf die Stamm- und Zweigrinde beziehen.”

European Pharmacopoeia “CINCHONA BARK. Cinchonae cortex. DEFINITION: Whole or cut, dried bark of Cinchona pubescens Vahl (Cinchona succirubra Pav.), of Cinchona calisaya Wedd.,

of Cinchona ledgeriana Moens ex Trimen, or of their varieties or hybrids.”

Anm. d. Verf.: Das europäische Arzneibuch kennt nur ‘Chinarinde’ und versteht darunter eine Mischung verschiedener Arten (s. European Pharmacopoeia)

Cinchona succirubra,

Cinchona rotundifolia,

Cinchona concava,

Cinchona ovata,

Cinchona hovardiana,

Cinchona pubescens cv. Succirubra (= Sorte),

China,

China succirubra,

Chinarindenbaum,

Chinabaum,

Fieberrindenbaum.

Anm. d. Verf.: Es handelt sich i. dieser Kapitelüberschrift um verschiedene Cinchona-Arten. (s. dbzgl. bei Hager). Diese zahlreichen angeblichen Synonyme von Cinchona succirubra sammelten

sich im Laufe der Zeit i.d. homöopatische Literatur an. Heute wissen wir, daß es sich um unterschiedliche Arten handelt.

Leeser B II/536: “China. Stammpflanze: Cinchona succirubra Pavon ex Klotsch; Fam. Rubiaceae. Chinabaum, Red Cinchona (engl.), Quinquina jaune (franz.). ...

Der aus den Wunden der Borke fließende Saft, der schnell milchartig wird, färbt sich bald rot, daher der Name „succirubra“. Die Pflanze wird in Ostasien vielfach kultiviert.

Verwendet wird die getrocknete Rinde junger Stämme und Äste. ...

Hager: „Cinchona succirubra hom. HAB1. Synonyme: China. ... Stammpflanzen: ‚China succirubra PAVON, ihre Varietäten oder Hybriden’. ...“

HAB 1: Cinchona succirubra. China. Verwendet wird die getrocknete Rinde jüngerer Stämme und älterer Zweige von Cinchona succirubra PAVON, ihren Varietäten oder Hybriden. ...“

Anm. d. Verf.: s. hierzu auch o.a. Hager-Zitate. Auch diese Cinchona-Droge gab es offenbar nie als Einzelpräparat.

KGSt: „Cinchona succirubra (China). ... Verwendet wird die getrocknete Rinde jüngerer Stämme und älterer Zweige von Cinchona succirubra PAVON, ihren Varietäten oder Hybriden.

Sie enthält mindestens 6,5% Gesamtalkaloide, von denen mindestens 30 und höchstens 60% aus Alkaloiden vom Typ des Chinins bestehen.“      Monographie: positiv +

Anm. d. Verf.: KGSt lassen bei der Droge eine Mischung mit anderen Varietäten und Hybriden zu. Das ist homöopatisch unzulässig, weshalb auch die Positiv-Monographierung eigentlich

unrichtig ist. Allerdings ging’s in den letzten 200 Jahren auch i.d. homöopatische Literatur mit der Nomenklatur kräftig durcheinander, weshalb eindeutige Zuordnungen von Prüfungspflanzen

zu heutiger Nomenklatur meist unmöglich sein dürften. Zudem sind deutsche Namen wissenschaftlich ohnehin ungültig. Gültig sind nur die international-botanisch anerkannten lateinischen Namen.

 

 

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