Cyclamen europaeum Anhang

 

[Robin Logan]

Essentiellen Eigenschaften: starke Gewissenhaftigkeit, Pflichtbewußtsein, Gefühl der Verlassenheit, versteckt gehaltener Kummer, Selbstbetrachtung. 

Das Naheverhältnis zwischen Cyclamen und Pulsatilla wird neben den unterscheidenden Merkmalen betont.

   Gewissenhaft in Kleinigkeiten  (conscientious about trifles).

   Wahnvorstellung, er hat seine Pflicht  versäumt (delusion, he has neglected his duty).

    Gefühl der Verlassenheit (forsaken feeling).

    Kummer, zurückgehaltener (grief, undemonstrative).

    tadelt sich selbst, Selbstvorwürfe (reproaches himself).

Es folgen nun die zentralen Elemente von Cyclamen, wie sie sich für mich darstellen:

 

Pflichtbewußtsein:

Die zweite Rubrik erscheint mir die zentralste zu sein. Cyclamen Patienten zeigen immer diese Charakteristik des Pflichtbewußtseins. Auch andere Mittel haben diese Eigenschaft

(Aur-met./Lyc./Puls./Ign./Hyos./Nat-ars.). Trotzdem gibt es kein Mittel das diesen Charakter so vielfältig im Repertorium vertritt, zB: Wahnvorstellung, er ist ein Verbrecher (delusions,

he is a criminal).

er hatte ein Verbrechen verübt (he had committed a crime).

er ist angefeindet, gehindert, gequält (he is persecuted).

er hat unrecht getan (fancies he has done wrong).

er hat seine Pflicht versäumt.

Cyclamen präsentiert mit gebeugtem Kopf und zurückgelegten Blättern das eindrucksvollste Bild wahrer Demut. Man kann sich leicht vorstellen daß die kleine Pflanze sagt: "Es tut mir leid,

bitte vergib mir".

Wie man es nach dem eben Angeführten erwarten würde, findet sich das Mittel in der Rubrik "Gewissensangst" (anxiety of conscience).

Dies, gemeinsam mit der "Gewissenhaftigkeit in Kleinigkeiten" ist der Ausdruck des Pflichtbewußtseins von Cyclamen. Ein derartiger Charakterzug kann sich natürlich in unterschiedlichster Art ausdrücken, aber der Cyclamen Patient wird sich sklavisch und gewissenhaft seiner Familie, seiner Arbeit oder einer anderen Person in seinem Leben widmen.

Der Grund wieso eine Person überhaupt in diesen Zustand gerät kann vielfältig und unterschiedlich sein, auch ist es ja nicht immer notwendig die Ursache aufzuklären um zum heilenden Mittel zu finden.

Wir finden jedoch zwei grundsätzliche auslösende Ursachen. Beide Ätiologien sind eine wesentliche Hilfe um dieses Mittel von anderen, ähnlichen Mitteln zu unterscheiden.

Verlassenheitsgefühl:

Das Gefühl verlassen zu sein, eine Cyclamen-Charakteristik, ist eine der ätiologischen Ursachen. Diesem Symptom liegt auch die Ähnlichkeit Cyclamens zu Aurum, Hyoscyamus und Pulsatilla zugrunde.

Das Verlassenheitsgefühl hilft Cycl. von Lyc., Ign. und Nat-m., welche in dieser Rubrik nicht vorkommen, zu unterscheiden.

Studenten fragen oft, wieso Ignatia und Nat-m., obwohl sie 'Kummer-Mittel' sind, nicht in dieser Rubrik aufscheinen. Verlassenheitsgefühl ist ja das "Gefühl" im Stich gelassen oder zurück gestoßen zu sein, das Gefühl nicht gewollt zu werden.Gäbe es die Rubrik "Leiden, seit er in Stich gelassen wurde", die beiden Mittel würden dort zu finden sein, aber beide fühlen es nicht oder können dieses Gefühl nicht bewußt wahrnehmen.

Kummer

Die andere Ursache, auf die man den Fall aufbauen kann, ist Kummer. Schaut man sich die Rubrik "Leiden von Kummer, nicht gezeigtem" (ailments from grief, undemonstrative) an, findet man darin nur 2 Mittel, Ignatia und Cyclamen. Meinem Gefühl nach ist diese Rubrik zwar inkomplett, trotzdem aber sehr hilfreich.

"Stiller Kummer" (silent grief) ist anders; das ist ein Kummer der komplett unterdrückt ist und nicht ausgedrückt wird, es ist etwas, daß man in anderen, den Ignatia nahestehenden Mitteln finden könnte.

Trotzdem - die Tendenz den Kummer nur dann rauszulassen, wenn man alleine ist, oder auf eine Art, die es sicherstellt, daß man damit niemanden zu nahe zu tritt - ein mutiges Gesicht in Gesellschaft aufzusetzen - das ist eine starke Charakteristik von Ignatia und Cyclamen.

Beinhaltet ein Fall alle Grund-Symptome außer dem nichtgezeigten Kummer, wird man zwischen Cycl., Aur-met. und Puls. zu differenzieren haben, da Aurum und Pulsatilla in allen anderen Rubriken vorkommen. Darum muß man über die Rubriken des Repertoriums hinausgehen und den Aurum-Zustand verstehen, einen Zustand der aus mangelndem Selbstwertgefühl herrührt. Die Aurum-Person versucht ihren Selbstwert wieder zu finden. Sie muß sich selbst beweisen, daß sie etwas wert ist, wohingegen der Cyclamen Zustand nicht so selbst-zentriert ist. Die Motivation von Cyclamen ist weniger egoistisch und eher zu anderen Gefühlen hin orientiert. Es ist ein Zustand wahrer Demut.

So wie Ignatia das weibliche Nux vomica genannt wurde, könnte man Cyclamen als weibliches Aurum bezeichnen. Bis jetzt habe ich noch keine männlichen Cyclamen-Patienten getroffen. Ein großer Unterschied zwischen den beiden ist, daß sogar im Moment tiefster Verzweiflung und Depression der Cyclamen-Patient nie über Selbstmord nachdenken wird oder den Tod in der Art sehnt wie es für Aurum in solchen Zeiten typisch ist. Man kann Cyclamen nicht in den Rubriken "Selbstmord" (suicidal), "wünscht den Tod" (desires death), "Todesahnung" (presentiment of death) oder "Todesgedanken" (thoughts of death) finden.

In einem meiner Fälle war dies die einzige Möglichkeit um zwischen Aurum und Cyclamen zu differenzieren.

Abhängigkeit

Pulsatilla wird wohl öfter an Cyclamen-Patienten verabreicht als jedes andere Mittel. Cyclamen-Patienten scheinen am ehesten zwischen Pulsatilla und Natrium-muriatikum zu stehen. Sie sind weniger weich und abhängig als Pulsatilla und haben einiges von Nat-m., Selbst-Genügsamkeit und Unabhägigkeit.

Der Pulsatilla-Typus ist wahrhaft abhängig, – Abhängigkeit ist eines der Kernsymptome von Pulsatilla. Cyclamen-Menschen glauben in Wirklichkeit, daß die Welt von ihnen abhängt, auf sie zählt.

Cyclamens Anwesenheit in der Rubrik "Abneigung gegen Gesellschaft, besser wenn alleine" (aversion to company, > when alone) ist ja nicht typisch für den Pulsatilla Zustand.

Die Pulsatilla-Pflanze bietet auch einen ganz anderen Eindruck. Zwar hat sie ebenfalls einen leicht geneigten Kopf aber der große Unterschied zeigt sich in den Blumenblättern. Anstatt zurückgelegt - wie die Ohren eines kauernden Hundes - strecken sie sich trichterförmig nach vorne, so wie ausgestreckte Arme sagen "Halte mich".

Es wirkt eher wie die Erscheinung einer halb geöffneten jungen Blume, nur daß die Pflanze relativ alt sein muß um sich zur besser bekannte Stern-Form zu öffnen.

Selbstbetrachtung und Milde

Es gibt einen weiteren Aspekt des Cyclamen-Zustandes, der als Kern-Symptom gewertet werden kann. Es handelt sich dabei um die Selbstbetrachtung, die Introspektion.

Das erste Mal wurde mir das im Fall einer Frau bewußt, die mir regelmäßig mitteilte, daß sie immer darüber nachdenkt wie sie sich fühlt, daß sie sich fortwährend selbst analysiert.

Sie wacht jeden Tag auf und fragt sich "wie fühle ich mich heute ?".Sie hörte damit auf, nachdem sie mit Cyclamen behandelt wurde. Cyclamen findet sich in der Rubrik "Selbstbetrachtung"

(introsprection), auch in der Rubrik "in Gedanken versunken" (absorbed, buried in thought). Alle meine Cyclamen-Patienten zeigten sich als milde Personen. Von dem bis jetzt gesagten kann

man sich vorstellen, daß milde Persönlichkeiten am ehesten in einen derartigen Zustand kommen.

Körperliche Charakteristika und Modalitäten

An diesem Punkt sollte man die körperlichen Symptome berücksichtigen. An welche Arznei denken Sie, wenn Sie folgende Symptome vorfinden:

Durstlos

Abneigung gegen Fett

< nach Schweinefleisch

Amenorrhoe mit Anschwellen der Brüste

Nehmen Sie noch ein paar der oben genannten Geistes-Gemüts-Symptome hinzu und die Chancen des Patienten, Cyclamen zu erhalten haben sich beträchtlich verringert. Denn natürlich denkt

man zuerst an Pulsatilla, aber es sind ebenso Cyclamen-Symptome. In einem solchen Fall kann die Reaktion auf frische Luft ein hilfreiches differenzierendes Symptom sein, da Pulsatilla und

Cyclamen hier gegensätzliche Modalitäten aufweisen. Pulsatilla fühlt sich besser an der frischen Luft, Cyclamen schlechter.

Hierin haben wir eine wichtige und nützliche Differenzierung zwischen Cyclamen und Pulsatilla, auf die in den Schriften der alten Meister oft hingewiesen wird.

An diesem Punkt könnten sie vielleicht denken, daß es egal ist, ob man Pulsatilla oder Cyclamen verabreicht, da beide Arzneien so ähnlich sind.

Nach meiner Erfahrung wird jedoch Pulsatilla in solchen Fällen manchmal etwas helfen, aber meistens passiert nichts - eine vollständige Heilung wird in einem Cyclamen Fall mit Pulsatillanie zu erzielen sein.

Körperliche Symptome:

Die vorrangige Affinität gilt dem Kopf, Magen und den weiblichen Geschlechtsorganen.

Kopf:

Cyclamen kann Iris oder Kalium bichromicum ähneln, da es Kopfschmerzen mit vielerlei Sehstörungen aufweist:Flackern, Schimmern, Blitzen, Funken vor den Augen. Schwindel ist ebenfalls ein wichtiges Merkmal des Mittels: als ob sich der Raum oder Gegenstände im Kreis herumdrehen, wirbelnder Schwindel. Schwindel besser in einem Raum, schlimmer an der frischen Luft.

Man findet Katarrhe, meistens fließenden Schnupfen mit Niesen, gemeinsam mit verschiedenen Knochen- und Gelenksproblemen; die Gelenksschmerzen sind schlimmer beim Sitzen und bessern sich durch Herumgehen. Es ist auch ein Mittel gegen Akne.

Magen:

Salziger Geschmack im Mund, Schluckauf, Aufstoßen, Übelkeit, Erbrechen. Abneigung gegen Fett, Abneigung gegen und < durch Schweinefleisch, Abneigung gegen Butter und kaltes Essen.

Frauenbeschwerden:

Profuse Menstruation, zu häufig, geronnen, schwarz. Menstruelle Migräne mit Sehstörungen, unterdrückte Menses, Anschwellung der Brüste, besonders nach der Regel.

 

Fallbeispiel:

Eine verheiratete Frau, geb. 20/8/1926.Sie leidet an Depressionen, Panikattacken, Verdauungsstörungen und einen wunden Mund mit ständig schlechtem Geschmack. Sie war zu nervös um alleine aus ihrer Heimatstadt anzureisen. Fühlte sich erschöpft und mutlos, beim Aufwachen am Morgen ausgelaugt und unmotiviert. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und nahm Valium schon seit mehreren Jahren.

Sie hatte eine Landkartenzunge mit einer Fissur in der Mitte.

In den vergangenen fünf Jahren verlor sie ihren Ehemann, ihre Schwester und eine nahestehende Tante - und ihre Tochter hatte Probleme mit ihrer Ehe. Sie fühlte sich mit ihrem Kummer sehr allein und fand es trotzdem unmöglich, ihren Kummer mit jemanden zu teilen. So wie sie es ausdrückte, war sie sehr ärgerlich mit sich selbst in einen derartigen Zustand geraten zu sein. Sie beschrieb sich als "zu ihrem eigenen

Nachteil viel zu gewissenhaft", und als sie gebeten wurde mehr darüber zu erzählen meinte sie, sie "haßt es, andere Menschen im Stich zu lassen". Diese Informationen erhielt ich in der ersten halben Stunde unseres Treffens und sie betrafen bereits alles, um das heilende Mittel zu finden. Trotzdem, es dauerte 2 Jahre und 30 Seiten an Notizen bevor ich den Fall richtig analysierte und Cyclamen als heilendes Mittel verabreichte.

Zwei weitere hervorstechende Eigenheiten im Leiden dieser Frau waren, daß ihre Stimmung stark schwankte und sie sich ständig selbst analysierte. Ihre ersten Gedanken am Morgen waren "Wie fühle ich mich heute?".

Die gewählten Rubriken waren daher:

Kummer versteckt

tadelt sich selbst

gewissenhaft in Kleinigkeiten

Wahnidee, hat ihre Pflicht versäumt

Stimmung abwechselnde (moods, alternating)

Selbstbetrachtung

Während des ersten Jahres verabreichte ich Natrium-muriatikum in den Potenzen 1M, 10M und 50M. Es besserte ihre Verfassung jedesmal kurz, hielt aber in der Wirkung nie an und half niemals ihrem Mund. Interessanterweise paßt Nat-m. nicht einmal in die oben dargestellte, korrekte Fallanalyse. Weiters erhielt sie Ignatia, Aur-met., Staph., Lyc. und Mur-ac. Keines der Mittel half.

Sobald sie aber Cyclamen einnahm, kam es zu einer deutlichen Veränderung. Sie begann, ihre kranke Freundin seltener zu besuchen, konnte ihr dafür aber gleichzeitig eine bessere Unterstützung zuteilen.

Ihre Energien besserten sich, sie litt nicht mehr länger unter Depressionen oder Panikattacken. Sie begann erfrischt aufzuwachen, ohne dauernd nachdenken zu müssen wie es ihr geht. Die Wundheit ihres Mundes besserte sich ebenfalls.

Die Besserung schreitet fort und sie besucht mich nach wie vor, nur seltener. Ihre Probleme haben eine lange Geschichte und ich betrachte sie noch nicht als geheilt, aber sie ist durch Cyclamen ein

anderer Mensch geworden.

Zusammenfassung:

Am besten kann man wohl die ausgiebigen Notizen, die ich über die Jahre aufgenommen habe als Sammlung von Zitaten wiedergeben, die die Geisteshaltung von Cyclamen aufzeigen:

"Ich hasse es Menschen im Stich zu lassen, es kann mich über Tage beunruhigen"

"Ich wünschte, ich wäre weniger mit mir selbst beschäftigt"

"Ich war emotionell immer sehr reserviert"

"Ich bin zu hart zu mir selbst; eine Freundin ließ mich kürzlich im Stich und ich begann mir dafür selbst die Schuld zuzuweisen. Ich fühlte, ich mußte etwas getan haben, das es verursachte"

"Ich habe eine Freundin die an Depressionen leidet und ich habe das Gefühl, daß es meine Pflicht ist sie täglich zu besuchen und zu unterstützen. Es laugt mich sehr aus, aber als ich nicht täglich

hinging, konnte ich die Gewissensbisse nicht ertragen"

"Sie können doch Menschen nicht einfach abschreiben"

"Ich habe mir nie etwas aus Freizeitunterhaltung gemacht, denn ich wollte alles perfekt machen, aber die Umstände haben das nie zugelassen"

"Der Mann einer Freundin ist gestorben. Jetzt hab ich noch jemanden zu betreuen"

"Es fiel mir immer schon schwer nichts zu tun. Ich habe ständig diesen Gedanken im Hinterkopf, was ich noch tun sollte"

 

[Ewa Kowzan]

Cyclamen = Alpenveilchen

00. G_Akt 02_2008 10.01.2009 21:18 Uhr Seite 23 - 24 (1844-1849). Die Zeitschrift wurde damit zu einer der wichtigsten Quellen der Arzneimittellehre. Die durch politischen Unruhen

1848 unterbrochene Vereinstätigkeit wurde 1850 wieder aufgenommen, und erschien nun unter dem Namen „Zeitschrift des Vereins der homöopathischen Ärzte Österreichs“ (1857 u. 1862-63).

In dieser Zeitschrift publizierte Hampe im Jahre 1857 die Ergebnisse der unter seiner Leitung durchgeführten Cyclamen-Prüfung. Der Wiener Prüfgruppe ist eine umfangreiche Cyclamen-Prüfung

zu verdanken, die an einem großen Prüferkollektiv von insgesamt 27 Probanden durchgeführt wurde. Noch wichtiger erscheint mir die Tatsache, daß 18 Probanden Frauen waren, was zur

Beobachtung von zahlreichen Symptomen des weiblichen Genitalsystems führte. Die bisherigen Prüfungsergebnisse (sowohl von H. und seinen Mitbeobachtern, als auch von Hencke und Lembke)

waren nur an Männern beobachtet worden.

Viele Symptome aus der Hahnemannischen Cyclamen-Prüfung fanden sich in der Wiener Prüfung wieder und wurden in späteren Kasuistiken bestätigt. Es zeigten sich aber auch andere „neue“

Symptome, die bei mehreren Prüfern auftraten und dann auch in der klinischen Anwendung verifiziert werden konnten. Auf einige dieser Symptome soll hier im Rahmen dieses kleinen Artikels

aufmerksam gemacht werden, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Die angegebenen Symptomennummern in den folgenden Beispielen beziehen sich auf den Band „Cyclamen“ aus der

Reihe der „Materia Medica Revisa Homoeopathiae“.

Gemüt und Sensorium: Gedächtnisschwäche, Benommenheit und Eingenommenheit des Kopfes, wechselnde Stimmung, Gewissensangst und Unlust zur Arbeit.

Schwindel tritt sehr beständig auf (Gegenstände drehen sich im Kreis oder machen eine schwankende Bewegung), oft begleitet von Kopfschmerzen oder Sehstörungen. Migräne und Schwindel

mit diversen Sehstörungen finden sich auch im Zusammenhang mit Regelstörungen, insbesondere wo auch spärliche Menstruation zugegen war. Markant ist eine große Affinität Cyclamens zu den

weiblichen Geschlechtsorganen und zum Auge. Diverse Regelstörungen wie Menorrhagie, Dysmenorrhoe, Amenorrhoe, Menses unregelmäßig und schwach, dunkel und klumpig sowie schon

erwähnte Migräne und Schwindel im Zusammenhang mit Regelstörungen sind auffallend, und spätere klinische Beobachtungen bestätigen die große Wirksamkeit des Mittels bei

Menstruationsstörungen und -beschwerden als Haupt-/und als Begleitsymptom.

Die an den Augen beobachteten Erscheinungen umfassen verschiedene Formen von Sehschwäche wie Nacht- oder Tagblindheit, Trübsichtigkeit, Doppelsehen, Flimmern oder Flecke vor den Augen,

Farbensehen und Strabismus. Diese Symptome stellten sich sowohl während der Prüfung als auch als intrakurative Nebensymptome (IKNS) in den Kasuistiken ein. Mehrere geheilte Fälle bestätigen

die Wirksamkeit von Cyclamen bei dieser Symptomatik.

Weitere Symptome, die sowohl bei Hahnemann als auch bei der Wiener Prüfung und in den Kasuistiken übereinstimmend zu finden sind: heftiger Fließschnupfen mit oder ohne Niesen,

Appetitlosigkeit besonders zum Frühstück, Aufstoßen und Singultus sowie diverse Verdauungsstörungen (z.B. starke Übelkeit und Erbrechen, die bei verschiedenen Prüfern gleich nach der Einnahme des Mittels aufgetreten waren).

Viele der Symptome aus verschiedenen Leibesbereichen bessern sich bei Bewegung, jedoch werden Kopfschmerzen und Schwindel durch Bewegung oft verschlimmert.

Zum Schluß möchte ich zwei kleine Fälle aus dem Bereich Extremitäten vorstellen, deren Symptome, wie ich finde, ein schönes Pendant zu den Prüfsymptomen darstellen.

Im ersten Fall (Sy 697) handelt es sich um einen 29-jährigen Mann, der einen plötzlichen Schwindelanfall mit vorübergehender Schwäche und Taubheit im rechten Arm erlitt. Nach acht Tagen

Ruhe kehrte der Kranke in sein Büro zurück. Bei jedem Versuch zu schreiben ergriff ihn ein Schmerz, der von der Zervikalregion ausging, den Arm und den Unterarm durchlief und mit einigen

konvulsivischen Bewegungen von Daumen und Zeigefinger endete. Es wurden mehrere homöopathische Mitteln sowie andere Methoden versucht, ohne Ergebnis.

Bis der Autor auf folgendes, von Hahnemann stammendes Cyclamen-Symptom aufmerksam geworden war (Sy 696): „Krampfhafte, langsame Krümmung des rechten Daumens und Zeigefingers,

deren Spitzen sich einander nähern und welche mit Gewalt wieder ausgestreckt werden müssen.“ Die Heilung war vollständig und anhaltend. Interessant sind in diesem Zusammenhang

Symptome 676, 680 und 689, die alle von Hahnemann stammen und wo ein harter Druckschmerz beziehungsweise Ziehschmerz am Arm sich bis in die Finger erstreckt und den Prüfer am Schreiben hindert.

Neben dem bei drei verschiedenen Prüfern insgesamt fünf mal aufgetretenen Verrenkungsschmerz im Fuß (Sy 724, 725, 726, 727, 729) - übrigens auch im Oberarm- und Hüftgelenk beobachtet –

finden wir bei Cyclamen Wundheitsschmerz der Fersen. Bei einem Prüfer (Sy 731, Wiener Prüfung) behinderte der Schmerz das Gehen und bei dem anderen (Sy 733, Hahnemanns Prüfung) trat er

beim Gehen auf, wurde aber auch noch beim Stehen und Sitzen fühlbar. Den Wundheitsschmerz findet man auch in den Leibesbereichen Nacken, Schultern und Zehen.

Royal be-schreibt zwei geheilte Fälle von Wundheitsschmerz der Fersen. Im ersten Fall schien der seit drei Monaten bestehende Schmerz im Knochen zu sein, er wurde stärker beim Sitzen und Stehen

und war kaum fühlbar beim Gehen. Rhus-t., Kali-bi. und Ph-ac. brachten keine Änderung des Zustands. Cyclamen C 30 heilte in einer Woche.

Im zweiten Fall mit gleicher Symptomatik wurden die Schmerzen schlimmer im Stehen. Cyclamen heilte innerhalb von drei Tagen. Der Autor gibt zu, dass es die einzigen Fälle waren, wo er überhaupt das Mittel angewandt hat.

Damit es uns nicht so ergeht, möge die Monographie mit ihrem vielseitigen Cyclamen-Bild dazu beitragen, das nur scheinbar kleine Mittel für die Therapie neu zu entdecken.

 

 

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