Das Reich der Pilze
Pilze gehören seit neuestem zu einem eigenen Reich, das zwischen Tier
und Pflanzen angesiedelt ist – dem „Reich der Pilze“. Dazu gehören sowohl
Einzeller wie die Backhefe, als auch Vielzeller wie die Schimmel- und
Ständerpilze. So besteht z.B. ihre Zellwand auch Chitin, wie das Skelett von
Schalentieren und Insekten, sie ernähren sich von organischen Stoffen und sie
sind nicht wie die Pflanzen zur Photosynthese fähig. Allerdings sind sie fest
mit ihrem Standort verbunden, sie können sich nicht fortbewegen (das gilt
allerdings auch für Schwämme und Steinkorallen, die auch zum Reich der Tiere
gehören). Sie können sich sowohl geschlechtlich als auch ungeschlechtlich durch
Sporen vermehren.
Interessant ist auch die Symbiose, die Pilze mit anderen Pflanzen wie
mit Bäumen und vielen Orchideen eingehen. Die Pilze umschlingen die
Pflanzenwurzeln und bilden einen sogenannten Myzelmantel“, über den die
Pflanzen Nährstoffe besser aus dem Boden holen können; der Pilz erhält als
Gegenleistung Nahrung in Form von Kohlehydraten von der Pflanze. Es ist also
eine mutualistische (gegenseitige) Symbiose.
Die wohl bedeutendste Errungenschaft der modernen Medizin, das
Antibiotikum Penicillin wird aus Pilzen gewonnen.
Charakteristik der Pilze
● Pilze können sich unglaublich schnell vermehren, der
Riesenbovist mit seinen bis zu acht Billionen Sporen gilt als das fruchtbarste
Lebewesen der Erde
● Pilzen wird ein starker Überlebenswille zugesprochen, sie können
unter unwirtlichen Bedingungen und extremen Temperaturen gedeihen.
● Sie sind sesshaft und treu und mit ihrer Umgebung symbiotisch
verbunden.
● Sie sind anpassungsfähig, flexibel und unverwüstlich. Durch ihre
nie hochentwickelte Spezialisierung können sie sich leicht den jeweiligen
Umständen anpassen.
● Unkontrolliertes, schnelles und invasives Wachstum
● Pilze sind natürliche Recycler, sie zersetzen abgestorbene
organische Materie
● Viele Pilzarten können schwere Krankheiten an wirtschaftlich
wichtigen Pflanzen hervorrufen
[Gerard Miller]
Pilze sorgen immer für Gelächter durch ihre Rubrikeneinträge wie zum
Beispiel: ‚Bittet um Vergebung seiner Sünden am Schwanz eines Pferdes’. Das
Skurrile hat auch mit den magic mushrooms
zu tun, also mit halluzinogenen Pilzen. Die Leitsymptome der Pilz-Persönlichkeiten
sind: Hang zum Gigantischen, zum Abstrusen und zu Katastrophenszenarien (Sol-t-ae).
Eines der fruchtbarsten Eigenschaften der Pilze ist ‘Neugier’ und ‘Umtriebigkeit’.
Als Polychrest gilt der Fliegenpilz. Agaricus-Kinder sind sehr lebendig, lachen
gern und haben einen Riesenspaß, die Leute hochzunehmen. Da es sich um ein
Pilz-Temperament handelt haben die Kinder ‘kein Gefühl für das rechte Maß’. Sie
beginnen, ihr bespaßtes Objekt zu ‘verhöhnen’.
Diese ‘Anmaßung’ setzt sich beim erwachsenen Agaricus fort. Er hat kein
geringeres Ziel als den Mount Everest, packt aber ‘tollkühn’ Flip-Flops in
seine Reisetasche. Agaricus hat ein ‘Allmachtsgefühl’ und das ist kombiniert
mit ‘Verwegenheit’.
Die Peinlichkeit geht weiter. Es gibt eine sehr gute Beschreibung vom
Riesenbovist durch Karl-Josef Müller:
Bovista gebärdet sich wie ein
aufgeblähtes Etwas. Aus all seinen Körperöffnungen entweicht der Druck. Er ist
ein Dampfplauderer erster Güte, die Logorrhö, die ungefiltert seinem Mund
entfleucht, lässt keine Peinlichkeit aus […].
Zeitschrift Homoeopathia viva, Nr. 2/2008, Seite 54
Für den oft langwierigen Heilungsverlauf haben Pilz-Patienten ‘keine
Geduld’. Sie finden Deine Privatadresse heraus, klingeln bei Dir Sturm und
wollen einen Zwischentermin. Und, wehe Du hast eine Parterre-Wohnung! Dann
drücken sie an Deiner Scheibe ihre Nase platt und feixen: „Haaaa, erwischt!“
Was stimmt hier nicht? Es fehlt die Sozialkompetenz, was man tun kann und was
man lieber lassen sollte.
Großartig ist das Mutterkorn, Secale cornutum, ein Mittel bei
übergriffiger Mutter. Wir Astro-Homöopathen nennen Secale ein Achthaus-Mittel,
weil es um die Macht geht. Die Mutter behandelt ihre Tochter wie eine Sklavin,
die „nichts ist und nichts kann.“ Was hier fehlt ist die erfolgreiche
Abnabelung. Das Mittel hilft der Tochter oder dem Sohn aus der Abhängigkeit.
[Marco Riefers]
Pilze sind ein Zwischenreich zwischen Pflanze und Tier dar, da sie weder
Chlorophyll bilden können wie Pflanzen noch sich wie Tiere bewegen. Ihr
Stoffwechsel benötigt andere Lebewesen, also einen Wirt, mit dem sie eine
parasitäre Verbindung eingehen.
Dieses Verhältnis spiegelt sich auch im homöopathischen Arzneibild der
meisten Pilzmittel. Pilze stehen für zwischenmenschliche Beziehungen, die von
einseitiger Abhängigkeit und Dominanz geprägt sind und parasitäre Charakterzüge
zeigen. Einer lebt vorrangig auf Kosten des Anderen und beutet ihn so für seine
Zwecke aus
Pilze haben mit den Themen Opfer - Täter, Grenzüberschreitung, Übergriff
und Invasivität zu tun. Candida albicans ist ein Mittel für Opfer und Täter
gleichermaßen, also auch für Menschen, die selbst übergriffig sind. Der
Schwerpunkt liegt allerdings eher auf der Opferseite.
Unterdrückte Wut beschreibt den zentralen emotionalen Status von
Candida. Oft liegen die Ursachen dafür in der eigenen Familie. Anhaltende
Überforderung durch Invasion bzw. Dominanz fremden Willens bewirkt eine tief
greifende Erfahrung existenziell bedrohlicher Grenzüberschreitungen.
Hauptangriffspunkte für Candida und andere homöopathische Pilzmittel
sind, neben Geist und Gemüt, die Haut, der gesamte Verdauungstrakt sowie der
Kopfbereich. Auf der Zellebene findet ein Ordnungs- und Strukturverlust statt,
ähnlich wie bei Krebs. Es ist also kein Zufall, dass die Arzneibilder von
Carcinosinum und Candida albicans große Ähnlichkeiten aufweisen.
Themen nach Sankaran
eindringend
fressend, nagend erodierend
grabend, durchbohrend
korrosiv, zersetzend
geschwürig
penetrierend, durchdringend
ausbreitend, ausgedehnt
Gefahr, Räuber
Stärke, Strenge
Übermenschliche Kontrolle
Kampf, Stärke, Kraft
Egoismus
Mut, Tapferkeit
[Wiedergabe von Thomas Schweser]
Frans Vermeulen: Pilze - ein eigenständiges Reich
Pilze gelten als enger mit Tieren als mit Pflanzen verwandt, denn wie
Tiere ernähren sie sich von organischen Nährstoffen, die sie meist durch Enzyme
aufschließen. Pflanzen dagegen
sind mittels der auf Chlorophyll basierenden Photosynthese fähig, sich
ihre Nahrung selbst herzustellen, wofür sie v.a. Wasser, Kohlenstoffdioxyd und
Sonnenlicht benötigen.
Eine Gemeinsamkeit mit den Gliederfüßern (Insekten, Krebse etc.) ist das
Vorhandensein des Polysaccharids Chitin, im Exoskelett dieser Tiere wie in den
Zellwänden von Pilzen.
Während Licht essenziell für Pflanzen ist, spielt es bei vielen Pilzen
nur eine wichtige Rolle in frühen Entwicklungsstadien o. während der Bildung
des Fruchtkörpers o. Sporen.
Zudem befinden sich die Sporen meist an der Unterseite des
Fruchtkörpers, dem Sonnenlicht abgeneigt.
Neben Stickstoff benötigen Pilze v.a. Kohlenhydrate. Sie können aber
nicht nur lösliche Kohlenhydrate wie Glukose, Xylose, Saccharose und
Fruchtzucker verdauen, sondern auch
unlösliche Saccharide wie Stärke, Zellulose und Lignin.
[Bei ’Pilzpatienten’ besteht oft ein Bezug zu Zucker und anderen
Kohlenhydraten. Denken Sie an das VERlangen nach Brot bei Bov. o. Verlangen und
Abneigung gegen
Süßes bei Sec. o. die Beziehung bei Cand-a. zum Zucker.]
Fortpflanzung und Ausbreitung
Grundsätzlich lassen sich bei Pilzen zwei unterschiedliche
Wachstumsformen unterscheiden:
• Einzeller, wie beispielsweise Hefen. Die ungeschlechtliche Vermehrung
verläuft hauptsächlich durch Sprossung o. Zellteilung, die Bildung eines
Fruchtkörpers wie bei den
Myzelpilzen ist hier nicht erforderlich. Bei einigen Hefepilzen kommt
allerdings auch sexuelle Fortpflanzung vor.
• Hyphen- o. Myzelpilze. Myzelpilze bilden in einem Substrat (Erde,
Holz, lebendes o. abgestorbenes Pflanzengewebe) ein Geflecht aus mikroskopisch
kleinen Fäden; die
Fäden werden
„Hyphen“, das gesamte Geflecht „Myzel“ genannt.
Das Myzel bildet den eigentlichen Pilz. Das, was sich dem Auge
offenbart, ist lediglich der Fruchtkörper, der die Sporen zur Vermehrung
enthält.
Die Verbreitung erfolgt, indem die Fäden so weit wachsen, wie es der
Untergrund zulässt. Das tägliche Wachstum des Myzels, also aller einzelnen
fadenförmigen Zellen zusammen,
kann über einen Kilometer betragen! Das enorm schnelle Wachstum wird
überhaupt erst ermöglicht, da Pilze von energiereichen Stoffen (Kohlenhydrate)
leben, die zuvor von anderen Organismen
produziert wurden.
Auch die Produktion der Sporen ist enorm. Der Riesenbovist gilt mit
seinen bis zu acht Billionen Sporen als das fruchtbarste Lebewesen der Erde.
Neben dem Element der Unsichtbarkeit offenbart sich hier deutlich die
Idee der ständigen Ausbreitung, der Grenzüberschreitung und der beständigen
Aktivität.
So bedeckt der Gewöhnliche Hallimasch in Oregon (USA) eine Fläche von
ca. 890 Hektar (DNA-Vergleich von 100 Bodenproben). Somit ist dieser Pilz der
schwerste lebende Organismus (140 Tonnen).
Pilze pflanzen sich durch Sporen fort, die entweder geschlechtlich durch
Verschmelzung von zwei o. mehr Zellkernen gebildet werden o. ungeschlechtlich
durch Abschnürung
der Sporen an den Enden von Hyphen. Eine weitere Möglichkeit besteht im
Zerfall von Hyphen in kurze Segmente, die sich dann selbstständig
weiterentwickeln (= vegetative
Vermehrung). Das häufigste Reproduzierungsverfahren ist das Verbreiten
asexualer Sporen, wobei sich bei den meisten Pilzen von Zeit zu Zeit ein
sexuelles Stadium ausbildet.
Pilze haben keine Geschlechtschromosomen. In der Mykologie spricht man
nicht von männlich und weiblich, dennoch von verschiedenen Geschlechtern.
Eine Spore mit einem eingeschlechtlichen (= halben) Chromosomensatz ist
auch ohne Befruchtung fähig zu keimen und ein Myzel auszubilden. Bei einem
nachfolgenden
Kontakt mit einem anderen Myzel können sich diese dann (sexuell)
vereinigen. 2 Bedingungen müssen erfüllt sein: Die Myzelien müssen von
unterschiedlichem
Geschlecht sein und zusätzlich noch einen anderen „Paarungstyp“
aufweisen. Sinn der Paarungstypen ist die Verhinderung der Entstehung von
Nachfahren von genetisch gleichen o.
ähnlichen Eltern. Dies steht im Kontrast zu vielen Pflanzen, die auf die
Mithilfe von Bestäubern zur Befruchtung angewiesen sind. Zudem produzieren
Pilze eingeschlechtliche Sporen,
die auch vor der Befruchtung für sich selbst keimfähig sind [= mögliche
geringe Abhängigkeit von anderen bei ’Pilzpatienten’].
Stärke und Überleben, Immunsystem, Siedler
Qualitäten, die den Fungi zugesprochen werden, sind die von Stärke und
Überleben(swillen). Einige Pilze wachsen durch die Asphaltdecke o. schieben
Steine zur Seite.
Flechten sind symbiotische
Lebensgemeinschaften von Algen und Pilzen, sind wahre Überlebenskünstler, die
auf nacktem Felsgestein siedeln und als Humusbildner Pionierarbeit
zur Neuansiedlung höherer Pflanzen verrichten. Einige Flechten überleben
Abkühlung bis minus 196 °C und können noch bei minus 24 °C Stoffwechsel
betreiben.
Abhängig von dem Substrat, das der Pilz besiedelt (kahler Felsen o.
menschliche Haut) und dem Wesen des Pilzes (symbiotisch o. parasitär), sind
diese Fähigkeiten
entweder ein Segen o. auch ein Fluch.
Man hat versuchsweise Pilze an einem Ballon den klimatischen Bedingungen
in über 20 km Höhe ausgesetzt (Kälte/Trockenheit/Luftdruck/Ozon), was 5 von 7
Pilzsporen
überlebt haben. Ein die Sporen umgebender Chitinpanzer verleiht diesen
den notwendigen Schutz.
Ein Volk mit deutlichen Pilzqualitäten sind die legendären Wikinger. Häufig
werden sie als wutbrünstige Menschen dargestellt, die Kinder und Frauen
kaltblütig mordeten. Sie sind
weit gereist und haben Waren mit anderen Völkern getauscht (Symbiose).
Sie sind tief in unbekannte Welten vorgedrungen, waren die Ersten in N.Amerika (um
das Jahr 1000)
und segelten die russischen Flüsse entlang bis zum Schwarzen und zum
Kaspischen Meer. Andere Wikinger sind bis zum Iran vorgedrungen o. ließen sich
in der Normandie nieder.
Welche Qualitäten braucht es dafür? Mut und/o. unterdrückte Furcht o.
mangelndes Bewusstsein der Risiken?
Pilze haben einen deutlichen Bezug zum Immunsystem. Mykosen treten
überwiegend bei geschwächtem Immunsystem auf, und parasitäre Pilze befallen vor
allem landwirtschaftliche
Monokulturen, bei denen der Boden durch den übermäßigen Einsatz von
Schädlingsbekämpfungsmitteln geschwächt ist.
Im asiatischen Raum werden Pilze seit Jahrtausenden als Tonikum und
Lebenselixier verwendet. In der westlichen Welt, in der man Pilze traditionell
als Lebenszerstörer ansieht, nutzt
man Pilze dagegen erst seit relativ kurzer Zeit für medizinische Zwecke.
So wurden sich die immunsuppressiven Eigenschaften von Cyclosporinum zu Nutze gemacht (Parasiten)
und Antibiotika (Penicillin etc.) werden mit Hilfe von Pilzen
hergestellt. Andere arzneiliche Wirkstoffe, die mittels Pilzen gewonnen werden,
sind z.B. Kortison, Antitumormittel und
Arzneien gegen Bluthochdruck.
Flexibilität
Anpassungsfähigkeit und Flexibilität haben es ermöglicht, dass Pilze
seit Urzeiten so eine erfolgreiche Gruppe von Organismen sind. Immer haben sie
sich alle Optionen offen gehalten,
indem sie irreversible Spezialisierungen vermieden haben. Während
Pflanzen spezialisierte Gewebe gebildet haben (Blätter, Wurzeln etc.), haben
Pilze dies weitgehend vermieden.
So können sie sich viel schneller ändern und den jeweiligen Umständen
anpassen. Opportunistisch, wie sie sind, warten sie einfach auf ihre Chance.
Pilzcharakteristika wie Neugierde, Energie und Einfallsreichtum sind
natürliche Eigenschaften von Kindern. Wenn diese unausgewogen sind, kann dies
zu grenzenlosem und unkontrollierbarem
Verhalten mit den für diese Arzneigruppe so typisch
schelmisch-lausbübischen Sonderbarkeiten führen. Solches Verhalten basiert mehr
auf einem Mangel an Urteilsvermögen
als auf absichtlichem Mutwillen.
Das andere Extrem sind Menschen, deren Urteilsvermögen, Energie und
Einfallsreichtum geschwächt sind. Dies wiederum lädt andere dazu ein, in ihren
Raum und ihre Privatsphäre
einzudringen, sie evtl. regelrecht parasitär in Beschlag zu nehmen. Die
immunstimulierenden Eigenschaften der Pilze, wie sie von den östlichen Kulturen
beschrieben wurden,
finden ihren Ausdruck in der psychischen Ebene im Sinne von
Selbstverteidigung und der Errichtung eigener Grenzen.
Pilze - biologische Recycler
Gemeinsam mit Bakterien sind Pilze grundsätzlich für die Zersetzung und
das Recycling abgestorbener organischer Materie verantwortlich. Ihre Rolle ist
aber bedeutender als
die der Bakterien, da sie in der Lage sind Lignin, und damit Holz,
abzubauen - eine Aufgabe, an der Bakterien scheitern.
Somit transformieren sie Umgebungen, in denen kein Leben (mehr)
existiert, in solche, in denen Leben (wieder) möglich ist; sie verrichten
Pionierarbeit und „gefährliche Unternehmungen“.
Ohne Pilze würden wir in unserem Müll ersticken.
Es gibt sogar Pilze, die radioaktiven Müll und petrochemische
Abfallprodukte zersetzen können.
Wie der Befall mit Schimmelpilzen ist auch das Auftreten von
Dermatophyten (Hautpilzen) ein Indikator für das Vorhandensein von Anteilen,
die schon tot sind. Der Organismus
erlaubt den Pilzen mit dem Prozess des Recyclens zu beginnen.
In den letzen 50 Jahren sind die Saprobionten zunehmend parasitär und
pathogen geworden. Es gibt heutzutage viel mehr Pilze als früher an den Bäumen.
Ist es eine Reaktion auf immunsupresssive und antibakterielle Substanzen
in unserer Umgebung? Die landwirtschaftlichen Monokulturen mit ihrem
reichlichen Gebrauch von Schädlingsbekämpfungsmitteln sowie die Züchtung
neuer Getreidearten durch genetische Manipulationen haben jedenfalls zu einer
erheblich geringeren
Resistenz der Getreide gegen Pilzbefall geführt. Und genau aus diesem
Grund, einem geschwächten und erkrankten Gastorganismus, fangen die Pilze mit
dem Recyclen an.
Aber warum sollten Pilze nicht auch das Immunsystem stimulieren können,
wenn sie einen Bezug zu diesem haben? In China jedenfalls stehen viele Pilze in
dem Ruf, stimulierend
auf das Immunsystem einzuwirken. Im angelsächsischen Raum dagegen wurden
Pilze bisher traditionell sehr abgelehnt.
Frans Vermeulen: „Die englischsprechende Welt ist fungiphobid.“
„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“. Es gibt die Kategorisierung in
Pilzliebhaber und Pilzhasser, in „pickers and kickers“ („Sammler und Treter“).
Eine besondere
Faszination übt auf manche das Verspeisen von selbstgesammelten
Wildpilzen aus, es ist ein bisschen das Spiel mit dem Feuer. Mitglieder von
Pilzvereinen bezeichnen ihre Jahrestreffen
als das „Bankett der Überlebenden“ und nennen ihre Sammelaktionen
„optimistische Ausflüge“. Die Antwort eines erfahrenen Sammlers auf die Frage,
ob man einen bestimmten
Pilz essen kann, lautet: „Natürlich, man kann jeden Pilz einmal essen“,
und es gibt ein Lied mit dem Text: „Es gibt alte Pilzsammler und es gibt mutige
Pilzsammler, aber es gibt keine
mutigen, alten Pilzsammler“.