Platinum Anhang

x!y

[Tanja Hoffmann] 

1. Das Metall und seine Eigenschaften

Der Name „Platina“ - übersetzt: „kleines Silber“ - zeigt bereits einen wichtigen Teil des Dramas der Platin-Menschen: Geringschätzung. Denn das Metall Platin ist 30x

seltener als Gold, aber sein Wert wurde zur Zeit seiner Entdeckung nicht richtig bemessen: Platina galt als Verunreiniger von Goldfunden; Platinmünzen wurden mit

Gold überzogen, um die Münzen wertvoller zu gestalten. Dabei ist Platin sehr viel seltener als Gold, und Platin ist stabiler als Gold.

Platin kann nur im „Königswasser“ aufgelöst werden (= Salzsäure - Acidum muriaticum - und Salpetersäure-Mischung - Acidum nitricum).

Von Fluor wird Platin bereits bei Zimmertemperatur angegriffen, von Chlor ab 250 Grad. Mit Salzsäure, rauchender Salpetersäure, Flusssäure und Perchlorsäure reagiert

es ab 100°C, mit Schwefelsäure ab 300°C und mit Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid und Natriumcyanid ab 400°C. Von naszierendem (= während einer chemischen

Reaktion gerade entstehend) Brom und Chlor wird Platin ebenfalls angegriffen.

Vergleich: Platina + Fluor

Platin ist äußerst selten - um 1 gr Platin zu gewinnen, müssen 10 Tonnen Gestein gebrochen werden. Vom Platinerz bis zum fertigen Barren werden 5 Monate Raffinationszeit

benötigt. Jahresförderung von Platin: 120 t/Jahr, Gold: 1.500 t/Jahr.

Weitere Eigenschaften:

· Extreme Spannung. Platin ist das einzige Metall, das einen Stein ohne Fassung halten kann.

· In seiner Verarbeitung stellt Platin hohe Ansprüche.

· Platin ist ein sehr schweres Metall (drittgrößte Dichte aller Elemente); ein Würfel von 10 cm Kantenlänge wiegt 21,5 kg.

· Menschenfreundlich! Wird in der Zahnmedizin, als Herzschrittmacher und für Gehirnsonden verwendet. Höchste Körperverträglichkeit aller Edelmetalle,

Allergien sind nicht bekannt.

· Platinsalze können sich allerdings negativ auf die Gesundheit auswirken: DNSVeränderungen, Krebs, allergische Reaktionen der Haut und der Schleimhaut,

Knochenmarkschäden, Schäden am Gehörapparat.

· Viele Metalle bilden mit Platin Legierungen, beispielsweise Eisen, Nickel, Kupfer, Cobalt, Gold, Wolfram, Gallium, Zinn

· Platin reagiert zum Teil unter Verbindungsbildung mit heißem Schwefel, Phosphor, Bor, Silicium, Kohlenstoff in jeder Form (= wir finden diese Elemente in den

Reihen 2 und 3 des Periodensystems der Elemente, und nach Scholten geht es in diesen Reihen um die Thematik der Ich-Bildung (2. Reihe) und dem Eingehen von Bindungen

 (3. Reihe)

· Platin wird industriell insbesondere als Katalysatormaterial verwendet.

· cis-Diammindichloroplatin ist ein hochwirksames Anti-Tumor-Mittel in der Chemotherapie Assoziationen zu Platin als Schmuckmetall:

· Gold muss nicht erklärt werden, Gold ist selbsterklärend. Der Wert von Platin muss hervorgehoben werden.

· Platin wird nur von „Kennern“ erkannt.

· Platin wird oft mit Gold verglichen, um seinen Wert hervorzuheben.

· Aus der Werbung:

· „Platin ist für die Ewigkeit.“

· „Edle Herausforderung“

· „Zurückhaltung und Überlegenheit zugleich“            

· „Bezauberung und Verpflichtung zugleich“

· „zeitlose Faszination“

· „rar und kostbar“

· „der Mut der Avantgarde zum Anderen, Ungewöhnlichen …“

· „Verbindungen, einmal in Platin gearbeitet, halten für immer.“

· „Man spürt seinen Wert.“

Aufgrund der hohen Bedeutung von Platin als Katalysator folgt hier ein kurzer Abstrakt zu diesem Punkt:

‚Katalysator‘ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Auflösung“, womit wir wieder in der 17. Spalte des Periodensystems wären, die nach Scholten einer ähnlichen

Thematik zugeordnet ist (Loslösung). Zur Erinnerung: Fluor finden wir in der 17. Spalte, aber auch Brom und Chlor, die beide unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls

mit Platin reagieren (insbesondere Brom). -

Zu den Eigenschaften eines Katalysators (aus: Wikipedia):

· beschleunigt eine Reaktion (erhöht die Reaktionsgeschwindigkeit),

· verringert die Aktivierungsenergie,

· wirkt selektiv (bestimmte Reaktionen benötigen bestimmte Katalysatoren).

· nach der Reaktion unverändert

Ich ‚übersetze‘ diese Eigenschaften in das Platin-Arzneimittelbild:

· Platin beschleunigt eine Reaktion = Platin lässt nicht kalt, Platin erregt die Gemüter, Platin stößt an und ist damit das Gegenteil eines „Mauerblümchens“

· Platin verringert die Aktivierungsenergie. Aktivierungsenergie ist nötig, wenn im Laufe einer chemischen Reaktion eine Barriere überwunden werden muss.

Platin verringert also die Energie, die aufgewendet werden muss, um Barrieren zu überwinden; Platin hilft über Barrieren hinweg.

· Platin wirkt selektiv. Platin reagiert nicht mit ‚Jedem‘ - Platin sucht sich seine Bindungspartner aus.

· Platin selbst verändert sich hierbei nicht, ist also nicht betroffen. Platin provoziert zur Veränderung Anderer, bleibt sich dabei aber treu. -Andererseits altern

Platin-Katalysatoren schnell … die Veränderung erfolgt also nicht unmittelbar während der Interaktion mit Anderen, sondern als Prozess im Laufe von vielen

Interaktionen, wobei die minimale Veränderung durch eine einzelne Interaktion kaum wahrnehmbar ist. /

Ich denke hierbei an „Das Bildnis des Dorin Gray“ von Oscar Wilde. Der junge Dorian Gray ist bildschön, und ein Maler portraitiert ihn. Doch Dorian lässt sich zu

vielerlei‚ verdorbenem‘ Handeln verführen. Nur sieht man ihm das nicht an, denn an seiner Stelle zeigt sein Bildnis die Zeichen der Verdorbenheit. Dorian bleibt jung

und schön …

2. Thema

Ich zitiere zunächst einige bekannte Homöopathen zu Platin:

Roger Morrison: „Platin ist ein faszinierender Arzneimittel-Typus, bei dem entweder in Bezug auf das Ego oder die Sexualsphäre die Leidenschaft gesteigert ist.

Platin ist das hochmütigste aller homöopathischen Arzneimittel.“

Er beschreibt das Fortschreiten der Platin-Pathologie mit anfänglicher Romantik, die jedoch aufgrund der hohen Leidenschaft, die in den Frauen steckt, in sehr stürmische

Beziehungen führt. Kann diese Leidenschaft nicht ausgelebt werden, entwickelt die Platinfrau Wut, gewalttätige Impulse und tiefe Phobien. Ausgewählte Leitsymptome:

Hochmütig, affektiert, von sich selbst eingenommen, narzisstisch. Braucht Aufregung oder Drama. Wahnidee, sie sei königlicher Abstammung. Unverschämt und unhöflich.

Geringschätzig. Abneigung gegen Kinder. Kleidet sich auffallend, Hollywood-Typ.

Georgos Vithoulkas: Eine extreme Spannung, die sich einerseits aus der idealistischen, romantischen Haltung und andererseits aus dem extremen sexuellen Verlangen ergibt.

Von ihrem Mann erwartet sie, dass er beide Bedürfnisse befriedigt, wobei ihre Ansprüche sehr hoch sind. Daher wird sie immer wieder enttäuscht, wodurch ein übersteigertes

Ich-Bewusstsein und Hochmut entstehen.

Rajan Sankaran: Aurum ist der König, Platin die Königin, aber eine, die sich selbst zur Königin krönt. Ihr innerstes Gefühl ist, „gedemütigt und -wie von einer großen Macht-

am Boden zermalmt zu werden. Die Platinum-Frau glaubt, sie sei sehr klein und müsse wachsen und größer werden, um überleben zu können.“ Alles Gewöhnliche verachtet

sie daher; das triebhafte Verhalten von Männern ihr gegenüber wird ebenfalls verachtet. Leistung wird für Platin häufig durch Sexualität ausgedrückt;

ihre Überlegenheit ist abhängig von ihrer Attraktivität. „Die Platinum-Situation ist die einer Frau, der man nicht genug Respekt entgegenbringt - sie ist verschmäht, kritisiert

und angegriffen. Ihr Überleben hängt davon ab, dass sie sagt: Es kümmert mich nicht, was die anderen von mir denken. Sie sind von niedriger Herkunft und ich von hoher.“

Willibald Gawlik: „Platin-Persönlichkeiten sind dunkelhaarige, schlanke Frauen und Mädchen mit straffer Haut und festen Muskeln, meist sehr hübsch mit strahlenden Augen

und vollen, sinnlichen Lippen. Sie sind äußerst sympathisch, wirken aber manchmal auch wie bildschöne, eiskalte Plastikfiguren.“ Und auch hier finden wir die Beschreibung

der Frau, die an den Mann sowohl sexuell als auch geistig hohe Ansprüche stellt, die dieser nicht erfüllen kann. Daraufhin erlebt sie großen Kummer,

„zumal sie sich dem geliebten Menschen und der Liebe ganz hingibt.“ „Erstaunlicherweise wird Platin durch die ständigen Spannungen, das ständige Unbefriedigt sein

und die sich immer wiederholenden Kummersituationen nicht verbittert oder depressiv, sondern reagiert mit einem übersteigerten Ichgefühl, das zu Hochmut, Arroganz und

zu großer Verachtung für die Welt führt. Da diese Persönlichkeit weiß, dass sie sowohl im Bereich der Sexualität als auch in dem der Intellektualität viel mehr als andere geben

kann, hält sie sich für den einzig wirklich hochstehenden Menschen.“

Gawlik: „Platin-Persönlichkeiten zeigen in ihrer intensiven Lebendigkeit auf der geistigen Ebene und im sexuellen Bereich ein zunächst faszinierendes Portrait, dessen spätere

Stadien der Erotomanie, aber auch der übertriebenen Selbstüberhebung nicht mehr zu begreifen sind. Diese Menschen sind selten und für den homöopathischen Arzt immer

beeindruckend, weil sie einen ganz ungewöhnlichen Facettenreichtum im Geistigen, Körperlichen und Seelischen bieten. Dieses Persönlichkeitsporträt beinhaltet alle Höhen

und Tiefen: eine Mischung von Schönheit, animalischer Triebhaftigkeit, romantisierender Sehnsucht zu Höherem und eiskalte Berechnung, verbunden mit einer Gratwanderung

hinsichtlich seelischer Gesundheit.“

Jan Scholten: in „Homöopathie und die Elemente“ ein Platin-Bild, das nicht nur den Hochmut und die übersteigerte Sexualität beschreibt, sondern auch auf die Themen

Verantwortung und Macht eingeht: „Sie sind die selbstverständlichen Leiter. Sie haben die Ausstrahlung eines Dirigenten. … Sie nehmen die Verantwortung des Betriebes sehr leicht auf sich.“ „Sie sind wie ein nobler König, unter dessen Regime es gut geht …“ „Sie können sehr diktatorisch sein. Sie fühlen sich dann nicht mehr als bescheidener Leiter, sondern als allmächtiger Vertreter von Gott auf Erden.“ „Sie regeln alles sehr genau, jedes Detail muss ihren Wünschen entsprechen. Wenn ein Diener nur eine Kleinigkeit anders tut, als sie wollen, werden sie enorm böse, fühlen sich als König gekränkt. Sie werden sehr starr und machen ihre Organisation sehr starr.“ „Da sie über den Menschen stehen, fühlen sie sich auch nicht mehr mit den Menschen verbunden: die Welt ist fremd, und sie haben keinen richtigen Kontakt mehr mit ihr.“ „Sie müssen glänzen und geehrt werden.“ „Oder sie fühlen sich sehr erhaben, aber sie können es nicht verwirklichen. Die anderen wollen ihre Größe überhaupt nicht sehen. Sie fühlen

sich äußerlich schwach und beschäftigen sich innerlich mit allerlei Illusionen über ihre Größe, Mordgedanken und sexuellen Phantasien.“

Scholten: Platin ist nicht nur als Frauenmittel, sondern als Mittel für beide Geschlechter, und er legt den Fokus seiner Betrachtung nicht auf die Sexualität, sondern auf die gelebte Verantwortung, die in der Platin-Krankheit zu einer übersteigerten Wahrnehmung der eigenen Bedeutung degeneriert.

Platin und die narzisstische Persönlichkeitsstörung

1. Kriterien zur Diagnose einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung nach ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter

Gesundheitsprobleme) (Quelle: Wikipedia) - zur Diagnose müssen mindestens 5 Kriterien erfüllt sein:

2. hat ein grandioses Verständnis der eigenen Wichtigkeit (übertreibt etwa Leistungen und Talente, erwartet ohne entsprechende Leistungen als überlegen anerkannt zu werden)

3. ist stark eingenommen von Phantasien grenzenlosen Erfolgs, Macht, Brillanz, Schönheit oder idealer Liebe

4. glaubt von sich, „besonders“ und einzigartig zu sein und nur von anderen besonderen oder hochgestellten Menschen (oder Institutionen) verstanden zu werden oder mit

diesen verkehren zu müssen

5. benötigt exzessive Bewunderung

6. legt ein Anspruchsdenken an den Tag, d. h. hat übertriebene Erwartungen auf eine besonders günstige Behandlung oder automatisches Eingehen auf die eigenen

Erwartungen

7. ist in zwischenmenschlichen Beziehungen ausbeuterisch, d. h. zieht Nutzen aus anderen, um eigene Ziele zu erreichen

8. zeigt einen Mangel an Empathie: ist nicht bereit, die Gefühle oder Bedürfnisse anderer zu erkennen / anzuerkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren

9. ist häufig neidisch auf andere oder glaubt, andere seien neidisch auf ihn / sie

10. zeigt arrogante, hochmütige Verhaltensweisen oder Ansichten Nachfolgend einige Rubriken aus dem Repertorium:

· Wahnidee, sei eine hochgestellte Persönlichkeit (2)

· Wahnidee, sie würde nicht zu ihrer eigenen Familie gehören (2)

· Wahnidee, allein auf der Welt zu sein (2)

· Verstößt Menschen gegen ihren Willen (3)

· Hochmut (4)

· Verächtlich (3)

· Verächtlich in Anfällen gegen ihren Willen (2)

· Selbstsucht, Egoismus (3)

· Größenwahn (2)

· Wahnidee, sie habe keinen Platz in der Welt (2)

· Wahnidee von Reichtum (2)

· Wahnidee, alle Menschen seien Teufel (3)

Wir sehen also, dass die Kategorisierung der narzisstischen Persönlichkeitsstörung und des (bereits sehr kranken) Platin-Menschen in größeren Teilen übereinstimmen.

Aus meiner Praxis:

Ausgehend von den sehr lebhaften Arzneimittelbildern zum platinischen Hochmut, dem schillernden Äußeren und der bemerkenswerten Sexualität sind von mir in meinen ersten Praxisjahren sicherlich einige potenzielle Platin-Patienten mit weniger ähnlichen Arzneien behandelt worden. Insofern möchte ich nicht das übliche Platin-Bild zeigen, das das narzisstische, exzentrische Endstadium der Pathologie beschreibt, sondern eine moderates, kompensiertes Bild.

Denn auch platinische Persönlichkeiten haben normale Berufe, leben in einem Familienverbund und passen sich ihrem Umfeld mal mehr und mal weniger an. Insofern wird uns der hochmütige Hollywood-Typus vielleicht einmal in der Praxis aufsuchen - viel eher aber werden wir die Platin-Menschen zu Gesicht bekommen, die sich auf dem langen Weg zwischen gesundem Platin und schwerer Platin-Pathologie befinden und weitaus weniger auffällig sind.

Ich habe meine Platin-Patienten als Menschen kennengelernt, die zwar eine starke Ausstrahlung haben, dabei aber eher konservative Züge zeigen. Vom Homöopathen erwarten sie Substanz.

Dabei macht Platin die „Substanz des Therapeuten“ nicht etwa nur an den Urkunden und Diplomen fest (wie beispielsweise Arsenicum album), sondern an den Urkunden, Diplomen, dem persönlichen Erleben, der Erscheinung, der Artikulationsfähigkeit und dem gesamten Auftreten:

„Ist er meine Zeit wert? Beherrscht er sein Geschäft?“ Genauso, wie Platinmenschen eine hohe Erwartung an Partner, Familienmitglieder und Freunde haben, haben sie eine hohe Erwartung an den Therapeuten. Sie wünschen sich eine Persönlichkeit, die ihnen standhalten kann, die also auf einem ähnlichen Niveau agiert.

- Hübsch, anziehend, vom Wesen her (1)

- Eleganz, Anmut (1)

- Ernst (2)

- Geckenhaft (2)

- Eitelkeit (1)

- Intelligent (1)

- Intellektuell (1)

- Studieren fällt leicht (1)

Platin hat eine exakte Vorstellung von „richtig“ und „falsch“, drängt diese Vorstellung aber anderen nicht auf. Wozu auch - Platin weiß es einfach besser, und die anderen sind noch nicht so weit. Leben und leben lassen. Man kann von einem Grundschulkind auch nicht erwarten, dass es die Integralrechnung beherrscht.

- Wahnidee, Menschen scheinen geistig und körperlich minderwertig (1)

- Wahnidee, er sei eine hochgestellte Persönlichkeit (2)

- Hochmütig (4)

- Wahnidee, er sei adlig (1)

Ich drücke es mit den Worten einer Patientin aus, die sich darüber amüsierte, von ihren Kolleginnen als arrogant empfunden zu werden: „Ich habe mir darüber Gedanken gemacht. Was sagen sie tatsächlich, wenn sie behaupten, ich sei arrogant? Sie sagen, dass es zwischen ihnen und mir einen Abstand gibt, und weil sie nicht in der Lage sind zu begreifen, dass ich intelligenter bin, sie mir also in meinen Ausführungen nicht folgen können und ich mir auch keine Mühe gebe, mich auf ihr Niveau herabzubegeben, sagen sie einfach, ich sei arrogant. Dieses Wort ist eine andere Umschreibung für „geringere Intelligenz“ - aber sie sind zu dumm, das zu verstehen.“

Platin ist wie der Unternehmer, der nach 30jähriger erfolgreicher Tätigkeit durch seine Konzernzentrale wandert und zum Plausch mit dem Hausmeister stehenbleibt, den er selbst vor 27 Jahren eingestellt hat. Der Hausmeister kennt seinen Platz, er zieht den Hut vor dem Unternehmer und bestätigt auf dessen Nachfrage, dass es der ganzen Familie gut gehe.

- Empfänglich für Schmeicheleien (1)

Doch dann kommt die neue Empfangssekretärin durch den Flur gelaufen, die den Unternehmer zunächst nicht erkennt. Sie sieht nur einen Mann, der mit dem Hausmeister spricht, und weil sie dem Hausmeister bereits zweimal gesagt hat, dass er die Glühlampen im Wartebereich wechseln soll, ergreift sie die Gelegenheit beim Schopfe, bleibt stehen und erinnert den Hausmeister mit deutlichem Missmut ein drittes Mal … den Unternehmer ignoriert sie. Dieser ist kurzfristig irritiert, dann übernimmt der kalte Zorn das Regiment, und eine Minute später darf die Sekretärin sich freuen, wenn sie keine Abmahnung erhalten hat. Sie hat ihn nicht gesehen, gewürdigt, gehuldigt … und vergessen wird er diesen Vorfall nicht so schnell.

- Empfindlich (2)

- Leicht beleidigt (2)

- Entrüstung (1)

- Enttäuschung (1)

- Reizbarkeit (3)

- Reizbarkeit durch Kleinigkeiten (2)

- Zorn über Kleinigkeiten (2)

- Diktatorisch (2)

- Unverschämt (3)

- Verweilt bei vergangenen, unangenehmen Ereignissen (2)

Platin-Menschen können durchaus extrovertiert wirken und auf den ersten Blick auch den Eindruck erwecken, als ob sie ihr Herz auf der Zunge trügen - aber dieser Eindruck täuscht. Die tatsächlich essentiellen Emotionen behalten sie für sich, bis sie ein Grundvertrauen entwickelt haben, und oft genug sind diese essentiellen Emotionen auch unseren Patienten verborgen - sie haben keine Neigung zu allzu großer emotionaler Reflektion.

Ebenfalls ist auch das Sexualleben kein primäres Thema; vielmehr finden wir diverse Beschwerden der Sexualorgane und auch Beschwerden, die durch Geschlechtsverkehr ausgelöst werden. Die „platonische Liebe“ ist ein größeres Thema, und die romantischen Vorstellungen, die mit dieser nicht gelebten Liebe einhergehen, können an Staph. Nat-m. oder Ant-c. erinnern. Tatsächlich sind auch einige meiner Platin-Patienten immer wieder mit Nat-m. behandelt worden: die Suche nach dem perfekten Partner, der

Hang zur unmöglichen Liebe, die Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr und die reservierte Stille erinnern an Nat-m.

Platin-Menschen sind oft sehr einsam. Dieses Gefühl liegt nicht immer an der Oberfläche und wird insofern auch nicht angesprochen. Zu oft vertrauen wir Homöopathen

der vom Patienten berichteten Symptomatik - doch gerade die geistig-emotionalen Symptome, die NICHT berichtet werden, führen zur Quelle der gesamten Erkrankung. Insbesondere die Menschen, die Angst vor dem Verlust der Selbstkontrolle haben, umschiffen die Themen, die zu emotional sind. Platin finden wir zwar nicht in den entsprechenden Rubriken:

- Furcht, die Kontrolle zu verlieren

- Furcht, die Selbstkontrolle zu verlieren

- Furcht vor einem Zusammenbruch

- Furcht vor Berührung

ABER - nun querdacht - finden wir Platin in den Rubriken:

- Wahnidee, ruft um Hilfe

- Schreien um Hilfe

Exkurs zur Rubrik: Wahnidee, ruft um Hilfe: Wir alle kennen Menschen, die nach außen einen äußerst stabilen Eindruck machen. Und ähnlich stabil, ruhig und souverän berichten sie von einem Problem. Aufgrund der Art und Weise, wie sie von dem Problem berichten, kämen wir aber niemals auf die Idee, dass dieser Bericht ein Hilfegesuch ist. Also reagieren wir nicht. Und bestätigen Platin damit in dem immer wieder erlebten Drama, dass es allein auf der Welt ist.

Vielleicht ist Platin nun verzweifelt genug, das Hilfegesuch deutlicher zu formulieren, und nun kommen wir zur Rubrik:

Schreien um Hilfe.

Paradox ist, dass Platin andererseits die Einsamkeit auch sucht und Gesellschaft ablehnt. Dies liegt an der Kompromisslosigkeit - wenn Platin sich in Gesellschaft begibt, dann nur mit ganz besonderen, bestimmten Menschen - nicht mit jedem. Platin flieht also nicht vor der Einsamkeit, sondern nimmt sie als Teil seiner Persönlichkeit in Kauf: besser, einsam zu sein, als sich in der Gesellschaft von Menschen, die ihm nicht liegen, zu langweilen oder sich unwohl zu fühlen. Und doch kann die Einsamkeit sich zu einem körperlichen Schmerz auswachsen - der dann aber auch in Kauf genommen wird.

- Gefühl, verlassen zu sein (2)

- Abneigung gegen Gesellschaft, Verlangen nach Einsamkeit (2)

- Wahnidee, allein auf der Welt zu sein (2)

- Wahnidee, verlassen worden zu sein (2)

- Gefühl von Isolation (1)

Platin erlebt also eine extreme Form von Einsamkeit. Wir schauen uns in diesem Zusammenhang noch andere Rubriken an:

- Wahnidee, sie würde nicht zu ihrer Familie gehören

- Schmerzlosigkeit des betroffenen Körperteils

- Verstößt Menschen gegen ihren Willen

Platin spürt den Schmerz nicht, auch den emotionalen Schmerz. Platin hat eine Familie, fühlt sich aber nicht zugehörig. Und Platin verstößt Menschen GEGEN IHREN WILLEN - also Menschen, die sie nicht verstoßen möchte. Hieraus folgt eine besondere Empfindlichkeit auf der emotionalen Ebene, die als so schmerzhaft empfunden wird, dass sie negiert, nicht mehr wahrgenommen wird. Hier ähnelt sie Staph., die ebenfalls diese emotionale Empfindlichkeit hat. Staph. versucht jedoch, dieser Empfindlichkeit mit äußerer Härte, einer „Rüstung“, zu begegnen, und Platin versucht, diese Empfindlichkeit entweder durch emotionale oder durch nervale Unberührbarkeit zu kompensieren. (Körperlicher Bezug von Platin u.a. neurologische Symptome wie Trigeminusneuropathie/-neuralgie, Lähmungsgefühle, Ameisenlaufen,

Schwächegefühl in den Extremitäten)

Eine weitere bedeutende Ähnlichkeit zwischen Platin und Staphisagria finden wir in der Rubrik „Masturbation“: Platin ist 4wertig genannt, Staphisagria

3wertig. Wer den Sexualtrieb selbst befriedigt, muss keinem Menschen begegnen, ist also autonom und kann nicht mehr verletzt werden …

Wir betrachten nun Platin und das Thema Religion, denn Platin hat einen großen Bezug zur Religion.

- Beten laut bei Traurigkeit (2)

- Religiöse Gemütsstörungen (2)

- Geisteskrankheit, religiös (2)

- Religiöser Schwermut (2)

- Wahnidee, alle Menschen seien Teufel (3)

- Wahnidee, er sei vom Teufel besessen (1)

Wer einsam ist, wendet sich Gott zu. Wir kennen diese Reaktion von dem ähnlichen Aurum, das im Periodensystem der Elemente Platin benachbart ist. Aurum und Platin stehen so weit oben, haben sich aufgrund ihrer Besonderheit so weit von den anderen Menschen entfernt, dass sie Gott näher als den Menschen sind.

„Wahnidee, alle Menschen seien Teufel“: Unsere Patienten drücken diesen Gedanken natürlich nicht so aus. Wir hören, dass alle Menschen von Grund auf schlecht / böse / verdorben / korrupt seien. Und Platin hat einen Grund mehr, sich zurückzuziehen.

„Wahnidee, er sei vom Teufel besessen“: Diese Rubrik habe ich bereits einige Male angewendet, und zwar dann, wenn ich folgende Aussage höre: „Ich tue Dinge, die ich eigentlich nicht tun will, aber ich kann nicht anders.“ „Etwas zwingt mich, xy zu tun/zu sagen.“ Der Teufel ist das Synonym für den eigenen Schatten, also für Persönlichkeitsanteile, die abgelehnt werden: „So bin ich normalerweise gar nicht. Ich weiß auch nicht, was da in mich gefahren ist.“ Erwidere ich auf diese

Aussage, dass aber auch dieses unerwünschte Handeln aus dem eigenen Inneren kommt und insofern natürlich ein Teil der Persönlichkeit ist, erhalte ich oft folgende Antwort: „Nein, das bin ich wirklich nicht! XY hat mich dazu getrieben, das zu sagen / zu tun. Immer, wenn er in meiner Nähe ist, bin ich nicht ich.“

- Wahnidee, der Teufel sei anwesend (3)

Wir kommen nun zur Sexualität. Platinische Frauen und Männer sind sich ihrer Ausstrahlung meistens bewusst, und sie müssen nichts oder nur wenig tun, um ihre Vorzüge ins rechte Licht zu rücken. Ihre Ausstrahlung ist daher nicht künstlich oder aufgetragen. Besonders kurze Röcke oder tiefe Ausschnitte hat die Platin-Frau gar nicht nötig.

Sie wirkt auch in Jeans und T-Shirt - was sie aber selten trägt, und wenn, dann ist es edle Designerkleidung oder ein besonders schönes Second-Hand-Stück.

Platin ist nicht prüde, und Sexualität ist ein Teil des Menschen, der als selbstverständlich empfunden und gelebt wird. Dabei haben platinische Menschen die Angewohnheit, die sexuellen Aktivitäten ihrer Mitmenschen mit ähnlicher Gelassenheit zu betrachten. So werden Affären oder Dreierbeziehungen toleriert, und auch offene Beziehungen entlocken kein Stirnrunzeln.

Rubriken u.a.

- Promiskuitiv (eingegangen in die Rubrik „sexuelle Perversion“): (1)

- Ehebrecherisch (1)

- Beschwerden durch sexuelle Enthaltsamkeit (1)

- Beschwerden durch enttäuschte Liebe (3)

- Beschwerden durch Vernachlässigung (1)

Aufgrund der großen Einsamkeit versuchen Platin-Menschen jedoch oft, die Sexualität als Mittel zu einem Gefühl von Zweisamkeit zu verwenden; dies gilt insbesondere für Frauen. Platin-Frauen haben in der Regel kein Problem, einen interessierten männlichen (oder auch weiblichen) Sexualpartner zu finden. Nach dem Geschlechtsakt wird jedoch schnell klar, dass es dem Partner eben auch nur um diesen einen Akt ging - woraufhin Platin sich seiner Einsamkeit wieder besonders bewusst wird, und - ebenfalls wesentlich - sich als Mensch zurückgewiesen fühlt.

- Beschwerden durch sexuelle Erregung (2)

- Beschwerden durch sexuelle Exzesse (1)

Platin - der Mensch auf dem Turm, der oben steht und immer herunterkommen muss, wenn er Kontakt möchte. Er sieht das Leben aus weiter Ferne an sich vorüberziehen und fühlt intensiv, dass er nicht dazugehört. Von sich selbst ist er genauso weit entfernt wie von anderen; echte, herzliche Kontakte kann er nicht eingehen, weil er dafür von ihrem inneren Turm herabsteigen und sich so klein zeigen müsste, wie er sich fühlt. Er müsste zugeben, dass er einsam ist, und sich „auf das Niveau der Anderen“ herabbegeben.

Das eigene innere Bild von sich ist das des adeligen, intellektuellen, belesenen, kreativen, attraktiven Menschen, der sich - trotz der enormen Sehnsucht nach Nähe, Liebe und

Geborgenheit - nicht mit jemandem einlassen möchte, der weniger klug, belesen, attraktiv, aktiv, begabt als sie er. Er mag all die Talente und Fähigkeiten, die er in sich spürt, in vielen Teilen auch  tatsächlich besitzen - aber er bauscht sie auf, macht sie größer und wertvoller, als sie sind, und sucht daher die ganze Zeit über nach einer passenden Fata Morgana zur eigenen Fata Morgana.

Platin-Persönlichkeiten sind meist recht ehrgeizig, und insofern begegnen uns oft Menschen, die beruflich erfolgreich sind. Dies müssen nicht immer Top-Manager oder Unternehmer sein, sondern können auch Chefsekretärinnen, Ober- oder Chefärzte, Leiter von Forschungseinrichtungen, (erfolgreiche) Künstler und andere Berufe/Positionen sein, die einen Abstand zwischen sich und den Kollegen schaffen. Platin ist nicht der Teamplayer, der in der Mittagspause niemals allein ist, sondern der Mensch in der einsamen Position. Platin bemüht sich auch nicht um den Kontakt zu anderen (es sei denn, dieser Kontakt ist in beruflicher oder amouröser Hinsicht hilfreich), sondern erwartet, dass die Anderen sich um ihn bemühen - denn schließlich ist er es, der die gesellschaftliche Runde „erhöht“. Es schmerzt ihn zwar, wenn seine Gesellschaft abgelehnt wird - aber er verbirgt diesen Schmerz hinter der hochmütigen Fassade.

3. Platin und Schock

Das zentrale Gefühl von Platin ist das der Demütigung. Der Schock, der zu einer Platin-Pathologie führt, ist also einer, in der die Frau tiefste Demütigung erfährt. Dies kann einerseits durch die Schock-Situation an sich geschehen, andererseits aber auch durch Ereignisse nach einem Schock.

Rubriken:

- Beschwerden durch Schreck (2)

- Beschwerden durch Schock (1)

- Geisteskrankheit durch Schreck (2)

- Apathie nach Schreck (1) - einziges Mittel in dieser Rubrik!

Ein wunderbarer Film zu dem Thema Platin und Schock ist „Der Zauber von Malena“, der die Rubrik „Apathie nach Schreck“ erklärt:

Monica Belucci als „Malena“

Aus einer Filmkritik:

Die titelgebende Malena wohnt in einem ruhigen Städtchen auf Sizilien. Der zweite Weltkrieg wütet, und Malenas Gatte kämpft an der Front. Daher verbringt die wunderschöne Frau ihre Zeit allein und ist den lustvollen Blicken der Männer ebenso schutzlos ausgesetzt wie dem neidvollen Geschnatter der Frauen. Ein besonders leidenschaftlicher Bewunderer Malenas ist der 13-jährige Renato, ein kräftig vor sich hin pubertierender Bengel, der in ihr seine erste große Liebe findet und eine Menge naiv-heroischer Dinge tut und träumt. Wie das halt so ist, wenn man jung und verliebt ist. Als die Nachricht in die Stadt kommt, Malenas Ehemann sei im Kampf gefallen, stürzen bald sämtliche Grenzen von verbliebenem Anstand in der Gemeinde und wilde Gerüchte über zahlreiche Affären der betörenden Grazie machen die Runde.

Eine Kettenreaktion von Lügen und Halbwahrheiten setzt ein, die sich bald verselbständigt, während der arme Renato hilflos zusehen muß, wie seine Traumfrau mehr und mehr zum Opfer ihrer Schönheit wird.

Eine Geschichte wie diese steht und fällt mir der Hauptdarstellerin. Für Malena selbst sieht das Drehbuch ein Minimum an eigenem Dialoganteil vor, kaum hundert Wörter fallen für sie ab. Und doch ist ihre Omnipräsenz, ihre Wirkung auf jeden einzelnen Bewohner der Stadt, in jeder Szene spürbar. Monica Bellucci heißt die Gabe Gottes, die

dieses Wunder vollbringen kann. Von Tornatore bei einem Werbesport für Dolce & Gabana entdeckt, beweist das Top-Model (!) hier eine wortlose Ausdruckskraft, die ihresgleichen sucht. Schon bei ihrem ersten Auftritt kann man in ihrem versteinerten Gesicht die Schmerzen lesen, während sie von Renatos jugendlichen Freunden mit Blicken durchbohrt wird. Jeder Gang zum Einkaufen ist für sie eine Qual: Die Männer ziehen sie vor ihrem geistigen Auge aus, die Frauen wollen sie lynchen. Und diese Qual ist jederzeit spürbar. Bellucci umgibt eine Aura von Unantastbarkeit, ein Leuchten aus Stolz und Schmerz, wie es wohl nur in Italien zu finden ist, wie es Grundvoraussetzung für eine wahrhaft erotische Ausstrahlung ist, und wie es so wichtig für das Gelingen dieses Films war.

Malena erlebt in ihrem Dorf eine dauerhafte Demütigung, die sie scheinbar nicht bemerkt. Kühl, schweigend und schön lebt sie einsam in ihrem kleinen Haus. Ihr Mann ist im Krieg, und sie kleidet und schminkt sich täglich mit der allergrößten Sorgfalt, um im Dorf einkaufen zu gehen oder ihren Vater zu besuchen. Sie schreitet mit hoch erhobenem Kopf durch die Straßen, dreht sich nicht nach links und rechts, redet mit niemandem, lächelt niemals, sondern strahlt die ganze Zeit über aus: Rühr mich nicht an!

Freundinnen hat sie nicht. Die Dorfbewohnerinnen neiden ihr Aussehen, die Männer ergehen sich in erotischen Phantasien. Renato, ein pubertierender Junge, ist der Einzige, der sich für Malenas Innenleben interessiert. Er spioniert ihr hinterher und hat zu ihr eine „platonische Liebe“, die allerdings in seinen Phantasien alles andere als platonisch ist.

Platin:

- einsam

- unnahbar

- starke erotische Anziehungskraft

- platonische Liebe

- Neid

- Hochmut

Als der Mann von Malena an der Front fällt, kleidet sie sich schwarz - ist aber immer noch die schönste und unnahbarste Frau des Dorfes. Nun beginnen die Männer, ihr unverhohlen eindeutige Anträge zu machen. Aber Malena lehnt alle ab - denn sie liebt ihren Mann, der gefallen ist.

- starke, romantische Liebe

Malena läuft durch das Dorf

Bald stirbt auch ihr Vater, und nun ist Malena arm und hungrig. Um essen zu bekommen, gibt sie schließlich nach und hat Sex mit den Männern, die ihr etwas zu essen mitbringen. Sie schneidet für einen Mann sogar ihre Haare ab, um etwas zu essen zu bekommen. All dies tut sie scheinbar unberührt, sie bleibt bei sich, nie bekommt man eine Gemütsregung zu sehen.

Malena als Witwe

- Promiskuität

Als die Deutschen in ihrem Dorf Einzug halten, läuft sie über, und wird von ihrem Dorf als Hure beschimpft.

Als die Deutschen den Krieg verlieren, wird Malena von den Frauen des Dorfes auf die Straße gezerrt, fast alle Dorfbewohner sind dort versammelt, sie wird dort beschimpft, geschlagen, getreten, ihr wird die Kleidung vom Körper gerissen, ihre Haare werden ihr abgeschnitten, und dann bleibt sie blutend und schwer verletzt mit entblößten Brüsten auf der Straße liegen. Weinend humpelt sie davon und versucht dabei, ihre Blöße zu verbergen. Malena wird misshandelt

Kurze Zeit später steigt sie - bekleidet mit einem Mantel mit Kapuze, so dass sie nicht erkannt wird - in einen Zug ein und verlässt ungesehen das Dorf. Der junge Renato hat sie dabei beobachtet. Ihr Mann, der eigentlich tot sein sollte, taucht nun wieder im Dorf auf. Keiner sagt ihm, was  wirklich geschehen ist - die Dorfbewohner erzählen ihm nur, seine Frau sei eine Hure geworden und gegangen. Der junge Renato steckt dem Mann heimlich einen Brief zu, in dem er alles erzählt. Der Mann begibt sich auf die Suche nach Malena.

Ein Jahr später kehren Malena und ihr Mann in das Dorf zurück. Aber Malena ist nicht mehr die Gleiche - sie trägt „bequeme Schuhe“, einen Strickpulli und ein Männerjackett, ist nicht geschminkt, hält ihren Kopf gesenkt und nicht hoch erhoben. So wird sie nun akzeptiert im Dorf - und von der brutalen Misshandlung und Demütigung wird nicht mehr gesprochen, weder von Malena noch von den Dorfbewohnern.

Der Schock von Platin ist der, über den nicht gesprochen wird. Platin erlebt sich immer als ganz allein. Niemand ist da, um ihr zu helfen, sie zu unterstützen, niemand hört ihr zu, niemand versteht sie. Und so entscheidet sich die Platin-Frau dazu, allein und einsam zu sein - aber ihr Leben zu leben mit hoch erhobenem Kopf.

Sankaran: „Es kümmert mich nicht, was die anderen von mir denken - sie sind von niedriger Herkunft und ich von hoher.“ Ich denke, es sollte eher heißen: „Es kümmert mich nicht, was die anderen denken - denn ich bin sowieso allein, niemand hilft mir, also trage ich meinen Kopf hoch auf den Schultern und lasse niemanden an mich heran.“

4. Platin und Heilung

Für Platin bedeutet Heilung: vom Turm herunterkommen, auf andere zugehen, Ähnlichkeiten suchen. Raus aus der Haltung: ich bin anders, rein in die Haltung: ich bin in bestimmten Punkten ähnlich. Das schafft Verbindung und damit Bindung.

In der Therapie bedeutet dies: Freundliche Distanz - und Augenhöhe. Ich habe bei einem Kollegen gelesen, Platin würde uns zeigen, dass es Unterschiede gibt, dass nicht alle gleich sind, und wir Therapeuten hätten zu akzeptieren, dass Platin höher steht als wir. Ich kann dieser Meinung nicht folgen, denn wir würden damit das Platin-Drama nur bestätigen. Platin möchte verstanden werden - und das geht nur mit dem Herzen auf gleicher Augenhöhe. Das Erkennen und das Aussprechen des platinischen Dramas führt dazu, dass der Schatten - nämlich das Gefühl, klein, unbedeutend, einsam, ungeliebt und verlassen zu sein - sich zeigt und gefühlt wird, und dem Fühlen folgt die Anerkennung dieses Persönlichkeitsaspektes, und mit der Anerkennung die Integration. Damit verliert das unaussprechliche Gefühl seine Mächtigkeit, und die Folge ist: persönliche Freiheit.

 

[J.T. Kent]

Especially suited to oversensitive women. It acts most strikingly on those with dark hair and eyes; nervous women; the Spanish type; dark skin; angular women. Haughtiness, pride, overestimation of themselves: they look down on others and regard them as inferior to themselves. This is not only so figuratively but concretely; the objects in the room look too small; an actual deception in vision so that persons look too small; a woman imagines her children to be too small, too small for their age: all objects appear to the eyes as too small. This arrogance, pride, haughtiness and overestimation is a very striking feature.

Tearfulness. Fear that something is going to happen: a woman fears that she will lose her husband, without cause; weeps, throws her arms about him, caresses him in the morning as he is leaving, fears that he will never return, that she will never see him again, that he will die, yet he is in perfect health; it is an insanity.

Platina Woman

The remedy is full of mental symptoms, which are commonly associated with intense and violent sexual erethism. Anxiety and trembling of the hands; the anxiety is with the fear that something is going; such as for example that her husband will not return. Anxiety with trembling; trembling of the whole body; trembling during the menses; trembling of the muscles of the hands and feet; trembling when meeting strangers; trembling and excitement with ungovernable sexual erethism. This sexual erethism is present during the menses; when in confinement; when suffering from a copious urine flow; trembling of the extremities with much tingling and itching of the genitals. Haughtiness, anxiety, trembling, and sexual erethism combine to mark this remedy.

This goes on until the patient thinks all persons are demons. Anxiety weeping and palpitations, with numb feeling in malar bones, as if the parts were between screws. "Out of sorts with the whole world; everything seems too narrow; weeping mood." Sits alone; sad and morose; without talking; followed by inconsolable weeping (when spoken to). Satiety of life with the mental features, the haughtiness and pride. Other remedies have the satiety of life without this.

DD.: Puls. sits in the corner and says nothing; never answers questions; is silent.

Coc-i.: sits in a chair day and night in silence.

These mental symptoms she won't tell but they are observed by others. May have these symptoms when going into insanity, but the haughtiness was manifest early, for months and years, but now she becomes silent, gloomy, melancholy; thinks every one is against her, satiety of life, with taciturnity and fears of death, or wants to destroy herself. This is a more advanced condition, a deeper state.

It also leads up to the most violent sexual frenzy, uncontrollable, so that the woman cannot be in the presence of one of the opposite sex without trembling and flushing, without showing it, so that she leaves society and goes to her own room.

Illusions of fantasy on entering the house after walking an hour, as if everything about her were very small, and all persons mentally and physically inferior, but she herself physically large and superior. This is a striking feature. The room seemed gloomy and unpleasant, with apprehensiveness and fretful mood.

Constantly changes, weeps and frets; scolds and storms. "Mania: with great pride; fault-finding; unchaste talk; trembling and clonic spasms; caused by fright and anger. Involuntary disposition to whistle and sing; canine hunger; eats greedily.

This previously unpublished lecture was found in a bound book of lectures in the library at the National Center for Homeopathy. It is a lecture given by Dr. Kent * at his Postgraduate School in Philadelphia, PA. The lecture was written out, in purple ink, and in a fine hand, ninety-nine years ago. It was recently diligently-typed from the manuscript by Gwyneth Evans, ICHom.

A physical condition running through the remedy is wherever there is pain + numbness and anaesthesia. Neuralgic pains of the head and scalp with numbness. All through the remedy there is numbness. A hysterical loss of sensation: a hysterical paralysis; hysterical trembling, fainting, contractions, cramps in limbs.

Head: Tense, numb sensation in zygomata and mastoid processes as if head were screwed together. Sudden spasmodic contractive shocks through head, from right to left temple, followed by a numb sensation" Everywhere these numb sensations. "Sensation of numbness in head and externally on vertex." Pain with numbness: numb feeling in brain; unable to concentrate mind; lack of consciousness of self and a feeling as if whole head were numb; the whole head seems strange and the head is numb. Very often there is continual changing in the expression of the face. The face is pale and sunken, easily flushed. Tearing pains in the bones of the face with numbness; neuralgia of the face; she pinches the cheek bones and wonders why they feel so strange.

Inner parts pulsate. Pulsation at root of teeth. Pulsation in lower jaw.

Another strange feature is formication. There is tingling and crawling on the tongue. Sensation of rawness as if the tongue were scalded or burnt, and yet there is no change in the tongue. It is a nervous sensation. Crawling up and down the back, like ants, changing place by touch; changing place here and there; commonly associated with sexual erethism.

Inside the body there seems to be an outward pressure, as if distended, as if the body were becoming larger. The abdomen is distended by flatus, rumbling with all sorts of noises in the abdomen. Aggravation from the touch of the clothes over the abdomen, and about the thighs and genitals, and wants the abdomen uncovered. Abdomen feels constricted as with a tight bandage.

Colicky pains in the abdomen. Painter's colic (Plb-met./Alum-met./Coloc.) Pains in the bowels, back and lower part of the abdomen, as if the menses were coming on. At the time of the menstrual flow, great disturbance. Pains in the ovaries, in the abdomen, soreness of the abdomen, pelvis and uterus. Very sensitive to touch. Great sensitiveness about the thighs so that she cannot wear the napkin; she has to go to bed and lie on a pad because she is unable to wear the napkin. Extreme sensitiveness of the parts, accompanied by sexual erethism; great itching, yet so sensitive she cannot press or scratch for relief.

Chronic constipation, with great soreness of the bowels; distended abdomen. Hemorrhoids. Haemorrhoidal flow. Painful hemorrhoids; extreme pain from about the anus, a hyperaesthesia. Itching, creeping, crawling and excitement.

The male also partakes of this violent sexual erethism. Morbid excitement inducing onanism (prepubic); child has a melancholy and sheepish look; epileptiform spasms; hollow eyes; yellow skin; face pale and sunken; consciousness not often lost, limbs usually drawn up and spread apart.

The female is driven to a sexual frenzy (nymphomania). A Platina woman suffers with frequent copious menses; thick and dark, tarry and horribly offensive; with sensitiveness of the genitals. A peculiar feature brought out sometimes in married women is that although the sexual desire amounts to a frenzy yet she is utterly unable to endure the contact of her husband, the parts are so swollen and inflamed. Itching, tumefaction and bleeding of the vulva and yet violent sexual frenzy. Induration of the uterus with excessive sensitiveness. Painful sensitiveness and continual pressure in region of mons veneris and genitals." "Indurated and prolapsed uterus with continual pressure in groins and back: parts painfully sensitive to touch; sensitiveness even vaginitis during coition. Hemorrhages in clots with uterine cancer, fibroids. Metrorrhagia: body feels as if growing larger; genitals very sensitive; nymphomania: discharge of thick black blood; discharge occurred every fifteen minutes, finally every five: sensation as if body were growing larger and longer, particularly lower limbs; rigor of right arm; globus hystericus; violent pressure upon chest; compressive pain in both temples, so violent that she would take her life if not prevented by force: worse during menstrual period." This is a summary of the striking features in metrorrhagia. The flow is dark, thick, clotted, tarry; horribly offensive clots. The blood flows with black clots and also fluid, or one grumous mass; horror at the thought of what may happen; horror at the thought of death. Frequent sensation as if the menses would appear. All through the month, with the pain in the back, or the extreme soreness of the genitals, the feeling as if the menses would appear. All through pregnancy there is tremendous excitement of the genitals. Melancholia during pregnancy; threatened abortion; profuse exhausting hemorrhage after abortion; puerperal convulsions when the general symptoms agree.

Another feature with the anxiety and mental symptoms is palpitation. The heart is in one continual uproar; it thumps and pounds. After slight mental excitement. the presence of strangers, slight joy, there comes palpitations. Throbbing to the finger ends; throbs all over; pulsates in every tissue.

Tense, numb sensations in nape of neck; numbness in sacrum and coccyx. The limbs become numb. At times can't tell where the limbs are. It is common in hysterical patients to have this numbness. She imagines she has heart disease because of the numbness in the left hand and arm. Numbness of little finger. Sensitive numb sensation and trembling of right thumb, as if bruised. Numbness of feet; cold feet. This numb sensation found in hysterical patients, spreads all over the body, feels that the whole body is becoming numb.

 The anxiety of the Platina patient, the haughtiness and pride, the sexual erethism, the palpitation, the numbness, the hysterical contractions, the mental symptoms, sum up the whole case. She is one of the greatest sufferers on earth. Extremely sensitive, touchy; she is not without her jealousy and suspicion, but haughtiness is more commonly present.

Painful tremulousness of whole body, with throbbing in the veins.

 

 

Vorwort/Suchen                                Zeichen/Abkürzungen                                   Impressum