Raphanus raphanistrum = Sisymbrium officinale = Acker-Rettich/= Hederich

 

Vergleich: Siehe: Brassicales

 

Der Rettich kommt, obgleich er zu den führenden pflanzlichen Gallenmitteln zählt, nur selten nach dem Simile-Gesetz in Anwendung. Im Unterschied zu anderen alten Heilpflanzen, wie Calendula, die ungeprüft sind und hierdurch in ihren Anwendungsgebieten begrenzt erscheinen, ist seine Symptomatik gut erarbeitet, wenn auch durch Beobachtungen an gegen Rettich überempfindlichen Menschen mit vorgeschädigtem Magendarmtrakt. Sie zeigt sich breitgefächert, fast wie bei Sulfur, mit dem Raph. sicherlich in der Mehrzahl der Fälle verwechselt wird. Seine Prüfungsdaten standen bisher nur unvollständig zur Verfügung (Nussers Text in Hygea Bd. 14 (1842) S. 435 ff., Curies Angaben auf Englisch in Allens Enzyklopädie), wodurch wichtige Informationen fehlten, denn gerade bei Raphanus liegen entscheidende Hinweise auf den Charakter der Arznei im strukturellen Zusammenhang der Symptome und im Prüfungssetting selbst. Als Oberbayerin und alte Gemüsegärtnerin bin ich wohl die Richtige, um diese Lücke zu füllen und einem potenten Heilmittel endlich auch in unserer Schule Ehre zu erweisen, durch die erste vollständige deutsche Version der AMP von Raphanus sativus.

 

I. Curie, E., Journal de la Société Gallicane de la Mat. Méd. Hom., vol. 5, pp. 289 - 298 und 682 - 690

Einleitung des Autors

Die Beobachtung, welche der Société Gallicane mitzuteilen ich die Ehre habe, ist von meinem Vater aufgezeichnet worden. Er wäre als Einziger fähig gewesen, ihr die kritische Wertung vorauszuschicken, welche unerläßlich ist, um die Symptome recht zu erkennen / anzuerkennen (bien apprécier), welche tatsächlich dem Medikament angehören. Aber auch mir ist es möglich, diesem Anspruch bis zu einem gewissen Grad zu genügen.

Das Objekt dieses Versuchs war eine damals 33jährige Frau, braunhaarig, von plethorisch- sanguinischem Temperament. Vorbestehend hat sie Anfälle von Rheumatismus und Pleuresie durchgemacht;

man teilte ihr mit, sie habe ein Herzaneurysma, ich würde aber eher meinen, daß die Symptome eine Perikarditis anzeigten. Zwei Jahre nach der Arzneimittelprüfung erlitt sie eine Gehirnblutung mit linksseitiger Fazialisparese. Dieser Anfall schien durch einen Sturz hervorgerufen worden zu sein und wurde homöopathisch geheilt. Die Organe der Verdauung und Fortpflanzung waren vor wie nach

der Prüfung immer perfekt gesund * ; das Gehirn ebenso, wenn man von der später aufgetretenen Hämorrhagie und einigen Symptomen von Blutandrang absieht. Daher bin ich der Meinung, daß die sich auf diese Organe beziehenden Symptome als Ergebnis der Wirkung angesehen werden können, welche Raphanus auf den Organismus ausübt.

Ich möchte Ihre kritische Aufmerksamkeit auf die Symptome des Zahnfleisches lenken, Schwellung, Schmerz und Eiterung. Jene Dame erinnerte sich nicht, vor der Einnahme von Raph. je so etwas gehabt zu haben. Aber es könnte sein, daß sie es nur vergessen hat, denn nach der Raphanusprüfung hat sie sechs Jahre gelebt, ohne sich der Zahnfleischentzündung zu entsinnen, wie sie selbst sagt, und doch sind diese Symptome seit einigen Jahren wieder da, und stärker, sogar mit Zahnausfall. Was kann man daraus schließen? Meiner Meinung nach hatte sie eine, wenn auch leichte, Disposition zu Gingivitis und Raphanus hat diese vermehrt, wie man es oft bei Kranken sieht, die ein schlecht gewähltes Medikament bekommen haben, das eine Verschlimmerung ohne folgende Besserung erzeugt. Daher kann man hier nicht von einer Identität der Symptome des Kranken und des Medikaments ausgehen. Ich kann diese Symptome nicht dem Raphanus zuschreiben, auch weil sie zeitlich entfernt von allen anderen aufgetreten sind und sich 6 Jahre danach erneuert haben – ich wüßte nicht, daß sich etwas Gleichartiges in einer anderen homöopathischen AMP finden würde. Auch haben andere, viel besser charakterisierte Symptome sich nicht reproduziert, und die AMP ist nicht lang genug fortgeführt worden, um tiefere Spuren im Organismus zu hinterlassen **. Wie auch immer, allein weitere Prüfungen könnten den Wert dieser Symptome klären, deren Zugehörigkeit zur Wirkung von Raphanus ich noch in Zweifel ziehen muß.

* Vorgeschichte und Prüfsymptome jener Probandin betrachtend, möchte ich ausrufen: „Wie krank mußte man Mitte des 19. Jhdts. eigentlich sein, um nicht mehr als gesunder Prüfer zu gelten?", empfinde aber auch Staunen, Hochachtung und Mitgefühl für diese Frau, die solche Leiden für die Homöopathie ausgehalten hat. Gott sei Dank hat sie nicht umsonst gelitten. vr

** Das sehe ich anders. Eine AMP, die bis zu so schweren Symptomen getrieben wird, wie sie diese Frau hatte, hinterläßt mit Sicherheit „tiefere Spuren im Organismus"! vr

 

Symptome

Am 23. Juni 1841 um Mitternacht nahm die Probandin einen Tropfen der 15. Dilution der Rettichtinktur (C 15).

Am 24. Juni:

Um 11 h., starker Blutdrang zu Kopf und Brust, was Schwindel und Husten auslöst; letzterem geht Brennen voraus.

Stumpfer Schmerz an der Nasenwurzel, ausstrahlend zum Hinterkopf (répondant à l´occiput).

Kopfweh, Druck auf die Augen von außen nach innen, bis hinter das Ohr reichend.

Nagen am Hinterkopf, gefolgt von Betäubung.

Viel Aktivität des Magens; sie verdaut sehr schnell.

Durchfall, aus kleinen weichen Kötteln bestehend, die gelb sind „Wie frische Butter“, „Wie manche Kinderdurchfälle“. Zwei Stühle mit eiligem Drang, aber ohne Kolikschmerzen.

Halsweh, Empfindung von Geschwulst hoch oben im Schlund, Empfindung, als sei dort ein Tabakskrümel steckengeblieben, ausgelöst durch ein ganz kleines, fast unwahrnehmbares Knötchen

hinter den Choanen.

Betäubung / Taubheitsgefühl (engourdissement) der Muskeln.

„Wie Steifheit in den Gelenken“.

Sehr starke stechende Schmerzen in verschiedenen Körperteilen, die aber gleich wieder verschwinden.

Stimmung: Traurigkeit beim Aufwachen, mit Verlangen, zu weinen; danach Dösigkeit, Faulheit des Geistes, sie ist in Gedanken nicht mit dem beschäftigt, was sie gerade macht, und doch auch

mit keinem anderen Gegenstand.

Schlaf: Träumte viel von Schwierigkeiten / Widrigkeiten (contrariétés), aber ohne Traurigkeit und ohne Mattigkeit.

Am 24. Juni, um Mittag, 2 Tropfen der C 15.

Kopfschmerz, dumpfer Schmerz im Hinterhaupt, gebessert durch Nach-Hinten-Werfen des Kopfes. Beim Neigen (en penchant) des Kopfes nach links Empfindung eines spitzen Gegenstands innerlich,

der in der Schläfe piekt, was aufhört, wenn sie den Kopf wieder hebt. Wenn sie den Kopf nach links senkt (en baissant), Empfindung von Schwellung / Aufgeblasenheit (gonflement) an der hinteren

Partie des Ohres; und wenn sie auf diese Stelle drückt, Ziehschmerz im Ohr entsprechend der Stelle, auf die sie drückt.

Schmerz in den Knochen rund ums linke Auge, in den linken Nasen- und Kieferknochen, wenn sie berührt werden.

Taubheitsgefühl in den Teilen nahe den schmerzhaften Knochen.

Tabak bringt sie zum Weinen und erzeugt Schmerzen in den Knochen der Nasenwurzel und im Ohr.

Taubheitsgefühl der Halsmuskeln nahe dem linken Ohr.

Kälte im linken Auge.

Behinderung der Atmung, Atemlosigkeit.

Taubheit der Hinterbacken, v.a. rechts, wie von einem eingeschlafenen Bein.

Husten; es ist, als komme etwas von der Magengrube hoch, so wie beim Lachen; auch ist Kitzeln (chatouillement – das Wort heißt auch „Schmeicheln", vr) unterhalb des Kehlkopfes vorhanden, welches dennoch vom Epigastrium auszugehen scheint. Nach dem Husten tritt Sodbrennen wie von bitterem Wasser auf.

Anhaltender Appetit, Abneigung gegen Fleisch, Durst; sie käut wieder / stößt auf (rumine), was sie getrunken hat.

Kälte der Füße, Hitze der Hände und der Hohlhand (beidseits? vr).

Stumpfheit (hébétude) und beim geringsten Wort Verlangen, zu weinen.

Gehen und frische Luft vermindern die Beschwerden.

Gefühl von Aufblähung / Anschwellung (gonflement), es scheint, als schwöllen die Arme, Hände und Augen an; die Füße dagegen erscheinen verkleinert. Es ist, als schnüre es ihr das Handgelenk ein.

Starker Krampf in der Portio clavicularis m. sternocleidomastoidei, der Muskel bleibt 14 St. lang schmerzhaft.

Launische Verstimmung (manie capricieuse – es könnte ursprünglich „manière" geheißen haben, dann hieße es „launisches Wesen", vr), Stumpfheit, Traurigkeit und Tränen, abwechselnd mit Hoffnung;

sie befürchtet, allen zur Last zu fallen.

Um Mitternacht, 4 Tropfen der C 15.

Am 25. Juni, morgens, Kopfweh, vor allem im Hinterhaupt; wenn sie die Hand auf den Hinterkopf drückt, wird Schmerz im ganzen Kopf daraus; wenn sie den Finger auf die Mitte des Hinterkopfes

legt, Empfindung von Kitzel, oder eher von Frösteln, im Rücken, der Brust und den Armen, und Verlieren der Gedanken; es ist, als lege sich eine Wasserfläche vor ihre Augen.

Husten, der durch einen Kitzel in der Tiefe des Schlundes beginnt und in der Mitte der Brust nachhallt (resonne).

Schwäche der Wirbelsäule, und zuweilen Pieken darin; zunehmende Abspannung (affaiblissement qui va en croissant).

Herzweh, abends und nach dem Mittagessen, zu dem Schokolade gehörte. (Es ist wohl Kakaogetränk gemeint. vr)

Schmerz in Unterbauch und Nieren, wie vor der Regel; Ermüdung in den Leisten und dem oberen Teil der Oberschenkel (le haut de cuisses – ob damit der Quadrizepsbereich gemeint ist oder der proximale Oberschenkel im ganzen, geht aus dem Text nicht hervor, vr); Schmerz mit Hitze in den Flanken, fast ununterbrochen jedesmal, wenn sie atmet.

Taubheitsgefühl in der Fußsohle (beidseits? vr) und den Hinterbacken.

Zwei Stühle, wie am Vortag, denen ein wenig Kolik vorausgeht, mehr dem zweiten als dem ersten.

Stimmung: weniger Traurigkeit und Launen als gestern, Faulheit des Geistes und Stumpfheit.

Die folgenden Symptome bestehen seit dem Morgen und nehmen kontinuierlich zu:

Im Schlund, in der Mandelgegend, Empfindung, die dazu nötigt „hum, hum" zu machen – wie zum Freimachen des Kehlkopfs von Schleim, der fast immer fest sitzen bleibt oder sich in so kleiner Quantität löst, daß es unmöglich ist, ihn auszuspucken. Diese „Hum-Hum"-Bewegung bringt einen Kitzel herbei, der einen trockenen Husten auslöst, der ziemlich oft wiederkehrt und eine schmerzhafte Erschütterung im Kopf und den Brustwänden erzeugt.

Beim Schreiben nimmt die Prüferin eine Erschütterung im Gehirn wahr, wie bei der Bewegung des plötzlichen Hinsetzens, und eine Empfindung in den Ohren wie beim Tauchen.

Empfindung in Kopf, Hals und Brust wie zu Beginn eines starken Schnupfens.

Der Puls erscheint beschleunigt; „Wie ein Gefühl von Fieber (wie sie es nennt) in allen Gliedern“, „Wie zu Beginn eines starken Schnupfens“.

Wenn die Prüferin einer Gedankenreihe folgen will, wird ihr Kopf benommen, sie wird wie stumpfsinnig, denkt an nichts mehr und blickt vor sich hin, ohne zu sehen.

Wenn es ihr gelingt, zu expektorieren, ist der Auswurf klar wie Wasser, das mit etwas viel Gummi arabicum gemischt und darum klebrig ist. (Getränk für Schwerkranke wurde früher mit dieser Substanz angedickt. vr)

Im Unterkiefer, Empfindung, als würden die beiden Vorderzähne größer und träten aus dem Zahnfleisch heraus.

Am 25. Juni abends, Kopfweh, vor allem im Hinterhaupt; der Kopf ist wie zerschlagen (courbaturée).

Zerschlagenheit in allen Gliedern, Empfindung von Fieber.

Husten trockener; sie hustet mit der Absicht, etwas aus dem Schlund hochzubringen, aber der Husten holt es nicht hoch, im Gegenteil, der Schleim im Hals wird davon noch mehr.

Stiche in der Brust, wenn sie hustet und atmet.

Trockenheitsgefühl im Hals.

Empfindung eines runden Fremdkörpers, der aus dem Unterbauch von der Gebärmutter aus aufsteigt und am Beginn des Halses anhält. (An der Halsgrube. vr)

Zusammenziehung des Halses.

Es ist, als begegne sie im Vorbeigehen nur trockenen / uninteressanten Dingen (il semble qu´elle ne rencontre que des choses sèches en passant). (Allens Encyclopedia übersetzt: „Es scheint ihr, als sei alles Geschluckte trocken", weil der sonst schwer verständliche Satz textlich im Zusammenhang mit Halssymptomen steht. Aber auch meine Interpretation paßt in das Gesamtbild. Bei analytischer Arbeit mit den Symptomen, z.B. nach Masi-Elizalde, sollten beide Möglichkeiten in die Betrachtung einbezogen werden. vr)

Sie beginnt das Gedächtnis zu verlieren, durch Faulheit des Verstandes.

Kälte an den Augen, irgendetwas drückt auf die Augen.

Durchfall, jedesmal, wenn sie ißt; sehr flüssige Stühle, in der Farbe Kaffee mit Sahne nachahmend.

Blasser Urin, häufiger und reichlicher als gewöhnlich.

„Wie Klopfen im Epigastrium und von Anschwellung (enflure) des Magens“; es fällt ihr schwer, ruhig sitzenzubleiben (a peine de tenir sur son séant; seant heißt „Sitzfleisch", aber auch „schicklich, anständig", der Halbsatz kann also auch bedeuten „es fällt ihr schwer, sich schicklich zu benehmen", vr).

Große Faulheit und Gleichgültigkeit.

Stiche unter den Fußsohlen; die Füße waren sehr kalt und werden gerade wieder warm.

Müdigkeit in den Augen.

Heiserkeit.

Zwei untere Schneidezähne wackeln, und das Zahnfleisch wird geschwürig.

Fiebriger Zustand.

Am 25. Juni um Mitternacht, 2 Globuli C 30.

Viel Unruhe (agitation) bis 1:30 Uhr, dann fing sie an, sich zu beruhigen, und schlief einen schweren Schlaf.

Große Ermüdung von Körper und Geist, Gedächtnisverlust; es strengt sie sehr an, sich zu erinnern, und sie erinnert sich nur mit Mühe, was gerade gesagt wurde; große Faulheit und Gleichgültigkeit, Grauen vor Lärm.

Schmerz in der Gebärmutter, in den Leisten bei Berührung derselben, und im Bauch Schmerz wie von Entzündung; Schmerz in den Knochen, die Gelenke knacken; Schwäche der Wirbelsäule.

Benommenheit, Stumpfheit.

Die Augen brennen und weinen / tränen (pleurent) ein wenig. (Vom gesalzenen Rettich sagt man in Bayern, er weine, wenn das Wasser heraustropft. vr)

Am 26. Juni um Mittag, 2 Globuli C 30.

Kopfweh am Hinterhaupt, eine Art Unbehagen oder Müdigkeit, so etwas Kitzelndes hinter dem Kopf und im Nacken.

Schmerz im ganzen Kopf nach dem Abendessen.

Die Nackenmuskeln tun weh, Zerschlagenheitsschmerz im ganzen Körper, vor allem hinter dem Kopf (im Hinterhaupt, vr), im Nacken und den Nieren.

Vorübergehende Taubheit der Hände.

Ungemeine Ermüdung des Verstandes, der fast auf Null reduziert ist.

Liegend geht es ihr besser als sitzend.

Zerschlagenheit in der Brust und unter den Rippen.

Würgen / Zusammenschnüren im Hals (strangulation), sobald sie zu essen oder zu trinken beginnt.

Starker Ausfluß von Uterussekret (sperme utérin); sobald es hervorkommt, steigen Hitzewallungen von der Gebärmutter zum Kopf auf, gehen durch die Nieren und dehnen sich in den ganzen Körper aus, eine Empfindung hervorbringend, als werde man gleich schwitzen; Pieken in den Beinen und unter den Fußsohlen; Verlust der Gedanken, Erschöpfung; Sprechen bereitet ihr große Schwierigkeiten. Diese Hitzewellen kommen drei- bis viermal pro Stunde.

Herzschmerz und Kopfweh im Wagen; das hat sie für gewöhnlich nicht.

Kein Stuhlgang.

Pieken in den Augen, Hitze dort, wenn sie die Lider schließt, und Kältegefühl, wenn sie sie wieder aufmacht; bei jeder dieser Gelegenheiten kommt ihr vor, als sehe sie doppelt, als schiele sie (louche; loucher heißt schielen, louche (adj) heißt „trüb, unklar, zweideutig, anrüchig", vr).

Völlegefühl, Brechreiz, bitteres Aufstoßen oder eher ein bitterer Dunst, der in den Schlund aufsteigt; Zucker bringt dieses Symptom hervor; sie schluckt alles nur mit Ekel, abends.

Atemnot, Brustbeklemmung, etwas belästigt sie beim Schlucken, es kommt ihr vor, als würde das Wasser durch die Nase herauskommen; Schlund und Brust brennen innerlich; um die Tagesmitte herum geht es ihr viel besser als morgens, und abends viel schlechter; frische Luft und Gehen bessern die Symptome; alles, was sie schluckt, und selbst das Atmen erzeugen Schmerzen im Rücken (dorsal, vr).

Beklemmung im Schlund, ganz oben; die Luft kommt kalt in den Mund hinein und geht brennend heiß wieder hinaus; Wein vermehrt die Aktivität der Arznei (verschlimmert, vr), Essig ebenfalls.

Kälte der Füße und Hände, brennende Hitze im Unterbauch, dem Magen, der Brust und den Nieren.

Sehr große Erschöpfung, Geistesabwesenheit; es ist ihr, als sei sie tot und könne sich nicht bewegen, um die Fliegen zu verjagen, welche sich auf ihr Gesicht setzen.

Am 27. Juni um Mitternacht und am 28. Juni um Mittag je zwei Globuli C 30.

Viele Schmerzen in Gebärmutter und Leisten, große Entkräftung, hat alle Augenblicke Harndrang mit Unmöglichkeit, zu harnen.

Nachdem sie viel gegessen hat, gieriger Appetit; nach dem Abendessen Leeregefühl; der Magen zieht sich ein, das Korsett erscheint ihr zu weit.

Viel physische und psychische Faulheit, Verlust des Gedächtnisses; den ganzen Tag suchte sie immer nach dem Gedanken oder der Idee, die sie eben gehabt hatte, wollte ständig zurückkommen auf das, was sie gedacht hatte, und dieser Zustand ermüdete sie sehr; sie ging aus und vergaß bei jedem Schritt von neuem, was sie zu tun vorhatte (ce qu´elle allait faire).

Schmerz in den Augen, sie stechen und brennen, geschwächte Sehkraft, Kurzsichtigkeit.

Die zwei unteren Schneidezähne wackeln, das Zahnfleisch ist geschwürig und violett verfärbt.

Jeden Abend nach dem Essen kommt etwas über sie wie ein kleiner Fieberanfall; es wird ihr kalt und heiß, sie wird nervös; Halsweh, als müsse sie etwas losrachsen, und wenn sie einige Male „hum, hum" gemacht hat, empfindet sie Brennen, und ein zuckriger Geschmack bleibt ihr zurück; nachdem sie sehr stark geschnaubt hat, kommt einmal ein sehr kleines Stückchen gewöhnlicher Spucke (crachat) heraus, das mit kleinen Blutklümpchen untermischt ist, die nicht größer als Stecknadelspitzen sind; schwieriges Atmen.

Stechende Schmerzen in den Seiten der Brust; wie ein eiserner Gürtel um die Taille; Schmerz in den Flanken, im Magen widerhallend / dorthin ausstrahlend (repondant à l´estomac), wenn sie auf die Flanken drückt; Schmerz in der Brustwirbelsäule, unter dem Schulterblatt, der, wenn sie die Stelle berührt, in der Mitte der Brust widerhallt (répond).

Sehr große Schwäche im Rücken; sie muß ein Korsett anziehen, um sich aufrecht zu halten; Gefühl, als werde sie bucklig; es ist ihr, als krümme sich die Mitte des Rückens, als werde die Taille hohl und als seien die Schultern nicht in Ordnung; Gefühl, als könne sie ihr Gleichgewicht nicht halten.

Stuhl, morgens, weniger weich, dunkler und fast ohne Kolik; uriniert hat sie den ganzen Tag nicht.

Schwindel, abends, es ist, als sei der Kopf von einem Stirnband eingeschnürt (bandeau – u.a. „königliches Diadem", aber auch „Augenbinde"; avoir un bandeau sur les yeux heißt „ein Brett vorm Kopf haben", vr); Augenringe, Blässe; beim Atmen starker Schmerz unterhalb der Brüste und im Rücken.

Jeden Abend Halsweh, jeden Tag schlimmer; es ist ihr, als sei der Hals ganz roh und wund (tout à fait au vif – vif heißt lebendig, aber auch roh), wenn die Luft hindurchgeht; sehr starker Schmerz an den Mandeln, am Zäpfchen, hinter den Choanen und entlang des ganzen Schlundes, als sei das alles wund; Krämpfe im Nacken; die Nerven im Nacken, hinterm Ohr, sind sehr schmerzhaft; es kommt ihr vor, als habe sie Schleim tief im Schlund und der Husten könne ihn nicht ablösen; das Atmen scheint ihn loszumachen, während der Husten ihn eher noch fester sitzen läßt.

Bis gegen 3 h. früh war sie genötigt, den Mund zum Atmen offenzulassen. Die eingeatmete Luft tat ihr weh und brannte im Hals, als sei alles roh und wund (au vif), was ihr viel Unruhe bereitete; das Zäpfchen war geschwollen und rot, die Zunge etwas weißer als sonst und an den Rändern rot.

Der Urin, welcher die Tage zuvor sehr klar gewesen war, fängt an, sich zu trüben.

„Wie Verstopfung der Ohren und Völle im Kopf“, „Wie von Blutdrang dorthin“.

Die Augen brennen, sie sind morgens rot und ein klein wenig verklebt; wenn sie die Augen zumacht, fällt es ihr schwer, sie wieder zu öffnen; blinzelt nervös, um gucken zu können.

Weh in allen Gelenken, Zerschlagenheitsschmerz, alle Knochen krachen, vor allem im Nacken.

Psychisch fühlt sie sich stark.

Am 28. Juni um Mitternacht und am 29. Juni mittags, je zwei Globuli der C 30.

Zahnweh, in den Zähnen und dem Zahnfleisch, stumpfer und nagender Wundheitsschmerz; die Zähne machen den Eindruck, aus Pappmaché zu bestehen / sich in Pappmaché zu befinden (ont l´air d´être en papier maché).

Stuhl, noch weniger weich und dunkler als gestern.

Gieriger Appetit, und sobald sie gegessen hat, empfindet sie sich als dünner und weniger beklemmt als zuvor.

Es kommt ihr vor, als habe sie Quecksilber statt Blut in den Adern; Abmagerung.

Nymphomanie. Deren Symptome haben morgens angefangen und sich bis 23 Uhr gesteigert und hörten nach einem sehr starken, zweieinhalb Stunden langen Anfall auf.

Weh im Bauch, ein harter Stuhl.

Morgens war sie nervös; Abneigung gegen Kinder, vor allem kleine Mädchen.

Große sexuelle Erregung, heftige Sehnsüchte.

Empfindet Abneigung gegen alle Frauen; wenn sie um sich herum Frauen kommen und gehen sah, machte sie das ungeduldig; wenn sie sich näherten, geriet sie in Raserei; das bloße Rascheln eines Frauenkleides bereitete ihr ein unerträgliches Weh; wenn eine derjenigen Frauen, die sie sehr gern hat, sie bei der Hand nahm, empfand sie einen Überdruß, einen Ekel, einen rasenden Zorn (rage),

der sie verbrannte.

Von allen Männern wird sie angezogen, ohne Unterschied. Wenn sie einem Mann die Hand gibt, empfindet sie sehr große Verwirrung, der sie nur mit goßer Mühe Herr werden kann; diese Symptome steigern sich bis zum Delirium, zur Raserei. Als man sie am Abend eine Stunde allein gelassen hatte, fügte sie sich in der Hoffnung, diesen Zustand zu beseitigen, mit einem Federmesser eine sehr große Wunde an den Schamlippen zu.

Das Gefühl / Liebesempfinden (sentiment) war völlig auf dem Nullpunkt, allein die Physis sprach und versetzte sie in einen fürchterlichen Zustand. Vom Morgen bis zum Mittag hätte sie keinem Mann sexuell widerstehen können, für den sie auch nur das geringste Gefühl von Freundschaft empfand; von Mittag bis 18 Uhr hätte sie überhaupt keinem Mann widerstanden, egal wem; von 20 bis 23 Uhr aber wurde das sinnliche Verlangen derart heftig, daß es alle Scham und alle Vernunft zum Schweigen brachte; es ging bis zum Delirium, bis zur Raserei, und sie hätte sich auf den ersten besten Mann gestürzt, der ihr begegnet wäre.

Während des Tages blieb ihr genug Vernunft, ihren Zustand zu beurteilen; sie war darüber verzweifelt, aber der Verstand reichte nicht aus, die sexuellen Empfindungen zu bemeistern; am Abend hatte sie keinen Verstand mehr; anhaltende geile Gedanken.

Am 30. Juni wurde der Versuch unterbrochen, wegen des Fiebers und der Reizung durch die Wunde.

Am 1. Juli, mittags, 1 Tropfen der Urtinktur.

Eine Viertelstunde nach der Einnahme, sehr große Traurigkeit, Ziehen und klopfende Schmerzen laufen durch den Kopf, den Körper und die Glieder; wenn diese Schmerzen sich in Brust oder Bauch bemerkbar machen, bringen sie sie zum Weinen.

Wenn die Kranke aufsteht, empfindet sie ein Gefühl, als krümmten die Beine sich nach außen (würden O-Beine, vr), und sie macht Anstrengungen, ihr Gleichgewicht wiederzufinden.

Das Schienbein ist berührungsschmerzhaft; Empfindung von Brennen, als nähere man der Tibia eine glühende Kohle, auf einer etwa zwei Daumen breiten Fläche mitten auf dem Knochen.

Große Müdigkeit.

Puls voller (plus élévé) und schneller als gewöhnlich.

Klopfen in den letzten linken Rippen, im Nacken / Hals (cou), in den Schläfen, dem Rücken und dem Magen, vor allem wenn sie eine Idee ausdrücken will. Die Klopfschmerzen, welche im Rumpf existierten, haben den Charakter von Stichen angenommen; immer zwei oder drei Stiche (élancements), sehr rasch hintereinander und sehr schmerzhaft.

Traurigkeit, die Tränen sind unmöglich zurückzuhalten; die Stimme nimmt einen traurigen Klang an, und auch die Augen drücken Traurigkeit aus.

Ein Stuhl, dem Koliken vorausgehen und bei und nach welchem Tenesmen, brennender Schmerz und Aufblähung auftreten.

Atemnot, allgemeines Krankheitsgefühl (malaise); sie kann weder sitzen- noch auf- noch liegenbleiben; Schmerz im Rücken.

Weh in den Zähnen, in einem hohlen Zahn, durch den Schmerz füllt sich der Mund mit Wasser.

Taubheitsgefühl in den Händen und ein bißchen auch überall sonst, mal in der einen Körpergegend, mal in der anderen.

Den ganzen Tag ziehende Schmerzen, am Abend zunehmend; große Müdigkeit.

Die Symptome sind morgens ziemlich deutlich, werden tagsüber geringer und nehmen am Abend stark zu.

Zuckerwasser verursacht ihr Winde im Magen.

Kälte und Zittern, abends im Bette, von Hitze und Fieber gefolgt; Heiserkeit abends.

Die deutlichsten Symptome des Tages sind die Zieh- und Stichschmerzen, welche ständig im ganzen Körper, dem Kopf und den Gliedern vorhanden waren und ihr großes Leiden verursachten.

Am 1. Juli um Mitternacht 2 Tropfen Urtinktur; am 2. Juni, mittags, 3 Tropfen C 15.

Die Nacht verlief recht gut.

Kopfweh, am Morgen; Beklemmung (embarras) im Kopf, auf dem Scheitel und der Stirn, welche nach Hitzewellen vergeht, die in einer äußerlich am ganzen Körper empfundenen Frische endigen.

Lähmiger Schmerz, mal auf einer Seite, mal auf der anderen; sie empfindet ihn beidseits, aber mal ist er auf der einen Seite stärker, mal auf der anderen.

Traurigkeit und Benommenheit.

Es ist ihr sehr schwergefallen, aus ihrem Bett aufzustehen; sie lag dort ohne sich zu bewegen und ohne zu denken, aber eine Vielzahl von Bildern zog vor ihren Augen vorbei.

Völlige Untätigkeit; es kommt ihr vor, als sei sie woanders hin versetzt und spreche mit einer anderen Person; sehr ruhig und gleichgültig, auch das war wie ein Bild.

Kopfweh; eingenommner Kopf.

Sie streckt und reckt sich und gähnt, sie würde gern liegen.

Zerschlagenheit in den Nieren, wie nach einem die Kräfte übersteigenden Lauf / Wettrennen (course).

Von Zeit zu Zeit Empfindung von Rasseln in der einen oder andern Seite der Brust, fast unter den Armen, als wolle sich beim Atmen etwas loslösen.

Fieberbewegung, abends.

Schläfrigkeit.

Viele Winde.

Aufstoßen von Galle, das einen bitteren Geschmack im Mund verursacht.

Nach dem Abendessen, bei dem sie ausschließlich Wasser getrunken hat, ist sie wie trunken.

Die Lähmungsschmerzen nehmen bis zum Abend zu.

Husten und Heiserkeit; abends ist die Brust beklemmt wie in einem Schraubstock, die Atemnot sehr groß; sie kann nur mit Mühe reden.

Jucken am ganzen Körper, das sie zwingt, sich ständig zu kratzen; wenn sie sich gekratzt hat, Empfindung von Brennen.

Kälte der Füße und Beine.

Brennender Schmerz, der von der Gebärmutter ausgeht, im Epigastrium haltmacht und sich dort wie zu einer nervösen Kontraktion ausbildet, welche ihr das Gefühl gibt, als werde sie Krämpfe kriegen.

Am 2. Juli, um Mitternacht, 1 Tropfen der C 15, und am 5. Juli, mittags, 3 Globuli der C 30.

Nachts viel Jucken, welches sie lange am Schlafen hindert. Schlaf sehr unruhig.

Halsweh beim Aufstehen, wie jeden Tag; sie hustet und spuckt; grünlicher, salziger Auswurf.

Sie schnäuzt reines, dunkelrotes Blut aus, bei jedem Schnauben, von morgens bis abends; das macht ihr den eingenommenen Kopf frei (débarrasse la tête).

Fettige Haut; wenn sie sich anfaßt, werden ihr die Hände fettig.

Anhaltendes Jucken am ganzen Körper; um 4 Uhr (früh oder abends? vr) tritt eine Krisis ein, sie gähnt; nervöses Gähnen.

Die Atmung wird behindert; beim Ausatmen empfindet sie Schmerzen zwischen den beiden Schultern und auf jeder Seite der Brust; beim Einatmen ist nur das Gefühl da, als verenge sich die Brust; Zerren (douleur de tiraillement), wie von einem Stich (point) oder einer Prellung, der sich beim Einatmen erneuert. Zerrende Schmerzen in der ganzen Brust bis hin zum Rücken, beim Ausatmen; es kommt ihr vor, als nähmen alle gezerrten Muskelfasern ihren Platz wieder ein, was ihr heftigen Schmerz verursacht, der zwischen den zwei Schultern und auf jeder Seite der Brust empfunden wird.

Es befällt sie ein Fiebergefühl; Kopfweh, allgemeines Krankheitsgefühl, taube Schmerzen (douleurs d´engourdissement), Verlangen, sich hinzulegen, ständige Fröste.

Große Abmagerung.

Sie war nervös, traurig; jede Angelegenheit fängt damit an, sie in Zorn zu versetzen, und endet damit, sie traurig zu machen.

Das Gedächtnis kommt zurück, sie ist sehr klar / lebendig (vive) im Kopf, schnelles Denken (ésprit prompt).

Alles regt sie auf, selbst Dinge, die völlig unbedeutend erscheinen.

Der Gesichtssinn ist sehr schwach, auf dem rechten Auge geht er ganz verloren.

Wenn sie das Auge nach seitlich (zum Ohr hin) bewegte, empfand sie einen Schmerz in der Schläfe, dem Ohr und dem Os parietale.

Ein weicher, milchkaffeefarbener Stuhl.

Am Abend viel Fieber; starke Schmerzen im Steißbein; scharfe Schmerzen, als bilde sich ein Abszeß.

Rheumatische Schmerzen in den Nieren, Knien, Leisten, dem Unterbauch und den Schenkeln; kann sich nur mit Mühe aufrechthalten und die Knie nicht geradehalten.

Viel Fieber im Bett; der Puls ist unruhig, beschleunigt, kurz und stark.

Am 3. Juli, um Mitternacht, und am 4. Juli mittags, je 3 Globuli (C 30?).

Die Nacht ist sehr unruhig, sie hat im Schlaf geredet.

Viel Müdigkeit, Zerschlagenheitsgefühl; Verlangen zu schlafen, um sich zu erholen.

Der Bauch ist sehr aufgeblasen, sehr hart und druckschmerzhaft, vor allem der Unterbauch; es kommt ihr vor, als werde sie vor Auftreibung ersticken, und doch ist die Atmung weniger behindert als am Vortage.

Das Jucken ist weniger schlimm, und der Ausschlag, der sich auf der Haut zeigte, scheint zurückzutreten.

Schneuzt ständig Blut aus; es scheint ihr, als schneuze sie nicht alles aus und als befinde sich ein Blutvorrat oberhalb der Nase.

Sie beunruhigt sich über ihren Zustand und kann zur Zeit nicht glauben, daß er von der Arznei komme; sie vergißt die Arznei ganz und glaubt, daß sie eine Krankheit habe, von der man zuvor nichts gewußt hat.

Ein weicher Stuhl ohne Koliken.

Das untere Zahnfleisch ist entzündet und geschwürig, die Zähne wackeln.

Sie ist sehr empfindlich gegen die atmosphärische Elektrizität, bekommt davon Unbehagen / Krankheitsgefühle (des malaises) und Niedergeschlagenheit.

Große Traurigkeit.

Hysterischer Anfall.

Schmerz in der Wirbelsäule, als dränge sich ein Fremdkörper mit Gewalt von oben nach unten; es gibt Stellen, wo er stehenbleibt, als stelle sich ihm ein Hindernis in den Weg. Das verursacht ihr Schmerzen in der Brust und in allen Teilen, wo der Fremdkörper hindurchtritt. Der Schmerz strahlt in die Nachbarregionen aus und verursacht eine ungemeine Schwäche; sie kann sich nicht aufrechthalten (se tenir), die Schwäche nimmt immer weiter zu und es kommt ihr vor, als werde sie sterben. Als sie wieder etwas zu sich kommt, kann sie weder reden noch sich bewegen. Sie empfindet einen Schmerz, der von der Gebärmutter ausgeht und am Beginn des Halses (der Halsgrube, vr) stehenbleibt, wie ein heißer Fremdkörper, der aufsteigt wie eine Kugel; darauf folgen zerrender Schmerz am Hinterkopf, Stiche in den Ohren, Schmerzen im Kiefer, dem Zahnfleisch, der Nase und den Augen, die brennen; in den Schläfen reißt es; es scheint ihr, als sei alles aufgebläht, als blähten sich sogar die Knochen auf.

Der Bauch ist sehr aufgebläht und berührungsschmerzhaft; es scheint ihr, als stiege eine große Anzahl von Kugeln vom Unterbauch bis zum Schlund hoch. Die Augen füllen sich mit Blut, das Sehvermögen geht verloren. Sie kann nur auf dem Rücken liegen und verliert das Bewegungsvermögen vollkommen.

Am 4. Juli um Mitternacht und am 5. Juli mittags, je 3 Globuli (C 30?).

Danach wurde der Versuch abgebrochen.

Um Mitternacht ein erneuter hysterischer Anfall, ähnlich dem vorigen, ein bißchen weniger schlimm und von einem heftigen Nervenschmerz in der Schulter (beiden? vr) begleitet. Den Rest der Nacht besteht relatives Wohlbefinden.

Am Morgen sehr schlimmer Kopfschmerz, auf den Augen, in den Schläfen und der Nasenwurzel; große Ermüdung, wie von Zerschlagenheit.

Alle Erscheinungen eines starken Exanthems, viel Jucken und Hitze der Haut; Fieber; man sieht Knötchen auf der Haut, aber sie kommen nicht heraus; ein Pflaster, das sie sich auf das Bein getan hatte, verursachte dort eine Art Flechte. (Der fieberhafte Knötchen-Ausschlag könnte von jenem Pflaster gekommen sein, dessen Ingredienzien Curie leider nicht vermerkt hat. vr)

Schmerz im Zahnfleisch; es kommt ihr vor, als löse es sich von den Zähnen ab (qu´elles quittent les dents).

Große Müdigkeit.

Schlaflosigkeit.

Blässe, Augenringe.

Schweißneigung.

Eine Drüse in der rechten Leiste ist seit 3 Tagen geschwollen und schmerzhaft.

Sehr große Erregung des Geistes, die Nacht vergeht ohne Schlaf, übermäßige Gehirnaktivität.

Hysterische Anfälle, den ersten ähnlich, in abnehmender Intensität. Einer davon, dem Krämpfe vorausgingen, die von der Gebärmutter bis zur Brust hochstiegen, fand am 1. Tag der Regel statt.

Die Regel ist sehr stark und dauert lange; das Blut kommt klumpig heraus wie bei einer Fehlgeburt.

Auf dem Arm, nahe der Schulter, erscheint ein kleines schwarzes Mal, und auf der Brust Sommersprossen / rote Flecken (taches de rousseur).

Alle Nächte schlaflos, sehr große Anspannung der Nerven; traurige Gedanken; Eifersucht; am 5. Tag der Regel ein starker nervöser Anfall.

Zahnweh; ein Abszeß am Zahnfleisch, ein zweiter in einem hohlen Zahn; die faulen Zähne bewegen sich (remuent) und die unteren Schneidezähne wackeln (branlent); das Zahnfleisch am Unterkiefer ist ganz schwarz.

Folgenden Tage sehr angespannte Nerven; viele nervöse Bewegungen und zuweilen Nervenanfälle; ungewöhnliche Aktivität des Gehirns; alle Nächte vergehen ohne Schlaf; seltsame Gedanken; sie überlegt, was sie den ganzen Tag über zu tun hat, und es kommen ihr einige gefährliche Ideen, aber sie stoppt sich, bevor sie sie in die Tat umsetzen kann.

Schmerzen in den Fingern; die Nägel tun ihr weh, v.a. an der linken Hand; Schmerzen unter den Nägeln, wie von einer Verbrennung oder einer unter den Nagel gestochenen Nadel.

Kleine Blasen (cloches) auf den Brüsten, wassergefüllt, ohne Entzündung, Röte oder Schmerz; etwas Juckreiz wie von einem Flohstich, sie faßt dorthin, und die Blasen gehen auf und trocknen dann ohne weiteres Jucken ab.

Schmerz im ganzen Körper wie gerädert (comme de courbature), der seinen Sitz unter der Haut zu haben und nicht bis zu den Muskeln durchzudringen scheint.

Empfindung in den Armen und Beinen, als seien die Strumpfbänder zu eng gebunden gewesen.

Sehr weiße Zunge, auch auf den Rändern. Unteres Zahnfleisch vor den Schneidezähnen schwarz, hinten blaß mit kleinen Bläschen.

Störung des Geruchssinns. Sie meint schlechtes (gâtée) Eau de Cologne, eine eiternde Wunde oder brennendes schlechtes Öl zu riechen. Der eigene Atem erscheint ihr brennend, und es kommt ihr vor, als komme der Gestank, den sie riecht, aus dem Inneren ihres Kopfes oder aus der Nasenwurzel. Es ist ihr, als habe sie da so etwas wie eine Wunde, welche ein nagendes Gefühl erzeugt.

Reißen in allen Muskeln, Stiche in den fleischigen Teilen derselben.

Starkes Jucken rund um die Gürtellinie, dem ein Gefühl vorausgeht und folgt, das dem ähnlich ist, welches man von einem zu eng gezogenen Gürtel bekommt.

Starke Aufblähung des Bauches, im Magen beginnend; der Bauch ist hart, wie mit Luft gefüllt, ohne Schmerz.

Sie kann keinerlei Druck auf den Magen vertragen. Dumpfer, anhaltender Schmerz in Nieren, Unterbauch und Leisten. Empfindung im Unterbauch, als solle sie eine Hernie bekommen.

Täglich zwischen 15 und 17 h. fließt ein wenig Blut aus der Scheide, wie rosa Schleim, in ganz kleiner Menge und ungefähr eine Minute lang.

Empfindung von Harndrang, die Leiden / Kummer / Schmerz (souffrance) erzeugt, als habe sie sich lange zurückgehalten (comme si elle s´était retenue pendant longtemps); sie hört nur während des Harnens auf und kommt sofort danach wieder, immer begleitet von Schmerz in Nieren und Flanken.

Wenn sie auf die Flanken drückt, folgt Besserung der Beschwerden in der Nierengegend, aber zugleich tritt ein drückender Schmerz im Unterbauch und eine Empfindung wie von einem runden Körper auf, der, von unten hochgedrückt, sogleich aufsteigt und am Hals anhält, oder es entsteht das Gefühl eines zu großen Bissens, den sie nicht schlucken könnte; von da scheint der Körper in den Magen hinabzusteigen, wo er das Gefühl einer Sache vermittelt, die schwer zu verdauen war und ein von Hunger und Stichen im Unterbauch begleitetes Leeregefühl hinterlassen hat. Jeder Stich verursacht eine Hitzewelle, als steige das Blut in die Augen hoch; die Augen werden brennend; Betäubung; Blutwallungen im ganzen Körper; Kälte der Füße mit Pieken / Prickeln / Kriebeln (picotements); Empfindung, als stecke man die kalten Füße in sehr heißes Wasser, und danach starke Hitze.

Schwäche der Beine, als seien sie fast gelähmt; die Knie krachen, als wollten sie sich ausrenken.

Nervöse Reizung der Genitalien, der Klitoris, zur Masturbation treibend. Starker Abgang von Uterussekret ohne sexuelles Verlangen.

Ständiges Kitzeln der Genitalien, bis 1 Uhr 30 zunehmend, dann beginnt es unter starkem Abgang von Uterussekret abzunehmen.

Geile / schlüpfrige / feuchte (lubriques) Träume.

 

II. Revue critique et retrospective de la Matière Médicale spécifique, Vol. 1 (1840), p. 545 - 608

Pathogenetische und therapeutische Wirkungen des Rettichs (Raphanus sativus L.)

Von Dr. Nusser, Augsburg

Wirkungen auf den gesunden Organismus

I) Hans Lindner, 6 Jahre alt, Zimmermannssohn aus München; groß, robust und intelligent für sein Alter. Seine Mutter und sein Vater hatten sich immer guter Gesundheit erfreut; doch war letzterer seit einem 9 Jahre zuvor erfolgten Sturz sehr mit Nierenschmerzen behaftet. Dem Jungen selbst war es bisher gut gegangen. Seit langem war sein Bauch gebläht, ohne daß andere skrofulöse Symptome zu bemerken gewesen wären.

Am 27. Juni 1837 verzehrte er nachmittags eine Menge gewöhnlicher Rettiche von der großen Sorte, weiße und schwarze, ungefähr zwanzig Stück.* Bald danach zeigte er alle Anzeichen einer Vergiftung.

* Der Jahreszeit nach müssen es junge Exemplare gewesen sein, die -wohl zur Ausdünnung der Saatreihen- vorzeitig geerntet worden sind. Der Schwarzrettich ist normalerweise im Herbst reif, der Münchner Bierrettich, die damals übliche weiße Sorte, im Spätsommer. Beide Sorten sind in allen Wachstumsstadien sehr scharf. vr

Um 19 h. fand seine Mutter ihn von folgenden Symptomen befallen vor:

Er war von sich aus zu Bett gegangen, viel früher als gewöhnlich.

Heftiger Stirnkopfschmerz.

Gesicht sehr rot und aufgedunsen. Rote Augen.

Sehr starker und beschleunigter Herzschlag.

Heftige Stiche in der linken Brustseite. Bauch und Glieder sind schmerzfrei.

Schauder / Frostüberlaufen / Gänsehaut (horripilation), oft minutenlang, mit Hitze des Kopfes und der ganzen Haut.

Die Haut fühlte sich brennendheiß an, und doch klagte er fast ständig über Kälte. Erst nach dem Schauder entstand einige Mal eine innere Hitze, die eine Viertelstunde anhielt.

Anhaltender, sehr heftiger Durst.

Urin schmutziggelb mit einem Sediment, das Bierhefe ähnelt und in der Menge fast so reichlich ist wie der Harn selbst.

Kein Stuhl.

28. Juni

Viel Schlaf in der Nacht mit leichtem Gemurmel, als unterhalte er sich mit seinen Spielgefährten.

Den Tag darauf blieb er im Bett; nur mit Mühe stand er für eine Viertelstunde auf.

Er schlief oder vielmehr schlummerte den ganzen Tag und redete dabei oft, als streite er mit seinen Spielgefährten.

War er wach, klagte er nicht über Mattigkeit, sondern über Kopfweh, Stiche in der linken Brustseite und heftigen und schnellen Herzschlag / Herzklopfen (battements de coeur).

Von diesem Tag an, tagsüber oft Anfälle von Hitze mit Schweiß, mit Frostüberlaufen wechselnd.

Haut feucht, meist brennend heiß, er klagt aber wie gestern oft, daß ihm kalt sei.

Kein Appetit, er aß gar nichts.

Heftiger Durst, er trank viel Wasser.

Drei Stühle, flüssig, bräunlich, schaumig, reichlich (assez copieuses), mit Gewalt abgehend.

29. Juni

Die Nacht war recht ruhig, der Schlaf recht tief, ohne Delirium.

Um 3 h. 15 klagte er weinend über Kopfweh und trank viel Wasser.

Um 7 h. früh Erbrechen einer großen Menge unverdauter Rettiche und weißen Schleims.

Er stand am Morgen auf und legte sich erst nachmittags für ein paar Stunden hin.

Zunge von einem dicken weißlichen Belag bedeckt.

Die stechenden Brustschmerzen haben ganz aufgehört. Der Herzschlag ist noch beschleunigt und heftig.

Kein Appetit; er nimmt nur ein wenig Brühe zu sich.

Heftiger Durst.

Häufige Stühle tagsüber und fünf am Nachmittag, genauso reichlich wie am Vortage.

Hitze mit Schweiß, zuweilen mit Frösten / Frostüberlaufen (frissons) wechselnd.

30. Juni

Nachts recht ruhiger Schlaf, aber ungemein (excessivement) reichlicher Schweiß.

Heißer Schweiß, fast ununterbrochen den ganzen Tag. Sonst pflegte er nur selten und ganz wenig zu schwitzen.

Schweiß und Atem riechen stark nach Rettich.

Urin gelb, trüb, ein sehr dickes, weißlichgelbes, hefeartiges Sediment absetzend.

Die anderen Symptome waren weniger schlimm, aber der Junge klagte erstmals über sehr große Schwäche und Ermüdung. (Im Original kursiv gedruckte Symptome sind hier unterstrichen. vr)

1. Juli

Die Nacht guter und tiefer Schlaf, aber reichliches Schwitzen, v.a. gegen Morgen.

Er blieb fast den ganzen Tag auf. Während er außer Bett war, nur ein wenig Kopfschweiß.

Die Bruststiche haben aufgehört, das Herzklopfen ist stark zurückgegangen.

Sehr wenig Appetit; er aß fast nichts.

Immer noch heftiger Durst.

Abmagerung bedeutend und schnell (nur darum überhaupt erwähnenswert – Nusser).

2. Juli

Guter Schlaf, aber Schweiß, vor allem gegen Morgen.

Schwindel hat er nach eigenem Bekunden nie empfunden. Kopf schmerzfrei. Pupillen etwas erweitert.

Augen tiefliegend. Nase spitz. Gesicht etwas eingefallen / elend (défaite).

Die in gesundem Zustand roten Wangen sind gelblich.

Zunge blaß, rötlichblau, mit einer tiefen Furche in der Mitte und blaßroten Punkten an den Rändern.

Geschmack nach Rettich.

Brennen im Hals unterhalb des Kehlkopfs, beim Sprechen oder Schlucken nicht schlimmer werdend.

Der submaxilläre Lymphknoten rechts ist hart und ein wenig geschwollen.

Herzklopfen mäßig, Herzaktion auskultatorisch normal. Brust schmerzfrei. Atmung normal.

Ermüdung und Mattigkeit der Glieder.

Wenig Appetit, außer auf süße gekochte Milch.

Sehr großer Durst.

Um 7 h. früh ein flüssiger Stuhl.

Urin weißlichgelb, trüb. Harnentleerung nicht schmerzhaft.

Er trank viel mehr, als er harnte, obwohl die Harnmenge reichlich war.

Etwas Grummeln im Bauch.

Es gingen niemals Winde aus dem Bauch ab, weder nach oben noch nach unten.

Frost um Mitternacht (von diesem Zeitpunkt an kam er nicht wieder).

Haut immer feucht, meist schweißbedeckt.

Schweiß, Atem und das ganze Kind rochen stark nach Rettich.

Puls ein wenig klein und hüpfend.

Stimmung recht gut.

Eigentliche Medikamente hat der Junge nicht bekommen, außer von der Mutter einige Löffel Wacholdersirup am 29. Juni. Ich habe ihm danach unarzneiliches Zuckerpulver gegeben.

Weiterer Krankheitsverlauf:

Ab 3. Juli kam der Appetit ein wenig wieder.

Ab 4. Juli nahm der Durst ab, und die Zunge wurde sauber.

Am 5. Juli hatten Schweiß und Kälte aufgehört.

10. Juli

Noch immer Durchfall. Jeden Tag ein bis fünf Stühle, dunkelbräunlich, ohne besonderen Gestank.

Noch etwas Durst.

Vorübergehend Herzklopfen, wie zu Anfang der Vergiftung, fünf Minuten lang.

Unterlider ein wenig ödematös.

Gelbliche Hautfarbe, vor allem morgens beim Aufstehen.

Rechte submaxilläre Lymphdrüse ein wenig hart, kleiner geworden.

Schlaf gut. Puls klein, hüpfend, etwas hart.

Nach einigen weiteren Tagen war er geheilt. Das hartnäckigste Symptom war der Durchfall.

Während der gesamten Zeit seiner Krankheit herrschte keine Epidemie.

 

II. M. W., 62 Jahre alt, gesund, nahm Juli 1839 eine gewisse Menge geriebenen Rettichs zu sich. Danach kopiöse, aber ziemlich normale Stühle, viel reichlicher als sonst.

III. Frau A., 36j., etwas empfindlich, von recht guter Konstitution, aber zu Halsweh geneigt, nahm Juli 1839 6 Globuli der 2. Dilution des Rettichs (C2) und empfand nach einigen Stunden Brennen und Stechen im Schlund und den Mandeln, 24 St. anhaltend.

IV. E. D., 46j. Metzgersgattin aus München, von robuster Konstitution, gesund bis auf einen seit einigen Tagen bestehenden leichten Husten, aß am 9. Juli 1839 abends einen großen Rettich mit ein wenig Brot.

Kaum hatte sie einige Bissen davon geschluckt, empfand sie einen Schmerz in der Brust, der sich nach und nach bis zur Wirbelsäule ausdehnte und bis zum 11. Juli persistierte.

Außerdem zeigte sie folgende Symptome:

Zunge etwas weißlich.

Geschmack ein wenig pappig.

Anfälle von Schmerz in der Brust, von der Magengrube bis hoch zum Halsgrübchen; es war eine Art Druck und Stechen, sich oft bis in den Rücken erstreckend, nie länger als einige Minuten anhaltend, aber immer wieder (à chaque instant) auftretend, vor allem bei den Mahlzeiten oder während des Hustens, und viel geringer, wenn sie etwas trank.

Ganz geringer Husten, wie er schon vor dem Rettichessen vorhanden gewesen war.

Morgens beim Husten einige Male Brechwürgen (quelques envies de vomir), mit Druck, der in der Brust aufsteigt, und Aufstoßen von einem Löffelvoll farbloser, etwas saurer / ätzender (aigre) Flüssigkeit.

Sie bekam nur einige unarzneiliche Milchzuckerpulver.

Noch einige Tage lang oft Aufstoßen von Wasser und Schleim, der zuweilen blutig tingiert ist, mit Brechwürgen.

13. Juli

Etwas Schwindel mit getrübtem Sehen.

Leichter Juckreiz auf der linken Ohrmuschel, die berührungsschmerzhaft ist.

Etwas verstopfte Nase.

Pappiger Geschmack.

Reißen in der Nierengegend, seit dem Morgen, vor allem beim Bücken.

Die Brustschmerzen sind weniger stark.

Fast kein Husten.

Am 15. Juli war der Ohrenschmerz fast ganz weg, ebenso die Brustschmerzen. Von da an gute Gesundheit.

Da diese Frau ihre Schmerzen unmittelbar nach Rettichessen bekommen hat, können die von ihr beklagten Symptome keiner anderen Ursache zugeschrieben werden. Auch sind sie denen ähnlich, die sich bei anderen Personen nach Rettichgenuß entwickelt haben. Daher kann man nicht bezweifeln, daß der Rettich sie ausgelöst hat.

Gleichartiges kann man von den zwei folgenden Fällen sagen:

V. Joseph Sch., Seiler, 30 Jahre alt, von mittlerer Größe, war immer gesund gewesen. Die letzten 4 Monate litt er allerdings an Affektionen von Augen, Brust und Leber, wie er sie schon früher gehabt hatte.

Am 1. August 1837 aß er am Abend einen großen Rettich mit Salz und Brot.

Er hatte seit langem keinerlei Verdauungsstörungen gehabt. Kurz nach dieser Mahlzeit legte er sich und schlief einen recht guten Schlaf.

Aber gegen 3 h. früh erwachte er mit heftigen Frostschaudern (horripilations) im Rücken und den Armen, die 1/4 St. anhielten. Zugleich sehr heftiges Drücken in der Stirn, vor allem über den Augen, welches fast am Sehen hinderte.

Große Abgeschlagenheit.

Übelkeiten und Brechwürgen (malaises et envies de vomir).

Kneifen um den Nabel.

Geruch von Rettich in der Nase.

Geschmack nach Rettich, Übelkeit erregend, sauer / ätzend (aigre).

Um 5 h. früh erbricht er Rettich, Brot und Schleim, mit heftigem Würgen (haut-le-corps, heißt „Sprung vom Pferd" oder „starker Ruck", also eine krampfartige und erschütternde Empfindung, vr), sehr starkem und schmerzhaftem Druck mitten in der Brust und einem erneuten Frostanfall, aber ohne Schweiß.

Um 11 h. wiederholte sich das Erbrechen. Es brachte unter vielem heftigem Würgen die wenige Nahrung wieder hoch, die er eben zu sich genommen hatte.

Um 1.30 h. wieder zweimaliges Erbrechen, jedesmal eines halben Schoppens grünlicher, sehr bitterer Flüssigkeit, gefolgt von ein wenig klarem Wasser. Vor dem Erbrechen Frostschauder über Rücken und Arme, Temperatur des restlichen Körpers normal; nie war Hitze oder Schweiß dabei.

Den ganzen Tag außerordentliche Abgeschlagenheit, als wollten die Glieder zerbrechen (in Hygea falsch übersetzt „als wären die Glieder zerbrochen", vr) und immer wieder Anfälle von Übelkeit.

Zugleich Weichlichkeit in der Magengegend, eine Empfindung, die er früher schon einige Male gehabt hatte.

Der Rettichgeruch (vor und nach dem Erbrechen) hielt bis Mittag an.

Um 13 h., Schläfrigkeit; er schlief gut von 13 bis 16 h.

Um 17 h. fand ich ihn in folgendem Zustand vor:

Leichter Druck in der Stirn an der Nasenwurzel.

Gesicht elend aussehend, livid, Augenringe; er sah einem Toten so ähnlich, daß er selbst darüber erschrocken war.

Der Geschmack ist schon wieder normal. Hals, Brust- und Bauchorgane frei.

Keine Abgeschlagenheit mehr in den Gliedern.

Nach jedem Erbrechen hatte er sehr starkes und schmerzhaftes Bauchkollern gehabt.

Fast kein Appetit; Ekel gegen alle Arten von Speise.

Großer Abscheu vor Schnupftabak, an den er in hohem Maße gewöhnt war.

Durst mäßig.

Um 4, 7, 9, 10, 11 und 15 h. Stuhlgang; immer flüssig, ziemlich reichlich, mit Gewalt abgehend, schmerzlos.

Angst und Furcht vor dem Tod, obgleich er umhergehen kann.

Am nächsten Tag waren fast alle Symptome weg, außer dem Durchfall, der weitere 8 Tage anhielt.

Auch dieser Kranke bekam ausschließlich Milchzuckerpulver.

 

VI. Anna P., 42j. Wäscherin, verheiratet, kinderlos, von recht nervösem Temperament, mildem Gemüt, robuster Konstitution; hat einige Male an rheumatischen Schmerzen gelitten, aber erfreut sich ansonsten einer guten Gesundheit. Seit einigen Tagen leidet sie an weichen Stühlen und Übelkeiten; sonst fühlt sie sich ganz gesund.

Am 14. Juli 1837, abends, aß sie drei Rettiche.

Kurz danach fühlte sie sich sehr schlecht und bekam Brechreiz / Brechwürgen (des envies de vomir). Es vergingen ihr Hören und Sehen *, und sie erbrach, unter größten Anstrengungen, was sie im ganzen Leben noch nie getan hatte. So gab sie die gegessenen Rettiche wieder von sich.

* „Elle perdit l´ouie et la vue." In Bayern, wo Nusser herstammt, eine gängige Metapher für Überwältigtwerden, z.B. „das nächste Mal kriegst du solche Prügel, daß dir Hören und Sehen vergeht". vr

Man rief mich eilends, und ich fand folgende Symptome vor:

Die Übelkeit hinderte sie am Hinlegen; sie mußte sitzenbleiben, obwohl sie sich sehr schwach fühlte.

Ungemeine Beängstigungen, sie glaubte zu sterben. Zeitgleich mit mir hatte man auch einen Geistlichen gerufen, der ihr die Sakramente spenden sollte.

Gesicht blaß, Angst und Leiden ausdrückend.

Weißliche Zunge.

Sehr übler Geschmack.

Starker Druck in der Magengrube. Immer wieder Anfälle von Übelkeit, wie Ohnmachten (défaillances).

Sehr heftiger Durst.

Puls ein wenig beschleunigt und verkleinert.

Häufige Frostschauder abwechselnd mit Hitzeüberlaufen.

Sie bekam nur eine Tasse Wasser mit drei Tropfen Weingeist darin, alle halbe Stunde ein Eßlöffel zu nehmen.

Nach einigen Stunden hatten die Anfälle von Übelkeit ein wenig abgenommen, und sie schlief ein.

Sie schlief bis gegen 4 h. früh.

In der Nacht, Frostanfall, ¼ Stunde lang, und gegen Morgen ein letzter Übelkeitsanfall und ein weicher Stuhl.

Am Morgen klagte sie über ziemlich schlimmes Kopfweh in Stirn und Hinterhaupt; es war eine Art von Schmerz, den sie nicht beschreiben konnte.

Weißliche Zunge.

Leichtes Zittern der Glieder.

Die Nacht häufiges Bauchgrummeln.

Noch große Abgeschlagenheit.

Fast kein Appetit.

Viel Durst.

Häufige Frostschauder, einige Minuten lang, ohne nachfolgende Hitze.

Sie stand auf und fühlte sich von da an einigermaßen wohl.

Nach einigen Tagen war sie fast ganz wiederhergestellt.

Ich werde mich bei diesem Fall aber nicht mehr weiter aufhalten, denn am 15. Juli (1. T. nach der Vergiftung, vr) hat sie eine Tasse schwarzen Kaffee eingenommen, also eine arzneiliche Substanz.

Diese Frau war daran gewöhnt gewesen, fast jeden Tag Rettich zu essen, und zwar in kleiner Menge, einen halben Rettich auf einmal, und hatte niemals Beschwerden davon gehabt.

 

VII. Der 20j. Student K., von gesunder Konstitution, bekam nach jedem Rettichessen dieses Symptom: Häufiges Aufstoßen von Winden aus dem Magen, sehr schlecht riechend, fast faulig.

VIII. Bekanntlich zeigen viele Leute nach Genuß einer mäßigen Menge Rettich Abgang von Winden nach oben und unten, die nach Rettich riechen * . Wenn man zuviel davon ißt, geschieht das Gegenteil (Hemmung des Windabgangs).

* Sowohl ich als auch Andere, mit denen ich über Raphanus sprach, sehen Aufsteigen des scharfen Rettichdunsts in den Hals als typische Erscheinung nach Rettichessen an. vr

IX. Der 28jährige J.N., von guter Konstitution, niemals ernstlich krank gewesen, nahm am 3. Juli 1838 um 8 h. früh zwei Unzen Rettichtinktur.

Er bekam folgende Symptome:

Recht starke Stiche innen im rechten Ohr.

Brennen im Schlund.

Häufiges Niesen.

Einige Stiche im Bauch nahe dem Nabel, mit Drücken.

Stiche in der Lebergegend.

Stiche in der Magengrube.

Brennendes Jucken am Rücken. Aufstoßen von Winden aus dem Magen, mit Geruch nach Rettich, vor allem nach Wassertrinken.

Einige Male Gähnen.

Lanzinierendes / stechendes (lancinant) Ameisenlaufen in der rechten Fußsohle am Rand ihres fleischigen Anteils.

Urin ein wenig blaß.

Während des Harnens (l´émission) etwas Brennen vorn in der Urethra.

Übelkeiten.

Diese Symptome folgten am 3. Juli rasch aufeinander und waren am nächsten Tag wieder verschwunden.

Am 11. September 1839 um 17 h. nahm er 1½ Unzen derselben Tinktur.

Am selben Abend:

Leichter Schmerz in der Stirn, links, oben, wie ein Drücken.

Einige Stiche im rechten Ohr.

Leichtes, anhaltendes Brennen im Hals, wie ein heißes Eisen.

Leichtes Brennen in verschiedenen Körperteilen, mal hier, mal da, kurzdauernd, unter der Haut, z. B. in der rechten Achsel.

Hitzeempfindung im Bauch*, vor allem um den Nabel.

Stiche in der Lebergegend.

Stiche auf dem linken Olecranon.

Völle im Bauch*, Auftreibungsgefühl, später Kneifen, wie wenn ein Stuhlgang kommen soll.

Puls etwas langsam.

* Bas-ventre, heißt hier wohl nur „Bauch", vgl. den Bedeutungswandel des analogen Wortes „Unterleib" im Deutschen. vr

12. September

Der Schlaf war gut.

Sehr reichlicher, etwas weicher Stuhl, um 7 und 11 Uhr vormittags.

Tagsüber ist die rechte Ferse ein wenig rot und an der Unter- und Außenseite geschwollen; beim Gehen verursacht sie kneifende Schmerzen.

13. September

Schlaf unruhig, mit Schwitzen.

Ferse wie gestern.

14. September

Schlummer voll Unruhe, die Nacht, mit Aufwachen alle Viertelstunde, Kopfweh, Brechreiz und ständigem Kneifen um den Nabel.

Nachdem er sich zu Bett gelegt hat, Frostüberlaufen mit erheblicher Schwäche der Gelenke, v.a. des Ellenbogens; danach die ganze Nacht Schwitzen.

15. September

Leichtes Kneifen im Bauch.

Heftiger Schmerz in der Ferse beim Gehen; in Ruhe ist die Ferse kein bißchen (nullement) schmerzhaft, vor allem, wenn er die Stiefel ausgezogen hat; der Schmerz kommt also nur vom Druck des Stiefels, obwohl dieser den Fuß gar nicht einengt.

16. September

Nachts reichlicher Schweiß, trotzdem guter Schlaf.

Ferse sehr schmerzhaft wegen des Drucks der Stiefel, mit Kneifen und einer spitzen / erhabenen (en pointe), dunkelroten, etwa 1½ Finger breiten Schwellung daselbst.

Seit einigen Tagen ist ein Hühnerauge schmerzhaft, das nie zuvor geschmerzt hat.

17. September

Die Schwellung hatte sich in eine von klarem Wasser angefüllte Blase verwandelt, ein wenig rötlich, subepidermal gelegen. Man eröffnete sie, und der Schmerz verschwand fast völlig. Am Tag darauf war die Ferse nicht mehr schmerzhaft, und außer ein wenig Leibschneiden und einem Druck in der Stirn, vor allem nachts, welche noch ein paar Tage verblieben, waren alle Symptome verschwunden. Die Ferse des Probanden war nie zuvor in einem vergleichbaren Zustand gewesen.

Am 19. September nahm J. N. eine Unze derselben Tinktur.

Einige Stiche in der Magengrube.

Harndrang, mit wenig reichlicher Harnausleerung.

Leichter Frost, der ihm den Rücken und die hintere Fläche der Arme hinunterläuft.

Diese Symptome hörten bald wieder auf.

Am 28. Oktober 1839 aß er um 16 Uhr fünf rohe schwarze Rettiche.

Kurz danach leichtes Brennen oberhalb des Nabels.

Frost im unteren Rücken / im Kreuz (bas du dos) und auf der hinteren Fläche der Arme, vor allem nach Wassertrinken.

29. Oktober

Die Nacht, Schlaf voll unruhiger Träume, bis 3 Uhr früh.

Er steht (um diese Zeit) mit eingenommenem Kopf und dumpfem Stirnkopfschmerz auf.

Um 5 h. früh fällt er wieder in ein unruhiges, nur kurz anhaltendes Schlummern zurück.

Häufiger Harndrang die Nacht, mit mäßiger Harnentleerung.

Tagsüber Kopf oft eingenommen, Druck in der Stirn.

Die Winde gehen nicht ab.

Er uriniert mehr, als er trinkt.

Neun Stühle, die meisten des Vormittags (à la matinée), braun gelblich, flüssig, ziemlich reichlich.

Häufiger Stuhldrang, v.a. um Mittag.

30. Oktober

Ziemlich unruhiger Schlaf die Nacht, von 23 bis 2 Uhr unterbrochen, mit eingenommenem Kopf, eisig kalten Knien und Füßen und häufigem Brechreiz (envies de vomir).

Gegen 4 h. früh schwerer Schlummer, und um 5 Uhr beim Aufstehen Expektoration einer sehr großen Menge sehr zähen, weißlichen Schleims aus dem Schlund und der Speiseröhre, mit leichtem Zusammenschnüren im Schlund.

Tagsüber ständiger dumpfer Druck in der Stirn über den Augen.

Morgens häufiges Brennen in der äußeren Partie der rechten Brustseite.

Nachmittags einige Male Brechreiz.

Kein Windabgang.

Am Abend ein weicher, geformter, gelblicher Stuhl.

31. Oktober

Schläft erst um Mitternacht ein wegen der lange anhaltenden Kälte der Füße und Knie.

Tagsüber ist der Hals immer voller Schleim, wie bei Katarrh, mit etwas Husten.

Am 1. November recht gutes Befinden.

Am 1. April 1840 um 8 Uhr früh nahm er 3 Unzen Rettichtinktur.

Nach einigen Stunden Drücken und häufiges stumpfes Stechen in der Regeion des Stirnhöckers.

Spitze Stiche am Scheitel.

Stechendes / lanzinierendes Reißen im linken Ohr, wie im Knochen.

Stiche in den linken Backenzähnen.

Reißen im rechten Jochbeine.

Stiche (picotements) wie von Nadelspitzen in der Magengrube, durch tiefes Einatmen schlimmer.

Stiche (elancements) in der Magengegend.

Drücken in der Lebergegend, als sei dort innerlich ein Abszeß.

Stiche im linken Ellenbogengelenk, wie im Knochen.

Schwäche, Reißen und Stechen im rechten Vorderarm, direkt oberhalb des Handgelenks.

Am Tag darauf waren fast alle Symptome verschwunden.

Um mich nicht zu wichtig / breit zu machen (pour ne pas trop m´etendre * ), werde ich einige weitere Versuche, die mit dem Rettich angestellt worden sind, nicht besprechen; bei diesen kam es großteils zu denselben Symptomen wie oben angeführt. Es genügt, die folgenden zu erwähnen:

Geschmack fast wie von Pfeffer.

Geschmack etwas bitter.

Schwellung, Röte und Zusammenschnürungsgefühl in der Mandelgegend, drei Tage lang.

Heftiges Schneiden um den Nabel, nach seinem gewohnten Frühstück von Milch und Weißbrot.

Schärferer Gesichtssinn.

Presbyopie.

Einige Schmerzen in den Gliedern.

Usw.

* „Sich wichtig oder breit machen" scheint mir ein Thema des Rettichs zu sein, sowohl in seiner Signatur – er ist eine stark stickstoffzehrende Pflanze, die sich ihre Existenzberechtigung durch schnellstmögliches Ausbilden der typischen Wurzel verdienen muß und, wenn dies ausbleibt, zum bloßen Unkraut und Viehfutter wird – als auch von der abdominellen Symptomatik her: Winde

breiten sich im Bauch aus, blähen auf bis zum Ersticken und wollen doch weder nach unten noch nach oben abgehen. vr

 

X.R.A. Vogel (Histor. mat. medic., 1760, Kapitel V) zählt den Rettich zu den leichten Brechmitteln.

Archigenes von Apamaea behandelte Erbrechen mit Rettich (Oreibasios, Buch VIII, Kapitel 46).

Laut Dioscorides erzeugt er Winde, ist schlecht für den Magen, erzeugt Aufstoßen, treibt den Harn aus, vermehrt die Schärfe der Sinne.

Tabernaemontanus (Kräuterbuch, Basel, 1664) schreibt, der Rettich erzeuge Aufstoßen, verdüstere das Hirn und trübe den Gesichtssinn. Seine Samen, in heißem Wasser eingenommen, und seine Schale, in Essig und Honig eingelegt, erzeugten heftiges Würgen und Erbrechen.

Zusammenschau der am Gesunden beobachteten Symptome

(die römischen Ziffern bezeichnen den jeweiligen Probanden, Unterstreichungen bezeichnen die im Original kursiv gedruckten Angaben)

    Das Kind legt sich tagsüber von sich aus hin, weil es sich krank fühlt. I

    Die Übelkeiten hindern sie am Hinlegen, sie muß sitzenbleiben, obwohl sie sich ungemein schwach fühlt. VI

    Große Müdigkeit und Abgeschlagenheit (ab dem 4. T., mehrere Tage). II

    Sichtbare Abmagerung (5. T.) I

    Große Abgeschlagenheit V, VI; er war so abgeschlagen, daß es ihm vorkam, als würden seine Glieder zerbrechen, 1/2 Tag lang V.

    Der ganze Körper riecht nach Rettich. I

    Haut meistens feucht. I

    Leichtes Brennen auf der Haut, an verschiedenen Teilen des Körpers, nie lange anhaltend. IX

    Im Schlaf leichtes Gemurmel, als unterhalte er sich mit seinen Spielgefährten. I

    Schlummer, fast den ganzen Tag; er redet viel im Schlaf (streitet mit seinen Spielgefährten). I

 

    Somnolenz. V

    Unruhiger Schlaf mit Schweiß. IX

    Starkes Schwitzen im Schlaf. I, IX

    Unruhiger Schlummer mit Erwachen alle Viertelstunde, Kopfweh, Brechreiz / Brechwürgen (envies de vomir), Kneifen um den Nabel. IX

    Schlaf mit unruhigen Träumen und nur bis 3 Uhr früh. IX

    Schlummer mit Träumereien (révasseries; das Wort heißt „Dösen", aber auch „Spinnerei, Phantasterei", vr). IX

    Er bleibt von 23 bis 2 Uhr wach, und die Nacht schläft er unruhig; eingenommener Kopf und Kälte der Knie und Füße. IX

    Häufige Frostschauder (horripilations), einige Minuten dauernd, mit innerer Hitze des Kopfes und allgemeiner Hitze der Haut. I

    Haut brennendheiß bei Berührung, obwohl er fast ständig über Kälte klagt. I

    Nach dem Frostschauder zuweilen innere Hitze, eine Viertelstunde anhaltend. I

    Haut feucht und heiß mit innerer Kälte. I

    Sehr reichliches Schwitzen beim Schlafen I, IX, vor allem gegen Morgen I.

    Schweiß und Atem riechen nach Rettich. I

    Erwacht um 3 h. früh mit heftigem Frostschauder auf Rücken und Armen, welcher die Hälfte einer Viertelstunde anhielt. II

    Frostschauder vor dem Erbrechen, auf Rücken und Armen. V

    Frostschauder den Rücken entlang und auf der hinteren Fläche der Arme (bei mehreren Versuchen); v.a. nach Wassertrinken (bei einem Versuch). IX

    Häufige Frostschauder; erst mit Hitzeüberlaufen (chaleurs) abwechselnd, später ohne Hitzestadium. VI

    Nach dem Zubettgehen, Kälte mit Schwäche der Gelenke, v.a. des Ellenbogens; sehr starkes Schwitzen in der Nacht. IX

    Puls klein, hüpfend, ein wenig hart. I

    Puls ein wenig beschleunigt und klein. VI

    Puls etwas verlangsamt. IX

    Angst und Todesfurcht, obwohl die Schmerzen leichtgradig sind. V

    Große Beängstigungen; sie fürchtet zu sterben und läßt einen Geistlichen rufen, der ihr die Sakramente spenden soll. VI

    Schwindel mit Trübung des Sehens. VI

    Kopf eingenommen, mit dumpfem Schmerz in der Stirn morgens beim Aufstehen. IX

    Heftiger Schmerz in der Stirn. I

    Heftiges Drücken in der Stirn, vor allem über den Augen, daß er kaum sehen kann; nach dem dritten Erbrechen hörte es auf. V

    Leichter drückender Schmerz in der Stirn an der Nasenwurzel. V

    Schmerz in Stirn und Hinterhaupt. VI

    Drücken in den Stirnhöckern, mehrere Tage lang, vor allem nachts. IX

    Dumpfer Schmerz in der Stirn, morgens beim Aufstehen, mit eingenommenem Kopf. IX

    Drücken in der Stirn mit eingenommenem Kopf. IX

    Dumpfer Schmerz in der Stirn über den Augen. IX

    Scharfe Stiche am Scheitel. IX

    Schweiß am Kopf, wenn er außer Bett (étant levé) ist. I

    Augen rot. I

    Pupillen etwas dilatiert. I

    Augenringe. I

    Unterlider ödematös. I

    Schärft den Gesichtssinn. X

    Schärferes Sehen und Presbyopie (Weitsichtigkeit) bei einem Myopen. IX

    Übelkeit, so heftig, daß ihm Hören und Sehen vergeht. VI

    Trübung des Sehens während des Schwindels. IV

    Jucken an der linken Ohrmuschel, die bei Berührung schmerzhaft ist. IV

    Ziemlich starke scharfe Stiche innen im rechten Ohr. IX

    Stiche und Reißen im linken Ohr, wie im Knochen. IX

    Nase etwas verstopft. IV

    Rettichgeruch in der Nase. V

    Häufiges Niesen, zumindest Niesreiz, bald nach dem Einnehmen, bei mehreren Versuchen. IX

    Gesicht rot, gedunsen. I

    Gesicht ein wenig eingefallen / elend (défaite), mit spitzer Nase und gelben Wangen. I

    Rechter submaxillärer Lymphknoten ein wenig hart und geschwollen. I

    Gelbliche Gesichtshaut, vor allem morgens nach dem Aufstehen. I

    Gesicht eingefallen / elend (défaite), livide, mit Augenringen; er ist selbst erschrocken über seinen Anblick. V

    Gesicht blaß, ängstlich; die Züge drücken große Schwäche und großes Leiden aus. VI

    Reißen im rechten Jochbein. IX

    Stechen in den linken 1. Molaren. IX

    Zunge von einem dicken weißlichen Belag bedeckt I, etwas weißlich IV, weiß VI.

    Zunge blaß, rötlichblau, mit einer tiefen Furcht in der Mitte und blaßroten Punkten an den Rändern (6. T., zu Beginn der Rekonvaleszenz). I

    Brennen im Hals, tief unten, unterm Kehlkopf, beim Sprechen und Schlucken nicht schlimmer werdend. I

    Brennen und Stechen in Schlund und Mandeln. III

    Brennen im Schlund. IX

    Der Schlund brennt innerlich, als habe man eine Säure verschluckt oder wie bei Sodbrennen, ununterbrochen. IX

    Schwellung, Röte und Zusammenschnürungsgefühl in den Mandeln, 3 Tage lang. IX

    Hals voll Schleim wie bei Katarrh. IX

    Morgens, nach beschwerlichem Schlummer, Expektoration einer großen Menge weißen, sehr zähen Schleims aus Schlund und Speiseröhre, mit leichtem Zusammenschnürungsgefühl im Hals. IX

    Appetitlosigkeit, 8 Tage lang I, 2 Tage lang VI.

    Ständiger, sehr heftiger Durst VI, 15 Tage lang I.

    Kein Appetit, großes Verlangen nach abgekochter süßer Milch. I

    Ekel vor aller Nahrung. V

    Großer Abscheu gegen den gewohnten Schnupftabak. V

    Geschmack nach Rettich V, noch 6 Tage nach dessen Verzehr I; sehr übler Geschmack VI; wie von Pfeffer IX; etwas bitter IX; pappig IV.

    Erbrechen von Speisen und weißem Schleim. I

    Einige Male Brechwürgen beim Husten, mit Druck oben auf der Brust; Hochkommen einer sauren farblosen Flüssigkeit. IV

    Häufiger Brechreiz / Brechwürgen (envies de vomir), mit Hochkommen von Wasser und Schleim, zuweilen blutstreifig. IV

    Erbrechen von Speisen und Schleim, mit sehr heftigem Würgen (violents haut-le-corps), sehr starkem und schmerzhaftem Druck in der Mitte der Brust und Kälte. V

    Erbrechen, erst einer grünen und sehr bitteren Flüssigkeit, dann klaren Wassers. V

    Nach jedem Erbrechen Schauder auf Rücken und Armen. V

    Weichlichkeit im Magen. V

    Brechreiz, daß ihm Hören und Sehen vergeht. V

    Brechreiz. IX

    Immer wieder Brechreiz (envies de vomir). V

    Erbrechen von Speisen, mit heftiger Anstrengung (sie erbrach zum ersten Mal im Leben). VI

    Anfälle von Übelkeit, wie Ohnmacht, immer wieder, so daß sie sitzenbleiben muß und sich trotz ungemeiner Schwäche nicht hinlegen kann. VI

    Häufiges Aufstoßen von Winden aus dem Magen, welche wie faulig riechen. VII

    Blähungsabgang nach oben und unten, nach Rettich riechend: kurz nach Essen einer mäßigen Menge Rettich VII; vor allem nach Wassertrinken IX.

    Kein Windabgang, weder nach oben noch nach unten, für lange Zeit, nach Essen einer Übermenge Rettich. I, IX

    Starker Druck in Magengrube und Magengegend. VI

    Stiche (élancements) in der Magengrube. IX

    Pieken / Prickeln (picotements) in der Magengrube. IX

    Pieken in der Magengrube, wie Nadelstiche, durch tiefes Einatmen schlimmer. IX

    Stiche (élancements) in der Magengegend. IX

    Stiche (élancements) in der Lebergegend. X

    Pieken (picotements) in der Lebergegend. IX

    Druck in der Lebergegend, später wird daraus ein Gefühl wie von Ulzeration. IX

    Bauchgrummeln I, häufig nachts VI.

    Starkes Bauchgrummeln bei jedem Erbrechen. V

    Kneifen um den Nabel. V

    Stiche (élancements) und Drücken zwei Fingerbreit vom Nabel entfernt, rechts; auch heftiges Pieken dort. IX

    Empfindung von Hitze im Bauch, vor allem um den Nabel herum. IX

    Bauch voll, aufgebläht, und später Kneifen wie zum Stuhle. IX

    Kneifen im Bauch, vor allem um den Nabel herum. IX

    Brennen oberhalb des Nabels. IX

    Heftiges Leibschneiden und Stechen um den Nabel herum, vor allem rechts, nach dem gewohnten Frühstück von Milch und Weißbrot. IX

    Viele flüssige Stühle, bräunlich, schaumig, reichlich, mit Gewalt abgehend; später flüssig und dunkelbräunlich; 14 Tage lang. I

    Sehr reichliche Stühle. II, IX

    Häufige, flüssige, ziemlich reichliche, mit Gewalt abgehende Stühle, 8 Tage lang. V

    Häufige Stühle, vor allem morgens, braun-gelblich, flüssig, reichlich; bei mehreren Versuchen. IX

    Häufiger Stuhldrang, vor allem mittags. IX

    Urin schmutziggelb, mit einem hefeartigen Sediment, das fast so reichlich ist wie der Harn selbst. I

    Er harnt weniger, als er trinkt. I

    Er harnt mehr, als er trinkt. I

    Urin etwas blaß. IX

    Etwas Brennen vorn in der Urethra beim Harnen. IX

    Harndrang mit wenig reichlicher Harnausscheidung. IX

    Er muß lange auf den Harnabgang warten. IX

    Zerren und Reißen im rechten Hoden, und eine Viertelstunde später in der rechten Fußsohle. IX

    Der Atem riecht nach Rettich. IX

    Gähnen, bei mehreren Versuchen. IX

    Sehr heftiges und schnelles Herzklopfen, in der linken Brustseite; nicht wiederkehrend, außer als einzelner Anfall nach 14 Tagen. I

    Brustschmerz, anfallsweise, von der Magengrube bis zum Halsgrübchen hoch; Druck und Stechen, oft in den Rücken ausstrahlend, einige Minuten lang, häufig, vor allem beim Essen und Husten, weniger beim Trinken. I

    Brennen in der äußeren Partie der Brust, rechts (gemeint ist äußerliches Brennen, vr). IX

    Reißen in den Nieren beim Bücken. IV

    Brennendes Jucken am Rücken. IX

    Leichtes Zittern der Glieder. VI

    Stechen und Ameisenlaufen in der rechten Fußsohle, nahe dem fleischigen Anteil. IX

    Pieken (picotement) in der linken Achselhöhle. IX

    Die rechte Ferse ist in ihrem unteren Anteil rot und ein wenig geschwollen. Er empfindet dort ein heftiges Kneifen, durch den Druck (des gut passenden Stiefels) erzeugt, nur beim Gehen. Im Lauf einiger Tage nimmt die Schwellung zu, bis zu einem Durchmesser von 1 1/2 Fingerbreiten, wird spitz (pointue) und dunkelrot; am 6. Tag erscheint schließlich eine Blase, angefüllt mit einer ziemlich großen Menge klaren, ein wenig rötlichen Wassers; nach Aufstechen am folgenden Tage verschwindet sie, ohne eine Spur zu hinterlassen. IX

    Kälte der Füße und Knie mit Somnolenz, eingenommenem Kopf, dumpfem Stirnkopfschmerz, Brechreiz. IX

    Stiche im linken Ellenbogengelenk, wie im Knochen. IX

    Schwäche, Pieken (picotements) und Reißen im rechten Vorderarm, direkt oberhalb des Handgelenks. IX (In der Synopse steht „dessous", im Prüfungsprotokoll „dessus". Ersteres ist wohl ein Druckfehler. vr)

    Eine Art ziemlich starken Reißens am inneren Rand des rechten Fußes. IX

    Gefühl von Lähmung im linken Bein, im Liegen. IX

    Krämpfe in den Waden, im Bett. IX

    Die Wirkungsdauer beim Gesunden beträgt 24 St. bis 14 Tage (I bis IX).

    Antidot: Trinken einer großen Menge Wasser. IX

    Wasser und Milch, die er zu trinken gewohnt ist, vermehren Bauchweh und Durchfall ein wenig. IX

Pharmazie

Hier ist von der Wurzel des gewöhnlichen Rettichs die Rede. Ich habe, das ist wahr, einige wenige Versuche mit dem Kraut gemacht; aber die Symptome, welche diese hervorruft, unterscheiden sich wenig von denen nach Einnahme der Wurzel. Wenn es darum ging, eine Krankheit zu behandeln, habe ich immer einen recht großen Schwarzrettich benutzt, wie bei dem Versuch 9.

Später werde ich noch das Radieschen besprechen, eine Variante von Raphanus sativus, sowie den Hederich, Raphanus raphanistrum.

Der Saft der frisch geriebenen Rettichwurzel ergibt wegen seines hohen Wassergehalts eine Tinktur, die keinen sehr intensiven Geruch verbreitet. Um diese Tinktur zu bereiten, fügt man zu gleichen Teilen Weingeist hinzu. Daß es notwendig ist, sie in einer gut verkorkten Flasche 12 Stunden ruhen zu lassen, damit sich der Bodensatz abscheidet, und die sonst noch nötigen Vorkehrungen zu treffen, damit sie nicht säuert, versteht sich von selbst.

Ich stelle sie auch noch auf andere Art her, und dieses Präparat ist es, das ich als einziges in der Therapie anwende.

Ich nehme einen frischen Rettich, reinige ihn und schneide ihn in kleine Stücke und gebe ihn in eine dicht verschließbare Flasche. Sie muß damit gefüllt sein. Dann gebe ich Weingeist hinein, etwa 80%

des in der Flasche noch freien Volumens. Wenn man das Gewicht der Flasche kennt, ist es einfach, das Gewicht der Arznei und des Weingeistes zu ermitteln. Dann verschließe ich die Flasche mit einem Korken oder Glasstöpsel, so daß keine Luft hinzutreten kann, und versiegle (serre)* sie sorgfältig. Bis der Alkohol sich vollständig mit dem Arzneistoff gesättigt hat, dauert es 6 bis 9 Monate. Man sollte die Flasche zwischendurch einige Male umschütteln. Nach dieser Zeit gieße ich den Weingeist in ein geeignetes Gefäß ab, gebe die Wurzelstücke in eine gläserne oder porzellanene Presse, gieße den Weingeist wieder drüber und presse das Ganze aus. Es ist nutzlos, eine große Menge dieser Tinktur auf einmal fertig herzustellen. Darum kann man die Presse auch durch eine gläserne oder porzellanene Röhre (tube) ersetzen.

Seit einigen Jahren wende ich auch für viele andere Arzneien diese Zubereitungsmethode an. Ich empfinde sie als sehr einfach und besonders auf Reisen sehr bequem. Es besteht ein frappierender Unterschied zwischen der auf diese Art und der auf gewöhnliche Weise hergestellten Rettichtinktur. Erstere ist von goldgelber Farbe und strömt selbst in der C 1 noch einen sehr unangenehmen Rettichgeruch aus. Auch scheint sie viel stärkere arzneiliche Wirkung zu haben.

Als Hauptanzeigen des Rettichs kann man die in der Synopse unterstrichenen Symptome ansehen, namentlich Nr. 83,92, 97, 115, 116, 117**. Normalerweise hat das Mittel in Fällen, wo Symptom 95 „Weder nach oben noch nach unten gehen Winde ab" nicht zugegen war, kaum Nutzen gebracht.

* Heißt eigentlich „verschnüren". Im 19. Jhdt. wurden Korken mit Spezialknoten befestigt, ähnlich den Drahtverschlüssen von Sektflaschen. vr

** Ausschließlich Darmsymptome. Ich habe noch ein paar andere unterstrichen, die bei mehreren Versuchen reproduziert worden sind, z. B. den Frost am Rücken und der Hinterfläche der Arme. Die Symptomnummern in der Übersetzung stimmen übrigens nicht mit denen im Original überein, weil ich einige zusammengeschriebene Angaben verschiedener Prüfer getrennt habe. vr

Heilwirkungen

Chronischer Durchfall. Wenn auch die Pathogenese des Rettichs noch einige Lücken aufweist, hat meine Erfahrung am Krankenbett mir bewiesen, daß er ein ausgezeichnetes Mittel gegen eine Art von Kranksein ist, die den Arzt nicht weniger quält als den Kranken, nämlich jene, bei der chronischer Durchfall ein Hauptsymptom darstellt. Ich möchte aber nicht die Wirksamkeit anderer Mittel herabsetzen, wie Calc., Coloc., Phos., Rhus, Sulf., usw.; im Gegenteil, ich erkenne an, daß sie in vielen Fällen besser passen als der Rettich. In vielen anderen Fällen aber ist der Rettich indiziert, und dann kann man sehr gute Dienste von ihm erwarten. Ich habe ihn meistens als C 1 oder C 2 gegeben, 2 Globuli pro Dosis, selten 1 bis 6 Globuli, alle 24 Stunden oder auch alle 2 bis 8 Tage wiederholt.

 

Hier werde ich nur über einige wenige Krankheitsfälle berichten.

I. M.W., 57jähriger Arbeiter aus München, von gewöhnlicher Konstitution.

Mit 24 Jahren hat er eine Krätze durchgemacht, die durch Salben und Bäder innerhalb von 9 Monaten zum Verschwinden gebracht wurde. Aufgrund verschiedener akuter Erkrankungen (accidents), die er zu verschiedenen Zeiten durchgemacht hat, z. B. Brustschmerzen, hat er insgesamt 75 Aderlässe (! vr) erhalten. Der letzte war 18 Monate zuvor während einer Cholera erfolgt. Seit 30 Jahren leidet er an Husten (chronischer Bronchitis). Seit der Cholera, also seit 18 Monaten, hat er nun drückende Schmerzen im Bauch und ständig Durchfall mit grünlichen Stühlen. Seit 3 Wochen unruhiger Schlaf.

Vor 6 Tagen hat er zum Abendessen Kalbfleisch gegessen, das ein bißchen fett war, und 1 1/2 Stunden danach einen halben Schoppen frischen Wassers getrunken; daran war er gewöhnt. Kurz danach wurde ihm übel, und er erbrach Galle und Schleim. Seither erbrach er oft, litt an Appetitlosigkeit, Durst, Frostschauder usw.

Symptome zu Behandlungsbeginn:

Brennender, trockener Kopf.

Ständiges Geräusch im Kopf wie von kochendem Wasser.

Augenblicksweise getrübtes Sehen.

Die Ohren sind frei, er hört darin keine Geräusche.

Nase sehr verstopft (Raph.: Sy. 57).

Sehr übler Geruch in der Nase, wie faulig.

Zunge weißlich, hinten ein bißchen gelblich, von dickem Belag bedeckt, vor allem morgens (Raph.: Sy. 68).

Bitterer Geschmack (Raph.: Sy. 82), pappig und sauer wie von Essig.

Weder Hals- noch Brustschmerzen.

Seit 30 Jahren mäßiger Husten; seit 2 Jahren ausgeprägt, mit gelblichem Sputum.

Im Unterbauch, zwei Fingerbreit unterhalb des Nabels, ein heftiger, anhaltender Schmerz, eine Art Drücken, durch äußeren Druck noch schlimmer, seit 18 Monaten.

Anhaltende, ausgeprägte Abgeschlagenheit (Raph.: Sy. 5).

Appetitlosigkeit (Raph.: Sy. 77).

Heftiger, anhaltender Durst (Raph.: Sy. 78).

Die meiste Zeit Brechreiz (Raph.: Sy. 92), und oft Erbrechen, z. B. tagsüber und sogar vormittags (Raph.: Sy. 86), vor allem von Galle und Schleim.

Jeden Tag zwei oder drei flüssige, grünliche, oft mit Schleim und Blut vermischte Stühle (Raph.: Sy. 118), seit 18 Monaten.

Urin sehr reichlich (Raph.: Sy. 122), trüb (Raph.: Sy. 120).

Schlaf gegen 1 h.; die ganze Nacht unruhiger Schlummer und oft Erwachen (Raph.: Sy. 14), seit 3 Wochen.

Seit 6 Tagen kein Windabgang (Raph.: Sy. 97).

Frostüberlaufen (Raph.: Sy. 27), Schauder von eisiger Kälte, unterhalb der Nieren beginnend und den Rücken hochsteigend, bis zum Kopf, wo er zwei Minuten anhält, von dort geht er in Arme und Füße * über; zugleich heftiger Schmerz in den Gliedern, die wie zerbrochen sind, so daß er sich gar nicht bewegen kann.

Diese Frostschauder fanden zunächst vormittags statt; seit 6 Tagen zeigen sie sich vor allem nachmittags, bis 18 Uhr, und zuweilen nachts; es kommen immer zwei oder drei hintereinander.

Jedem dieser Fröste folgt eine trockene Hitze (Raph.: Sy. 27), die im Kopf anhielt und sich wie ein Feuer auf den ganzen Körper ausbreitete. Darauf folgte eine innere und äußere Hitze, die 1½ bis 2 Stunden anhielt, ohne Schweißstadium.

Bei der Fieberhitze Schwindel, heftiger Durst sowie sehr heftige reißende und zerrende Gliederschmerzen, die bereits im Froststadium entstehen.

Puls klein (Raph.: Sy. 30).

Die Krankheit verursacht Entmutigung und Angst (Raph.: Sy. 32 u. 33), mit bleichem, leidendem Gesicht (Raph.: Sy. 64).

* In Bayern sagt man heute noch „d´ Füaß´" zu den Beinen; zu Hahnemanns Zeiten war das in Deutschland allgemein üblich. vr

Er erhielt Raph. C 1, 2 Globuli, abends, 1 Stunde vor dem Zubettgehen, und für den Morgen danach ein Milchzuckerpulver.

Als ich ihn am Nachmittag des folgenden Tages wiedersah, war sein Zustand erheblich besser. Er hatte einigermaßen gut geschlafen. Der Husten war geringer. Der Urin war dunkelgelb und etwas trüb. Frostanfälle hatte er keine gehabt. Weniger durstig. Noch kein Appetit. Ich ließ ihn einige weitere Milchzuckerpulver nehmen, und nach ein paar Tagen war nur noch der dreißig Jahre alte Husten übrig,

den er nicht kurieren lassen wollte. Die chronische Diarrhoe, welche 18 Monate bestanden hatte, machte innerhalb von 8 Tagen natürlichem, regelmäßigem Stuhl Platz. Noch ein Jahr später hatte er keinerlei Probleme mit dem Stuhlgang. Er hatte nur eine einzige Dosis Raphanus bekommen.

 

II. Joseph W., 39j. Torfstecher aus Haidhausen, von gewöhnlicher Konstitution.

Er war nie krank gewesen, nur die Krätze hatte er gehabt, mit zwanzig Jahren. Aderlässe hat er insgesamt sechs erhalten, den letzten vor zwei Jahren. Seit drei Wochen leidet er ohne bekannte Ursache oder vorheriges Kranksein an Durchfall und anderen Beschwerden. Er hat Rheum und „essence de vie" genommen, aber ohne Erfolg.

Am 11. Mai 1838 fand ich ihn im folgenden Zustand vor:

Schwindliger Kopf.

Sehen etwas getrübt.

Zunge von dickem gelblichem Belag bedeckt.

Bitterer Geschmack.

Leichtes Gefühl von Schärfe / Herbheit (âpreté) im Hals.

Ameisenkriebeln in der Magengegend, bis zum Nabel hin, und vor allem um den Nabel herum, als befinde sich ein Tier im Bauch; zuweilen Gasauftreibung des Bauches und starker Schmerz.

Keine Schmerzen in Nieren oder Gliedern.

Sehr große Abgeschlagenheit, vor allem beim Gehen.

Kein Appetit.

Heftiger Durst.

Zuweilen Brechreiz und vor 3 und 4 Tagen leichtes Erbrechen von Schleim und Galle.

Seit etwa 3 Wochen täglich fünfzehn Stühle, von mäßiger Menge, flüssig, gelb, schaumig, zuweilen mit unverdauter Speise vermischt.

Schlaf mäßig, zuweilen durch Bauchweh gestört.

Zuweilen gehen Winde nach oben ab, aber fast nie nach unten.

Keine Fröste.

Häufiges Überlaufen fliegender Hitze.

Leichtes Schwitzen.

Puls langsam und etwas hart.

Er war nicht bettlägerig.

Ich gab Raph. C 2, je 1 Globulus, als Dosis Nr. 1 und 3, und als Nr. 2 und 4 arzneilosen Milchzucker; jeden Abend ein Pulver zu nehmen, der Reihenfolge nach.

Nach 4 Tagen war die Besserung schon deutlich. Ich wiederholte dieselbe Medikation, und nach 8 Tagen war der Kranke völlig geheilt.

 

III. Michel Sch., fünfzigjähriger Schlosser aus München, von robuster Konstitution.

Mit 19 Jahren hatte er ein Brustleiden gehabt (avait souffert de la poitrine). Mit 20 litt er an Krätze, und vor 2 1/2 Jahren hatte er die asiatische Cholera durchgemacht. Seither hatte er sich gut gefühlt.

Aber nach Essen kleiner Bratfische, vor 3 Monaten, bekam er eine Magenverstimmung, von der ihm Magenweh, Durchfall usw. geblieben waren. Medizin hatte er noch keine genommen.

8. Juni 1838

Völle in der Magengegend, vor allem nach der Mahlzeit, ein bis zwei Stunden lang, bis der Durchfall einsetzt.

Zuweilen Schmerzen zwischen den Schulterblättern.

Ein wenig Schwäche in den Füßen *.

Vier bis zehn Stühle am Tag, seit 3 Monaten; vor allem 1 bis 2 Stunden nach dem Essen; ihnen geht Völle im Magen voraus; sie sind flüssig, von gelblichweißer bis bräunlicher Farbe, oft von Tenesmen begleitet, zuweilen unverdaut.

Trüber Harn.

Sehr selten Windabgang, außer zuweilen nach oben (Aufstoßen), was besserte.

Puls hart, hüpfend.

Kopf, Hals, Brust, Bauch, Appetit und Durst normal.

* Siehe Fall I. vr

Ich gab Raph. C 2, 7 Pulver zu je 2 Globuli, jeden Abend eines.

15. Juni

Besserung. Weniger Völle im Magen. Weniger starker Rückenschmerz.

Weniger Müdigkeit in den Füßen; aber seit 4 Tagen Reißen im linken Fuß, wie er es früher schon gehabt hat.

Etwa 4 weiche Stühle pro Tag.

Selten Luftaufstoßen. Zuweilen Windabgang aus dem After.

Harter Puls.

Dieselbe Medikation weiter.

22. Juni

Weitere Besserung. Keine Völle mehr im Magen. Nur ganz wenig Rückenschmerz. Kein Schmerz in den Füßen.

Ein bis zwei Stühle am Tag, etwas weich.

Mäßiger Windabgang.

Kleiner, etwas harter Puls.

Raph. C 2, jeden 2. Tag eine Dosis.

Am 29. Juni waren die Stühle normal, der Puls etwas hart; zuweilen wurde ihm der rechte Ringfinger taub; sonst gute Gesundheit.

Sulf. C 30, je 3 Globuli in 6 Pulvern mit Milchzucker, jeden 2. Tag ein Pulver. Völlige Heilung.

(Warum Nusser diesem Mann so viel Schwefel gegeben hat, ist mir schleierhaft. War er sich der Wirkung von Raph. nicht sicher? vr)

 

IV. Anton L., 36j. Bauer aus dem Münchner Umland, von robuster Konstitution.

Mit 18 hatte er Krätze; seit einigen Jahren litt er wieder an Jucken.

Ist insgesamt fünfmal zur Ader gelassen worden, zuletzt vor 2 Jahren.

Vor 4 Jahren hatte er „sehr an der Brust gelitten".

Seit 3 Jahren Durchfall, Schwäche usw. ohne bekannte Ursache.

10. April 1839

Häufig Schwindel.

Nase die meiste Zeit verstopft.

Seit langem etwas Husten.

Seit einem Monat leichtes Blutspeien*.

Angst, Druck in der Brust, oberhalb der Magengrube und in dieser selbst.

Bei Bewegung Herzklopfen, oft heftig.

Herztöne normal.

Häufiges Kneifen im Bauch.

Stechende (lancinantes) Schmerzen oberhalb der Nieren, vor allem beim Bücken, alle 14 Tage bis drei Wochen auftretend.

Schwäche in den Gliedern, sie sind wie zerbrochen.

Sehr große Abgeschlagenheit, vor allem morgens.

Selten Brechreiz.

Seit drei Jahren, drei bis sechs flüssige oder weiche Stühle pro Tag, gelblich, schleimig, schwächend.

Urin blaß.

Wenig Schlaf, oft unterbrochen, auch durch beschwerliche / belastende (pénible) Träume.

Zuweilen Somnolenz.

Fast ständiges Frösteln.

Zuweilen Kopfschweiß beim Gehen.

Kleiner Puls.

Häufig Pulsationen im Körper.

Raph. C2, jeden 2. Tag 2 Globuli.

16. April

Die Nase läuft jetzt.

Schwindel, Husten und die Schmerzen in Brust, Bauch, Nieren sind geringer.

Drei schleimige Stühle täglich.

Sonst unveränderter Zustand.

25. April

Ein bis drei Stühle täglich, relativ normal.

Er fühlte sich von da an recht gut.

Aber später brachte ein Bader ihn dazu, gegen die starke Verstopfung, die er zu jener Zeit entwickelt hatte, eine Purganz zu nehmen. Daraufhin entstand ein Rückfall. Auch diesen behob Raphanus.

Dieser Kranke hatte offenbar eine hämorrhoidale Affektion. Ich habe bei dieser Krankheitsform (Schleimdiarrhoe, damals hämorrhoidaler Durchfall genannt, vr) häufig gute Erfolge von Raph. gesehen, wenn er angezeigt war.

* Aus heutiger Sicht wohl Tbc mit Magendarm-Beteiligung. Kein Wunder, daß der Kranke von einmaligem Purgieren einen Rückfall bekam. vr

 

V. Chronische Lienterie mit Wassersucht

Ursula G., 49j. Bäuerin aus dem Münchner Umland, von gewöhnlichem Körperbau und durchschnittlicher Größe; etwas mager; von recht gutem Charakter, wie mir aber schien, etwas geschwätzig.

Haar dunkelbraun, noch ohne Ergrauen. Augen blau.

Ihre Mutter lebt noch. Ihr Vater, ein großer Schnapstrinker, war innerhalb von nur zwei Tagen an einer Diarrhoe gestorben.

Ihr linkes Auge war seit Geburt ein wenig rot und tränte.

Mit 14 Jahren war sie auf die rechte Kopfseite gefallen und drei Monate krank gewesen. Seither litt sie häufig an Geschwürschmerz im Kopf, und das rechte Ohr lief fast ununterbrochen.

Mit 18 hatte sie die Regel bekommen, von normaler Menge und Farbe. Seit dem 42. Lebensjahr war sie in der Menopause.

Mit 13 hatte sie sechs Monate lang die Krätze; mittels einer Quecksilbersalbe wurde sie rasch vertrieben.

Mit 30 war sie von einer Gliederkrankheit, wohl Arthritis, befallen worden und hatte 4 Monate lang das Bett hüten müssen. Damals nahm sie „viele Pulver".

Mit 40 hatte sie 6 Monate lang an Wassersucht gelitten.

Seit dem 14. Lebensjahr ist sie insgesamt 42 Mal (! vr) zur Ader gelassen worden, zuletzt vor 3 Monaten.

Sie hatte viel mit Ausfluß zu tun. Vor drei Jahren hatte sie zuletzt Weißfluß gehabt, und seither litt sie an Schmerzen der Brust und des Unterbauches und Abgeschlagenheit.

Auch bestand seit drei Jahren ein Durchfall, dessen Ursache ihr unbekannt war.

19. Juni 1839

Zuweilen schmerzt der Kopf.

Das linke Auge tränt seit Geburt.

Seit dem 14. Lebensjahr Otorrhoe rechts, serös, gelblich, dicklich; zuweilen, wenn sie mit einem Holzstückchen im Ohr gebohrt hat, kommt auch Wasser heraus.

Sehr heftiges Reißen im rechten Ohr; wenn sie es dem Wind aussetzt, wird es rissig.

Seit 6 Jahren fließt tagsüber sehr viel Nasenschleim ab. Nachts ist die Nase trocken und brennt, und das hindert sie zuweilen am Atmen.

Zunge sauber.

Seit 4 Jahren sehr trockener Mund.

Wenn die Magenschmerzen schlimm sind, pappiger und bitterer Geschmack.

Gesichtshaut blaß.

Brust schmerzhaft von der Magengrube aus, stechende Schmerzen verursachend, vor allem beim tiefen Einatmen.

Sehr mühsame und beklemmte Atmung, wie von einem Stein auf der Brust.

Wegen der Bruststiche ist tiefes Einatmen unmöglich.

Schwäche und Weichlichkeit in der Magengrube, die wie leer ist.

Schwappen (bruit d´eau) in Brust und Magengrube; sie hört und fühlt es selbst, durch eine Art Erschütterung.

Häufig Bauchschmerz, der sie oft zum Zusammenkrümmen zwingt; Bauch etwas gebläht; bei Berührung scheint die Schwellung des Bauches zu fluktuieren, als bestehe sie aus Wasser. (Aszites. vr)

In Rücken und Nieren keine Schmerzen.

Glieder sehr schwer und schmerzhaft, vor allem beim Treppensteigen.

Sehr wenig Appetit, vor allem im letzten Jahr; und doch erlauben die Magenschmerzen ihr nicht, ohne Nahrung zu bleiben.

Recht starker Durst.

Zuweilen Brechreiz.

Seit drei Jahren drei bis fünfzehn Stühle pro Tag und einer oder zwei jede Nacht, flüssig, gelblich, häufig Askariden* und stets unverdaute Nahrung enthaltend. Salat, Kartoffeln, Geflügel usw. verließen den Darm im selben Zustand, in welchem sie gegessen wurden.

Selten Winde; meist aus dem Anus.

Urin etwas blaß, in mäßiger Menge, Harnen schmerzlos.

Schlaf mäßig, mit beschwerlichen / belastenden (pénibles) Träumen.

Zuweilen Frösteln.

Schwitzt leicht.

Puls etwas beschleunigt und klein.

Etwas Abgeschlagenheit / Niedergeschlagenheit (abattement) durch die Krankheit.

* Heute versteht man darunter den Spulwurm, Ascaris lumbricoides. Im 19. Jahrhundert wurde dieser aber oft als „lumbricoid" und der Madenwurm, Oxyuris vermicularis, als „ascarid" bezeichnet. Somit leibt unklar, an welcher Art von Parasiten die Frau gelitten hat. vr

Raph. C 2, jeden Abend 1 Stunde vor dem Zubettgehen 2 Globuli in Milchzucker.

30. Juni 1839

Bedeutende Besserung.

Weniger Ohrgeräusche.

Brust fast frei, zuweilen Stiche in der linken unteren Brustpartie.

Magengrube schmerzfrei. Kann lange ohne Essen bleiben, was ihr zuvor unmöglich gewesen war.

Man hört kein Schwappen mehr in Brust oder Bauch.

Bauch schmerzfrei.

Glieder etwas weniger schwer.

Weniger Abgeschlagenheit.

Steigt die Treppen leichter.

Appetit gut, fast ständig vorhanden, nachdem sie vorher jahrelang appetitlos gewesen war.

Durst mäßig.

Der Brechreiz hat zugenommen, aber ist immer noch sehr selten.

Ein bis drei Stühle pro Tag, mit weißlichem Schleim untermischt, weniger flüssig, ein wenig weißlich, nicht mehr gelblich und keine unverdauten Speisen mehr enthaltend.

Urin etwas blaß.

In den vergangenen 14 Tagen hat sie bis zu fünfzehnmal am Tag uriniert, und immer kam viel Harn.

Weniger oft Windabgang nach oben, dafür um so öfter aus dem Anus, und bei jedem Flatus geht Urin mit ab.

Atmung viel leichter.

Bauch weniger dick, Völlegefühl geringer.

Gesichtshaut weniger bleich.

Häufig Schwindel, zum Hinfallen / daß sie hätte hinfallen können (au point de tomber), vor allem beim Bücken.

Sie pflegte das Mittel um 20 Uhr nach dem aus Milchsuppe oder Fruchtmus (marmelade) bestehenden Abendessen zu nehmen. Ein gekochtes Huhn mit Hühnerbrühe hatten ihr einen Tag lang Durchfall verursacht.

Raph. C 2 wurde weiter gegeben, nun an zwei von drei Abenden.

14. Juli 1839

Weitere Besserung.

Gliederschmerzen mäßig.

Fast keine Abgeschlagenheit mehr.

Wenig Durst.

Täglich ein bis zwei Stühle, etwas weich, von natürlicher Konsistenz.

Jeden Tag sieben bis acht Urinentleerungen, von geringer Menge (sie trank täglich etwa einen halben Schoppen).

Urin blaß gelblich grün, ein leichtes weißliches, mehlartiges Sediment absetzend.

Seit 14 Tagen ist die Leukorrhoe wiedergekommen. (Sie hatte ja seit 3 Jahren, also zeitgleich mit dem Beginn der jetzigen Krankheit, keinen Ausfluß mehr gehabt.) Es war ein farbloser oder weißlicher Ausfluß, schleimig oder flüssig, etwa drei Löffel am Tag.

Raph. C 2 jeden 2. Tag.

26. Juli 1839

Das Besserbefinden hielt an, nur hatte der Rettich einige der eigenen Arzneisymptome provoziert:

Reißen im Kopf oberhalb der Augen, wie in den Stirnhöckern und zuweilen im Gesicht, vorwärts;

Halsschmerz beim Schlucken, eine Art Drücken, seit 3 Tagen;

nach Einnahme des Pulvers kurzzeitiger Brechreiz.

Der Hauptteil der Krankheitssymptome war verschwunden.

Außer dem Ausfluß aus dem rechten Ohr, der stark zurückgegangen war, und einem uralten, seit Jahren gewohnten rheumatischen Gliederschmerz befand sich die Kranke nach einigen Wochen Behandlung so gut, daß sie nichts mehr einnehmen wollte.

 

VI. Chronische Lienterie

Michel B., 46j. Wirt aus dem Münchner Umland, von robuster Konstitution.

Seit 20 Jahren litt er an periodischen Anfällen eines halbseitigen Gesichtsschmerzes, zuweilen von Schwellung (enflure) und Frost begleitet, etwa 3 Tage anhaltend. Seit 3 Monaten hatten diese Attacken aufgehört, aber stattdessen entstand eine Lienterie mit Magenbrennen, Durst usw. Einige Wochen zuvor war er auch mit einer Art Krätze behaftet gewesen, die mittels Schwefelsalbe und Schießpulver rasch vertrieben worden war. Seit mehreren Jahren hatte er oft Nierenschmerzen.

30. Januar 1839

Kopf zuweilen benommen.

Etwas bitterer Geschmack.

Zunge ganz trocken.

Hals etwas schmerzhaft, zuweilen stechende Schmerzen darin.

Husten, seit langem, seit 14 Tagen schlimmer; mehr nachts, am meisten nach Mitternacht, mit leichtem Abhusten grünlichen Sputums.

Häufige Schmerzen in der Magengegend, Brennen, vor allem nach den Mahlzeiten.

Zuweilen stieg das Brennen bis zum Mund auf.

Nach dem Essen häufiges Grummeln im Bauch.

Gasauftreibung des Bauches, häufig erheblich, vor allem nach den Mahlzeiten.

Drücken und Spannen in Nacken- und Schultergegend.

Sehr schwache Glieder.

Sehr wenig Appetit.

Sehr starker Durst.

Brechreiz, wenn er viel Wasser trank, zuweilen mit einer Art Erbrechen oder vielmehr Regurgitieren von Wasser.

Täglich neun bis zehn Stühle, flüssig, häufig recht reichlich, mit Ausscheidung unverdauter Speisen (Brot, Fleisch, Kartoffeln, Frikadellen), vermischt mit flüssigem, blaßgelbem Kot und Schleim.

Urin blaßgelb, etwas trüb.

Schlaf bis Mitternacht ganz gut, dann schlecht.

Zuweilen leichte Schläfrigkeit.

Häufig Frost.

Urinmenge entspricht der Menge des Getrunkenen, zuweilen ist sie auch geringer.

Keine Windabgänge aus dem Magen, sehr selten Flatus aus dem After.

Puls klein, etwas beschleunigt.

Raph. C2, ein Pulver zu 2 Globuli jeden 2. Tag, abends.

15. Februar

Kopf frei.

Etwas mehr Appetit.

Stühle seltener, vier bis fünf am Tag, aus unverdauter Speise bestehend.

Weniger Frost.

Ansonsten gleicher Zustand.

Die Arznei wurde fortgegeben.

6. März: Besserung etwas deutlicher.

Raph. C2, 2 Globuli pro Dosis, und Sulf. C 30, 3 Globuli pro Dosis, im zweitägigen Wechsel.

13. März

Leichte Besserung.

Hatte ein Erysipel des Gesichts, vor 8 Tagen begonnen, vor 3 Tagen vergangen.

Seit 8 Tagen ein großer Abszeß auf der rechten Oberlippe.

Geschmack etwas bitter.

Hals, Brust, Bauch und Nieren frei.

Abgeschlagenheit geringer.

Appetit recht gut und wird immer besser.

Weniger Durst.

Kein Brechreiz.

Häufiges Aufstoßen von Luft aus dem Magen.

Etwa vier Stühle pro Tag, mehr weich als flüssig, schmerzlos, häufig mit Schleim und Blut vermischt, unverdaut.

Schlaf recht gut.

Etwas Schweiß die vorige Nacht, nachdem er ein Jahr lang überhaupt nicht hatte schwitzen können.

Puls klein, etwas beschleunigt.

Raph. und Sulf. weiter wie oben.

22. März

Ein wenig abgeschlagen.

Genug Appetit und Durst.

Jeden Tag drei oder vier Stühle, flüssig, gelblichweiß, ohne Blut, unverdaut.

Häufig leichter Nachtschweiß.

Puls klein, etwas beschleunigt.

Sonst gute Gesundheit.

Calc. C 30, 4 Globuli in einer Kaffeetasse Wasser, davon 3 Tage lang morgens und abends je 1 Teelöffel voll zu nehmen; dann drei Tage keine Arznei (und so fort, vr).

Einen Monat später ging es ihm gut genug, um sich für geheilt zu halten, und seine Gesundheit war wirklich auch nach einigen weiteren Monaten recht gut. Aber im folgenden Sommer klagte er über Schwäche in den Knien mit einem oder zwei weichen Stühlen am Tag und etwas hartem Puls. Sonst war er gesund. Einige Dosen Sulf. C 30 behoben diese Beschwerden.

 

VII. Akuter Durchfall

Die Prüfungsergebnisse am Gesunden und die praktische Erfahrung erlauben die Hoffnung, daß Rettich auch bei akuten Durchfällen gute Dienste zu leisten vermag.

Dr. Widmann aus München hat ihn auf meine Anregung hin gegen eine sehr heftige Diarrhoe angewendet. Es handelte sich um ein junges Mädchen, das innerhalb von 8 Tagen 200 Stühle gehabt hatte.

Die gewöhnlichen Homöopathika hatten nichts gefruchtet. Raphanus heilte die Kranke in kurzer Zeit.

 

VIII. Morbus niger *

J.B., 68 Jahre alt, Kommissar beim Münchner Schatzamt, von gewöhnlicher Konstitution.

Er erinnert sich nicht, Krätze gehabt zu haben. Zur Ader gelassen hat man ihn insgesamt dreimal, zuletzt vor 2 Jahren. Seit vielen Jahren führte er ein sitzendes Leben; dies war wohl der Grund, weshalb

er etwa zweimal im Jahr Anfälle von Erbrechen mit heftigsten Magenschmerzen bekam, die 8 Tage bis 1 Monat dauerten. Er hatte viel allopathische Medizin genommen, vor allem Mercur und Opium.

Seit zwei Jahren war er in homöopathischer Behandlung. Seine Diät schien recht gut geregelt zu sein.

Seit fünf Tagen lag er aber wieder mit so einem Anfall zu Bett, der viel schlimmer war als je zuvor.

27. Nov. 1838

Zunge graulich-gelb.

Saurer Geschmack während des Erbrechens.

Magengrube und Magengegend ungemein schmerzhaft während der stundenlangen Anfälle; er empfand dort Brennen, Bohren usw.

Während der Anfälle sehr starke Auftreibung der Magengegend und des ganzen Bauches und Härte der Magengegend.

Während der Anfälle Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit.

Nach dem Erbrechen starker Durst.

 

Wenn der Schmerz extrem stark war, Weichlichkeit, Brechreiz / Brechwürgen (envies de vomir), und Erbrechen einer gelblichen oder dunkelbraunen, zuweilen auch ganz klaren serösen Flüssigkeit, welche ein mehr oder weniger reichliches Sediment von brauner oder schwarzer Farbe absetzte, das Mehl ähnelte.

Zuweilen war das Erbrochene auch ganz schwarz und ähnelte Blut, in großer Menge.

Bei jedem Anfall erbrach er zwei- oder dreimal rasch hintereinander. Nach diesem Erbrechen hörte der Magenschmerz oft auf; trotzdem dauerte er zuweilen über 24 Stunden.

Stühle gewöhnlich hart und zuweilen von Gasabgang begleitet.

Urin rot, klar, eine Wolke bildend, beim Anfall in der Menge vermindert.

Sehr wenig Schlaf; oft verbrachte er die Nacht, ohne ein Auge zuzutun.

Zuweilen Frostüberlaufen im Anfall.

Kein Schweiß, Haut immer trocken.

Am Höhepunkt des Anfalls, einige Stunden lang, Vox cholerica (tonlose Stimme), Facies cholerica (spitze Nase, eingefallen um die Augen usw., vr) und Stehenbleiben der Hautfalte nach Kneifen, was Prof. Reubel bezeugen kann. In der Remission verschwanden diese Leitsymptome der asiatischen Cholera vollkommen. Auch existierte zum Zeitpunkt der Behandlung kein Hinweis auf eine Cholera-Konstitution der Luft ** .

Mehrere homöopathische Arzneien, namentlich Ars. C 30, 1 Glob. in Wasser, hatten sehr günstige Wirkung, aber leider nur kurzfristig. Sobald man den Zustand gebessert sah, traten wieder die heftigsten Brechanfälle auf. Auch Raph. C 2, 6 Globuli in Wasser, brachte erhebliche Besserung, aber verhütete den Rückfall nicht. Später wandte der Kranke sich an einen Allopathen, und unter dessen Behandlung verstarb er einige Wochen darauf.

* Aus heutiger Sicht ein fortgeschrittener Magenkrebs oder ein stenosierendes, blutendes Ulcus pylori. Beides war zu jener Zeit (auch homöopathisch) unheilbar. vr

** Damals war noch nicht allgemein bekannt, daß Cholera durch mit Fäkalien verunreinigte Nahrung übertragen wird, sondern man glaubte, daß sie wie viele andere Infektionen in der Luft liege, und meinte meteorologische Anzeichen hierfür benennen zu können. vr

 

IX. Asiatische Cholera

Hierbei habe ich noch keine Erfahrungen mit dem Rettich, aber die Symptome Nr. 5, 32, 33, 65, 78, 83, 98, 115, 144 scheinen eine Ähnlichkeit zwischen dieser Krankheit und Raph. aufzuzeigen.

 

X. Verstopfung

Einige Male habe ich Rettich in etwas stärkeren Dosen mit Erfolg gegen Verstopfung gebraucht, wenn andere Symptome ihn indizierten, wie etwa Bauchauftreibung, Abwesenheit von Flatus, rasche Sättigung beim Essen, Folgen sitzender Lebensweise.

 

XI. Kotbrechen

Ein Kaufmann aus Frauenstadt, Herzogtum Posen, litt seit mehreren Jahren (? vr) an Kotbrechen. Er war von drei Ärzten behandelt worden, die ihn nach Anwendung „aller Mittel, selbst kalter Duschen" (?? vr) für rettungslos verloren erklärt hatten. Ein alter Invalide nahm einen apfelgroßen schwarzen Rettich, rieb ihn, tat zwei Tassen gereinigten Honigs darüber, vermischte das Ganze gut und gab es dem Kranken teelöffelweise. Der mir diese Geschichte erzählte, meint, daß der Kranke einige Stunden danach frische Buttermilch mit kleinen Butterstückchen trinken mußte; aber er erinnert sich nicht sicher daran. Einige Stunden später fand eine totale Darmentleerung auf natürlichem Wege statt, und der Kranke war gerettet. Jener Invalide war während des Siebenjährigen Kriegs in Böhmen von derselben Krankheit befallen worden, und eine alte Frau, welche der Armee folgte, hat ihn auf dieselbe Weise geheilt. Der Kaufmann aber, voll Dankbarkeit, nahm den Invaliden in sein Haus und versorgte ihn bis zu seinem Tode (aus dem Allg. Anzeiger der Deutschen, Gotha, Nr. 255, 19. Sept. 1839).

 

XII. Spasmodisches Asthma

Ein 2j. Mädchen litt seit langem an Appetitlosigkeit, mit Stumpfheit / Trägheit (torpeur), schlechter Laune, gelblicher Gesichtsfarbe und einigen anderen Zeichen der Kachexie. Eine leichte Gemütsbewegung hatte Krampfanfälle hervorgerufen, die sich drei- bis achtmal pro Tag erneuerten; dabei wurde das Gesicht des Kindes schwärzlich, sie verlor den Atem, daß man glauben mußte, sie ersticke, und die Glieder, vor allem Hände und Arme, wurden ganz steif. Kein Mittel hatte auch nur gebessert. Dann sah sie einen Rettich, von der länglichen Sorte, verlangte ihn gebieterisch und verspeiste ihn mit Salz. Seitdem wurde sie fröhlicher, bekam wieder Appetit, ihre Atmung wurde frei, und nachdem sie einen zweiten dieser Rettiche gegessen hatte, wurde sie vollkommen gesund (Ephem. nat. cur., decur., ann. 4, Obs. 165).

 

XIII. Steinleiden

Man muß nicht immer auf mechanische Methoden zurückgreifen, um den Blasenstein zu beseitigen; es ist sehr oft versucht worden, dieses Konkrement mittels oraler Medikation aufzulösen, und unleugbare Beobachtungen zeigen, daß dies nicht immer erfolglos geblieben ist.

Die intravesikale Injektion gewisser chemischer Substanzen, die den Stien auflösen sollten, ist nicht von gleich gut bezeugtem Nutzen. Fourcroy und Fauquelin haben hierfür erstmals feste Regeln aufgestellt. Sie gebrauchten vor allem alkalische Lösungen sowie verdünnte Salz- und Salpetersäure. (Au weh! vr) Aber für diese Eingriffe benötigt man spezielle Apparate (die ersten Zystoskope, vr) zur Reinigung der Blase und zum Einschließen des Steins in einen Beutel (mit dem er dann durch die Harnröhre herausgeholt wird, vr), nach der Beschreibung von Rosinet, Répertoire géneral d´anatomie, 1826. Mediziner, die die Prozedur durchführen und den Stein auf diese Art sicher und prompt entfernen können, sind also sehr rar. Viele Ärzte, u.a. Walther, waren überzeugt, daß man dieses Ziel (die endoskopische Steinauflösung) erreichen könnte, wenn man nur ein Lösungsmittel fände, das den Zement aus organischer Materie auflöst, welcher die kleinen Steine zu einer Masse zusammenbäckt. Spallanzani und Sénébier glaubten bereits, daß Magensaft dieses Resultat hervorbringen könne. Gruthuisen hat galvanischen Strom vorgeschlagen, Halès und neuerdings Cloquet Einspritzung großer Mengen reinen Wassers mittels einer doppelläufigen Urethralsonde.

 

Vielleicht verdient es der Rettich, unter die spezifisch steinauflösenden Substanzen gezählt zu werden. Hierzu zitiere ich eine Geschichte, deren Wahrheit ich natürlich nicht garantieren kann:

Ein Mann, der seit 20 Jahren an Blasenstein gelitten hatte, starb, ohne operiert worden zu sein. Man fand in seiner Blase einen riesigen Stein, aus welchem sein Sohn sich zum Andenken einen Messergriff anfertigen ließ. Er benutzte dieses Messer oft. (Sehr appetitlich! vr) Eines Tages aß er Rettich mit Salz nach seiner Gewohnheit und tauchte dabei versehentlich den Messergriff in den auslaufenden Saft, und zu seiner großen Überraschung sah er ihn sich auflösen. Da rief er aus: „O du grausames Schicksal, erst nach dem Tode meines Vaters lehrst du mich, womit ich ihn hätte retten können!" (Geheimnisse eines sterbenden Vaters, 11. Aufl. 1789, Bd. 3.)

Fernelius schreibt, Rettichsirup treibe Nieren- und Blasensteine aus.

Plinius schreibt, daß man den Blasenstein zerstören könne, indem man Rettich in Wasser kocht und von dem Kochwasser jeden Tag drei Tassen trinkt.

Tabernaemontanus (1664) schreibt: Ein Rettich, gekocht, morgens nüchtern getrunken, zerstört den Blasenstein und treibt ihn aus.

 

XIV. Knotengicht

Ein 55j. Mann kam zur Konsultation. Seit etwa 20 Jahren litt er an einer knotigen Arthritis, und seine Hände, Arme, Füße waren so deformiert durch Kontrakturen und Knochenhypertrophien, daß man nicht erhoffen konnte, ihn zu heilen. Er teilte mir mit, schon verschiedene Arzneien ohne Erfolg gebraucht zu haben. Das einzige, was ihm palliativ ein wenig Erleichterung brachte und erlaubte, trotz der Gliedersteife ein wenig zu gehen, war Schwarzrettich, den er seit langem in großen Mengen aß.

 

XV. Chronisches Erbrechen

Der Schuhmacher Giesübel aus Würzburg erbrach seit langem alles Gegessene und war zum Skelett abgemagert. Die Kräfte waren aber noch recht gut erhalten. Die einzige Speise, die er nicht wieder auswarf, war Schwarzrettich in mäßigen Mengen. Der Arzt Eisenmann heilte ihn durch reichliches Wassertrinken und Bewegung, nachdem alle allopathischen Hilfsmittel versagt hatten (Eisenmann, Prüfung der Homöopathie, Erlangen, 1836, S. 31).

 

XVI. Schwerhörigkeit

In der Münchner Umgebung ist Rettich ein Volksmittel gegen diese Störung.

Tabernaemontanus empfiehlt das Öl, welches man aus Rettichsamen gewinnt, gegen Ohrenschmerz.

Prüfung des Radieschens

Diese kleine, runde, weiß- oder rosahäutige Varietät des Raphanus sativus dürfte in ihren dynamischen Wirkungen nicht sehr verschieden von der großen, länglichen Rasse mit schwarzer rissiger Wurzelrinde sein, die bisher besprochen wurde.

 

Proband 9 aus der Schwarzrettichprüfung hat auch mit dieser Pflanze Versuche angestellt. Er nahm am 6. Juni 1840 eine große Menge Radieschen zu sich, die er samt dem Kraut aß. (Das kann man wirklich essen. Wir überfressenen Abendländer werfen vieles ohne Grund weg, weil wir Vorurteile haben; ein Kantonese oder Afrikaner dagegen würde wie ein gesundes Kind probieren, ob man

vom Blumenkohlkopf auch den Strunk, vom Rettich und der Möhre auch das Kraut, vom Lauch auch das Grüne, von der Melone auch die Kerne verwenden kann. Ich mache im Mai gern Salat aus

dem jungen Radieschenkraut, das im Garten beim Ausdünnen der Saat anfällt, meist mit Löwenzahn und anderem eßbaren Wildkraut vermischt und mit Knoblauch gewürzt. Außer vermehrter Diurese, einem erwünschten „Symptom", und Flatulenz mit losem Stuhl, einer bei mir gewöhnlichen Erscheinung nach Verzehr grober Rohkost, macht er keine Beschwerden. Auch als Suppeneinlage haben mir ungespritzte Rettich- und Radieschenblätter oft gedient. vr)

 

Symptome

6. Juni

Recht starkes Jucken an verschiedenen Körperstellen, wie den äußeren Canthi, dem rechten Handgelenk, dem rechten Schenkel, dem Skrotum, dem After, mitten am Rücken, auf der behaarten Kopfhaut.

Vor allem nach Verzehr des Krautes, Frost, der ihm den Rücken und die Hinterfläche von Armen und Beinen * überlief.

Wangen etwas brennend und rot.

Jucken im linken Ohr und tiefsitzende Stiche (picotements).

Druck auf dem Nasenrücken wie von einem Gewicht.

Brechreiz, beim Gehen, abends.

Stiche in der Magen- und Lebergegend.

Spitzes Pieken / Nadelstechen (picotements aigus) drei Fingerbreit oberhalb des Nabels, links.

Harndrang mit spärlicher Entleerung.

Häufiger Harndrang.

Harndrang mit Schmerz oberhalb der Region des Schambergs, wie ein Druck im Fundus vesicae.

Leichte Expektoration kleiner runder Schleimklümpchen.

Stiche in der Sternummitte.

Spitzes Pieken / Nadelstechen (picotements aigus) und Reißen an einer kleinen Stelle des M. pectoralis major, seitlich, achselhöhlennah.

Brennendes Reißen in den Gelenken des rechten Ellenbogens (sic), wie in der Bizepssehne.

Reißen und Spannen im rechten Bizeps.

Reißen und Spannen wie auf dem rechten Schulterblattkamm.

Pieken auf der linken Schulter.

Reißen in der linken Wade, unterhalb der Kniekehle, kurzdauernd, aber oft.

Eine Art von Brennen auf einer kleinen Stelle des Schenkels, am proximalen und lateralen Teil.

Stiche am linken Hüftgelenk hinter dem Trochanter.

* Im Original „pieds". Siehe Kasuistik I.

7. Juni

Die Nacht, wenig Schlaf und Unruhe mit belastenden / anstrengenden (pénibles) Träumen.

Morgens beim Aufstehen Betäubung / Schwindligkeit (étourdissement) mit Schleier vor den Augen.

Chronischer Husten, durch Radieschen behoben

 

Heinrich R., 37 Jahre alt, verheiratet, von recht robuster Konstitution.

 

Mit 19 Jahren hatte er die Krätze gehabt, mit 25 eine Pneumonie und bald nach derselben die Pocken. Seit 3 Jahren leidet er unter Fußschmerzen – er ist fast ununterbrochen auf den Beinen –, welche durch Kompression (Beine-Wickeln, vr) verschwinden. Er ist dreimal zur Ader gelassen worden, zuletzt vor 12 Jahren. Seit zwei Monaten Husten usw. ohne bekannte Ursache.

 

April 1839 bestanden folgende Symptome:

Husten, Tag und Nacht, heftig, mit ungemein leichtgängiger Expektoration sehr reichlichen und dicken Sputums in runden Klumpen; seit 2 Monaten.

Schlaf durch den Husten gestört.

Er aß mehrere Radieschen (radis rouges; es gibt auch größere, längliche rote Sorten, vr), und der Husten verging mit solcher Geschwindigkeit, daß er glaubte, dies werde ihm nicht gut tun. Er blieb aber fünf Monate lang gesund.

Gegen Ende des Sommers befiel ihn ein ganz gleichartiger Husten. Er bekam 4 Globuli Raph. C 2 aus Schwarzrettich in 3 Unzen Wasser, einen halben Löffel voll des Morgens und Abends.

Damals bestanden außer dem Husten noch folgende Symptome:

Ein wenig Trockenheit im Hals, von Drücken begleitet.

Zuweilen Zusammenziehung des Magens mit Brechreiz.

Häufige Schweiße, vor allem nachts.

Dieser Zustand verging innerhalb von 14 Tagen, aber weniger schnell als im ersten Falle (nach Radieschenessen), so daß es zulässig ist, zu glauben, ohne Medikament wäre die Heilung genausogut erfolgt.

Ergänzung der Übersetzerin

 

Die Rettichsorten wirken nicht ganz gleich. Simonne Fayeton (Bulletin de l´AFADH, 1997) berichtet, einer an Bulimie leidenden Frau, die auf Hochpotenzen von Raphanus sativus niger ausgezeichnet reagiert hatte, bei einem akuten Infekt probatorisch eine Hochpotenz des Radieschens (als dessen homöopathischen Namen schlage ich Raphanus sativus roseus vor) erhielt. Diese besserte wohl die Stimmung, aber nicht die Körpersymptome. Jene Patientin wies auch die sexuelle Symptomatik von Raphanus sativus niger auf. Sie hatte darum ihre feste Absicht, Nonne zu werden, aufgeben müssen! Eine andere Frau dagegen, welche keine sexuellen Raphanussymptome hatte, aber sehr an einer Phobie litt, zur Last zu fallen, erfuhr Heilung durch Raphanus sativus roseus. Wahrscheinlich enthält die Wurzelrinde des Schwarzrettichs besondere Beistoffe, die den weißen und roten Sorten fehlen.

 

Ich fände es interessant, auch den fast scharfstofffreien Daikon-Rettich der Japaner zu prüfen. Er gehört zur täglichen Diät der Zen-Mönche und -Nonnen. In deren Disziplin spielt bekanntlich das ruhige und aufrechte Sitzen eine zentrale Rolle (s. Prüfung von Eugène Curie). Ist Daikon vielleicht eine Medizin gegen die durch das lange Sitzen entstehende schmerzhafte Rückenschwäche?

 

III. Prüfung von Raphanus raphanistrum (Hederich, wilder Rettich)

Nusser, Revue de la matière médicale spécifique, vol. 1 (1840), p. 606 - 607

Falscher Rettich, Raphanus raphanistrum.

Der oben erwähnte Proband 9 hat mit dieser Pflanze folgenden Versuch gemacht:

Mehrere Tage hintereinander aß er die ganze Pflanze, ohne Zubereitung, nur nach Waschen und Schneiden in kleine Stücke, viel auf einmal, bis zu einem Viertelpfund und mehr *.

28. Juni

Stumpfes Drücken in der Stirne, vor allem in der Nasenwurzel.

Brennen an einer kleinen Stelle des Scheitels.

Eine Art Beklemmung / Klemmen / Drücken (serrement) in der Haut des Scheitels, oben.

Empfindliche Stiche im rechten Ohr.

Hitze und Röte der Ohren, v.a. des linken.

Ziemlich starkes Reißen im rechten Jochbein.

Brennen/ „Hitzen" (ardeurs – heißt auch „Begierden") an der Zungenwurzel (sogleich).

Reißen in den Backenzähnen.

Linke Mandel etwas schmerzhaft.

Abhusten recht dicken Schleims in runden Stücken, der sich leicht löst.

Recht starker Schmerz in der Gegend des Magenfundus.

Recht starker Schmerz im rechten Leberlappen, wie eine Beklemmung, später wie ein Geschwür, selbst nachts.

Leichtes Kneifen unterhalb des Nabels, links, wie wenn ein weicher Stuhl kommt.

Empfindung von Wärme im Unterbauch, vor allem seitlich (kurz nach Einnahme).

Bauch etwas druckschmerzhaft um den Nabel herum.

Stiche, wie Koliken, in der linken Bauchseite, ziemlich stark.

Kitzeln im Larynx, wie in der Stimmritze.

Stiche an verschiedenen Stellen der Brust, oberflächlich, wie in den Knochen, v.a. im Sternum.

Krampfhafte Spannung im linken M. sternocleidomastoideus.

Hin-und-Herziehen (tiraillements) und etwas Reißen (déchirements) im linken Arm und seinem Gelenk; zugleich Schwäche im Ellenbogengelenk, als habe er eine schwere Bürde getragen.

Reißen auf der Höhe (à l´extrémité) der linken Schulter.

Wadenkrämpfe, häufig, schmerzhaft, zuweilen sind es eher krampfartige Schmerzen als eigentliche Krämpfe.

Reißen oben im linken Schenkel.

29. Juni

Leichter Schlaf mit unruhigen, belastenden Träumen, vom Tode usw.

Schlaf gegen Morgen ein wenig besser, aber oft unterbrochen.

Er träumte mehrmals, daß er betrunken sei.

Schweiß gegen Morgen.

Schauder (horripilations), welche den Rücken hinunterlaufen, häufig, die Nacht im Bette.

Nachdem er ein wenig gegangen ist, große Müdigkeit und Einknicken der Glieder (Beine, vr), wie nach einer Fußreise.

Dumpfer Kopfschmerz, vor allem oben, in den Stirnhöckern, mehr dem linken, im Freien, in der Stube vergehend.

Häufiges Brennen auf der Zunge, vorne.

Grobes ** Kratzen im Hals, hinten, zwingt zum Rachsen, ohne daß etwas herausgebracht wird.

Nachts im Bett, beim Wachliegen, Abhusten von viel weißlichem Schleim wie bei einem „Schleimfieber".

Eine Art Heißhunger (boulimie) ohne Appetit, um 4 Uhr früh im Bette.

Nach mäßigem Mittagessen, Aufblähung und Spannung des Bauches, so ausgeprägt, als habe er viel gegessen.

Kitzeln im hinteren Teil des Halses, wie im Kehlkopf (ohne Husten, was er nur selten erlebt).

Der ganze rechte Fuß ist kalt, nachts im Bette.

 30. Juni (an diesem Tag aß er keinen Hederich)

Schlaf recht gut.

Stuhl sehr hart (ungewöhnlich für ihn).

Einige Symptome erscheinen wieder:

Zungenspitze wie verbrannt.

Tagsüber Kratzen im hinteren Teil des Schlundes, das ihn zwingt, zu rachsen, schlimmer, wenn er Brot ißt.

Auch die Tage darauf hat er noch das eine oder andere dieser Symptome gehabt.

5. Juli (nach erneuter Einnahme)

Die ganze Nacht unruhige Träume.

Er murmelt und spricht im Schlaf, was ihn aufweckt.

6. Juli. Den ganzen Tag eingenommener Kopf (etc.).

Noch über 1 Woche später zeigten sich Spuren der Wirkung von Raphanus raphanistrum.

Diese Pflanze habe ich nicht in der Praxis benutzt. Aber ihre wenigen Symptome führen mich zu der Ansicht, daß sie viele Analogien zum „Schleimfieber" aufweist, das immer von einem „Status nervosus" (état nerveux – bedeutet nicht Nervosität, sondern Erregung und / oder Betäubung bei Fieberzuständen, vr) begleitet ist.

* Griesselich (Hygea, 14 (1842), S. 453) meint, Symptome wie die angeführten hätte man auch von Grasfressen bekommen können.

** Die Hederichpflanze ist rauh behaart. Wenn man sie kaut, kratzt sie grob im Mund. Rettichblätter ebenso, außer wenn ganz jung. Das Thema der groben Nahrung scheint typisch für diese Pflanzengattung zu sein. vr

 

2) Gekürzte Version von Roth

Hederich. Fam. Cruciferae. Einjährige Pflanze, die als Unkraut auf unseren Getreidefeldern wächst. Diese Rettichart ähnelt der kultivierten durch die lehmgelbe Tönung ihrer Blätter und durch ihre Blüten, aber ihre Samenschoten sind viel schmaler als die des Gartenrettichs, und deren Einschnürungen (articulations) sind viel deutlicher ausgeprägt.

Offizinelles Präparat: Alkoholische Tinktur aus der frischen Pflanze.

Symptome

Kopf allgemein

Eingenommener Kopf, den ganzen Tag.

Stirngegend

Dumpfer Kopfschmerz, vor allem in den Stirnhöckern, mehr dem linken, im Freien, im Zimmer aufhörend (2. T.).

Dumpfer Druck in der Stirn, vor allem an der Nasenwurzel (1. T.).

Scheitel

Brennen an einer kleinen Stelle des Scheitels (1. T.).

Äußerer Kopf: Eine Art Drücken / Klemmen / Beklemmung (serrement) in der Kopfschwarte am Scheitel (les téguments du vertex) (1. T.).

Ohrmuschel: Hitze und Röte mehr links (1. T.).

Inneres Ohr: Schmerzhaftes Picken / Prickeln / Kriebeln (picotements) im rechten Ohr (1. T.).

Gesicht: Ziemlich starkes Reißen (déchirements) im rechten Jochbein (1. T.).

Zähne: Reißen in den Backenzähnen (1. T.).

Zunge: Brennen / „Hitzen" (ardeurs) an der Zungenwurzel (gleich n. Einnahme).

Appetit: Sehr starker Hunger ohne Appetit, um 4 Uhr früh im Bett (2. T.).

Mandeln

Linke Mandel ein wenig schmerzhaft (1. T.).

Rachen

Grobes Kratzen hinten im Hals zwingt zum Rachsen (à se là racler), ohne etwas hochzubringen (2. T.).

Nachts im Bett, beim Wachliegen, Ausspucken von sehr viel weißlichem Schleim (2. T.).

Expektoration ziemlich dicken Schleims in runden Stücken, die sich leicht ablösen (1. T.).

Magen: Recht starker Schmerz in der Gegend des Magenfundus (1. T.).

Bauch allgemein

Nach sehr mäßigem Mittagessen, sehr starke Blähungsauftreibung und Spannung des Bauches (2. T.).

Flanken

Empfindung von Hitze im Bauch, vor allem in der Flanke (gleich nach Einnahme). Ziemlich starke Stiche (élancements) wie bei Koliken in der linken Bauchseite (1. T.).

Nabelgegend

Leichtes Kneifen unterhalb des Nabels, links, wie wenn ein weicher Stuhl kommen will (1. T.). Bauch um den Nabel herum ein wenig druckschmerzhaft (1. T.).

Rechtes Hypochondrium

Recht starker Schmerz im rechten Leberlappen, wie ein Druck, später wie von einem Abszeß, auch nachts (1. T.).

Stuhl: Sehr hart (3. T.).

Kehlkopf: Kitzeln ohne Husten (2. T.). Kitzeln in der Stimmritze (1. T.).

Brustwände: Stiche (élancements) an verschiedenen Stellen der Brust, oberflächlich, wie in den Knochen, vor allem im Sternum (1. T.).

Seitliche Zervikalregion

Krampfhafte Spannung im linken M. sternocleidomastoideus (1. T.).

Rücken

Frost / Frösteln (frissons) den Rücken abwärts, häufig nachts, im Bette (2. T.).

Schulter

Reißende Schmerzen (déchirements) in der linken Schulter (1. T.).

Zerren / Hin-und-Herziehen / rheumatisches Reißen (tiraillements) und einige Risse (déchirements) im linken Arm und dessen Gelenk (der Schulter, vr); zugleich Schwäche im Ellenbogengelenk, wie nch Tragen einer schweren Bürde (fardeau) (1. T.).

Untergliedmaßen

Nachdem er ein wenig gegangen ist, große Müdigkeit und Einknicken (brisure) der Glieder (gemeint sind die Beine, vr), wie nach einer Fußreise (2. T.).

Die ganze rechte untere Extremität ist kalt, nachts im Bett (3. T.).

Oberschenkel

Reißen (déchirements) oben am linken Schenkel (1. T.).

Waden

Häufige, schmerzhafte Wadenkrämpfe (1. T.).

Schweiß: morgens (2. T.).

Schlaf: Leicht mit unruhigen, beschwerlichen Träumen vom Tode usw. (1. Nacht).

Schlaf gegen Morgen ein wenig besser, aber oft unterbrochen (1. Nacht).

Schlaf recht gut (3. Nacht).

Er redet im Schlaf, wovon er erwacht.

Träume: mehrmals, daß er betrunken sei (1. N.).

Die ganze Nacht unruhige Träume.

 

 

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