Immunsystem Anhang 3

[Anke Neumann]

Top-Arzt: „Ihr Darm ist mit über 6 kg Verdauungsmüll verstopft“

Das könnte an Ihrem Darmmikrobiom liegen – dem neuen Verdauungsphänomen, das Deutschland im Sturm erobert. Diese mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Entdeckung könnte Ihnen helfen, Ihre Verdauung zu verbessern, Ihren Stoffwechsel zu beschleunigen, Ihr Immunsystem zu stärken, Ihre Stimmung zu verbessern, Blutzucker und Cholesterin zu bekämpfen, Gelenkschmerzen zu lindern und sogar Ihre Hautgesundheit zu verbessern!

„(Es) kann viele häufige Krankheiten verhindern und behandeln.“ Harvard Universität

„(Es) kann das Gehirn und das Verhalten beeinflussen, vielleicht sogar eine Rolle bei Demenz, Autismus und anderen Störungen spielen.“ New York Times

(7. November 2021 – Berlin, DE) – Alles begann vor über 100 Jahren:

1908 erhielt der russische Immunologe Ilya Metchnikoff den Nobelpreis für seine Entdeckung der Phagozyten, einer Schlüsselzelle des Immunsystems.

Aber dies ist nicht der Grund, warum man sich heute an ihn erinnert. Denn um diese Zeit ging in der Wissenschaft ein großes Rätsel um: Die Menschen in vielen Dörfern Bulgariens lebten viel länger als die Bevölkerung in anderen Ländern.

Viele Wissenschaftler sich auf die Suche nach dem Geheimnis ihrer Langlebigkeit machten. Die Antwort, die dieser russische Wissenschaftler entdeckte, könnte immer

noch der Schlüssel zu einem längeren, gesünderen Leben sein.

1907 veröffentlichte Metchnikoff eine Studie, in der er die Idee propagierte, dass eine zwei Jahre zuvor entdeckte neue Bakterienart der Schlüssel für die unglaubliche Langlebigkeit der bulgarischen Landbevölkerung sei.

Dieses Milchsäurebakterium, genannt Bacillus Bulgaricus, ist für die Umwandlung von Milch in Joghurt verantwortlich.

Metchnikoff war der erste Wissenschaftler, der die Idee vorstellte, dass nicht alle Bakterien schädlich sind. Ihm zufolge gab es auch „gute“ Bakterien, die die Ausbreitung „schlechter“ Bakterien verhindern konnten.

Von diesem Zeitpunkt an wurde es Metchnikoffs Mission, die Botschaft über die Kraft des bulgarischen Joghurts zu verbreiten. Er begann öffentliche Vorträge zu halten

und seine Ansicht zu verbreiten, dass bulgarischer Joghurt dank dieses einzigartigen Bakteriums den Alterungsprozess aufhalten kann.

Doch trotz seiner Bemühungen interessierte sich die breite Bevölkerung nicht wirklich dafür. Er gewann ein kleines, leidenschaftliches Publikum, das begann fermentierten Joghurt in Geschäften und Apotheken zu kaufen – aber die breite Öffentlichkeit hatte immer noch Angst vor Bakterien.

Schließlich hatte erst 40 Jahre zuvor Louis Pasteur den Zusammenhang zwischen Bakterien und Krankheiten entdeckt.

Und so wollte fast ein Jahrhundert lang fast jeder seine damals exzentrische Theorie vergessen.

Wie die moderne Wissenschaft dieses uralte Gesundheitsgeheimnis wiederentdeckte

Es dauerte bis 2007 bis der wissenschaftliche Mainstream erneut einen Blick auf die Rolle des menschlichen Mikrobioms bei Gesundheit und Krankheit warf.

Im Jahr 2007 begann das Human Microbiome Project – ein fünfjähriger internationaler Versuch, die Mikroben in unserem Darm zu charakterisieren.

Dank der sinkenden Kosten für die Ganzgenomsequenzierung war es möglich, Organismen aus Proben zu identifizieren, ohne sie kultivieren zu müssen.

Die Ergebnisse dieser aufkommenden Forschung erregten die Aufmerksamkeit von Wissenschaftlern auf der ganzen Welt.

Innerhalb weniger Jahre erkannten diese Forscher, dass das menschliche Mikrobiom aus insgesamt über 1.000 verschiedenen Arten von Mikroorganismen bestehen kann.

Einigen neueren Schätzungen zufolge enthält der Darm mehr als 100 Billionen Bakterien – was bedeutet, dass Sie mehr Bakterien in Ihrem Darm haben als Zellen in

Ihrem gesamten Körper.

All diese Zahlen weichen stark von der ursprünglichen Sichtweise des Darm-Mikrobioms ab. Man dachte wir hätten nur einige wenige Arten von Mikroorganismen und

ein paar Milliarden Bakterien in unserem Darm.

Das war der Beginn von fast einem Jahrzehnt intensivster Forschung über den Zusammenhang zwischen dem menschlichen Mikrobiom und Gesundheit und Krankheit.

Die Wissenschaftler fanden schnell heraus, dass einige gute Bakterien im Darm für die Fermentierung von Nahrungsfasern in kurzkettige Fettsäuren verantwortlich sind.

Diese werden direkt aufgenommen und bieten wichtige Vorteile für den Stoffwechsel.

Sie wiesen nach, dass Darmbakterien bei der Synthese von Vitamin B und Vitamin K eine Rolle spielen. Und ein paar Jahre später identifizierten sie sogar, dass diese kurzkettigen Fettsäuren eine Schlüsselrolle bei der Produktion von Hormonen und Neurotransmittern spielen.

Noch wichtiger ist, dass klare Zusammenhänge zwischen der Störung der Darmflora und einer Vielzahl von Entzündungs- und Autoimmunerkrankungen festgestellt wurden.

Warum die Darmflora so kritisch für das Immunsystem ist.

Die Forschung, die sich auf dem Gebiet des menschlichen Mikrobioms abzeichnet, könnte wirklich eine der größten medizinischen Entdeckungen des 21. Jahrhunderts sein.

Nach Ansicht vieler Forscher findet die Entwicklung des Immunsystems in unseren ersten ein bis zwei Lebensjahren fast vollständig im Darm statt.

Wenn wir aufwachsen, wird die Darmschleimhaut zu einer Art „Barriere“ – sie entscheidet wer rein- und wer rausgelassen wird. Wenn die Darmflora im Gleichgewicht ist, kann diese Darmschleimhaut schädliche Substanzen, Krankheitserreger und Bakterien fernhalten – während sie wichtige Nährstoffe in den Blutkreislauf passieren lässt.

Aus diesem Grund zeigen viele Untersuchungen, dass bis zu 70% des Immunsystems tatsächlich im Darm angesiedelt sind. Das liegt daran, dass der Darm im Grunde wie

der Türsteher des Körpers ist – mit der wichtigen Aufgabe Bakterien und andere Mikroorganismen zu filtern.

Dies wurde durch viele Studien belegt. Laut einer Studie aus der Zeitschrift Nature haben keimfreie Mäuse im Vergleich zu normalen Mäusen eine völlig andere und verminderte Immunreaktion. Sie haben eine beeinträchtigte Immunantwort auf bestimmte Krankheitserreger, wodurch sie anfälliger für Krankheiten und Infektionen sind.

Eine erst vor einem Monat veröffentlichte Studie von Sloan Kettering verwendete die Blut- und Stuhlproben von mehr als 2.000 Patienten, die zwischen 2003 und 2019 behandelt wurden. Sie verfolgten täglich Veränderungen in ihrem Darm-Mikrobiom und der Anzahl der Immunzellen in ihrem Blut.

Sie fanden heraus, dass drei Stämme von gesunden Bakterien mit einer erhöhten Blutkonzentration von Immunzellen, den sogenannten Neutrophilen, verbunden waren –

und zwei Stämme von schlechten Bakterien mit einer reduzierten Anzahl dieser Zellen.

Wie die Gesundheit des Darms den Erfolg Ihrer Diät bestimmt

Millionen von Menschen versuchen jedes Jahr abzunehmen – aber nach aktuellen Schätzungen gelingt es nur 3 bis 5% der Personen, Gewicht zu verlieren und zu halten.

Woran liegt das?

Dies könnte damit zu tun haben, dass Forscher kürzlich einen Zusammenhang zwischen der Darmflora und dem menschlichen Stoffwechsel entdeckt haben.

Ein von der Harvard Medical School veröffentlichter Artikel zeigte kürzlich, dass, wenn schlanke und keimfreie Mäuse mit den Bakterien besiedelt werden, die in fettleibigen Menschen vorkommen, diese Mäuse auch fettleibig werden!

Besiedelt man dagegen fettleibige Mäuse mit den Bakterien von schlanken Mäusen, verlieren sie Gewicht und werden ebenfalls schlank. Dieser Befund wurde in zahlreichen Studien bestätigt.

Wie ist das überhaupt möglich?

Ganz einfach: Es kommt letztlich nicht auf die Kalorien an, die Sie essen, sondern auf die Kalorien, die Ihr Körper aufnimmt. Die Darmflora spielt eine Schlüsselrolle in Ihrem Verdauungssystem und einige der Bakterien sind viel effektiver als andere bei der „Gewinnung“ von Energie aus der Nahrung, die Sie zu sich nehmen.

Je mehr dieser „Energie-gewinnenden“ Bakterien Sie im Darm haben, desto mehr Kalorien werden Sie tendenziell aufnehmen. Dies erklärt, warum zwei Menschen die exakt gleichen Lebensmittel mit unterschiedlichen Ergebnissen essen können – es liegt nicht an der Genetik sondern am Darm.

Einige entzündungsfördernde Bakterien produzieren nachweislich übermäßige Mengen an kurzkettigen Fettsäuren, wenn sie unsere Nahrung verdauen. Andere hingegen können die Nährstoffe aus der Nahrung extrahieren und diese danach ausscheiden lassen.

Bei 9 Kalorien pro Gramm können sich kurzkettige Fettsäuren, die von Darmbakterien produziert werden, schnell zu Hunderten von zusätzlich aufgenommenen Kalorien

pro Tag summieren, ohne dass Sie etwas dafür können.

Wie die Darmflora Blutdruck, Blutzuckerspiegel, Cholesterinspiegel & Ihre Herzgesundheit beeinflusst.

Wenn bei Menschen Probleme wie Bluthochdruck, Diabetes oder ein hoher Cholesterinspiegel diagnostiziert werden – alles äußerst gefährliche Probleme mit potenziell tödlichen Folgen – kommen nur die wenigsten auf die Idee, dass das etwas mit ihrem Darm zu tun haben könnte.

Dabei gibt es, wie eine 2021 in der renommierten Fachzeitschrift “Circulation Research” veröffentlichte Studie feststellt, „immer mehr Hinweise darauf, dass das Darmmikrobiom eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Pathogenese von Bluthochdruck spielt“.

Aber wie wirkt sich die Darmflora auf Ihren Blutdruck aus?

Am Anfang stehen die kurzkettigen Fettsäuren – kleine Molekülen, die von unseren „guten Bakterien“ produziert werden, indem sie Ballaststoffe aus der Nahrung verdauen. Studien haben gezeigt, dass diese kurzkettigen Fettsäuren entzündungshemmende Immunzellen produzieren können, die vor dem Fortschreiten von Bluthochdrucks schützen.

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2020 hat gezeigt, dass die Aufnahme von nützlichen Bakterien in das Mikrobiom in nur 8 Wochen zu einer statistisch signifikanten Senkung des diastolischen und systolischen Blutdrucks führt.

Was die Auswirkungen des Darmmikrobioms auf den Blutzuckerspiegel betrifft, sind die Beweise sogar noch überzeugender. Laut einer Studie von Weill Cornell Medicine „beeinflussen Darmmikroben den Blutzuckerspiegel, indem sie direkt auf die Leber einwirken“.

Der Studie zufolge könnte die Veränderung des Darmmikrobioms „einen neuen Ansatz für das Management des Blutzuckerspiegels bei Menschen mit Diabetes und Stoffwechselstörungen bieten“.

Aber wie soll das genau funktionieren? Die Forscher fanden heraus, dass ein bestimmtes Molekül, das von Darmmikroben produziert wird, die Art und Weise steuert, wie die Leber Glukose ins Blut abgibt. Das bedeutet, dass es die Abgabe von Glukose in das Blut verlangsamen und so zu einem ausgeglichenen Blutzuckerspiegel beitragen kann.

Was Cholesterin und Herzgesundheit angeht, so heißt es in einem Harvard-Artikel vom Januar 2021: „Ihr Cholesterinspiegel und andere Faktoren, die mit der kardiovaskulären Gesundheit zusammenhängen, können von den Bakterien in Ihrem Darm beeinflusst werden.“

Der Harvard-Artikel berichtet, dass eine Gruppe von Forschenden Stuhlproben von 3079 Menschen analysiert hat – und dabei feststellte, dass Menschen mit einem bestimmten Unterschied in ihrem Mikrobiom 75 % weniger Cholesterin ausschieden als Menschen, die diesen Unterschied nicht hatten. Die Menschen mit dem günstigen Mikrobiom hatten tendenziell niedrigere Cholesterinwerte im Blut als die anderen Teilnehmer.

„Die Ergebnisse untermauern das Konzept, dass die Veränderung des Mikrobioms eine therapeutische Wirkung haben könnte“, sagt Studienmitautor Dr. Stanley Shaw, Kardiologe am Brigham and Women’s Hospital und stellvertretender Dekan für Weiterbildung an der Harvard Medical School.

Der Artikel berichtet auch, dass „Menschen mit Bluthochdruck eine weniger vielfältige Mikrobiota (d.h. weniger Arten) zu haben scheinen als Menschen mit normalem Blutdruck“.

Diese Kombination eines starken Einflusses auf den Blutdruck und den Cholesterinspiegel bedeutet, dass das Mikrobiom eine Schlüsselrolle für die Gesundheit unseres Herzens und unsere Anfälligkeit für Herzinfarkte und Schlaganfälle spielt.

Die Verbindung zwischen dem Darm-Mikrobiom und Angst & Depression

Noch erstaunlicher ist die Tatsache, dass viele Symptome von Angst und Depression mit einer Störung der Mikroorganismen im Darm in Verbindung gebracht werden.

Bei folgendem Text handelt es sich um einen Auszug aus einer wissenschaftlichen Übersichtsarbeit aus der renommierten Zeitschrift „Current Opinion In Neurobiology“:

„Zwei Studien unterstreichen die Bedeutung der Ernährung, sowohl für die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms, als auch für die psychische Gesundheit.

Bei erwachsenen Frauen ohne Stimmungsstörungen hängen größere Angstzustände und ein niedrigerer Anteil ausgeschiedener Bifidobakterien zusammen. Ein höherer Depressions-Wert und niedriger Lactobacillus-Level wurde bei Männern miteinander assoziiert.”

Dies ist nicht ganz neu. Unter dem Namen „Darm-Hirn-Achse“ ist schon lange bekannt, dass der Darm eine Schlüsselrolle bei der Produktion von wichtigen Hormonen

und Neurotransmittern spielt. Nach Angaben der Caltech University werden über 90 Prozent des körpereigenen Serotonins im Darm gebildet. Serotonin ist der ultimative „Wohlfühl“-Neurotransmitter. Er wird mit geringeren Raten von Angstzuständen und Depressionen in Verbindung gebracht.

Wissenschaftler haben auch herausgefunden, dass autistische Kinder und Erwachsene ein völlig anderes Darmmikrobiom haben als ihre nicht-autistischen Geschwister.

Wenn die Darmflora aus dem Gleichgewicht gerät, kommt es zu einem Mangel an vielen wichtigen Neurotransmittern – darunter Serotonin (der Wohlfühl-Neurotransmitter), GABA (der Entspannungs-Neurotransmitter) und sogar Dopamin (der Neurotransmitter, der für die Motivation verantwortlich ist).

Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass ein gesundes Darm-Mikrobiom eine Schlüsselrolle bei der Regulierung von Stresshormonen wie Cortisol spielt. Wenn die Darmflora unausgeglichen ist, reagieren wir nachweislich verstärkt auf Stresssituationen.

Kurz gesagt: Ihr Darm spielt eine Schlüsselrolle für Ihre allgemeine geistige Gesundheit und Ihr Wohlbefinden.

Wie Ihr Darmmikrobiom Ihre Schlafqualität und Ihre Fähigkeit, einschlafen zu können, beeinflusst

Ebenso wie bei der Herzgesundheit würden nur wenige Menschen die Gesundheit ihres Darms berücksichtigen, wenn sie darüber nachdenken, wie sie schlafen. Millionen

von Deutschen haben Probleme, abends einzuschlafen, oder wachen häufig während der Nacht auf – zwei gravierende Probleme, die mit schlechter kognitiver Funktion, Herzerkrankungen, chronischer Müdigkeit und Gewichtszunahme in Verbindung gebracht werden.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2020, die in der Fachzeitschrift Sleep Medical Review veröffentlicht wurde, sind sowohl eine Schlaffragmentierung (d.h. das häufige Aufwachen) als auch die kurze Schlafdauer mit einer Darmdysbiose verbunden, die möglicherweise auf eine Aktivierung der HPA-Achse zurückzuführen ist.

Das bedeutet, dass eine Darmdysbiose – also eine übermäßige Menge an schlechten Bakterien, die den Darm besiedeln – zu einer Schlaffragmentierung führen und einen längeren und tieferen Schlaf verhindern kann.

Neue Forschungsergebnisse der Universität Tsukuba in Japan deuten darauf hin, dass Darmbakterien auch den normalen Schlafrhythmus beeinflussen können, indem sie

zur Bildung wichtiger chemischer Botenstoffe im Gehirn, wie Serotonin und Dopamin, beitragen.

Da unser Darm die primäre Region des Körpers ist, die für die Produktion von Serotonin verantwortlich ist, spielt er eine Schlüsselrolle für unsere Schlafqualität.

Serotonin ist nämlich die Vorstufe von Melatonin, dem sogenannten „Schlafhormon“. Menschen mit einem gesünderen Mikrobiom produzieren häufig nachts auf natürliche Weise mehr Melatonin, was zu einer besseren Schlafqualität und einem schnelleren Einschlafen führt.

Einige Studien deuten sogar darauf hin, dass eine gute Darmgesundheit zu einem gesünderen zirkadianen Rhythmus, also unserer inneren Uhr, beitragen kann.

Das wiederum geht mit niedrigeren Entzündungswerten und verbesserten Schlafmustern einher.

Warum eine gestörte Darmflora in der modernen Welt so häufig vorkommt

An diesem Punkt denken Sie vielleicht: Wenn der Darm all diese Dinge effektiv tun kann, was läuft dann falsch?

Leider ist in der modernen Welt unsere Darmflora völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Durch eine Kombination aus Antibiotika, schlechter Ernährung (Zucker!), Bewegungsmangel, Ballaststoffmangel und übermäßigem Stress ist unser Darm unter Dauerbeschuss.

Gibt es hierfür Beweise?

Laut einer wissenschaftlichen Arbeit der Universität Kopenhagen „fehlen dem Darm sechs Monate nach Antibiotika-Einsatz immer noch neun gängige nützliche Bakterienarten“.

Das bedeutet, dass sich der Darm nach einer kurzen Antibiotikakur noch bis zu 6 Monate später nicht vollständig erholt hat!

Noch schlimmer ist, dass dies nur für Erwachsene gilt. Da sich die Darmflora von Kindern noch entwickelt – und da Kinder viel anfälliger für Krankheiten und Infektionen sind, die eine antibiotische Behandlung erfordern – haben Antibiotika für sie eine noch viel verheerendere Wirkung.

Jüngsten Forschungsergebnissen des Massachusetts General Hospital zufolge haben Kleinkinder, denen früh im Leben Antibiotika verabreicht werden, ein höheres Risiko für Asthma, Typ-1-Diabetes und vielleicht sogar Autismus im späteren Leben. Ihr Einsatz kann über Jahre hinweg, wenn nicht sogar für den Rest des Lebens, Nebenwirkungen haben!

Wenn Sie als Kind Antibiotika bekommen haben – wie die meisten Kinder – leiden Sie vielleicht noch heute unter deren Auswirkungen. Auch wenn Sie nicht an einer akuten Krankheit leiden – Sie könnten trotzdem einem langsameren Stoffwechsel haben, ein schwächeres Immunsystem und sogar Allergien.

Es wurde auch festgestellt, dass Stress die Darmflora durch Stresshormone und Entzündungen verändern kann. Der chronische Stress, dem so viele von uns täglich ausgesetzt sind, könnte unseren Darm so verändern, dass er aus dem Gleichgewicht gerät.

Der hohe Fettgehalt und der Mangel an Ballaststoffen in unserer Ernährung geben ebenfalls Anlass zur Sorge. Laut der berühmten wissenschaftlichen Zeitschrift Nature „beeinflusst eine fettreiche Ernährung das bakterielle Ökosystem des Darms auf funktioneller Ebene deutlich.”

Fettreiche Speisen verändern die Zusammensetzung der Darmflora zum Schlechten, was zu einer erhöhten Konzentration von Bakterien führt, die entzündliche Substanzen produzieren. Eine fettreiche Ernährung, wenn sie mit einer niedrigen Ballaststoffaufnahme kombiniert wird – das typische Muster des westlichen „Junk Food“ – hat sogar

noch verheerendere Auswirkungen.

Eine Studie der Stanford University School of Medicine hat gezeigt, dass eine ballaststoffarme Ernährung über Generationen hinweg zu inneren Mangelerscheinungen führen kann.

Ihre an Mäusen durchgeführte Studie zeigt, dass eine ballaststoffarme Ernährung das komplexe mikrobielle Ökosystem im Darm verarmt. Dieser Verlust an Vielfalt kann den Organismus über mehrere Generationen hinweg beeinträchtigen.

Wie kann man das Darm-Mikrobiom am besten schützen?

Ist es in der modernen Welt überhaupt noch möglich, unseren Darm zu schützen?

Die Wissenschaft zeigt, dass es vielleicht einen Weg gibt, den Darm auf natürliche Weise zu „reparieren“, und dies gibt Millionen von Menschen auf der ganzen Welt Hoffnung.

Durch die Einnahme von Probiotika – ein konzentriertes Nahrungsergänzungsmittel voller guter Bakterien – ist es möglich die Zusammensetzung Ihres Mikrobioms zu verändern.

Eine Überprüfung der wissenschaftlichen Literatur rund um Probiotika durch das bekannte „European Journal of Clinical Nutrition“ fand im Januar 2019 heraus, dass

„der Verzehr von Probiotika das Immunsystem, den Magen-Darm-Trakt und die Fortpflanzungsfähigkeit bei gesunden Erwachsenen verbessern kann.”

Wie ist das möglich? Ganz einfach: Indem Sie Ihren Darm mit einer hohen Konzentration bestimmter Arten von nützlichen Bakterien „füttern“. Diese besiedeln schließlich Ihren Darm und verdrängen die schlechten Bakterien.

Es ist im Wesentlichen eine Doppelwirkung: Sie fügen nicht nur gute Bakterien hinzu, sondern helfen auch, die schlechten Bakterien zu bekämpfen. Dies sind die Bakterien welche Entzündungen im Mikrobiom verursachen.

In typisch akademischem Understatement stellte eine weitere Meta-Analyse aus dem Jahr 2013 fest: „Es gibt wissenschaftliche Belege, die die Einbindung von Probiotika

in die Ernährung als Mittel zur Förderung von gesundheitlichen Vorteilen unterstützen.”

Aber trotz ihrer wachsenden Beliebtheit könnte Sie die Wahrheit über die Probiotika-Industrie überraschen…

Was sagt die Wissenschaft über Probiotika?

Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigte eine Verringerung von Verdauungsproblemen um 45% nach 90-tägiger Einnahme von Probiotika

Eine faszinierende placebokontrollierte Studie der Universität Laval in Quebec aus dem Jahr 2017 hat gezeigt, dass eine Gruppe von Frauen, die ein Probiotikum einnahm, während ihrer Diät deutlich mehr Gewicht verlor als diejenigen, die kein Probiotikum erhielten. Ihre Schlussfolgerung: „Die Nahrungsergänzung mit Probiotika verbessert

das Appetit Empfinden, das Essverhalten und das emotionsbezogene Verhalten, was die Hypothese stützt, dass die Darm-Hirn-Achse die Appetitkontrolle und das Adipositasmanagement beeinflussen kann.”

Eine andere Studie aus dem Jahr 2012, die im Journal of Functional Foods veröffentlicht wurde, hat ergeben, dass der Verzehr von Joghurt mit Probiotika den Körperfettanteil über einen Zeitraum von sechs Wochen um 3% reduzierte – was einem Fettverlust von 2,4 Kilo bei einer 60 kg schweren Person entspricht.

Eine weitere Metaanalyse aus dem Jahr 2020, die von der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Polen veröffentlicht wurde, hat Dutzende von Studien über die Wirkung von Probiotika auf die Gewichtsabnahme untersucht und kam zu dem Schluss: „Zusammenfassend kann die Einnahme von Probiotika eine modulierende Wirkung auf Körpergewicht und BMI haben. Die Gewichtsreduzierung war bei der Bevölkerung, die länger behandelt wurde, größer. Die Forschungsergebnisse deuten auch darauf hin, dass eine Mischung probiotischer Stämme eine stärkere Wirkung hat als einzelne Bakterienspezies.”

Mit anderen Worten: Je länger die Menschen Probiotika einnahmen und je mehr verschiedene Bakterienstämme in den Probiotika enthalten waren, desto mehr Gewicht konnten sie abnehmen. Aber es geht nicht nur ums Abnehmen.

Weiterhin hat eine Studie aus dem Jahr 2021, die im Journal Of Science And Medicine In Sport veröffentlicht wurde, gezeigt, dass die Einnahme von Probiotika die Schlafqualität der Patienten verbessern konnte.

Und eine Studie einer chinesischen Forschergruppe aus dem Jahr 2018 kam zu dem Schluss, dass „Probiotika sicher und wirksam bei der Bekämpfung von Erkältungen und grippeähnlichen Infektionen der Atemwege sind, indem sie das Immunsystem stärken.“

Eine Studie aus dem Jahr 2005 zeigte, dass die Zahl der Krankheitstage bei einer 80-tägigen Einnahme von Probiotika um 55% zurückging.

Mit anderen Worten: Probiotika können bei der Bekämpfung und Prävention von Atemwegsinfektionen helfen, indem sie das Immunsystem stärken. Das bedeutet:

Probiotika helfen nicht nur bei der Gewichtsabnahme und der Verringerung von Heißhungerattacken, sondern sie können auch die Stimmung verbessern, das Immunsystem stärken und die Schlafqualität auf natürliche Weise verbessern.

Was Ärzte über Probiotika sagen

„Probiotika können zur Vorbeugung oder Behandlung verschiedener Erkrankungen beitragen: entzündliche Darmerkrankungen, Reisedurchfall, antibiotikabedingte Durchfälle (einschließlich einer schweren Form namens C. difficile colitis), Reizdarmsyndrom und einige Allergien (insbesondere Ekzeme).“ – Anthony Komaroff, MD Chefredakteur, Harvard Health Letter *20

„Es wird angenommen, dass Probiotika ein Ungleichgewicht zwischen nützlichen und schädlichen Bakterien in Ihrem Darmmikrobiom ausgleichen. Durch die Einnahme

eines Ergänzungsmittels überschwemmen Sie Ihren Darm praktisch guten Bakterien, die die schlechten Bakterien theoretisch in Schach halten. Ihr Darmmikrobiom wirkt

sich sowohl auf Ihren Stoffwechsel, als auch auf Ihre Immunreaktion aus, d. h. nicht nur Ihr Verdauungssystem ist von einem solchen Ungleichgewicht betroffen, sondern

Ihr ganzer Körper.“ Jay Yepuri, MD, Gastroentologe.

„Jeder Mensch hat gute und schlechte Bakterien in seinem Darm, und dort kann ein Ungleichgewicht entstehen. Ich sage den Leuten, dass manchmal Probiotika sie in die Balance bringen können und helfen können, die Verhältnisse wieder in Ordnung zu bringen. Menschen mit chronischen Symptomen können davon profitieren, wenn sie ein- oder zweimal am Tag Probiotika einnehmen.“ Dr. Huiming Hon, zertifizierter Gastroenterologe der Atlanta Gastroenterology Associates in Atlanta *22

„Wenn das Gleichgewicht des Darmmikrobioms gestört ist, kann ein Probiotikum von Nutzen sein“, sagt Gail Cresci, PhD, RD, Spezialist für Darmmikroben in der Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung der Cleveland Clinic.

Die Wahrheit über die probiotische Industrie

Angesichts der vielen wissenschaftlichen Untersuchungen, die die Bedeutung der Darmflora belegen, ist es verständlich, dass der Markt für Probiotika in einem atemberaubenden Tempo wächst.

Der globale Probiotikamarkt überstieg 2019 die Marke von 44,2 Milliarden US-Dollar und wird laut Adroit Market Research bis 2025 um bis zu 7,7% pro Jahr steigen.

Damit ist er eine der am schnellsten wachsenden Sektoren in der Gesundheitsindustrie.

Aber wie in jedem wachsenden Markt und solange er unreguliert ist, überschwemmen Dutzende von dubiosen Herstellern den Markt mit minderwertigen Produkten, die

den Ruf von Probiotika schädigen.

In einer Studie der University of California-Davis aus dem Jahr 2016 wurden mithilfe von DNA-Analysen die auf den Etiketten von 16 handelsüblichen Produkten aufgeführten Bakterien mit dem verglichen, was die Produkte tatsächlich enthielten.

Die Forscher fanden heraus, dass nur 1 der 16 Produkte die auf dem Etikett angegebenen Stämme enthielt – einige hatten ganz andere Bakterienarten.

In einer weiteren Studie aus der Fachzeitschrift Cell, die im September 2018 veröffentlicht wurde, gaben die Wissenschaftler 10 gesunden Menschen vier Wochen lang

ein Probiotikum. Bei 4 der 10 Personen gingen die Probiotika direkt durch den Verdauungstrakt hindurch und wurden überhaupt nicht aufgenommen.

Warum ist das so? Einfach erklärt: Weil die probiotischen Kapseln nicht richtig gegen Magensäure geschützt waren. Dies bedeutet, dass sich bei Menschen mit starker Magensäureproduktion die Kapseln einfach auflösten, bevor sie überhaupt den Darm erreichen konnten.

Ein weiteres großes Problem in der Probiotika-Industrie ist, dass es selbst für einen Bakterienstamm wie Lactobacillus acidophilus mehrere verschiedene „Versionen“

desselben Stammes gibt. Typischerweise sind eine oder zwei dieser Versionen wissenschaftlich untersucht worden – und für die anderen gibt es absolut keine

Untersuchungen, die ihre Wirksamkeit belegen.

Die meisten Hersteller von Probiotika entscheiden sich für die nicht erforschte Version, einfach weil sie billiger ist und zu höheren Gewinnspannen führt. Es ist einfach, dies

zu überprüfen – wenn die Liste der Inhaltsstoffe eines Probiotikums keinen spezifischen 4- oder 5-Buchstaben-Code zu jedem Stamm enthält, wie z. B. „Lc-11“ oder „BB 536“ – bedeutet dies, dass es sich höchstwahrscheinlich um ein minderwertiges Produkt handelt.

Wenn also die meisten Probiotika nicht die versprochenen Bakterien enthalten und vielleicht sogar überhaupt nicht aufgenommen werden, wo sollen wir dann suchen?

Wie eine vertrauenswürdige deutsche Marke den Probiotikamarkt revolutioniert

Nachdem sie von diesen großen Problemen mit den meisten Probiotika erfahren hatte, machte sich die vertrauenswürdige deutsche Marke für Nahrungsergänzungsmittel und Medizinprodukte „nupure“ daran, eine neue Art von Probiotika zu entwickeln, die diese Probleme für immer lösen würde.

Sie haben ein erstklassiges, spezielles Probiotikawerk engagiert, welches extreme Maßnahmen einsetzt, um die Qualität der nupure Produkte sicherzustellen.

Um immer sicherzustellen, dass ihre Produkte tatsächlich die versprochene Anzahl und Stämme von Bakterien enthalten, wird jede einzelne Probiotika-Dose, die produziert wird mit einer bestimmte Chargennummer versehen.

Es ist möglich, diese Chargennummer auf der offiziellen Website von nupure einzugeben, um die Testergebnisse des Labors für diese spezifische Dose zu sehen.

Dies garantiert eine perfekte Transparenz der Qualität jeder einzelnen Dose.

Dieses revolutionäre neue Probiotikum mit dem Namen nupure probaflor enthält 20 Milliarden lebende Kulturen pro Kapsel aus 11 klinisch erprobten Stämmen von Milchsäurebakterien und Bifidobakterien.

Die deutsche Marke war auch der Testsieger des Vergleichsportals vergleich.org in der Kategorie Probiotika im Jahr 2020.

Jede Kapsel von nupure probaflor ist magensaftresistent. Es wird eine patentierte Technologie verwendet, welche die perfekte Absorption und Besiedlung des Darms

durch die guten Bakterien sicherstellt.

Noch wichtiger ist, dass jeder einzelne Bakterienstamm in nupure probaflor die wissenschaftlich untersuchte Version des Stammes enthält – Diese Codes zu jedem Bakterienstamm werden von nupure offen kommuniziert und können überprüft werden.

Für unter € 11 pro Monat für 20 Milliarden Lebendkulturen mit 11 verschiedenen Stämmen ist es das mit Abstand beste und kostengünstigste Produkt auf dem Markt.

Mit über 100.000 Kunden in Deutschland wird nupure schnell zu einer der vertrauenswürdigsten Probiotika-Marken in Deutschland.

 

[Tanja Hofmann]

Wenn der Juckreiz das Leben bestimmt

Die Neurodermitis zählt zu unseren Volkskrankheiten: In Deutschland erkranken 8 - 16% der Kinder bis zur Einschulung. In den Industriestaaten sind 5 -  20% der Kinder sowie 1 - 3% der Erwachsenen betroffen. Eine konventionelle Behandlung der Neurodermitis hat als Ziel die Linderung, nicht aber die Heilung, weil die Erkrankung als nicht heilbar gilt.

Da meine Tochter im Alter von 3 Monaten an mittelschwerer Neurodermitis erkrankte und auch ich bis zu meinem 31. Lebensjahr an einer leichten, nur auf die Hände begrenzten Form der Neurodermitis litt, kenne ich Neurodermitis aus verschiedenen Perspektiven. Ich möchte den jetzigen Stand der Erkrankung gleich vorwegnehmen:

Meine Neurodermitis ist vollständig geheilt, die Neurodermitis meiner Tochter ist zu 99% geheilt; bei heißem, feuchtem Wetter entwickelt sie gelegentlich kleine, trockene Stellen in den Armbeugen ohne Pustelbildung. Da ihr Körper im Babyalter allerdings zu 50% von der Neurodermitis betroffen war, ist die Verbesserung einer Heilung gleichzusetzen.

Wer noch nie an juckenden Ekzemen litt, kann sich die Erkrankung wie folgt vorstellen:

In Ihren Arm- und Kniebeugen sowie im Gesicht und auf der Kopfhaut tummeln sich hunderte Mückenstiche. Sie schmerzen nicht – aber sie jucken, und zwar so schlimm, dass Sie Ihren Drang zu kratzen kaum beherrschen können. Sie wissen, dass Ihr heftiges Kratzen zu blutenden Wunden führt, die schlecht abheilen und sich vielleicht noch infizieren. Doch es hilft alles nichts: Der Juckreiz ist stärker als Ihr Wille. Sie beginnen zu kratzen, und das Kratzen tut so gut, dass Sie gar nicht mehr aufhören können, obwohl Sie bereits bluten. Nun haben Sie offene Wunden in Ihrer Haut.

Erstens sieht es nicht schön aus, zweitens schmerzen die Wunden, und drittens sind sie Brutstätten für Bakterien und andere Keime. Viel tun können Sie nicht dagegen - der Juckreiz kommt und geht. Hinzu kommt eine trockene, spannende Haut. Sie haben Schwierigkeiten, ein- und durchzuschlafen, und oft genug kommt die Scham über das Aussehen hinzu. Depressive Verstimmungen, Müdigkeit und ein Gefühl der Ohnmacht zählen ebenfalls zu den Symptomen der Neurodermitis. Da die Neurodermitis die äußere Erscheinung oftmals prägt – so gehören dunkle Augenringe, eine helle Gesichtshaut oder auch eine doppelte Unterlidfalte zu den Merkmalen der an Neurodermitis erkrankten Menschen – hören die Betroffenen häufiger Thesen zu ihrem

seelischen Allgemeinbefinden: „Die Haut ist der Spiegel der Seele“, „Du fühlst dich nicht wohl in deiner Haut“, „Du siehst so abgespannt und müde aus“. Derlei Spekulationen helfen nicht und werden der Entstehung der Krankheit nicht gerecht.

Was ist Neurodermitis?

Bei der Neurodermitis handelt es sich um eine allergisch bedingte Entzündung der Haut. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Neurodermitis als solche benannt. Damals nahm man noch an, dass der Hautentzündung eine Erkrankung der Nerven zugrunde läge; „Neuron“ ist der medizinische Ausdruck für die Nervenzelle. Diese These ist jedoch schon lange widerlegt.

Die medizinisch korrekte Bezeichnung für die Neurodermitis ist die „atopische Dermatitis“. Fünf Krankheiten zählen zu dem sogenannten „atopischen Formenkreis“:

- die Neurodermtis;

- das allergische Asthma;

- der „Heuschnupfen“;

- die Schuppenflechte sowie

- die allergische Darmentzündung.

„Atopisch“ ist griechisch und bedeutet: aus der Bewegung geraten. Die Krankheiten aus dem atopischen Formenkreis können einander abwechseln; wer beispielsweise als Kind an Neurodermitis erkrankt war, hat ein 15 - 30%iges Risiko, als Jugendlicher oder Erwachsener an Heuschnupfen oder Asthma zu erkranken.

Woran erkennen Sie Neurodermitis?

Die Veranlagung zu Neurodermitis zeigt sich im Säuglingsalter - oft im Alter von 3 Monaten - als Milchschorf. Aber nicht jeder Säugling, der Milchschorf hat, erkrankt später an Neurodermitis!

Die Neurodermitis zeigt sich als papulöse Hautveränderung mit Nässen, starkem Juckreiz und Hauttrockenheit. Kleine Kinder erkranken eher im Gesicht, auf der Kopfhaut, am Hals sowie an den Rückseiten der Arme und Beine, ältere Kinder und Erwachsene eher in den Ellenbeugen, den Kniebeugen und im Gesicht. Betroffen sein können auch die Füße sowie der Brustbereich.

In besonders schweren Fällen ist allerdings auch eine generelle Ausbreitung über den gesamten Körper möglich. Die Neurodermitis verläuft schubweise.

Ein Lichtblick: 70% der Kinder, die an Neurodermitis erkrankt sind, sind bis zum Alter von 30 Jahren beschwerdefrei.

Gehen Sie, wenn Sie eine trockene, juckende Haut mit Bläschenbildung haben, auf jeden Fall zu Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin oder Ihrem Heilpraktiker/Ihrer Heilpraktikerin. Denn es muss nicht immer Neurodermitis sein. Ein juckender Hautausschlag kann auch vielfältige andere Ursachen haben und bedarf immer der sorgfältigen Abklärung.

Neben Infektionskrankheiten und Stoffwechselstörungen können beispielsweise auch Erkrankungen der Leber, der Galle und der Gallenwege als auch der Niere in Frage kommen. Dies gilt im übrigen auch für allgemeines Hautjucken ohne Ausschlag.

Ursachen

Sie haben es bestimmt schon geahnt: Nichts genaues weiß man nicht.

Fakt ist: Die Neurodermitis kann definitiv nicht auf eine Ursache zurückgeführt werden; sie ist multifaktoriell, das bedeutet, mehrere ursächliche Faktoren müssen zusammentreffen.

1. Die genetische Disposition

Tatsache ist, dass die atopischen Krankheiten familiär gehäuft auftreten. Ist kein Elternteil erkrankt, liegt das Erkrankungsrisiko für das Kind bei ca. 15%, ist ein Elternteil erkrankt, steigt

das Risiko bereits auf 40%, und sind beide Elternteile erkrankt, besteht zu 70% ein Erkrankungsrisiko für das Kind.

2. Ein überschießendes Immunsystem

Die heutigen Forschungen zur Neurodermitis beschäftigen sich insbesondere mit unserem Immunsystem, da eine allergische Reaktion die überschießende Antwort unseres Immunsystems auf ein Allergen ist.

Ein Allergen ist ein Stoff, auf den unser Körper mit Abwehr reagiert. Und bei Neurodermitikern findet man zu 80% eine erhöhte Konzentration eines bestimmten Antikörpers oder auch „Immunglobulins“, nämlich des Immunglobulins E („IgE“).

Immunglobuline werden von bestimmten Blutzellen – den B-Lymphozyten (= weiße Blutkörperchen) produziert. Die Immunglobuline des Typs E sind insbesondere für die Abwehr von Parasiten

und die allergische Reaktion verantwortlich. Sie können mit ihrem Fuß an sogenannten „Mastzellen“ andocken. Mastzellen lagern in ihrem Inneren unter anderem Histamin. Histamin sorgt für eine Verengung von kleinen Adern sowie für eine Verengung der Bronchien als auch der Herzgefäße sowie für eine Stimulation der sensiblen Nervenenden (Schmerz und Juckreiz). Wenn nun also unser

Immunglobulin E, das auf einer Mastzelle sitzt, Kontakt mit einem Allergen hat, löst es das Platzen der Mastzelle aus, das Histamin ergießt sich in unser Gewebe, der Juckreiz entsteht.

Warum aber haben Neurodermitiker ein Zuviel an IgE? Hier haben sich die Forscher auf ein bestimmtes Enzym gestürzt. Dieses Enzym ist dafür da, die essentiellen Fettsäuren Linolsäure und Linolensäure (essentiell heißt, sie müssen mit der Nahrung zugeführt werden) in Gamma-Linolensäure umzuwandeln. Und die Gamma-Linolensäure ist der Ausgangsstoff für Prostaglandine, die Fieber auslösen können und auch regulativ auf unser Immunsystem wirken. Neurodermitiker haben zu wenige dieser Enzyme. Die Ursache hierfür liegt entweder in einem genetischen Defekt +/o.

in einer Lebensweise, die die Tätigkeit dieses Enzyms hemmt. Letzteres ist bereits nachgewiesen worden. Zu den hemmenden Faktoren zählen das Rauchen

sowie das Passivrauchen (wichtig für Kinder!), eine verstärkte Aufnahme von gesättigten Fettsäuren sowie ein zu hoher Cholesterinspiegel.

3. Impfungen

Weiterhin ist nachgewiesen, dass Impfungen ein erhöhtes Allergierisiko mit sich bringen. So wurde beispielsweise in Tierversuchen gezeigt, dass Lebendimpfungen (Impfungen gegen Masern,

Mumps und Röteln) mit einer erhöhten IgE-Produktion einhergehen. In einer Salzburger Elternstudie, an der 581 ungeimpfte Kinder teilnahmen, wurde folgendes ermittelt: kein ungeimpftes Kind erkrankte an Asthma (geimpfte Kinder in Österreich: 10%), 2,9% der ungeimpften Kinder entwickelten Allergien (geimpfte Kinder: 25%), knapp 2% erkrankten an Neurodermitis (geimpfte Kinder: 12%).

Aus meiner praktischen Erfahrung heraus habe ich festgestellt, dass sich Hauterscheinungen oftmals 1 - 4 Wochen nach Impfungen innerhalb des ersten Lebensjahres zeigen, am häufigsten

2 - 3 Wochen nach der Impfung. Da die Impfungen in ein nicht ausgereiftes Immunsystem erfolgen und die Neurodermitis in vielen Fällen mit einer überschießenden Immunreaktion (s.o.) einhergeht, ist meine persönliche Vermutung, dass die heutige Impfpraktik die Entstehung einer Neurodermitis mindestens begünstigt. Das Robert-Koch-Institut hat zwischen 2003 - 2006 eine entsprechende Studie erstellt, in der jedoch leider nur zwischen geimpften und ungeimpften Kindern unterschieden worden ist - wobei in der Gruppe der geimpften Kinder auch die Kinder zu finden sind, die bspw. im Alter von 6 Jahren eine einmalige Impfung erhalten haben. Dennoch zeigt diese Studie, dass die ungeimpften Kinder erstens seltener erkranken und zweitens seltener an Erkrankungen des atopischen Formenkreises leiden. (z.B. Asthma: Das Erkrankungsrisiko verdoppelt sich für geimpfte Kinder.)

Bei Impfungen ist zu berücksichtigen, dass das Immunsystem von Kindern erst zum Ende des ersten Lebensjahres ausgereift ist. Impfungen stellen einen nicht unerheblichen Eingriff in das frühkindliche Immunsystem dar und sollten daher individuell gut abgewogen werden.

4. Ernährung

Ein weiterer Zusammenhang besteht zwischen Allergien und Ernährung. Diesen Zusammenhang findet man insbesondere bei der Neurodermitis. ¼ der Kinder, die an Neurodermitis leiden, haben ebenfalls eine Nahrungsmittelallergie. Oft verhilft eine konsequente Ernährungsumstellung zu einer Linderung der Symptome. Zu den häufigsten Nahrungsallergenen zählen Weizen, Eier, Hülsenfrüchte, Fische, Schalentiere, Milchprodukte sowie Sojaprodukte. Interessant ist hierbei auch das sogenannte „leaky gut Syndrom“, das Syndrom des durchlässigen Darmes, hervorgerufen durch kontinuierliche oder wiederkehrende Entzündungen des Darmes.

Im Darm sitzen besonders viele Abwehrzellen, die den Nahrungsbrei nach schädlichen Stoffen „durchkämmen“. Ist die Darmschleimhaut entzündet, leidet darunter die Abwehr. Die Folge ist eine verstärkte Durchlässigkeit des Darmes für potentiell schädliche Stoffe, die dann in unser Blutsystem gelangen.

Noch ein Wort zu Pseudo-Nahrungsmittelallergien: Einige Nahrungsmittel enthalten von sich aus Histamin. Hierzu zählt generell alles, was lange vergoren, fermentiert oder gereift ist (Käse, Rotwein, gereifte Wurstsorten wie z.B. Salami, Sauerkraut, Geräuchertes). Auch Schweinefleisch ist generell histaminreich, da Schweine sehr stressanfällig sind und vor dem Schlachten Histamin zusammen mit den Stresshormonen ausgeschüttet wird.

Therapiemöglichkeiten

Wenn Sie unter Neurodermitis leiden, haben Sie sicherlich immer wieder gehört und gelesen, dass die Neurodermitis nicht heilbar sei, sondern nur gelindert werden könne. Das ist so nicht korrekt. Es ist schwierig, Neurodermitis zu heilen, und erfordert vor allem Konsequenz und Geduld – unmöglich ist es nicht. Es gibt viele verschiedene Ansätze, die Neurodermitis zu heilen. Drei naturheilkundliche Ansätze werden im Folgenden kurz vorgestellt:

a) Darmsanierung und Ernährungsumstellung

Diese Möglichkeit ist insbesondere für ältere Kinder sowie Erwachsene gegeben. Sie beginnen mit einer mehrtägigen Fastenkur sowie begleitenden

Darmspülungen. Im Anschluss daran ernähren Sie sich zwei Wochen lang ausschließlich von Vollkornreis; als Getränke sind Kräutertees (z. B.

Löwenzahn, Ackerschachtelhalm, Fenchel, Melisse) sowie Mineralwasser (am besten: Quellwasser) erlaubt. Wer das Fasten ablehnt oder wenn vom Fasten aus medizinischen Gründen abzuraten ist (beispielsweise bei nierenkranken Menschen), dem hilft auch oft schon eine vierwöchige milchfreie, weizenfreie und eiweiß- und zuckerarme Diät. Zitrusfrüchte sollten ebenfalls gemieden werden. Danach beginnen Sie mit einem langsamen, achtsamen Aufbau Ihrer Ernährung. Die oben bereits aufgeführten allergenen Nahrungsmittel vermeiden.

Sie dabei mindestens ein halbes Jahr lang. Begleitet werden kann die Darmsanierung mit Storchenschnabel-Tropfen, die den Lymphfluss aktivieren

und dem Körper damit bei der Entgiftung helfen. Eine gute Wirkung zeigt die Urtinktur vom Storchenschnabel (lateinisch: Geranium robertianum). Wichtig:

Bevor Sie eine Fastenkur oder eine mehrwöchige Diät starten, sprechen Sie

bitte mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin oder Ihrem Heilpraktiker/Ihrer Heilpraktikerin.

b) Phytotherapie (=Pflanzentherapie), begleitend zur Ernährungsumstellung:

Schwarzkümmelöl (innerliche Anwendung) sowie Hagebuttenkernöl (innerliche und äußerliche Anwendung). Schwarzkümmelöl wirkt bei leichteren bis

mittelschweren Formen der Neurodermitis lindernd. Es enthält Folsäure, zu 70% ungesättigte Fettsäuren sowie Vitamin E. Es wirkt immunregulativ,

juckreizlindernd und wurde im antiken Ägypten auch als Stimmungsaufheller genutzt. Hagebuttenkernöl fördert die Hautregeneration. Auch Nachtkerzenöl kann helfen; es enthält die bereits erwähnte Gamma-Linolensäure. Wenden Sie sich hierzu am besten an Ihre Apotheke.

Eine ausleitende Therapie ist die „Pumpe-Kur“, eine Frischsaftkur mit Wildkräutern. Sie hilft, den Organismus von vielfältigen Belastungen zu

befreien, wie beispielsweise Umweltgiften und Fehlbesiedlungen im Magen-/Darmtrakt. Sie unterstützt die Entschlackung unseres Körpers und regt den

Stoffwechsel an. Vorgehensweise: Sie nehmen morgens und abends vor den Mahlzeiten jeweils einen Esslöffel Frischpress-Saft auf ½ Glas Wasser für

jeweils 7 – 9 Tage zu sich. Folgende Kräuter kommen zum Einsatz:

1. Woche: Löwenzahn. Regt den Stoffwechsel und die Verdauungstätigkeit an, wirkt gallebildend und entwässernd.

2. Woche: Brennessel. Wirkt aquaretisch (erhöht die Harnmenge und spült die Harnwege durch). Ist in der Lage, Harnstoff und Giftstoffe zu verstoffwechseln.

3. Woche: Zinnkraut. Wirkt harntreibend, antimykotisch (= gegen Pilze), antibakteriell und kräftigt Knochen und Bindegewebe.

4. Woche: Birkenblätter. Wirkt aquaretisch und antirheumatisch und kann nach der Vorbereitung der vorangegangenen Pflanzen ihre Wirkungsweise voll entfalten.

Sie erhalten Frischpress-Säfte in Ihrer Apotheke oder im Reformhaus.

Ein leidiges Thema ist das Baden bzw. Duschen, denn die ohnehin schon trockene Haut ist nach dem Wasserkontakt noch trockener und juckt. Hier kann ein Vollbad oder eine Waschung mit Weizenkleie, Haferkleie oder auch Reiskleie helfen. Sie wirken rückfettend, hautberuhigend und juckreizlindernd, sind in ihrer Anwendung allerdings gewöhnungsbedürftig. Sie erhalten entsprechende Produkte im Reformhaus oder der Apotheke. Achten Sie bitte darauf, dass das Produkt frei von hautreizenden Zusatzstoffen wie beispielsweise Parfum ist.

c) Homöopathie. Da es sich um eine chronische Erkrankung handelt, hilft die Hausapotheke nicht. Hier ist eine Konstitutionsbehandlung mit ausführlicher

Anamnese erforderlich. Auch für die Homöopathie gilt: Suchen Sie sich bitte eine/n Homöopathin, der/die sich auf die Homöopathie spezialisiert hat, denn für die Behandlung von chronischen Erkrankungen ist viel Wissen und Erfahrung notwendig. Ist dieses Wissen und die Erfahrung vorhanden, werden in der Behandlung gute Ergebnisse erzielt. Aber auch hier gilt: Erwarten Sie keine Wunder. Die Wahl des individuell passenden Mittels braucht meist Zeit und Geduld.

 

In meiner eigenen Praxis habe ich mit Homöopathie sehr gute Erfolge erzielen können. Leichtere Formen von Neurodermitis konnten vollständig geheilt

werden, schwere Formen konnten deutlich gelindert werden oder für eine längere Zeit geheilt werden. Wenn die Haut das Ventil für psychischen Stress

ist, wird die Neigung zum Ekzem bleiben. Der Unterschied ist der, dass das Ekzem deutlich seltener und oftmals nur als kleinere, trockene Hautstelle

auftritt, weil die allgemeine Stressverarbeitung deutlich verbessert wurde; die Psyche wird durch die homöopathische Behandlung gestärkt.

Sehr wichtig für die homöopathische Behandlung: Auch mit Homöopathie können Erkrankungen unterdrückt werden! „Verschwindet“ die Neurodermitis

durch die homöopathische Behandlung, um sich dann später als Nahrungsmittelunverträglichkeit oder gar Asthma zu zeigen, haben wir es mit einer Unterdrückung zu tun, die einen fortschreitenden Erkrankungsprozess eingeleitet hat. Einen guten Behandlungserfolg erkennen wir immer an einer

Verbesserung der Allgemeinsymptomatik: Verbesserung der Schlafqualität, des Energieniveaus, der Stimmung. Wenn unter der homöopathischen Behandlung also zunächst eine Intensivierung der Neurodermitis erfolgt, diese dann ohne Maßnahmen zurückgeht, die Allgemeinsymptomatik sich verbessert und die Neurodermitis gleichzeitig abheilt, haben wir es mit einer tatsächlichen Heilung und nicht mit einer Unterdrückung zu tun.

Woran erkennen Sie eine/n gut ausgebildete/n Homöopathen/in? – Zunächst einmal: Die Homöopathie erfordert ein jahrelanges – viele Homöopathen sagen: ein lebenslanges - Studium. Therapeuten, die die homöopathische Behandlung neben vielen anderen Therapien anbieten, verfügen in aller Regel nicht über das notwendige tiefe Wissen für eine Konstitutionsbehandlung. Die homöopathische Anamnese braucht ihre Zeit; für die erste Konsultation sollten Sie mit ca. einer bis anderthalb Stunden rechnen.

Ein Tipp aus der homöopathischen Apotheke: Halicar-Salbe (DHU). Wirkstoff ist eine Kletterpflanze, nämlich die Ballonrebe. Halicar-Salbe wirkt hautberuhigend und juckreizstillend und hat sich in der Praxis sehr bewährt. Diese Salbe wirkt allerdings auch nur palliativ, also lindernd.

Zum Schluss noch einige Sätze zu cortisonhaltigen Salben sowie zu den noch relativ neuen Makroliden (erhältlich unter den Handelsnamen Tacrolimus und Pimecrolimus):

- Cortison ist ein Stoff, den wir Menschen in unseren Nebennieren als „Cortisol“ selbst herstellen – und zwar dann, wenn wir unter Stress stehen und innerhalb einer begrenzten Zeit besondere Leistungen erbringen müssen. Cortison hemmt – aber es heilt nicht. Im Gegenteil: Beim Cortison finden wir den sogenannten „Rebound“-Effekt. Das bedeutet, dass die Gewöhnung an das Cortison sehr schnell ist und immer höhere Dosen benötigt werden. Wird das Cortison abgesetzt, flammt die Entzündung wieder auf, und oftmals noch heftiger als zuvor. Cortison kann also maximal als kurzfristiger

Entzündungshemmer eingesetzt werden, eignet sich als Dauertherapie aber nicht, zumal die Nebenwirkungen der Cortison-Dauertherapie je nach

Wirkstoffhöhe drastisch sein können (u.a. schlechte Wundheilung, Hautverdünnung, Magenentzündung, Wachstumsverzögerung, akutes Glaukom).

- Makrolide werden aus Pilzen hergestellt und haben nach den bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen weitaus weniger Nebenwirkungen als

Cortison – in Tierversuchen wurde allerdings ein höheres Krebsrisiko festgestellt. Sie haben keinen Rebound-Effekt und wirken regulierend auf das

Immunsystem, indem sie spezifische Abwehrzellen (die T-Zellen) lokal hemmen. Da sie allerdings noch ziemlich neu sind, existieren keinerlei

Langzeituntersuchungen und werden daher seltener eingesetzt. Zugelassen sind Makrolide im übrigens auch erst ab dem 2. Lebensjahr. Dennoch finden wir auch hier einen Eingriff in das Immunsystem mit hemmender Wirkung. Insofern können auch Makrolide nicht heilen, sondern nur unterdrücken.

Aus der Praxis: Fallbeschreibung

Sonja, 11 Jahre alt

Sonja leidet seit ihrem 7. Lebensmonat an Neurodermitis. Zunächst zeigten sich nur trockene und gerötete Stellen an den Handgelenken, die von Sonjas Mutter mit Zinksalbe und Calendula-Creme behandelt wurden. Im Laufe der nächsten Jahre breiteten sich die Stellen weiter aus, und es entwickelten sich Bläschen, die Sonja aufkratzte. Der Kinderarzt verschrieb eine cortisonhaltige Salbe, die zur Nacht genutzt werden sollte, um Sonja einen ruhigeren Schlaf zu ermöglichen. Diverse Allergietestungen im Laufe der Jahre ergaben, dass Sonja eine Hausstaubmilbenallergie sowie Allergien gegen einige Gräser sowie gegen Katzenhaare hat; Matratze und Bettwäsche wurden ausgetauscht, doch die Neurodermitis wurde hierdurch nur unwesentlich gelindert.

Auch eine strikte, nahezu zuckerfreie Ernährung sowie die Beachtung eines regelmäßigen Tagesablaufes brachten keine Linderung.

Sonja ist eine sehr gute Schülerin, die bereits in der ersten Klasse auf Ordnung und Sauberkeit achtete. „Nachdem Sonja positiv auf Hausstaubmilben getestet worden war, begann sie, jeden Samstag ihr Zimmer zu putzen – sogar auf den Schränken. Sie hat eine Aversion gegen Staub entwickelt, und sie achtet sehr auf ihre Körperhygiene. Wenn sie ihr Zimmer putzt, riecht es im ganzen Haus wie im Krankenhaus.“

„Womit putzt Sonja?“

„Sie liebt antibakterielle Putzmittel.“

Sonja sitzt während des Berichts ihrer Mutter mit verschränkten Armen auf dem Sessel und betrachtet distanziert den Praxisraum. Zwischendurch wandert ihr kritischer Blick immer wieder zu ihrer Mutter und dann zu mir. Sie lächelt kaum.

„Sie ist ein sehr ernstes Mädchen“, erklärt Sonjas Mutter, „und sie hat auch Schwierigkeiten, Freundschaften zu schließen. Sie ist oft allein, was sie aber nicht mag, und dann kommt sie zu uns, um über irgendetwas zu reden.“

Nun wird Sonja munter; sie wendet sich ihrer Mutter zu, bekommt einen eigentümlichen Gesichtsausdruck und sagt mit veränderter Stimmlage:

„Sonja, du nervst! Geh weg! Du bist soo blöd, Sonja! Niemand mag dich!“

Ich frage Sonja, wen sie nachgeahmt hat. „Meine Schwester!“ antwortet Sonja. „Sie hasst mich.“

„Das ist doch gar nicht wahr!“, entgegnet Sonjas Mutter energisch. Und zu mir sagt sie:

„Ihre Schwester ist vier Jahre älter, und Sonja ist sehr anhänglich. Sie ist sogar eifersüchtig auf die Freundinnen ihrer Schwester.“

Ich erfahre, dass Sonja sehr oft andere Menschen nachahmt, und ich erhalte Beispiele für ihre Anhänglichkeit: Wenn Sonja eine Freundin gefunden hat, „klebt“ sie an dieser Freundin und „belagert“ sie, als sei sie ihr Besitz. Sie ruft beispielsweise mehrmals täglich an, will sich jeden Tag verabreden, drängt sich zwischen ihre Freundin und andere Mädchen, sobald diese miteinander reden.

„Sie kann dabei sehr gehässig sein“, erklärt die Mutter.

„Wir haben geschworen, dass wir Freundinnen für das Leben sind“, wendet Sonja ein.

„Sie erwartet immer Aufmerksamkeit. Wenn ich mich nur einmal fünf Minuten mit ihrer

Schwester unterhalte, fängt sie an zu weinen“, sagt die Mutter weiter. „Das war schon immer so. Sie glaubt ständig, dass ihre Schwester weitaus mehr Aufmerksamkeit erhält; dabei sorgt allein schon Sonjas Verhalten dafür, dass ich mich ihr ständig widme.“

„Schon immer?“ frage ich nach.

„Seit vielen Jahren. Seitdem ich wieder mehr zuhause bin. Sonjas Vater hat sich von mir getrennt, als Sonja zwei Jahre alt war. Daraufhin war Sonja drei Tage in der Woche bei meinen Eltern, weil ich keinen Krippenplatz gefunden habe, aber aus finanziellen Gründen 30 Stunden in der Woche arbeiten musste. Als sie dreieinhalb Jahre alt war, ist sie in den Kindergarten gekommen. Dreimal ist sie weggelaufen, um nach Hause zu gehen. Sie wollte bei mir sein. Sie hatte auch ständig Angst, dass mir etwas passiert.“

Als Kleinkind entwickelte Sonja sehr oft Mittelohrentzündungen, die fast immer mit Antibiotika behandelt wurden. Ihre Erkältungen wurden und werden immer von Entzündungen der Augen begleitet und werden meistens durch feuchtes und kaltes Wetter ausgelöst.

Auffällig sind insbesondere:

1. Sonjas Drang, andere Menschen nachzuahmen

2. Sonjas besitzergreifende Anhänglichkeit auf der einen und ihren Drang zur Durchsetzung der eigenen Interessen auf der anderen Seite

3. Ihre Zielstrebigkeit

4. Ihr Ordnungs- und Sauberkeitssinn

Behandlung:

Aufgrund der langjährigen wiederholten Unterdrückungen durch Cortison, Zink und Antibiotika sowie aufgrund von Sonjas auffälligem Ordnungs- und Sauberkeitssinn erhält sie zunächst Carcinosinum (miasmatische Behandlung). Eine Woche nach Behandlungsbeginn nässt Sonja nachts ein; die nächtliche Enuresis hält sich ca. 10 Tage lang. Auf Nachfrage erzählt die Mutter, dass Sonja bis zu ihrem fünften Lebensjahr einnässte, gelegentlich auch tagsüber. Erst, nachdem ihre Mutter ihr das Kaninchen wegnahm und es einen Monat lang bei der Oma unterbrachte, „wollte Sonja

endlich lernen, die Toilette rechtzeitig aufzusuchen“.

Drei Wochen nach Behandlungsbeginn blüht die Haut auf, danach entwickelt sich eine Mittelohrentzündung sowie ein Schnupfen mit grünlich-gelber Absonderung, aber ohne Fieber.

Weiterbehandlung: Dulcamara C30

Erkältung und Mittelohrentzündung klingen binnen von zwei Tagen ab. Auch das Hautbild bessert sich.

Fünf Wochen nach Behandlungsbeginn: das Hautbild verschlechtert sich, und Sonjas starke Eigensinnigkeit nimmt zu.

Weiterbehandlung: Dulcamara C200

Neun Wochen nach Behandlungsbeginn: Sonja ist ausgeglichener. Die Haut beginnt zu heilen. Gelegentlich entwickeln sich Bläschen, die jucken. Durch das Kratzen schwillt die Haut an. Zweimal nässt sie ein.

Weiterbehandlung: abwarten

Elf Wochen nach Behandlungsbeginn: Sonjas besitzergreifende Anhänglichkeit nimmt zu.

Weiterbehandlung: Dulcamara C 1.000

Vier Monate nach Behandlungsbeginn: Die Haut ist zu 95% verbessert, Sonja ist deutlich ausgeglichener. Sie hat das samstägliche Putzen ihres Zimmers

weitestgehend eingestellt, ist aber immer noch ordentlich. Keine Enuresis; in der Behandlungszeit noch ein grippaler Infekt mit Fieber, aber ohne Mittelohrentzündung, der auch ohne Behandlung komplikationsfrei verlief. Die homöopathische Behandlung wird von Sonjas Mutter beendet, weil kein Bedarf mehr besteht.

Information zu Dulcamara (= „Bittersüßer Nachtschatten“)

Der deutsche Name des Nachtschattengewächses ist bereits sehr aufschlussreich, wie die Schlüsselsymptome des Arzneimittelbildes zeigen:

- Unsicherheit in Bezug auf die Gefühle – 3 Punkte, nur Dulcamara in der Rubrik

- Eigensinnig, starrköpfig – widersetzt sich den Wünschen anderer – 3 Punkte, 3 Arzneien in der Rubrik

- Zorn abwechselnd mit liebevollem Wesen – 3 Punkte, zwei Arzneien

Wir finden also auch im Arzneimittelbild das Bittere und das Süße. Betrachten wir die Unsicherheit in Bezug auf die Gefühle, verwundert es nicht, dass Dulcamara ebenfalls in der Rubrik „Verwirrung in Bezug auf die Identität“ vertreten ist. Ausschlaggebend für die Wahl dieser Arznei war unter anderem auch Sonjas Nachahmungsdrang; in der entsprechenden Rubrik sind nur 16 Arzneimittel genannt. Dulcamara ist außerdem nur eines von zwei Arzneimitteln, die in der Rubrik „ahmt Tiere nach“ genannt sind.

Weiterhin sprachen die Symptome, die Sonja in akuten Erkrankungen zeigte, für Dulcamara:

- Auslöser: feuchte Nässe

- „dicke“ Haut nach Kratzen

- Erkältungen, die von Augenentzündungen und/oder Mittelohrentzündungen begleitet sind

- Stetige Unterdrückung der Erkältungen durch Antibiotika und Augentropfen, Unterdrückung der Hauterkrankungen

- Hauterkrankungen mit nässenden Absonderungen

- Ausgeprägter Milchschorf mit klebrigen Absonderungen

- Schnupfen erstreckt sich zur Brust (= aus Schnupfen entwickelt sich Bronchitis)

- Ohrenschmerzen begleitet von Übelkeit

- Harnverhaltung bei Kindern

Vier Monate nach Behandlungsbeginn: Die Haut ist zu 95% verbessert, Sonja ist deutlich ausgeglichener. Sie hat das samstägliche Putzen ihres Zimmers

weitestgehend eingestellt, ist aber immer noch ordentlich. Keine Enuresis; in der Behandlungszeit noch ein grippaler Infekt mit Fieber, aber ohne Mittelohrentzündung, der auch ohne Behandlung komplikationsfrei verlief. Die homöopathische Behandlung wird von Sonjas Mutter beendet, weil kein Bedarf mehr besteht.

 

 

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