Phosphorus Anhang 3

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[Tanja Hofmann]

A) Die Substanz

1. Die Entdeckung von Phosphor

Der Alchimist Hennig Brand entdeckte auf seiner Suche nach dem „Stein der Weisen“ zwischen 1669 und 1675 den Phosphor. Der „Stein der Weisen“ sollte unedle Metalle in Silber und Gold verwandeln.

Brand dampfte hierzu u.a. den „goldgelben“ Harn ein und glühte den Rückstand unter Luftabschluss.

Dabei erhielt er ein im Dunkeln leuchtendes Produkt, weil das im Harn vorkommende Phosphorsalz beim Glühen von dem durch Verkohlung organischer Substanzen entstandenen Kohlenstoff zu weißem Phosphor reduziert wurde. Die Substanz leuchtete im Dunkeln und war extrem entzündlich.

Er nannte sie „kaltes Feuer“.

Phosphor-Essenz: Schnell begeistert/entflammt, schnell erschöpft/ausgebrannt. Früher wurde für das Zündholz (giftiger) weißer Phosphor verwendet; heute besteht die Reibefläche aus Tetraphosphohrtrisulfid und Kaliumchlorid, die miteinander reagieren.

2. Das Element Phosphor

a) in der Chemie

Phosphor ist ein nicht-metallisches Element und besitzt im Periodensystem der Elemente die Ordnungszahl 15 (= 15 Protonen im Atomkern). Sein chemisches Symbol ist P. Phosphor gehört zur Stickstoffgruppe (zusammen mit Stickstoff, Arsen, Bismut und Antimon). Phosphor kommt in der Natur nicht in elementarer Form vor, sondern nur in Form der Phosphate, bei denen es sich um organische oder anorganische sauerstoffhaltige Verbindungen handelt. Elementarer Phosphor

kommt in vier Modifikationen vor:

1. dem weißen bzw. gelben giftigen Phosphor,

2. dem roten,

3. dem schwarzen und

4. dem violetten Phosphor.

Weißer Phosphor kann aus dem Erz des Apatits (Ca-F-Cl-Phosphat) gewonnen werden, das einen besonders hohen Phosphoranteil hat. Er ist wachsweich und „riecht wie ein elektrischer Funke“. Hauptvorkommen für Apatit liegen in den USA, in den GUS-Staaten, in Marokko und in China.

· Der rote Phosphor, ein amorphes Pulver, entsteht durch längeres Erhitzen des weißen Phosphors über 250° C.

· Bei noch längerem Erhitzen geht dieser in den kristallinen violetten Phosphor über.

· Beim Einsatz von hohen Temperaturen und einem hohen Druck lässt sich aus weißem Phosphor schwarzer Phosphor gewinnen. Dieser kann Strom leiten.

Im Dunkeln leuchtet weißer Phosphor, daher der Begriff Phosphoreszenz. Dieser Leuchteffekt entstammt einer Chemolumineszenz, wobei sich das an der Oberfläche mit der Luft gebildete P2O3 in das energieärmere und stabilere P2O5 umwandelt. Bei diesem Oxidationsprozess wird die freigesetzte

Energie in Form von Licht (und Wärme) abgegeben. Oberhalb von 50°C entzündet sich weißer Phosphor von selbst und verbrennt mit gelblich-weißer und relativ heller Flamme, daher darf weißer Phosphor nie an der Luft aufbewahrt werden. Brennender weißer Phosphor ist sehr schwer zu löschen (nur mit Sand) und führt auf der Haut des Menschen zu schwersten Verbrennungen (Opfer von Phosphorbrandbomben).

Dagegen entzündet sich roter Phosphor erst bei Temperaturen oberhalb von 300° C.

Die wichtigsten Eigenschaften in Kürze:

· Phosphor ist fünfwertig, d.h., Phosphor kann fünf Bindungen eingehen. Phosphor wird daher als sehr bindungsfreudig bezeichnet.

· Phosphor und Phosphorverbindungen sind schlecht löslich.

· Weißer Phosphor ist äußerst reaktiv.

· Phosphor ist hydrophil.

· Phosphor hat eine hohe Affinität zu Sauerstoff, d.h. es löst sich mit dem Sauerstoff praktisch „in Luft auf“.

b) in der Natur

Phosphor ist in Pflanzen und in Tieren selbst vorhanden, besonders reichlich aber in Fischen und Algen. Im Körper eines Erwachsenen findet sich etwa 700 Gramm Phosphor in organischen Verbindungen, davon der Hauptteil in Knochen und Zähnen. Phosphorlipide bilden die Zellmembrane, Phosphor wird zur  Energiegewinnung benötigt und ist Bestandteil der DNA und RNA.

Phosphor ist ebenfalls im Kot von Meeresvögeln enthalten („Guano“).

Phosphorhaltige Lebensmittel sind:

- Milch und Milchprodukte

- Fleisch, Fisch, Geflügel

- Getreide

- Hülsenfrüchte.

Phosphatmineralien bilden ca. 0,1 Prozent Massenanteil an der Erdkruste.

c) Verwendung im Alltag

In der Industrie wird roter Phosphor für Streichhölzer und Feuerwerkskörper verwendet. Weißer Phosphor wird vor allem zur Erzeugung von Phosphaten für Waschmittel und Düngemittel verwendet (in Deutschland für Waschmittel seit 1986 verboten). Phosphor wird außerdem als Phosphat (Sauerstoffverbindung) Lebensmitteln zugesetzt. Es dient als Stabilisator und Emulgator. Resultat: Das Wasserbindungsvermögen wird durch die hydrophilen Eigenschaften erhöht, die Lebensmittel sehen voller/knackiger/frischer aus.

Beispiel: Würstchen. Würstchen bestehen praktisch nur aus Fett. Da Fette hydrophob sind, kann kein Wasser zugesetzt werden.

Beispiel: Cola enthält Phosphorsäure zur Konservierung, aber auch, um das Durstgefühl zu verstärken und den Zuckergeschmack zu überdecken.

Weiterhin ist Phosphorsäure in Kosmetika und Pharmaprodukten zu finden (Stabilisator und Emulgator). Auch als nervenlähmendes Insektengift findet Phosphor Einsatz.

Die Weltproduktion von Phosphat betrug 1990 157 Millionen Tonnen!

3. Physiologie und Pathophysiologie

a) Physiologie

· Phosphorlipide bilden unsere Zellmembrane.

· Phosphor ist als ATP (Adenosintriphosphat) die wichtigste Energiequelle aller Organismen: Die Energie entsteht durch die Abspaltung einer Phosphatgruppe.

· Phosphor wird zu 60 – 80 % über die Niere und zu 20 – 40 % über den Stuhl ausgeschieden. Ein geringer Teil wird über den Schweiß ausgeschieden.

· Phosphor ist – zusammen mit Calcium und Magnesium - für den Körper ein sog. „Bau-Mineral“, während Jod, Natrium, Kalium und Chlor zu den „Regler-Mineralien“ zählen.

· Phosphor bildet das Gerüst der Nukleinsäuren, die die Erbübertragung gewährleisten und die Eigenschaften der Zellen und Organismen bestimmen (DNA und RNA).

· Phosphorsäure bildet drei verschiedene Salze mit verschiedenen Säurestärken; diese Salze beteiligen sich an der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts des Säure-Basen-Haushalts. Phosphor dient hier als Puffer.

· Phosphat im Blut steigt durch den Konsum von Kochsalz.

· Phosphorsalze bilden im Darm mit Magnesium und Kalzium nicht lösliche und nicht resorbierbare Salze. Damit mindern sie das Angebot an Kalzium und Magnesium für den Körper.

· Wenn zuviel Phosphor im Körper ist, bildet die Nebenschilddrüse das Hormon „Parathormon“, das den Phosphor über die Niere ausscheidet.

· Die Ausscheidung von überschüssigem Phosphor geht einher mit der Ausscheidung von Calcium aus den Knochen.

b) Phosphor-Pathologie

b.1 – Hypophosphatämie / zu niedriger Blut-Phosphatspiegel

Ursachen u.a.

· Vitamin-D-Mangel

· Alkalose

· Alkoholismus

· Nierentransplantation

· Hämodialyse

· Einigen Rachitisformen

· Schwere Verbrennungen

Symptome der Hypophosphatämie

Bei Kindern wirkt sich ein Phosphormangel durch verzögertes Wachstum, schlechte Knochen- und Zahnbildung und Rachitis aus. Die Symptome ähneln einem Calcium- und Vitamin-D-Mangel.

Phosphormangel kann in jedem Alter zu einem Gewichtsverlust führen und Müdigkeit hervorrufen.

Auch anormaler Appetit (starkes Verlangen nach phosphorhaltigen Substanzen, die keine Lebensmittel sind - Kreide, Ton, Kalk o.ä.) gehört zu den Symptomen.

Ein Mangel an Phosphor kann lange Zeit verborgen bleiben, da Phosphor aus den Knochen mobilisiert, also abgebaut wird. Dies zeigten auch Beobachtungen aus den Kriegs- und Nachkriegsjahren. Nach längerer verminderter Zufuhr von Phosphat trat die so genannte 'Hunger-Knochenerweichung' auf. Bei Einnahme von zu viel Calcium und zu wenig Phosphor kann es zur Bildung von Nierensteinen kommen. Tierversuche zeigen, dass Phosphormangel neben dem bereits erwähnten Gewichtsverlust zu einem unzureichenden Ausbau des Skeletts und im Extremfall zum Tod durch Kräfteverfall führen kann.

b.2 Hyperphosphatämie / zu hoher Blut-Phosphatspiegel

Ursachen u.a.

· Niereninsuffizienz

· Hypoparathyreoidismus

· Akromegalie

· Morbus Addison

· Vitamin-D-Überdosierung

· Knochenkrebs

· Medikamente (Furosemid, Phenytoin, Tetrcycline)

Symptome der Hyperphosphatämie u.a.

· Osteoporose

· „saure“ Stoffwechsellage

· diskutiert wird auch ein Zusammenhang zwischen Phosphorüberschuss und Unruhe bis hin zur Hyperaktivität von Kindern

· soll Prostata-Krebs begünstigen; vermutlich auch Zusammenhang zwischen Phosphorüberschuss und anderen Krebsen

b.3 Zeichen einer Phosphorvergiftung (insbesondere weißer Phosphor):

1. akut: Übelkeit, Erbrechen (mit knoblauchartigem Geruch), schmerzhafte Durchfällen

2. nach Latenz von 1–3 Tagen (Resorption): Symptome seitens Leber (Verfettung, tox. Degeneration) u. zentralem Nervensystem (Kopfschmerzen, Halluzinationen, delirante Zustände),

3. präfinal körperlicher Verfall und Koma; chronisch v.a. Knochenveränderungen

 

Phosphor-Bezüge in der Literatur und der Mythologie

2. Mythologie: Vom Morgenstern zum Satan

Der Name Phosphor stammt von dem griechischen Gott des Morgensterns, Phosphorus, einem Sohn der Göttin der Morgenröte (Eos). Der Legende nach fuhr Eos jeden Morgen mit einer prächtigen Kutsche, vor die weiße Pferde gespannt waren, aus dem Meer in den Himmel. Phosphorus und seine Schwester Thalassa wiesen ihr den Weg.

Einer anderen Legende nach erfuhr Phosphorus eine Transformation: Er durfte kurze Zeit als Morgenstern leuchten, musste bald darauf in der Unterwelt verschwinden und durfte am Abend dann wieder für kurze Zeit als Abendstern leuchten.

Das lateinische Wort für Lichtträger oder Lichtbringer ist Lucifer, und gemeint war damit der Planet Venus, der hellste Planet am Himmel. Damit sind wir beim Satan. Die Kirchenväter machten sich die Legende des Phosphorus zu Nutzen, indem sie die Bibel wie folgt deuteten:

Gott schuf zunächst die Engel. Einer der höchsten Engel war Luzifer, fast so schön wie Gott. Als Gott jedoch Lucifer befahl, den Menschen zu dienen, verweigerte dieser sich. Also verstieß Gott ihn aus dem Himmelreich. Gott stieß ihn, und Lucifer fiel in die Morgenröte. Andere Engel lehnten sich dagegen auf. Sie folgten Lucifer als gefallene Engel bzw. als Dämonen. (In einer anderen Version wurde Lucifer vom Erzengel Michael mit Unterstützung Gottes gestürzt.)

Seiner himmlischen Macht beraubt, trachtete Lucifer – nunmehr Fürst der Dunkelheit und Herrscher des Hades, der Unterwelt – den Menschen nach ihrem sorglosen Leben. Seine Versuchungen sind:

die Lüge, alles Schattenhafte, die Gier, Machtmissbrauch, seelenlose Lüsternheit, Bestechlichkeit und Maßlosigkeit. Er erscheint dem Menschen nicht immer offensichtlich, sondern sehr trickreich, eben auch in einer gut verpackten oder sehr verlockenden Form.

 

Arzneimittelbild

1. Arzneimittelbild

a) Geist und Gemüt

Einen „reinrassigen“ Phosphor-Patienten empfangen wir gern in unserer Praxis: Sie kommt zwar einige Minuten zu spät, weil sie noch „wahnsinnig viel zu tun“ hatte, was sie uns mit leuchtenden Augen und entschuldigendem Wimpernaufschlag mitteilt, während sie ihr schönstes Lächeln zeigt, lassen uns aber sofort besänftigen: „Diesen Termin hier in Ihrer wundervollen Praxis mit Ihnen, liebe Frau Hofmann, wollte ich auf keinen Fall verpassen! Es geht mir immer so gut hinterher!“

Während wir also im Geiste noch damit beschäftigt sind, das wohltuende phosphorische Komplimente-Öl in unsere Zellen sickern zu lassen, tänzelt unsere Phosphor-Patientin katzengleich (DD.: Lac felinum und andere Katzen, Schmetterlinge, Tuberculinum) durch den Praxisraum und lobt, als sei unsere Praxis das Taj Mahal, bis wir es selbst fast glauben. Flugs vergessen wir unseren Grundsatz, keinen Kaffeeklatsch, sondern eine Anamnese abzuhalten, und fragen, ob sie einen Tee möchte.

Während unsere Phosphor-Patientin also begeistert wissen möchte, woher wir die wundervollen Sessel haben, wir in entspanntem Wohlbehagen den Tee einschenken und uns auf einen 30minütigen Smalltalk einstellen, den beide mit einem Gefühl von Wärme und Verbundenheit verlassen, erinnern wir uns (hoffentlich) noch an unsere Aufgabe, nämlich die Führung einer homöopathischen Anamnese.

Die wir uns natürlich sparen könnten, weil das Arzneimittel uns entgegenleuchtet, aber unser Anamnesebogen ist noch leer, bis auf das § 153-Symptom, das wir erstaunt als Eigenbeobachtung schnell in eine Ecke gekritzelt haben: „(Ich lächele seit zehn Minuten und fühle mich angenehm euphorisiert!)“

Selbst hartgesottene Homöopathen, die dank ihrer ausgeklügelten Anamnese-Technik ein Buch über Verhörmethoden für Geheimdienste schreiben könnten, werden in Gegenwart ihrer Phosphor-Patienten handzahm. Als ich noch blutige Anfängerin war, mir aber bereits der Spitzname „Mrs. CIA“ anhing, begegnete ich meiner ersten Phosphor-Patientin. Sie kam zwei Minuten zu spät, entschuldigte sich lächelnd, setzte sich so anmutig wie eine Feder auf den Sessel und sagte:

„Ich weiß gar nicht so genau, warum ich eigentlich hier bin!“ Dann bewunderte sie meine Ohrringe. Meine Supervisorin legte ihren Kugelschreiber zur Seite und begann, über ihre Einkaufsliste nachzudenken – das Mittel hatte zu ihr gesprochen. Glücklicherweise gab es dann doch noch ein paar Symptome, die ich der Form halber repertorisieren konnte: die Neigung zum Erröten vom Hals beginnend hinauf zum Kopf, die extreme Geruchsempfindlichkeit und das durch Gemütsbewegungen ausgelöste Nasenbluten.

Die zeitintensive Erstanamnese ist für unsere phosphorischen Patienten quasi so etwas wie der zweite Geburtstag im Jahr. Sie lieben Aufmerksamkeit, und so gern sie unverbindliche Unterhaltungen initiieren – 80 % des Inhalts sollte doch von ihnen handeln, sonst langweilen sie sich.

Denn im Grunde genommen hält jeder ausgewachsene Phosphoriker sich selbst, seine Gedanken, Ideen und Gefühle für weitaus interessanter als sein Gegenüber, weswegen er diesen wohlwollend und ausführlich daran teilhaben lässt.

Phosphor ist allerdings sehr wohl auch sehr schüchtern, was wir insbesondere bei Kindern erleben:

Sie verstecken sich zunächst einmal hinter Mamas Beinen, um uns von dort aus vorsichtig zu beäugen. Erhalten sie ein Lächeln oder gar einige aufmunternde Worte, verlassen sie ihr Versteck jedoch schnell, und dann kann aus dem schüchternen Kind, das sich soeben noch versteckte, flugs ein Plappermaul werden, das eine Stunde lang unermüdlich durch freundliche Einmischung in alles versucht, den Großteil der Aufmerksamkeit zu erhalten. Die Betonung liegt auf dem Wort

„freundlich“: Phosphor-Kinder fallen meistens NICHT durch negatives Verhalten auf, und wenn, dann unbeabsichtigt.

Blick in das Repertorium:

Phosphor ist NICHT vertreten in den Rubriken (Radar Version 10.5)

- Lügner (Phosphor finden wir hier nur als Calcium phosphoricum (1)

- Manipulierend

- Unaufrichtig

Wir finden Phosphor allerdings in folgenden Rubriken:

- Naiv, leichtgläubig (2)

- Heuchelei (1)

- Gefallsüchtig (3)

- Faulheit (3)

- Gleichgültigkeit gegen geliebte Personen (3)

- Gleichgültigkeit gegen Verwandte (4)

- Mitgefühl (3)

- Mitteilsam (3)

- Schmeichlerisch (3)

Wie passt das also zusammen – wer schmeichlerisch und gefallsüchtig ist, bleibt immer bei der Wahrheit?

Ich zitiere Jack Nicholson aus dem Film „Was das Herz begehrt“, in dem er einen alternden Musikproduzenten spielt, dessen stetig wechselnde Freundinnen nicht älter als 30 Jahre sein dürfen – und sich dann ausgerechnet in eine Mittfünfzigerin (von der wunderbaren Diane Keaton gespielt) verliebt, der er unbedarft gesteht: „Ich lieb‘ dich.“ Diane Keaton enttarnt das fehlende „e“ sofort:

„Ich lieb‘ dich“ ist sehr viel unverbindlicher als „Ich liebe dich“.

Sie verbringen eine Nacht miteinander, und Jack Nicholson stellt fest: „Du bist eine Frau zum Heiraten.“ Dann geht er, um sich mit der nächsten jungen Frau zu vergnügen. Während er also vor der Liebe davonrennt, erkennt die reife Frau die Wahrheit und nimmt sie an: Sie hat sich in einen Playboy verliebt. Also gesteht sie ihm in aller Form ihre Gefühle, woraufhin er erschrocken zurückweicht und nichts zu erwidern weiß, doch zum Ende des Gesprächs hin sagt er: „Ich habe dir

immer eine Variante der Wahrheit gesagt.“

Phosphor lügt also nicht, sondern kommuniziert und lebt Varianten der Wahrheit. Vorzugsweise wählt er die Variante, die sich für alle Beteiligten gut anfühlt:

Ja, er hat in diesem Moment tatsächlich Liebe für die Frau empfunden. Aber eben nur in diesem Moment, und weil er nicht weiß, was Liebe ist, hat er auch nicht gelogen, sondern eine Variante der Wahrheit präsentiert. Eine andere Wahrheit wäre die gewesen, dass er trotz des momentanen Gefühls von Liebe in sein altes Playboy-Leben zurückkehren wird, um wie ein Schmetterling von einer verführerisch duftenden Blüte zur nächsten zu fliegen.

Ahnt er die Wahrheit, und zwar nicht nur die beste Variante? Ein wenig. Wir finden Phosphor zwar nicht in der Rubrik „Beschwerden durch Scham“, aber 1wertig in der Rubrik „Beschwerden durch Verlegenheit“.

Ich zitiere Diane Keaton: „Die Wahrheit hat keine Varianten!“ Nein, für sie nicht. Sie sammelt weiße Steine am Strand. Ihr Haus ist weiß eingerichtet. Sie trägt immer Rollkragenpullover, auch im Sommer. Sie ist erfolgreich und einsam, hat sich aber mit ihrem durchorganisierten Leben gut arrangiert. Und nun rauscht die Liebe in ihr Leben und bringt alles durcheinander. Sie liebt, und er auch, irgendwie zumindest, aber er bevorzugt dennoch ein Leben ohne sie. Sie gehen  gemeinsam am Strand spazieren, sie sammelt ihre weißen Steine – und er hebt einen schwarzen Stein für sie auf. Sie lacht, nimmt den Stein und bewahrt ihn später in einem Glas voller weißer Steine auf – allseits sichtbar, ein deutlicher Bruch in ihrer geradlinigen, weißen Welt ohne Kanten und Farben. Nach der Trennung ringt sie um ihre Fassung: „Mein Leben war in Ordnung, wie es war, aber dann habe ich dich kennengelernt … wie soll ich jetzt nur weitermachen, ohne dich?“

Phosphormenschen haben die Fähigkeit, andere tief zu berühren – und natürlich berühren sie insbesondere die Menschen, die viel Angst vor Berührung haben, die sich in ihrem weißen Leben eingerichtet haben, ohne noch viel zu erwarten, und die vielleicht sogar Angst vor der Veränderung haben: Besser, es bleibt so überschaubar, wie es ist, ohne Höhen und Tiefen … doch betritt Phosphor die weite, gleichförmige Lebensebene dieser Menschen, wachsen Berge und Täler, und die Ebene, die durch ihre Überschaubarkeit viel Sicherheit bot, ist plötzlich nicht mehr so attraktiv.

Höhen und Tiefen gibt es im Leben der Phosphormenschen viele. Ihre Sensibilität ist ausgeprägt. Sie

leben, lieben und leiden intensiv. Das tief empfundene Leiden kann von Außenstehenden oftmals nicht nachvollzogen werden, wird der Anlass als ‚nichtig‘ abgetan. So wurde eine Phosphorpatientin von ihrem einwöchigen Liebhaber verlassen und schilderte mir ihren Schmerz mit den Worten: „Ich liege in einem Bett, auf einem weißen Laken, und ich blute aus meinem offenen Herzen so stark, dass sich das Laken ganz rot färbte.“

Die Silicea-Freundin rät ihr spitz: „Sei froh, dass du den so früh losgeworden bist, suche dir einen soliden Mann.“

Sepia bemerkt pragmatisch: „Jetzt kannst du dich wieder ganz auf deine Arbeit konzentrieren.“ (Und fügt in Gedanken verächtlich hinzu: Typisch Mann …!)

Die Natrium-Freundin schiebt ihr eine DVD hin: „Sinn und Sinnlichkeit“ von Jane Austen, damit ihre leidende Freundin den Liebeskummer noch einmal so richtig schön ausleben kann, denn Schmerz ist das Salz in der Suppe des Lebens …

Doch Phosphor will keinen Schmerz. Es soll alles schön sein und harmonisch. Die Tränen werden weggewischt, der Kosmetiktermin gebucht, und ein lachendes Gesicht wird aufgesetzt: Auf zum nächsten Abenteuer! Drei Wochen später fragt die Natrium-Freundin behutsam: „Na … wie geht es dir mit Bernhard?“

Und Phosphor fragt verdutzt nach: „Mit wem?“ Denn Bernhard ging so schnell, wie er kam, und David, der nette Mann aus dem Chatforum, könnte wirklich der Richtige sein …

Wir schauen uns die Rubriken im Repertorium an:

NICHT enthalten ist Phosphor in:

- Traurigkeit durch enttäuschte Liebe

- Verzweiflung durch enttäuschte Liebe

- Eifersucht aus enttäuschter Liebe

Enthalten ist Phosphor in:

- Beschwerden durch enttäuschte Liebe: (1) – 93 Mittel in der Rubrik!

- Liebevoll, voller Zuneigung, herzlich (2)

- Mitgefühl (3)

- Verlangen nach Mitleid (4)                                  

- Gefühl, verlassen zu sein (2)

- Verlangen nach Gesellschaft (4)

- Verlangen, mit jemandem zu sprechen (2)

- Phantasien übertrieben, hochfliegend (2)

- Abhängig von anderen (2)

- Beschwerden durch sexuelle Enthaltsamkeit (2)

- Beschwerden durch sexuelle Exzesse (2)

Sehr interessant sind folgende Rubriken:

- Manisch durch enttäuschte Liebe – Phosphor ist das einzige Mittel und 2wertig

- Verlangen, magnetisiert zu werden (3) – 12 Mittel in der Rubrik

Phosphor hat also kein Verlangen nach tief empfundener Liebe, weil diese durchaus auch Konflikte mit sich bringt und früher oder später der Alltag einkehrt. Phosphor hat Interesse am Austausch, und zwar nicht nur mit wenigen, besonders nahestehenden Personen, sondern mit vielen Menschen auf vielen Ebenen.

Es geht Phosphor hierbei nicht um langwierige Diskussionen mit schweren Inhalten, sondern – ausgedrückt in der Rubrik: Verlangen, magnetisiert zu werden –

um die positive Spannung.

Es soll interessant und auf- und anregend sein. Gesellschaft ist für Phosphor ein wichtiges Lebenselixier, allerdings nicht so wie bei Calc., der mit seiner Familie im Wohnmobil durchs Ländle fährt, wenn er sich überhaupt mal vom Campingplatz wegbewegt, sondern eher wie ein Wasserläufer, der die Oberflächenspannung des Wassers nutzt, um voranzukommen. Auch Phosphor will vorankommen, will sich entwickeln, Neues erleben, aber in unbekannte Tiefen will Phosphor

nicht abtauchen. Das Anticken der Oberfläche reicht. Ausgedrückt finden wir diese Abneigung gegen tiefere Begegnungen in der Rubrik: Furcht vor Berührung – Phosphor ist mit 3 Punkten dabei.

Betrachten wir nun die Rubrik „Manisch durch enttäuschte Liebe“, wird klar, wie Phosphor mit Liebeskummer umgeht – ausgedrückt in einem Lied von Hildegard Knef:

Nur nicht aus Liebe weinen,

es gibt auf Erden nicht nur den einen.

Es gibt so viele auf dieser Welt

ich liebe jeden, der mir gefällt!

Und darum will ich heut' Dir gehören,

Du sollst mir Treue und Liebe schwören,

wenn ich auch fühle, es muss ja Lüge sein,

ich lüg auch und bin Dein.

Wir kommen nun zu Phosphor und der Angst. Phosphor ist ein äußerst ängstliches Mittel – und die spezifische Angst der Phosphoriker erkennen wir, wenn wir uns die Rubriken ansehen – und wir starten mit den Rubriken, in denen Phosphor 3- und 4wertig genannt ist:

- Angst, wenn allein

- Angst, hypochondrisch

- Angst um die eigene Gesundheit

- Angst durch Schmerzen

- Angst in Bezug auf die Zukunft

- Furcht etwas werde geschehen

- Furcht vor Gespenstern

- Furcht vor Gewitter

- Furcht vor dem Tod

- Furcht vor drohender Krankheit

- Furcht, beim Gehen ins Freie überfahren zu werden

Wir sehen also, dass Phosphor eine gute Arznei für eine generalisierte Angststörung ist. 2wertige Ängste finden wir natürlich auch; hier sind u.a. die Ängste um andere Menschen genannt. Phosphor kompensiert diese Ängste mit Gesellschaft.

Eine generalisierte Angststörung zeigt sich u.a. mit folgenden Symptomen:

- Zittern

- Herzrasen

- Schwindel

- Übelkeit

- Schweißausbrüche

- Konzentrationsstörungen

- Unruhe

- Globusgefühl im Hals

- Dissoziative Störungen (z.B. Entfremdungsgefühl gegenüber der Umwelt, Gefühl, immer nur zum Teil anwesend zu sein)

- Schlafstörungen

Phosphor ist u.a. vertreten in den Rubriken:

- Schwindel chronisch (3)

- Schwindel in einer Menschenmenge (2)

- Angst in der Brust (3)

- Beklemmungsgefühl in der Brust (3)

- Reichlich Schweiß morgens und nachts (3)

- Schweiß bei Angst (2)

- Gefühllosigkeit, Taubheit der Extremitäten (3)

- Kribbeln in den Extremitäten (3)

- Ruhelosigkeit in den Extremitäten (2)

- Schwäche in den Extremitäten (3)

- Schwankender Gang (3)

- Feuchte Hände (3)

- Gefühl verlassen zu sein (2)

- Erwachen wie durch Schreck (2)

Auf der körperlichen Seite zeigt sich die phosphorische Angst in der Regel verstärkt durch neurologische Auffälligkeiten. Weniger betroffen sind das Herz und das Magen-Darm-System, wobei Phatak allerdings „heftiges Herzklopfen mit Ängstlichkeit“ erwähnt. In der Rubrik „Diarrhoe durch Furcht“ finden wir Phosphor nur 1wertig (Kalium phosphoricum 2wertig). Ebenfalls kann Phosphor Schlaflosigkeit durch Angst entwickeln (Radar: Schlaf gestört durch Angst (2)). Generell wird

Phosphor jedoch durch Schlaf gebessert; auffällig ist hierbei, dass sogar ein sehr kurzer Schlaf zu einer deutlichen Verbesserung führt.

Die phosphorische Angst entwickelt sich durch die hohe Sensibilität des Mittels. Phosphoriker sind äußerst aufnahmebereit und –fähig und in der Lage, auch „zwischen den Zeilen“ vieles entziffern zu können. Durch ihre Neigung zum Selbstbezug kommen sie jedoch häufig zu der Ansicht, dass das

Gehörte, Gesehene oder Interpretierte mit ihnen zu tun haben müsste, und durch ihren in der Regel gut entwickelten Geist und ihre Phantasie bauen sie dann je nach Gemütszustand rosa Luftschlösser („Fast jeder Mann verliebt sich in mich“) oder Weltuntergangsszenarien („Ich werde sowieso nie älter

als 50 Jahre, ich spüre das“).

Entwicklung der psychischen Pathologie von Phosphor

Phosphor ist das Nachbarelement von Sulfur, und genau wie Sulfur kompensiert Phosphor seine Ängste auch durch „schöne Phantasien“. Der Unterschied zwischen Phosphor und Sulfur besteht im Gegenstand: Sulfur phantasiert sich das Umfeld und die eigene Person schön, Phosphor phantasiert sich nur die eigene Person schön.

- Wahnidee, er sei adlig (1) – 3

- Angenehme Wahnideen (1) – 9

- Wahnidee, arbeitet hart (1) - 6

- Wahnidee, das Geschäft sei ein Erfolg (1) – 1

- Wahnidee, er sei eine hochgestellte Persönlichkeit (1) – 33

- Wahnideen von Reichtum (1) – 16

- Wahnidee, er sei eine Person von Rang (1) - 3

Die Notwendigkeit, diese Wahnideen zu entwickeln, resultiert aus dem Gefühl, ungeliebt und deswegen allein zu sein, und Phosphor tendiert außerdem dazu, extreme Schuldgefühle aufgrund von Nichtigkeiten zu entwickeln:

- Wahnidee, er sei allein auf der Welt (1) – 20

- Wahnidee, er habe jemanden ermordet (1) – 2

- Wahnidee, ihm gelingt nichts (1) – 24

- Bezichtigt sich selbst einer obszönen Handlung, der sie nicht schuldig war (2) – 1

- Wahnidee, er würde verachtet (1) – 22

- Wahnidee, er sei ein Verbrecher (1) – 37

Phosphor sucht die Bestätigung für die erwünschte Identität in den (wohlwollenden) Blicken anderer Menschen, weil Phosphor selbst keine klare, feste Identität entwickelt hat:

- Wahnidee, sie sei jemand anderer (1) – 10

- Wahnidee, der Körper sei verstreut (1) – 8

- Wahnidee, die Knochen seien in Stücken und er könnte die Teile nicht mehr zusammensetzen (1) – 1

- Wahnidee, der Körper würde aus mehreren Teilen bestehen und sie könnte die Teile nicht mehr zusammensetzen (1) – 1

b) Physische Leitsymptome

Körperlich erkennen wir Phosphor zunächst einmal an der auffälligen Häufung von brennenden Schmerzen. Ein Patient mit eher unspezifischen, gelegentlich auftretenden Magenschmerzen beschrieb den Schmerz als „kaltes Brennen“ – eine Beschreibung, die förmlich nach Phosphor schreit.

(Wir erinnern uns an das Gedicht von Leibniz: Ein Feuer wie Phosphor ward nie gesehen, es ist kalt, und es kann im Wasser bestehen.)

Auffällig ist das Gefühl von brennenden Schmerzen entlang der Wirbelsäule sowie ein Gefühl von aufsteigender Hitze entlang des Rückens.

Auch die Halsschmerzen sind charakteristisch: Das Brennen wird häufig von einem stechenden Schmerz begleitet, und das Trinken von kaltem Wasser hilft kurzfristig. (Tritt neben den brennenden und stechenden Schmerzen ein Schwellungsgefühl auf, wäre Apis das richtige Mittel.) Weitere Polychreste, die brennende Schmerzen als Leitsymptom haben, sind z.B. Arsenicum album, Sulfur, Cantharis oder Causticum.

Dann sind phosphorische Beschwerden häufig von Zittern und/oder Schwindel begleitet. Der Schwindel tritt besonders häufig morgens auf, während (3) oder nach dem (3) Aufstehen. Er verstärkt sich durch Anstrengung der Augen (4). Ist der Auslöser des Schwindels die Augenbewegung, ist Phosphor das Mittel erster Wahl! Der Schwindel ist hierbei so stark, dass er ein Taumeln auslöst.

Nash: Phosphor = vorzüglich beim Altersschwindel.

Phosphor ist weiterhin zusammen mit Belladonna das einzige 3wertige Mittel, das in der Rubrik „chronisches Schwindeln“ zu finden ist.

Zu weiteren Leitsymptomen des Mittels zählen Wachstumsschmerzen (3) sowie ein plötzlich auftretender Hunger, auch nachts (3) (andere 3wertige Arzneien: Psorinum, Lycopodium und China).

Trotz guten Appetits sind phosphorische Menschen zu Beginn ihrer Erkrankung meist schlank.

Phosphor ist in der Lage, schwere körperliche Pathologien zu entwickeln. Hierzu zählen u.a.

Krebsleiden:

- Lippenkrebs (3)

- Krebs im Hals (2)

- Uteruskrebs (3)

- Magenkrebs (2)

- Knochenkrebs (2)

Eine körperliche Besonderheit ist die Neigung der Phosphoriker zu Blutungen. So werden auch Krebsleiden oft von Blutungen begleitet. Das Blut ist hierbei in der Regel dünnflüssig und hellrot.

(Rubriken u.a.: Blutungen bei Krebs (3), Hämophilie (3)).

Weiterhin finden wir u.a.

- Multiple Sklerose (2)

- Parkinson-Syndrom (2)

- Lähmungen (2)

- Gehirnblutung (2)

- Nierenentzündung (2)

Phosphor entwickelt aufgrund der hohen Begeisterungsbereitschaft auch hochgradige Erschöpfung und chronische Müdigkeit. Anfänglich kann die Erschöpfung noch mit einem mittäglichen Schlaf beseitigt werden, doch durch das Beibehalten der erschöpfenden Lebensumstände entwickelt sich ein chronischer Zustand.

DD.:       

Vergleich Tuberculinum + Phosphorus

Schmetterlingen:

Die Schmetterlinge sind in der Homöopathie noch relativ neu und daher klinisch wenig erprobt.

Mit ihrem großen Verlangen nach Schönheit, Veränderung und Vergnügen sowie ihrer Selbstbezogenheit ähneln sie Phosphor. Ebenfalls sind sie, wie Phosphor, sehr lebhaft und aktiv und mit ihrer Aufmerksamkeit nach außen gerichtet, was man selbst bei Babys schon gut beobachten kann.

Inachis io, das Tagpfauenauge

Einer Patientin, die in längeren Abständen von mir Phosphor aufgrund ihrer generellen Kreislaufschwäche mit Kollapsneigung erhalten hat, sich aber in ihrer exaltierten und auf möglichst viele und häufig stattfindende Kontakte ausgerichteten Persönlichkeit nicht wesentlich weiterentwickelte, erhielt von mir „Inachis Io“, das Tagpfauenauge. Unter Phosphor war sie zwar weitestgehend beschwerdefrei und „immer vergnügt“ (Wortwahl der Patientin), entwickelte sich aber insbesondere in ihren persönlichen Beziehungen nicht weiter und war auch nicht gewillt, ihren zeit- und energieaufwändigen Lebensstil zu ändern. Nach der Gabe von Inachis Io C200 hatte sie keine Angst mehr vor dem Alleinsein, weswegen sie alle Bekanntschaften aufgab, die sie bereits seit Jahren „aussaugten“ (Wortwahl der Patientin – die meisten Schmetterlinge haben einen Saugrüssel, mit dem sie die flüssige Nahrung aufnehmen). Auch beruflich trennte sie sich nicht nur von vielen Kontakten, sondern auch von ihrer Vorstellung, dass sie „sich selbst verkaufen“ müsse, um erfolgreich zu sein.

Ph-ac; Vergleich: Phosphoricum acidum + Phosphor

Zusammenfassung

Phosphor ist eine Arznei für Menschen, denen eine oberflächliche Form der Kommunikation sehr wichtig ist. Insofern ist es natürlich ein Mittel unserer Zeit: Gechattet wird über Facebook, ICQ & Co. mit fünf Personen gleichzeitig, und in einer Stunde drückt der Durchschnitts-Jugendliche 10x auf den „Gefällt-mir-Button“. Die Botschaften sind knapp, und es geht um Spaß – Tiefgründiges sucht man in den Kommunikationsforen des Internets vergeblich.

Phosphor „gehört dazu“. Mit ihrer charmanten Art, die das Anecken unbedingt vermeiden will, sind sie gern gesehene Gäste und allseits beliebt – dies allerdings nicht (nur), weil sie menschlich überzeugen, sondern weil sie fähig sind, anderen Menschen ein gutes Gefühl zu vermitteln. Sie verbreiten gute Laune und eine Atmosphäre der Leichtigkeit. Eine Phosphor-Patientin bezeichnete sich als „Engel“, weil sie nach ihrer Überzeugung vielen Menschen Fröhlichkeit ins Leben brachte, und erzählte immer wieder begeistert davon, wer wie von ihr geschwärmt hätte.

Diese positive Form der Aufmerksamkeit ist für Phosphor-Menschen sehr wichtig. Solange sie über die Maßen gelobt werden, genügend Verehrerinnen und Verehrer um sich haben, das Telefon oft genug klingelt und der E-Mail-Strom nicht abreißt, geht es ihnen gut. Sie sind fröhlich, fast schon ausgelassen, und sehen es als ihre Mission an, andere ausgiebig an ihrem Leben und damit an ihrem Glück teilhaben zu lassen.

Alles, was sie selbst infrage stellen könnte, wird nicht beachtet oder gar negiert. Insofern haben phosphorische Menschen auch Schwierigkeiten mit der Selbstreflexion. Mit ihren Schattenseiten beschäftigen sie sich nicht gern. Lassen widrige Lebensumstände sie in ihren emotionalen Keller tauchen, versuchen sie, so schnell wie möglich wieder aufzutauchen. (Aus diesem Grunde glaubt der behandelnde Homöopath auch an den schnellen Erfolg seiner Medizin – der Phosphor-Patient erzählt ihm strahlend, dass die Kügelchen alles geheilt hätten, er sich wundervoll fühle und keinen Termin mehr bräuchte. Die Wahrheit ist jedoch, dass wir in unserer Behandlung an einen Punkt gekommen sind, der einen Gang in den emotionalen Keller anrät – ein Raum, den Phosphor sorgfältig

zubetoniert hat.)

Sowohl Kinder als auch Erwachsene können schüchtern wirken. Diese Schüchternheit verfliegt jedoch schnell, sobald sie sich wohl fühlen. Sie ist daher nicht vergleichbar mit der generellen Schüchternheit von Calcium carbonicum oder Barium carbonicum. Während der calcische Junge sich an seinen Trecker klammert und seine neue Umgebung misstrauisch beäugt, versucht es das Phosphor-Kind mit einem Lächeln. Umgekehrt kann das phosphorische Kind in der Praxis durch den Behandler relativ schnell beruhigt werden, weil es sich leicht ablenken lässt.

Das Abgleiten in eine depressive Verstimmung oder gar in eine Depression zählt nicht zu den phosphorischen Bewältigungsmechanismen:

- Stilles Wesen (-)

- Brütet, grübelt (-)

- Selbstbetrachtung (1)

- Pessimist (-)

- Verzweiflung (1)

In der Rubrik „Traurigkeit“, die mehr als 700 Mittel enthält, ist Phosphor immerhin mit 2 Punkten genannt, aber die phosphorische Traurigkeit ist keine andauernde Traurigkeit. Wir finden in der fortschreitenden Pathologie immer weniger Gemütssymptome und immer mehr körperliche Beschwerden.

So sagte eine Patientin, die ich wegen diverser neurologischer Auffälligkeiten behandelte: „Ich möchte gern wieder so fröhlich und unbeschwert wie früher sein.“

Ich besuchte einmal eine ehemalige (und dann wieder neue) Phosphor-Patientin im Krankenhaus; sie hatte eine akute Nierenbeckenentzündung. Als ich das Zimmer betrat, hockte sie im Schneidersitz auf dem Bett und gab einer Krankenschwester Rat in deren Eheproblemen. Die Krankenschwester war sehr gerührt;

als sie ging, sagte sie zu mir: „Sie ist so ein Engel! Ist selbst sehr krank, hat aber trotzdem immer ein Ohr für alle anderen Patienten, und nun auch noch für mich!“ Meine Patientin lächelte wehmütig, als die Schwester ging, und verzog den Mund, als ich ihr die Hand reichte. Ich fragte sie nach ihrem Stimmungswandel, und sie antwortete: „Gerade eben konnte ich meine eigenen Probleme wunderbar vergessen. Und jetzt sind Sie da, und Sie stellen diese unangenehmen Fragen, und ich muss mich mit meinen Problemen beschäftigen, was gar keinen Spaß macht!“

 

Homeopathic Remedies for GWI/GWS

[Erika Price]

Illness from radiation sickness and burns, and chemical poisoning. Multiple Chemical Sensitivities (strong odors and respiratory problems). There is improper oxidation and low blood pressure.

The mucous membranes irritated and inflamed. Hemorrhage: with profuse bleeding from any orifices of body (nose, chest and bladder) and wounds; blood does not coagulate; wounds bleed freely; anemia after hemorrhage; spitting of blood, bright red, dark, streaked, uncoagulated. Chronic Diarrhea: exhausting but painless and that is watery, pouring out, involuntary, copious, grey, bluish, and green mucous and it can be bloody. Vomiting: with nausea, after eating, warm drinks, putting hands in warm water, warm rooms, constant, too much salt. Acts on blood vessels and serum, spinal cord and bone.

Lou Gehrig's Disease. Cancers, acute leukemia.

Anxiety: panic and free-floating anxiety attacks are not uncommon; fear of things like robbers, suffocation, disease, death, dark, at twilight and during thunder-storms; terrified in a room full of people if they cannot think of what to talk about; more anxious and fearful when alone.

Alcoholism: with sexual excesses, need for instant gratification and company, and craving particularly for wine; with hemorrhaging and nose bleeds.

Cough: upper respiratory ailments; congestion of lungs; early stages of bronchitis or pneumonia, with tightness in chest and dry hard painful cough; tickling dry cough; croup; racking; hoarseness; loss of voice; spasmatic; violent; expectoration copious, yellow; mucous, in morning; chronic catarrh with slight hemorrhage; nervous cough, <: around strangers; <: talking, active, lying left-side, evening, getting wet, cold air, change of temperature, laughing, morning, betterwalking in open air.

Eyes: atrophy of optic nerve; bleeding; cataract; cancer; itching; tearing; photophobia; tension; twitching lids.

Fainting: from the sight of blood; on excitement; from pain.

Hypoglycemia: with headache if hunger not appeased immediately, weakness from not eating; ailments from hunger and must eat even in the middle of the night.

Jaundice: with acute hepatitis; sore and enlarged liver.

Vision: veil before eyes; near-sighted (myopia); colors- black, specks, spots, objects seem gray, green halo of light, red halo; floating, spots; dazzling; dim better morning, after sex, distant objects, during headache; dim reading, during vertigo; objects seem distant; sees a sea of fire closing eyes; flashes; flickering; foggy; lightnings; loss of vision from fainting; sparks in the dark and on falling asleep; spots; weak.

Voice Loss: from prolonged taking. Laryngitis- with very painful larynx, <: speaking, evenings and cold air; rawness, sore; sore trachea; sensitive to pressure, touch, with constriction and irritation of larynx. Hoarseness- husky, rough, deep, nasal; chronic; from talking; <: in the evening; during coryza.

Ulcers: gastric and duodenal; vomiting of cold food and drink with blood, burning pains in pit of stomach and sour belching.

<: Left-side/lying on left or painful side/lying on back/stomach/electrical changes/cold (not headaches)/putting hands in cold water/washing clothes/wet feet/twilight/during sunset/evening/dark/during thunder/stormy/sudden change of weather/drenching rains/winter/alone/ascending stairs/hair cut/music/odors/smell of food and flowers/touch/salt/milk/butter/spoiled fish/garlic/alcohol/iodine/anesthetic drugging;.

>: Warmth/open air/cold bathing/sleeping/even short nap/eating/cold food and drinks/in the dark/rubbing/massage/sympathy/and lying on the right side/magnetism/eating/frozen food/wine;

NOTE:  Do NOT drink wine while taking Phosphorus (or you'll wish you hadn't!).

Diffusion in essence, spreading outward emotionally without boundaries, drifting with the current. Living only for the present, most of their passions tend to be short lived and regretted afterward. They can be mentally spaced-out, a scattered consciousness often seen in these soft dreamy types. There is a hunger for recognition and a performer's temperament with a great imagination. With sparkling eyes and general effervescence, they are very friendly, open and generous. They are delicate, highly impressionable, trusting and emotionally vulnerable, making it difficult for them to protect themselves. Oversensitive to

everything in their environment.

 

 

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