Zähnen + Miasmen

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[R. Schule]

Bereits die legendäre Tabelle nach Vollund Kramer hat diese Beziehungen zwischen jedem einzelnen Zahn und peripheren Organen, verbunden über die chinesischen Akupunkturmeridiane, herausgestellt. Mittlerweile sind die Erkenntnisse dahin gehend bereichert worden, dass diese Organbeziehungen keine „Einbahnstraße“ vom Zahn zum Organ darstellt, sondern ebenso auch eine entgegengesetze Koppelung existiert.

Die klassische Homöopathie als umfassende regulationsmedizinische Methode hat schon immer eine integrierende Betrachtung von Gesundheit und Krankheit, von Psyche und Physis, von der „vis vitalis“ im Ganzen gehabt. Es ist für den Autor beruhigend zu sehen, wie sich in den Jahren, die er persönlich mit seinem (zahn-)medizinischen Wirken überschauen kann, eine Rückbesinnung vollzieht auf integrierende Medizin, Komplementärmedizin oder ganzheitliche Medizin, welcher Begriff auch immer gewählt werden möchte.

Gerade die Key-Notes der syphilinischen Arzneimittel tragen starke Gestaltungsmerkmale für Kieferbögen, Morphologie der Zähne und Basiswerte für die Relation der Mandibula zum Gesichtsschädel.

Typische Arzneimittel, die mit dem syphilinischen Miasma große Ähnlichkeiten aufweisen: merc. Bac. Syph. Tub. Kreos. Staph. Fl-ac. Calcium-Salze, Plan-m. Mez. Merc. Kreos. Einige Arzneimittel können in mehreren Miasmen (bi- oder trimiasmatisch) vorkommen.

 

Destruktion von Hartsubstanz an Zähnen, Knochen und Gewebestruktur

Wenn von Strukturverlust und Defektbildung gesprochen wird, so sind in der Zahnmedizin immer die Hartsubstanzen der Zahnanlagen, Schmelz und Dentin, sowie die Alveolarfortsätze der Kieferknochen gemeint. Es werden hier also Form und Qualität der Zähne, aber auch die Eigenschaften des Zahnhalteapparates, des Desmodonts, untersucht.

Die Aspekte des syphilinischen Miasmas sind Gewebezerstörung, Auflösung von organisierten Verbindungen und vollständige Destruktion.

Bereits die embryonalen Anlagen für Gestalt und Mineralisationsgrad der späteren Zahnform werden unter miasmatischen Aspekten ausgeprägt.

Wenn man bedenkt, dass die frühen Keimstadien der ersten und zweiten Dentition ab der fünften Schwangerschaftswoche differenziert werden und ab dem fünften Schwangerschaftsmonat bereits die Mineralisation der späteren Zähne beginnt, so wird ersichtlich, welche Auswirkung eine syphilinische Anlage haben kann.

 

Morphologie der Zähne

Repertorisiert man die Symptome, mit denen die äußere Form der Zähne beschrieben wird, so finden sich sehr gut differenzierte Angaben (z.B. nach Synthesis). Erstaunlich ist, wie genau die „alten Ärzte“ -nur solche haben sich an der Arzneimittelprüfung in den letzten beiden Jahrhunderten beteiligt- klinische Zeichen im Zahnbogen betrachtet haben. Der Stand der Zahnmediziner hat sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausgeformt, wobei die homöopathische Methodik sicher nicht im Fordergrund stand.

Die Analyse ist hier bei den wenigen Mitteln sehr einleuchtend. Auffallend stark vertreten sind Syphilinum und Bacillinum bzw. Tuberculinum, letztere sind Vertreter des tuberkulinen Miasmas. Entsprechend der Leitsymptome von Syphilinum ist dieses Ergebnis nicht weiter verwunderlich. Symptome wie „Zapfenzahn“, „Mikrodontie“ oder „Nichtanlage von Zähnen“ sind im Repertorium nicht aufgeführt. Über die Materia Medica werden diese Zeichen eindeutig dem Arzneimittel Syphilinum zugeordnet.

Die morphologischen Deformationen lassen sich, wenn sie nach der Geburt klinisch zu erkennen sind, nicht mehr rückgängig machen. Zahnärztlich werden diese Formveränderungen nur prothetisch zu lösen sein. Sie können sehr gut als Zeichen einer entsprechenden Belastung gewertet werden und weisen auf ein bestimmtes Miasma hin.

 

Zahnkaries

Klinische Defekte der Zahnhartsubstanzen, Schmelz- und Dentinkaries, lassen sich gezielt und in ihrer Erscheinungsform sehr differenziert analysieren. Im Kapitel „Zähne“ sind die typischen Prädilektionsstellen für Karies, das zeitliche Auftreten und die Farbe der Karies zu analysieren. Die Häufigkeit

der genannten Arzneimittel zeigt weit vorne Kreos. Staph. Fl-ac. Calcium-Salze, Plan-m. Mez. Merc. Kreos. ist bekannt für frühzeitige Karies,

noch wenn sich die Zähne im Durchbruch befinden, und für die großflächige, schwarzbraune Schmelzkaries. Die Dentinschicht bleibt lange unversehrt.

Ganz anders dagegen die unterminierende Dentinkaries bei Staphisagria. Über lange Zeit bleibt die schützende Schmelzschicht erhalten, obwohl sich im Verborgenen die Karies breit macht. Erst durch „Einbruch“ der Deckschicht tritt die Läsion zutage, oftmals bedenklich nahe an der Zahnpulpa.

Diese Form der unterminierenden Karies beobachte ich sehr häufig bei jungen Erwachsenen, die bis dahin kariesfrei gewesen sind. Immer wieder überraschen mich der große Umfang und das plötzliche Auftreten an einzelnen Zähnen, meistens im Bereich der Prämolaren.

Wie zu erwarten spielen die CalciumSalze, besonders Calc-p. und Calc-f., hier eine bedeutende Rolle, ist doch dieses Mineral direkt an dem Aufbau der  Hartsubstanzen beteiligt.

Das dem Miasma vorstehende Mittel Mercurius zeichnet sich mehr durch Befall der Drüsen und Schleimhäute aus. Es ist aber auch mit dabei, wenn es um Auflösung in Hartgeweben, also in Knochen und Zähnen, geht. Pathologischen Zeichen von Mercurius in der Mundhöhle: ausgeprägte Schmelzdefekte an der Zahnhalsregion, Verlust von Kieferknochen und parodontotische Entzündungen am Zahnfleischsaum.

Strukturverlust im Zahnhalteapparat

Auf gleiche Weise lassen sich auch Symptome aus der Parodontologie zusammenstellen. Hier liegen die pathologischen Zeichen in der Tiefe des Alveolarknochens, dem sogenannten Zahnbett. Die schützende und nach außen hin abdichtende Gingivamanschette ist durch Entzündung aufgeweicht, meistens abstehend und eröffnet so den Zugang zum Peridontalspalt.

Weitere Anhaltspunkte sind leicht blutendes Zahnfleisch und die Lockerung der Zähne. Wir finden diese Pathologie in den unterschiedlichsten Kapiteln wieder:

Kapitel „Mund“, „Zähne“ und „Allgemeines“ (Knochenerweichung, Karies der Knochen, Skorbut und Rachitis). Die Reihenfolge der häufigsten Mittel ist wie folgt:

Merc.

Am-c.

Nux-v.

Ars.

Zinc-met.

Plb-met.

Thuja

Sil.

Kalium- und Aurum-Salze

Immer wieder sind bei diesen Reihen die Metalle und Säuren im Vordergrund. Auffällig selten sind pflanzliche Vertreter unter den Arzneimitteln.

Auch dies ist wieder ein deutlicher Hinweis auf die zerstörerische Kraft der mineralischen Abkömmlinge und die große Repräsentanz dieser Gruppe im syphilinischen Miasma.

 

Löcher in der Schleimhaut

Alle Körperhöhlen werden von einer spezifischen Schleimhaut, der Mukosa, ausgekleidet. Sie sorgt für Abtrennung von Außen- und Innenwelt, vermindert Reibungsverluste bei der Passage und ermöglicht mit einer hohen Dehnbarkeit die Volumenanpassung. Wenn diese fein strukturierte Gewebeschicht in ihrer Kontinuität unterbrochen ist, kommt es zu vielfältigen Funktionseinbußen, Schmerzzuständen und erhöhtem Infektionsrisiko. Eine sehr kritische Erkrankungsform stellen die Geschwüre, Ulzera und Aphthen der Mukosa dar.

Neben den Defekten und Strukturveränderungen der Hartsubstanzen sind auch die Schleimhäute im Mundraum stark von dem syphilinischen Miasma beeinflusst. Besonders Ulzerationen an Zunge, Gaumen, Wangen und Gingiva sind hier zu nennen. Typisch für das syphilinische Miasma sind alle ulzerösen Läsionen mit grauem Grund, begleitet von übelriechenden Absonderungen.

Im Repertorium werden im Kapitel „Mund“ in der Rubrik „Geschwüre“ alle Oberflächen von Zunge, Wange, Gaumen und Zahnfleisch mit den unterschiedlichsten Untersymptomen genannt. Eine grobe Analyse über alle Geschwüre zeigt die Arzneimittel

Merc.

Nat-m.

Kali-bi.

Lach.

Lyc.

Nit-ac.

Sul-ac.

Wie zu erwarten, sind hier vor allem die starken Säuren vertreten, dann aber auch Mercurius als syphilinisches Hauptmittel und weitere Mittel, die auflösen und zersetzen, wie z.B. Lachesis.

Bei differenzierter Auswahl nach der Art der Läsion, Symptome wie „Wie ausgestanzt“ oder „Wie perforiert“, erscheinen vor allem die Kalium-Salze Kali-bi. und Kali-chl.

Eine Unterrubrik (Mund, Geschwüre/syphilitisch) kennzeichnet ganz speziell die syphilitische Gestalt der Geschwüre mit dem Ergebnis (2- und 3-wertige Mittel):

Merc.

Kalium-Salze

Aur-met.

Nit-ac.

Lach.

Hep.

Syph.

Es zeigen sich immer wieder die gleichen Arzneimittel. Auch bei der für die Mundschleimhaut so typischen Geschwürform der Aphthen werden bei der Repertorisation die schon genannten Mittel auflaufen.

 

Zusammenfassung

Der Mundraum in seiner gesamten klinischen Erscheinung birgt zahlreiche Hinweise auf eine bestimmte, individuelle Konstitution. Viele zahnmedizinische Probleme sind Ausdruck einer chronischen Erkrankung im homöopathischen Sinn – Karies, Parodontose, Kiefer- und Zahnfehlstellungen. Sicherlich machen derartige Strukturdefekte ein zahnärztliches Eingreifen unumgänglich. Aber mit einer homöopathischen Begleittherapie sind diese Maßnahmen schneller, effizienter und weniger rezidiv behaftet zu erbringen. Darüber hinaus wird eine bisher unbekannte Prophylaxemöglichkeit mit der konstitutionellen Behandlung durch potenzierte Arzneimittel erschlossen.

Miasmatische Krankheitszeichen lassen sich in der Mundhöhle sehr gut darstellen. Am Beispiel der Zerstörung von Zahnhartgewebe, Kieferknochen und oraler Mukosa wurden Arzneimittel vorgestellt, die in ihrem Wesen dem syphilinischen Miasma zuzurechnen sind. In nachfolgenden Beiträgen wird über die Schwäche und über die Wucherung in oralen Strukturen als Ausdruck der psorischen und sykotischen Miasmen berichtet.

 

Das psorische Miasma

Der Mundraum als Spiegel der Konstitution

Innerhalb der klassischen Miasmenlehre nimmt die Psora den größten Raum ein. In seinem Standardwerk „Die chronischen Krankheiten“ geht H. sehr ausführlich auf das Wesen dieses Miasmas ein. Er schätzt, dass die Menschheit zu etwa sieben Achtel von der Psora „infiziert“ sei. In der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde sind es vor allem Schwäche- und Mangelzustände, die im Zusammenhang mit dem psorischen Miasma zu sehen sind.

Bei der Analyse seiner Krankenjournale stieß Hahnemann auf eine Primärinfektion, die als besonderes Merkmal das Verlangen nach „wohllüstigem Jucken“ und eine Hauterscheinung hatte, die er mit dem klinischen Bild der Krätze gleichsetzte. So wurde in der Homöopathie die Psora zum Sammelbegriff aller chronischen, nicht venerischen Infektionskrankheiten, zur inneren Krätze.

Nach H. wurden in der Menschheitsgeschichte über Jahrtausende die unterschiedlichsten Krankheitsursachen in das Erbgut aller Lebewesen importiert.

Die Vielzahl dieser Erkrankungen spiegelt sich summarisch in dem Miasma der Psora wider. Mittlerweile kann angenommen werden, dass jeder Mensch eine psorische Grundbelastung hat, die sich noch mit sykotischen, häufiger aber mit syphilinischen Belastungen „verkompliziert“. Aus diesem Grunde haben homöopathische Ärzte in Indien lange Zeit jedes Neugeborene mit einer Gabe Sulphur auf dieser „psorischen Erde“ willkommen geheißen.

Damit sollte der Einfluss der zwangsweise ererbten Psora aufgeschlossen und die weitere Entwicklung des Säuglings günstig beeinflusst werden.

Aktuelle Gewichtung

Nach Ansicht von zeitgenössischen Homöopathen ist die prozentuale Verteilung der drei Hauptmiasmen jedoch anders zu gewichten. Wie schon im ersten Beitrag zu dieser Serie aufgezeigt, nehmen in der modernen Zeit Infektionskrankheiten in einem Umfang an Bedeutung zu, wie es zu Hahnemanns Zeiten nicht bekannt war.

Für das syphilinische Miasma gehören dazu insbesondere Hepatitis und HIV, eine Vielzahl von Krebsleiden sowie die Folgen von soziologischen und klimatologischen „Umweltsünden“. Das vermehrte Auftreten von Viren, allen voran aus der Gruppe der Papillomaviren und Chlamydien, führt dazu, dass der Anteil des sykotischen Miasmas auf bis zu 60% der chronischen Erkrankungen beziffert wird. Die Gonorrhö ist weltweit die häufigste Geschlechtskrankheit (25 Mio. Neuansteckungen pro Jahr), somit haben die venerischen Erkrankungen nichts von ihrer Bedeutung für die Prägung der Miasmen verloren. Wir können zu Recht die Einschätzung Hahnemanns, wonach die Ursachen der chronischen Krankheiten zu über 80% in der Psora, die restlichen je zur Hälfte in der Sykose und der Syphilinie zu finden seien, in Frage stellen.

 

Psora – Mangel und Schwäche auf allen Ebenen

Ausgeprägte Schwäche, geistige und körperliche Erschöpfung, Mangel an Lebenswärme und Lebensmut kennzeichnen die Psora. Daraus resultieren vielfältige Depressionen und Ängste um die Zukunft, um die Gesundheit, um gesellschaftliche Armut. Alle psychischen und physischen Reaktionen, Wachstum und Heilung sind stark gebremst. Auffällig sind die Neigung zu Erkältungen, Allergien und die stark gestörte Rekonvaleszenz. Vor allem nach durchgemachten Krankheiten treten Beschwerden wie die Mundfäule auf, die bei gesunder Lebenskraft unter Kontrolle gehalten werden könnten. Fehlendes Selbstbewusstsein, das Gefühl zu den Verlierern dieser Welt zu gehören, Verzagtheit, mangelnder Lebenswillen oder die Furcht, nie wieder gesund zu werden, prägen dieses Miasma.

Die Liste der psorischen Arzneimittel zeigt naturgemäß viele Säuren als Schwächemittel (Salzsäu-Mur-ac. Ph-ac. Sul-ac.), und Salze von Mineralen,

die für die Reifung und Entwicklung eine große Rolle spielen (Kalzium- und Kalium-Salze). Auffälligerweise sind nur zwei Arzneimittel, die Nosode Psorinum und das Hauptmittel Sulphur.

 

Nosode Psorinum

Als Hauptmittel für das psorische Miasma gilt Sulphur. Dieses Arzneimittel wurde von H. schon sehr früh geprüft und beschrieben. Nachdem wir wissen, wie hoch H. den Anteil der psorischen Belastung in der Bevölkerung einschätzte, ist es nicht verwunderlich, dass Sulphur in seiner Praxis einen besonderen Stellenwert innehatte.

In seinen Krankenjournalen taucht das Arzneimittel Sulphur sehr häufig als „Einstiegsmittel“ auf. Mit ihm wurden viele chronische Behandlungen begonnen, weil Hahnemann in diesem Arzneimittel einen großen „Reiniger“ sah. Heute führt Sulphur mit über 16.000 Symptomen im Synthesis-Repertorium die „Hitliste“ der Polychreste an.

Die enge Verbindung zwischen Hauptmittel und Nosode eines Miasmas wurde bereits bei der Besprechung des syphilinischen Miasmas aufgezeigt.

Viele Symptome von Psorinum werden von dem miasmatischen Hauptmittel Sulphur widergespiegelt - nur in einem wesentlichen Punkt gibt es eine gravierende Unterscheidung, nämlich im Temperaturverhalten. Sulphur zeigt immer viel Lebenswärme und körperliche Hitze. Es ist alles andere als verfroren. Viele Modalitäten werden durch Wärme verschlechtert anstatt gebessert.

In allen anderen Punkten stimmen diese beiden Mittel größtenteils überein.

Klinische Zeichen in der Mundhöhle

Weil die Psora als Mutter aller chronischen, nicht venerischen Krankheiten gilt, kennen wir eine Vielzahl von Symptomen, sogenannte primäre und sekundäre Krankheitszeichen. H. bezeichnet die Psora, die innere Krätze, als das ansteckendste Miasma überhaupt.

Bereits der leichteste Kontakt mit der Haut bewirke eine Infektion.

Er nennt eine lange Liste von sekundären Erkrankungen, die als Zeichen solcher zurückliegender Ansteckung auftreten können. Hier soll nur ein kleiner Ausschnitt genannt werden, soweit diese Symptome einen klinischen Bezug zur Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde aufweisen:

• Lippenrot blass, schorfig, aufgesprungen

• Drüsen am Hals und Unterkiefer geschwollen und hart

• Zahnfleisch leicht blutend, weißlich geschwollen und schmerzhaft; verschwindet, die Vorderzähne und die Wurzeln entblößend

• Zähneknirschen im Schlaf

• Zahnschmerzen unzähliger Art, mit mancherlei Erregungsbedingungen

• Schmerzhafte Blasen und wunde Stellen an der Zunge

• Zunge weiß, weiß belegt oder rauweiß/blass oder bläulich-weiß

• Zunge voll tiefer, hin- und herlaufender Furchen, wie von oben her zerrissen

• Zunge trocken; Gefühl der Trockenheit bei gehöriger Feuchtigkeit

• Im Inneren der Wangen schmerzhafte Blasen oder kleine Geschwüre

• Gestank aus dem Mund

• Brennen im Hals

• Beständiger Speichelzufluss, besonders beim Sprechen, vorzüglich früh

• Stetes Speichelschlucken

• Übler Mundgeruch, in einigen Fällen moderig, in anderen faulig (alter Käse/stinkender Fußschweiß/fauliger Sauerkohl)

• Gelenke schmerzhaft bei Bewegung; Gelenke knarren oder knacken bei Bewegung, verstauchen oder verknicken sehr leicht

Klinische Zeichen - die passenden Arzneimittel

Als Folge von Mangel, schlechter Stoffwechsellage, unphysiologischer Versorgung der Gewebe kommen die folgenden klinischen Erscheinungen in Betracht:

Mangel - zu wenig Speichel / Trockene Mund und Lippen (Gesicht)

• Fehlender Muskeltonus; „offener Mund“; myofunktionelle Störung

• Zahnung zu langsam/erschwert; allgemeine Entwicklung zurück

• Zahnfleisch leicht blutend, schmerzhaft bei Berührung, zurückweichend, anämisch, Farbe blass

Andere Zeichen für das psorische Miasma sind Erkrankungen der Mundschleimhaut, rezidivierende Aphthen, ANUG (= akute nekrotische ulzerierende Gingivitis), Mundfäule, Herpes, eine Verhärtung der Speicheldrüsen (Parotis-/Sublingualdrüsen) + ein Übelkeit erregender Mundgeschmack und -geruch.

Die funktionelle Schwäche und Neigung zu orthopädischen Torsionen und Luxationen sind genauso im Bereich der CMD (craniomandibuläre Dysfunktion) wiederzufinden.

Besondere Aufmerksamkeit gilt hier den Symptomschmerzen im Kiefergelenk:

Verlangen zum Zähneknirschen und < nachts sind ebenfalls interessante zahnmedizinische Zeichen.

Mangel – zu wenig Speichel / Trockenheit im Mund / rissige Lippen (Gesicht)

Unter dieser Überschrift lassen sich viele Symptome repertorisieren: Im Kapitel als häufigste Arzneimittel werden genannt (jeweils die ersten 10 Positionen): nat-c. nat-m. rhus-t. calc. carb-v. arum-t. bar-c. phos. graph. kali-bi.

Unter „Mund“ finden wir die Symptome zu wenig Speichel, oder vermindert, dann Zähne kleben wie verleimt zusammen.

Im Kapitel „Gesicht“ gibt es die Rubriken Verhärtung der Speicheldrüsen (Parotis) und der Unterkieferdrüsen, die beide Hinweise auf eine verminderte

Speichelproduktion geben. Ebenfalls im Kapitel „Gesicht“ sind die Symptome trockene Lippen, die aufgesprungen und rissig sind zu finden.

Repertorium

• Gesicht: Schmerzen – Kiefer; Kieferköpfchen: PSOR (3-wertig) als alleiniges Mittel

• Gesicht: Schmerzen – Kiefer; Kiefergelenk: 42 Mittel

Mangel – Myofunktionelle Störung Als weitere Mangelsituation sehe ich die fehlende Muskelspannung, die Tendenz zur Nasenatmung (wegen der Verlegung durch die lymphatischen Gewebe im Rachenraum) und die falsche Zungenlage an. Hier wird sehr häufig ein offener Biss ohne die typischen Habits (Schnullern oder Lutschen) gefunden. Das Schluckmuster und das fehlende Gleichgewicht zwischen Zungendruck und Lippentonus führen zu einer pathologischen Aufbiegung der Maxilla mit allen Folgen des Zahnfehlstandes auch in der permanenten Dentition.

J. Meuris: Nat-m. als das wichtigste Arzneimittel zu nennen. Für mich besteht eine Verbindung bei dieser vorwiegenden Muskelschwäche zu Bar-c.

Im Repertorium werden zwei Rubriken angeboten: Kapitel „Mund“: offen und „Gesicht“: herabfallen, herunterhängen – Kiefer.

Analyse ergibt: lach. lyc. op. sulph. mur-ac. hell. hyos. phos. stram.

Mangel – Zahnung zu langsam oder erschwert / allgemeine Entwicklung zurück

In der Regel beobachten wir heute eine verfrühte Dentition, wie auch die gesamte Akzeleration eher vonstatten geht als früher. Vor diesem Hintergrund wird eine verzögerte Entwicklung im Mundraum klinisch bereits auffällig. Für die verzögerten Durchbruchszeiten gelten die Zeitangaben im achten Lebensmonat für den ersten Milchzahn, und im achten Lebensjahr für den ersten permanenten Zahn (jeweils die unteren, zentralen Schneidezähne).

Die Durchbruchszeiten sind also je um 2 - 3 Monate bzw. Jahre verspätet. Im Repertorium finden wir hier Angaben im Kapitel „Zähne“ und im Kapitel „Allgemeines“ unter Entwicklung, langsam oder erschwert.

Mangel – Zahnfleisch leicht blutend, schmerzhaft bei Berührung, Farbe blass und zurückweichend, Lippen anämisch

Eine weitere Mangelversorgung zeigt der Durchblutungsgrad von Zahnfleisch und Lippen sowie der Gesichtshaut auf. Unter dem Eindruck einer geringen Durchblutung, durch die das venöse Stromgebiet zu schwach versorgt wird, kommt es zur Atrophie am Gingivasaum. Die blasse Färbung unterstreicht diese Anämie drastisch.

Die hier zusammengestellten Leitsymptome von Psorinum lassen sich unter folgendem Kapitel repertorisieren: Kapitel „Mund“ - Bluten, Zahnfleisch bei Berührung, Farbe blass und von den Zähnen zurückgewichen (abgelöst). Im Kapitel „Gesicht“ steht der Hinweis auf die Farbe der Lippen, blass.

Analyse ergibt: phos. merc. merc-c. plb. ph-ac. sep. zinc. ferr. calc. carb-v.

Beschwerden mit dem Kiefergelenk, Zähneknirschen nachts und Verlangen, die Zähne zusammen zu beißen Schmerzhafte Zustände im Kiefergelenk werden von Caust. und Rhus-t. als bewährte Indikationen sicher abgedeckt, gezielt für das Kieferköpfchen wird die Nosode Psorinum (3-wertig) genannt. Die Rubriken für das Verlangen zu beißen, die Zähne fest zusammenzupressen, finden wir im Kapitel „Allgemeines“:

Beißen – Zusammenbeißen der Zähne, und im Kapitel „Zähne“ - das Verlangen, die Zähne zusammenzubeißen. Ein Hinweis auf diese Rubriken ist im Kapitel „Gemüt“ zu finden: „Gemüt“: Beißen – Zusammenbeißen der Zähne

Analyse: Calc-p. Calc. Sil. Mag-m. Sulph. Cham. Ferr-met. Ip. Phyt. Tub.

 

Fäule, Herpes

Für das psorische Miasma gelten eine schlechte Rekonvaleszenz und die häufige sekundäre Erkrankung nach durchgemachter Influenza oder anderen Krankheiten. Besonders bei Kleinkindern in den ersten Lebensjahren werden ulzerierende Aphthen (sogenannte Mundfäule oder ANUG) als sehr ernst zu nehmende Komplikationen gesehen.

Später haben auch viele Jugendliche und Erwachsene unter rezidivierenden Aphthen oder auch unter Herpes zu leiden. Beides sind Erkrankungen im Bereich der Mundschleimhaut oder der Lippen, die durch Stress oder Schwächung des Immunsystems ausbrechen.

Im Repertorium sind hierzu viele Angaben zu finden, nachfolgend eine kleine Auswahl:

• Allgemeines – Genesung, Rekonvaleszenz; Beschwerden während der – Influenza; nach

• Mund – Stomatitis ulcerosa, Stomakaze

• Mund – Geschwüre – Aphthen

• Gesicht – Hautausschläge – Herpes an Lippen.

Analyse: Kali-p. Ars. Sulph. Canth. Lach. Med. Podo. Chin. Sal-ac. Nat-m.

Geruchs- und Geschmacksbildung

Als ein Leitsymptom von Psorinum gilt, alle Absonderungen sind riechend (Mundgeruch und -geschmack).

Hierzu finden wir große Rubriken im Kapitel „Mund“ – Geruch, faulig / Geruch, übel riechend und Geschmack, Übelkeit erregend sowie Geschmack, faulig.

Analyse: Nux-v. Ars. Nit-ac.Arn. Puls. Merc. Caps. Psor. Sulph. Bapt.

 

Zusammenfassung

Betrachten wir klinische Symptome aus der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde unter dem Aspekt des psorischen Miasmas, so kommen viele Schwäche- und Mangelzustände zum Tragen. Naturgemäß werden in vielen Fällen das psorische Hauptmittel Sulphur und das dem Schwefel so verwandte Phosphor unter den ersten Plätzen rangieren. Aber auch viele Säuren und Metalle kommen infrage, die sowohl psorische als auch syphilinische Charakteristika in sich vereinen.

Starke Säuren wie Salzsäure, Salpeter-, .

XX

3. Teil: Das sykotische Miasma

Der Mundraum als Spiegel der Konstitution

Als dritter und letzter Teil dieser Serie wird das sykotische Miasma vorgestellt.

Hahnemann beschreibt es als das kleinste der drei chronischen Miasmen und gibt Anweisungen, wie es zu heilen sei.

Die Sykose erzeuge bei Weitem die wenigsten chronischen Krankheiten.

Nach seiner Einschätzung lag die Häufigkeit bei unter 10%, da er schon für die Psora eine Verbreitung von „sieben Achteln“ unter seinen Patienten sah.                                                         

Phosphor- oder Schwefelsäure zeigen stets große Schwächezustände an. Rein chemisch betrachtet, führen sie aber gleichzeitig auch zu Verätzungen, durchtrennen also Gewebe und bewirken Nekrosen und Ulzerationen. Darin offenbaren sie ihre syphilinische Komponente.

Auch einige Metalle wie Arsen, Cupr-met.Zinc-met. typische Vertreter der Psora. Des Weiteren finden wir viele Arzneimittel, die geringe Lebenskraft und Wärme mitbringen (Hep. Sil. Puls. Rhus-t.).

Sind die Entwicklung und das Wachstum bei Kleinkindern betroffen, dann erkennen wir die wichtigen Kalzium- und Kalium-Salze und natürlich auch Nat-m. und Bar-c. Die Palette der infrage kommenden Arzneimittel ist sehr umfangreich, repräsentiert doch das Miasma der Psora den weitaus größten

Teil aller chronischen Krankheiten.

 

Geschlechtskrankheiten sind als Geißel der Menschheit bereits aus dem Altertum bekannt.

Als venerische Erkrankungen wurden sie lange nicht weiter unterteilt, ob wohl deutliche Unterschied ein den Primärinfektionen bestehen.

Hahnemann machte als erster deutscher Arzt auf diese unterschiedlichen Merkmale aufmerksam und erkannte Gonorrhö und Syphilis

Als zwei eigenständige Infektionskrankheiten.

Als typisch für die Infektion einer Gonorrhö fand er die „hahnen-kammartigen“ Auswüchse im Bereich der primären Geschlechtsorgane.

Diese kleinen Hauterscheinungen wer den Papillome oder Feigwarzen genannt.

Weite Verbreitung der „Feigwarzenkrankheit“ in Europa erfolgte besonders durch die Napoleonischen Kriege des frühen 19. Jahrhunderts.

Danach sei sie aber stetig abgeklungen.

Hahnemann erkannte bereits die unterschiedlichen Primärstadien der venerischen Krankheiten und konnte den Tripper (Gonorrhö) als Grundlage für die Sykose ausmachen so wie die Syphilis für das syphiline Miasma. Für die Behandlung der primären Infektionszeichen der Gonorrhö, Auswüchse im Bereich der Geschlechtsorgane „in Form eines Hahnenkamm o. Blumenkohls“, aber auch für die als sekundäre Hauterscheinungen geltenden Spätstadien nennt er ganz gezielt die Potenzierte Arznei des Lebensbaums (Thuja).

Wenn diese aus gewirkt habe, folgte Ac-nit. Nur beiden „veraltetsten und schwierigsten Fällen“ sollten zusätzlich die Feigwarzen äußerlich mit verdünnter Ø  Thuja 1x täglich betupft werden.

Solange die Sykose in frühem Stadium und als alleiniges Miasma angetroffen werde, sei bei dieser Behandlung mit großem Erfolg zurechnen.

Allerdings beobachtete H. häufige eine Kombination der Sykose mit der Psora oder sogar auch mit Psora und Syphilinie gleichzeitig.

Bei solcher Art von Verkomplizierung müsse erst die Psora und dann die anderen Miasmen isoliert behandelt werden.

In der aktuellen Diskussion wird der Sykose eine wesentlich größere Bandbreite eingeräumt.

Zu meinen ist die weltweite Erkrankung an Gonorrhö mit ca. 25 Millionen Neuinfizierten jährlich. Extrem hoch, zum anderen „moderne“ Infektionskrankheiten, die durch Chlamydien oder Papilloma-Viren aus gelöst werden.

Auch ist durch die große Zahl von Impffolgen und -schädigungen das Krankheitsbild der Sykose heute deutlich weiter verbreitet als zu H.’s Zeiten.

Heute werden 60% der chonischen Krankheiten dem sykotischen Miasma angerechnet.

• Schmerzen kommen und gehen plötzlich, typischer Nagelschmerz

• Allgemeine Frostigkeit, dennoch Besserung bei Bewegung in kühler Luft

• Starke Schweiße, oft nur an unbedeckten Teilen (Gesicht, Hals, Oberlippe)

• Alle Symptome vorzugsweise auf der linken Körperseite

• Auf der Haut bzw. Schleimhaut treten Warzen, Feigwarzen, Polypen und Papillome auf

• Durchfall nach dem Frühstück wie aus einem Spundloch

• Folgen nach Impfungen, Folgen von unterdrückten Infektionen (Gonorrhö, Vakzinosis, Grippe, Skrofulose; nicht bei akuter GO verordnen!)

Modalitäten:

• <: Kälte und Nässe, durch Wetterwechsel, vor und bei Gewitter und Sturm, durch Ruhe, von 3 -4 h.

• >: durch Schweiße und Bewegung, in frischer Luft, durch Wärme und warme Anwendungen, bei trockenem Wetter, durch Wiederauftreten von Absonderungen;

Klinische Zeichen:

• Gesicht: Farbe erdig und blass, Haut fettig, ölig und wie schmutzig Knotige Verdickung und Warzen auf den Nasenflügeln

• Neuralgien links, in den Wangenknochen, ausstrahlend in Ohr, Zähne und Nase

• Mund: Schleimhaut an Mund und Zunge wund, Bläschen, Gingiva geschwollen und schmerzhaft

Ranula beidseitig unter der Zunge, Varizen unter der Zunge

Vermehrter Speichelfluss, zäher Schleim im Rachen, der nur schwer hochzuräuspern ist

Hals trocken und rau, Mandeln geschwollen

Geschmack: übel, bitter, salzig, fad, süßlich, sauer

• Zähne: Wurzelkaries, während die Kronen gesund bleiben (unterhalb der Schmelz-Zement-Grenze)

Dumpfer Zahnschmerz vom Abend bis Mitternacht, als würde der Nerv fein berührt;

Zuweilen zuckte es darin

Scharf ziehender Zahnschmerz, meistens beim Essen

Periodontitis, bei der die Schmerzen in kurzen Abständen plötzlich kommen und gehen

Die Zähne zerkrümeln, werden brüchig

Zähne sind von Zahnstein überkrustet, extrem empfindlich gegen kaltes Wasser

Schmutzig gelbe Zähne

Thuja

 

Sykose - Überreaktionen

Exzess auf allen Ebenen Das Krankheitsbild des sykotischen Miasmasisch geprägt von Überflüssig.

Alle somatischen und psychischen Funktionen sind überreizte im Sinne von „hyper”. Es kommen zu übersteigerten Reaktionen in allen möglichen  Ebenen, die bei lang anhaltendem, chronischm Verlauf in eine Schwäche und Verlangsamung führen.

Sachez Ortega hat dieses Miasma durch Übermaß und  Exzess characterisrisiert.

Der Stoffwechsel zeigt einen erhöhten Blutspiegel an Fetten (Cholesterin oder Tri-glyzeride), Zucker (Diabetes Type 1b) oder Harnsäure.

Hypertonus führt zu m Herzkreislauf-krankheiten.

Tumorenaler Art gehören auf der körperliche Ebene zu diesem Miasma.

Psychisch für einen Ehrgeiz, übertriebene Erfolgsorientiertheit, auf geblähtes Selbstbewusstsein, übermäßiges Verantwortlichkeitsgefühl, Hypersexualität und Raubbau an den energetischen Quellen führen nur all zu leicht zu einem Kompensation als Missbrauch von Kaffee, Tabak, Alkohol oder Medikationen.

Stimulanzia werden Sucht-ähnlich-konsumiert, aber nicht vertragen.

Als Hauptmittel für dieses Miasma gibt H. Thuja an, die da zugehörende Nosode ist Medhorrinum.

Die pathologischen Prozess in der Hauptwucherungen, Warzen, Papilloma, Tumore, übersteigertes Knochenwachstum,  Übersteigerter Ehrgeiz, Pedanterie und Starrsinn.

 

Die sykotischen Mitteln in Wechselwirkung

In der neuen Synthesis (Version 9.1)

Werden 185 Arzneien genannt.

Auffällig ist die starke Repräsentanz von mineralischen Arzneimitteln.

Allgemeines – Sykose

Nosode Medorrhinum

Der Tripper hat eine lange Tradition. Erste Beschreibungen über diese Geschlechtskrankheit in der Bibel.

Hergestellt aus unbehandeltem? Gonokokkenausfluss von mehrere Männer.

Gebraucht bei Vorliegen einer erblichen Disposition.

Durch Unterdrückung einer Gonorrhö schlägt sich die Information der Krankheit auf tiefer liegende Schichten des Körpers und beeinflusst so die Konstitution des Patienten.

Viele „alte“ homöopathische Arzneimittel  waren bereits vor H. bekann und fanden Anwendung in der Naturmedizin, in der Kräuterheilkunst und bei den Wundärzte.

So auch die moisten Mittel aus H. Arzneimittellehre.

Aber die heilsame Wirkung von Thuja occidentalis wurde von dem Altmeister selber in die Homöopathie eingeführt.

Nach seiner Prüfung und durch die Erkenntnis, das Erscheinen von Feigwarzen und anderen Kondylomen eine Primärinfektion der Gonorrhö darstellt, postulierte H. Thuja als wichtigstes Mittel gegen diese Art der venerisch Erkrankung. Ihm ist auch die Trennung von Tripper und Luesinum als zwei unterschiedliche, durch Infektion hervorgerufene Geschlechtskrankheiten als Verdienst  zuzuschreiben.

Der Saft des Thuja (nomen est omen) beinhaltet sehr ätherische Öle, die bei Vergiftungen starke Reizungen und Entzündungen im Magen-Darmtrakt hervorrufen. Es kommt zu blutigem Erbrechen, Ulzerationen, Hyperämie in vielen Teilen.

Hinzu kommen degenerative Prozesse in Leber, Blut und Gehirn.

Bei dieser aus geprägten Giftigkeit kam nur eine „homöopatische” Anwendund nach entsprechender Verdünnung in Betracht.

Sehr früh wurde bereits die die gute Wirkung bei Impfbeschwerden erkannt.

Die damals so gefürchteten Pocken wurden erfolgreich durch Impfungen behandelt, leider mit starken Nebenwirkungen und aus  geprägtem Siechtum, wenn die gesundheitliche Konstitution des Patienten bereits geschwächt war.

Nach diesen Erfahrungen sprach sich H. ausdrücklich für eine Impfung mit dem Serum der Kuhpocken aus und erachtete diese neue Errungenschaft der Medizin für einen Segen der Menschheit.

Heute wird die Impfpraxis deutlich kritischer gesehen.

Aber mit der Hilfe der Homöopathie können in vielen Bereichen die Folgen und Schädigungen nach einer Impfung mit Thuja geheilt werden.

Wucherungen – Warzen an Gingiva, Zunge, Nase. Warzen im Gesicht und an der Nase sind unübersehbar und für den Patienten so störend wie an den Händen auch.

Selbst in der Volks- und Laien medizin sind die Arzneimittel Thuja und Argentum nitricum zur Behandlung  der Warzen bekannt.

Diese Wucherungen der Haut gelten als Kardinalszeichen der Sykose schlecht hin, weshalb auch eine höschst prominente Mittel wahl hier zum Zuge kommt.

Leitsymptome:

• Kälte und Nässe rufen rheumatische und neuritische Beschwerden so wie Katarrhe der Schleimhäute hervor.

• Schmerzen kommen und gehen plötzlich, typischer Nagelschmerz

• Allgemeine Frostigkeit, dennoch Besserung bei Bewegung in kühler Luft

• Starke Schweiße, oft nur an unbedeckten Teilen (Gesicht, Hals, Oberlippe)

• Alle Symptome vorzugsweise auf der linken Körperseite

• Auf der Haut bzw . Schleimhaut treten Warzen, Feigwarzen, Polypen und Papillome auf

• Durchfall nach dem Frühstück wie aus einem Spundloch

• Folgen nach Impfungen, Folgen von unterdrückten Infektionen (Gonorrhö, Vakzinosis, Grippe, Skrofulose; nicht bei akuter Gonörrhea!)

Modalitäten:

• <: 3 – 4 h./Kälte und Nässe/Wetterwechsel/vor und bei Gewitter und Sturm/Ruhe;

 >: Schweiß und Bewegung in frischer Luft/Wärme und warme Anwendungen/bei trockenem Wetter/Wiederauftreten von Absonderungen;

Klinische Zeichen:

• Gesicht: Farbe erdig und blass, Haut fettig, ölig und wie schmutzig

Knotige Verdickung und Warzen auf den Nasenflügeln

Neuralgien links, in den Wangenknochen, ausstrahlend in Ohr, Zähne und Nase

• Mund: Schleimhaut an Mund und Zunge wund, Bläschen, Gingiva geschwollen und schmerzhaft

Ranula beidseitig unter der Zunge, Varizen unter der Zunge

Vermehrter Speichelfluss, zäher Schleim im Rachen, der nur schwer hochzuräuspern ist

Hals trocken und rau, Mandeln geschwollen

Geschmack: übel, bitter, salzig, fad, süßlich, sauer

• Zähne: Wurzelkaries, während die Kronen gesund bleiben (unterhalb der Schmelz-Zement-Grenze)

Zahnschmerz dumpf vom Abend bis Mitternacht, als würde der Nerv fein berührt; zuweilen zuckte es darin

Scharf ziehender Zahnschmerz, meistens beim Essen

Periodontitis, bei der die Schmerzen in kurzen Abständen plötzlich kommen und gehen

Die Zähne zerkrümeln, werden brüchig

Zähne sind von Zahnstein überkrustet, extrem empfindlich gegen kaltes Wasser

Schmutzig gelbe Zähne

Fibrome, Veränderungen - der Wangenschleimhaut/der Bindewebeschicht der Wange häufig auf grund von  mechanischen Irritationen, traumatischen Bissverletzungen.

Sind die Strukturen im Gewebe erst einmal verhärtet, kennt die Klinik nur die Exzession als therapeutische Antwort.

Nach homöopathischer Lesart kommt diese Behandlung einer Unterdrückung gleich.

Ganzheitlich betrachtet ist eine Auflösung der Geschwulst durch körpereigene Kräfte wünschenswert.

Ich selbst habe aber diesen Vorgang, auch nach Beseitigung von störenden Parafunktionen, noch nie beobachtet.

Im Repertorium ist der Begriff „Fibrom“ nicht als Symptom aufgeführt.

Hier muss man sich mit Umschreibungen behelfen.

Exostosen

Im Kapitel „Gesicht“ werden Exostosen der Kiefer bzw. des Unerkiefers aufgelistet.

Häufiges Mittel ist Hekla lava (Zusammensetzung ist nicht klar), gefolgt von Calc-fl. und Fl-ac., bei des sehr verwandte Mittel zu Sil. (Boden zusammensetzung).

Des Weiteren finden wir in dieser Analyse Angusta vera, Hep., Aur-m. und Phyt.

Diese  Mittel zeigen eher das syphilinische Miasma an.

Die klinische Erscheinung  der meisten Exostosen im Mundbereich, an der lingualen Seite des Unterkiefers und weniger häufig ander vestibulären Seite

bei Eckzähnen und Prämolaren im Oberkiefer, sind aber nach meiner Einschätzung reine Wucherungen, ohne erkennbaren Reiz und ohne Zeichen

einer Entzündung. Somit haben wir hier keine syphilinischen Vorgänge.

Interessanter weise konnte nach meinen Befragungen kein Patient Angaben darüber machen, seit wann er die deutlich sichtbaren Exostosen in seinem

Mund beobachtet.

Ein Zeitpunkt des Entstehens war in keinem Fall aus zu machen.

Progenie des Unterkiefers

Die ungebremste Längen entwicklung der Mandibula (Unterkiefer), gekennzeichnet durch das vorspringende Kinn und den umgekehrten Überbiss der Frontzähne, ist in der Hauptsache genetisch bedingt.

Selbst im Erwarchsenenalter kommt es zur weiteren Vorschubentwicklung.

Die Wachstums tendenz ist ausgesprochen hartnäckig und wiedersteht allen Kraftanstrengungen mit  herausnehmbaren Apparaturen.

Auch sogenannte „Kopf-Kinn-Kappen” waren nicht erfolgreich.

Kombination von kieferchirurgischen und -orthopedischen Maßnahmen.

Für mein Empfinden ist die Progenie ein klassisches Zeichen für eines sykotische Belastung.

In den gängigen Repertorien gibt es kein Symptom „Progenie“, auch keine anderen Rubriken im Kapittel „Gesicht“ oder „Mund“, die auf einen über mäßiges Längewachstum der Mandibula Hinweisen könnten.

Einziger Hinweis in der Rubrik „vergrößert“: Gesicht: Kiefer: hecla, irid-met. Phos.

In der Materia Medica steht für das Arzneimittel Hekla lava:

Knochenwucherung an bewegten Teilen. Gemeint sind die Hufe und die Unterkiefer des Vieh auf Island.

• Wucherungen oder knotige Schwellung im Mund und am Zahnfleisch: Staph. Calc. Thuja. Caust. Ph-ac. Plb-met.

• „Knotige Schwellung unter der Zunge“: Ambra. Dros. Carb-an. Thuj. Ars-h. Aurum Salze. Nit-ac. Sil.

Untypische Exostosen, vestibulär in Ober- und Unterkiefer.

Auch die Akromegalie wird als sykotische Erkrankung gesehen und wird von Hekla abgedeckt.

Hyperämie

Als ein klinisches Zeichen für die sykotischen Vertreter gilt die frühere Entzündungsstufe der Hyperämie.

Pathophysiologisch bedeutet eine Mehrdurchblutung eines begrenzten Körperareals den Versuch des Organismus,

Hier eine drohende Entzündung abzuschwächen oder einzukreisen, in dem Leukozyten und andere Zellen der Immunabwehr

rasch heransportiert werden.

Klinische Zeichen dieser Bemühungen sind. Rötung, Schwellung und erhöhte Temperatur in dem betreffenden Bezirk.

Auch die reaktive Hyperämie Verlauf einer Lokalanästhesie wird hier unter zu verstehen.

Diese Folge einer localen Hypertonie kennen wir von der Klinik der Pulpitis, aber auch in anderen Formen von

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 Gesichts- und

Kopfschmerzen.

Häufig sind die Schmerzen im Rhythmus der Pulswelle zu spüren.

Der bekannte pulsierende Klopfschmerz, verstärkt durch körperliche Bewegung, ist typisch für Bell.

Im Repertorium lassen sich weitere Arzneimittel finden die zu den sykotischen Mitteln zählen:

Acon. Cham. Hyper. Phos. Spig. Sep. Nux-v. und andere.

Ein weiteres typisches Kriteriun für die Sykose sind plötzliches Auftretende und ebenso plötzlich verschwindende Beschwerden (Schmerz).

Hier haben wir eine Verbindung zu den Neuralgien.

Die Symptome im Synthesis Repertorium Kapitel „Allgemeines“ lauten: Schmerzen erscheinen und verschwinden plötzlich: Bell. Dios. Carb-an.

Mag-p. Thuj. Nit-ac. Bambus. Kali-bi. Canth. Crot-h. (erst 10 Positionen).

Venöse Stauungen, Krampfadern Unterseite der Zunge, venöse Stauung, Varizen und Krampfadern sind ebenso Folge von gestörter

Zirkulation wie die Hyperämie.

In diesem Fall geht es pathologisch mehr um Differenzen im Druckgefälle zwischen venöser und arterielle Blutbahn.

Das Versacken von venösem Blut fördert die Thrombosegefahrund führt zu einer Hypertonie.

Ein gut sichtbares Venengeflecht auf der Zungenunterseite gilt als typisch für das Hauptmittel der Zykose = Thuja.

In der Analyse wird dies bestätigt.

Trigeminius und andere Gesichtsneuralgien

Das Thema Trigemeniusneuralgie und andere Geischtsschmerzen wird in der Zahn-, Mund und Kieferklinik allgemein und in der Homöopathie

Besonderen im sehr umfangreich und vielschichtig behandelt.

Die Charakteristik der Schmerzen – Qualität, Intensität und Lokalisation - so wie die Ausstrahlung sind so vielfältig, hier folgt eine kleine Überblick.

Als grobe Unterscheidung dienen die Abtrennung von Kopfschmerzen, die Betrachtung der halbseitigen Gesichtsschmerzen und  der Schmerzen

im Verlauf des Trigemenius, mit oder ohne dentogener Genese.

Hervor zu heben ist diese sehr detailreiche Beobachtungen der „alten“ Homöopathen, allesamt keine Zahnmediziner, die sich hin Ermangelung unsere

heutige Diagnosegeräte allein auf  ihre Wahrnehmung der geschilderten Symptome verlassen mussten.

Ihnen ist es zu verdanken, dass sind der Homöopathie ca. 140 verschiedene Schmerzbeschreibungen und -zustände verzeichnet sind.

Diese Vielzahl basiert auf den in die Vielfalt individuellen Angaben und Beobachtungen bei der intensiven Fallaufnahme nach den Kriterien der

Großen Anamnese. Die klinische Diagnose „Trigeminusneuralgie“ legt folgende Definition zugrunde.

Die Neuralgie ist gekennmerkt durch anfallsartig Gesichtsschmerzattacken mit maximaler Stärke und überwiegend kurzer Dauer (Sekunden).

Der Schmerzbereich deckt sich mit dem Schmerzbereich mit dem Ausbreitungsgebiet des betroffenen Nervenastes.

Die Attacken können auch durch physiologische, taktile, thermische oder propriozeptive Reize ausgelöst werden.

Häufig ausgelöst durch mechanische Auslöser bei der (echten) Trigeminusneuralgie Gesichtsbewegungen (Kauen/Sprechen/Bewegung der Gesichtsmuskeln, Berührung bestimmter Hautareale, die Einwirkung von Wasser/Wind/Hitze/Kälte.

Meistens sind bei der Trigeminusneuralgie Triggerpunkte +/o. –zonen indentifizierbar.

Nach ganzheitlichen Kriterien wird eher entzündliche (= akute) von einer chronischen Variante unterschieden, was sich auch in der Auswahl der

zutreffenden homöopatischen Mitteln widerspiegelt.

Die Symptome, nachdem im Synthesis Repertorium Kapitel „Gesicht“ repertorisiert werden kann sind: Schmerz-anfallsartig, plötzlich auf tretend und

Wieder rasch vergehend, wahnsinnig machend, neuralgisch  und Nervenschmerzen (Tigeminusneuralgie).

Eine weitere Qualtät sind die umfangreichen Ausstrahlungsregionen: Wangenknochen/Oberkiefer/Nasenwurzel/Stirn/Ohr/Hals/Nacken.

Modalitäten machen es möglich die Formen einzugrenzen: Zeit/Wetter/Körperlage/Auslöser/Bewegung/Anästhasie usw.

Folgende Mitteln kommen in der Repertorisation vor: Arg-n. Bell. Coloc. Kalium-Salze. Mez. Nat-m. Nux-v. Spig. und andere.

Zusammenfassung Sykose:

Ungebremstes Wachstum

Überschießende Stoffwechselsituationen und nachfolgende Schwäche aus.

Im Bereich der Mundhöhle und des Gesichts kommen zahlreiche Veränderung und Erkrankungen unter diesen klinischen Prämisse in Betracht:

Knotige Geschwüre, Warzen und Papillome, Wucherungen an Gingiva, Kieferknochen, ja sogar an Zähnen, Hyperämie als frühes Zeichen in der

Entzündungskaskade und übel riechende Absonderungen (Mundgeruch und -geschmack).

Alle 3 vorgestellten Nosoden: Syphilinum, Psorinum und Medhorrinum, dieses charakteristische Merkmal, für eine klinische Unterscheidung ist

Es so mit nicht sonderlich hilfreich. Besser lassen sich die Modalitäten für Verschlechterungen zu bestimmte Zeiten, das Temperaturverhalten und

Essgewohnheiten heranziehen.

Das Wissen um diese auffälligen Besonderheiten ist für eine rasche und zielsichere Zuordnung der klinischen Beschwerden

Zu miasmatischen Grundlagen sehr hilfreich.

Als Abschluss folgende Feststellung dass die miasmatischen Zeichen in der Mundhöhle und im Gesichte eines Patienten

Wertvolle Hilfeleistung bei der Beurteilung chronische Erkrankungen und das finden das geeignete Mittels.

 

Medhorrinum:

Leitsymptome:

• Frieren im Ganzen oder an einzelnen Körper teilen, an Nase, Händen und Füßen, an Brüsten und Brustwarzen

• Nervös, voller Hast und Ungeduld

• Seelischen Eindrücken widerstandslos ausgeliefert

• Konzentrationsmangel, kann sich nicht an eben Gelesenes erinnern

• Heißhunger, auch unmittelbar nach dem Essen

• Verlangen nach Alkohol und Stimulantien

• Übler Körpergeruch und übler Geruch der Ausscheidungen

• Beschwerden werden schlimmer beim Darandenken (z.B. Hautjucken)

• Spezifikum, um die Abwehr bei chronischen Folgen der Gonorrhö zu beleben und unterdrückte Absonderungen wieder hervorzurufen,

Reaktionsmittel (Cupr-met. Zinc-met.; nicht bei akuter Gonorrhö verordnen!)

Modalitäten:

• <: morgens [(3 - 4 h.)/charakteristisch für alle sykotischen Mittel]/ Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang (huja umgekehrt!)/Bewegung, Kälte, Sturm, auch bei föhnigem Wetter, während Gewitter;

• >: Ruhe/Bauchlage mit angezogene Knien/Liegen auf Gesicht und Knien-Ellebogen (Husten)/Gliederschmerz feuchten Wetter/warmem Wetter/am See/Wieder im gang kommen von Sekretion;

Klinische Zeichen:

• Gesicht: - Farbe grünlich-blass, Neuralgie über Ober- und Unterkiefer, Akne, Sommersprossen - Herpes der Mundwinkel- übler Mundgeruch am Morgen Zäher Schleim fließt beim Schlafen aus dem Mund

• Mund: Geschmack beim Aufstehen kupferartig, unangenehm, morgens schlecht. Fauler Atem am Morgen, Trockenheit des Mundes, fühlt sich verbrannt an. Blasen an der Innenseite der Lippen und Wangen, die Haut löst sich in großen Flecken ab - Fadenziehender Schleim kommt im Schlaf aus dem Mund

Zunge belegt: braun und dick;  morgens dick mit schlechtem Geschmack; an der Basis weiß, sonst rot; weiß mit hindurchscheinenden Papillen

blasig: kleine wunde  Stellen, Pusteln(Aphthen) am Rand, an der Spitze und unter der Zunge, sehr schmerzhaft, auch an der Innenseite der Lippen und im Hals

• Zähne: Ausgezackte Kanten oder Zähne kreideartig und faulen leicht

Gelb: Wunde, schmerzende Zähne, besonders die Eckzähne fühlen sich wund und weich an.

 

 

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