Ammonium carbonicum Anhang

 

Gemüt: Frau: übergewichtigen/erschöpft von der vielen Arbeit und traurig. Zum Weinen zu Mute (in der kalten Jahreszeit). Bei schlechtem Wetter verfällt leicht in Melancholie. Am 1en Tag

der Menses Durchfall. + fast immer von sehr starken Bauchkrämpfen/Zyklus ist meistens viel zu kurz.

Eher kräftig, leicht erkältet. Hang zum Chaos. Vergesslich/Unordnung. Tagsüber MÜDE/fehlt die Energie.

GeruchsempfindLICH und neigt dazu in Ohnmacht zu fallen.

Kind: eher ängstlich und STUR; gehorcht selten. Eher gemütlich und UNordentlich. Wäscht sich nicht gerne gründlich (Katzenwäsche). Nachts einen verstärkten Harndrang, wobei es

passieren kann, dass sie nicht erwachen und ins Bett urinieren. Auffallend sind dabei die großen Mengen an Urin.

Körper: Kopfschmerz klopfend, pochend. Muss sich Warmes um den Kopf legen/mit der Hand auf die schmerzende Stelle drücken.

Erkältungsneigung: dauerhafte Schnupfen. Nase verklebt, und es fällt schwer, durch die Nase zu atmen. Nase so trocken, dass sie beim Gesichtwaschen sofort zu bluten anfängt

(wäscht sich nur ungern das Gesicht).

Geschmack: Nahrung/Trinken sauer/metallisch. Zähne: häufig sehr locker, zusammenbeißend schmerzt der Kiefer.

Wenn sie sich verkrampfen, pressen sie ihre Zähne fest aufeinander (knackt im Ohr/bei großem Ärger/bei Anstrengung und Konzentration passiert dies häufig unbewusst).

Schleimhäute trocKEN. Sekrete wie Speichel, Nasenausfluss etc. sind scharf und machen die umgebende Haut wund. Lippen rau, aufgeplatzt und brennen.

Husten trocKEN ein sehr trockener Reizhusten, wie auch der Schnupfen. Nachts um 3 h. große Atemnot und Brennen in der Brust wie Feuer. Die betroffene Person hat Probleme beim Treppensteigen, und häufig kommt Belastungsasthma vor. Einen Hustenanfall wenn von draußen in ein geheiztes Zimmer tritt.

FrosTIG. Hände teilweise sogar bläulich verfärbt. Herzschwäche. Das Leben pulsiert sehr schwach in ihren Adern.

Verlangt sich ständig zu dehnen. Oft Wadenkrämpfe und schmerzende Gelenke. > Schmerz/Wärme/Strecken.

Allgemein: GROßen Appetit (Süßes). Kann nie große Mengen auf 1x essen. Viel eher den ganzen Tag über Kleinigkeiten essen.

EmpfindLICH nasskaltem Wetter. Wasser abgeneigt. Bei Atembeschwerden hilft ihnen die frische Luft.

<: morgens  3 - 4 h./abends;

>: liegend auf die schmerzhafte Stelle/Druck/schönes trockenes Wetter/Bettwärme;

 

[Joy Lucas]

the clouds here are of fear, anxiety, excitement and abuse. Awake in the morning burdened with guilt, this anxiety rises to fear later in the morning, “As if some misfortune will take place”, then

back to more anxiety in the late afternoon. By evening they are dwelling on all the things that others have done to displease them until finally they become abusive and angry at someone. Scholten says it is the father. Sometimes the father has died and they can do nothing about an unresolved problem with the relationship and this is why they harbour the past and have delusions of dead people. A lack of love can certainly be the aetiology.

Whether it is the father or not, there is grief, guilt and blame all combusting inside until it comes out as hate. Sometimes this hate is sublimated into various other outlets – sadness, extravagance,

a refusal to speak, chaos, confusion (this remedy also makes a lot of calculating errors), insanity, laziness, heedless daring, they reveal their secrets during sleep, they take to a religion for solace.

On the physical plane an outlet is provided by haemorrhage.

Quite a heavy cloud then. In fact, cloudy days make them so much worse, but neither can they tolerate the shaking up of a storm. They are under oxygenated, they need a breath of fresh air, they

are trapped inside the test tube of ammonia in distilled water. They refuse to wash and become unclean – cannot bear to be near the water or mixed with it. They are lazy (you might mistake then

for Sulphur), the most they can manage is stretching the limbs as a way of extending themselves out of the test tube. Constricted in this way it is understandable that heart symptoms prevail and oppressed breathing, the nose gets blocked and they snore. Because of the lack of oxygen they are always sleepy and chilly. When cold and damp there is collapse and when hot and fiery they are expansive.

One can recognise a typical teenager - heedless and disobedient, morose and ill humoured, rebellious, disorganised, blames others, hates washing, wants to escape the family, resentful, discontented, desires junk food, envy (feel they have had a raw deal).

A curious symptom - “As if teeth are loose when walking”.

 

[Georgos Vithoulkas]

Die essentiellen Merkmale:

Dies ist ein komplexes Mittel und zugleich eines, das sehr wenig verstanden und daher selten angewandt wird. Zweifellos wird man dazu neigen, stattdessen eines der Kali-Mittel, besonders Kali-c. o. Ant-t. o. Carb-v. zu verschreiben.

In seiner Symptomatologie scheint es sehr komplex zu sein, viele Bereiche pathologischer Zustände abzudecken, und dennoch ist es in seiner Einzigartigkeit schwer zu erfassen.

Kent: „tief wirkendes, ein konstitutionelles Mittel, ein Antipsoricum“.

Zu dem Begriff „konstitutionelles Mittel“, den Kent hier benutzt, sind meines Erachtens einige Anmerkungen nötig.

Wenn dieser Begriff im unterscheidenden Sinne gebraucht wird, wenn also gemeint ist, dass dieses bestimmte Mittel, anders als andere Arzneien, ein konstitutionelles Mittel ist, das tief wirkt, halte ich ihn für falsch.

Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass alle Mittel konstitutionelle Mittel mit entsprechend tiefer Wirkung sein können, wenn sie wirklich, im Sinne des Ausdruckes „Simillimum“ in unserer Terminologie, angezeigt sind

Und dementsprechend angemessen verordnet werden.

Alle Mittel können auf einer oberflächlichen Ebene verschrieben werden, gemäß der gesamten Veranlagung, und können dann als konstitutionelle Mittel bezeichnet werden.

Das Merkwürdige ist, dass man oft zunächst „oberflächlich“ verschreiben muss, bevor man zum wirklich konstitutionellen Mittel durchdringen kann. Ich glaube, dass Kent die gleichen Gedankengänge hatte, wenn er von einem konstitutionellen Mittel sprach. Es sind eher seine Nachfolger, die ihn manchmal missverstanden haben und damit eine gewisse Verwirrung in Bezug auf

die Bedeutung des Begriffes „Konstitutionsmittel“ gestiftet haben.

Am-c. schlaff und fettleibig veranlagt sind, dem Syndrom sehr ähnlich, das wir heutzutage häufig bei den Patienten sehen, die Cortison einnehmen. Gesicht blass, aufgetrieben und gedunsen, das Gewebe ist auffallend weich.

Diese Schlaffheit und Weichheit scheinen bei Am-c. – Patienten zu überwiegen.

Es sind fettleibige Menschen mit schwachem Herzen und einem noch schwächeren Atemsystem. In Fälle von Herzleiden, Angina pectoris, Herzvergrößerung, Herzversagen etc. beobachten, und

„Als ob  das Herz ganz allgemein in einem instabilen Zustand ist“. Der Patient fühlt sich entkräftet, und jede Bewegung erzeugt ein heftiges, beinahe hörbares Herzklopfen, das ihn zwingt, sich hinzulegen, und mit großer Todesangst verbunden ist. Er muss die ganze Zeit ruhen, um sich wohlzufühlen; die geringste Anstrengung erzeugt dieses heftige Herzklopfen mit einem Gefühl von Entkräftung und einer Empfindung, als ob er ersticken würde.

Aber diese Symptome können mit oder ohne einen deutlich pathologischen Herzbefund auftreten. Es handelt sich einfach um eine Herzschwäche, die bei diesem Mittel frühzeitig auftaucht, doch

das gleiche Mittel mit den gleichen Symptomen wird auch für schwere pathologische Zustände nützlich sein, wie z.B. in den letzten Stadien von Lungenentzündung mit Herzversagen. Es sollte bei akuten Lungenödemen in Betracht gezogen werden.

Kent: „Man beobachtet ‚Herzversagen’, wie es in der Literatur der alten Schule (Allopathie, G.Vithoulkas) erwähnt wird. Dort heißt es, der Patient habe gute Fortschritte gemacht, sei jedoch schließlich an Herzversagen gestorben. In sehr vielen Fällen könnte Am-c. lebensrettend sein, wenn es rechtzeitig verabreicht würde.“

Normalerweise beobachtet man bei einer Symptomatologie dieser Art Anzeichen von Zyanose.

Leider ist das Sterben den Menschen in unserer westlichen Medizin nur unter allopathischer Behandlung gestattet, sodass homöopathische Ärzte gar nicht die Möglichkeit haben, so schwere Pathologien mit homöopathischen Mitteln zu behandeln. Daher können wir die Erkenntnis unserer Mittel nicht wirklich voll entwickeln, und es wird sehr

lange dauern, bis ihre vollständige Pathogenese erkennbar und verlässlich sein wird.

Am-c. erzeugt Atemnot, die durch eine Herzschwäche ausgelöst wird, und daher liegt es nahe, dass Herzasthma auftreten kann, aber es hat sich ebenso bei Bronchialasthma mit schwerer Pathologie, wie z.B. Emphysem, als nützlich erwiesen.

Nehmen wir einen Fall mit folgendem Bild an:

Der Patient ist in arger Bedrängnis, mit Erstickungsgefühl beim Atmen und sehr geräuschvollem Luftholen, Zyanose der Lippen, der Nase und sogar der Fingerspitzen, er sieht ängstlich aus und hat das Gefühl, etwas Schlimmes stehe bevor. Die Stimme des Patienten ist sehr schwach, matt und heiser, die Nase ist kalt, obwohl Körper und Füße sich warm anfühlen, und der Puls ist extrem schnell und schwach. Denken Sie an Am-c. nicht an Carb-v. oder Ant-t.

Asthmatische Patienten müssen sich ungeheuer anstrengen, um auch nur ein paar Treppenstufen zu steigen, ihr Zustand << im warmen Zimmer, und > atmen an der frischen, sauberen Luft besser atmen. Leiden am meisten unter der Luftverschmutzung durch die Autoabgase in großen Städten leiden.

In diesen Fällen von Störungen der Atmungsorgane wird man Patienten mit einer langen Vorgeschichte von wiederholten Anfällen von Erkältung begegnen, wiederholtem Schnupfen mit scharfem Katarrh aus der Nase, die nachts im Bett vollkommen verstopft ist. Der Patient wacht häufig auf, weil er nicht imstande ist, zu atmen. Die Erkältungen wandern den Hals hinunter und setzen sich schließlich in den Bronchien fest, wo ein trockener, kitzelnder Husten auftritt, fast immer in Verbindung mit Heiserkeit und sehr starker Beklemmung, die auf eine Ansammlung zähen, klebrigen Schleims in der Brust zurückzuführen ist.

Diese Erkältungen treten Jahr für Jahr häufiger und stärker auf, mit der Folge, dass die Brust geschwächt wird. Dies kann dazu führen, dass die Erkältung sich schließlich in den Bronchien festgesetzt und von dort nicht mehr wegzubringen ist; dann beginnt die Dyspnoe. Es besteht eine sehr schwer auszuwerfende Ansammlung von Schleim, bis zum Schluss das Emphysem so groß wird, dass man nur noch eine ausgeprägte Dyspnoe ohne Husten, ohne Rasselgeräusche feststellen kann.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass man einen Am-c. – Fall erst als solchen erkennt, nachdem man jahrelang andere Mittel verschrieben hat, etwa All-c. Ars. Dulc. Arum-t. Carb-v. Ant-t. Kali-c., jeweils mit geringem/partiellem Erfolg.

Ein bedeutendes Charakteristikum dieses Mittels ist, dass alle Absonderungen scharf und ätzend sind. Sie verhalten sich wie Ammoniak selbst in seiner Rohform, das immer einen stechenden Geruch ausströmt.

Am-c. scheidet Säure aus, sowohl körperlich als auch geistig. Der Speichel wird ätzend und macht die Lippen wund, die in den Mundwinkeln und in der Mitte rissig werden. Die Augenlider eitern und werden trocken durch die wundmachenden Flüssigkeiten aus den Augen. Der Stuhl ist ätzend und macht den Anus wund. Menstruationsfluss/Leukorrhö/Absonderungen von Geschwüren sind scharf und ätzend und lassen weiblichen Geschlechtsorgane bzw. die Gegend um das Geschwür herum wund werden.

Das Zahnfleisch geht zurück, blutet und wird porös, die Zähne lockern sich und fallen aus.

Die Nase blutet schnell beim Waschen des Gesichts und der Hände, sowie beim Essen.

Wegen seiner Tendenz, Blutungen auszulösen, sollte Am-c. bei Tuberkulose in Erwägung gezogen werden.

Die Mandeln und der Hals vereitern leicht.

Haut: Ein weiteres Charakteristikum ist die Wirkung auf die Haut. Tendenz, dunkelrötliche Ausschläge hervorzurufen: Der Körper ist rot, wie mit Scharlach überzogen. Maligner Scharlach mit tiefem Schlaf, röchelnder Atmung und Aufschrecken aus dem Schlaf. Erysipel. Schlangenbisse.

Kent: „es verursacht schnelle Blutveränderungen, es bringt den gesamten Organismus durcheinander, und es erzeugt eine scorbutische Verfassung…..Zu diesem Mittel gehören Blutungen von schwarzem Blut, häufig von flüssigem Blut, das nicht gerinnt….Das Blut ist dunkel und weist auf schwere Störungen im Blutkreislauf hin. ….Wenn man die Erscheinung von Menschen, die von Schlangen gebissen wurden, mit der Pathogenes dieses Mittels vergleicht, so stößt man dabei auf große Ähnlichkeit. Es ist allgemein bekannt, dass dieses Mittel wiederholt bei Schlangenbissen angewandt wurde. …Man sollte es nicht als ein Antidot per se geben, sondern,

wenn es angezeigt ist bei Blutvergiftungen, und Bissen von Tieren mit Infektionen, mit einer Neigung zu schwarzen, flüssigen Blutungen, wie bei Elaps.

Ein weiterer Aspekt von Am-c. ist die Erschöpfung, die durch Herz- oder Atembeschwerden bedingt ist. Es handelt sich um eine ungeheure Erschöpfung. Die Patienten versuchen aus dem Bett aufzustehen und fallen gleich wieder hinein, das Herz pumpt sehr stark, und bei Fällen von Herzbeschwerden und Lungenemphysem besteht eine unbeschreibliche Müdigkeit. Der Patient hat Dyspnoe, kann den offenbar vorhandenen Schleim nicht auswerfen, Atmen ist praktisch unmöglich.

Erschöpfung Anfang Menses. Sie geht einher mit Erbrechen und Durchfall, Kälte des Körpers, blauer Verfärbung der Haut und Dyspnoe.

Am-c. – Kann kaltes Wetter, vor allem, wenn es auch nass und stürmisch ist, nicht ertragen. Sobald ihr Körper irgendwie nass wird, fühlen sie sich unwohl. Infolgedessen entwickeln sie eine Abneigung dagegen, ein Bad zu nehmen, und werden schließlich unreinlich. Ihre körperliche Ungepflegtheit scheint sie nicht zu stören; anscheinend ist mangelnde Sauberkeit für sie leichter zu ertragen als die Verschlimmerung ihres Zustandes, unter der sie durch Wasser zu leiden haben. Wenn man sich über diese Unreinlichkeit Gedanken macht, sollte man aber nicht vergessen, dass sie mit diesen Atembeschwerden leben müssen; sie können sich leicht erkälten und sie wissen, dass Baden ihre Probleme mit der Luft verschlimmert. Sie spüren, dass ihr Herz schwach ist und leicht versagen kann, und unter diesen Umständen haben sie das Gefühl, dass kaltes Wetter oder kaltes Wasser sie umbringt. In dieser Hinsicht ähnelt Am-c. Rhus-t.; die Ähnlichkeit bezieht sich auch auf die Tatsache, dass beide Knochenschmerzen haben, die < bei kaltem Wetter, sowie chronische Verstauchungen und Kontrakturen der Kniesehnen.

Um die geistigen und emotionalen Zustände von Am-c. zu verstehen, muss man die körperliche Verfassung, in der die Patienten sich befinden, mit berücksichtigen.

Ich würde dieses Mittel bei rein psychischen Störungen nicht verschreiben, weil wir bisher über kein klar abgegrenztes geistig-psychisches Bild dieses Mittels verfügen. Allerdings haben einige grundlegende Charakteristika seiner Mentalität und Psychologie.

Grundsätzlich müssen wir die Psychologie der Am-c. – Patienten und ihre Entwicklung unter dem Gesichtspunkt der scharfen, beißenden Absonderungen betrachten, die wir oben erwähnt haben. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir es mit einer Person zu tun haben, die unter all ihren Erkältungen, Schnupfen, Atembeschwerden, Husten usw. außerordentlich leidet, zudem ein Schwächegefühl im Herzen hat und sich zugleich wegen ihrer steifen Sehnen usw. in ihren Aktivitäten eingeschränkt fühlt. Unter diesen Umständen entwickelt der Am-c. – Patient einen bissigen Charakter im Kontakt zu anderen. Er wird reizbar, unfreundlich und oftmals beleidigend.

Er hat schlechte Laune, eine Tendenz, sauer zu sein, wird verdrießlich und still und antwortet nicht auf Fragen. Wenn er andere sprechen hört, geht es ihm noch schlechter, und er ist überempfindlich gegen jede Art von Kritik, nicht nur gegen sich selbst, sondern auch gegen andere. Er wird eigensinnig und befolgt ungern Anweisungen.

Eine Alternative zu diesem Gemütszustand kann Gleichgültigkeit sein.

Es sind Menschen, die nicht leicht etwas mit anderen teilen können, besonders nicht ihre Emotionen. Sie sind nicht zum Reden aufgelegt und sehnen sich danach, still und schweigsam zu sein, vor allem während der Regel.

Ihre Haltung scheint zu sagen: ‚Lassen Sie mich doch bitte in Ruhe.’

Es kommt zu übermäßiger Wut und zu Jähzorn, besonders bei Kopfschmerzen. Und die Patienten bekommen wirklich starke Kopfschmerzen, die sich auf die Stirn konzentrieren – noch spezifischer: auf die Nasenwurzel. Kopfschmerzen, die sich anfühlen, als würde der Kopf zerspringen. Auch bei kaltem und nassem Wetter und während der Abendstunden sind sie reizbar.

Im Allgemeinen handelt es sich um schüchterne Menschen, die sich zurückhalten und Menschenansammlungen meiden. Sie können sich nur in einer Diskussion ereifern, die unter vier Augen über ein Thema geführt wird, das ihnen gefällt. Sie neigen dazu, zu glauben, dass sie kein Glück haben, dass irgendwann ein Unglück eintreten wird.

Ein anderer Aspekt dieses Mittels ist die hysterische, zur Ohnmacht neigende Frau.

Am-c. scheint für Eindrücke empfänglich zu sein. Ihr Unterbewusstsein ist mit dem beschäftigt, was tagsüber nicht zu Ende geführt wurde, mit Dingen, die sie hätten sagen sollen, aber nicht gesagt haben, und nachts reden sie im Schlaf ziemlich deutlich und offenbaren dabei Dinge, die eigentlich als Geheimnisse betrachtet hatten. Sie äußern tatsächlich Gedanken, die sie in wachem Zustand nie mitteilen würden. Bei vielen Gelegenheiten wachen sie mit Schrecken auf, entsetzt.

Das Gefühl eines drohenden Unglücks manifestiert sich vor allem morgens, während sich abends eine eigenartige Angst und Furcht einschleicht, bei der ihnen zum Weinen zumute ist. Sie werden traurig, deprimiert und fühlen sich elend, vor allem bei bedecktem und nassem Wetter.

Morgens sind sie schlecht gelaunt. Sie neigen zum Weinen, besonders morgens beim Aufstehen, und sie weinen wirklich viel. Diese weinerliche Stimmung bessert sich zum Abend hin.

Manchmal steht ihnen der Sinn nach einem Spaziergang, aber durch das Laufen geht es ihnen schlechter, und all ihre traurigen Erinnerungen steigen in ihnen auf, Dinge, die sie in der Vergangenheit geärgert haben, und infolgedessen werden sie deprimiert und mutlos.

Schließlich werden die intellektuellen Fähigkeiten der Patienten beeinträchtigt. Beim Denken verlieren sie den Faden; sie haben Konzentrationsschwierigkeiten. Sie werden missmutig, ihr Gedächtnis wird schwach, sie werden geistesabwesend. Sie machen Fehler beim Rechnen, Sprechen und Schreiben. Sie benutzen falsche Worte.

Wenn man es mit einem solchen Fall zu tun hat und ihn lange mit den falschen Mitteln behandelt, wird man diesen ganzen Degenerationsprozess beobachten und sich nicht imstande fühlen, ihn aufzuhalten.

Die verabreichten Mittel wirken nur oberflächlich und lindern, gehen aber nicht tief genug, um die erwünschte Besserung zu bringen. Plötzlich erkennt man seinen Irrtum, und sobald man es mit Am-c. versucht, sieht man, welch erstaunliche Änderungen eintreten können. Menschen, die beinahe Invaliden waren, können nun neue  Lebenszuversicht bekommen.

Am-c. hat kein übermäßiges sexuelles Verlangen, sind aber sehr empfänglich für sinnliche Eindrücke. Ihre Phantasien können leicht angeregt werden.

Man kann hysterische Reaktionen auf sexuelle Stimulationen beobachten, die von einer Empfindlichkeit der weiblichen Klitoris herrühren. Doch wenn die körperlichen Beschwerden wirklich lästig werden, geht jegliches Interesse am sexuellen Verkehr verloren. Frauen können sogar eine regelrechte Abneigung gegen Sex entwickeln, während Männer zwar noch Erektionen haben können, das Verlangen jedoch verlieren. Von den älteren Männern meiner Am-c. – Patienten waren die meisten nicht verheiratet. Das kann natürlich auch Zufall sein, ich sehe es jedoch als erwähnenswert an.

Die Unreinlichkeit, die Abneigung, sich anderen auf einer emotionalen Ebene mitzuteilen, die Neigung, allein und ohne Verpflichtung zu leben (wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes), das ständige Leiden, das durch die schwache Atmung und das schwache Herz bewirkt wird – das sind einige der Gründe, die für die Entscheidung ausschlaggebend sein könnten, nicht zu heiraten.

 

[Vithoulkas/Dr. Retzek]

Bei einem Streifzug durch kleine Schriften des P. Sankarans stieß ich auf eine lebendige und überzeugende Beschreibung von Ammonium-carbonicum. Da dieses Mittel in aktuellen Publikationen kaum erwähnt wird, überraschte mich das große, vielseitige und komplexe Bild, das sich bei Literatur-Recherchen ergab. Gleichzeitig konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß nur wenige Autoren wirkliche Erfahrung mit diesem Mittel gemacht hatten. Die Plus-Minus Darstellung wichtiger Geist-Gemüts-Rubriken zeigt jedoch ein sehr eindrucksvolles und charakteristisches Bild dieses “großen” und “tiefwirkenden konstitutionellen Mittels” (Kent).

Chemie

Ammoniumsalze ähneln in ihrer Löslichkeit und auch in ihren Strukturen den entsprechenden Kalium und Rubidiumsalzen, da die drei Ionen K+, NH4+ und Rb+ vergleichbare Hydrationsenergien und Radien besitzen.

Diese Ähnlichkeit zeigt sich auch im Arzneimittelbild. Ammoniumcarbonat (NH4)2CO3 wird technisch durch Einleiten von Kohlendioxid in Ammoniakwasser

            2NH3 + CO2 + H2O –>  (NH4)2CO3

oder durch Erhitzen eines Gemisches von Ammoniumsulfat und Calciumcarbonat (Kreide, Kalk) gebildet:

            (NH4)2SO4 + CaCO3 -> (NH4)2CO3  + CaSO4 (Gips)

Das beim letzten Verfahren absublimierte Salz enthält außer dem normalen Ammoniumcarbonat noch Ammoniumhydrogencarbonat und Ammoniumcarbaminat (eine Vorstufe des Harnstoffes). Das im Handel erhältliche “Hirschhornsalz” (Riechsalz) besteht zur Hauptsache aus Ammoniumhydrogencarbonat und Ammoniumcarbaminat.

Beim Aufbewahren an der Luft geht das Ammoniumcarbonat unter Abspaltung von Ammoniak in Ammoniumhydrogencarbonat über (NH4HCO3); bei etwa 60° zerfällt dieses unter weiterer Ammoniakabspaltung in Kohlendioxid und Wasser.

Dieser Exkurs in die Anorganische Chemie weist auf die relativ komplexe und von Alter, Luftfeuchtigkeit und Temperatur abhängende Zusammensetzung des Ausgangsstoffes unseres potenzierten Am-c., dem Riechsalz hin.

Es sei in diesem Zusammenhang noch angeführt, das Ammonium (NH4+) als wichtigstes Gegenion bei der renalen Ausscheidung überschüssiger Säuren, das Bicarbonat (HCO3-) als wichtigstes Puffersystem im Blut dient.

Es darf also angenommen werden, daß durch potenziertes Ammoncarbonat der Säure-Basen Stoffwechsel angeregt wird.

 

In vielen Arzneimittellehren wird daher wohl nicht zufällig Am-c. als großes Reaktionsmittel, bezeichnet. “Ammonim carbonicum scheidet Säuren aus” (Vithoulkas/Kent). Die Ähnlichkeit zu Sulph. hinsichtlich der Anregung des eigenen Stoffwechsels ist dabei augenfällig und die Grundlage der “Reaktions-Wirkung”, den erstarrten Organismus einer dynamischer Beeinflussung wieder zugänglich zu machen, wohl darauf zurückzuführen.

Arzneimittelprüfungen

In den Chronischen Krankheiten, Band 1 findet sich die ausgiebige Prüfung Hahnemanns (mit 6 Mitarbeiter, 789 Symptome). Hahnemann gibt genaue Herstellungsanweisungen:

das resublimierte Salz wird bis zur C3 trituriert und erst dann flüssig weiterpotenziert, ein Vorgang, den Hahnemann in seinen späten Jahren ausschließlich und bei allen Arzneien angewandt hat.

Wird als “sehr gutes, kuratives Anti-Psorikum in chronischen Fällen” beschrieben.

T.F. Allens Encyclopädie: listet 1010 Symptome von 20 Prüfern. Die Arznei wurde aus einer 10% wässrigen Lösung des Salzes hergestellt!

J.T. Kent: “Am-c. ist ein tief wirkendes konstitutionelles Mittel, ein Anti-Psorikum”. Zahlreiche scharfe, wundmachende Ausscheidungen (Speichel/Tränen/Stuhl/Leucorrhoe/Menses/Ausscheidung von Ulcera), hämorrhagische Diathese (schwarzes, flüssiges, nicht gerinnendes Blut aus Nase, Uterus, Blase & Eingeweide).

“Das Herz scheint starken Bezug zu Am-c. zu haben: hörbare Palpitation mit großer Erschöpfung, Asthma cardiale < jede Bewegung.”

Schwäche, Erschöpfung, schwaches Herz, muß im Bett liegen wegen Herzklopfen und Atemnot bei jeder Bewegung.

Kent beschreibt eine Patientin mit genau diesen Symptomen: von einem Neurologen eine sechswöchige “Rastkur” verordnet aus der sie sich offensichtlich nicht mehr erheben konnte. Zugezogene Herz-, Lungen- usw.

Spezialisten konnten keinen organischen Schaden finden. Nachdem Kent konsultiert wurde und er mit diesen vagen Angaben Am-c. verordnet hatte, kletterte sie wieder auf Berge.

Dyspnoe, vorallem kardial, aber auch Asthma mit dem eigentümlichen Symptom der Verschlimmerung im warmen Raum bis zum Ersticken, muss hinaus in die kalte Luft gehen (obwohl sonst < kalte Luft).

Beschwerden besonders um 3 h.: Husten, Schwäche, Erschöpfung, Palpitation, kalter Schweiß und Dyspnoe (Kali-c.).

Patienten, die sich unter Therapie gut entwickeln aber an plötzlichem Herzversagen verscheiden.

Brust voll Schleim, schwer herauszuhusten, starkes Rasseln. “Ein gutes Palliativum in den letzen Stadien der Schwindsucht. Eine Dosis Am-c. bei starker Kälte, Erschöpfung und Schwäche in der Brust”.

Die Schwäche von Stann-met. mit der Schleim von Ant-t.

Angaben zum Einsatz bei septischen Erkrankungen (Erysipel, maligner Scharlach, Typhoid, Diphterie) gehen wohl auf den damals geübten allopathischen Einsatz des Mittels in pharmakologischer Dosis bei diesen Zuständen zurück.

“Wenn unter der Behandlung einer schweren Erkrankung Karbunkel oder Erysipel auftreten [Septikopyämie] und dabei aber keine Erleichterung für den Patienten eintritt, besteht Gefahr . Man braucht sofort ein Mittel. …

Am-c. ist eines der Mittel um das Fortschreiten dieses Prozesses einzudämmen.”

“Kann mit seiner Morgen-Verschlimmerung, Erschöpfung, Herzklopfen, schwarzen Blutungen, Sepsis.x und speziellen Kopfschmerz, die Lach. ähneln, wirkt aber antidotisch !” Oft bei Schlangenbissen eingesetzt.

Hörstörungen. Viele Augensymptome, konstitutionell eingesetzt konnte er Katarakt heilen [in “Entsäuerungsliteratur” habe ich Angaben zur Heilung des grauen Stars durch “Entsäuern” gefunden].

Baden verursacht vielerlei Beschwerden, Nasenbluten vom Gesichtswaschen. Viele Halsbeschwerden, erinnern auch an Lach.

Ein wichtiges eigentümliches Symptom: Gefühl der Wundheit in den Beckeneingeweiden, als ob alle inneren Teile roh wären (während Menses).

J.H. Allen´s (die Miasmen): man kann es bei hysterischen Beschwerden vor Lachesis in Erwägung ziehen. “Dies ist ein echtes pseudo-psorisches [tuberkulöses] Mittel”. “Das Mittel ist feindlich gegenüber Lach.”

(S.87, Kap. Dysmennorrhoe). “Schläft am Tage und nicht in der Nacht” (S. 166, Kapitel Fluor).

G. Vithoulkas: Am-c. ist sehr komplex und wenig verstanden und daher selten angewandt, stattdessen Kali-c. Ant-t. Carb-v. verschrieben wird.

Schlaffe und fettleibige Menschen (Cortison-Patienten) mit schwachem Herzen und noch schwächeren Atemsystem. Erschöpfung und unbeschreibliche Müdigkeit. “Der Patient ist in arger Bedrängnis, mit Erstickungsgefühl

beim Atmen und sehr geräuschvollem Luftholen, Zyanose der Lippen, der Nase und sogar der Fingerspitzen, er sieht ängstlich aus und hat das Gefühl, etwas Schlimmes stehe bevor. Die Stimme des Patienten ist sehr schwach, matt und heiser, die Nase ist kalt, obwohl Körper und Füße sich warm anfühlen, der Puls ist extrem schnell und schwach. In einem solchen Fall sollte man an Am-c. denken, und nicht an Carb-v. o. Ant-t.

Affektionen der Atmungsorgane mit langer Vorgeschichte, (scharfer) Schnupfen, rezidivierenden Erkältungen, die sich schließlich in den Bronchien festsetzen, mit schwer auszuwerfenden Ansammlungen von Schleim bis zum Schluss das Emphysem so groß wird, dass nur noch eine ausgeprägte Dyspnoe ohne Husten oder Rasseln festgestellt werden kann ! “Eines der besten Mittel bei Emphysem mit Zyanose”.

Absonderungen scharf und ätzend. “Am-c. scheidet Säuren aus”.

Kaltes (nasses und stürmisches) Wetter ist unerträglich. Unwohl bzw. < Nässe. Schlimmste Zeit zwischen 3 - 4 h.

“Wir haben bisher kein klar abgegrenztes geistig-psychisches Bild dieses Mittels.” Vithoulkas zeichnet nicht destotrotz aus einigen der vorhandenen Geist-Gemüts-Symptome und anderen Charakteristika (“beißende Ausflüsse”) ein Bild, das etwas konstruiert wirkt:

durch Schwäche, Herzbeschwerden usw. eingeschränkt, entwickelt der Patient einen bissigen Charakter. Reizbar, unfreundlich, beleidigend, leicht “sauer”. Überempfindlich gegen Kritik. Eigensinnig, eine Haltung von ‘Lassen Sie mich doch bitte in Ruhe’. Wut und Jähzorn, besonders bei Kopfschmerz (Nasenwurzel!), kalt-nassem Wetter oder abends. Wasser verschlimmert, daher unreinlich und ungepflegt, was zum Problem mit anderen Mitbewohnern werden kann. “Von den älteren Männern unter meinen Am-c. Fällen waren die meisten nicht verheiratet.”

Das Gupta: “Starke Aversion gegen Wasser und allgemeine Unsauberkeit”. “Wurde erfolgreich bei Rauchgasvergiftung eingesetzt” (dazu Orginalsymptom 61, CK: “Drückendes Gefühl in der Stirn, wie von Kohle-Gas”).

“Lokal angewendet ein ausgezeichnetes Mittel gegen Insektenstich”.

Gallavardin: “Am-c. ist ein Mittel für Patienten, die Urin oder Fäces zu jeder Zeit oder an jedem Platz von sich geben und deren Manie oder Idiotie durch extreme Unsauberkeit gekennzeichnet ist” (gefunden in Fayazuddin, Peculiar and Characteristic Symptoms).

Bannerjee: starke uterine Hämorrhagie begleitet von “quälendsten Herzbeschwerden”. Blutung wurde mit Am-c. 200 sofort gestoppt. Schließlich verschwanden langsam auch die Herzprobleme. Eines der führenden Mittel für Schlangenbisse und Insektenstiche.

H.K. Deys: “Traumbüchlein”: Rastloser, unerfrischender Schlaf, wirft sich hin und her. Muss am Nachmittag schlafen. Häufiges Aufschrecken aus dem Schlaf mit großer Furcht danach. Alptraum jede Nacht, manchmal schweißgebadet. Lebhafte Träume, romantisch, ängstlich, lüstern, von Ärger und Not, Geistern, vom Sterben, toten Personen, Beleidigung, Läusen, Schimpfen. Spricht im Schlaf.

J. Mezger: physiologische Bedeutung von Am-c. auf, weis auch zu berichten, daß “Am-c. kein Konstitutionsmittel ist und vorwiegend für akute Erkrankungen o. akute Phasen chronischer Erkrankungen Verwendung findet”. Kälte/Nässe/Waschen werden nicht vertragen, damit ist es der hydrogenoiden Konstitution zuzurechnen. “Anorganisches Lachesis”. Er erweitert das Arzneimittelbild um die klinischen Beobachtungen Dyspnoe im Moment des Einschlafens; Erstickungsgefühl, fährt damit aus dem Schlaf auf und einem sonst Ammonium muriatikum zugeordnetem Symptom: Kältegefühl zwischen den Schulterblättern.

Prof. H.V. Müller findet eine unsichere Farbwahl von 6E5 im Farbatlas von Kornerup & Walscher.

Am-c. in Rubriken

Agrawal: Gemüt: Heiterkeit, Extravaganz, verstärkte Phantasietätigkeit (abends, laszive), Ekstase

Fröhlichkeit, Lebhaftigkeit (abends), Erregung (abends), Ideenreich, klarer Kopf

Lachen, unangemessenes, über Kleinigkeiten

Launenhaftigkeit

Chaotisch, Abneigung gegen Geschäfte

Erfolglos, ihm gelingt nichts

Erregung, abends, beim Denken an die ihr von anderen zugefügten Kränkungen

Verweilt bei vergangenen unangenehmen Ereignissen

Denkt an alles, was andere zu ihrer Kränkung getan haben; liegt damit wach, morgens hat sie es vergessen

Hartnäckige Gedanken, quälend, wandernd

Spricht im Schlaf woran er beim Wachsein dachte, enthüllt Geheimnisse

Aufschreien im Schlaf, stöhnen im Schlaf

Rastlos, nervös (beim Aufwachen)

Unzufrieden (mit allem), tadelsüchtig, krittlig

Neigung zum Verleumden, Gewissensangst, als ob eines Verbrechens schuldig

Ärgerlich, Reizbar, verträgt keinen Widerspruch, unfreundlich, mürrisch

Hass, Fluchen, Gewalttätig, Bösartig

< Unterhaltung und Gespräche von anderen Leuten

Abgeneigt: zu antworten, < Unterhaltung, schweigsam

Abneigung, gegen anderes Geschlecht, Abneigung gegen Frauen

Abneigung auszugehen, Abneigung, gegen Wasser

Furcht, vor dem Teufel, vor einer drohenden Krankheit, auffallende Religiösität

Traurig (bei bedecktem Wetter), weint leicht, Depression, Verzweiflung,

Gedanken an den Tod, Suizidneigung

Zusammenfassung

·      Schwaches Herz, insuffizient, tachykard, periphere Zyanose

·      Extreme Erschöpfung, Endzustand (carbo-veg.)

·      Dyspnoe, Asthma bronchiale (< warmen Zimmer), Emphysem

·      Schnupfen, Anginen, Bronchitis, Pneumonie viel Schleim (ant-t.), jedoch zu schwach um ihn auszuhusten (stann.)

·      hämorrhagische Diathese, dunkles, schwer gerinnendes Blut (Lach.)

·      maligne Anginen, maligner Scharlach, septischer Zustand, Livedo (Lach.)

·      zahlreiche sensorische Symptome (Augen, Ohren)

·      jede Ausscheidung ist scharf und ätzend [Entsäuerung]

·      Emotionen geprägt von Kränkungs/Enttäuschungs/Betrogenheitsgefühl, zieht sich (beleidigt) zurück, abends unruhig und reizbar

·      Weinerliche (selbstmitleidige) Stimmung

·      hochaktives Traumleben, unruhiger Schlaf mit Tageserschöpfung

       Verwahrlosung

Modalitäten

<: abends, von kaltem, nassem Wetter, bedecktem Wetter, kalte Luft, Bewegung, Bücken, Neumond, nassen Anwendung, durch Waschen, von 3 Uhr bis 4 Uhr früh, Schlaf, während der Menses.

>: Liegen auf der schmerzhaften Seite und auf dem Bauch; Liegen auf rechter Seite, Druck, trockenes Wetter, Essen

 

[Dr. P. Sankaran] (Übersetzung durch den Autor):

Ich habe Am-c. nicht oft eingesetzt und mich eigentlich gewundert, daß der berühmte Dr. B.Bhattacharya von Baroda in einem Buch schrieb, daß Am-c. eines der sechs “Edelsteine” der homöopathischen Medizin darstellt.

Kürzlich kam ein 18jähriges Mädchen wiederholten Asthmaattacken zu mir, < Neumond/vor der Menses/hustend/r. Seitenlage. Beim Ausarbeiten des Falles kam ich auf Am-c., lyc. und sulph.

Da Am-c. die Atmungs-Sympome aufweist, gab ich ihr das Mittel und sie wurde komplett geheilt. Ungefähr eine Dosis alle 15 Tage. Ihr geht es nun seit über einem Jahr sehr gut.

Ich schaute mir Am-c. genauer an und war überrascht, daß es in unzähligen Rubriken vorkommt. Es scheint viele Fälle von Asthma abzudecken. Oft finde ich, daß, wo wir ars. einsetzen, wir eigentlch Am-c. benutzen sollten.

Carb-v. ist ein Reaktions-Mittel. Wir geben carb-v. bei chronisch respiratorischen Problemen mit schwacher Reaktion. Aber eigentlich scheint Am-c. besser als carb-v zu wirken, als Mittel um Reaktion hervorzurufen.

Patienten mit Schnupfen, die in der Nacht verstopfte Nase hatten, gab ich immer ars. mit einiger Erleichterung. In Kents Repertorium fand ich in der Rubrik “Nase, verstopft, nachts” nur 3 Mittel in Großbuchstaben: Am-c., lyc. und nux-v. Ich gab Am-c. und fand, daß es viel besser half als ars.

Ich hatte einen anderen sehr interessanten Fall: ein 16jähriger Bursche war extrem fett (110kg). Fettsucht ist ein Symptom von Am-c., obwohl es nicht im Kent unter dieser Rubrik (Obesitas) steht. Dieser Junge hatte

monatelang nicht-heilende Geschwüre an den Füßen. Er ging mit Geld sehr freigebig um, gab sein Vater ihm Taschengeld, verschwendete er es. Er würde 2 oder 3 mal mit dem Taxi herumfahren, oder einmal hat er seine

Freunde in eine Eisenhandlung mitgenommen und jedem eine Pfanne um 1 Rupie [!] gekauft. Er war exzessiv durstig nach kaltem. Er log und stotterte auch. Am-c. hatte die meisten Symptome und alle verbesserten sich.

Da Am-c. um 3 h. und durch Feuchte schlimmer wird, könnte ich mir vorstellen, daß es besser als kali-c. in Bombay hilft.

Am-c. ist sehr hilfreich für alte Leute. Dort wo wir carb-v. geben kann es genauso gut sein. Im Repertorium findet man unter ‘Obesitas alter Leute’ nur kali-c., aber Am-c. hat genauso ‘Obesitas’ und auch ‘alte Leute’.

In solchen Fällen kann Am-c. besser als kali-c. wirken.

Ich habe zwei andere interessante Fälle behandelt. Mrs. J.R.K., 49 Jahre, konsultierte mich am 9.April 1975 wegen rheumatischer Schmerzen, eher rechtsseitig, schlimmer im Winter, nach Ruhe, besser durch Bewegung.

Kürzlich bekam sie noch Schmerzen in der rechten Hüfte und pulsierende, krampfende und elektroschockartige Schmerzen die das rechte Bein hinunterschossen, < 1 – 3 h.

Sie muß dann umhergehen und ihr Mann muß die schmerzenden Teile drücken und massieren. Ist bei wolkigem Wetter deprimiert, träumt von Geistern. Die Schmerzen sind an kleinen Stellen, die herumwandern und mit Hitze und Röte assoziiert sind. Wird bei Widerspruch zornig. Weint leicht, dann geht es ihr besser. Weinte beim Erzählen der Symptome. Fühlte sich von Verwandten betrogen und war enttäuscht.

Sie bekam Rhod. 10M, Sulph. 1M, Puls. 10M, Bry. 10M, Rhus-t. 10M und Syph. 10M von einigen Homöopathen ohne Erleichterung. Ihr Fall wurde nach folgenden Rubriken aufgearbeitet: < wolkiges Wetter/r.;

Schmerzen, wandernd; > Bewegung/ Reiben/Druck; Zorn nach Widerspruch.

Das einzige durchgehende Mittel war Am-c., das auch den Hintergrund des Kummers, die Träume von Geistern usw. abdeckte. Sie bekam Am-c. 30, 1 x Trituation pro Tag und es ging ihr innerhalb einer Woche um 25%

besser. Sie bekam Am-c. weiterhin in verschiedenen Potenzen, von 200 bis 50M und es ging ihr um 95% besser. Die Reste verschwanden unter Puls.

 

[Barbara Nowecki]

DD.: Kali-Mittel (Kali-c.)/Ant-t./Carb-v.;

In seiner Symptomatologie scheint es sehr komplex zu sein, viele Bereiche pathologischer Zustände abzudecken, und dennoch ist es in seiner Einzigartigkeit schwer zu erfassen. Kent: „tief wirkendes, ein konstitutionelles Mittel, ein Antipsoricum“.

Alle Mittel können auf einer oberflächliche n Ebene verschrieben werden, gemäß der gesamten Veranlagung, und können dann als konstitutionelle Mittel

bezeichnet werden.

Das Merkwürdige ist, dass man oft zunächst „oberflächlich“ verschreiben muss, bevor man zum wirklich konstitutionellen Mittel durchdringenkann.

Ich glaube, dass Kent die gleichen Gedankengänge hatte, wenn er von einem konstitutionellen Mittel sprach.

Es sind eher seine Nachfolger, die ihn manchmal missverstanden haben und damit eine gewisse Verwirrung in Bezug auf die Bedeutung des Begriffes „Konstitutionsmittel“ gestiftet haben.

Am-c.: schlaff/fettleibig. Dieses Syndrom sehr ähnlich Cortisoneinnnahme.

Das Gesicht ist blass, aufgetrieben und gedunsen, und das Gewebe ist auffallend weich. Diese Schlaffheit und Weichheit scheinen zu überwiegen.

Es sind fettleibige Menschen mit schwachem Herzen (Angina pectoris, Herzvergrößerung, Herzversagen) und einem noch schwächeren Atemsystem.

„Als ob das Herz ganz allgemein in einem instabilen Zustand ist“. Der Patient fühlt sich entkräftet und jede Bewegung erzeugt ein heftiges, beinahe hörbares

Herzklopfen, das zwingt sich hinzulegen, und mit großer Todesangst verbunden ist. Er muss die ganze Zeit ruhen, um sich wohlzufühlen; die geringste

Anstrengung erzeugt dieses heftige Herzklopfen mit einem Gefühl von Entkräftung und einer Empfindung, als ob er ersticken würde.

Diese Symptome können mit oder ohne einen deutlich pathologischen Herzbefund auftreten. Es handelt sich einfach um eine Herzschwäche, die bei diesem Mittel frühzeitig auftaucht, doch das gleiche Mittel mit den gleichen Symptomen wird auch für schwere pathologische Zustände nützlich sein, wie z.B. in den letzten Stadien von Lungenentzündung mit Herzversagen. Es sollte bei akuten Lungenödemen in Betracht gezogen werden.

Kent schreibt: „Man beobachtet ‚Herzversagen’, wie es in der Literatur der alten Schule (Allopathie) erwähnt wird. Dort heißt es, der Patient habe gute Fortschritte

gemacht, sei jedoch schließlich an Herzversagen gestorben. In sehr vielen Fällen könnte Am-c. lebensrettend sein, wenn es rechtzeitig verabreicht würde.“

Normalerweise beobachtet man bei einer Symptomatologie dieser Art Anzeichen von Zyanose.

Leider ist das Sterben den Menschen in unserer westlichen Medizin nur unter allopathischer Behandlung gestattet, sodass homöopathische Ärzte gar nicht die Möglichkeit haben, so schwere Pathologien mit homöopathischen Mitteln zu behandeln, vor allem, da auch kaum homöopathischen Kliniken verfügbar sind, die solche Fälle aufnehmen könnten. Daher können wir die Erkenntnis unserer Mittel nicht wirklich voll entwickeln, und es wird sehr lange dauern, bis ihre  vollständige Pathogenese erkennbar und verlässlich sein wird.

Am-c. erzeugt Atemnot, die durch eine Herzschwäche ausgelöst wird, und daher liegt es nahe, dass Herzasthma auftreten kann, aber es hat sich ebenso bei

Bronchialasthma mit schwerer Pathologie (Emphysem), als nützlich erwiesen.

Bei der Arbeit im Krankenhaus, wo Patienten in dem beschriebenen Zustand eintreffen können, wird Am-c. daher nützlich sein.

Asthmatische Patienten müssen sich ungeheuer anstrengen, um auch nur ein paar Treppenstufen zu steigen, ihr Zustand << im warmen Zimmer, und sie können an der frischen, sauberen Luft besser atmen. Diese Menschen sind es, die am Meisten unter der Luftverschmutzung durch die Autoabgase in großen Städten leiden.

In diesen Fällen von Störungen der Atmungsorgane wird man Patienten mit einer langen Vorgeschichte von wiederholten Anfällen von Erkältung begegnen, wiederholtem Schnupfen mit scharfem Katarrh aus der Nase, die nachts im Bett vollkommen verstopft ist. Der Patient wacht häufig auf, weil er nicht imstande ist, zu atmen. Die Erkältungen wandern den Hals hinunter und setzen sich schließlich in den Bronchien fest, wo ein trockener, kitzelnder Husten auftritt, fast immer in Verbindung mit Heiserkeit und sehr starker Beklemmung, die auf eine Ansammlung zähen, klebrigen Schleims in der Brust zurückzuführen ist.

Diese Erkältungen treten Jahr für Jahr häufiger und stärker auf, mit der Folge, dass die Brust geschwächt wird. Dies kann dazu führen, dass die Erkältung sich schließlich in den Bronchien festgesetzt und von dort nicht mehr wegzubringen ist; dann beginnt die Dyspnoe. Es besteht eine sehr schwer auszuwerfende Ansammlung von Schleim, bis zum Schluss das Emphysem so groß wird, dass man nur noch eine ausgeprägte Dyspnoe ohne Husten, ohne Rasselgeräusche feststellen kann.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass man einen Am-c.-Fall erst als solchen erkennt, nachdem man jahrelang andere Mittel verschrieben hat, etwa All-c. Ars. Dulc. Arum-t. Carb-v. Ant-t. Kali-c., jeweils mit geringem oder nur partiellem Erfolg.

Ein bedeutendes Charakteristikum dieses Mittels ist, dass alle Absonderungen scharf und ätzend sind. Sie verhalten sich wie Ammoniak selbst in seiner Rohform, das immer einen stechenden Geruch ausströmt. Am-c. scheidet Säure aus, sowohl körperlich als auch geistig. Der Speichel wird ätzend und macht die Lippen wund, die in den Mundwinkeln und in der Mitte rissig werden.

Die Augenlider eitern und werden trocken durch die wundmachenden Flüssigkeiten. Stuhl ist ätzend und macht den Anus wund. Der Mensesfluss, die

Leukorrhö und die Absonderungen von Geschwüren sind scharf und ätzend und lassen weiblichen Geschlechtsorgane bzw. die Gegend um das Geschwür herum wund werden.

Die psychische und geistige Pathologie, die damit in Verbindung gebracht werden kann, werden wir später behandeln.

Das Zahnfleisch geht zurück, blutet und wird porös, die Zähne lockern sich und fallen aus.

Die Nase blutet schnell beim Waschen des Gesichts und der Hände, sowie beim Essen.

Wegen seiner Tendenz, Blutungen auszulösen, sollte Am-c. bei Tuberkulose in Erwägung gezogen werden.

Die Mandeln und der Hals vereitern leicht.

Ein weiteres Charakteristikum vom Am-c. besteht in seiner Wirkung auf die Haut. Es hat die Tendenz, dunkelrötliche Ausschläge hervorzurufen: Der Körper ist rot, wie mit Scharlach überzogen. Maligner Scharlach mit tiefem Schlaf, röchelnder Atmung und Aufschrecken aus dem Schlaf. Erysipel. Schlangenbisse.

Kent: „es verursacht schnelle Blutveränderungen, es bringt den gesamten Organismus durcheinander, und es erzeugt eine scorbutische Verfassung.....

Mit Blutungen von schwarzem Blut, häufig von flüssigem Blut, das nicht gerinnt....Das Blut ist dunkel und weist auf schwere Störungen im Blutkreislauf hin. ....Wenn man die Erscheinung von Menschen, die von Schlangen gebissen wurden, mit der Pathogenes dieses Mittels vergleicht, so stößt man dabei auf große Ähnlichkeit. Es ist allgemein bekannt, dass dieses Mittel wiederholt bei Schlangenbissen angewandt wurde. ...Man sollte es nicht als ein Antidot per se geben, sondern, wenn es angezeigt ist bei Blutvergiftungen, und Bissen von Tieren mit Infektionen, mit einer Neigung zu schwarzen, flüssigen Blutungen (Elaps).“

Ein weiterer Aspekt von Am-c. ist die Erschöpfung, die durch Herz- oder Atembeschwerden bedingt ist. Es handelt sich um eine ungeheure Erschöpfung.

Die Patienten versuchen aus dem Bett aufzustehen und fallen gleich wieder hinein, das Herz pumpt sehr stark, und bei Fällen von Herzbeschwerden und Lungenemphysem besteht eine unbeschreibliche Müdigkeit. Der Patient ist dyspnoisch, kann den offenbar vorhandenen Schleim nicht auswerfen, Atmen ist praktisch unmöglich.

Erschöpfung tritt auch mit dem Beginn jeder Menses auf. Sie geht einher mit Erbrechen und Durchfall, Kälte des Körpers, blauer Verfärbung der Haut und Dyspnoe.

<< kaltes Wetter, vor allem, wenn es auch nass und stürmisch ist, nicht ertragen. Sobald ihr Körper irgendwie nass wird, fühlen sie sich unwohl.

Infolgedessen entwickeln sie eine Abneigung dagegen, ein Bad zu nehmen, und werden schließlich unreinlich. Ihre körperliche Ungepflegtheit scheint sie nicht zu stören; anscheinend ist mangelnde Sauberkeit für sie leichter zu ertragen als die Verschlimmerung ihres Zustandes, unter der sie durch Wasser zu leiden haben. Wenn man sich über diese Unreinlichkeit Gedanken macht, sollte man aber nicht vergessen, dass sie mit diesen Atembeschwerden leben müssen; sie können sich

leicht erkälten und sie wissen, dass Baden ihre Probleme mit der Luft verschlimmert. Sie spüren, dass ihr Herz schwach ist und leicht versagen kann, und unter diesen Umständen haben sie das Gefühl, dass kaltes Wetter oder kaltes Wasser sie umbringt.

DD.: Rhus-t.: die Ähnlichkeit bezieht sich auch auf die Tatsache, dass beide Knochenschmerzen haben < kaltem Wetter, sowie chronische Verstauchungen und Kontrakturen der Kniesehnen.

Um die geistigen und emotionalen Zustände von Am-c. zu verstehen, muss man die körperliche Verfassung, in der die Patienten sich befinden, mit  berücksichtigen. Ich würde dieses Mittel bei rein psychischen Störungen nicht verschreiben, weil wir bisher über kein klar abgegrenztes geistig-psychisches Bild dieses Mittels verfügen.

Grundsätzlich müssen wir die Psychologie der Am-c.-Patienten und ihre Entwicklung unter dem Gesichtspunkt der scharfen, beißenden Absonderungen betrachten,

die wir oben erwähnt haben. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir es mit einer Person zu tun haben, die unter all ihren Erkältungen, Schnupfen, Atembeschwerden, Husten usw. außerordentlich leidet, zudem ein Schwächegefühl im Herzen hat und sich zugleich wegen ihrer steifen Sehnen usw. in ihren Aktivitäten eingeschränkt fühlt. Unter diesen Umständen entwickelt der Am-c. einen bissigen Charakter im Kontakt zu anderen. Er wird reizbar, unfreundlich und oftmals

beleidigend.

Er hat schlechte Laune, eine Tendenz, sauer zu sein, wird verdrießlich und still und antwortet nicht auf Fragen. Wenn er andere sprechen hört, geht es ihm noch

schlechter, und er ist überempfindlich gegen jede Art von Kritik, nicht nur gegen sich selbst, sondern auch gegen andere. Er wird eigensinnig und befolgt ungern Anweisungen.

Eine Alternative zu diesem Gemütszustand kann Gleichgültigkeit sein. Es sind Menschen, die nicht leicht etwas mit anderen teilen können, besonders nicht ihre

Emotionen. Sie sind nicht zum Reden aufgelegt und sehnen sich danach, still und schweigsam zu sein, vor allem während der Regel. Ihre Haltung scheint zu sagen: ‚Lassen Sie mich doch bitte in Ruhe.’

Es kommt zu übermäßiger Wut und zu Jähzorn (Kopfschmerz). Und die Patienten bekommen wirklich starke Kopfschmerzen (Stirn/Nasenwurzel) die sich anfühlen, als würde der Kopf zerspringen. Auch bei kaltem und nassem Wetter und während der Abendstunden sind sie reizbar.

Im Allgemeinen handelt es sich um schüchterne Menschen, die sich zurückhalten und Menschenansammlungen meiden. Sie können sich nur in einer Diskussion

ereifern, die unter vier Augen über ein Thema geführt wird, das ihnen gefällt. Sie neigen dazu, zu glauben, dass sie kein Glück haben, dass irgendwann ein

Unglück eintreten wird.

Ein anderer Aspekt ist die hysterische, zur Ohnmacht neigende Frau.

Am-c. scheint für Eindrücke empfänglich zu sein. Ihr Unterbewusstsein ist mit dem beschäftigt, was tagsüber nicht zu Ende geführt wurde, mit Dingen, die sie hätten sagen sollen, aber nicht

gesagt haben, und nachts reden sie im Schlaf ziemlich deutlich und offenbaren dabei Dinge, die eigentlich als Geheimnisse

betrachtet hatten. Sie äußern tatsächlich Gedanken, die sie in wachem Zustand nie mitteilen würden. Bei vielen Gelegenheiten wachen sie mit Schrecken auf, entsetzt.

Das Gefühl eines drohenden Unglücks manifestiert sich vor allem morgens, während sich abends eine eigenartige Angst und Furcht einschleicht, bei der ihnen zum Weinen zumute ist.

Sie werden traurig, deprimiert und fühlen sich elend, vor allem bei bedecktem und nassem Wetter.

Morgens sind sie schlecht gelaunt. Sie neigen zum Weinen (morgens aufstehend), und sie weinen wirklich viel. Diese weinerliche Stimmung bessert sich zum

Abend hin. Manchmal steht ihnen der Sinn nach einem Spaziergang, aber durch das Laufen geht es ihnen schlechter, und all ihre traurigen Erinnerungen steigen in ihnen auf, Dinge, die sie in der Vergangenheit geärgert haben, und in folge dessen werden sie deprimiert und mutlos.

Schließlich werden die intellektuellen Fähigkeiten beeinträchtigt. Beim Denken verlieren sie den Faden; sie haben Konzentrationsschwierigkeiten. Wird missmutig, ihr Gedächtnis wird schwach,

sie wird geistesabwesend. Sie machen Fehler beim Rechnen, Sprechen und Schreiben. Sie benutzen falsche Worte.

Wenn man es mit einem solchen Fall zu tun hat und ihn lange mit den falschen Mitteln behandelt, wird man diesen ganzen Degenerationsprozess beobachten und sich nicht imstande fühlen, ihn aufzuhalten. Die verabreichten Mittel wirken nur oberflächlich und lindern, gehen aber nicht tief genug, um die erwünschte

Besserung zu bringen. Plötzlich erkennt man seinen Irrtum, und sobald man es mit Am-c. versucht, sieht man, welche erstaunliche Änderungen eintreten können. Menschen, die beinahe Invaliden waren, können nun neue Lebenszuversicht bekommen.

Am-c. hat kein übermäßiges sexuelles Verlangen, sind aber sehr empfänglich für sinnliche Eindrücke. Ihre Phantasien können leicht angeregt werden.

Man kann hysterische Reaktionen auf sexuelle Stimulationen beobachten, die von einer Empfindlichkeit der weiblichen Klitoris herrühren. Doch wenn die körperlichen Beschwerden wirklich

lästig werden, geht jegliches Interesse am sexuellen Verkehr verloren. Frauen können sogar eine regelrechte Abneigung gegen Sex entwickeln, während Männer zwar noch Erektionen haben

 können, das Verlangen jedoch verlieren. Von den älteren Männern meiner Am-c.-Patienten waren die meisten nicht verheiratet. Das kann natürlich auch Zufall sein, ich sehe es jedoch als erwähnenswert an. Die Unreinlichkeit, die Abneigung, sich anderen auf einer emotionalen Ebene mitzuteilen, die Neigung, allein und ohne Verpflichtung zu leben (wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes), das ständige Leiden, das durch die schwache Atmung und das schwache Herz bewirkt wird – das sind einige der Gründe, die für die Entscheidung ausschlaggebend sein könnten, nicht zu heiraten.

 

 

Vorwort/Suchen                                Zeichen/Abkürzungen                                   Impressum