Comparison Sanicula mit anderen

 

Sanicula und Chamomilla. haben beide:

- Durchfall mit grünem Schleim

- Veränderliche Stühle

- ekelhaft stinkende Stühle

- brennende Hitze der Fußsohlen, die sie zwingt, die Füße nachts im Bett zu entblößen

- < 9 h.

Hier ergänzt Clarke 21 h. als charakteristische Zeitmodalität für Sanicula.

Cham. kann ebenfalls < 9 h. als auch um 21 h.

Bry. hat < der Beschwerden gegen 21 h. und ist für diese Zeitmodalität das Hauptmittel.

Clarke: "Sanicula ist das chronische Mittel zu Chamomilla." Sie sehen also auch hier die Beziehung zwischen Sanicula und Chamomilla bestätigt.

Es ist sehr schwierig, zwischen beiden zu unterscheiden. Chamomilla ist viel gebräuchlicher als Sanicula. Sie sehen dieses Kind, das reizbar, verdrießlich, unruhig ist, am Kopf schwitzt und an grünlichem Durchfall leidet, und Sie denken: "Klarer Fall, das Kind braucht Chamomilla!" Sie geben das Mittel, aber es wirkt nicht. Dann müssen Sie Sanicula in Erwägung ziehen.

 

Calc-p. hat mit Sanicula einige Symptome gemeinsam:

- Ruhelosigkeit

- Reizbarkeit

- Unzufriedenheit

- Verlangen nach Speck

- Kopfschweiß im Schlaf

- Möchte immer woanders sein

- Langsames Sprechen lernen (KK I 77 / engl. Kent S.86)

- Langsames Gehen lernen (KK II 478 / engl. Kent S.1223)

Auch hier geben wir einem Kind, das all diese Symptome hat - Ruhelosigkeit, Reizbarkeit, Unzufriedenheit, Verlangen nach Speck, Kopfschweiß, verzögerte Entwicklung - wohl fast "gewohnheitsmäßig" eher Calcarea phosphorica, und doch deckt Sanicula, wie wir sehen, all diese Rubriken ebenso gut ab!

 

Sowohl Sanicula als auch Tuberculinum. haben beide:

- Verlangen nach Speck

- Bedürfnis zu reisen

- Schwitzen am gesamten Körper in der Nacht.

Diese Nachtschweiße sind ja eines der Hauptsymptome für Tuberculinum und natürlich pathognomonisch für die Tuberkulose. Achten Sie darauf, wenn das Schwitzen, das bislang auf den Kopf beschränkt war, sich nun auf den ganzen Körper ausdehnt! Diese kleine Symptomveränderung kann die Indikation für ein neues Mittel sein, und Sie müssen nun Tuberculinum erwägen.

 

Sanicula und Natrium muriaticum. haben gemeinsam:

- Verlangen nach Salz

- Träume von Einbrechern

- Spätes Sprechen lernen

- Spätes Laufen lernen

- Abmagerung, die von oben nach unten voranschreitet

- Schmerzen im Lumbalbereich, die sich durch Liegen auf etwas Hartem bessern

 

Calcarea carbonica. hat manche Symptome mit Sanicula gemeinsam:

- Widerspenstig, dickköpfig

- Spätes Laufenlernen

- Verlangen nach Eiern

- Kopfschweiß im Schlaf, besonders dann, wenn der Schweiß vornehmlich am Hinterhaupt und Halsauftritt

- Kalter Fußschweiß; und dennoch kann auch ein Bedürfnis bestehen, die Füße unter der Bettdecke hervor zu strecken, weil sie mitunter zu heiß werden.

Tatsächlich besteht eben nicht nur zwischen Sanicula und Silicea eine enge Verwandtschaft, sondern auch zwischen Sanicula und Calcarea carbonica.

Sie sehen ein Kind mit den oben genannten Symptomen und sind der Meinung, mit Calcarea carbonica das Mittel gefunden zu haben. Sie geben diese Arznei, aber die Wirkung bleibt aus, und Sie können das nicht begreifen, weil der Fall das klassische Bild von Calcarea carbonicavermittelte. Eigentlich nicht übergewichtig ist, sondern eher etwas dünn, ja Sanicula!

Sanicula Kinder fürchten sich -im Gegensatz zu Calcarea carbonica-Kindern- nicht im Dunkeln und haben keine Angst, daß etwas oder jemand hinter ihnen ist.

Sanicula-Kinder sind auch keine besonders zärtlichen, liebevollen, gütigen Kinder. Ich habe erfahren, daß Sanicula-Kinder zu ziemlich heftigen Wutausbrüchen neigen können - schlimmer, als es in

zu lesen ist!

 

Ich erinnere mich an den Fall eines Kindes, dem ich Sanicula gab. Dieses Kind hatte bereits viele andere Mittel ohne nennenswerten Erfolg erhalten, unter anderem auch Hyoscyamus. Der Junge war äußerst reizbar, stieß und boxte die anderen Kinder in der Schule. Er war extrem eifersüchtig auf seinen Bruder, und die beiden lagen ständig im Streit miteinander. Das Kind war nicht mein Patient, sondern der eines Kollegen an der Hahnemann Medical Clinic, der aber gerade keine Sprechstunde hatte. Die Eltern des Kindes suchten also stattdessen mich auf und sagten: "Sehen Sie hier, der Junge hat hier am Fuß einen kleinen Hautausschlag...", und sie zählten noch eine Reihe weiterer Symptome auf. Ich entgegnete: "Wollen Sie wirklich, daß Ihr Junge jetzt eine Arznei erhält? Denn ich kenne ihn ja nicht, und er hat auch schon eine ganze Reihe anderer Mittel erhalten..." Die Eltern entkräfteten mein Argument: "Die anderen Mittel haben eigentlich nichts bewirkt. Bitte geben Sie ihm eine Arznei!" Ich schlug also mein Repertorium auf und gab schließlich Sanicula. Der Zustand des Jungen, besonders seine emotionale Situation, besserten sich dramatisch. Stattdessen brach jetzt ein gewaltiger Hautausschlag aus - mit großen Blasen, wie wir sie als typisch für Rhus toxicodendron kennen. Der Hautausschlag breitete sich über den gesamten Körper des Jungen aus. Die Eltern waren verzweifelt! Sie rieben ihn mit Kampfer, Salben und Korstison ein, sie gaben ihm Kaffee zu trinken, sie versuchten alles! Es war zum Verrücktwerden! Endlich gelang es ihnen, den Hautausschlag mit diesen Maßnahmen einzudämmen. Trotzdem hielt sich der emotionale Zustand des Kindes lange Zeit gut. Wissen Sie, manchmal erkennt man nicht sofort, wie krank ein Mensch tatsächlich ist - bis alles an die Oberfläche kommt. Etwa ein Jahr später kehrte der Hautausschlag zurück. Eine weitere Gabe Sanicula wurde verordnet, und das Mittel half wiederum. Dieses Kind war unglaublich reizbar! Aus diesem Grunde meine ich, daß Sanicula sehr starke Wutanfälle haben kann - heftigere, als in unseren Lehrbüchern beschrieben werden.

 

Ich möchte Ihnen in diesem Zusammenhang zwei Beispiele geben, die Ihnen helfen sollen, sich in bestimmten heiklen Situationen, die in der Praxis auftreten können, korrekt zu verhalten. Ich erinnere mich an ein anderes Kind - es war allerdings kein Sanicula-Kind, aber das Mittel spielt für die Aussage dieses Beispiels keine Rolle. Ich kenne Mutter und Kind privat gut. Die Mutter brachte ihr Kind in die Sprechstunde, und das Kind schrie und brüllte unaufhörlich, weil es wieder aus dem Zimmer wollte. Das Kind war noch nicht groß genug, um die Türklinke herabzudrücken. Ich wartete eine Weile ab - vielleicht fünf oder zehn Minuten lang, und das Geschrei wurde immer heftiger. Schließlich begriff ich, was nottat, ging zu dem Kind hinüber, nahm es auf den Arm und hielt es ziemlich fest. Das Kind schrie und trat um sich. Ich aber lockerte meinen festen Griff nicht, und wenige Minuten später hatte sich das Kind beruhigt, saß auf meinem Schoß, spielte und schwatzte, als sei nichts gewesen. Was war geschehen? Das Kind war immer mehr außer Kontrolle geraten, seine Angst hatte das normal erträgliche Maß überschritten! Es verlangte nach Hilfe und brauchte Führung und Aufmerksamkeit, wußte aber nicht, wie es diese erbitten sollte. Alles, was wir in einem solchen Falle tun müssen, ist, dem Kind ohne jeden zornigen Unterton, aber mit aller Bestimmtheit zu sagen: "Jetzt ist's gut, nun hören wir auf damit! Schluss!" Das hilft dem Kind, sich innerlich zu entspannen.

Zu meinem zweiten Beispiel: Ich arbeitete eine Zeitlang in der Notfallstation eines psychiatrischen Krankenhauses. Am ersten Abend, den ich dort arbeitete, kam eine Patientin zu mir und fragte mich: "Herr Doktor, kann ich heute abend nach Hause gehen?" Ich kannte ihren Fall überhaupt nicht und entgegnete: "Hmm, kann sein. Vielleicht aber auch nicht...Ich muß mir das erst einmal durch den Kopf gehen lassen und mich mit einem anderen Arzt darüber besprechen." Mit dieser Antwort verließ die Patientin mein Zimmer. Ein paar Minuten später wurde ich gerufen, und da lag sie auf dem Fußboden, schrie und trat um sich - und ich erkannte: "Ich habe ihr zu viel Freiheit gelassen!" Sie hatte eigentlich gar nicht wirklich vorgehabt zu gehen, hatte mich aber trotzdem gefragt. Ich hatte ihr keine klare Antwort gegeben, sie bekam Angst, drehte durch, und schon verfiel sie in Schreikrämpfe. Ich habe diesen Fehler nie wieder begangen! Wann immer ich von den Patienten wieder gefragt wurde, ob sie heimgehen könnten oder nicht, erhielten sie entweder ein klares Ja oder eine unmissverständliche Absage zur Antwort. Das Gleiche gilt für Sie und Ihre Patienten in der Praxis. Autorität ist sehr wichtig, denn Sie müssen Kontrolle über den Verlauf der gesundheitlichen Entwicklung Ihrer Patienten besitzen und ihnen Führung anbieten. Sie wollen, daß Sie ihnen Sicherheit vermitteln, und daher müssen Sie ihnen klare Verhaltensmaßregeln geben, was sie tun dürfen und was nicht. Sie müssen klare Entscheidungen treffen für Ihre Patienten, wenn sie z.B. wissen wollen, ob es riskant ist, die Einnahme der Antibiotika abzusetzen, oder was dem Kind vielleicht geschehen könnte, wenn diese oder jene Maßnahme unterlassen würde.

 

Symptomen, die Sanicula und Silicea. gleichermaßen gemeinsam sind:

- Reizbarkeit der Kinder

- Verlangen nach Eiern

- Träume von Einbrechern

- Kopfschweiß im Schlaf

- Zurückschlüpfender Stuhl.

Im Englische ist das bashful stool - "verschämter, schüpschüchterner Stuhl": der Stuhl tritt aus dem Anus, schlüpft dann aber wieder zurück und ist schwierig abzusetzen.

 

Sanicula und Magnesia carbonica. haben beide:

- Verlangen nach Fleisch

- Träume von Einbrechern

- Marasmus der Kinder

- Entblößen der zu heißen Füße

- Hinterhauptsschweiß

- Grüner Stuhl.

Insbesondere Magnesia carbonica hat Stühle, die wie der Schaum auf der Oberfläche von Froschteichen aussehen.

 

Sanicula und Medorrhinum. haben ebenfalls Gemeinsamkeiten:

- Verlangen nach Salz und Fett

- Heiße Füße, die entblößt werden

- Die Furcht bzw. das Gefühl, dass eine Person hinter ihm stehe

 

 

Vorwort/Suchen                                Zeichen/Abkürzungen                                   Impressum