Phosphorus Anhang 3
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[Tanja Hofmann]
A) Die Substanz
1. Die Entdeckung von Phosphor
Der Alchimist Hennig Brand entdeckte auf
seiner Suche nach dem „Stein der Weisen“ zwischen 1669 und 1675 den Phosphor. Der
„Stein der Weisen“ sollte unedle Metalle in Silber und Gold verwandeln.
Brand dampfte hierzu u.a. den „goldgelben“
Harn ein und glühte den Rückstand unter Luftabschluss.
Dabei erhielt er ein im Dunkeln
leuchtendes Produkt, weil das im Harn vorkommende Phosphorsalz beim Glühen von
dem durch Verkohlung organischer Substanzen entstandenen Kohlenstoff zu weißem
Phosphor reduziert wurde. Die Substanz leuchtete im Dunkeln und war extrem
entzündlich.
Er nannte sie „kaltes Feuer“.
Phosphor-Essenz: Schnell begeistert/entflammt,
schnell erschöpft/ausgebrannt. Früher wurde für das Zündholz (giftiger) weißer
Phosphor verwendet; heute besteht die Reibefläche aus Tetraphosphohrtrisulfid
und Kaliumchlorid, die miteinander reagieren.
2. Das Element Phosphor
a) in der Chemie
Phosphor ist ein nicht-metallisches
Element und besitzt im Periodensystem der Elemente die Ordnungszahl 15 (= 15
Protonen im Atomkern). Sein chemisches Symbol ist P. Phosphor gehört zur
Stickstoffgruppe (zusammen mit Stickstoff, Arsen, Bismut und Antimon). Phosphor
kommt in der Natur nicht in elementarer Form vor, sondern nur in Form der
Phosphate, bei denen es sich um organische oder anorganische sauerstoffhaltige
Verbindungen handelt. Elementarer Phosphor
kommt in vier Modifikationen vor:
1. dem weißen bzw. gelben giftigen
Phosphor,
2. dem roten,
3. dem schwarzen und
4. dem violetten Phosphor.
Weißer Phosphor kann aus dem Erz des
Apatits (Ca-F-Cl-Phosphat) gewonnen werden, das einen besonders hohen
Phosphoranteil hat. Er ist wachsweich und „riecht wie ein elektrischer Funke“.
Hauptvorkommen für Apatit liegen in den USA, in den GUS-Staaten, in Marokko und
in China.
· Der rote Phosphor, ein amorphes Pulver,
entsteht durch längeres Erhitzen des weißen Phosphors über 250° C.
· Bei noch längerem Erhitzen geht dieser
in den kristallinen violetten Phosphor über.
· Beim Einsatz von hohen Temperaturen und
einem hohen Druck lässt sich aus weißem Phosphor schwarzer Phosphor gewinnen.
Dieser kann Strom leiten.
Im Dunkeln leuchtet weißer Phosphor, daher
der Begriff Phosphoreszenz. Dieser Leuchteffekt entstammt einer
Chemolumineszenz, wobei sich das an der Oberfläche mit der Luft gebildete P2O3
in das energieärmere und stabilere P2O5 umwandelt. Bei diesem Oxidationsprozess
wird die freigesetzte
Energie in Form von Licht (und Wärme)
abgegeben. Oberhalb von 50°C entzündet sich weißer Phosphor von selbst und
verbrennt mit gelblich-weißer und relativ heller Flamme, daher darf weißer
Phosphor nie an der Luft aufbewahrt werden. Brennender weißer Phosphor ist sehr
schwer zu löschen (nur mit Sand) und führt auf der Haut des Menschen zu
schwersten Verbrennungen (Opfer von Phosphorbrandbomben).
Dagegen entzündet sich roter Phosphor erst
bei Temperaturen oberhalb von 300° C.
Die wichtigsten Eigenschaften in Kürze:
· Phosphor ist fünfwertig, d.h., Phosphor
kann fünf Bindungen eingehen. Phosphor wird daher als sehr bindungsfreudig
bezeichnet.
· Phosphor und Phosphorverbindungen sind
schlecht löslich.
· Weißer Phosphor ist äußerst reaktiv.
· Phosphor ist hydrophil.
· Phosphor hat eine hohe Affinität zu
Sauerstoff, d.h. es löst sich mit dem Sauerstoff praktisch „in Luft auf“.
b) in der Natur
Phosphor ist in Pflanzen und in Tieren
selbst vorhanden, besonders reichlich aber in Fischen und Algen. Im Körper
eines Erwachsenen findet sich etwa 700 Gramm Phosphor in organischen
Verbindungen, davon der Hauptteil in Knochen und Zähnen. Phosphorlipide bilden
die Zellmembrane, Phosphor wird zur
Energiegewinnung benötigt und ist Bestandteil der DNA und RNA.
Phosphor ist ebenfalls im Kot von
Meeresvögeln enthalten („Guano“).
Phosphorhaltige Lebensmittel sind:
- Milch und Milchprodukte
- Fleisch, Fisch, Geflügel
- Getreide
- Hülsenfrüchte.
Phosphatmineralien bilden ca. 0,1 Prozent
Massenanteil an der Erdkruste.
c) Verwendung im Alltag
In der Industrie wird roter Phosphor für
Streichhölzer und Feuerwerkskörper verwendet. Weißer Phosphor wird vor allem
zur Erzeugung von Phosphaten für Waschmittel und Düngemittel verwendet (in
Deutschland für Waschmittel seit 1986 verboten). Phosphor wird außerdem als
Phosphat (Sauerstoffverbindung) Lebensmitteln zugesetzt. Es dient als
Stabilisator und Emulgator. Resultat: Das Wasserbindungsvermögen wird durch die
hydrophilen Eigenschaften erhöht, die Lebensmittel sehen
voller/knackiger/frischer aus.
Beispiel: Würstchen. Würstchen bestehen
praktisch nur aus Fett. Da Fette hydrophob sind, kann kein Wasser zugesetzt
werden.
Beispiel: Cola enthält Phosphorsäure zur
Konservierung, aber auch, um das Durstgefühl zu verstärken und den
Zuckergeschmack zu überdecken.
Weiterhin ist Phosphorsäure in Kosmetika
und Pharmaprodukten zu finden (Stabilisator und Emulgator). Auch als
nervenlähmendes Insektengift findet Phosphor Einsatz.
Die Weltproduktion von Phosphat betrug
1990 157 Millionen Tonnen!
3. Physiologie und Pathophysiologie
a) Physiologie
· Phosphorlipide bilden unsere
Zellmembrane.
· Phosphor ist als ATP
(Adenosintriphosphat) die wichtigste Energiequelle aller Organismen: Die
Energie entsteht durch die Abspaltung einer Phosphatgruppe.
· Phosphor wird zu 60 – 80 % über die
Niere und zu 20 – 40 % über den Stuhl ausgeschieden. Ein geringer Teil wird
über den Schweiß ausgeschieden.
· Phosphor ist – zusammen mit Calcium und
Magnesium - für den Körper ein sog. „Bau-Mineral“, während Jod, Natrium, Kalium
und Chlor zu den „Regler-Mineralien“ zählen.
· Phosphor bildet das Gerüst der
Nukleinsäuren, die die Erbübertragung gewährleisten und die Eigenschaften der
Zellen und Organismen bestimmen (DNA und RNA).
· Phosphorsäure bildet drei verschiedene
Salze mit verschiedenen Säurestärken; diese Salze beteiligen sich an der
Aufrechterhaltung des Gleichgewichts des Säure-Basen-Haushalts. Phosphor dient
hier als Puffer.
· Phosphat im Blut steigt durch den Konsum
von Kochsalz.
· Phosphorsalze bilden im Darm mit Magnesium
und Kalzium nicht lösliche und nicht resorbierbare Salze. Damit mindern sie das
Angebot an Kalzium und Magnesium für den Körper.
· Wenn zuviel Phosphor im Körper ist,
bildet die Nebenschilddrüse das Hormon „Parathormon“, das den Phosphor über die
Niere ausscheidet.
· Die Ausscheidung von überschüssigem
Phosphor geht einher mit der Ausscheidung von Calcium aus den Knochen.
b) Phosphor-Pathologie
b.1 – Hypophosphatämie / zu niedriger
Blut-Phosphatspiegel
Ursachen u.a.
· Vitamin-D-Mangel
· Alkalose
· Alkoholismus
· Nierentransplantation
· Hämodialyse
· Einigen Rachitisformen
· Schwere Verbrennungen
Symptome der Hypophosphatämie
Bei Kindern wirkt sich ein Phosphormangel
durch verzögertes Wachstum, schlechte Knochen- und Zahnbildung und Rachitis
aus. Die Symptome ähneln einem Calcium- und Vitamin-D-Mangel.
Phosphormangel kann in jedem Alter zu
einem Gewichtsverlust führen und Müdigkeit hervorrufen.
Auch anormaler Appetit (starkes Verlangen
nach phosphorhaltigen Substanzen, die keine Lebensmittel sind - Kreide, Ton,
Kalk o.ä.) gehört zu den Symptomen.
Ein Mangel an Phosphor kann lange Zeit
verborgen bleiben, da Phosphor aus den Knochen mobilisiert, also abgebaut wird.
Dies zeigten auch Beobachtungen aus den Kriegs- und Nachkriegsjahren. Nach
längerer verminderter Zufuhr von Phosphat trat die so genannte
'Hunger-Knochenerweichung' auf. Bei Einnahme von zu viel Calcium und zu wenig
Phosphor kann es zur Bildung von Nierensteinen kommen. Tierversuche zeigen,
dass Phosphormangel neben dem bereits erwähnten Gewichtsverlust zu einem
unzureichenden Ausbau des Skeletts und im Extremfall zum Tod durch
Kräfteverfall führen kann.
b.2 Hyperphosphatämie / zu hoher
Blut-Phosphatspiegel
Ursachen u.a.
· Niereninsuffizienz
· Hypoparathyreoidismus
· Akromegalie
· Morbus Addison
· Vitamin-D-Überdosierung
· Knochenkrebs
· Medikamente (Furosemid, Phenytoin,
Tetrcycline)
Symptome der Hyperphosphatämie u.a.
· Osteoporose
· „saure“ Stoffwechsellage
· diskutiert wird auch ein Zusammenhang
zwischen Phosphorüberschuss und Unruhe bis hin zur Hyperaktivität von Kindern
· soll Prostata-Krebs begünstigen;
vermutlich auch Zusammenhang zwischen Phosphorüberschuss und anderen Krebsen
b.3 Zeichen einer Phosphorvergiftung
(insbesondere weißer Phosphor):
1. akut: Übelkeit, Erbrechen (mit
knoblauchartigem Geruch), schmerzhafte Durchfällen
2. nach Latenz von 1–3 Tagen (Resorption):
Symptome seitens Leber (Verfettung, tox. Degeneration) u. zentralem
Nervensystem (Kopfschmerzen, Halluzinationen, delirante Zustände),
3. präfinal körperlicher Verfall und Koma;
chronisch v.a. Knochenveränderungen
Phosphor-Bezüge in der Literatur und der
Mythologie
2. Mythologie: Vom Morgenstern zum Satan
Der Name Phosphor stammt von dem
griechischen Gott des Morgensterns, Phosphorus, einem Sohn der Göttin der
Morgenröte (Eos). Der Legende nach fuhr Eos jeden Morgen mit einer prächtigen
Kutsche, vor die weiße Pferde gespannt waren, aus dem Meer in den Himmel.
Phosphorus und seine Schwester Thalassa wiesen ihr den Weg.
Einer anderen Legende nach erfuhr
Phosphorus eine Transformation: Er durfte kurze Zeit als Morgenstern leuchten,
musste bald darauf in der Unterwelt verschwinden und durfte am Abend dann
wieder für kurze Zeit als Abendstern leuchten.
Das lateinische Wort für Lichtträger oder
Lichtbringer ist Lucifer, und gemeint war damit der Planet Venus, der hellste
Planet am Himmel. Damit sind wir beim Satan. Die Kirchenväter machten sich die
Legende des Phosphorus zu Nutzen, indem sie die Bibel wie folgt deuteten:
Gott schuf zunächst die Engel. Einer der
höchsten Engel war Luzifer, fast so schön wie Gott. Als Gott jedoch Lucifer
befahl, den Menschen zu dienen, verweigerte dieser sich. Also verstieß Gott ihn
aus dem Himmelreich. Gott stieß ihn, und Lucifer fiel in die Morgenröte. Andere
Engel lehnten sich dagegen auf. Sie folgten Lucifer als gefallene Engel bzw.
als Dämonen. (In einer anderen Version wurde Lucifer vom Erzengel Michael mit
Unterstützung Gottes gestürzt.)
Seiner himmlischen Macht beraubt,
trachtete Lucifer – nunmehr Fürst der Dunkelheit und Herrscher des Hades, der
Unterwelt – den Menschen nach ihrem sorglosen Leben. Seine Versuchungen sind:
die Lüge, alles Schattenhafte, die Gier,
Machtmissbrauch, seelenlose Lüsternheit, Bestechlichkeit und Maßlosigkeit. Er
erscheint dem Menschen nicht immer offensichtlich, sondern sehr trickreich,
eben auch in einer gut verpackten oder sehr verlockenden Form.
Arzneimittelbild
1. Arzneimittelbild
a) Geist und Gemüt
Einen „reinrassigen“
Phosphor-Patienten empfangen wir gern in unserer Praxis: Sie kommt zwar einige Minuten
zu spät, weil sie noch „wahnsinnig viel zu tun“ hatte, was sie uns mit
leuchtenden Augen und entschuldigendem Wimpernaufschlag mitteilt, während sie
ihr schönstes Lächeln zeigt, lassen uns aber sofort besänftigen: „Diesen Termin
hier in Ihrer wundervollen Praxis mit Ihnen, liebe Frau Hofmann, wollte ich auf
keinen Fall verpassen! Es geht mir immer so gut hinterher!“
Während wir also im Geiste noch damit
beschäftigt sind, das wohltuende phosphorische Komplimente-Öl in unsere Zellen
sickern zu lassen, tänzelt unsere Phosphor-Patientin katzengleich (DD.: Lac
felinum und andere Katzen, Schmetterlinge, Tuberculinum) durch den Praxisraum
und lobt, als sei unsere Praxis das Taj Mahal, bis wir es selbst fast glauben.
Flugs vergessen wir unseren Grundsatz, keinen Kaffeeklatsch, sondern eine
Anamnese abzuhalten, und fragen, ob sie einen Tee möchte.
Während unsere Phosphor-Patientin also
begeistert wissen möchte, woher wir die wundervollen Sessel haben, wir in
entspanntem Wohlbehagen den Tee einschenken und uns auf einen 30minütigen
Smalltalk einstellen, den beide mit einem Gefühl von Wärme und Verbundenheit
verlassen, erinnern wir uns (hoffentlich) noch an unsere Aufgabe, nämlich die
Führung einer homöopathischen Anamnese.
Die wir uns natürlich sparen könnten, weil
das Arzneimittel uns entgegenleuchtet, aber unser Anamnesebogen ist noch leer,
bis auf das § 153-Symptom, das wir erstaunt als Eigenbeobachtung schnell in
eine Ecke gekritzelt haben: „(Ich lächele seit zehn Minuten und fühle mich
angenehm euphorisiert!)“
Selbst hartgesottene Homöopathen, die dank
ihrer ausgeklügelten Anamnese-Technik ein Buch über Verhörmethoden für
Geheimdienste schreiben könnten, werden in Gegenwart ihrer Phosphor-Patienten
handzahm. Als ich noch blutige Anfängerin war, mir aber bereits der Spitzname
„Mrs. CIA“ anhing, begegnete ich meiner ersten Phosphor-Patientin. Sie kam zwei
Minuten zu spät, entschuldigte sich lächelnd, setzte sich so anmutig wie eine
Feder auf den Sessel und sagte:
„Ich weiß gar nicht so genau, warum ich
eigentlich hier bin!“ Dann bewunderte sie meine Ohrringe. Meine Supervisorin
legte ihren Kugelschreiber zur Seite und begann, über ihre Einkaufsliste
nachzudenken – das Mittel hatte zu ihr gesprochen. Glücklicherweise gab es dann
doch noch ein paar Symptome, die ich der Form halber repertorisieren konnte:
die Neigung zum Erröten vom Hals beginnend hinauf zum Kopf, die extreme
Geruchsempfindlichkeit und das durch Gemütsbewegungen ausgelöste Nasenbluten.
Die zeitintensive Erstanamnese ist für
unsere phosphorischen Patienten quasi so etwas wie der zweite Geburtstag im
Jahr. Sie lieben Aufmerksamkeit, und so gern sie unverbindliche Unterhaltungen
initiieren – 80 % des Inhalts sollte doch von ihnen handeln, sonst langweilen
sie sich.
Denn im Grunde genommen hält jeder ausgewachsene
Phosphoriker sich selbst, seine Gedanken, Ideen und Gefühle für weitaus
interessanter als sein Gegenüber, weswegen er diesen wohlwollend und
ausführlich daran teilhaben lässt.
Phosphor ist allerdings sehr wohl auch
sehr schüchtern, was wir insbesondere bei Kindern erleben:
Sie verstecken sich zunächst einmal hinter
Mamas Beinen, um uns von dort aus vorsichtig zu beäugen. Erhalten sie ein
Lächeln oder gar einige aufmunternde Worte, verlassen sie ihr Versteck jedoch
schnell, und dann kann aus dem schüchternen Kind, das sich soeben noch
versteckte, flugs ein Plappermaul werden, das eine Stunde lang unermüdlich
durch freundliche Einmischung in alles versucht, den Großteil der
Aufmerksamkeit zu erhalten. Die Betonung liegt auf dem Wort
„freundlich“: Phosphor-Kinder fallen
meistens NICHT durch negatives Verhalten auf, und wenn, dann unbeabsichtigt.
Blick in das Repertorium:
Phosphor ist NICHT vertreten in den
Rubriken (Radar Version 10.5)
- Lügner (Phosphor finden wir hier nur als
Calcium phosphoricum (1)
- Manipulierend
- Unaufrichtig
Wir finden Phosphor allerdings in
folgenden Rubriken:
- Naiv, leichtgläubig (2)
- Heuchelei (1)
- Gefallsüchtig (3)
- Faulheit (3)
- Gleichgültigkeit gegen geliebte Personen
(3)
- Gleichgültigkeit gegen Verwandte (4)
- Mitgefühl (3)
- Mitteilsam (3)
- Schmeichlerisch (3)
Wie passt das also zusammen – wer
schmeichlerisch und gefallsüchtig ist, bleibt immer bei der Wahrheit?
Ich zitiere Jack Nicholson aus dem Film
„Was das Herz begehrt“, in dem er einen alternden Musikproduzenten spielt,
dessen stetig wechselnde Freundinnen nicht älter als 30 Jahre sein dürfen – und
sich dann ausgerechnet in eine Mittfünfzigerin (von der wunderbaren Diane
Keaton gespielt) verliebt, der er unbedarft gesteht: „Ich lieb‘ dich.“ Diane
Keaton enttarnt das fehlende „e“ sofort:
„Ich lieb‘ dich“ ist sehr viel
unverbindlicher als „Ich liebe dich“.
Sie verbringen eine Nacht miteinander, und
Jack Nicholson stellt fest: „Du bist eine Frau zum Heiraten.“ Dann geht er, um
sich mit der nächsten jungen Frau zu vergnügen. Während er also vor der Liebe
davonrennt, erkennt die reife Frau die Wahrheit und nimmt sie an: Sie hat sich
in einen Playboy verliebt. Also gesteht sie ihm in aller Form ihre Gefühle,
woraufhin er erschrocken zurückweicht und nichts zu erwidern weiß, doch zum
Ende des Gesprächs hin sagt er: „Ich habe dir
immer eine Variante der Wahrheit gesagt.“
Phosphor lügt also nicht, sondern
kommuniziert und lebt Varianten der Wahrheit. Vorzugsweise wählt er die
Variante, die sich für alle Beteiligten gut anfühlt:
Ja, er hat in diesem Moment tatsächlich
Liebe für die Frau empfunden. Aber eben nur in diesem Moment, und weil er nicht
weiß, was Liebe ist, hat er auch nicht gelogen, sondern eine Variante der
Wahrheit präsentiert. Eine andere Wahrheit wäre die gewesen, dass er trotz des
momentanen Gefühls von Liebe in sein altes Playboy-Leben zurückkehren wird, um
wie ein Schmetterling von einer verführerisch duftenden Blüte zur nächsten zu
fliegen.
Ahnt er die Wahrheit, und zwar nicht nur
die beste Variante? Ein wenig. Wir finden Phosphor zwar nicht in der Rubrik
„Beschwerden durch Scham“, aber 1wertig in der Rubrik „Beschwerden durch
Verlegenheit“.
Ich zitiere Diane Keaton: „Die Wahrheit
hat keine Varianten!“ Nein, für sie nicht. Sie sammelt weiße Steine am Strand.
Ihr Haus ist weiß eingerichtet. Sie trägt immer Rollkragenpullover, auch im
Sommer. Sie ist erfolgreich und einsam, hat sich aber mit ihrem
durchorganisierten Leben gut arrangiert. Und nun rauscht die Liebe in ihr Leben
und bringt alles durcheinander. Sie liebt, und er auch, irgendwie zumindest,
aber er bevorzugt dennoch ein Leben ohne sie. Sie gehen gemeinsam am Strand spazieren, sie sammelt
ihre weißen Steine – und er hebt einen schwarzen Stein für sie auf. Sie lacht,
nimmt den Stein und bewahrt ihn später in einem Glas voller weißer Steine auf –
allseits sichtbar, ein deutlicher Bruch in ihrer geradlinigen, weißen Welt ohne
Kanten und Farben. Nach der Trennung ringt sie um ihre Fassung: „Mein Leben war
in Ordnung, wie es war, aber dann habe ich dich kennengelernt … wie soll ich
jetzt nur weitermachen, ohne dich?“
Phosphormenschen haben die Fähigkeit,
andere tief zu berühren – und natürlich berühren sie insbesondere die Menschen,
die viel Angst vor Berührung haben, die sich in ihrem weißen Leben eingerichtet
haben, ohne noch viel zu erwarten, und die vielleicht sogar Angst vor der
Veränderung haben: Besser, es bleibt so überschaubar, wie es ist, ohne Höhen
und Tiefen … doch betritt Phosphor die weite, gleichförmige Lebensebene dieser
Menschen, wachsen Berge und Täler, und die Ebene, die durch ihre
Überschaubarkeit viel Sicherheit bot, ist plötzlich nicht mehr so attraktiv.
Höhen und Tiefen gibt es im Leben der
Phosphormenschen viele. Ihre Sensibilität ist ausgeprägt. Sie
leben, lieben und leiden intensiv. Das
tief empfundene Leiden kann von Außenstehenden oftmals nicht nachvollzogen
werden, wird der Anlass als ‚nichtig‘ abgetan. So wurde eine Phosphorpatientin
von ihrem einwöchigen Liebhaber verlassen und schilderte mir ihren Schmerz mit
den Worten: „Ich liege in einem Bett, auf einem weißen Laken, und ich blute aus
meinem offenen Herzen so stark, dass sich das Laken ganz rot färbte.“
Die Silicea-Freundin rät ihr spitz: „Sei
froh, dass du den so früh losgeworden bist, suche dir einen soliden Mann.“
Sepia bemerkt pragmatisch: „Jetzt kannst
du dich wieder ganz auf deine Arbeit konzentrieren.“ (Und fügt in Gedanken
verächtlich hinzu: Typisch Mann …!)
Die Natrium-Freundin schiebt ihr eine DVD
hin: „Sinn und Sinnlichkeit“ von Jane Austen, damit ihre leidende Freundin den
Liebeskummer noch einmal so richtig schön ausleben kann, denn Schmerz ist das
Salz in der Suppe des Lebens …
Doch Phosphor will keinen Schmerz. Es soll
alles schön sein und harmonisch. Die Tränen werden weggewischt, der
Kosmetiktermin gebucht, und ein lachendes Gesicht wird aufgesetzt: Auf zum
nächsten Abenteuer! Drei Wochen später fragt die Natrium-Freundin behutsam: „Na
… wie geht es dir mit Bernhard?“
Und Phosphor fragt verdutzt nach: „Mit
wem?“ Denn Bernhard ging so schnell, wie er kam, und David, der nette Mann aus
dem Chatforum, könnte wirklich der Richtige sein …
Wir schauen uns die Rubriken im
Repertorium an:
NICHT enthalten ist Phosphor in:
- Traurigkeit durch enttäuschte Liebe
- Verzweiflung durch enttäuschte Liebe
- Eifersucht aus enttäuschter Liebe
Enthalten ist Phosphor in:
- Beschwerden durch enttäuschte Liebe: (1)
– 93 Mittel in der Rubrik!
- Liebevoll, voller Zuneigung, herzlich
(2)
- Mitgefühl (3)
- Verlangen nach Mitleid
(4)
- Gefühl, verlassen zu sein (2)
- Verlangen nach Gesellschaft (4)
- Verlangen, mit jemandem zu sprechen (2)
- Phantasien übertrieben, hochfliegend (2)
- Abhängig von anderen (2)
- Beschwerden durch sexuelle
Enthaltsamkeit (2)
- Beschwerden durch sexuelle Exzesse (2)
Sehr interessant sind folgende Rubriken:
- Manisch durch enttäuschte Liebe –
Phosphor ist das einzige Mittel und 2wertig
- Verlangen, magnetisiert zu werden (3) –
12 Mittel in der Rubrik
Phosphor hat also kein Verlangen nach tief
empfundener Liebe, weil diese durchaus auch Konflikte mit sich bringt und
früher oder später der Alltag einkehrt. Phosphor hat Interesse am Austausch,
und zwar nicht nur mit wenigen, besonders nahestehenden Personen, sondern mit
vielen Menschen auf vielen Ebenen.
Es geht Phosphor hierbei nicht um langwierige
Diskussionen mit schweren Inhalten, sondern – ausgedrückt in der Rubrik:
Verlangen, magnetisiert zu werden –
um die positive Spannung.
Es soll interessant und auf- und anregend
sein. Gesellschaft ist für Phosphor ein wichtiges Lebenselixier, allerdings
nicht so wie bei Calc., der mit seiner Familie im Wohnmobil durchs Ländle
fährt, wenn er sich überhaupt mal vom Campingplatz wegbewegt, sondern eher wie
ein Wasserläufer, der die Oberflächenspannung des Wassers nutzt, um
voranzukommen. Auch Phosphor will vorankommen, will sich entwickeln, Neues
erleben, aber in unbekannte Tiefen will Phosphor
nicht abtauchen. Das Anticken der
Oberfläche reicht. Ausgedrückt finden wir diese Abneigung gegen tiefere
Begegnungen in der Rubrik: Furcht vor Berührung – Phosphor ist mit 3 Punkten
dabei.
Betrachten wir nun die Rubrik „Manisch
durch enttäuschte Liebe“, wird klar, wie Phosphor mit Liebeskummer umgeht –
ausgedrückt in einem Lied von Hildegard Knef:
Nur nicht aus Liebe weinen,
es gibt auf Erden nicht nur den einen.
Es gibt so viele auf dieser Welt
ich liebe jeden, der mir gefällt!
Und darum will ich heut' Dir gehören,
Du sollst mir Treue und Liebe schwören,
wenn ich auch fühle, es muss ja Lüge sein,
ich lüg auch und bin Dein.
Wir kommen nun zu Phosphor und der Angst.
Phosphor ist ein äußerst ängstliches Mittel – und die spezifische Angst der
Phosphoriker erkennen wir, wenn wir uns die Rubriken ansehen – und wir starten
mit den Rubriken, in denen Phosphor 3- und 4wertig genannt ist:
- Angst, wenn allein
- Angst, hypochondrisch
- Angst um die eigene Gesundheit
- Angst durch Schmerzen
- Angst in Bezug auf die Zukunft
- Furcht etwas werde geschehen
- Furcht vor Gespenstern
- Furcht vor Gewitter
- Furcht vor dem Tod
- Furcht vor drohender Krankheit
- Furcht, beim Gehen ins Freie überfahren
zu werden
Wir sehen also, dass Phosphor eine gute
Arznei für eine generalisierte Angststörung ist. 2wertige Ängste finden wir
natürlich auch; hier sind u.a. die Ängste um andere Menschen genannt. Phosphor
kompensiert diese Ängste mit Gesellschaft.
Eine generalisierte Angststörung zeigt
sich u.a. mit folgenden Symptomen:
- Zittern
- Herzrasen
- Schwindel
- Übelkeit
- Schweißausbrüche
- Konzentrationsstörungen
- Unruhe
- Globusgefühl im Hals
- Dissoziative Störungen (z.B. Entfremdungsgefühl
gegenüber der Umwelt, Gefühl, immer nur zum Teil anwesend zu sein)
- Schlafstörungen
Phosphor ist u.a. vertreten in den
Rubriken:
- Schwindel chronisch
(3)
- Schwindel in einer Menschenmenge (2)
- Angst in der Brust (3)
- Beklemmungsgefühl in der Brust (3)
- Reichlich Schweiß morgens und nachts (3)
- Schweiß bei Angst (2)
- Gefühllosigkeit, Taubheit der
Extremitäten (3)
- Kribbeln in den Extremitäten (3)
- Ruhelosigkeit in den Extremitäten (2)
- Schwäche in den Extremitäten (3)
- Schwankender Gang (3)
- Feuchte Hände (3)
- Gefühl verlassen zu sein (2)
- Erwachen wie durch Schreck (2)
Auf der körperlichen Seite zeigt sich die
phosphorische Angst in der Regel verstärkt durch neurologische Auffälligkeiten.
Weniger betroffen sind das Herz und das Magen-Darm-System, wobei Phatak
allerdings „heftiges Herzklopfen mit Ängstlichkeit“ erwähnt. In der Rubrik
„Diarrhoe durch Furcht“ finden wir Phosphor nur 1wertig (Kalium phosphoricum
2wertig). Ebenfalls kann Phosphor Schlaflosigkeit durch Angst entwickeln
(Radar: Schlaf gestört durch Angst (2)). Generell wird
Phosphor jedoch durch Schlaf gebessert;
auffällig ist hierbei, dass sogar ein sehr kurzer Schlaf zu einer deutlichen
Verbesserung führt.
Die phosphorische Angst entwickelt sich
durch die hohe Sensibilität des Mittels. Phosphoriker sind äußerst
aufnahmebereit und –fähig und in der Lage, auch „zwischen den Zeilen“ vieles
entziffern zu können. Durch ihre Neigung zum Selbstbezug kommen sie jedoch
häufig zu der Ansicht, dass das
Gehörte, Gesehene oder Interpretierte mit
ihnen zu tun haben müsste, und durch ihren in der Regel gut entwickelten Geist
und ihre Phantasie bauen sie dann je nach Gemütszustand rosa Luftschlösser
(„Fast jeder Mann verliebt sich in mich“) oder Weltuntergangsszenarien („Ich
werde sowieso nie älter
als 50 Jahre, ich spüre das“).
Entwicklung der psychischen Pathologie von
Phosphor
Phosphor ist das Nachbarelement von
Sulfur, und genau wie Sulfur kompensiert Phosphor seine Ängste auch durch
„schöne Phantasien“. Der Unterschied zwischen Phosphor und Sulfur besteht im
Gegenstand: Sulfur phantasiert sich das Umfeld und die eigene Person schön,
Phosphor phantasiert sich nur die eigene Person schön.
- Wahnidee, er sei adlig (1) – 3
- Angenehme Wahnideen (1) – 9
- Wahnidee, arbeitet hart (1) - 6
- Wahnidee, das Geschäft sei ein Erfolg
(1) – 1
- Wahnidee, er sei eine hochgestellte
Persönlichkeit (1) – 33
- Wahnideen von Reichtum (1) – 16
- Wahnidee, er sei eine Person von Rang
(1) - 3
Die Notwendigkeit, diese Wahnideen zu
entwickeln, resultiert aus dem Gefühl, ungeliebt und deswegen allein zu sein,
und Phosphor tendiert außerdem dazu, extreme Schuldgefühle aufgrund von
Nichtigkeiten zu entwickeln:
- Wahnidee, er sei allein auf der Welt (1)
– 20
- Wahnidee, er habe jemanden ermordet (1)
– 2
- Wahnidee, ihm gelingt nichts (1) – 24
- Bezichtigt sich selbst einer obszönen
Handlung, der sie nicht schuldig war (2) – 1
- Wahnidee, er würde verachtet (1) – 22
- Wahnidee, er sei ein Verbrecher (1) – 37
Phosphor sucht die Bestätigung für die
erwünschte Identität in den (wohlwollenden) Blicken anderer Menschen, weil
Phosphor selbst keine klare, feste Identität entwickelt hat:
- Wahnidee, sie sei jemand anderer (1) –
10
- Wahnidee, der Körper sei verstreut (1) –
8
- Wahnidee, die Knochen seien in Stücken
und er könnte die Teile nicht mehr zusammensetzen (1) – 1
- Wahnidee, der Körper würde aus mehreren
Teilen bestehen und sie könnte die Teile nicht mehr zusammensetzen (1) – 1
b) Physische Leitsymptome
Körperlich erkennen wir Phosphor zunächst
einmal an der auffälligen Häufung von brennenden Schmerzen. Ein Patient mit
eher unspezifischen, gelegentlich auftretenden Magenschmerzen beschrieb den
Schmerz als „kaltes Brennen“ – eine Beschreibung, die förmlich nach Phosphor
schreit.
(Wir erinnern uns an das Gedicht von
Leibniz: Ein Feuer wie Phosphor ward nie gesehen, es ist kalt, und es kann im
Wasser bestehen.)
Auffällig ist das Gefühl von brennenden
Schmerzen entlang der Wirbelsäule sowie ein Gefühl von aufsteigender Hitze
entlang des Rückens.
Auch die Halsschmerzen sind
charakteristisch: Das Brennen wird häufig von einem stechenden Schmerz
begleitet, und das Trinken von kaltem Wasser hilft kurzfristig. (Tritt neben
den brennenden und stechenden Schmerzen ein Schwellungsgefühl auf, wäre Apis
das richtige Mittel.) Weitere Polychreste, die brennende Schmerzen als
Leitsymptom haben, sind z.B. Arsenicum album, Sulfur, Cantharis oder Causticum.
Dann sind phosphorische Beschwerden häufig
von Zittern und/oder Schwindel begleitet. Der Schwindel tritt besonders häufig
morgens auf, während (3) oder nach dem (3) Aufstehen. Er verstärkt sich durch
Anstrengung der Augen (4). Ist der Auslöser des Schwindels die Augenbewegung,
ist Phosphor das Mittel erster Wahl! Der Schwindel ist hierbei so stark, dass
er ein Taumeln auslöst.
Nash: Phosphor = vorzüglich beim
Altersschwindel.
Phosphor ist weiterhin zusammen mit
Belladonna das einzige 3wertige Mittel, das in der Rubrik „chronisches
Schwindeln“ zu finden ist.
Zu weiteren Leitsymptomen des Mittels
zählen Wachstumsschmerzen (3) sowie ein plötzlich auftretender Hunger, auch
nachts (3) (andere 3wertige Arzneien: Psorinum, Lycopodium und China).
Trotz guten Appetits sind phosphorische
Menschen zu Beginn ihrer Erkrankung meist schlank.
Phosphor ist in der Lage, schwere
körperliche Pathologien zu entwickeln. Hierzu zählen u.a.
Krebsleiden:
- Lippenkrebs (3)
- Krebs im Hals (2)
- Uteruskrebs (3)
- Magenkrebs (2)
- Knochenkrebs (2)
Eine körperliche Besonderheit ist die
Neigung der Phosphoriker zu Blutungen. So werden auch Krebsleiden oft von
Blutungen begleitet. Das Blut ist hierbei in der Regel dünnflüssig und hellrot.
(Rubriken u.a.: Blutungen bei Krebs (3),
Hämophilie (3)).
Weiterhin finden wir u.a.
- Multiple Sklerose (2)
- Parkinson-Syndrom (2)
- Lähmungen (2)
- Gehirnblutung (2)
- Nierenentzündung (2)
Phosphor entwickelt aufgrund der hohen
Begeisterungsbereitschaft auch hochgradige Erschöpfung und chronische Müdigkeit.
Anfänglich kann die Erschöpfung noch mit einem mittäglichen Schlaf beseitigt
werden, doch durch das Beibehalten der erschöpfenden Lebensumstände entwickelt
sich ein chronischer Zustand.
DD.:
Vergleich
Tuberculinum + Phosphorus
Schmetterlingen:
Die Schmetterlinge sind in der Homöopathie
noch relativ neu und daher klinisch wenig erprobt.
Mit ihrem großen Verlangen nach Schönheit,
Veränderung und Vergnügen sowie ihrer Selbstbezogenheit ähneln sie Phosphor.
Ebenfalls sind sie, wie Phosphor, sehr lebhaft und aktiv und mit ihrer
Aufmerksamkeit nach außen gerichtet, was man selbst bei Babys schon gut
beobachten kann.
Inachis io, das Tagpfauenauge
Einer Patientin, die in längeren Abständen
von mir Phosphor aufgrund ihrer generellen Kreislaufschwäche mit Kollapsneigung
erhalten hat, sich aber in ihrer exaltierten und auf möglichst viele und häufig
stattfindende Kontakte ausgerichteten Persönlichkeit nicht wesentlich
weiterentwickelte, erhielt von mir „Inachis Io“, das Tagpfauenauge. Unter
Phosphor war sie zwar weitestgehend beschwerdefrei und „immer vergnügt“
(Wortwahl der Patientin), entwickelte sich aber insbesondere in ihren
persönlichen Beziehungen nicht weiter und war auch nicht gewillt, ihren zeit-
und energieaufwändigen Lebensstil zu ändern. Nach der Gabe von Inachis Io C200
hatte sie keine Angst mehr vor dem Alleinsein, weswegen sie alle
Bekanntschaften aufgab, die sie bereits seit Jahren „aussaugten“ (Wortwahl der
Patientin – die meisten Schmetterlinge haben einen Saugrüssel, mit dem sie die
flüssige Nahrung aufnehmen). Auch beruflich trennte sie sich nicht nur von
vielen Kontakten, sondern auch von ihrer Vorstellung, dass sie „sich selbst
verkaufen“ müsse, um erfolgreich zu sein.
Ph-ac; Vergleich:
Phosphoricum acidum + Phosphor
Zusammenfassung
Phosphor ist eine Arznei für Menschen,
denen eine oberflächliche Form der Kommunikation sehr wichtig ist. Insofern ist
es natürlich ein Mittel unserer Zeit: Gechattet wird über Facebook, ICQ &
Co. mit fünf Personen gleichzeitig, und in einer Stunde drückt der
Durchschnitts-Jugendliche 10x auf den „Gefällt-mir-Button“. Die Botschaften
sind knapp, und es geht um Spaß – Tiefgründiges sucht man in den
Kommunikationsforen des Internets vergeblich.
Phosphor „gehört dazu“. Mit ihrer
charmanten Art, die das Anecken unbedingt vermeiden will, sind sie gern
gesehene Gäste und allseits beliebt – dies allerdings nicht (nur), weil sie
menschlich überzeugen, sondern weil sie fähig sind, anderen Menschen ein gutes
Gefühl zu vermitteln. Sie verbreiten gute Laune und eine Atmosphäre der
Leichtigkeit. Eine Phosphor-Patientin bezeichnete sich als „Engel“, weil sie
nach ihrer Überzeugung vielen Menschen Fröhlichkeit ins Leben brachte, und
erzählte immer wieder begeistert davon, wer wie von ihr geschwärmt hätte.
Diese positive Form der Aufmerksamkeit ist
für Phosphor-Menschen sehr wichtig. Solange sie über die Maßen gelobt werden,
genügend Verehrerinnen und Verehrer um sich haben, das Telefon oft genug
klingelt und der E-Mail-Strom nicht abreißt, geht es ihnen gut. Sie sind
fröhlich, fast schon ausgelassen, und sehen es als ihre Mission an, andere
ausgiebig an ihrem Leben und damit an ihrem Glück teilhaben zu lassen.
Alles, was sie selbst infrage stellen
könnte, wird nicht beachtet oder gar negiert. Insofern haben phosphorische
Menschen auch Schwierigkeiten mit der Selbstreflexion. Mit ihren Schattenseiten
beschäftigen sie sich nicht gern. Lassen widrige Lebensumstände sie in ihren
emotionalen Keller tauchen, versuchen sie, so schnell wie möglich wieder
aufzutauchen. (Aus diesem Grunde glaubt der behandelnde Homöopath auch an den
schnellen Erfolg seiner Medizin – der Phosphor-Patient erzählt ihm strahlend,
dass die Kügelchen alles geheilt hätten, er sich wundervoll fühle und keinen
Termin mehr bräuchte. Die Wahrheit ist jedoch, dass wir in unserer Behandlung
an einen Punkt gekommen sind, der einen Gang in den emotionalen Keller anrät –
ein Raum, den Phosphor sorgfältig
zubetoniert hat.)
Sowohl Kinder als auch Erwachsene können
schüchtern wirken. Diese Schüchternheit verfliegt jedoch schnell, sobald sie
sich wohl fühlen. Sie ist daher nicht vergleichbar mit der generellen
Schüchternheit von Calcium carbonicum oder Barium carbonicum. Während der
calcische Junge sich an seinen Trecker klammert und seine neue Umgebung
misstrauisch beäugt, versucht es das Phosphor-Kind mit einem Lächeln. Umgekehrt
kann das phosphorische Kind in der Praxis durch den Behandler relativ schnell
beruhigt werden, weil es sich leicht ablenken lässt.
Das Abgleiten in eine depressive
Verstimmung oder gar in eine Depression zählt nicht zu den phosphorischen
Bewältigungsmechanismen:
- Stilles Wesen (-)
- Brütet, grübelt (-)
- Selbstbetrachtung (1)
- Pessimist (-)
- Verzweiflung (1)
In der Rubrik „Traurigkeit“, die mehr als
700 Mittel enthält, ist Phosphor immerhin mit 2 Punkten genannt, aber die
phosphorische Traurigkeit ist keine andauernde Traurigkeit. Wir finden in der
fortschreitenden Pathologie immer weniger Gemütssymptome und immer mehr
körperliche Beschwerden.
So sagte eine Patientin, die ich wegen
diverser neurologischer Auffälligkeiten behandelte: „Ich möchte gern wieder so
fröhlich und unbeschwert wie früher sein.“
Ich besuchte einmal eine ehemalige (und
dann wieder neue) Phosphor-Patientin im Krankenhaus; sie hatte eine akute
Nierenbeckenentzündung. Als ich das Zimmer betrat, hockte sie im Schneidersitz
auf dem Bett und gab einer Krankenschwester Rat in deren Eheproblemen. Die
Krankenschwester war sehr gerührt;
als sie ging, sagte sie zu mir: „Sie ist
so ein Engel! Ist selbst sehr krank, hat aber trotzdem immer ein Ohr für alle
anderen Patienten, und nun auch noch für mich!“ Meine Patientin lächelte
wehmütig, als die Schwester ging, und verzog den Mund, als ich ihr die Hand
reichte. Ich fragte sie nach ihrem Stimmungswandel, und sie antwortete: „Gerade
eben konnte ich meine eigenen Probleme wunderbar vergessen. Und jetzt sind Sie
da, und Sie stellen diese unangenehmen Fragen, und ich muss mich mit meinen
Problemen beschäftigen, was gar keinen Spaß macht!“
Homeopathic Remedies for GWI/GWS
[Erika Price]
Illness from radiation sickness and burns, and chemical poisoning.
Multiple Chemical Sensitivities (strong odors and respiratory problems). There
is improper oxidation and low blood pressure.
The mucous membranes irritated and inflamed. Hemorrhage: with profuse
bleeding from any orifices of body (nose, chest and bladder) and wounds; blood
does not coagulate; wounds bleed freely; anemia after hemorrhage; spitting of
blood, bright red, dark, streaked, uncoagulated. Chronic Diarrhea: exhausting
but painless and that is watery, pouring out, involuntary, copious, grey,
bluish, and green mucous and it can be bloody. Vomiting: with nausea, after eating,
warm drinks, putting hands in warm water, warm rooms, constant, too much salt.
Acts on blood vessels and serum, spinal cord and bone.
Lou Gehrig's Disease. Cancers, acute leukemia.
Anxiety: panic and free-floating anxiety attacks are not uncommon; fear
of things like robbers, suffocation, disease, death, dark, at twilight and
during thunder-storms; terrified in a room full of people if they cannot think
of what to talk about; more anxious and fearful when alone.
Alcoholism: with sexual excesses, need for instant gratification and
company, and craving particularly for wine; with hemorrhaging and nose bleeds.
Cough: upper respiratory ailments; congestion of lungs; early stages of
bronchitis or pneumonia, with tightness in chest and dry hard painful cough; tickling
dry cough; croup; racking; hoarseness; loss of voice; spasmatic; violent;
expectoration copious, yellow; mucous, in morning; chronic catarrh with slight
hemorrhage; nervous cough, <: around strangers; <: talking, active, lying
left-side, evening, getting wet, cold air, change of temperature, laughing,
morning, betterwalking in open air.
Eyes: atrophy of optic nerve; bleeding; cataract; cancer; itching;
tearing; photophobia; tension; twitching lids.
Fainting: from the sight of blood; on excitement; from pain.
Hypoglycemia: with headache if hunger not appeased immediately, weakness
from not eating; ailments from hunger and must eat even in the middle of the
night.
Jaundice: with acute hepatitis; sore and enlarged liver.
Vision: veil before eyes; near-sighted (myopia); colors- black, specks,
spots, objects seem gray, green halo of light, red halo; floating, spots;
dazzling; dim better morning, after sex, distant objects, during headache; dim
reading, during vertigo; objects seem distant; sees a sea of fire closing eyes;
flashes; flickering; foggy; lightnings; loss of vision from fainting; sparks in
the dark and on falling asleep; spots; weak.
Voice Loss: from prolonged taking. Laryngitis- with very painful larynx,
<: speaking, evenings and cold air; rawness, sore; sore trachea; sensitive
to pressure, touch, with constriction and irritation of larynx. Hoarseness-
husky, rough, deep, nasal; chronic; from talking; <: in the evening; during
coryza.
Ulcers: gastric and duodenal; vomiting of cold food and drink with
blood, burning pains in pit of stomach and sour belching.
<: Left-side/lying on left or painful side/lying on
back/stomach/electrical changes/cold (not
headaches)/putting hands in cold water/washing clothes/wet feet/twilight/during
sunset/evening/dark/during thunder/stormy/sudden change of weather/drenching
rains/winter/alone/ascending stairs/hair cut/music/odors/smell of food and
flowers/touch/salt/milk/butter/spoiled fish/garlic/alcohol/iodine/anesthetic
drugging;.
>: Warmth/open air/cold bathing/sleeping/even short nap/eating/cold
food and drinks/in the dark/rubbing/massage/sympathy/and lying on the right
side/magnetism/eating/frozen food/wine;
NOTE: Do NOT drink wine while
taking Phosphorus (or you'll wish you hadn't!).
Diffusion in essence, spreading outward emotionally without boundaries,
drifting with the current. Living only for the present, most of their passions
tend to be short lived and regretted afterward. They can be mentally
spaced-out, a scattered consciousness often seen in these soft dreamy types.
There is a hunger for recognition and a performer's temperament with a great
imagination. With sparkling eyes and general effervescence, they are very
friendly, open and generous. They are delicate, highly impressionable, trusting
and emotionally vulnerable, making it difficult for them to protect themselves.
Oversensitive to
everything in their environment.
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