Lacticum acidum Anhang

 

[Roger Morrison]

Scheele entdeckte Lacticum acidum in Sauermilch. Diese Carboxylsäure ist um ein Kohlenstoffatom länger als das nahe verwandte Aceticum acidum (Essigsäure).

Es handelt sich bei Milchsäure um ein Abbauprodukt von Milchzucker (Milchzucker ist Laktose - unsere Arznei Saccharum lactis), und Milchsäure ist ebenfalls ein Abbauprodukt der anaeroben Verstoffwechselung von Glukose.

Milchsäure findet sich in Bier, Wein, Melasse und vielen anderen Nahrungsmitteln, wie z.B. in Äpfeln und Tomaten. Milchsäure setzte die Schulmedizin in materiellen Gaben zur Behandlung von Diabetes ein.

Viele unserer homöopathischen Symptome leiten sich von versehentlichen Vergiftungen ab, die sich im Zuge ärztlicher Behandlungen ereigneten. Es ist höchst bemerkenswert, dass die Vergiftungen Symptome hervorriefen, welche rheumatischem Fieber verblüffend ähneln.

Milchsäure ist als Konservierungsstoff Bestandteil von Nahrungsmitteln, und sie dient ebenso als Aushärtemittel und als Geschmacksverstärker (insbesondere von sauren und fermentierten Speisen - wie z.B. von in Essig eingelegtem Gemüse (Pickles), eingelegten Zwiebeln, Oliven oder anderen in Salzlauge eingelegten Produkten.) Milchsäure besitzt die stärkste konservierende Wirkung aller säuernden Mittel. Sie wird verwendet, um den pH-Wert von Speisen und Getränken, wie z.B. von Bier und Wein, zu justieren, findet aber auch Einsatz als Emulgator von

Milchproduktersatzerzeugnissen und als Ansäuerungsmittel in kohlensäurehaltigen Getränken. Milchsäure ist an der Herstellung von Käse beteiligt. Es lässt sich folglich sagen, dass die mei

sten Menschen in den westlichen Ländern bedeutende Mengen an Milchsäure konsumieren.

In der Medizin wird Milchsäure zum Abtöten von Spermien und als Antiseptikum eingesetzt. Milchsäure ist wegen ihrer abschuppenden Wirkung Bestandteil vieler Antifaltencremes. Milchsäure findet auch Verwendung bei der Herstellung von resorbierbarem Zwirnmaterial, das man zum Vernähen von Wunden benutzt, ebenso bei der Herstellung von Retardmedikamenten (d.h. von Medikamentformen, bei denen der Arzneistoff verlangsamt freigesetzt wird). Medizinisch wird Milchsäure zur örtlichen Behandlung von Hautinfektionen und vaginaler Infekte angewandt.

GEBRÄUCHLICHER NAME: Milchsäure

WISSENSCHAFTLICHER NAME: 2-Hydroxypropansäure. 2-Hydroxypro-pionsäure. E 270. (Ä)-Milchsäure. (^-Milchsäure. (Ä5}-Milchsäure. DL-Milchsäure. (±)-MiIchsäure

SUMMENFORMEL: C3H6O3

STRUKTUR: Hier handelt es sich um ein Kohlenstoffskelett aus drei Kohlenstoffatomen mit einem Carboxylsäurerest und einem Alkoholrest. Diese Arznei wird aus „normaler" Milchsäure hergestellt - nämlich aufgrund einer Verbindung aus sowohl den Dextro-Isomeren als auch aus den Rotor-Isomeren. das eine reine dextrorotare Form ist - dies sind die einzigen Arzneien, bei denen Stereo-Isomerismus ein Problem darstellt.)

GRUPPE: Carboxygruppe. Alkohol. Zucker. Aliphatische Kohlenwasserstoffe

ARZNEIMITTELPRÜFUNG: Eingeführt in die Homöopathie durch Reisig. Geprüft von Swan im Jahre 1871.

ABKÜRZUNG: Lac-ac.

 

Lacticum acidum wurde hauptsächlich als Akutarznei zur Behandlung von Schwangerschaftsübelkeit eingesetzt und wird auch zur subakuten und konstitutionellen Behandlung von Rheumatismus und Diabetes benutzt. Den Arzneimittelprüfungen und den dokumentierten Symptomen früherer Meister der Homöopathie entnehmen wir, dass Menschen, die in der Arzneiprüfung auf dieses Mittel reagieren oder Lacticum acidum als Heilmittel brauchen, hauptsächlich die charakterliche Seite der Reizbarkeit und extremen Scharfzüngigkeit zeigen - es sind Personen, die an allem Kritik üben und voller Sarkasmus und Verachtung sind.

Auch traten in den Arzneimittelprüfungen eine ausgeprägte Verwirrung, ein schwaches Gedächtnis sowie Fehler beim Sprechen und Buchstabieren zutage; all diese Symptome sind typische Merkmale von Menschen, die Probleme mit dem Zuckerstoffwechsel haben.

Körperlich sind alle Personen, die Carboxylsäuren als homöopathische Heilmittel benötigen, wie bereits erwähnt, anfällig für schwere Arthritis und Gelenksverformungen. In dieser Hinsicht ist Milchsäure eine der herausragendsten aus dieser Gruppe, und sie erzeugt starke rheumatische Schmerzen  und  Schwellungen,  insbesondere  in  den  oberen Extremitäten.

Ebenfalls deutlich im Vordergrund stehen Verdauungsprobleme und Stoffwechselerkrankungen - vor allem Probleme im Zusammenhang mit dem Zuckerstoffwechsel.

Wie dies auch auf alle anderen Carboxylsäure-Verbindungen zutrifft, finden wir bei Personen, die Lacticum acidum benötigen, große Angst und Abhängigkeit. In den Träumen, die für diese Arznei typisch sind, sieht der Patient das furchterregende Bild, am Rande eines Abgrunds zu stehen. Diese Szene beschreibt das tiefsitzende Gefühl von Lebensbedrohung, die vom Patienten Besitz ergriffen hat. Wenn man diese Arznei mit Aceticum acidum vergleicht - mit der Essigsäure, die um ein Kohlenstoffatom kürzer ist - sehen wir, dass das Gefühl von Bedrohung sogar noch intensiver wird. Schölten beschreibt eine Art Hilflosigkeit und spricht von einem kindischen Verhalten oder einer Art „Mädchenhaftigkeit", die für die Arznei typisch sein kann. Andere Autoren haben in

ähnlicher Weise Probleme hinsichtlich der Ernährung und des Gefühls, ausreichend genährt zu sein, als Hauptproblematik dieser Arznei beschrieben - was verständlich ist, da die Laktate Hauptabbauprodukte des Milchzuckers sind.

Wie es auch für andere Carboxylsäuren gilt, reagiert der Patient, wenn er aufgrund von Bedürfnissen, die ihn von anderen Menschen stark abhängig machen, frustriert ist, auf unterschiedliche

Weise: zunächst mit Zorn und sarkastischen Bemerkungen, welche die Person, die das Ziel seines Sarkasmus ist, zum Vertrocknen und Verkümmern bringen sollen; später reagiert er mit Anzeichen von Hilflosigkeit und schließlich mit Depressionen und Entmutigung. Der Alkoholrest in der chemischen Verbindung bringt Hemmungen und Blockaden (Jan Schölten), aber auch Enthemmung

ins Bild. Daher sehen wir anhand der herausragenden Arzneimittelprüfungssymptome, dass der Patient hemmungslos boshafte Bemerkungen von sich gibt, die weit über das hinausgehen, was der Situation angemessen ist. Wie dies auch auf andere Alkohole zutrifft, richtet sich das Beschimpfen im Allgemeinen gegen die Familie oder andere nahestehende Personen.

 

Gemüt: Kritisch, verachtend, sarkastisch; ist darauf aus, anderen Menschen Fehler nachzuweisen.

Abneigung gegen das, was ihm in früheren Zeiten Freude bereitete Angst, insbesondere in der Nacht beim Erwachen Schwaches Gedächtnis; kann sich nicht erinnern, was sich eine Stunde

zuvor ereignete.

Hilflosigkeit oder kindisches Benehmen Faulheit. Abneigung gegen Arbeit oder auch bereits nur gegen Lesen

Schwierigkeiten beim Schreiben, er lässt Buchstaben aus, verwechselt Buchstaben. Träume von Abgründen

Allgemeine: Fasten und Hungern verschlimmert. Hypoglykämie

Schwäche und Hinfälligkeit

Abmagerung bei Heißhunger (typisch für Diabetes)

Anämische, blasse Frauen

Verschlimmerung durch Rauchen

Übersäuerte Kleinkinder, „sie riechen so sauer wie ein Fass für Schweinefutterabfälle." (Duncan)

Nahrungsmittelverlangen: Milch. Süßigkeiten. Saure Dinge. Buttermilch

Abneigung: Milch

Drehschwindel bei raschem Drehen des Kopfes

Kopf: Ausgesprochen starker Speichelfluss, der Speichel ist bisweilen auch ätzend.

Trockene pergamentartige Zunge. Weiße Verfärbung der Zunge

Metallischer Mundgeschmack Aphthöse Geschwüre im Bereich der Mundhöhle Nasenbluten am Morgen

Augen: Lichtempfindlichkeit. Empfindlichkeit der Retina

Empfindung im Auge, als wolle es platzen. Schmerz

<: beim Schließen der Augen;

Sehen: Das Zimmer erscheint wie von Rauch erfüllt. Exophthalmus

Geweitete Pupillen

Verdauungstrakt: Kloßgefühl oder Völlegefühl im Hals oder unterhalb des Brustbeins, als sei dort die Speise steckengeblieben

Enorme Übelkeit

<: morgens; >: durch Essen Wasserkolk (Entwicklung von Speichelfluss, nachdem der Patient Speisen nach oben gewürgt hat, um auf diese Weise die Säure in der Speiseröhre zu verdünnen) mit klarer saurer Flüssigkeit, die während des Aufstoßens nach oben steigt;

Gieriger Heißhunger

Grünlicher Durchfall, begleitet von Würgen, aber es kommt nur zu geringfügigem oder gar keinem Erbrechen.

Harn-/Genitalwege: Reichlicher, wässriger Harn

Schmerz, als sei Urin in der Harnblase zurückgeblieben

Schmerzen im rechten Eierstock

<: beim Gehen/bei Anstrengung;

Metrorrhagie

Brust: Heiserkeit oder Aphonie; die Stimme lässt sich nicht beherrschen. Tuberkulose des Kehlkopfs (Boericke)

Trockener, harter Husten infolge Trockenheit der Stimmritze

Rheumatische Herzerkrankung

Engeempfindung in der Brust

>: wenn er sich vorbeugt/durch Liegen mit den Armen in der Nähe der Brust;

Brustschmerz und andere Beschwerden

<: vor der Menstruation;

Breitet sich aus: zur Achsel oder zur Hand Ungenügender Milcheinschuss. Ein Übermaß an Milchproduktion in den Brüsten Mastitis. Geschwollene Achsellymphknoten

Glieder: Rechtsseitige Ischialgie

Eiseskälte der Hände und Füße

Rheuma (Ellbogen/Knie/kleinen Gelenke im Hand- und Fußbereich)

Die Schmerzen schießen umher.

Osteomyelitis Fußschweiß, der reichlich ist, wenngleich üblicherweise geruchlos

KLINISCH

Anämie. Angina pectoris. Aphthen. Arthritis. Diabetes. Drehschwindel. Husten. Hypoglykämie. Kopfschmerz. Laryngitis. Mastitis. Nasenbluten. Osteomyelitis. Refluxösophagitis. Rheuma.

Schwangerschaftsübelkeit.

 

[Jan Scholten/MargueritePelt]

Lactic acid consists of two components.

 An Acid stands for activity/hurriedness and its polarity exhaustion.

 - exhaustion

 - activity, hurry

 - fresh, extroverted

 - aggressive, fighting

 - desire for unity, eternally and totally

 - isolation, apathy

 Generals

 Type: blond, lean

 Localisation: right

 Weather: <: cold/frost/cloudy weather; >: wind/fresh air;

 Desires: salt/fish/sour/soda pop;

 Aversion: sour, warm foods and drinks, spicy (2)

 <: sour/vinegar/fruit;

 Menses: intermittent, late, dark, clotted

 Sleep: sleeplessness

 Complaints

 Burning and biting pains

 Aphthae and salivation

 Diarrhoea: sour, excoriating, watery, not offensive,

 forcible with much flatus.

 Sore nates

 Bleeding piles and anus fissure.

 Lacticum is a remedy for girlish people.

 They like to play with dolls and dress like girls with ribbons and ponytails.

 - childish: dependent, not fully grown: every change in life to more independence and responsibility is a possible problem (college, job). They want support and compliments. Of course the opposite is also possible: then they don't want to be treated as a little girl.

 - feminine: woman are allowed to behave in a more childish manner in our society, and in sexual abuse there is often a stagnation of the emotional development. So it is understandable that woman need lacticums more often then men. They also have a more lactic acid physiologically (in the breast feeding and the vagina).

 - hyperventilation: the independence can lead to fears and hyperventilation.

 The fears are not specific and an expression of the need for support.

 Generals

 Weather: warm type, agg. heat, amel. fresh air (2)

 Time: <: 17 h.

 Desire: sweet, milk. Aversion: sweet, milk

 <: fasting; >: eating;

Complaints

 Hypoglycaemia: more pronounced than in Sulphur or Phosphor. Diabetes mellitus.

 As a baby lacticum patients need to be fed every hour. Grown ups cannot stand on their own feet.

 Trembling, vertigo, weakness are complaints that go with hypoglycaemia.

 Painful mammae, swollen nipples < before menses. Small and insensible mammae (as in a girl). Problems with the lactation, too much or too little breast feeding, Mastitis

 Nausea < eating; <: morning/pregnancy;

 Eczema on wrists, hollow of the knees and elbows, under the mammae.

 Acidum Lacticum

 Exhaustion, apathy, girlish

 Activity, hurry, Childish

 Fresh, extroverted, Feminine

 Aggressive Dependent

 Isolation

 Desire for unity

 Acidum + Lacticum

 The eternal girl

 A real girl

 The child wife

 Fighting for her position as a girl

 Active in her position as a girl

 Exhausted as a girl

 Isolated as a girl

 Lactic acid

 The essence is "the eternal girl, the real girl".

 Mind:

 Patients needing this remedy are childish and immature. They would like to stay a child, a girl all their life.

 They can behave in a childish manner with a high pitched voice. In children you see a desire to play with dolls, playing 'mother', clothing, feeding and putting their dolls to bed. They are attached to their mother. They weep easily, are "sweet", childish but can also be sharp. Affection (add in the rubric).

 As an adult they have no desire for responsibility, yes even avoid it. If supported and told what to do, they can achieve results, especially if they are praised. But on their own they prefer to avoid tasks and criticism. They are afraid to make mistakes.

 Generals

 Weather: warm amel. fresh air

 Sweat: profuse, sour, in axillae and on hands

 Time: <: morning/17 h.;

 Desire: milk (3), porridge, sour (2), buttermilk (2), sweets, fluids

 Aversion: sour, sweet, mother's milk

 Agg.: smoking, sweet, fasting (3)

 Amel.: sweet (3) eating (3)

 Physical: agg. rising

 Complaints

 Vertigo, a light floating sensation

 Head pain amel. vomiting

 Hyperventilation: pressure chest, nausea, vertigo, palpitations, fears and sensations of fainting

 Hypotension

 Aphthae

 Sore throat, lumpy feeling in throat

 Swollen, painful mammae <: before menses/during lactation;

 Pyrosis, eructations with sour mucus. Hyper salivation.

 Nausea <: morning/pregnancy; >: eating;

 Hypoglycaemia: nausea, vertigo, trembling, agg. fasting amel. eating,

 Diabetes mellitus

 Diarrhoea, watery, sour, excoriating. Sore nates.

 Heavy legs, trembling extremities with weakness.

 

 

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