Holothuroidea = Seegurke

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Das unterschätzte Tier

Die Waffen der Seegurke

Sie sehen aus wie träge, stachelige Würste und leben am Meeresgrund. Doch wer eine Seegurke reizt, erfährt ihr übles Geheimnis.

Sie liegt regungslos am Meeresgrund und sieht ziemlich plump aus – wie eine pralle Wurst mit Stacheln. Öde? Uninspirierend? Unsinn! Seegurken muss man einfach mögen. Ob für ihren

delikaten Geschmack, wenn zu Jia Chang Hai Shen verarbeitet (deftige Seegurke im Wok mit Gemüse) oder dem der Haut der Tiere nachempfundenen Kunststoff. Dieser soll die Effizienz von Elektroden verbessern, die beispielsweise Epileptikern eingesetzt werden.

Seewalzen (Holothuroidea) gehören zur Klasse der Stachelhäuter (Echinozoa). Arten mit bäumchenförmig verästelten Tentakeln ernähren sich von Plankton, das im Wasser treibt. Andere Seewalzen nehmen Nahrung vom Boden auf oder fressen sich durchs Substrat. Die Tiere kommen in allen Meeren in nahezu jeder Tiefe vor – es wurde selbst in 10.000 Metern Tiefe

Exemplare gefunden. Die Fortpflanzung erfolgt getrenntgeschlechtlich indem Männchen und Weibchen ihre Geschlechtszellen gleichzeitig ins Meer entlassen.

Unabhängig von ihrem wissenschaftlichen Nutzen ist die Seegurke – wahlweise "Seewalze" genannt oder "Meer-Penis" ("Cazzo di mare") im italienischen Volksmund – auch an sich ein

wahrlich famoses Ding. Die Tiere sind getrenntgeschlechtlich und geben zur Fortpflanzung ihre Geschlechtsprodukte direkt ins Meerwasser – ganz jugendfrei und bar jeglichen Körperkontakts.

Die Stachelhäuter können überall im Meer existieren, in seichten Gefilden wie in der Tiefsee und zeigen eine große Formvielfalt. Von der gerade mal zwei Millimeter kurzen Rhabdomolgus

bis hin zur zwei Meter langen Synapta maculata ist alles vertreten. Das Farbspektrum reicht von Schwarz (Cucumaria frondosa) bis Pink (Holothuria edulis). Die Haut ist meist mit Stacheln bedeckt, die über Gelenke auf einer Kalkplatte verbunden sind und durch Muskeln bewegt werden können. Die Spitzen dienen zum Graben, zur Fixierung am Meeresboden und zum Schutz vor Fressfeinden.

Angreifer haben jedoch nicht nur Stacheln zu fürchten – das ist der Seegurke wohl zu "igelartig". Nein, die Wasserwürste attackieren ihre Feinde mitunter mit ihren Eingeweiden. Bei Gefahr

stoßen Seewalzen durch plötzliche Kontraktion des Hautmuskelschlauchs ihre Innereien aus und schleudern sie fiesen Fressfeinden entgegen. Die Schleimfäden machen den Angreifer entweder durch ein klebriges Sekret bewegungsunfähig oder betäuben ihn durch Gift. Eine Kamikaze-Taktik der Seegurke mit anschließendem Selbstmord? Von wegen: Innerhalb von einer bis mehreren Wochen wachsen die Eingeweide, die auch Cuvier-Organe heißen, nach.

 

Vergleich: Siehe: Mollusca + bereiten Lebensraum vor für anderen

 

 

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