Schmerz Placeboeffekt (Max Lebsanft)

 

[Matthew Gregory Harris]

The placebo enigma The literal meaning of placebo is: I shall please. Placebo can be regarded as a form of treatment without demonstrable substance. (Pearce, 1995.)

Shapiro (1978) defined it as "any treatment deliberately used for non-specific psychological or psychophysiological effect". Many scientists believe that homoeopathy violates

natural laws and thus any effect produced by the treatment is purely a placebo effect. But the use of and growing belief in the effectiveness of homoeopathy is widespread and

growing among allopathic physicians  and the public, and advocates claim that there are measurable and reproducible effects over placebo. (Linde et al., 1997:834.)

It is often considered as a classic example of mind-body relation that depends on largely subconscious interactions between the doctor, the treatment process, and the patient.

Evidence shows that it depends on the patient's belief or expectation that the treatment is effective; that it often operates without deliberate intention; and, it affects physiological

and pathological processes. (Pearce, 1995.)

2.7.4.1

The clinical spectrum of  placebo reaction

It is a complex response affecting not only subjective pain and many other symptoms, but also objective signs of pathology and physiology.

The only thing learned from a placebo trial is whether or not the patient is placebo-positive. The trial is of no assistance in separating psychogenic from organic pain. (Pearce, 1995.)

2.7.4.2

What treatments act  as  placebos? The type of placebo agent is varied.

A physician's personality attributes, dress, demeanour, voice and body language, may each contribute to a marked placebo effect.

Perceived clinical interest, caring and sympathy in the attending physician similarly have considerable therapeutic impact, irrespective of the material nature of the treatment.

Placebo effects playa role in: drugs, homoeopathic remedies, acupunture, psychotherapy, biofeedback and transcutaneous electric nerve stimulators.

The benefit of placebo is often considered transient, but the effect is not always short-lived. (Pearce, 1995.)

2.7.4.3

"Pharmacological profile"

In the symptomatic treatment of pain, the degree of improvement may vary from none to complete relief.

Some patients receiving placebo respond with abrupt improvements, while others show a gradual response. The abrupt improvements occur significantly earlier in the trial and seem

less likely to persist. (Pearce, 1995.)

2.7.4.4

The use and exploitation of placebo

Individuals are not consistent in their placebo responses, and we cannot accurately predict the placebo-responder. Independently evaluated randomised controlled trials are essential

in prospective drug trials and physical treatments.

In most instances they must include a placebo component. The placebo effect is therefore a very controversial topic in the various medical professions and much has been written

on it. (Pearce, 1995.)

 

Placebo-Effekt: Ich heile mich selbst! Nicht nur Ärzte können den Placebo-Effekt nutzen, Patienten können ihn auch selbst für sich einsetzen. Eine Anleitung in drei Schritten.

[ZeitONLINE: Max Lebsanft]

Wirkung aus dem Nichts Was der Placebo-Effekt alles kann:

Mediziner nennen es den Weißkittel-Effekt: Auch wenn ein Patient eigentlich einen völlig normalen Blutdruck hat, kann allein der Umstand die Werte in die Höhe treiben, dass ein Arzt die Blutdruckmanschette anlegt. Eine aktuelle Studie aus England ergab: Führt statt des Arztes eine Krankenschwester oder ein Pfleger die Messung durch, fällt der Weißkittel-Effekt etwas schwächer .

Um eine Verfälschung der Ergebnisse zu vermeiden, sollte man sich als Patient vor der Messung fünf Minuten in einer ruhigen Umgebung entspannen oder seinen Blutdruck selbst regelmäßig zu Hause messen. Bevor der Hausarzt oder Kardiologe zum ersten Mal blutdrucksenkende Medikamente verschreibt, sollte er zudem eine Langzeitmessung über 24 Stunden anordnen, die zuverlässigere Ergebnisse liefert.

Den Blutdruck in die Höhe treiben

Schaden anrichten

Der Nocebo-Effekt gilt als böser Bruder des Placebos. 2009 untersuchten Wissenschaftler aus der Schweiz männliche Patienten mit erhöhtem Blutdruck, die das Medikament Metroprolol schluckten. Der erste Gruppe verrieten sie, dass als Nebenwirkung Erektionsstörungen auftreten können. Der zweiten Gruppe sagten sie nichts davon, der dritten verschwiegen sie sogar den Namen der Arznei. Das Ergebnis:

Im 1en Versuch hatten 32% der Männer tatsächlich Erektionsstörungen,

Im 2en Versuch 13%,

Im 3en Versuch Arm sogar nur 8%.

Placebo-Forscher empfehlen, sich mögliche Nebenwirkungen eines Medikaments von einem Arzt erklären zu lassen, dem man vertraut. Der Profi kann informieren und zugleich beruhigen.

Sportler dopen

In einer britischen Studie aus dem Jahr 2014 spritzten sich 15 Langstreckenläufer eine Woche lang täglich selbst das Mittel OxyRBX. Von den Wissenschaftlern bekamen die Probanden erklärt, das Medikament wirke wie Erythropoeitin, ein unter Sportlern bekanntes Dopingmittel. In Wahrheit handelte es sich bei OxyRBX freilich nur um eine Kochsalzlösung ohne jeden Wirkstoff. Dennoch verbesserten die Läufer in der Woche ihre Leistung signifikant: Sie rannten auf einer Strecke von 3.000 Metern im Durchschnitt 9,7 Sekunden schneller. Das Training empfanden die Sportler durch das Placebo-Medikament als weniger anstrengend, gleichzeitig stieg ihre Motivation.

 

28. November 2016 DIE ZEIT Nr. 48/2016, 17. November 2016 19 Kommentare

Placebo-Effekt: Eine Akkupunktur-Behandlung. Studien haben gezeigt: So etwas kann helfen. Nur weiß man nicht, ob es an den Nadeln liegt.

Eine Akupunktur-Behandlung. Studien haben gezeigt: So etwas kann helfen. Nur weiß man nicht, ob es an den Nadeln liegt. © Ulrich Baumgarten/Getty Images

In den USA soll auf Homöopathie-Präparaten künftig stehen: "Achtung, keine nachgewiesene Wirkung". Dagny Lüdemann, Wissen-Ressortleiterin von ZEIT ONLINE fordert das in ihrem Kommentar (hier nachzulesen) auch für Deutschland. Viele Leser schreiben uns dazu: Aber was ist mit dem Placebo-Effekt? Schließlich haben Studien gezeigt, dass homöopathische Mittel den durchaus haben können. Stimmt. Passend dazu schreibt Autor Max Lebsanft hier in ZEIT Doctor, wie uns ein bisschen Selbstbetrug gesünder macht:

Bei Heuschnupfen und anderen akuten Wehwehchen vertraut Karin Meissner auf die Heilkraft der Akupunktur - obwohl die Ärztin genau weiß, dass die Nadeln selbst nicht viel bewirken.

"Als Wissenschaftlerin ist mir klar, dass diese Methode wahrscheinlich keinen großen spezifischen Effekt hat", sagt sie. "Aber das stört mich nicht: Ich nutze den Placebo-Effekt."

Mit dem Phänomen, dass selbst wirkstofflose Pillen und beliebig gesetzte Nadeln Symptome lindern können, kennt sich Meissner bestens aus. Am Institut für Medizinische Psychologie an der Universität München hat sie sich mit der Frage beschäftigt, ob die Akupunktur besser wirkt als eine Scheinbehandlung. In Kontrollversuchen werden die Nadeln nicht nach den Prinzipien der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) auf angeblichen Energiemeridianen platziert, sondern zufällig auf der Haut verteilt. Das Ergebnis: Es besteht praktisch kein Unterschied. "Es wirkt vor allem der Placebo-Effekt", erklärt Meissner. Das heißt, die Wirkung beruht nicht nur auf dem Therapeutikum, sondern auf der Erwartungshaltung des Patienten und auf den Umständen, in denen Pillen, Nadeln oder Infusionslösungen eingesetzt werden.

Obwohl die Ärztin das weiß, ist sie ein Fan der Akupunktur geblieben - vor allem wegen der besonderen Begleitumstände der Behandlung. Die Ruhe und Geborgenheit der Praxis. Der Optimismus der Therapeutin, die sich geduldig anhört, unter welchen Beschwerden ihre Patienten leiden. Der leichte Schmerz beim Setzen der Nadeln, der sich schnell in ein wohliges Körpergefühl verwandelt. All das lässt ihre Beschwerden regelmäßig verschwinden.

Was Karin Meissner da macht, ist eine kleine Revolution. Lange Zeit lag der Placebo-Effekt vor allem in der Hand der Ärzte: Sie verabreichten Patienten gelegentlich wirkstofflose Pillen in dem Wissen, dass diese durch die reine Erwartung manchmal ebenso gut wirken wie echte Medikamente. Die Bundesärztekammer sprach sich sogar in einer Stellungnahme dafür aus, dass Mediziner den Effekt gezielt fördern sollten. Aber nicht nur Ärzte können diese Kraft nutzen, auch Patienten können den Placebo-Effekt für sich einspannen.

Die Grundlage dafür lieferte der US-Amerikaner Ted Kaptchuk, Medizinprofessor an der Harvard Medical School in Boston. In einer Studie aus dem Jahr 2010 verabreichte er Placebo-Pillen an Patienten, die unter dem Reizdarmsyndrom litten (Public Library of Science: Kaptchuk et al.,2010). Das Entscheidende daran: Den Probanden teilten die Wissenschaftler vorher mit, dass er sie mit einem Scheinmedikament behandele. Außerdem erklärte er ihnen, die Tablette wirkten allein durch das Ritual ihrer Einnahme. Tatsächlich schnitt die Gruppe, die das Placebo erhielt, im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne Behandlung signifikant besser ab. Kaptchuk hatte den offenen Placebo-Effekt entdeckt. Für den Erfolg von Scheinmedikamenten ist es also nicht zwingend nötig, dass man sie für echt hält - solange man davon überzeugt ist, dass sie helfen. Für den Patienten bedeutet das: Er kann die Sache selbst in die Hand nehmen.

Der erste Schritt zum Do-it-yourself-Placebo klingt banal, ist aber essenziell: Man sollte sich von seinem Arzt möglichst genau beschreiben lassen, was die Therapie im besten Fall bewirken kann. "Der Patient muss den Sinn einer Therapie verstehen", sagt die Neurologin Ulrike Bingel, die an der Universitätsklinik Essen den Placebo-Effekt erforscht. Oft seien Patienten schlecht informiert. Aus Sicht der Placebo-Forschung eine verschenkte Chance.

Placebo

Die Apotheke im Körper

Wie der Placebo-Effekt biochemisch genau funktioniert, ist im Moment noch Gegenstand der Forschung. Fest steht aber: Es gibt nicht nur einen Mechanismus, sondern viele, und der Effekt wirkt im Körper auf mehreren Ebenen zugleich. Ein gutes Beispiel ist die Unterdrückung von Schmerz.

Dabei schütten wir Endorphine aus, körpereigene Botenstoffe, die ähnlich wirken wie Opiate.

Außerdem ist der Neurotransmitter Dopamin beteiligt, der im Belohnungssystem des Gehirns eine große Rolle spielt. Hirnregionen, die normalerweise durch Schmerz aktiviert werden, reagieren dann weniger stark. Zugleich wird die Weiterleitung von Schmerzreizen schon im Rückenmark gehemmt.

Die Heilserwartung ist einer der zentralen Punkte, die beeinflussen, ob die Therapie erfolgreich ist oder misslingt. In Untersuchungen mit dem Opioid Remifentanil hat Bingel nachgewiesen, dass positive Erwartungen den schmerzstillenden Effekt verdoppeln können. Umgekehrt können negative Erwartungen die Wirkung fast völlig ausschalten. Ähnliche Phänomene wurden in Studien auch für Präparate belegt, die auf die Abwehrkräfte und das Herz-Kreislauf-System wirken.

In ihrem Buch Heilung von innen schlägt die amerikanische Medizinerin Jo Marchant vor, innere Bilder zu erzeugen, sich die Verbesserung der Beschwerden ganz konkret vorzustellen. Wie die Wunde langsam verheilt oder wie man nach dem Abklingen der Knieschmerzen endlich wieder befreit laufen geht.

Geteilter Schmerz ist halber Schmerz"

Beim zweiten Schritt wird es kuschelig. Neben der Heilserwartung spielt nämlich auch das Verhältnis des Patienten zum Arzt oder Therapeuten eine große Rolle. Es lohnt sich, Zeit in die Suche nach einem Mediziner zu investieren, dem man vertraut. "Wenn das Bauchgefühl nicht stimmt, sollten Sie sich überlegen, ob Sie nicht besser woanders hingehen", sagt der Medizinhistoriker Robert Jütte, der im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer sitzt. Das gelte ganz besonders für Patienten mit Erkrankungen, bei denen die Psyche eine große Rolle spielt - wie beim Reizdarmsyndrom und bei Rückenschmerzen. Als Suchstrategie empfiehlt Jütte das Einholen von Empfehlungen im Freundeskreis. "Wenn Menschen, denen man vertraut, bereits Vertrauen zu einem Therapeuten haben, überträgt sich das", erklärt der Medizinhistoriker. Überhaupt ist freundschaftliche Unterstützung einer der stärksten Aktivatoren des Placebo-Effekts. Dann wird im Gehirn vermehrt das sogenannte Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet und entfaltet unter anderem dort seine Wirkung - ganz im Sinne von "geteilter Schmerz ist halber Schmerz".

Beim dritten Schritt wird es etwas esoterisch: Studien haben gezeigt, wie Rituale den Placebo-Effekt schüren. Manfred Schedlowski, Professor am Institut für Medizinische Psychologie der Universität Essen, ließ Probanden zum Beispiel eine Woche zusätzlich zu einem Medikament ein grünes, wirkungsloses Getränk schlucken. Im zweiten Schritt setzten sie das Medikament ab und tranken ausschließlich die grüne Flüssigkeit. Die Frage: Hat sich die Wirkung des Medikaments auf die Flüssigkeit übertragen? Tatsächlich konnte Schedlowski dies bei dem Immunsuppressivum Cyclosporin feststellen. Im Blut zeigten sich biochemische Prozesse, als hätte der Patient die echte Arznei geschluckt. Allerdings lag die Wirksamkeit nur bei 30 bis 40 Prozent des Originals.

Feste Rituale bei der Einnahme können also die Wirksamkeit von Medikamenten steigern. Andersherum dürfte es für den Placebo-Effekt kontraproduktiv sein, Tabletten im Stehen, schnell und ohne Wasser herunterzuwürgen. Stattdessen sollte man sich bewusst machen, was man gerade für seine Gesundheit tut. Zum Beispiel indem man Medikamente immer zur gleichen Tageszeit schluckt, mit einer speziellen Musik oder eben einem besonderen "PlaceboTtrunk". Man muss seine Pillen ja nicht gleich anfeuern, wie es einer der Experten in Jo Marchants Buch tut. Aber man kann es.

 

 

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