Geld
https://netzpolitik.org/2023/kryptowaehrungen-und-blockchain-die-grosse-ernuechterung/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
https://www.zeit.de/arbeit/2022-06/banknoten-design-geld-gestaltung-job
Arte: Dick, dicker, fettes Geld
Arte: https://m.hoerzu.de/tv-programm/die-grosse-zuckerluege/179333809/71025182/
Vergleich: Siehe: Tauschwährungsgruppe
Russisch: „Geld ist nicht gleich Glück“
Lysi. = Pfennigkraut/= Nummulaire/= Moneywort/=
Creeping Jenny/= Herb Twopence/= Twopenny grass.
[Interview: Anna-Lena Oltersdorf mit Karin Kutz ist ausgebildete Heilpraktikerin für Psychotherapie und hat Fortbildungen für Verhaltens- und Paartherapie absolviert.
Seit 20 Jahren arbeitet sie in ihrer eigenen Praxis in Wendelstein bei Nürnberg]
Generation Y
7. Juni 2019, 7:20 Uhr 29 Kommentare
"Geld berührt die emotionalen Grundlagen einer Freundschaft"
Wenn wir über Geld reden, geht es selten wirklich ums Geld. Sondern um Macht oder Sicherheit, sagt eine Psychotherapeutin und gibt Tipps für den nächsten Streit.
In der Schlange vor der Eisdiele, im Kino und beim Wocheneinkauf: Wenn man mit Freunden unterwegs ist, steht man oft vor der Frage: Wer zahlt was? Spätestens, wenn Freunde eine WG gründen oder ein Paar in eine gemeinsame Wohnung zieht, lässt sie sich nicht mehr ignorieren. Dann müssen Miete, Strom, Gas und eine Kaution bezahlt werden. Aber wie eigentlich? 50:50 oder einkommensabhängig? Von einem gemeinsamen oder von einzelnen Konten? Niemand will kleinlich rüberkommen, geizig schon
gar nicht. Aber irgendwie muss man das Geld zusammenhalten. Karin Kutz arbeitet als Psychotherapeutin in Wendelstein bei Nürnberg. In ihrer Praxis hat sie schon oft
erlebt, wie die Finanzen zum Streitthema wurden. Sie berichtet über Geld in Beziehungen und unsere Beziehung zum Geld.
ZEIT Campus ONLINE: Frau Kutz, wenn ich mit meinen Freunden unterwegs bin, bin ich meistens diejenige, die für andere Geld auslegt und es nicht zurückbekommt.
Wie spreche ich an, dass mich das stört?
Karin Kutz: So offen wie möglich. Am besten, Sie schildern zuerst die Situation: "Wenn wir zusammen weggehen, war ich gern bereit, Geld auszulegen." Dann sollten Sie darüber sprechen, was es für Gefühle in Ihnen auslöst, so behandelt zu werden: "Aber im Moment bin ich ziemlich frustriert, dass ich das Geld nie wieder zurückbekomme." Das macht die anderen meistens betroffen und man kann am ehesten eine angemessene Reaktion erwarten.
ZEIT Campus ONLINE: Warum ist ein solches Gespräch über Geld eigentlich so unangenehm?
Kutz: Wenn man anspricht, dass jemand einem etwas schuldet, unterstellt man sich selbst geizig, kleinlich oder nicht hilfsbereit zu sein. Das sind Eigenschaften, die wir bei
uns selbst nicht gern sehen und wir haben Angst, dass wir dann von anderen so wahrgenommen werden.
ZEIT Campus ONLINE: Das heißt, es geht nicht nur um die 11,60 Euro für das Burgermenü, sondern immer auch darum, was wir indirekt über die Freundschaft aussagen?
Kutz: Ja, genau. Das Thema Geld berührt die emotionalen Grundlagen einer Freundschaft. Vertrauen und Großzügigkeit zum Beispiel. Diese Eigenschaften scheinen mit der Bitte, Geld zurückzuerhalten oder den Restaurantbesuch abzurechnen, nicht zusammenzupassen.
ZEIT Campus ONLINE: Im Urlaub sagen meine Freunde "passt schon", dabei würde ich gern genau abrechnen. Wenn ich das anspreche, wirke ich ja spießig oder sogar
wie eine schlechte Freundin.
Kutz: Erklären Sie, woher Ihr Bedürfnis kommt und was Sie vermeiden möchten. Das hilft den anderen, Ihre angebliche "Spießigkeit" einzuordnen und Verständnis aufzubringen.
ZEIT Campus ONLINE: Woher kommt es denn, dass wir so unterschiedlich mit Geld umgehen?
Kutz: Wie wir den Umgang mit Geld in unserer Familie erlebt haben, beeinflusst uns als Erwachsene. Stand der Familie genug Einkommen zur Verfügung? Wofür wurde
es ausgegeben? Waren die Eltern sehr sparsam oder war der Umgang mit Geld großzügiger? Hat man als Kind mit dem Verhalten der Eltern diesbezüglich eher positive Erfahrungen gemacht, übernimmt man dieses Muster. Waren die Erfahrungen vor allem negativ, dreht man das Muster häufig ins Gegenteil um.
ZEIT Campus ONLINE: Auch in Paarbeziehungen ist Geld ein Streitthema. Was ist hier anders als in Freundschaften?
Kutz: In Liebesbeziehungen ist Geld besonders häufig ein Stellvertreterthema. Dann geht es nicht darum, ob man Geld für einen Restaurantbesuch ausgibt oder lieber zu Hause kocht, sondern häufig auch um das Bedürfnis nach Sicherheit. Der eine fühlt sich nur wohl, wenn er drei Monatsgehälter als Notgroschen zurückgelegt hat.
Der andere ist damit zufrieden, wenn das Konto am Monatsende auf null steht. Solche Dinge spielen in Freundschaften keine Rolle. Oder es geht um Macht:
Wer bestimmt wofür und wie viel Geld ausgegeben wird? Wer setzt sich mit seiner Meinung gegenüber dem Partner durch? Die Konflikte ums Geld zeigen oft, woran es
in der Beziehung eigentlich hapert.
ZEIT Campus ONLINE: Zum Beispiel?
Kutz: Ein Ehepaar kam in meine Praxis. Sie ist momentan in Elternzeit, er arbeitet Vollzeit und verdient relativ gut. Seiner Meinung nach gibt seine Frau zu viel Geld für unnütze Dinge aus – zum Beispiel teure und hochwertige Kinderkleidung. Er ärgert sich darüber, dass sein hart verdientes Geld scheinbar verschleudert wird und dass am Monatsende nichts zurückgelegt werden kann oder das Konto sogar im Minus ist. Dahinter steht das Problem, dass seine Frau mit ihrem Selbstwertgefühl zu kämpfen hat.
Sie war früher in ihrem Beruf sehr erfolgreich, hat selbst gut Geld verdient und fühlt sich jetzt wie eine Bittstellerin. Indem sie teures Spielzeug oder Markenkleidung für
die Kinder kauft, wertet sie sich selbst indirekt auf.
ZEIT Campus ONLINE: Was hätten die beiden besser machen können?
Kutz: Beide haben es nicht geschafft, die neue Rollenverteilung vorher zu besprechen und damit gut umzugehen. Das heißt, es geht letztendlich gar nicht um das Geld, sondern darum, welche Veränderungen es in ihrer Beziehung gegeben hat, seit die beiden Kinder auf der Welt sind.
ZEIT Campus ONLINE: Aber das Thema Geld kommt bei Paaren ja meistens nicht erst mit dem Kinderkriegen auf. Oft ist die erste gemeinsame Wohnung der Zeitpunkt, über Finanzen zu reden. Dann drängt sich die Frage auf: Eröffnen wir ein gemeinsames Konto?
Kutz: Ich empfehle die Drei-Konten-Regelung. Jeder behält sein eigenes Konto und gemeinsam eröffnet man ein drittes, von dem dann die gemeinsamen Ausgaben bezahlt und Rücklagen für Urlaube oder Anschaffungen gebildet werden. Auf dieses Konto zahlen beide ein. Wie viel, würde ich nicht am Betrag festmachen. Stattdessen sollte
man sich auf einen Prozentsatz einigen, sodass jeder von dem Geld, was er zur Verfügung hat etwa 70 bis 80 Prozent auf das gemeinsame Konto einzahlt. Wie hoch dieser Prozentsatz ist, hängt natürlich auch von der Höhe der Ausgaben ab. Das ist die gerechteste Lösung.
Wie schaffe ich es, gut mit meinem Geld zu haushalten?
ZEIT Campus ONLINE: Aber dann zahlt ja einer deutlich mehr, obwohl beide die Wohnung gemeinsam nutzen.
Kutz: Klar, in diesem Modell muss derjenige, der mehr Geld hat, auch mehr bezahlen. Aber in einer Beziehung fühlt sich das gerechter an, als wenn beide z.B. jeden Monat 1.500 Euro auf dieses gemeinsame Konto einzahlen. Studiert einer der Partner noch, ist das alles, was er zur Verfügung hat. Hat der andere schon einen guten Job, ist es vielleicht nur die Hälfte seines Einkommens. So gesehen wäre das ungerecht.
ZEIT Campus ONLINE: Ein Gespräch, in dem man sich auf ein Modell einigt. Das klingt machbar.
Kutz: Natürlich muss man das Modell immer wieder neu verhandeln. Das heißt, wenn ich jetzt studiere und einen Ferienjob habe, der mir mehr einbringt als sonst, dann werde ich in dieser Zeit auch mehr in die gemeinsame Kasse einzahlen können.
ZEIT Campus ONLINE: Was passiert eigentlich mit den restlichen 20 bis 30 Prozent, die nicht aufs Gemeinschaftskonto gehen?
Kutz: Den Rest kann jeder für sich sparen oder für Hobbys ausgeben – wie ein "Taschengeld". Das ist entscheidend, denn für diese Ausgaben muss man sich nicht vor dem Partner rechtfertigen.
ZEIT Campus ONLINE: Und wie schaffe ich es, mit diesem übrigen Geld gut zu haushalten?
Kutz: Langfristig ist es sinnvoll, sich zu fragen, warum man etwas kauft. Keiner braucht mehr als fünf Paar Schuhe, also muss es einen Grund geben, warum ich mir noch das zehnte oder zwölfte Paar kaufe. Oft ist der Auslöser für das Kaufen ein Gefühl, das mit etwas ganz anderem zusammenhängt.
ZEIT Campus ONLINE: Was für Auslöser könnten das sein?
Kutz: Zum Beispiel mein Frust über den meckernden Chef oder Ärger über eine misslungene Arbeit. Es könnte auch Langeweile dahinterstehen. Oder der Wunsch, mein Selbstwertgefühl zu stärken, mich von anderen Problemen abzulenken oder mir selbst etwas Gutes zu tun, indem ich mich belohne. Diese fiesen Mechanismen zu erkennen, hilft, das Budget besser im Blick zu behalten.
ZEIT Campus ONLINE: Angenommen, ich weiß jetzt, dass ich oft Geld ausgebe, um mich nach einem stressigen Tag zu belohnen. Und dann?
Kutz: Dann sollte man sich überlegen, was man anstelle von Einkaufen noch machen könnte, um sich zu belohnen oder negative Gefühle zu beseitigen. So ist es sicherlich sinnvoller, eine Freundin anzurufen, wenn man traurig ist, und sich trösten zu lassen, als ein teures Shirt zu kaufen, das man sich eigentlich nicht leisten kann.
[Pfister, Mischa Ehrhardt, Brigite Scholtes, cp, ole]
Was
sind Kryptowährungen?
Neben dem Bitcoin,
der bekanntesten Kryptowährung, gibt es mittlerweile Tausende weitere. Wie
funktioniert dieses virtuelle Geld, wer kann von solchen Währungsalternativen
profitieren und warum ist der Bitcoin umweltschädlich? Ein Überblick.
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Warum gibt es Kryptowährungen?
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Wie funktioniert der Bitcoin?
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Warum ist der Bitcoin beliebt?
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Wie und was kann man mit
Bitcoin bezahlen?
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Wer sind die Gewinner beim Bitcoin?
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Bezahlen nur Kriminelle
mit Kryptowährungen?
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Sind Bitcoins umweltschädlich?
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Ist der Bitcoin eine gute
Geldanlage?
Eine Kryptowährung ist virtuell.
Zahlungen werden nur online abgewickelt und durch eine
digitale Signatur legitimiert. Im klassischen Sinn sind Kryptowährungen keine
Währungen. Sie sind nicht allgemein akzeptiert, sie sind nicht stabil, und sie
eignen sich nur bedingt zur Wertaufbewahrung.
Der größte Unterschied zu normalen
Währungen ist, dass Kryptowährungen nicht von Zentralbanken geschaffen
und kontrolliert werden, sondern die Transaktionen von einem Netzwerk
gleichberechtigter Rechner abgewickelt und beglaubigt werden. Anders als bei
staatlichen Währungen gibt es also keinen „Oberaufpasser“.
Wer eine Kryptowährung besitzt,
kann sie direkt verschicken und empfangen, ohne eine Bank zwischenzuschalten.
Allerdings gibt es dann auch keine Bank, die Fehlbuchungen korrigieren oder ein
neues Passwort zuschicken könnte. Wenn der Schlüssel (Code) zum eigenen
Krypto-Depot weg ist, ist er weg.
Mittlerweile gibt es um die 10.000
verschiedene Kryptowährungen. Zu den größten zählen Bitcoin, Ether (Ethereum),
Solana, XRP (Ripple) und Dogecoin.
Kryptowährungen sind unter anderem
als Reaktion auf die sich abzeichnende Finanzkrise ab 2007
entstanden. Damals haben die Notenbanken gigantische Geldbeträge erschaffen, um
Banken und auch kriselnde Staaten finanziell über Wasser zu halten.
Die Erfinder der Kryptowährungen
unterstellten den Zentralbanken, dass sie damit Kreditblasen finanzierten und
Gefahr liefen, das Geld zu entwerten. Das Gegenprogramm sind Kryptowährungen
als dezentrale Währung, geschaffen durch ein Netzwerk von
Computern.
Doch blieben die Erfinder von
Kryptowährungen selbst oft anonym und agieren unter Pseudonymen. Die Anhänger
von Kryptowährungen wollen es Staaten unmöglich machen, auf das Geld
zuzugreifen. Somit ist das Geld dem Einfluss politischer Interessen entzogen.
Der Nebeneffekt ist ein rechtliches Vakuum: Gestohlene Bitcoins oder gar
Geldwäsche entziehen sich den Gerichten.
Kritiker der Kryptowährungen nennen ein grundsätzlicheres Problem. Sie sehen im Bitcoin einen Versuch, demokratisch legitimierte Institutionen selbst zu untergraben.
Der Bitcoin zählt zu den
bekanntesten Krypowährungen – liegt in ihm die Zukunft der Währung? (Imago /
blickwinkel / M. Gann)
Ursprung des Bitcoin
Im Oktober 2008
wurde das Whitepaper zum Bitcoin von Satoshi Nakamoto veröffentlicht. Wer
hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto und damit dem Erfinder des Bitcoins
steckt, ist bis heute nicht bekannt. Es könnte eine Einzelperson oder eine
Gruppe sein. In diesem Whitepaper stellte Satoshi die Methode für den Bitcoin
vor.
Es gibt keine Zentralbank für
Bitcoins, stattdessen werden alle Transaktionen als Datenblöcke in einem
offenen digitalen „Kassenbuch“ erfasst – in der sogenannten Blockchain.
Wenn Bitcoin transferiert werden,
wird ein neu errechneter Block an die Kette der alten Rechenblöcke angehängt.
Dieser neue Block enthält Informationen über alle vorhergehenden Blöcke. Damit
soll verhindert werden, dass jemand Zahlungen nachträglich manipuliert.
Die Blockchain dokumentiert alle
bisherigen Transaktionen. Kopien dieses Kassenbuchs liegen verteilt auf den
vielen Tausend Rechnern, die am Bitcoin-Netzwerk teilnehmen.
Die Berechnung neuer Datenblöcke
wird mit der Ausgabe neuer Bitcoins belohnt. Die größten Chancen auf einen
Bitcoin haben dabei die Teilnehmer, die am meisten Rechenzeit in die Lösung
bestimmter Rechenaufgaben investiert haben. Für diese "Miner"
ist das durchaus lukrativ. Sie werden mit 3,125 Bitcoins belohnt – bei einem
Stand des Bitcoins von 100.000 Euro sind das 312.500 Euro.
Dieses Ausgabeverfahren ist
verantwortlich für den enormen Energieverbrauch, den das „Schürfen“ oder Mining
neuer Bitcoins verursacht. Die nötigen Investitionen können sich nur noch
wenige große Mining-Pools leisten.
Der Hauptgrund dürfte die Lust an
der Spekulation sein. Der Preis des Bitcoin steigt immer mal
wieder stark – und fällt dann auch oft sehr stark. Dabei sind Prominente wie
der Tesla-Gründer Elon Musk und der ehemalige und designierte US-Präsident
Donald Trump treibende Kräfte.
Deregulierungspläne und kryptofreundliche Kommentare erzeugen bei einigen Anlegern offenbar FOMO – Fear of missing out, die Angst, etwas zu verpassen.
Zu Preisanstiegen führte auch,
dass der Onlinebezahldienst Paypal partiell Transaktionen in Bitcoins erlaubt.
Digitale Alternative zu
Gold
Zugleich vermutet man, dass manche
Anleger während der vergangenen Niedrigzinsphase im Bitcoin durchaus eine
Möglichkeit gesehen haben, ihre Geldanlage breiter zu streuen.
Der Wirtschaftswissenschaftler Philipp Sandner sieht im Bitcoin die
Möglichkeit, dass sich diese Kryptowährung zu einer digitalen Variante
von Gold entwickelt. Es sei weniger ein Zahlungsmittel für den Alltag als eine
Möglichkeit – wie beim Gold – einen Wert aufzubewahren, so der
Wirtschaftswissenschaftler.
Die Geldmenge wurde vom Erfinder
Satoshi Nakamoto auf insgesamt 21 Millionen Münzen begrenzt. Im Dezember 2024
sind davon knapp 20 Millionen „geschürft“. Dadurch könne die Angebotsmenge
nicht unbeschränkt nach oben gefahren werden und sich so beim Bitcoin „ein
gewisser Wert entfalten“, so Sandner. Diese herausstechende Funktion des
Bitcoins diene dazu, sich potenziell vor Inflation zu
schützen. Das spricht Menschen an, die Zentralbanken unterstellen, sie wollten
den Wert des Geldes aufweichen.
Neben der Funktion der
Wertaufbewahrung habe der Bitcoin eine weitere herausstechende Funktion: „Der
Bitcoin erlaubt den Besitz von Wert, den Transport von Wert und auch den Transfer
von Wert in einer Weise, die niemand einem untersagen kann“,
erklärt der Wirtschaftswissenschaftler Sandner.
Diese Eigenschaft könne in
Deutschland mit stabilem Banken- und Staatssystem kaum wertgeschätzt werden. In
Ländern, in denen das Vertrauen in die Heimatwährung gering ist, sind Bitcoin
beliebt. In Nigeria, Vietnam oder der Türkei ist der Bitcoin stark verbreitet.
Online-Börsen oder -Marktplätze
bieten Kryptowährungen gegen Euro an. Eine weitverbreitete Aufbewahrung von
Bitcoins ist die digitale "Wallet" (Geldbörse); man
kann sie als App aufs Handy laden. Um die Wallet zu öffnen, braucht man einen
persönlichen Schlüssel (Code). Den kann man sich auch ausdrucken und in den
Safe legen.
Wer aber den Schlüssel verliert
oder verlegt, kann nie mehr auf seine Bitcoins zugreifen. Denn durch das
dezentrale System steht hinter dem Bitcoin keine Bank, die man um einen neuen
PIN-Code bitten könnte.
Was man mit Bitcoin bezahlen kann,
ist eine andere Frage. Im Darknet sind es unter anderem Waffen und Drogen – im Alltag
weniger. Der Kurs des Bitcoins schwankt stark: „Das ist eine Achterbahnfahrt“,
sagt der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer. Das heißt, wer eine Pizza
mit Bitcoin bestellt, kann nur schwer kalkulieren, wie viel sie kostet.
Für den Volkswirt Krämer ist eine
Kryptowährung wie der Bitcoin als Zahlungsmittel nicht geeignet. Hinzukommt,
dass eine einzige Bezahlung hohe Rechenleistungen erfordert und mehr Zeit in
Anspruch nimmt als eine EC-Karten-Zahlung im Laden – nämlich bis zu einer
Stunde. Außerdem sind Überweisungen über Banken und Bezahldienste häufig auch
günstiger.
Doch akzeptiert Paypal
in den USA inzwischen Bitcoin als Zahlungsmittel, auch gibt es in Großstädten Läden,
die das tun. Seit Juni 2021 ist in El Salvador der Bitcoin neben dem US-Dollar
offizielles Zahlungsmittel. Die Zentralafrikanische Republik experimentiert
seit 2022 mit Kryptowährungen als Landeswährung.
Die Gewinner sind Spekulanten und
Händler. Viele sind durch den Hype reich geworden. Das zieht wiederum neue Investoren
an. Da man im „echten Leben“ wenig mit Bitcoin kaufen kann, ist die eigentliche
Motivation für Einsteiger eine Wette auf die Zukunft. Sie kaufen in der
Erwartung, dass der Kurs steigt und jemand anderes ihnen die virtuelle Münze
zum höheren Kurs wieder abkauft.
Das ist besonders gut für die, die
früh Bitcoins geschürft oder gekauft haben. Sie haben von den heftigen
Preissprüngen am meisten profitiert.
Manche werfen dem Bitcoin deshalb
vor, er sei ein Schneeballsystem ("Ponzi scheme"),
ein Betrugssystem, in dem Besitzer von Bitcoins immer den „next greater fool“
suchen, den nächsten Deppen, der ihnen ihre Münzen für noch mehr Geld abkauft.
Richtig ist: Der Bitcoin ist
höchst spekulativ. Früheinsteiger haben tendenziell eher davon profitiert als
spätere Investoren. Der Begriff „Schneeballsystem“ führt allerdings in die
Irre. Er suggeriert, Kryptowährungen wie der Bitcoin seien in einer
betrügerischen Absicht geschaffen worden. Das stimmt so nicht.
Kryptowährungen sind im Darknet
besonders beliebt, weil viele Zahlungen anonymisiert erfolgen können. Das
bietet Raum für Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung oder Online-Erpressungen
mit sogenannter Ransomware. Die EU-Kommission nimmt deshalb in ihrem
Programm zur Bekämpfung der Geldwäsche auch Kryptogeschäfte in den Fokus. Sie
sollen künftig stärker reguliert werden.
Der Bitcoin hat einen Nachteil für
Kriminelle: Die Transaktionen hinterlassen eine sichtbare Spur in der
Blockchain. Darin wird de facto jeder Handel dokumentiert und ist nachträglich
auch nicht mehr löschbar.
Außerdem sind häufig die Daten in
der Blockchain auch mit anderen Informationen verknüpft, sodass man sich die
Identität vieler Akteure doch zusammenreimen kann. Es sei sehr schwierig,
Transaktionen „wirklich total anonym zu machen“, sagt der Landesbeauftragte für
den Datenschutz in Schleswig-Holstein, Marit Hansen .
Deshalb scheinen sich sogenannte „Privacy
Coins“ wie „Monero“ als Ausweichzahlungsmittel für Kriminelle zu
etablieren. Sie verschleiern sowohl Sender und Empfänger als auch die
Geldmenge, die zwischen beiden geflossen ist.
Ja, denn beim Schürfen wird enorm viel
Energie verbraucht. Forscher der Universität Cambridge haben
ausgerechnet, dass das Schürfen von Bitcoin jährlich 120 bis 260
Terawattstunden verbraucht – Tendenz steigend. Damit würde der Bitcoin schon im
unteren Bereich der Schätzung mehr Energie verbrauchen als alle Niederländer
zusammen. Konservativere Schätzungen gehen von 80 Terawattstunden pro Jahr aus.
Der Energiebedarf des Bitcoins
liegt daran, dass Computer überall in der Welt daran arbeiten (und darum
konkurrieren), wer als erster den nächsten Block für die Blockchain errechnet.
Es dauert immer länger, neue Münzen zu berechnen – und damit steigt auch der
Energieverbrauch.
Inzwischen halten fast nur noch
Spezialprozessoren in großen Rechenzentren bei dieser Rechenleistung mit. Viele
dieser sogenannten Mining-Farmen stehen in China, den USA oder Russland. Die
aber nutzen nur partiell Strom aus Wasserkraft und viel Strom aus
Kohlekraftwerken.
Laut Forschern aus Cambridge
stammten in den Jahren 2020 und 2021 weniger als 40 Prozent der Energie für
Bitcoin aus erneuerbaren Energien. Jüngere Schätzungen gehen von einem höheren
Anteil aus.
In der Summe ist der
Stromverbrauch ein Problem, stellt auch der Wirtschaftswissenschaftler Sandner
fest. Doch es gebe Kryptowährungen, die energieeffizienter seien. Der
Stromverbrauch der Blockchain Ethereum, auf der die Kryptowährung Ether
verwaltet wird, konnte durch eine Veränderung der Software drastisch reduziert
werden.
Der Bitcoin dümpelte jahrelang
beim Wert von wenigen Cent. 2011 pendelte er sich bei einem Euro ein. Seither
schwankt sein Wert stark: Mitte April 2021 hatte er einen Höchststand von mehr
als 50.000 Euro erreicht. Zwei Monate später war es die Hälfte. Im Dezember
2024 überschritt der Bitcoin erstmals die Marke von 100.000 US-Dollar (ca.
95.000 Euro).
„Wer bei Kryptowährungen unterwegs
ist, sprich bei Bitcoin und Co., muss sich ohnehin auf Kurskapriolen gefasst
machen“, sagt der unabhängige Kryptowährungsanalyst Timo Emden. „Das hat die
Vergangenheit schon öfter gezeigt.“ Denn Kryptowährungen steht kein realer Wert
entgegen. Ihr Preis oder Kurs an den Handelsbörsen richtet sich allein nach
Angebot und Nachfrage.
Nicht abzusehen ist, welche
Kryptowährungen wieder vom Markt verschwinden werden bzw. welche eine Zukunft
haben. Sollte eine andere Währung die Zukunft bestimmen, droht auch beim
Bitcoin der Kursverfall.
Die Kurse können auch aus
politischen Gründen stark fallen, wenn etwa Staaten den Handel mit Kryptowährungen
verbieten (wie China oder Marokko). Experten raten deswegen bei der Anlage in
Kryptowährungen Risiken zu streuen, sich gründlich zu informieren und auch in
verschiedene Kryptowährungen zu investieren.
Also: Der Bitcoin ist nichts für
schwache Nerven und ist wie andere Kryptowährungen kein Garant für
künftige Gewinne .
Sandra Pfister, Mischa
Ehrhardt, Brigite Scholtes, cp, ole
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