Vergleich Kind Sulphur mit andere Mitteln

 

[Mohinder Singh Jus]

Sicher haben Sie viel von Sulfur und Sulfur-Typen gelesen, doch heute spreche ich über das Sulfur-Kind. In Indien arbeitete ich in homöopathischen Spitälern. Dort gaben wir allen Neugeborenen ein Globuli

Sulfur C 30 zur Begrüssung im Sinne von «welcome on this planet with the antipsoric».

Teilweise verabreichten wir die Mittel bereits während der Geburt. An unseren Spitälern hatten wir mit dieser Methode sehr gute Erfolge, Erkrankungen bei Neugeborenen wie Gelbsucht trat fast nicht mehr ein.

Indien ist nicht Europa. Deshalb möchte ich Ihnen einen Fall aus Zürich vorstellen. Ein befreundeter Arzt rief mich an, eine Bekannte habe einen Sohn geboren, der an Gelbsucht erkrankt sei. Die Krankheit

sei derart fortgeschritten, dass man bereits eine Bluttransfusion vornehmen wolle. Ich gab ihm den Rat, dem Baby eine Gabe Sulfur C 200 zu geben. Nach der Mittelgabe trat in eine Stunden eine Reaktion ein,

nach 48 Stunden waren die Blut- und Leberwerte normal, das Kind war geheilt. Sie sehen, wie schnell die Homöopathie wirken kann. Entscheiden Sie sich für Sulphur bei einem Ikterus neonatorum

(Gelbsucht bei Neugeborenen), wenn keine klaren Symptome zu erkennen sind, oder bei der Mittelwahl eine Unsicherheit besteht. Aber geben Sie keine C10.000; eine Gabe C30 oder C200 genügt.

Die Eltern eines Sulfur-Kindes sind oft introvertiert oder schwach, die Mutter ist z.B. Nat-m. oder Calc., der Vater z.B. Lycopodium.

Das Kind kommt dann als Balance in diese Familie, nicht ein Barium carbonicum- oder Calcium carbonicum-, nein, ein bewegliches, lebhaftes Kind.

Sulfur ist der «shining star». Er ist kräftig, hat eine gute Ausstrahlung, präsent, beweglich, voll mit Energie. Er erscheint wie Licht in der Dunkelheit.

Beachten Sie seine Augen. Bereits mit 2 Wochen blickt er umher. Er ist wach und aktiv, versucht, die Umgebung wahrzunehmen und muss wissen, was da läuft. Nicht wie sonst Kinder in diesem Alter.

Von Geburt an hat der Sulfur-Säugling viel Hunger. Bereits in den ersten Tagen ist die Ungeduld ausgeprägt, wenn er nicht sofort die Brust bekommt, beginnt er zu schreien. Er will jetzt die Brust

haben und nicht erst Minuten später. Auch Lycopodium ist ungeduldig und schreit, wenn er Hunger hat.

Mein Gott, durch sein Gebrüll vibriert das ganze Haus. Er trinkt 2-3 Schlucke, dann schläft er wieder ein.

Sulfur hingegen hängt an der Brust und saugt und saugt. Er ist nie satt. Das Calcium carbonicum-Kind trinkt auch den ganzen Tag; bereits bei Geburt wiegt es über 4kg, ist gross und dick, sieht

wie ein Kürbis aus. Kaum ist die Milch im Mund, lässt der Calcium carbonicum-Säugling sie wieder heraus. Das Kind, wie auch die Brust und Schulter der Mutter, sind immer nass und alles riecht säuerlich.

Der Geruch ist in der ganzen Wohnung wahrnehmbar. Das Calcium carbonicum-Kind leidet bereits ab Geburt an Übersäuerung und Assimilationsstörungen. Oft litt die Mutter selbst während der Schwangerschaft

an Übersäuerung und Sodbrennen.

Psorinum hat den gleichen Hunger wie Sulfur. Magnesium carbonicum ist auch immer hungrig. Es trinkt und hat anschliessend einen geräuschvollen, grünlich, schaumigen Durchfall.

Sulfur wie auch Phosphor sind allgemein zu früh wach im Leben. Sie reagieren sehr schnell auf äussere Einflüsse: bereits mit 2 Wochen auf Vater, Mutter und Geschwister. Im Bett dreht sich Sulfur

zu früh. Meistens liegt er auf dem Rücken.

Calcium carbonicum und Psorinum liegen ebenfalls auf dem Rücken,

Phosphor hingegen meistens auf der rechten Seite. Bereits nach einigen Wochen versucht Sulfur sich aufzurichten. Die Entwicklung geht einfach zu schnell. Das Bedürfnis die Welt zu sehen, zu

erfahren, was rundum läuft, ist sehr gross. Man sieht in diesem Kind die Energie, umgekehrt ist es bei Natrium muriaticum, das Wachstum ist langsam,

Viel Hunger nie satt. Entwicklung geht zu schnell er ist dünn, meist in einem schlechten Ernährungszustand mit Untergewicht, die Haut ist faltig, und bereits als Säugling hat er ein alt aussehendes Gesicht.

Er versucht den Kopf aufzurichten, doch die Nackenmuskulatur ist noch ungenügend ausgebildet und er kann den Kopf nicht halten.

Abrotanum hat ebenfalls Nackenschwäche, einen grossen schweren Kopf, den er nicht aufrecht halten kann, blaue Ringe um stumpf blickende Augen, ein faltig, blasses und alt aussehendes Gesicht.

Das Charakteristische bei ihm ist jedoch die Abmagerung der unteren Extremitäten. Auch Calcium phosphoricum leidet unter Nackenschwäche, im Gegensatz zu Natrium muriaticum, bei dem der Kopf

seitlich fällt, kann Calcium phosphoricum den Kopf nicht vom Kissen heben.

Unser Sulfur-Kind ist jetzt zwei oder drei Monate alt. Ein Spielzeug fällt ihm aus dem Kinderwagen oder Bettchen, er weint sofort und wenn die Mutter nicht umgehend bei ihm ist, geht das Geschrei los.

Er beruhigt sich nicht einmal, wenn er in den Arm genommen wird. Die Mutter hat zu spät reagiert, sie war nicht da, als er sie gebraucht hätte. Er ist der Chef, alles muss nach seinem Willen geschehen.

Sein hoch psorisches Verhalten zeigt sich bereits in diesem Alter. Er ist ein sehr schwieriges Kind. Ein Zincum metallicum-Kind ist ebenfalls ungeduldig.

Cina  ist noch ungeduldiger, böser, aufgeregter als Sulfur. Wenn Cina das Spielzeug wieder hat, schlägt er es der Mutter ins Gesicht oder wirft es erneut zu Boden. Jetzt will er es nicht mehr haben.

Oft leiden Kinder an Morgendurchfall. Dies deutet meistens auf eine tiefe konstitutionelle Störung hin. Nach H. ist dieser Zustand eine psorische Manifestation. Wird der Durchfall durch chemische

oder andere unterdrückende Mittel behandelt, so ist immerhin der Stuhlgang wieder in Ordnung, aber tiefere Störungen können sich entwickeln wie z.B. Nervosität, Unsicherheit, Angst und Depression.

Sulfur erwacht früh morgens durch Stuhldrang und beginnt zu schreien. Kann er schon laufen, wird er durch den Druck aus dem Bett getrieben und er rennt auf die Toilette. Der Durchfall ist schmerzlos.

Podophyllum hat nach dem Aufstehen Morgendurchfall, zum Mittag mehrere schmerzlose, stark stinkende, geräuschvolle, gelbgrüne, wässrige, spritzende Durchfälle, sogenannte Hydrantenstühle.

Man weiss nicht, ob es Stuhl oder Urin ist.

Podophyllum liegt auf dem Bauch. Eine Besserung tritt auch ein, wenn die Mutter ihm den Bauch massiert.

Sulfur hingegen hat eine Abneigung auf dem Bauch zu liegen. Er liegt auf dem Rücken, der Bauch darf nicht berührt werden. Bei Natrium sulfuricum ist der Durchfall meist schlimmer frühmorgens,

zusammen auftretend mit starken Blähungen, oder der Stuhl geht unwillkürlich nach Blähungen ab.

Die Fäkalienmasse ist von erheblichem umfang mit viel unverdauten Nahrungsbestandteilen.

Verstopfung

Sulfur hat auch Verstopfung. Aus diesem Grund ist der After gerötet, juckt, brennt, hat Risse, Fissuren oder Ekzeme, und der Stuhlgang ist sehr schmerzhaft.

Das Kind bekommt Angst vor dem Stuhlen, es verkrampft sich, beginnt zu weinen, es kann nicht mehr.

Hinzu kommen noch seine fixen Ideen. Ein älteres Kind sagt: «Ich will nicht auf's Klo», dann will es eben nicht.

Sulfur fühlt sich immer besser, wenn er tagsüber zwei bis dreimal Stuhlgang oder sonst einen Ausfluss hat. Kann er nicht stuhlen, steigt die Nervosität und es mehren sich die Koliken.

Beinahe alle psorischen Symptome bessern, wenn der Patient vermehrt Ausfluss bzw. Ausscheidungen hat. Eine Mutter erzählt in der Praxis: «Mein Kind ist stark erkältet, hustet seit Tagen und

kann nicht mehr schlafen», dann fragen Sie nach dem Stuhlgang. «Seit einigen Tagen ist es verstopft.» Mit dem Stuhlgang bessert auch das Allgemeinbefinden. Therapieren Sie keine Verstopfung,

sondern den Menschen in seiner Gesamtheit.

Magnesium muriaticum ist bei Verstopfung sehr unruhig, er geht manchmal den ganzen Tag im Zimmer hin und her, seine Gedanken sind beim After. Er hat Druck und Krämpfe, aber es

kommt nichts. Erst gegen Abend kann er dann stuhlen. Der Kot ist gross und hart, manchmal auch klein und kann mit Schleim überzogen sein.

Magnesium muriaticum kann bei Erwachsenen angewendet werden, die unter einer Amöben colitis, Lebererkrankungen oder psychischen Störungen leiden. Die Krankheit ist immer von der oben

beschriebenen Verstopfungsart begleitet.

Alumina drückt und presst, fühlt sich schlechter bei Verstopfung es kommt nichts. Der Stuhl ist manchmal sehr hart und trocken, doch meistens ist er weich, von pastöser Form. Aber trotzdem braucht

es viel Kraft, bis der Stuhl kommt, das Kind wird davon müde. Bei Silicea ist es ähnlich. Der Stuhl tritt unter grosser Anstrengung teilweise heraus und gleitet dann wieder zurück.

Antimoniun crudum hat wie Sulfur Angst vor Stuhlgang, da dieser mit Schmerzen verbunden ist. Er hat einen stark geblähten Bauch, eine dick belegte, weisse Zunge, einen schlechten Mundgeruch,

ist gereizt und ärgerlich, ähnlich wie Chamomilla, das aber getragen werden möchte, schreit und hat Wutausbrüche und will wie Silicea und Barium carbonicum nicht berührt oder angesehen werden.

Wird Silicea angeschaut, beginnt es rasch zu weinen und kann aggressiv reagieren.

Barium carbonicum weint hingegen nicht, er sucht eine Stelle, wo er sich verstecken kann, oder er hält die Hände vor das Gesicht.

Sulfur hat speziell an den Körperöffnungen, wie Lippen, Nase, Augen, After, Scheide, Penis, Harnröhre eine gerötete Haut, Ausschläge und Ekzeme. Der Ausfluss ist scharf und irritierend.

Das Kind ist besonders nachts sehr unruhig und weint.

Psorinum ist in der Nacht auch sehr unruhig und weint. Bei Hauterkrankungen ist die Haut heiss und brennt.

Psorinum wird ruhiger, wenn er etwas zu essen oder zu trinken bekommt und entweder abgedeckt ist oder die Bettdecke angehoben wird, damit kühlere frische Luft einströmen kann.

Psorinum ist sonst äusserst kälteempfindlich und will, ausser bei Hauterkrankungen, immer zugedeckt sein. Für ein Sulfur-Kind mit Ekzemen ist der Kleiderkontakt unangenehm und schmerzhaft.

Die Windeln, wie auch die Unterwäsche sind normalerweise zu eng, sie geben zu warm. Ziehen sie deshalb das Kind aus.

Sulfur liebt es, nackt zu sein.

Sulfur ist immer schmutzig. Man fragt sich, wann er das letzte Mal gewaschen wurde, es macht den Eindruck, als ob die Mutter zu faul dazu wäre. Hahnemann schreibt bei Sulfur:

«Schmutzig und ungesund aussehende Haut.»

Sulfur hat eine starke Abneigung gegen Reinigung allgemein. Hier zeigt sich deutlich wieder die Psora. Der Schmutz gehört zu ihm, obwohl er stinkt. Körperöffnungen sind gerötet.

 

 

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