Sensation

 

Vergleich: Siehe: Gemütsverfassungen

 

[Alice Höbel]

Die Empfindung in der Homöopathie / The Sensation in Homeopathy

Seit einigen Jahren gibt es in der Homöopathie eine neues Konzept, verbunden mit einer besonderen Herangehensweise und Anamnesetechnik.

Entdeckt und entwickelt wurde all dies von Dr. Rajan Sankaran, dem Leiter einer homöopathischen Klinik in Mumbai.

Dank seinem Impuls wird diese neue Methode inzwischen weltweit von Kollegen überprüft, verifiziert und erweitert.

In der Methodik nach Sankaran geht es darum, durch unvoreingenommene Beobachtung mit dem Patienten auf die sogenannte Vitalebene zu kommen, den Ausdruck seines inneren Zustandes.

Dieser geht über die Verstandesebene hinaus, ist meist unbewusst und äussert sich in Empfindungen.

Die Vitalebene ist dann erreicht, wenn sich -ausgehend von der Beschwerde-  eine Empfindung bzw. Empfindungsgruppe an mehreren Stellen zeigt, egal wovon gesprochen wird. Eine handelt sich also um eine Empfindung, ein Erleben, ein Wahrnehmen, das nicht nur die pathologischen Symptome beschreibt, sondern den ganzen Menschen betrifft; Eine Wahrnehmung, die sozusagen global ist und nicht lokal.

Die Vitalebene ist Ausdruck eines inneres Energiemusters, welches hinter den pathologischen Fakten, hinter den Emotionen und sogar hinter den Träumen liegt.

Die Homöopathie nach dieser neuen Methode hat sich entwickelt, indem sowohl der Patient als auch das Arzneimittel auf tiefere und tiefere Weisen wahrgenommen wird.

[Rajan Sankaran]

De körperliche Empfindung ist der tiefste Ausdruck einer Pathologie.

1. Ebene: Krankheitsname  (Pathologie, Diagnose)

2.Ebene: Fakten (Modalitäten der Lokalsymptome)

3.Ebene: Emotionen (Psychische Verfassung)

4.Ebene: Täuschung /delusion (Ebene der Träume, Bilder. Wie wird die Situation erlebt? z.B. „Ich fühle mich wie ein Ausgestossener.“)

5.Ebene: EMPFINDUNG. Vitalebene. Die Übertragung von Energie ins Körperliche. Die zentrale, allgemeine, zugrundeliegende Empfindung ist Schnittstelle zwischen Geist und Körper. (Wie fühlt es sich an?)

6.Ebene: Energie (Die Quelle der Empfindung. Sie ist mit Worten schwer zu beschreiben und wird z.B. durch Gesten ausgedrückt.)

7.Ebene: Die Ebene hinter den Dingen, die über Zeit u Raum hinausgeht, die alle gemeinsam haben, wo Stille ist. „Eigentlich ist das die Ebene, wo wir zusammen mit dem Patienten in der Anamnese hinkommen: Die reine Beobachtung ohne zu interagieren.“ (Mike Keszler)

Grundsätzlich können Beschwerden auf allen Ebenen geäussert werden.

Nicht immer ist der Zugang zu all diesen Ebenen da. Manche Patienten schildern z.B. sehr detailliert körperliche Symptome, andere überwiegend emotional.

[Sankaran] neu in der Homöopathie - bestimmt die Ebene, auf der der Patient seine Symptome berichtet, die Potenzhöhe des homöopathischen Arzneimittels.

Je tiefer die Ebene, desto spezifischer können die Arzneimittel voneinander unterschieden werden.

Auch herausgefunden durch Sankaran und neu in der Homöopathie ist die Tatsache, dass die Art und Weise WIE der Patient spricht, eine Bestimmung des Naturreiches zulässt. Seine Wortwahl zeigt, ob er ein Arzneimittel aus dem Pflanzenreich, dem Tierreich oder dem Mineralreich braucht.

Erst nachdem das Naturreich bestimmt wurde, kann die Substanz des Arzneimittels ausgewählt werden.

Die Schilderung der Beschwerden wird normalerweise durch den Verstand gefiltert. Gelingt es in der Anamnese, darüber hinauszugehen und die 5.Ebene zu berühren, so kann das beispielsweise an Handgesten oder nicht mehr menschenspezifischen Quellenwörtern (non-human-specific words) erkannt werden. Diese gilt es anzusehen und herauszufinden: Was ist das?

(sinngemäß nach) Rajan Sankaran:

„Wir als Therapeuten sind wie Blinde, die einen sehenden Patienten begleiten.“

 

Im Vergleich der Arzneimittellehren mit erfolgreichen homöopathischen Verschreibungen entdeckte Dr. Rajan Sankaran hinter verschiedenen spezifischen Arzneipflanzen innerhalb einer Pflanzenfamilie übergeordnete gemeinsame Empfindungen.

Beispiel: gehören Nux-v., Ign., Gels. (u.a.), die bisher in der Homöopathie nie in einen Zusammenhang gebracht wurden, zur Pflanzenfamilie der Loganiaceae. Die gemeinsame Empfindung, die Sankaran identifizieren konnte lässt sich beschreiben mit Begriffen wie: Schockiert, erschüttert, enttäuscht, ruiniert.

Dies sind Beschreibungen, die man bisher v.a. mit Ignatia in Verbindung brachte. Wie sich herausstellte, kann man sie auf einer tieferen Ebene bei anderen Pflanzen dieser Pflanzengruppe finden.

Genau wie auf dieser Grundlage in Zusammenarbeit mit vielen Kollegen auf der ganzen Welt ein ständig wachsendes Schema pflanzlicher Arzneien entstand, wurde  parallel eine Klassifizierung mit übergeordnete Begriffen und Empfindungen für tierische Substanzen sowie eine Einteilung nach Stadien für Minerale ausgearbeitet.

In diese Strukturierungen fliessen sowohl Kenntnisse aus Arzneimittelprüfungen ein, (in denen gesunde Menschen im Selbstversuch potenzierte Substanzen einnahmen), als auch Informationen

aus allen Bereichen der Wissenschaft wie Botanik, Zoologie und Chemie.

 

So ermöglichte beispielsweise Dr. Jan Scholten aus Holland, das das komplette Periodensystem der Elemente in Beziehung zur Homöopathie gebracht werden konnte. Auf diese Weise ist es nun möglich, dass auch Arzneimittel herausgefunden und verschrieben werden können, für die noch keine ( der äusserst aufwändigen) Arzneimittelprüfungen durchgeführt wurden.

 

[Jan Scholten] teilte das Periodensystem von links nach rechts in 18 Stadien ein, und aufgrund seiner Kenntnisse der homöopathischen Arzneimittellehren rückte er analog dazu einige Elemente der 2ten und 3ten Reihe weiter nach links.

Sankaran übernahm vieles davon und fand heraus, dass sich, wenn wir es mit dem Mineralreich zu tun haben, kaum Quellenwörter finden. Im Mineralreich gibt es wenig starke Empfindungen, das Thema des Mineralreichs hat etwas mit einer Entwicklungsstufe zu tun. Man könnte auch sagen, es besteht eine Empfindung von Struktur, die aus dem Gleichgewicht geraten kann.

Das Periodensystem kann als eine Analogie der menschlichen Entwicklung angesehen werden.

Die Elemente stellen das „Gewicht des Ichs“ dar (Jayesh Shaw). Das, worauf man sozusagen als „Ich“, als innere Ressource zurückgreifen kann, nimmt zu.

Die Reihen von oben nach unten ergeben unter dieser Anschauung die Themen: Existenz, Trennung, Identität, Sicherheit/Aufgabe, Kreativität/Leistung, Verantwortung, Auflösung.

[Sankaran] geht es bei Arzneimitteln aus dem Mineralreich in erster Linie um Struktur und Leistung, beim Pflanzenreich um Empfindlichkeit und beim Tierreich um Konkurrenz und Hierarchie.

Dies ist nicht immer leicht zu unterscheiden. So erscheinen beispielsweise sowohl manche Stadien des Periodensystems als auch manche Pflanzenfamilien vergleichsweise tierisch. Einige Pflanzenfamilien haben eine große Ähnlichkeit mit mineralischen Stadien usw.

Kaum vergleichbar mit dem bisherigen Konzept der Miasmen erweiterte Rajan Sankaran die Anzahl der Miasmen, um dadurch die Tiefe und das Tempo der Empfindung abzubilden. Auf diese Weise können beispielsweise (ausgehend vom Arzneimittelstudium) die Pflanzen einer Familie weiterhin klassifiziert werden. Wieder eröffnet sich die Möglichkeit, dass selbst wenig geprüfte Mittel einer Pflanzenfamilie durch die grundlegende, gemeinsame Empfindung zusammen mit der subtil geäusserten Geistes- und Gemütssituation des Patienten (hier: Miasma) aufgefunden und verschrieben werden können.

All diese Einteilungen und Systeme machen das Gebiet der Homöopathie auf der einen Seite viel kompakter, klarer und leichter zugänglich, auf der anderen Seite wird alles gleichermassen auch immer schwieriger und größer und größer.

Was es bedarf ist vom Patienten ein sich Einlassen und vom Therapeuten die Bereitschaft, durch unvoreingenommene Beobachtung und diffizile Unterscheidung vom bereits Bekannten ins Ungewisse zu gehen.

Nicht immer lässt sich das richtige Mittel sofort herausfinden.

Manchmal braucht es  Zeit, Geduld und mehrere Anläufe, bis man an diese tiefen Ebenen herankommt.

Denn diese sind im Unterbewussten und Unbewussten angesiedelt.

Das erfolgreiche Auffinden des passenden homöopathischen Arzneimittels ist eine Kunst und immer auch göttliche Gnade.

 

The Sensation in Homeopathy

A Breakthrough in Classical Homeopathy: Dr. Rajan Sankaran's Vital Sensation Approach.

Since a few years there is a new concept in homeopathy, connected with a special approach and anamnesis.

That was discovered and developed by Dr. Rajan Sankaran, the leader of a homeopathic clinic in Mumbai.

Due to his impulse this new method meanwhile is being reviewed, verified and expanded by collegues all over the world.

The methodology according to Sankaran is about finding out through unprejudiced observance the patient´s so-called vital sensation, the expression of his inner condition.

This is beyond the mental level / mind, it is mostly unconscious and manifesting through sensations.

The vital sensation is touched when, based on the complaint, one sensation or one group of sensations is showing up in different situations, no matter of what the patient talks.

It is about a sensation, an experience, a percipience, that not only describes the pathological symptoms, but affects the whole person.

It is an experience that is quasi global and not local.

The vital sensation is an expression of an inner energy-pattern, which is behind the pathological facts, behind the emotions and even behind dreams.

Homeopathy according to this new methodology has developed by percieving the patient as well as the remedies in deeper and deeper ways.                 

 

 

Rajan Sankaran states, that the physical sensation is the deepest expression of a pathology.

1. level: Name        (Pathology, diagnosis)

2. level: Fact          (Modalities od the local symptoms)

3. level: Emotion    (Psychic condition)

4. level: Delusion   (Level of dreams, images. How is the experience of a situation? e. g.  „I feel like a pariah. “)

5. level: SENSATION  

                            (Vital sensation.

                            The transference of energy into physical constitution.

                            The central, general, underlying sensation is interface between body and mind. )

6. level: Energy or Universal level  

                            (The source of the sensation. Difficult to describe with words, is expressed for example through hand gestures. )

7. level: The Seventh Level  

                            (The Seventh Level is the level beyond things, that is beyond time and space, which everyone has in common, where there is silence.

                            „Actually this is the level, where we get to during the anamnesis together with the patience: Pure observance without interacting. “ (Mike Keszler)

 

Basically complaints can be uttered on all levels.

Not always there is an access to all these levels. Some patients for example describe physical symptoms very detailed, other predominantly emotionally.

According to Sankaran (new in homeopathy) the level on what the patient reports his symptoms, determines the potency of the homeopathic remedy.

The deeper the level, the more specifically the remedies can be discriminated.

Also found through Sankaran and new in homeopathy is the fact, that the way a patient is talking allows an identification of the kingdom.

His word choice shows, if he needs a remedy of the plant kingdom, the animal kingdom or the mineral kingdom.

Not until the kingdom is determined the remedy can be choosen.

The description of the complaints is usually filtered through the (analytic / rational) mind.

If it succeeds in the anamnesis to go beyond it and touch the 5th level, it can be identified by e.g. hand gestures or non-human-specific source words („Quellenwörter“).

It is essential to look at those and to find out: What is this?

„We as therapists are like blind persons accompanying a seeing patient.“

(Accordingly quoted after Rajan Sankaran)

                  

In comparison of the Materia medica (*) with successful prescriptions Dr. Rajan Sankaran discovered superordinate common sensations behind different specific medicinal plants within one plant family.

For instance remedies like Nux-vomica, Ignatia, Gelsemium (and others), which never before had a connection in homeopathy, all belong to the plant family of the Loganiaceae.

The common sensation Sankaran could identify can be described with terms like:

Shocked, shattered, disappointed, ruined.

These are descriptions, that so far were mainly related to Ignatia.

As it turned out, you can also find them on a deeper level in other plants of this plant family.

Just like on this basis in cooperation with many collegues from all over the world a constantly expanding schema of remedies of the plant kingdom was developed, was parallel to that a classification in superordinate terms and sensations for animal substances elaborated, as well as graduation of stages for minerals.

Integrated in these structures is knowledge from remedy proovings / drugstudies (where healthy people experiment on themselves in taking potentiated remedies) as well as informations from all fields of science like botany, zoology and chemistry.

[Dr. Jan Scholten] provided the whole periodic table of the elements to be related to homeopathy.

Thus it is now possible to identify and prescribe remedies, for which not yet a (extremely laborious) remedy proving was arranged. Graduated the periodic table in 18 stages, and due to his knowledge of the homeopathic „Materia Medica“ he analogically to it moved some elements of the 2nd and 3rd row further to the left.

Sankaran adopted much of it and found out that, concerning the mineral kingdom, rarely „Quellenwörter“ (non-human-specific-words) can be found.

In the mineral kingdom there are less strong sensations but the theme of the mineral kingdom has to do with a level of development.

One could also say, there is a sensation of structure, that can loose its balance.

The periodic table can be seen as an analogy to the human development. The elements allegorize the „weight of the coenesthesia“ / Die Elemente stellen das „Gewicht des Ichs“ dar (Jayesh Shaw).

That, where you can quasi draw upon as „I“ („Ich“), as an inner resource, is increasing.

From this point of view the rows from top down are showing the themes of: Existence, Separation, Identity, Security/Task, Creativity/Performance, Responsibility, Dissolution.

 

[Rajan Sankaran]

Mineral kingdom the theme is mainly about structure and performance,

Plant´s kingdom is about sensation

Animal kingdom is about competition and hierarchy.

This is not always easy to differentiate.

For example some stages of the periodic table as well as some plant families seem comparatively animalistic. Some plant families have a big similarity with mineral stages and so on.

Hardly comparable with the previous concept of the miasms

 

[Rajan Sankaran] expanded the number of the miasms, to thereby picture the depths and pace of the sensation. In this way (based on the study of remedies) can for example plants of one family

be further classified. Again the possibility opens, that even too little prooved remedies from one plant family can be found and prescribed through the basic common sensation together with the patient´s subtly expressed situation of psyche and mind (here: miasm).

All these classifications and systems make the field of homeopathy on the one hand much more compact, clearer and easier accessible, on the other hand in equal measure everything also gets more difficult and bigger and bigger.

What it needs is from the patient´s side an openness to this method and from the therapist the disposition, to go through unprejudiced observance and accurate discrimination from the already known to the unknown.

Not always the right remedy can be immediately found. Sometimes it needs time, patience and several approaches, to reach these deep levels, which are residing in the subconscious and unconscious.

The successful discovery of an appropriate homeopathic remedy is a fine art and always also divine graciousness.

 

 

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