Causticum Anhängsel
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Siehe Causticum Anhang 4
[Andreas Grimm]
Causticum: Ätzstoff oder Phantasieprodukt?
Causticum Hahnemanni ist zweifellos das umstrittenste Präparat der Materia medica. Es wurde schon zu Lebzeiten Hahnemanns zum Zankapfel innerhalb der homöopathischen Ärzteschaft, jedoch nicht wegen fehlender oder ungenügender Arzneiwirkung sondern wegen seiner chemischen Zusammensetzung. Die „wahre Natur"
des Causticum hat damals wie heute viele Spekulationen ausgelöst. Die Frage nach den Inhaltsstoffen stellt sich keineswegs nur aus theoretischen Erwägungen, sondern
hat für die tägliche Praxis Bedeutung. Eine sichere Arzneitherapie ist nur möglich, wenn die zur Therapie verwendete Arznei und die geprüfte Arznei ident sind.
(Zur Überprüfung dieser Übereinstimmung muss die chemische Zusammensetzung aufgeklärt oder die Originaltreue des Herstellungsverfahrens gewährleistet sein).
Übrigens fand Causticum, obwohl zu den Polychresten gehörend keine Aufnahme ins homöopathische Arzneibuch (HAB1) *
Nach 150 Jahren scheint es an der Zeit, einen Versuch zur endgültigen Klärung seiner chemischen Beschaffenheit zu unternehmen.
Zur Geschichte der Causticum-chemie
„Causticum. Ätzstoff" wurde von Hahnemann in seinen „Chronischen Krankheiten", 4. Band, 1830 beschrieben und in die Materia medica eingeführt, die endgültige
Fassung erschien in 1837 in der 2. Auflage. [ii]
Hahnemann glaubte, im Causticum ein vollkommeneres und reineres Produkt der Aetzstofftinktur (Tinctura acris)", erstmals in der „Fragmenta"[iii]), dann in der Reinen Arzneimittellehre [iv] erwähnt, gefunden zu haben und lobt die antipsorischen Tugenden seines neuen Präparates. [v]
Griesselich unternahm 1835 „mit einem geschickten Chemiker" den Versuch, genau nach Hahnemanns Vorschrift Causticum zu präparieren.
Da er nach wiederholten Versuchen kein mit Hahnemanns Beschreibungen übereinstimmendes Präparat herstellen konnte, forderte er die Ärzte auf, über ihre Erfahrungen
zu berichten und entweder Hahnemanns Angaben zu bestätigen oder zu widerlegen. [vi] Die Resonanz blieb aus, und er kam zu dem Schluß: „Ein Causticum gibt es nicht
und kann es nicht geben". Da es für Griesselich offenbar von Wichtigkeit war, die Diskussion um Causticum aufrechtzuerhalten, weil er damit hoffte, Hahnemanns Autorität
in Frage stellen zu können, und er außerdem der Meinung war, „..in naturwissenschaftlichen Dingen müsse Klarheit herrschen, und Wein könne nicht Wasser genannt werden, wie Causticum nicht Causticum, wenn es keines gibt", setzte er 1837 einen Preis von 12 Ducaten für die endgültige Klärung der chemischen Natur des Causticums aus.
Aber „...kein Mensch bewarb sich und wollte gratis oder für 12 lumpige Ducaten Hahnemanns Causticum-Ehre im Destillirkolben die Feuerprobe bestehen lassen...
Die Wortführer des Causticum, die Ritter ohne Schärfe, mögen mit besseren als mit Wortbeweisen kommen, die Eher des chemischen Nichts zu retten".
Einerseits vielleicht angespornt durch diese kernigen Worte, andererseits initiiert von Anhängern Hahnemanns, die ihrem Meister Hilfestellung geben wollten, setzte eine lang anhaltende Diskussion ein und zahlreiche chemische Versuche wurden unternommen. Die Experimentatoren kamen zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen, was wiederum zu den abenteuerlichsten Spekulationen Anlass gab.
1835: Griesselich beschreibt sein Präparat als fade schmeckend, mit Geruch nach schwachem Kalkwasser, weder saure noch alkalische Reaktion zeigend.
1836 glaubt derselbe Autor, Calcium causticum sei der Inhaltsstoff.
1837 erhält Buchner ein wasserhelles, farbloses Präparat von laugenhaftem Geruch und Geschmack, das kein Brennen, höchstens ein Kratzen im Schlund verursacht, mit deutlich alkalischer Reaktion und weist Ammoniak nach.
Im gleichen Jahr hält Veith Causticum für nichts anderes als Kali causticum, ohne jedoch experimentelle Ergebnisse für diese Behauptung anzugeben.
1840 beschreibt Piper ein Präparat mit schwachem, unbestimmten Geschmack und deutlichem Geruch nach Kalk und siedendem Leim. Er weist darin Spuren von Schwefelsäure, aber keinen Ammoniak nach.
1840 beschließt die Vereinsversammlung in Mainz, das Präparat sein Ammoniak, worauf Griesselich vorschlägt, statt des Causticum reines Ammonium causticum anzuwenden.
1841 beschreibt Lappe, den Hahnemann 1829 in einem Brief um eine Analyse bat, sein Präparat so: Wasserhelle, farblose Flüssigkeit, alkalisch wie Kalk beim Löschen riechend. In zahlreichen Versuchen konnte er Ammoniak, eine „Spur von Kalkerde" und eine kohlenstoffhaltige Substanz unbekannter Herkunft finden.
1841: Griesselich bezeichnet Causticum als „... chemisches Unding", schließt aber später aus Buchners und Lappes Ergebnissen, dass Causticum „aller Wahrscheinlichkeit" geringe Mengen an kohlensaurem Ammoniak (nicht reinen Ammoniak) enthalte.
1843 stimmt die 10. Versammlung des rheinischen Vereins darin überein, dass Causticum „ein unsicheres Präparat sei, dessen Ursprung auf einer irrigen chemischen Idee beruhe". Im gleichen Jahre schließt sich dem Rummel an: „Causticum ist auch so ein Mittel von zweideutigem Ruf."
1843 werden beim Vergleich zweier Präparate wider unterschiedliche Qualitäten gefunden, Henkings Causticum ist wasserhell, schmeckt mild, riecht etwas nach Kalkwasser und wird milchig-trübe, wenn es der Luft ausgesetzt wird. Walches Causticum hingegen riecht wie ein in Zersetzung begriffener Stoff.
1844: Gruners Präparat riecht stark nach Ammoniak und verfärbt Korkstopfen schwarz. Pettes Präparat dagegen ist wasserhell und gänzlich geschmack- und geruchlos.
1845: Das Causticum von Starke besitzt einen eigentümlichen, der Seifensiederlauge ähnlichen Geruch. Ammoniak lässt sich nachweisen und beim Versetzen mit Schwefelsäure nach dem Eindampfen entsteht ein gelbbrauner Faserstoff.
1858: Goullons Causticum ist wasserhell und hat die von Hahnemann beschriebenen Geschmacksqualitäten. Es riecht nach Kalkdunst, verursacht Brennen im Hals, zeigt aber keine alkalische Reaktion und enthält keinen Ammoniak. Daraus schließt Goullon, dass es sich um „dynamisierten Kalk" handeln müsse.
1861 beschreibt Streintz ein Präparat von schwachem, eigentümlich fadem Geruch, das alkalische Reaktion zeigt und Spuren von Ammoniak enthält.
1877 stellt Lorbacher in einer mehrteiligen Publikation zahlreiche Arbeiten zu Causticum zusammen, kommt aber bezüglich seiner chemischen Zusammensetzung zu keinem Ergebnis.
1926: Wagner glaubt nach einer längeren Pause in der Diskussion um Causticum, die endgültige Lösung gefunden zu haben. er weist Ammoniak und Ammoniumsulfit als Inhaltsstoffe nach. Experimentell konnte er zeigen, dass der gefundene Ammoniak aus dem gebrannten Kalk stammt. Wagners Ergebnisse nimmt Möckel im gleichen Jahr
zum Anlass, in einem Übersichtsreferat mit immerhin 62 zitierten Literaturstellen die Problematik um Causticum als abgeschlossen zu betrachten.
P. Schmidt lobt 1928 Wagners Untersuchungen in den höchsten Tönen als die einzig ernst zu nehmenden. Er zieht aus dessen Ergebnissen den spektakulären Schluß, die antipsorische und antisycotische Wirkung des Causticums sei auf den Gehalt an Schwefel zurückzuführen.
T.F. Allen hält Causticum für identisch mit Tinctura acris sine Kali und Kali causticum für den Inhaltsstoff.
Hughes vermutet ebenfalls Kali causticum als Inhaltsstoff.
Farrington ein Kaliumpräparat ihm unbekannter Zusammensetzung. Alle drei zuletzt genannten Autoren geben aber keine Quellen oder experimentellen Befunde an.
Was in neuerer Zeit zum Thema Causticum geboten wurde, wirk eher mystifizierend als erhellend und beruht mehr auf Spekulationen als auf solider chemischer Analytik.
1969 Hochstetter hält Causticum „für ein alchemistisches Problem" und vermutet, dass eventuell Kalilauge bei der Destillation, ähnlich wie bei der Wasserdampfdestillation ätherischer Öle, „mit hinübergerissen wird". (Kalilauge gehört aber nicht zu den wasserdampfflüchtigen Substanzen).
Mezger behauptet, Causticum sei durch Ammonium carbonicum ersetzbar.
Vithoulkas bringt Hahnemanns Causticumzubereitung in Zusammenhang mit der Alchemie und stellt sie als Beispiel hin für die einzelnen Bearbeitungsschritte eines mineralischen Stoffs und die „unglaubliche Genauigkeit", mit der Hahnemann Stoffe auf ihre chemische Eigenschaften untersuchte. Hagers Handbuch der Pharmazie stellt fest, dass die arzneiliche Wirkung des Causticum nur auf der des Alkohols oder auf Suggestion beruhe, da das Destillat nur Wasser enthalte.
Eigene Untersuchungen
Um die Frage nach den Inhaltsstoffen von Causticum Hahnemanni wider aufzunehmen, bedarf es einmal des historisch getreuen Nachvollzugs der Herstellungsschritte Hahnemanns, andererseits der modernen analytischen Methoden, mit denen die einzelnen Stufen kontrolliert werden.
Daher muss zunächst einmal Hahnemanns Verfahren rekonstruiert werden.
Hahnemanns Präparation von Causticum
Wir finden sie in Band III (S.84-85) der „Chronischen Krankheiten", und sie soll hier wörtlich und vollständig wiedergegeben werden.
„Mann nimmt ein Stück frisch gebrannten Kalk von etwa zwei Pfunden, taucht dieses Stück in ein Gefäss vol destillirten Wassers, eine Minute lang, legt es dann in einen trockenen Napf, wo es bald, unter Entwicklung vieler Hitze und dem eignen Geruche, Kalk-Dunst genannt, in Pulver zerfällt. Von diesem feinen Pulver nimmt man zwei Unzen, mischt damit in der (erwärmten) porcellänenen Reibschale eine Auflösung von zwei Unzen bis zum Glühen erhitzten und geschmolzenen, dann wieder erkühlt, gepulvertem, doppelsaurem schwefelsaurem Kali (bisulphas kalicus) in zwei Unzen siedend heißem Wasser, trägt diess dickliche Magma in eine kleinen gläsernen Kolben,
klebt mit nasser Blase den Helm auf, und an die Röhre des letzteren die halb in wasser liegende Vorlage, und destillirt unter allmäliger Annäherung eines Kohlefeuers von unten, das ist, bei gehörig starker Hitze, alle Flüssigkeit bis zur Trockenheit ab. Dieses etwa über anderthalb Unzen betragende Destillat, von Wasser-Helle, enthält in konzentrierter Gestalt jene erwähnte Substanz, das Causticum, riecht wie Aeth-Kali-Lauge und schmeckt hinten auf der Zunge schrumpfend und ungemein brennend im
Halse, gefriert nur bei tiefern Kälte-Graden als das Wasser und befördert sehr die Fäulnis hineingelegter thierischer Substanzen: Auf Zusatz von salzsaurem Baryt lässt es
keine Spur Schwefelsäure, und auf Zusatz von Oxal-Ammonium, keine Spur von Kalkerde wahrnehmen."
Die Wiederholung der Hahnemannschen Präparation
Um Hahnemanns Arbeitsweise tatsächliche genau nachvollziehen zu können, war die Kenntnis der ihm zur Verfügung stehenden Gerätschaften, Laborbedingungen und chemischen Ausgangssubstanzen Voraussetzung. Aufschluss darüber kann wohl Hahnemann selbst am besten geben, und zwar im Apothekerlexikon, das sich für diese
Arbeit als hervorragende Quelle anbietet. Hier werden verschiedene Destillationsapparaturen beschrieben, auch was eine Destillierblase, was ein zugehöriger Helm ist,
auch was man unter „... klebt mit nasser Blase den Helm auf..." zu verstehen hat. Da für unseren Zweck Hahnemanns Versuchsbedingungen genau nachzuahmen sind,
heutige Destillationsapparaturen aber völlig anders aussehen, wurde ein Helm aus Ton nachgebildet, bei ca. 1200° C gebrannt und anschließend innen glasiert.
Der Übergang vom Destillierkolben zum Helm wurde mit nasser Schweinsblase abgedichtet, ebenso die Verbindung von Helm und Vorlage. Als Wärmequelle diente
ein Holzkohlengrill, der direkt, ohne Sandbad unter dem Kolben platziert wurde. Als Ausgangssubstanzen wurden frisch gebrannter Kalk und zuvor geglühtes und geschmolzenes Kaliumhydrogensulfat verwendet.
Was haben wir gefunden? Als endgültiges Produkt Causticum erhielten wir ein Destillat des wässrigen, dicklichen Magmas der Reaktionsprodukte. Allgemein findet
man in einem Destillat übergegangene Lösungsmittel, in diesem Fall Wasser. Außer dem Lösungsmittel können flüchtige Stoffe, z.B. wasserdampfflüchtige ätherische Öle, aber auch andere flüchtige Stoffe wie Ammoniak, Schwefelwasserstoff usw. mit dem Lösungsmittel ins Destillat übergehen. Die dazu notwendigen Voraussetzungen erfüllen aber weder die Ausgangssubstanzen noch eines der Endprodukte, da keine wasserdampfflüchtigen Substanzen entstehen. Falls dies zutrifft, müsste das Destillat und damit Causticum Wasser sein. Woher stammen dann aber die von Hahnemann so ausführlich beschriebenen Eigenschaften wie Geruch nach Aetz-Kali-Lauge, schrumpfender und brennender Geschmack, Gefrierpunktserniedrigung und Förderung der Fäulnis hineingelegten Fleisches?
2 KHSO4 -> K2S2O7 + H2O
K2S2O7 -> K2SO4 + SO3
CaO + H2O -> Ca(OH)2
Ca(OH)2 + K2SO4 -> CaSO4 + 2 KOH
Folgende Details der Arbeitsvorschrift verdienen besondere Aufmerksamkeit: Gläserner Kolben, Helm. Kohlefeuer, gehörig starke Hitze. - Diese Beschreibung ist
hinreichend genau, dass man mit Kenntnis der damaligen Laborgeräte Hahnemanns Vorgehensweise und Resultate gut verstehen kann.
Im wässrigen Überstand des Reaktionsgemisches befindet sich Kalilauge in konzentrierter Lösung. Diese Lösung wird durch Annäherung eines Kohlefeuers weiter eingedampft. Dabei setzt der in der Chemie sehr gut bekannte und gefürchtete Effekt des Siedeverzuges (plötzliches, stoßartiges Sieden von Flüssigkeiten, die über
ihren Siedepunkt erhitzt wurden) ein. Besonders bei Alkalien ist dieser stark ausgeprägt.
Bei zunehmender Eindickung der Lösung und Eintreten eines Siedeverzuges spritzt Kalilauge bis an den Helm und gelangt von dort in die Vorlage, also ins Destillat.
Beim Vergleich mit modernen Destillationsapparaturen erscheinen Hahnemanns gläserner Kolben und der mit nasser Blase aufgesetzte Helm recht primitiv. Es ist deutlich einsehbar, dass ein Emporspritzen vom Kolben zum Helm stattgefunden haben muss, ohne dass dies von Hahnemann bemerkt worden wäre, da ein aus Steinzeug oder
Zinn bestehender Helm undurchsichtig war und weiße Spritzer von Kaliumhydroxid nicht zu sehen waren.
Bei weiterer Betrachtung der chemischen Eigenschaften der Reaktionspartner fällt außer dem Siedeverzug noch eine weitere Eigenschaft des Kaliumhydroxids auf:
KOH sublimiert unzersetzt ab Temperaturen von 350.400° C. Diese Temperatur könnte Hahnemann mit dem von ihm verwendeten Kohlefeuer („gehörig starke Hitze") überschritten haben. Sollte Hahnemann seine Destillation fortwährend überwacht und durch gelegentliches Wegnehmen des Kohlenfeuers einen Siedeverzug verhindert
haben, könnte er durch die direkte Einwirkung des Feuers die Temperatur erreicht haben, bei der KOH sublimiert. Auch Hahnemanns Beschreibungen der Eigenschaften
seines Destillates lassen nur Kalilauge als mögliches Produkt in Frage kommen. Alle bisher angeführten Argumente sprechen somit dafür, dass Causticum Hahnemanni aus Kalilauge besteht.
Die Analysen unseres Causticum
Um festzustellen, ob aus der von uns verwendeten Destillationsapparatur Substanzen ins Destillat gelangen können, wurden vor Versuchsbeginn ca. 250ml Wasser überdestilliert. Darin waren mit analytischen Methoden des DAB9 keine Natrium-, Kalium-, Ammonium- oder Sulfationen nachzuweisen.
In unserem Causticum-Präparat, dem Destillat der Reaktionsprodukte, konnten jedoch eindeutig Kaliumionen nachgewiesen werden. Dagegen waren keine Ammoniumionen, mit Ammoniumoxalat keine Calciumionen und mit Bariumchlorid auf Sulfationen[xl] feststellbar. Die Nachweisreaktion mit Bariumchlorid auf Sulfat ist, im Gegensatz
zu der von Oxalat auf Calcium, hinreichend empfindlich, um Hahnemanns Angabe, dass „keine Spur Schwefelsäure" wahrnehmbar sei, glauben zu können.
Dagegen verfügte Hahnemann über keinen empfindlichen Kaliumnachweis, der es ihm ermöglichte, die Anwesenheit von Kalilauge, außer durch seinen Geruchssinn, zu erkennen. Der PH Wert lag etwa bei 7,4-7,6. Diese Ergebnisse stehen also in guter Übereinstimmung mit den Eigenschaften, die Hahnemann seinem Präparat zuschreibt,
so dass eine schwache Kalilauge als der geheimnisvolle Inhaltsstoff des Causticum anzusehen ist.
Weitere Experimente und: wie konnten andere Autoren zu ihren unterschiedlichen Ergebnissen kommen?
Aus den wenigen detaillierten Angaben einiger Autoren erklären sich diese auch von Hahnemann abweichende Arbeitsweisen. Buchner setzte andere stöchiometrische Verhältnisse ein und hat seine Apparatur weder verkittet noch mit einer Blase verbunden.
Lappe verwendete eine beschlagene Tubularetorte und einen Kitt aus Mehl und Lutum.
Goullon hat 48 Stunden lang destilliert.
Piper destillierte mit Spirituslampe, Sandbad und Retorte.
Starke meinte, das „... Fortsetzen der Destillation bis zur völligen Trockenheit... ist... nicht zweckmäßig", weshalb er sicher niedrigere Temperaturen als Hahnemann benutzte. Wagners Untersuchungen verdienen besondere Beachtung, da sie in die Neuzeit der Chemie fallen und offenbar die gegenwärtige industrielle Causticumproduktion beeinflußt haben. Wagner wich in einigen Vorschriften deutlich von Hahnemanns Vorschriften ab:
1. Er setzte Kaliumhydrogensulfat direkt mit Calciumhydroxid um, ohne dieses vorher geglüht zu haben. Beim Glühen entsteht daraus das Kaliumsulfat (siehe Reaktionsgleichungen).
2. Er destillierte ca. 5 l statt ca. 0,045 l aus einem Zinnblechkesses statt aus einem Glaskolben.
Außerdem unterlag er zwei Irrtümern:
1. Er glaubte, durch das Ausbleiben der alkalischen Reaktion nach dem Glühen des Trockenrückstandes (aus dem Destillat) die Anwesenheit von Alkali ausschließen
zu können. Daraus interpretierte er, dass eine flüchtige Ammoniumverbindung für die alkalische Reaktion verantwortlich sei, übersah aber dabei, dass Kaliumhydroxid
beim Glühen sublimiert.
2. Seine Vermutung, der nachgewiesene Ammoniak entstehe aus zuvor gebildetem Calciumnitrid, ist wenig stichhaltig, da Calciumnitrid durch Oxidation von elementarem Calcium entsteht (3 Ca + N2 -> Ca3N2), nicht aus Calciumoxid und Luftstickstoff.
Da auch zahlreiche andere Autoren Ammoniak gefunden haben, wurden noch weitere Experimente durchgeführt. Nach deren Angaben stammt der Ammoniak aus dem gebrannten Kalk, der diesen mit Wasser gelöscht und unmittelbar danach destilliert. Frisch gebrannter Kalk wurde nach dem Abkühlen ebenso behandelt, desgleichen ein Stück Kalkstein der Schwäbischen Alb. In keinem der drei Destillate konnte mit DAB 9-Methoden Ammoniak nachgewiesen werden. Eventuell im Kalk enthaltene organische Substanzen werden beim Glühen offensichtlich zerstört. Als nächstes wurde Schweinsblase mit Kalilauge gekocht und destilliert. Hier konnte im Destillat tatsächlich Ammoniak nachgewiesen werden. Dies legt den Verdacht nahe, dass der gefundene Ammoniak durch Hydrolyse organischer Verbindungen mit Kalilauge entstanden sein könnte, was davon abhängt, ob die entstehende Kalilauge in direktem Kontakt mit der Blase gekommen war.
Analyse einiger Causticum-Präparate der pharmazeutischen Industrie
Causticum Urtinkturen der Firmen DHU, JSO und Staufen-Pharma wurden auf Natrium, Kalium, Ammonium und Sulfat untersucht: In allen drei Präparaten war der Ammonium-Nachweis des DAB9 positiv, der auf Kalium dagegen negativ!
Das JSO-Präparat fiel durch eine besonders hohe Ammoniumionenkonzentration auf. Für eine so hohe Ammoniumionenkonzentration hatte zuvor Starke eine Erklärung
parat, als er den Ammoniakgeruch eines Präparates anprangerte:
„Der wirkliche Ammoniumgeruch des Grunerschen Causticum wird dadurch veranlasst worden sein, dass ein Gehülfe desselben, im dieß Präparat zu verstärken, einige Tropfen Liquor ammonii caustici hinzugethan haben zu dürfte; in dem diese Leute sich gar nicht von der Idee trennen können, dass nur Viel und recht starke Arzneimittel
viel helfen können, ... unter welchen Verhältnissen aber die Zuverlässigkeit in den homöopathischen Apotheken sehr getrübt werden muss."
Dies dürfte für das JSO-Präparat nicht in dieser Form zutreffen. Jedoch kann selbst Wagners Theorie zur Entstehung des Ammoniaks bei der Präparation des Causticum
diese Konzentration, bei Berücksichtigung der stöchiometrischen Verhältnisse, nicht befriedigend erklären.
Diskussion der Ergebnisse
Hahnemann unterlag bei Darstellung seines Causticum tatsächlich dem Irrtum[xlviii], „die kaustische Kraft" der Alkalimetalle isolieren zu können. Dieser ist aber aus den historischen Gegebenheiten, d.h. dem damaligen Wissensstand der Chemie zu verstehen. Ganz und gar unverständlich ist dagegen, dass die Irrtümer seiner Zeitgenossen
und Nachfolger bis zur heutigen Zeit tradiert und von pharmazeutischen Herstellern offensichtlich kritiklos übernommen wurden. Niemand hielt es bisher für notwendig, Hahnemanns Versuchsbedingungen genau nachzuvollziehen.
Entscheidend für die Qualität eines homöopathischen Arzneimittels ist die Übereinstimmung mit dem tatsächlich geprüften Arzneimittel, von dem die Symptome der Materia medica stammen, und nicht seine „Verbesserung" durch Anwendung moderner Verfahren bei der Herstellung, die es gegenüber dem Prüfstoff verändern! Man fragt sich auch, wie die bisherigen Therapieerfolge mit Causticum, das Ammonium causticum statt Kali causticum enthält, zustande kommen konnten.
Es ist hier vielleicht auf zweierlei hinzuweisen: Das Verhältnis der homöopathischen Pharmazeuten zu den homöopathischen Ärzten ist ein völlig anderes als bei der naturwissenschaftlichen Medizin. Hier sind die Ärzte als Empfänger und Verteiler der gelieferten Produkte untergeordnet. In der Homöopathie dagegen hat die ärztliche Arbeit wesensmäßig den Vorrang vor dem Apotheker, an den sie die Herstellung nun delegiert hat (d.h. heute delegieren muss), um das zu erhalten, was aufgrund des homöopathischen Heilgesetzes notwendig ist: ein mit dem Prüfstoff völlig identisches Produkt. Anders kann die gesetzmäßig-wissenschaftliche Heilung nicht gewährleistet werden, was das Eigentliche der Homöopathie ausmacht.
Dringend notwendig und zur Erweiterung der Materia medica unerlässlich ist die Überprüfung der durch Ammonium causticum statt Kali causticum tatsächlich geheilten Fälle in Bezug auf das Vorliegen von Ammonium-Symptomen.
[John Morgan]
A homoeopathic pharmacist for 18 years and founded Helios Pharmacy in
1986. He helped in the birth of many new provings, teaches widely and still
finds time to run a small practice in the Helios Clinic. This article is based
on a talk given at the Irish Homoeopathic Conference, Galway in 1997.
Introduction
The development of remedies has been very prolific since Hahnemann
developed his first 70 remedies, and, on the whole, the preparation of most
remedies is quite straightforward and well documented. Homoeopathic pharmacy is
a science of mimicry and the various pharmacopoeias and ancient texts provide
the guidelines needed to create a remedy which mirrors the original proving.
Apart from the difficulty of obtaining the raw materials for some rare
remedies, such as nosodes, tincture making from medicinal
herbs and trituration of elements and inorganic materials is a long but
basically uncomplicated process. Even the imponderabilia, such as the Magnetic Poles,
Sol, Luna and X-Ray are quite easy to make. However there is a special group of
unique remedies which Hahnemann developed himself which present there own
challenges.
They are Calc. Hep. Merc. Sil. and Causticum - the so-called Hahnemannii remedies.
The first two are related by the use of the shell from the european
edible oyster, Ostrea Edulis, as a source of calcium carbonate. It seems, from
Hahnemann's experiments,
that there was a shortage of pure chemicals and the preparation of lime
water (calcium hydroxide Ca(OH)2 solution) so often used in chemistry, was procured
from impure calcium carbonate sources. In an early formula of Merc., given in
lesser writings, he uses burnt egg shells to make lime water. Hep. is an impure
calcium sulphide and is made by putting an equal parts mixture of powdered
oyster shell and pure flowers of sulphur in a sealed porcelain crucible and
heating to white heat for 10 minutes.
The off white powder has an odour of hydrogen sulphide (rotten eggs) and
is insoluble so is triturated to potency.
Merc. was created by Hahnemann in the days before he used potencies. The
aim was to produce a palatable form of mercury which could be absorbed into the
body easily as existing mercurial medicines were so poisonous and particularly
corrosive. The 'solubilis' part of its name refers to its easy solubility in
gastric acids and absorption by the stomach when ingested and not to its
physical properties.
The complicated Merc. formula of 1788, given in the preface to lesser
writings, dissolves mercury metal in nitric acid and precipitates out the insoluble
black di-mercurous ammonium nitrate. 2(NH Hg2) NO3H2O by the addition of
ammonia. The resultant insoluble black powder is washed and triturated to
potency.
Silica is made by melting one part of clean white sand, or rock quartz,
with four parts sodium carbonate. The resulting glassy mass is pulverised and
dissolved in water to release the silica as a precipitate which is then washed
many times to free it from sodium salts. Presumably this formula was developed
because pure silica was not available in the early 1800's so Hahnemann had to
make it himself.
Causticum which is without doubt the most challenging of them all. I
have made this remedy 5x in the last 11 years with 3 successes and 2 complete
failures.
It demands skill, great care and patience and compels the pharmacist to
heed the great master's words 'follow me, but follow me well'. It is by far the
most complicated and involved process of all Hahnemann's special remedies,
involving hazardous chemical reactions and distillation apparatus which needs
constant care and attention. Making Causticum is an experience which is
different every time and has been a deep learning experience for me personally.
It is also the only one of these remedies for which the
final chemical composition has been the subject of debate and it is
still not known what Causticum actually is. Even before Hahnemann's death it
was controversial.
In 1835 a chemist called Griesselich followed Hahnemann's instructions
to the letter but failed to reproduce the remedy concluding that there was no
such thing as Causticum. He offered a prize of 12 ducats to anyone who could
clarify its chemical nature - an offer which was not taken up by anyone. The
recorded attempts of other chemists, during Hahnemann's lifetime, and the
analysis of different preparations from different manufacturers, more recently,
has revealed variable and inconclusive results. Also, as I shall explain later,
chemically there are good reasons why it should be nothing other than distilled
water which was what Griesselich's experiments mostly produced.
To try and unravel this mystery we must look at the preparation in
detail, in the Causticum monograph in Chronic Diseases. I will go through it
step by step to explain the chemical changes.
Lime, in the state of marble, owes its insolubility in water and its
mildness to an acid of the lowest order which is combined with it; when heated
to red heat the marble allows this acid to escape as a gas.
Hahnemann is describing the liberation of carbon dioxide (CO2) from
marble when it is heated and its transformation from a hard insoluble form into
a soft and water soluble substance which is calcium oxide (CaO). His use of the
word 'lime' to describe marble relates to limestone, from which marble is
derived and not to the modern chemical definition of 'lime' or 'quicklime'
which is calcium oxide. Carbon dioxide is an acidic gas and will make carbonic
acid (H2CO3) when dissolved in water.
During this process the marble, as burned lime, has received (besides
the latent heat) another substance into its composition, which substance,
unknown to chemistry, gives to it its caustic property as well as its
solubility in the water, whereby we obtain lime-water.
From this statement is seems that Hahnemann did not know the chemical
composition of calcium oxide which is formed after heating marble or any other
calcium carbonate such as egg or oyster shells. Calcium oxide is caustic, can
create burns on the skin and reacts quite violently with water giving off much
heat creating lime water, a solution of calcium hydroxide Ca(OH)2, which has
alkaline properties.
This substance, though not itself an acid, gives to it its caustic
virtue, and by adding a fluid acid (which will endure fire) which then combines
with the lime by its closer affinity, the watery caustic (Hydras caustici) is
separated by distillation.
This passage describes the reaction of the alkaline quicklime with a
heated acid to create the watery Causticum which is recovered by distillation.
The Preparation
Take a piece of freshly burned lime of about two pounds,
Two pounds of white marble has to be heated to red heat to effect the
necessary chemical change by driving off the carbon dioxide as follows:
CaCO3 + fire (heat) = CaO + CO2
dip this piece into a vessel of distilled water for about one minute,
then lay it in a dry dish, in which it will soon turn into powder with the
development of much heat and its peculiar odour called lime vapour.
When the burnt marble, now quicklime CaO, is put into water it fizzes
quite dramatically giving off heat and hydrating to form calcium hydroxide some
of which, in solution, steams to create the vapour Hahnemann mentions. The
formula is as follows:
CaO + H2O = Ca(OH) 2 + heat
Of this fine powder take two ounces and mix with it in a warmed
porcelain triturating bowl a solution of two ounces of bisulphate of potash,
(potassium bisulphate KHSO4) which has been heated to red heat, melted, cooled
again and then pulverised and dissolved in two ounces of boiling hot water.
Potassium bisulphate is an acid salt with some water in its crystals.
Just why Hahnemann melts it to red heat and cools it again is unclear. Perhaps
in his day it was only available in hard lump form instead of the modern fine
crystals and needed this treatment to make it a quickly dissolving powder. It
melts easily at red heat, is dried by this heating and easily dissolves in hot
water. Another possible reason for heating is to bake the crystals so ensuring
that no more than two ounces of water and two ounces of the two solids are
present in the final mixture so that all of it can react completely as per the
following formula:
Ca(OH)2+ KHSO4 + H2O = KOH + CaSO4 + 2H2O
The thick, white paste formed by this mixture of components is just
fluid enough to be pourable though needs a spatula to put it all in the retort.
The hydrated calcium sulphate so formed is commonly known as Plaster of Paris
hence its insoluble pasty quality and the potassium hydroxide formed is in the
solution which binds the mass.
This thickish mixture is put into a small glass retort, to which the
helm is attached with a wet bladder; into the tube of the helm is inserted a
receiver half submerged in water; the retort is warmed by the gradual approach
of a charcoal fire below and all the fluid is then distilled over by applying
the suitable heat.
The glass apparatus Hahnemann used was the well known distillation
retort known as the alembic. They are difficult to find these days but are
commonly seen in old chemistry or alchemical books. A glass bulb elongates into
the conical helm which ends in a small spout. The absence of modern water
cooled glass condensers in the early 1800's gave rise to the use of a pigs
bladder full of water to cool and condense the distillate vapour as it rose
from the heated glass bulb. The receiving bottle is attatched to the helm, with
a moistened pig's bladder, to create a porous seal and is also cooled to
complete the liquefaction of any uncondensed vapour. Using gradual heat, as the
charcoal fire infers, it takes many hours (4-6) to completely distil all the
liquid and it is important that it is heated to dryness. My experience up to
now has been with the use of modern distillation equipment, rather than the
alembic, which I feel physically mimics the properties of the original
adequately although cannot replace the authentic ritual of the real thing with
all its beautiful subtleties. I'm sure that I will have more experiences of
this remedy preparation each time getting even closer to the impossible goal of
perfectly repeating Hahnemann's own remedy.
The distilled fluid will be about an ounce and a half of watery
clearness, containing in concentrated form the substance mentioned above, i.e.
Causticum;
It smells like the lye of caustic potash. On the back part of the tongue
the caustic tastes very astringent, and in the throat burning; it freezes only
in a lower degree of cold than water, and it hastens the putrefaction of animal
substances immersed in it.
When muriate of Baryta is added, the Causticum shows no sign of
sulphuric acid, and on adding oxalate of ammonia it shows no trace of lime.
A dictionary definition of 'lye' is ' the technical term for the
alkaline liquor obtained by leaching wood ashes with water commonly used for
washing and in soap making; more generally the common name for any strong
alkaline solution or solid such as sodium or potassium hydroxides.'
The chemical tests mentioned at the end, using barium chloride, shows
there is no presence of sulphate ions and ammonium oxalate shows there are no
calcium ions present in Causticum. The physical properties mentioned, of
freezing point and putrefaction, are common characteristics of caustic alkalis.
Modern Documentation
One of the drawbacks to the industrialisation of remedy preparations by large
homoeopathic manufacturers, over the years, is the imposition of allopathic
methods of quality control and analysis on raw materials in order to licence
remedies as medicines for retail sale. This can impose strict testing of original remedy materials to prove identity,
quality and the validation of potentisation methods which, of course, is a good
thing. When pure sources of elements and compounds are used there is no problem
achieving this, but when the starting point is already an impure source this
can cause difficulties. For example it is impossible to know the exact analysis
of the marble Hahnemann used for the original remedy and it is not documented
from where the sample was obtained. Also uncertainty as to the exact
composition of the finished Causticum, and the many trace elements it may
contain, would mean very involved analytical discussions about criteria and
tests . Pharmacopoeias over the years have avoided this issue by substituting
two pounds of marble with two pounds of burnt lime, without indicating a
source, to avoid having to introduce such a variable. This means pure
industrially prepared 99.9% calcium oxide is put forward as the starting point.
Causticum is not found in either the French or German homoeopathic
pharmacopoeia (GHP) which are both widely used in the UK and Europe. The recent
British homoeopathic pharmacopoeia, brought in to preserve some of the remedies
not found in the GHP, has an entry with testing for the absence of sulphates,
calcium and heavy metals. Neatby & Stonham's book describes Causticum as
being 'of somewhat uncertain nature' and that 'the modern liquor potassium
hydrate (i.e. KOH) is often dispensed as a substitute'. Understandably the variables possible with
different marble qualities would make standardisation, via the pharmacopoeia,
very difficult to reproduce by manufacturers. However this sacrifice to
analysis looses certain important subtleties just as making Calc Carb from pure
chalk would be slightly different from that prepared from the oyster shell. My
first experiences making Causticum used pure calcium oxide, instead of marble,
I have to say the end product passed all the organoleptic (taste and smell) and
chemical tests given by Hahnemann and has undoubtedly worked well as a remedy.
The quality of remedy potencies reflects perfectly the original so if an oyster
shell is 99.5% calcium carbonate and 0.5% impurities then using pure 99.99%
pure chalk would still be 99.5% of the Calc Carb picture, perhaps in most cases
enough similarity to cure and not significant, we do not know - but Hahnemann's
voice rings out again "....... but follow me well"! That 0.5% missing
may have provided the essential part of the resonant stimulus needed to cover
the similimum fully and thus cure the patient in front of us.
Causticum Raasay
My interest in Causticum was rekindled when on a visit to the Burren
school in Galway, Eire. Nuala Eising had just finished the Fire proving and
asked me if I thought a Marble woman and a Fire man would produce a Causticum
child. The answer is, of course, only if she had a fling with a potassium
bisulphate lover! Despite not offering this as a serious reply, not wishing to
interrupt the speculation inspired by the question, it did get me thinking
about making the great anti-psoric again using marble and to see if any characteristics of the newly proved
remedies are literally carried over into Causticum.
Back in the lab, some months later, the initial problem of how to heat
an entire two pounds of marble piece to red heat soon arose. Large flame
bunsens, and gas fires take ages to do it and by the time you have got to one
end, of the marble block, the other end has taken up moisture again reducing
the calcium oxide content. Just how did Hahnemann do it? Visions of blacksmiths
forges appeared so I tried burning it on glowing hot coals for a few hours. It
works very well but contaminates the marble with sulphur fumes from the coal.
So the first marble sourced remedy was a long day of burning and scraping
marble until two ounce of the transformed marble was available. Still a long
way from the two pound burned lump ready to dunk into water. Possibly the best
method is to bake it in a pottery kiln, although I am told this can be very
dangerous due to risk of explosions from possible water pockets embedded in the
stone, but perhaps this will be one for the future.
However as the years go by I am more and more convinced that remedies
themselves choose when to be made and the timing must be right to create the
perfect conditions. This is especially true for new proving remedies, a good
example being the coincidental major astrological movements of Pluto at the
start of the Plutonium proving previously unknown by the proving team. The
conditions for a superb Causticum firing came together one night last June at
Jeremy Sherr's summer school on Raasay island off the Isle of Skye. The Dynamis
school has been holding summer gatherings there for many years and presence of
twenty or so homoeopaths together supported the event beautifully. The idea
came to have a wood fire on the beach so the marble was placed on a large stone
while group participation gathering wood, and passing the Jamesons, soon had
everything prepared. Duncan, one of the local seafarers who regularly visited
Raasay, was also with us, He was very keen to join the event because he had
been cured of a very serious condition, by Jeremy, with Causticum. It,
apparently, was his remedy and he set himself the task of feeding the fire with
great enthusiasm as the blaze grew and the marble got redder. The weather
conditions were also special with the first cloudless starry night of the week
giving a clear view of the north star, Polaris, the telescopically focused
light of which we were all proving at the time - just to add another dimension
to it all. As the time moved on we all wandered back to bed in the early hours,
leaving Duncan Causticum tending the fire, which he did until 3am. Early next
morning it was sunny and I walked down to the beach to collect the burnt
offering. To my amazement it was lying clean, white and exposed on the stone
with not a speck of wood ash around it. I assumed Duncan had cleaned up before
he retired for the night but no he had not - the highland wind had blown any
remnants of the fire away and the marble was completely burned and ready. That
evening it was distilled following
Hahnemanns directions as closely as possible, in an atmosphere of
collective support and wonder resulting in a superb liquor which is without
doubt the best quality Causticum I have made to date.
Questions Unanswered
I have not found as yet a satisfactory answer to why Hahnemann went to
so much trouble to make this remedy. What were his intentions? If the goal was
to make potassium hydroxide (KOH) this method is not very efficient and
apparently unnecessary. Chronic diseases describes the smell of Causticum like
the 'lye' of caustic potash (KOH) so it was obviously already available and
known to him so why bother? Andreas Grimm, who reproduced the original method
exactly in 1989, speculates that Hahnemann was trying to isolate and distil the
'caustic principle' i.e. the OH- ion which is, unknown to him, and a fruitless
task using this crude method. Perhaps we will never know the truth but the
combination of so many alchemical elements seriously leans towards an
experiment with another dimension. The use of the great transforming fire, the
meeting of the two principles masculine (acid) and feminine (base) in equal
measure, the hermetically sealed unit and the final distillation in the alembic
are all well known alchemical processes. Whatever the true reason the result is
undeniably one of the most important remedies in the materia medica and it is
important to be clear as to its composition and reproducibility.
Chemical Possibilities
According to the formulas the
thickish mixture in the flask contains only three components KOH + CaSO4 +
2H2O. i.e. Potassium hydroxide, calcium sulphate and water. There are actually
no volatile gases or products which would pass over during distillation except
water. Potassium hydroxide dissolves in water but remains behind as the water
boils off. Calcium sulphate is insoluble and remains behind as a white hard
mass. So how is the final product alkaline at all. For many years it was
thought that the alkalinity was due to ammonia which is created when elemental
calcium metal reacts with nitrogen 3Ca + N2 = Ca3N2 and the resulting calcium
nitride reacts with water to form ammonia gas. Ca3N2 + 6H2O = 2NH3 + 3Ca(OH)2 This gas then forms ammonium hydroxide,
sometimes called ammonium causticum, when it contacts water. NH3 + H2O = NH4OH.
Scholten states in his recent book that Causticum contains ammonia but
is different from ammonium causticum.
However reactive elemental calcium metal is not present in our process
and calcium oxide, which is, does not form this liaison with nitrogen and thus
ammonia is not formed. It is possible for ammonia to be formed if potassium
hydroxide comes into contact with the protein of the pigs bladder but this is
very remote. So how is the potassium hydroxide present in Causticum? Grimm
gives, what I believe, is the most likely explanation. At 350 - 400o C,
temperatures, created by the charcoal fire, potassium hydroxide sublimates
without decomposing. Sublimation means that the solid vaporises into the
condenser and is carried over into the receiving vessel by water vapour thus
resulting in a weak solution. Grimm also suggests that bumping may also occur,
which is common with alkalis, creating a spitting effect up the tube. Thus
Causticum is a weak solution of potassium hydroxide by these effects. If there
are traces of unfired calcium carbonate in the calcium oxide then the addition
of the acid may liberate carbon dioxide gas which may be present as a trace as
in CaCO3 + KHSO4 = CaSO4 + KOH
+CO2. However there is also another
subtle dimension which must also be remembered. The starting point was an
impure marble which could have had trace elements of many different elements.
Ornamental marble gains it colours from the presence of impurities such as iron
creating red, chlorites the greens and graphites the blues. Quartz (silica) is
also often found as an impurity in marble, so there are still many possible
trace elements which are unknown and may be present.
The Kali Element
With the recent use of the periodic table to expand materia medica by
Sankaran, Sherr and especially Scholten, verification of the composition of
Causticum can be supported by analysis of the characteristics of the element.
The well known Causticum theme of the sympathetic, serious, intense, sensitive
type who can become a social activist, working on behalf of others, to overcome
injustice can be seen as being made up of
the three elements KOH, potassium, oxygen and hydrogen.
Scholten describes the potassium element themes as :
Doing their work and duty without
thinking. Steady plodding conscientiousness to get the job done. Have and need
fixed rules and like to stick to them. Have strong principles and can be
depended upon to fulfil their responsibility. Often work alone and decide for
themselves how to do it. Don’t like interference. Can even turn away from the
family. Fixed attention to principles and duty leads to an inability to
identify with their action. Loose their sense of self. Brainwashed. Are naive.
Over control suppresses free thinking. Are not open to debate and become
closed, dogmatic, moralistic.
Using MacRepertory to compare Kali salts the following characteristic
Causticum mind symptoms appear:
ANARCHIST; revolutionary
DICTATORIAL, domineering, dogmatic, despotic
FEAR; happen; something will
INDUSTRIOUS, mania for work
INJUSTICE, cannot support
OBSTINATE, headstrong
PASSIONATE
SELF-CONTROL; wants to control himself
SELF-CONTROL; loss of
Kali brings in many symptoms concerning the will. The well know Kali theme
of control and lack of it is also seen in Causticum characteristic symptoms
such as: paralysis of throat, larynx and respiratory system preventing mucus
being expelled, involuntary urination on coughing or laughing, contracted
tendons or paralysis in the extremities.
Oxygen Element Complain
and whine about things even becoming aggressive. Attention seeking like
children who want things right now.
Blame,
feelings of being used and abused by others, its always the other persons
fault. Victim mentality/can’t come to terms with the unfairness of life
and
they have to make the best of it. Small things blown out of proportion and are
reasons to complain. Action hampered by laziness, as they feel its a lost
cause.
Feel
others should put it right. Have a passive attitude.
Nonchalance
and indifference to resolving the problems. Image of the tramp muttering to
himself about the injustice of it all, resort to being beggars.
Here
we see, in the oxygen, the more emotive side, hurt feelings, low self esteem,
sensitivity to injustice and possibly a feeling of being a victim
without
the will to do anything about it. Combined with the strong willed and dutiful
Kali element the principled, controlled and steadfast
action
is brought in as demonstrated by the Causticum stereotype.
Causticum and Ozone (O3) share following
symptoms:
Abusive,
insulting
Complaining
Confidence;
want of self
Horrible
things, sad stories affect her profoundly
Lamenting,
bemoaning, wailing
Mood
changeable, variable
Morose,
sulky, cross, fretful, ill-humour, peevish
Quarrelsome,
scolding
Selfish,
egoism
Work;
aversion to mental
H brings the desire for and the experience of unity
which brings the element of working for a cause for themselves and others.
This search for unity can be expressed and
religious feelings or as a great love for everyone. There is a sympathy out of
love for others and
their emotional sensitivity allows them to feel
what others feel because they are one with them. The fight for injustice is
extended beyond
the personal to the collective by hydrogen's
influence. It can be seen to bring in the intellectual element to the trio and
extend the aspiration
of Causticum to the higher purpose; they can
work on behalf of others for their greater good whether it be society as a
whole or their own family.
Causticum and Hydrogen (H2) share mind symptoms
such as:
Absorbed, buried in thought
Abstraction
of mind
Contended
Company;
desire for
Elated
Positiveness
Religious
affections
Thoughts;
rush, flow of
Tranquility,
serenity, calmness
Putting
these three elements together also shows the true polychrest nature of
Causticum:
K brings the will linked to the syphilitic
miasm and the search for truth;
O brings the emotional element linked to the
sycotic miasm and the search for love;
H represents the mental element linked to the
psoric miasm the search for wisdom.
The
whole is always greater than the sum of the parts but these generalised themes
seem to fit.
The
task of trying to show a remedies chemical composition by materia medica is a
huge task as there are so many overlaps which go on and on.
There
are some interesting keynotes of Caust which may point to other directions.
The
black type symptom 'Fear of dogs'. Kali-c. is the only Kali salt which has
'fear of animals' but not of dogs but Sil. has.
Kali-c.
in italics with Caust black type in the rubric 'aversion to sweets'.
Caust
has a few symptoms about ghosts and seeing images on closing eyes.
The
Carbon series (Carb-v./Graph.) are known for symptoms of this sort suggesting
perhaps there is some carbon present. Silica is well
represented
with these symptoms. Perhaps the marble impurity is present as a trace element
or compound.
Fear
of dogs, ghosts and desire for smoked meat also links very strongly with the
Calcium element from which Causticum originates but the Bar-m. discounts the
presence of this element although it is interesting how close the calcium salts
are. Calc-p. for example also shares the tubercular smoked meat desire.
Putting these three elements together also shows the true polychrest
nature of Causticum.
Kali bringing the will which is linked to the syphilitic miasm and the
search for truth;
Oxygen brings the emotional element linked to the sycotic miasm and the
search for love;
Hydrogen represents the mental element linked to the psoric miasm the
search for wisdom. Of course the whole is always greater than the sum of the
parts but these generalised themes seem to fit.
The task of trying to show a remedies chemical composition by materia
medica is a huge task as there are so many overlaps which go on and on. There
are some interesting keynotes of Causticum which may point to other directions.
For example the black type symptom 'Fear of dogs' is well known for Causticum.
Kali Carb is the only kali salt which has 'fear of animals' but not of dogs
although Silica is there. Kali Carb is in italics with Causticum black type in
the rubric ' aversion to sweets'. Causticum also has a few symptoms about
ghosts and seeing images on closing the eyes. The Carbon series, such as Carbo
Veg and Graphites, are well known for symptoms of this sort suggesting perhaps
there is some carbon present. Silica also is well represented with these
symptoms. Perhaps the marble impurity is present as a trace element or
compound. Dogs, ghosts and desires for smoked meat also links very strongly
with the Calcium element from which Causticum originates but the barium
chloride discounts the presence of this element although it is interesting how
close the calcium salts are. Calc Phos for example also sharing the tubercular
smoked meat desire.
Conclusions
At present Causticum still holds some secrets and speculation and
attempts to use materia medica to decipher constituents is very inexact because
of the differences in numbers of rubrics between the remedies in the
repertories. Perhaps continued chemical analysis of preparations in the future,
ideally by many companies, will give rise to some definitive answers as to what
Causticum is. Up to now the documented variations have been inconsistent and
more samples, willingness and time is needed to standardise this remedy
correctly. I am sure it is a Kali salt, and should be thought of as one, but
alchemy is a mysterious thing and I'm sure this wonderful substance will still
keep some of its secrets hidden for some time to come.
If any of you have any comments or information which can shed more light
on the subject I would be very grateful
to receive it.
Acknowledgements
I would like to thank Bob Lawrence, at Helios, for his technical support
of several preparations of Causticum, Andreas Grimm for his formidable work, insight
and wonderful dedication to Causticum, Alan Crook for his translating skills
and finally Jeremy Sherr, Diane Goodwin and the Raasay north stars for
supporting, so beautifully, the making of Causticum on that memorable night
last June.
[Gawlik]
CAUSTICUM - der Ätzstoff Hahnemanns
Diese Kunstschöpfung Hahnemann’s ist zutiefst verbunden mit Erlebniswelten und Gefühlsqualitäten von Erstarrung, Tod, Fegefeuer, brennendem Schmerz, Leid und
„Ausgelaugt-Sein“.
Versuchen wir zunächst ein wenig in die innere Signatur dieses Heilstoffes einzudringen so müssen wir uns folgendes vor Augen halten:
Der Ausgangsstoff für die Herstellung dieser Arznei ist Marmor aus Carrara. Dieser besteht aus der über Jahrmillionen hin metamorphisierten Fauna der Urmeere, samt
der Fülle der bei deren Absterben anfallenden Kalkpanzern. Dementsprechend ist seinen Atomen die Erfahrung von millionenfachem Tod eingeprägt.
Um den Ausgangsstoff für die Potenzierung zu gewinnen, erleidet der pulverisierte Marmor darüber hinaus noch eine spezielle Prozedur des Brennens und Löschens,
wobei unter anderem auch eine Lauge entsteht, welche letztendlich dann destilliert wird. Beim anschließenden Potenzierungsprozeß werden nun deren geistige
Prägemuster noch weiter aus ihrer Stofflichkeit befreit und können entsprechend dem Analogieprinzip zum Löschen ähnlicher psychischer Muster und ihrer physischen
Ausprägungen beim Menschen eingesetzt werden.
So sind also Leid und „Mit-Leiden“ zentrale Themen von Causticum. Ein Causticum-Charakter opfert sich für andere auf. Es gleicht -zumindest aus dieser Sicht- einer
Art „Mutter Theresa“ unter den homöopathischen Mitteln.
Einem unterbewußten Trieb nachgebend, folgen Menschen oft dem homöopathischen Grundgesetz und leben etwas, das sie überwinden wollen, in übersteigerter Form aus.
So kann der geschulte Beobachter mitunter bereits durch das äußere Erscheinungsbild eines Mitmenschen auf Causticum hingewiesen werden. Solch eine Persönlichkeit
-so sie denn in Reinkultur überhaupt vorkommt-, kann durch grau-beige oder gar marmorierte Kleidung auffallen. Nicht zufällig findet Marmor eine Hauptverwendung in Form
von Grabsteinen auf Friedhöfen.
Menschen die darüber hinaus ein wenig ausgezehrt und wie vertrocknet erscheinen, liefern weitere Hinweise auf dieses Mittel. Wenn sie nun gar noch von einer chronischen
Heiserkeit, brennenden Hautaffektionen und unwillkürlichem Harnabgang beim Husten oder Niesen geplagt werden, darf mit Sicherheit von einer hervorragenden Wirkung
dieser tiefgründigen Arznei ausgegangen werden.
Die Hautfarbe von Causticum ist fahl, von einem etwas schmutzigen Grau-weiß. Eine leicht marmorierte Gesichtshaut mit bläulichen Säumen am Rande der Unterlippe
mag ebenfalls ein Hinweis sein. Es entsteht ein Eindruck von frühzeitiger Erstarrung durch nichtüberwundene Kümmernisse und Kränkungen und man spricht dabei auch
von einem „versteinerten Herzen“. Die vom griechischen Göttervater Zeus in eine Statue verwandelte Niobe ist ein Sinnbild für diese Versteinerung aus Schmerz.
Eine Unterdrückung von Wirkkräften führt immer zu einem Verlust an Lebendigkeit. Wenn also „das Wirkende“ vom Bewußtsein nicht verkraftet wird, gerät ein Organismus
in Erstarrung. In unserer Realitätsebene finden wir solche Menschen des öfteren in Altersheimen in einer Atmosphäre von seniler Lähmigkeit, körperlichem Verfall und
allgemeiner Depression, die zusätzlich von einem Hadern mit dem Schicksal gekennzeichnet ist. Die Einnahme von Causticum kann in solchen Fällen inneren Frieden und
eine Aussöhnung mit dem selbsterschaffenen Schicksal bringen.
Wenden wir uns als nächstem Charakteristicum dem Brenn-und Löschvorgang zu:
Hier erleben wir, wie schon angedeutet, die reinigende Kraft des Fegefeuers auf der einen Seite und die erlösende Milde göttlicher Gnade auf der anderen.
Das unbewußte Märtyrertum, dieses ständige „In -der-Wunde-des-Anderen-Sein“, führt zu brennendem Seelenschmerz, welcher seine Signale an dafür typische Stellen des
Körpers entsendet: an die Haut, in Form brennend-ätzender Ausschläge, (er will „aus der Haut fahren“), an die Luftröhre, in Form eines rohen wunden Gefühls (ihm „bleibt
die Luft weg“), an die Zunge in Form einer Lähmung (es „verschlägt ihm die Stimme“,- genauer: er stottert) und an die Harnblase, die den inneren Druck ausgleicht, indem
sie sich häufig unwillkürlich entleert (z.B. bei Kindern, die ähnlich Ac-ph. zum Bettnässen im ersten Schlaf neigen).
Diese Trias von Laryngitis, Urethritis und Ekzemen ist typisch für Causticum.
Gehen wir weiter zur Lauge:
Ein charakteristisches Merkmal von Laugen sind ihre quellend-saugenden Eigenschaften. In diesem Punkt berührt sich unser Mittel mit gewissen Eigenschaften von
Kali-c. Im Gegensatz zum aktiven Angriff einer Säure ist der Angriff der Lauge versteckter und für den Organismus gefährlicher. Er ist gekennzeichnet durch Auszehrung,
wie schon an dem Wort „ausgelaugt“ deutlich wird. Diese Prozesse gehen meist langsam und unbemerkt vonstatten und machen sich durch allmählich um sich greifende
Lähmungen bemerkbar. So ist unsere Arznei ein tiefgreifendes Mittel, um aus psychischen und physischen Lähmungen zu erwecken. Es würde diesen Rahmen sprengen,
die Fülle der klinischen Indikationen aufzuzählen. Der Begriff „Lähmung“ ist jedenfalls sehr weit zu fassen. Dabei kann eine Sprechhemmung, die sich durch Stottern
bemerkbar macht, genauso gemeint sein, wie eine Sprachlähmung nach Schlaganfall oder eine Gesichtslähmung durch übermäßige Kälte.
Kommen wir schließlich noch zu den Eigenschaften eines Destillats, so wird deutlich, daß beim Vorgang des Destillierens, Wesentliches vom Unwesentlichen getrennt wird.
Dieser Prozeß ist vergleichbar mit der fortschreitenden Läuterung und Bewußtwerdung eines Menschen im Verlauf vieler Erdenleben.
Angelus silesius prägte den schönen Zweizeiler, der hierzu paßt: „Mensch werde wesentlich, denn wenn die Welt vergeht, dann fällt der Zufall fort, das Wesen das besteht.“
Vieles was dieses mächtige Mittel charakterisiert, ist unter dem, was zur Signatur gesagt wurde schon angeklungen. Die Symptomatik, welche nach Causticum verlangt,
resultiert aus einer Thematik, die sich um Begriffe wie zehrendes Leid, Grausamkeit, Gerechtigkeitsfanatismus und Märtyrertum rankt, worunter in diesem Falle eine
Aufopferung für andere oder ein übertriebenes Mitleiden gemeint ist. Es kann sich um Menschen handeln, die einen anderen bis zu seinem Ableben gepflegt haben, Menschen,
die sofort mitweinen, wenn ein jemand weint, die alles verschenken was sie haben, die gar nicht mehr wissen, was es heißt, eigene Wünsche zu haben. Sie sind von schlicht
em Äußeren, unauffällig und bescheiden und handeln nach dem Motto: „Einer trage des anderen Last.“ Es ist, als wollten sie Sühne leisten für ein Verbrechen, von dem sie
gar nichts mehr wissen. Ihr innerster Wunsch richtet sich nach der Aufhebung allen Leids, verbunden mit dem Verlangen nach Verbrüderung aller Menschen.
Der Gerechtigkeitssinn von Causticum kann sich bis zum idealistischen Fanatismus eines Revoluzzers oder Anarchisten steigern. Solche Menschen gehen für andere auf die
Barrikaden und es besteht dabei eine ausgeprägte Intoleranz gegenüber jeglicher Autorität oder sozialer Ungerechtigkeit. Unter dem Mantel äußerer Gefälligkeit und
Einfühlsamkeit kann in Streßsituationen ein harter herausfordernder Kern zum Vorschein kommen. Streitsüchtige und rechthaberische Politiker oder Gewerkschaftsführer,
die sich bei Debatten ereifern und nicht einlenken wollen, können zu diesem Typus zählen.
Ein Glaubensmuster, das sich am Leid als der allein die Evolution des Bewusstseins vorantreibenden Kraft orientiert, erwächst aus Erfahrungen die unter Umständen
Jahrhunderte weit zurückreichen bis in die Zeit der Inquisition und Kreuzzüge.
Wir entdecken derlei Personen in dienenden Berufen, z.B. als Alten- und Krankenpfleger oder Diakonisse, als Mönch oder Nonne, als Sonderschullehrer, Familienhelfer,
Telefonseelsorger, Tierschützer, Sozialarbeiter oder Psychotherapeuten. Man findet sie unter denen die gerne die Todesanzeigen in der Zeitung lesen genauso, wie unter
extremen Pacifisten. Mutter Theresa oder Elisabeth Kübler-Ross könnten als Beispiele herangezogen werden, um diesen Menschentyp näher zu kennzeichnen,- was natürlich
nicht heißt, daß ausgerechnet diese beiden über Leitsymptome verfügen müssen, welche die Einnahme von Causticum rechtfertigen würden. Die „Sym-pathie“, das „In-der-
Wunde-Sein“ geht unter Umständen - wie im Fall der Therese von Konnersreuth soweit, daß der Mitfühlende das Stigma des Bemitleideten übernimmt. In esoterischen Kreisen
spricht man dann davon, daß hierbei „karma abgenommen“ oder übernommen wird.
Auch unter Behinderten finden sich häufig Menschen, die gut auf eine Behandlung mit dem Hahnemann’schen Ätzstoff ansprechen. Ob es sich dabei um Kinder handelt,
die schielen oder stottern oder durch eine Hasenscharte verunziert sind, um Unfallopfer, die an Krücken laufen oder im Rollstuhl fahren, es sind auf jeden Fall Menschen,
die von einem besonders harten Schicksal getroffen wurden und gleichsam wie verätzt wirken. Sie finden es entwürdigend, wenn sie bemitleidet werden oder verfallen im
Gegenteil in Selbstmitleid und entwickeln ein besonders ausgeprägtes Verlangen nach Anerkennung und Sympathie. Ihre Rührseligkeit verhindert, daß sie Berichte im
Fernsehen über das Elend auf der Erde und die in der Welt stattfindenden Greueltaten ertragen. Ähnlich geht es ihnen, wenn plötzlich Angehörige sterben. Anstatt den
scheidenden Seelen, freudig über deren Erlösung, zum Abschied zu winken, verfallen sie in lang anhaltenden Kummer, vergleichbar jener Trauer die nach Nat-m. verlangt.
Wenn wir versuchen, Analogien im Märchen oder der Literatur zu entdecken, so landen wir z.B. bei der Geschichte vom alten Mütterchen oder dem Märchen vom
Gevatter Tod oder dem Totenhemdchen.
Auch in der Geschichte vom hässlichen Entlein sind Ansätze verborgen, die einen Vergleich mit unserem Heilmittel zulassen.
Konstantin Wecker schreibt Lieder, in denen die „Causticum-Thematik“ anklingt. Der von einer fortschreitenden Paralyse erfaßte kleine Junge in dem Spielfilm Lorenzos
Öl gibt zu Überlegungen Anlaß, die in Richtung unseres Mittels deuten.
Am intensivsten wird das Thema Fegefeuer und Läuterung natürlich in Dantes Göttlicher Komödie angeschlagen.
Der Genuß am Leid kann mitunter zu masochistischen Praktiken wie Geiselung und dem Wunsch nach Analverkehr führen. Überhaupt scheint die Lebenskraft unter dem
Einfluß auslaugender Erfahrungen zu pervertieren, sodaß vor allem ältere Männer Probleme mit ihrer Sexualität bekommen und ein starkes Verlangen nach
minderjährigen Mädchen entwickeln. Es wird davon gesprochen, daß die Dunkelziffer der Väter, die ihre heranwachsenden Töchter mißbrauchen ungemein hoch ist.
Viele davon würden sicherlich in mancherlei Hinsicht von einer Behandlung mit unserem Mittel profitieren, doch müßte das ihrem eigenen Wunsch nach Veränderung
entsprechen.
Jean Pierre Gallavardin: hat in solchen und ähnlichen Fällen den Angehörigen immer wieder einmal empfohlen, den Betreffenden wie auch den Betroffenen, homöopathische
Globuli heimlich zu verabfolgen. Ich halte diese Vorgehensweise aus verschiedenen Gründen für fragwürdig, jedoch muß sich jeder seine Meinung hierüber selbst bilden.
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