Austesten
von Arzneimitteln
Vergleich: Siehe: Homoeopathie
[Dr.-Ing. Joachim-F. Grätz]
Bioenergetisches Austesten von
Arzneimitteln
Leider gibt es in der Homöopathie so viele verschiedene Richtungen, die es überhaupt nicht geben dürfte. Manche machen eine regelrechte Philosophie daraus und versuchen alles in
Gemütssymptome hineinzudichten. Andere
konzentrieren sich hauptsächlich auf Träume. Wieder andere halten nur Ausschau nach
Leitsymptomen oder Nuggets (welche ja heutzutage
recht selten geworden sind; s. o.)
und vernachlässigen alles andere oder gehen nach sog. Typen vor und dergleichen
mehr. So kocht fast ein jeder „sein eigenes Süppchen“ und versucht
den Aufwand des Studiums der Miasmen
zu umgehen und die Homöopathie stark zu vereinfachen, ganz besonders auch hinsichtlich
des jeweilig enormen Zeitaufwandes der Lebens-
und Familienanamnese im
chronischen Bereich.
In unserer heutigen Zeit sind,
neben vielen anderen, die Verfahren des bioenergetischen Austestens zu nennen (Bioresonanz,
Biotensor, Pendeln, Kinesiologie, EAV [Elektroakupunktur nach Voll] etc.), die
eine gewisse Gefahr in sich bergen. Zum einen wird die Gerätehörigkeit der
orthodoxen, materialistisch ausgerichteten Medizin in die Naturheilkunde eingeführt
und diese dadurch gewissermaßen unterwandert, so daß der Einzelne mit der Zeit den
Blick für das Ganze verliert. Und zum anderen kann man mit dieser Art von
Therapie „sauber unterdrücken“, und zwar einfacher und häufiger, ohne daß man
sich dessen bewußt wird. Oder was soll das für einen Sinn haben, wenn der Patient
mit ellenlangen Rezepten von teilweise mehr als zehn homöopathischen
Arzneimitteln in Hochpotenz (ja sogar in Höchstpotenzen!), bis zu 10 Globuli
täglich (!) einzunehmen, nach Hause geht, die alle „fein säuberlich ausgetestet“
wurden und eigentlich auch helfen müßten. Chronische Mittel, wohlgemerkt, mit inbegriffen.
Teilweise auch Mittel, von denen es überhaupt keine Arzneimittelprüfungen gibt,
wie z. B. Amalgam, Polio, Insulinum, Placenta, Cerebrum (Großhirn),
Cerebellum (Kleinhirn) oder Hypophysis
(Hirnanhangsdrüse). Derartig vorbehandelte Patienten kommen zuhauf in die
homöopathischen Praxen und sind buchstäblich „völlig verhunzt“, da sie kaum
noch eigene Symptome aufzuweisen haben.
Hier sind meist homöopathische Unterdrückungen und Arzneimittelprüfungssymptome
mit im Spiel, die nur sehr schwer wieder rückgängig zu machen sind.
Arzneimittelprüfungssymptome (kurz: Prüfungssymptome): Im Verlaufe einer homöopathischen Behandlung neu zum Vorschein kommende, in der Arznei liegende und nicht zuvor in der Krankheit vorhanden gewesene Symptome und Beschwerden. Diese sind i.d.R. passagerer Natur und eigentlich nicht zum Patienten gehörig, sondern werden diesem vom Arzneimittel, welches zu lange und/oder zu konzentriert eingenommen wurde, im Sinne einer Arzneimittelprüfungsreaktion aufgeprägt. Sie können allerdings auch sehr lange bestehen bleiben, sofern das Arzneimittel dessen ungeachtet immer weiter eingenommen wurde!
In der Regel merken die Patienten dies überhaupt nicht. Sie meinen, ihre Befindens-verschlechterung müßte so sein, „da müsse man durch“, denn „es wurde ja alles wissenschaftlich ausgetestet“.
So schaute mich eine Patientin während unserer Anamnese erstaunt an, als ihr aufgrund unseres Gespräches und der erarbeiteten Zusammenhänge plötzlich ganz von selbst bewußt wurde, daß ihre chronischen Blasenentzündungen erst dadurch entstanden waren, daß man bei ihr vor drei Jahren mittels Bioresonanz die Neigung zu Gastritis (Magenschleimhautentzündung) „erfolgreich gelöscht“ hatte. Und sie konstatierte diese Zusammenhänge, indem sie feststellte: „Seit einigen Monaten wird es mit meiner Blase langsam besser, aber jetzt beginne ich wieder meinen Magen zu spüren.“ –
Die Heringsche Regel läßt grüßen!
In diesem Fall sogar ohne
Homöopathikum; nur durch die Stärke der eigenen Lebenskraft. Ein klassischer
Rückspülungsprozeß einer energetischen Unterdrückung!
Darüber hinaus sind die Ergebnisse
von Messungen nicht immer stimmig und deshalb sehr fragwürdig. So zeigte das Gerät
einer jungen Patientin keinerlei Beschwerden bei Milch an, obwohl die Patientin
von einer extrem ausgeprägten Milchunverträglichkeit geplagt wurde.
Sie durfte nicht einmal einen Fingerhut
voll davon trinken, sonst hätte sie für mindestens 10 Tage die schwerste Nebenhöhlenentzündung
mit Fieber und Bettlägerigkeit! Und bei Meerschweinchen und Mandeln sollte es eine
Allergieneigung geben; sie aß jedoch fast täglich Mandeln in ihrem Müsli und
hatte Meerschweinchen zu Hause, ohne im geringsten zu reagieren. In einem anderen
Fall waren angeblich „die Entzündungswerte deutlich erhöht“. Die Überprüfung
bei einer Ärztin mittels großem Bluttest ergab jedoch das genaue Gegenteil: „Alles
bestens, Sie haben Traumwerte!“ – Und dies sind gewiß keine Einzelfälle!
Ein anderer Aspekt betrifft den
Verlauf einer homöopathischen chronischen Kur. Wie bereits weiter oben gesagt,
wird im Chronischen nicht die vordergründige Ähnlichkeit der Symptome gesucht, sondern
hier spielt die Trias, bestehend aus Symptomen und Zusammenhängen sowohl des
Status praesens, als auch des „Werdegangs“ sowie Daten aus der gesamten Blutsverwandtschaft
eine zentrale Rolle. Oder kurz: das miasmatische
Potential, das dahintersteckt. Darüber hinaus wird mit dem Einsetzen der Wirkung
eines passenden chronischen Arzneimittels ein Rückspulungsprozeß in Gang
gesetzt, der unter keinen Umständen unterbrochen werden sollte, da er für die echte
Ausheilung lebensnotwendig ist.
Wird nun mittels energetischer Verfahren
immer wieder ausgetestet, ob das Mittel +/o. die Potenz „noch angezeigt sind“, so
wird man aufgrund der vielen Rückspulungszwischenzustände häufig zu
anderen Ergebnissen kommen. Es
scheint, als ob nun dieses oder jenes Mittel angezeigt wäre.
Doch der Scheint trügt! Denn gemäß
der Heringschen Regel ist es ganz normal, daß alte Zustände von früher wieder
reaktiviert werden, um endgültig ausgeheilt werden zu können. Diese verschwinden
i.d.R. wieder von ganz alleine unter demselben homöopathischen chronischen
Arzneimittel, welches sie nach vorne gebracht hat, so daß man sich nicht dazu
verleiten lassen darf, auf jeden neuen Rückspulungszustand hin zu verschreiben,
was „confusion“ gibt (wie Kent dies formulieren würde), von echter Heilung
wegführt und oft in einer Unterdrückung endet, denn es handelt sich lediglich
um reine Interimszustände!
Mittels dieser Meßverfahren kann
man eben nur „Akutzustände“ bzw. statische Phänomene überprüfen, jedoch keine
dynamischen Prozesse oder echten Weichenstellungen im Leben eines Patienten
erkennen. Um eine gekonnte ausführliche Anamnese kommt man also doch nicht
herum!
Dies gilt mutatis mutandis auch dann, wenn noch kein chronisches Arzneimittel verabreicht wurde, also im Falle einer Erstverschreibung. Die Bioresonanz (wie auch andere ähnliche Verfahren) eignet sich nicht, um ein chronisches homöopathisches Mittel für den Gesamtzustand zu ermitteln, da nur Momentaufnahmen festgestellt werden können und somit der „Blick für’s Ganze“ verloren geht. – Aufgrund einer sauberen Anamnese aller Zusammenhänge würde man beispielsweise auf Medorrhinum kommen, jedoch zeigt die Bioresonanz heute Silicea an, morgen oder ein paar Tage später aber schon wieder Sulfur oder ein anderes Mittel, weil sich eben der aktuelle Zustand, in welchem sich der Patient gerade befindet, geändert hat; und dies auch ohne Mittel, so daß es abhängig vom entsprechenden Tage sein kann, welches Arzneimittel verschrieben wird. Und wenn dann eine Hochpotenz gegeben wird, kann eben viel „zerstört“ werden, so daß der Patient langsam aber sicher
zur Unheilbarkeit geführt wird, da
er nicht sein chronisches Mittel für den Gesamtprozeß erhalten hat.
Außerdem lassen sich mittels Austesten
von Arzneimitteln keine kausalen Zusammenhänge erfassen wie z. B.
Unterdrückungen, Schockerlebnisse, Verletzungen, Behandlungen, Impfungen,
familiäre Causae (Ursachen) etc.
Dieses ist nur mittels
Gedankenarbeit eines erfahrenen Homöotherpeuten zu erreichen und niemals automatisierbar!
Mittels Austesten kann die „Logik“ eines Falles (die Gesetze der Homöopathie
angewandt auf ein Individuum, nicht erkannt werden!
Besonders deutlich wird dies beim Erarbeiten des richtigen antimiasmatischen
Arzneimittels in der chronischen Therapie. Hierbei beziehen sich die
wahlanzeigenden
Symptome ausschließlich auf das zur Zeit aktive Miasma. Diese können durchaus zahlenmäßig deutlich weniger ausmachen (beispielsweise nur 3 sehr gute Symptome) im Verhältnis zu den 10 anderen guten Symptomen, welche für ein ganz anderes Arzneimittel sprächen, jedoch aufgrund der miasmatischen Betrachtungen zum jetzigen Zeitpunkt noch absolut zurückgestellt werden müssen. Ein Austesten von Mitteln kann jedoch nur die Gesamtheit der Symptome berücksichtigen, ohne Wichtung und ohne Selektion, und kommt somit zu ganz anderen Ergebnissen!
Aus diesem Grunde versagt es bei chronischen
Behandlungen kläglich und ist ganz und gar nicht praktikabel. Ja, seine Anwendung
wird für den Patienten vielfach sogar buchstäblich gefährlich, ganz besonders
dann, wenn Hochpotenzen verabreicht werden, und kann ihn in Richtung
Verschlimmerung oder gar Unheilbarkeit treiben.
Ein Bereich, wo Bioresonanz und ähnliche
Verfahren durchaus einen Sinn machen, ist höchstens in der Behandlung von
akuten Krankheiten mit Tiefpotenzen zu sehen, da es sich ja hier stets um
Momentaufnahmen handelt und Tiefpotenzen keinen so langen und tiefgreifenden
Wirkungsgrad haben, also keine „Langläufer“ sind. kam auch zeitweise vor, daß das
eine oder andere zu
verabreichende Mittel überhaupt nicht
gegeben werden konnte, da dieses in der vorgeschlagenen Potenz oder als
seltenes Mittel nicht schnell genug zu beschaffen war und sich mittlerweile der
Zustand des Kindes wieder verändert hatte, so daß die Testung nun für ein ganz
anderes Mittel sprach! – Deutlicher geht es wirklich nicht.
Man kann es nicht oft genug wiederholen.
zur Homöopathie gehört mehr als die Ähnlichkeitsregel. Die Logik der inneren Erkrankung,
die Idee wird gesucht (Miasmen [Primärmisamatik und Sekundärmiasmatik], Unterdrückung,
Impfungen, Blutsverwandtschaft, Antibiotika, Cortison, auslösende Ursachen
[Causae] etc. pp.). Und dies werden uns Geräte niemals abnehmen können!
Auf eine einzige Ausnahme beim
Austesten von chronischen Arzneimitteln möchte ich allerdings doch noch
hinweisen, welche gegebenenfalls sehr hilfreich sein kann.
Manchmal ist es von Vorteil, den
genauen Zeitpunkt der Wiederholung einer Arzneimittelgabe zu kennen, um sicherzugehen,
daß diese dem Patienten auch wirklich gut tut und ihm nicht
etwaige Überreaktionen beschert. Zielgruppe
für ein derartiges Vorgehen sind vor allem überempfindliche Patienten, die auf alle
möglichen Einflüsse – und damit auch auf Hochpotenzen – übermäßig
stark reagieren; weiterhin
Patienten mit Ängsten, Hautausschlägen, Asthma, häufigen epileptischen Krampfanfällen
und ähnlichem mehr. Kurz – all diejenigen Patienten, die ohnehin schon im Sinne
von Schüben häufig genug große Probleme haben und bei denen sich ein Zuviel an
homöopathischer Azrnei sehr empfindlich auswirken kann. Mittels Austesten kann
nun diesen Patienten dahingehend geholfen werden, den optimalen Zeitpunkt einer
Wiederholungsdosis ihres chronischen Similes zu bestimmen, denn die Interimszustände
im Zuge eines Rückspulungsprozesses lassen es nicht immer als günstig
erscheinen, die Einnahme stereotyp zu wiederholen.
Sinn und Zweck einer Austestung
ist also der Zeitpunkt der Arzneimittelgabe des chronischen Similes, ohne dieses
selbst in Frage zu stellen, nicht jedoch der Wechsel zu einem anderen Mittel.
Auch die sogenannte „Eugenische
Kur“, welche die Konstitution des noch ungeborenen Kindes im Sinne der chronischen
Krankheiten günstig beeinflussen soll (im Wesentlichen Einzelgaben Sulfur, Medorrhinum,
Syphilinum, Tuberculinum Psorinum, Carcinosinum und anderen antimiasmatischen Mitteln
in Hochpotenz), hat nichts mit echter chronischer Homöopathie zu tun und schon
gar nichts mit individueller Schwangerschaftsbegleitung. Nosode ist nicht
gleichbedeutend mit Miasma! Hier handelt es sich, ähnlich wie bei der
Komplexmittelhomöopathie im Akutbereich, um Schubladendenken, dem das
Individuelle verlorengegangen ist. Aus diesem Grunde kann die „Eugenische Kur“
nicht funktionieren; im Gegenteil, sie kann sogar nachhaltig schaden und ist
deshalb zu verwerfen.
Abschließend noch ein Wort zu den sog. Autovakzinen, die leider zunehmend beliebter und dazu als Homöopathie „verkauft“ werden. Hierbei handelt es sich um energetisch aufbereitete Mittel, deren Ausgangssubstanzen vom Patienten selber stammen, z.B. vom Stuhl eines Neurodermitikers, welche dann reinjiziert werden. Propagiertes Ziel ist es, „das Immunsystem zu stärken“, was immer dies auch heißen mag. Klar dürfte indessen sein, daß es sich auch bei diesem Verfahren um reines Schubladendenken handelt, welches fernab jeglicher echt praktizierter Homöopathie liegt.
Zwar handelt es sich um
potenzierte Mittel, jedoch keineswegs um homöopathische, da hier die Individualität
fehlt und alle Patienten gleich behandelt werden (ein jeder erhält seine
Autovakzine, oft über Monate hinweg). Außerdem sind diese Autovakzine nicht am
gesunden Menschen geprüft! Es besteht demnach keinerlei Sicherheit, was nach Verabreichen
dieses Mittels wirklich genau passieren wird. Selbstverständlich gibt es Wirkungen
-durchaus auch gute, auch für ein paar Monate oder gar Jahre- aber handelt es
sich Bioenergetisches Austesten von Arzneimitteln definitiv um echte Heilungen,
oder tauscht man durch diese unspezifische Therapie nicht nur wieder
Symptomenkomplexe aus; d. h., das eine geht und dafür gibt es etwas Neues?
Die Gefahr einer Unterdrückung ist
auch hier wiederum deutlich gegeben, und ich habe sie immer wieder in
chronischen Anamnesen erlebt. Oft wird dies allerdings erst nach Monaten oder
Jahren evident! – Analoges gilt übrigens auch für die sog. Desensibilisierung
bei Heuschnupfen.
Hier erfolgt günstigstenfalls eine Verschiebung von einer Pollenart auf eine andere, nicht selten mit der Komplikation eines sog. „Heuasthmas“.