TCM Anhang 3 Chinesische Medizin und Homöopathie

 

[Tanja Efinger]

Die Traditionell chinesische Medizin basiert auf der Vorstellung, dass sich alles in der Natur in einem System befindet, welches von den zwei Kräften YIN und YANG kontrolliert ist. Die Wechselwirkung zwischen YIN und YANG bringt die Lebensenergie hervor, von der die Entstehung und Entwicklung allen Lebens abhängig ist. Läuft der Kreislauf der Lebensenergie bei einem Mensch harmonisch, so ist er gesund. Ist diese Harmonie jedoch gestört, erkrankt er, da die Lebensenergie dann nicht mehr frei in seinem Körper fließen kann.

Akupunktur, Akupressur, Laserakupunktur, Moxibustion

Durch das Stechen von bestimmten Punkten des Körpers mit sehr feinen Nadeln (Akupunktur) wird die Lebensenergie wieder zum Fließen gebracht und Blockaden können sich auflösen. Durch die Punkte kann auf die zwei gegenpoligen Lebenskräfte in unserem Körper direkt Einfluss genommen werden, die Energie kann zugeführt oder abgezogen werden. So kann wieder ein Gleichgewicht zwischen dem YIN und YANG entstehen und unsere Lebensenergie kommt wieder in einen harmonischen Fluss, der Mensch wird gesund.

 

Der Begriff „Homöopathie“ kommt ursprünglich aus der griechischen Sprache und kann mit „ähnliches Leiden“ übersetzt werden. Damit ist gemeint, dass in der Homöopathie eine Erkrankung mit einer kleinen Menge eines Naturstoffs behandelt wird, die am gesunden Menschen, in größerer Dosis verabreicht, zu ähnlichen Symptomen führt, wie sie für die bestimmte Erkrankung charakteristisch ist.

Das homöopathische Arzneimittel setzt einen tiefen Reiz, der die Selbstheilungskräfte des Körpers anregt, den Organismus wieder ins Gleichgewicht bringt und der Menschen so wieder gesunden lässt.

Da die Homöopathie die Selbstheilungskräfte anregt, hat sie ein ganz breites Anwendungsgebiet. Denn es ist bei allen Erkrankungen gut für uns, wenn wir starke Selbstheilungskräfte und ein gutes Immunsystem besitzen und mit uns im Einklang stehen.

So kann die Homöopathie gute und schnelle Genesung bei vielen akuten Erkrankungen bringen, aber auch gut bei chronischen, langwierigen oder psychosomatischen Erkrankungen helfen.

Homöopathie wirkt bei Kindern, jungen Menschen, Erwachsenen und im Alter gleichermaßen. Auch bei Pflanzen und Tieren. Homöopathische Mittel geben in jeder Lebensphase dem Körper den Anstoß, im Alltag und bei Erkrankungen seine Lebenskräfte zu mobilisieren.

 

[Renate Borner]

Die Homöopathie basiert auf dem Ähnlichkeitsprinzip, d.h., daß Stoffe, die in der Lage sind, bei einem Gesunden Krankheitssymptome zu erzeugen, genauso in der Lage sind, dieselben Symptome bei einem Kranken zu heilen. Die in der Homöopathie verwandten Heilmittel sind speziell zubereitete, potentierte Arzneimittel, die v.a. aus pflanzlichen, mineralischen und auch aus tierischen Substanzen gewonnen werden. Auch sie besitzen den großen Vorteil, frei von Nebenwirkungen zu sein.

In diesem Sinne ist die Homöopathie auch eine tiefe und nachhaltige Krankheitsvorbeugung.

Die Energie an Akupunkturpunkten kann auch durch Druck (Akupressur), durch Laserstrahlen oder durch Erwärmen mit Beifußkraut (Moxibustion) wieder zum Fließen gebracht werden.

 

Akupunktur

Die Akupunktur ist eine ganzheitliche Heilmethode, die seit über 2000 Jahren praktiziert wird und somit über einen sehr großen Schatz an empirischem Wissen verfügt. Ihre Wirkweise basiert auf der Vorstellung, dass im gesunden Menschen die Lebensenergie (das „Qi“) frei und ungehindert in den Meridianen (Energieleitbahnen) fließt. Auf diesen Meridianen liegen die Akupunkturpunkte, über die der Fluss des Qi beeinflusst werden kann.

Aufgrund äußerer Beeinträchtigungen (z.B. klimatischen wie Wind, Kälte, Feuchtigkeit, etc. oder auch psychischen wie Angst oder Ärger) kann es zu Disharmonien im Fluss des Qi kommen, dies äußert sich in Krankheitssymptomen. Mit Hilfe der Akupunktur können diese Disharmonien beseitigt werden, der Organismus wird gezielt dazu angeregt, sich selbst wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Auch im Westen hat die Akupunktur in Verbindung mit der Moxibustation (Erwärmung von Akupunkturpunkten mit Hilfe von glimmenden Kräuterzigarren) immer mehr an Bedeutung gewonnen, besonders in der Schmerztherapie und bei der Behandlung chronischer und psychosomatischer Erkrankungen.

 

[Andrea-Mercedes Riegel]

In Homöopathie und TCM stehen sich zwei Systeme gegenüber, die scheinbar nichts gemein haben und sich von ihrem Ansatz her, Homöopathie versus Allopathie, offenbar widersprechen.

Viele Jahre der Praxis haben jedoch gezeigt, dass die beiden Systeme, Homöopathie und TCM, zusammen eine wunderbare Einheit bilden können, sowohl für die Behandlung vieler Erkrankungen

und Symptome, als auch für die Prävention gesundheitlicher Störungen. Dieses Buch -das erste seiner Art- zeigt die Berührungspunkte der beiden Systeme auf und verschmilzt sie zu einer Einheit.

Samuel Hahnemann hatte das Ähnlichkeitsprinzip entdeckt, das Prinzip, Ähnliches mit Ähnlichem zu kurieren (similia similibus curentur). Wichtig in Hahnemanns System sind: die genaue Beobachtung der aktuellen Symptome, die Modalitäten (was bessert, was verschlechtert?), die Persönlichkeit, die Charaktereigenschaften des Patienten sowie seine Konstitution.

Die Homöopathie ist damit ein holistisches System, das den Menschen als Ganzes betrachtet -von der Konstitution bis zur aktuellen gesundheitlichen Situation- und die Individualität des Patienten in den Mittelpunkt der Therapie stellt. Im Vordergrund der Behandlung steht der Mensch, nicht die Krankheit.

Hier beginnen die Berührungspunkte mit der TCM. Die Grundlage der TCM ist die Sicht von der Einheit des Menschen in sich und der Einheit des Menschen mit Himmel und Erde. Aus dieser holistischen

Sicht ergibt sich für Diagnose und Behandlung, neben der Betrachtung der aktuellen Beschwerdesymptomatik und ihrer Modalitäten, die Notwendigkeit der Beobachtung von Konstitution,

Disposition durch Charaktereigenschaften sowie von inneren und äußeren Umweltfaktoren.

Vorbild für das Geschehen im Organismus ist in der TCM das Geschehen in Kosmos und Natur; denn der Mensch ist eins mit Himmel und Erde, ist Produkt von Himmel und Erde, den beiden Urkräften von Yin und Yang. Im Kosmos regieren Sonne (Yang) und Mond (Yin), auf der Erde die konkreten Manifestationen kosmischer Einflüsse, die klimatischen Faktoren Regen, Schnee,

Kälte und Feuchtigkeit (Yin) und Wind, Hitze, Trockenheit (Yang). Daneben spielen für das harmonische Zusammenspiel der Innenorgane die Gesetzmäßigkeiten der fünf Grundelemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser eine bedeutende Rolle. Diese haben ihr Vorbild in den fünf wandernden Planeten Saturn (Erde), Venus (Metall), Mars (Feuer), Jupiter (Holz) und Merkur (Wasser) des Kosmos (Yang). Letztlich geht in der TCM nichts über diese beiden polaren Kräfte Yin und Yang hinaus.

Wie sich dieses manifestiert und wie sehr sich das Wirken dieser beiden Kräfte auch aus unserer westlichen Sicht betrachtet auf das Geschehen im Organismus und die Gesundheit des Menschen auswirkt, werden wir noch aufzeigen. Da der Mensch den Gesetzen von Yin und Yang folgt, kann auch die homöopathische Behandlung, diesen Gesetzten folgend, Erfolg haben.

Es geht nun nicht darum, ein System zu kolportieren, aber es gibt bestimmte Schwachpunkte in jedem Heilsystem, die durch andere kompensiert werden können. Der Schwachpunkt der Schulmedizin

z.B. ist die reine Symptombezogenheit und weniger das Erkennen und Aufdecken von Zusammenhängen, hier ist die TCM überlegen. Der Schwachpunkt der TCM ist die mangelnde fachliche

Spezialisierung.

Hier kann die Schulmedizin greifen. Der Schwachpunkt der Homöopathie ist die äußerst schwierige und langwierige Repertorisation v.a. in der Einzelmittelhomöopathie, und auch die Erfolge lassen teilweise recht lang auf sich warten. Mitunter sind mehrere Medikamentenumstellungen nötig und heftige Erstreaktionen zu erwarten. Ein weiterer Schwachpunkt ist die Dominanz von Symptomen und

Modalitäten ohne Berücksichtigung einer Causa. Hier kann die TCM greifen. Jedes dieser beiden Systeme für sich etwas vereinfacht kann dem Therapeuten wie dem Patienten eine wertvolle Hilfe sein,

bei akuten wie chronischen Störungen und Erkrankungen, schnell und sicher ein passendes Mittel zu finden.

Über allem steht nun das I Ging, das Buch der Wandlungen. Als Orakelbuch spiegelt es die Sicht von der Einheit der drei Größen Himmel, Erde und Mensch. Als philosophisches Werk, zu

dem es durch die zehn großen philosophischen Kommentare wurde, liefert es das durchgehend dualistische Weltbild und damit die Grundlage für die chinesischen Medizintheorien.

Durch das I Ging wurde die Lehre von Yin und Yang sowie die der 5 Wandlungsphasen oder Agentien in die Medizin eingeführt. Der Strichcode, bestehend aus 64 Hexagrammen, Sechs-Strich-Diagrammen, war ursprünglich ein Kalender gewesen, der den Lauf von Sonne und Mond innerhalb eines Jahres aufzeigte.

Von hier aus entwickelte sich eine Philosophie von universeller Bedeutung. Diese für die Gesunderhaltung und Gesundung von Körper und Seele umzusetzen, ist Aufgabe des Buches. Aufgrund

der Bedeutung dieses Werkes für die chinesische Medizin scheint es gerechtfertigt, wenn nicht logisch konsequent, es zu Beginn genauer vorzustellen.

Was bedeutet nun das Verschmelzen der beiden Systeme TCM und Homöopathie?

Im Anschluss an die Einführung in die Bedeutung von Yin und Yang in der TCM und im Leben des Menschen im theoretischen Teil, folgen die Analyse der fünf Wandlungsphasen und die Beschreibung entsprechender Symptome sowie ihre Zuordnung im Fünf-Phasensystem. Sie lassen sich letztendlich in diesem Rahmen auf zwei große Rubriken reduzieren, Leere und Hitze, die Untergruppen von

Yin und Yang sind. Diesen lassen sich die Homöopathika zuordnen. Es werden im Einzelnen -entsprechend den 64 Hexagrammen- 64 Arzneien beschrieben, die sich besonders gut in das chinesische System einpassen. Sie werden nach dem Vorbild chinesischer Arzneidrogen analysiert, wobei die für die Homöopathie wichtigen Modalitäten als Kriterium hinzukommen.

Einleitung

Die Modalität gibt in der TCM Aufschluss über die Zuordnung von Symptomen zu Funktionskreisen oder zu den acht Richtlinien, in der Homöopathie dient sie der Differenzierung der Mittelwahl.

Die ausgewählten Mittel sind z.T. ein guter Ersatz für chinesische Arzneidrogen und können einzeln oder in Kombination mit ein oder zwei anderen eingesetzt werden. Die Potenzierung der Verabreichung wird am Ende jedes Arzneimittels angegeben. Im letzten Teil werden die Symptome aufgezeigt, wie sie im Bereich innen/außen und Leere/Hitze der Fünf Wandlungsphasen auftreten

können sowie Vorschläge für die homöopathische Behandlung gegeben. Anschließend werden die unter den Fünf Wandlungsphasen zusammengefassten Symptome und Erkrankungen bzw.

gesundheitlichen Störungen wieder einzeln mit ihren Modalitäten aufgeschlüsselt und differenziert einer homöopathischen Behandlung zugeführt, unter Berücksichtigung der causa nach chinesischem Vorbild, sofern dies möglich ist. Es ergibt sich somit auch eine homöopathische Behandlung mit mehr als einem Einzelmittel. Sie ist spezifischer als die Komplexhomöopathie und so individuell wie die Behandlung über die chinesische Kräutertherapie. Damit ist die perfekte Verschmelzung beider Systeme vollzogen.

 

[Jutta Fritton]

Kann man gleichzeitig akupunktieren und homöopathische Mittel geben?

Theoretisch ja, vor allem von der Sicht der Akupunktur aus gesehen. In der Homöopathie ist dies schwieriger, weil ich die Wirkung des Mittels, das ich gegeben habe nicht beurteilen kann, weil womöglich nur die Akupunktur Besserung gebracht hat. Und es ist äußerst wichtig zu wissen, welches Mittel wirkt, sonst wird die weiter Behandlung sehr schwierig, bzw. unmöglich. In manchen Fällen mache ich es so, dass ich mit ca. 6 Akupunktursitzungen anfange, dann weiss ich etwa, zu was die Akupunktur bei dieser Erkrankung in der Lage ist und kann auch beurteilen, wie die Heilung weiter verlaufen wird und gebe erst dann ein homöopathisches Mittel. Manchmal mache ich beides gleichzeitig, wenn der Patient z.B. sehr schwer erkrankt ist und er mit allen Mitteln einfach schnell wieder gesünder werden muss.

[Martin Behrens]

Wenn man die beiden ganz klassischen Varianten nimmt, dann ist ein Kombination relativ unsinnig. Beide Therapien sind derart tiefgreifend, dass sie allein für eine gute Heilungsquote gemacht werden können. Es gibt aber schon länger den Ansatz, homöopathische Komplexmittel aus Ampullen in Akupuntur-Punkte zu spritzen, so dass beide Therapie-Arten kombiniert werden und dass dieses Prozedere die Wirkung beider Maßnahmen verstärkt werden. Weder die Akupunktur nach den wirklich traditionellen Vorgaben der TCM noch die Klassische Homöopathie nach Hahnemann haben das eigentlich wirklich nötig.

 

 

 

 

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