Ginkgo biloba Anhang 2

 

[Eckhardt Martin]

Unterm Ginkgo Baum

Ein hübsches Erwachsenenmärchen über den Ginkgo Baum, das ich in einem kleinen Buchladen im Quartier Latin gefunden hatte, hatte mich neugierig gemacht, und über die Internetadresse des Verlags Les Deux Océans fand ich die Autorin Daniele Ball-Simon. Quelle Surprise! Madame spricht perfektes Deutsch, sogar ohne den geringsten "accent", hat es als Kind im elsässischen Haguenau von Ihrem Großvater gelernt, und ich erfahre so schon im ersten Gespräch, daß mich mein Gefühl beim Lesen des Ginkgo - Märchen nicht getäuscht hat: Madame Simon ist "Naturopathin", was sich sehr frei als Heilpraktikerin übersetzen ließe. Sie erzählt mir von ihrem wichtigeren Werk in der Naturheilkunde, nämlich der Signaturenlehre , die sie zusammen mit Professor Pjotr Daszkiewicz herausgegeben hat.

Aus dem herzlichen Telefonat wird ein Treffen im Café Angelina beim Jardin des Tuieries. Der Chef de Rang muss mich gar nicht erst - wie verabredet - zu ihrem Tisch bringen, ich weiß, dass sie es sein muss, dort in der Mitte des überfüllten riesigen Kaffeehauses, die gutaussehende hochgewachsene "blonde" mit den strahlenden blauen Augen und dem vollen weichen Mund, eigentlich eher Typ Mannequin, wenn, es die jenseits der 37 noch gäbe. Ich werde Mme Ball-Simon als Moderatorin für ARTE-TV vorschlagen, derartig inkorporiert sie schon äußerlich die Alliance Franco-Allemande.

Interessantes kommt bei unserem Gespräch zutage: Sie ist tatsächlich zeitlebens eine Art Mittlerin zwischen beiden Kulturen gewesen, war 12 Jahre lang Public Relation Managerin einer deutschen Versicherungsgesellschaft in Paris, hat über 100 Kinderbücher aus dem Deutschen ins Französische übersetzt. Zur Naturheilkunde kam sie, wie viele von uns: Auf der Suche nach dem Sinn, nach den Hintergründen, und durch erste Erfahrungen mit natürlichen statt chemisch-pharmazeutischen Wegen gegen die Krankheiten ihrer beiden Kinder. Ihre naturheilkundliche Ausbildung hat sie beim großen Phytotherapeuten Professor Marchesseau absolviert, an dessen charismatisches Auftreten beim Centralsymposium 1981 sich ältere Paracelsus Absolventen noch gerne erinnern, so schließen sich die Kreise, und wir konstatieren, wie klein eigentlich der Kreis der Naturheiler in Europa trotz Hp-Boom geblieben ist, graben viele gemeinsame Bekannte aus der Szene aus unseren Gedächtnissen. Nach Marcheaus Tod (Er starb mit 93 Jahren) studierte sie Iridiologie am Euronature-Institut des Eric Rachau, Aromatherapie bei dem belgischen Institut 31 Cèdre", wo sie schließlich Professor Pjotr Daszkiewicz kennenlernte, der dort Biologie unterichtete. Pjotr wird zu ihrem wichtigsten Mentor, und die Zusammenarbeit mit ihm bei den Recherchen zur Signaturenlehre wird von besonderer Wichtigkeit, nicht nur, weil der 40 jährige hochkarätige Biologie-Professor aus Poznan, dem ehemaligen Posen, Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Zugang hat zu allen wichtigen Quellen in Polen, Rußland, Deutschland und Frankreich. Seit 1993 wirkt er in Frankreich und hat die Naturheilkunde zu einem wichtigen Forschungsbereich neben seinen biologischen Forschungsprojekten gemacht. Über 87 Publikationen werden unter seinem Namen aufgeführt.

Mit ihm also hat Daniele Ball-Simon den Bereich der offenen und verborgenen Zeichen und Hinweise der Natur auf Heilkräfte in den Pflanzen erarbeitet, der für das Studium und das Verständnis der Pflanzenheilkunde so wichtig ist, und für den es im Französischen überhaupt keine neuzeitlichen Beiträge gab. Ich kann sie beruhigen: Auch in der deutschsprachigen Literatur gibt es wenig Hilfreiches, und wir sind gespannt auf eine Übersetzung ins Deutsche Ihres Werkes. Über die Situation der Naturheilkunde in Frankreich berichtet mir Madame Ball-Simon, dass trotz fehlender positiver Gesetzesregelung die Franzosen zu Millionen Zuflucht nehmen bei den alternativen Therapeuten, die sich hinter Bezeichnungen verstecken müssen wie Magnetopath, Energotherapeut, Naturopath, Musicotherapeut, Medecine Estetique etc. Solange nichts schiefgeht, schaut der Staat wohlwollend weg, streicht auch gerne die Steuern ein aus den blühenden Praxen. Mein Gedanke, mit der deutschen Heilpraktikererlaubnis unter Europäischem Recht in Frankreich zu arbeiten, nimmt Mme Ball-Simon interessiert auf, mit ihren perfekten Sprachkenntnissen ließe sich das leicht realisieren. Sicher würde so auch den Machenschaften von Heilpraktiker-Schulen das Handwerk gelegt, die an gutgläubige französische Therapeuten "Heilpraktiker-Diplome" ohne jeden Wert verkaufen.

Mme Simon sieht für die Naturheilkunde in Frankreich eine ähnlich dynamische Entwicklung wie in Deutschland, wenn auch mit Verspätung, voraus: Die Menschen hier haben das Vertrauen in die Allmacht der Schulmedizin verloren, wollen zurück zu natürlichen Lebensweisen und naturkonformen Heilweisen. Dieser Zukunftsschau entspricht auch, dass sie sich als Beraterin für ein Naturheilkundliches Therapie- und Schönheitszentrum hat verpflichten lassen, das ein Kosmetikzar YR in seinem Schloß in der Bretagne realisieren will. Deswegen hat sie sich auch ein neues wichtiges Projekt in Zusammenarbeit mit Pjotr Dasckiewicz vorgenommen, das - wie sie sich mir geheimnisvoll anvertraut" eines der wichtigsten Beiträge zur Naturheilkunde" werden könnte: Pjotr Daszkiewicz fand in einem verstaubten Dachboden der bibliotheque nationale eine arg verstaubte Handschrift aus dem 17. Jahrhundert, verfasst von einem Diplomaten des Cardinals Mazarin am tibetanischen Hof, über Tibetanische Astrologie und Astromedizin im 16. und 17. Jahrhundert. Nach aufwendiger Restauration sind sie nun dabei, das umständliche Französisch von damals zu übersetzen, und wie sie mir verrät, entdecken sie dabei täglich neue interessante Einsichten in die überlieferte Konstitutionenlehre, die profunde Phytotherapie und die tiefreligiöse Vorstellungen von göttlicher Ordnung in der Sternenwelt - wie der Welt des Menschen- miteinander verbinden.

"Wir haben von den Chinesen gelernt, und das Dach der Welt ist der geistig philosophische Zenit der beiden Hochkulturen Indiens und Chinas." Wir dürfen gespannt sein. Damit sich Daniele Ball-Simon auf diese Vorhaben auch richtig konzentrieren kann, wird sie die Metropole demnächst vertauschen mit dem Wohnsitz in Frankreichs sonnigem Süden. Sie zieht mit Mann und ihren beiden Töchtern in ein Dörfchen mit dem klangvollen Namen "Cordes sur Ciel" , das heist so viel wie „Saiten unterm Himmel“.

 

 

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