Lupulus humulus Anhang

 

Familie Cannabaceae.

Die wichtigste Gattungen sind Cannabis (Hanf) und Humulus (Hopfen)

 

Cannabaceae sind ausdauernde, krautige oder verholzte Pflanzen. Die Stauden und Bäume sind eingeschlechtlich und werden durch den Wind bestäubt.

Hopfen sind Kletterpflanzen, die sich in Uhrzeigersinn winden. Weil die Befruchtung durch die Pollen männlicher Pflanzen den Ertrag an Bierwürze verringert, das Erntenfenster verkürzt

(überreife Pflanzen schmecken unangenehm) werden nur weibliche Pflanzen kultiviert.

 

Vermehrt werden die Pflanzen über Stecklinge, die um einen Draht gelegt werden. So wachsen sie von Frühjahr bis Ende Juli bis zu 7 Meter hoch. Um ein kräftigeres Wachstum der Pflanze

zu erzeugen, werden die junge Triebe im Frühjahr abgeschnitten = Hopfenspargel - und als Delikatesse angeboten.

In der Erntezeit - August September - werden die reifen Pflanzen knapp über dem Boden abgeschnitten, die Dolden getrocknet, gepresst, gekühlt, wegen längerer Haltbarkeit luftdicht verpackt

und zum Bierbrauen verwendet. Die Hopfenzapfen und Hopfendrüsen verarbeitet die Pharmazie.

Hopfen enthalten Bitterstoffe (ihre antiseptische Wirkung dient der Haltbarkeit), Alkaloide und Flavonoide. Bier ist ein Getränk, das durch Gärung meist aus den Grundzutaten Wasser, Malz

und Hopfen gewonnen wird. Um die Gärgang zu kontrollieren, wird Hefe zugesetzt.

Gerste (Hordeum vulgare) wird mit Enzymen und Wasser zu Malze. Diese Grünmalze wird getrocknet ,geschrotet und in 55° C mit Wasser zu Maische angerührt. Danach werden Würze und unlösliche Bestandteile getrennt und die Würze wird zusammen mit Hopfen ein bis vier Stunden gekocht. Die abgekochte Würze wird unter Zugabe von Bierhefe erst 8 - 10 Tage gegärt (Hauptgärung), dann weitere 8 - 12 Wochen weiter gegärt (Nachgärung).

Das Bier enthält Wasser, Alkohol, Kohlenhydrate, Proteine, Gerbstoff, Hopfenbitterstoff, Mineralsalze, Vitamin B und östrogenwirksame Stoffe.

Hopfen dient auch als Schutz vor Feuchtigkeit (zB. in Bibliotheken) und wegen  der ätherischen Öle auch vor Insekten.

 

Hauptwirkung von Bitterstoffen:

appetitanregend und verdauungsfördernd durch Stärkung von Magen- und Gallensekretion

fiebersenkend

antibiotisch

beruhigend

Schlaf fördernd

Vergiftung durch Hopfen:

Allergie

Benommenheit

erweiterte Pupillen

unsichere Bewegungen

Magenbeschwerden

Gallenkolik

Lähmung

Themen des homöopathischen, aus Fruchtzapfen durch Potenzierung hergestellten, Mittels (ähnlich: Cann-i. Cann-s. Morph. Op. Urt.):

Begierde

Gier

Nervosität

sich von schlechten Erfahrungen loslösen

Selbstzweifel

Depression

Ehrgeiz, Großenwahn

sich an Andere anlehnen

Schwäche

Alkoholismus

Symptome:

Schwindel

Erweiterte Pupillen

Übelkeit

großer Durst, kein Appetit

gären in Abdomen

Benommenheit

Gonorrhoe

brennen in der Harnröhre, dunkler Urin

Vermindertes sexuelles Verlangen

komatöser Schlaf oder Schlaflosigkeit

lähmungsartige Schwäche

scharlachartiger Hautausschlag

reichlicher fetter Schweiß

Verlangen nach alkoholischen Getränken

 

 

[R. + H. Kalbermatten]

Urtinktur

Wesen der Pflanze: Rückzug, Fröhlichkeit, Leichtigkeit

Der Hopfen ist eine Pflanze, die den Rückzug symbolisiert.

Sein Wesen ist nicht darauf gerichtet, Ideen umzusetzen und Energien anzuwenden. In der Ruhe und Abgeschiedenheit oder im geschützten Kreis Gleichgesinnter schweifen die Gedanken,

ohne konkret schöpferisch wirksam zu werden. Hat man in der Arbeit oder im Leben überhaupt seine Energie, sein Engagement gegeben, folgt nun die Umkehrung am Feier- oder Lebensabend.

Nach vollendetem Tagewerk darf man sich nun entspannen.

Die Energien können in die umgekehrte Richtung fließen, man ist auf Empfangen, auf Regeneration eingestellt.

Das Hopfenwesen schirmt sich ab von störenden Einflüssen, die einen in den Alltag zurückholen; entweder durch Rückzug in »klösterliche« Einsamkeit oder in der Abgeschlossenheit eines Kreises von Freunden.

Die Gedanken steigen kreisend in die Höhe, entfernen sich von den Pflichten und Verantwortungen, möchten sich aus der Realität herausziehen.

Durch die Distanz können sich Spannungen und Unruhe lösen, das Gemüt wird fröhlich und leicht. Das Wesen des Hopfens hilft Menschen, die eher am Stoffwechselpol verhaftet sind und zu

einer gewissen Erdenschwere neigen, die tagsüber schläfrig sind und nachts wach liegen. Durch die Einnahme von Hopfen Verlieren sie das Schwerfällige, Schläfrige und erfahren nachts eine lösende Ruhe. Hopfenzubereitungen können aber auch umgekehrt wirken. Menschen, deren Aktionskreis kleiner geworden ist infolge Altersbeschwerden oder Krankheit

haben oft Mühe, sich umzustellen.

Sie fühlen sich innerlich noch ganz aktiv, werden aber von außen durch ihre Behinderung oder durch ihr Alter begrenzt. Dadurch entsteht Spannung und Unruhe. Ebenso fühlen sich viele junge Menschen energiegeladen und verlangen danach, aktiv zu werden; ihr Aktivitätspotenzial besitzt aber noch kein oder ein ungenügendes Profil. Sie müssen lernen, sich unterzuordnen, und erfahren dadurch Begrenzung; es entsteht Spannung.

In vielen Lebenssituationen muss der richtige Zeitpunkt abgewartet werden, um handeln zu können.

Dabei besteht die Gefahr, dass man die Geduld verliert, pessimistisch oder aggressiv wird.

Durch eine Veränderung ist man aus einem Lebensbereich herausgewachsen, man steht »auf dem leeren Bahnsteig am richtigen Gleise« und wartet.

Die neue Situation kündigt sich an, ist aber noch nicht konkret vorhanden.

Nun ist es wichtig abzuwarten, die Spannung auszuhalten.

Die Wesenskraft des Hopfens hilft, die erwähnten Spannungen dadurch aufzulösen, dass sie das kreative Potenzial in die richtigen Wege leitet. Durch diese

Entspannung kann der richtige Schlafrhythmus wieder gefunden werden.

 

[Dr. rer. nat. Frank Herfurth]

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Der Gattungsname „Humulus“ ist aus dem im frühmittelalterlichen Latein gebräuchlichen „humlo“ abgeleitet, das wiederum seinen Ursprung im slawischen „chmel“ hat. Der Artname „lupulus“ ist die Verkleinerungsform des lateinischen Wortes „lupus“ (Wolf) und deutet auf die Pflanzen würgende Eigenschaft des Hopfens hin. Die Bezeichnung Hopfen trat zuerst im 11. oder 12. Jahrhundert auf.

Der Hopfen entwickelt aus einem dicken Wurzelstock (Rhizom) meist zahlreiche Triebe. Diese oberirdischen Triebe sind einjährig und sterben nach der Samenreife ab. Die Wildform ist mit zwei bis sechs Metern Höhe kleiner als die Zuchtsorten. Auch die Blütenstände sind deutlich kleiner. In Mitteleuropa kann man den wilden Hopfen bis auf einige Gebiete im Alpenvorland fast überall antreffen.

Der Hopfen ist eine zweihäusige Pflanze. Der männliche Blütenstand ist eine Rispe, der weibliche eine zapfenartige Ähre. Diese heißen in der Hopfenwirtschaft Dolden und finden beim Bierbrauen Verwendung.

In Parks und Gärten würgt der Hopfen als Schlingpflanze andere (teilweise recht große) Pflanzen ab. Der wilde Hopfen besitzt ein weitverbreitetes Wurzelwerk, über das er sich auch fortpflanzt. Wegen dieses Wurzelwerks ist es schwierig, ihn zu beseitigen.

Sehr junge Hopfensprosse bis zu einer Länge von ca. 30 cm werden gelegentlich als delikates Feingemüse empfohlen.

Die Wildform des Echten Hopfens wächst bevorzugt an stickstoffreichen Standorten mit höherer Bodenfeuchte. Beispiele sind Auwälder, aber auch Waldränder und Gebüsche auf trockeneren Flächen. Größere Bestände der Wildform sind eher selten, er kommt meist in kleinen Gruppen vor.

Die Kultursorten des Echten Hopfens werden landwirtschaftlich angebaut. Mancher dürfte die typischen Formen bei einer Fahrt durch die entsprechenden Gebiete schon gesehen haben: Die wichtigsten deutschen Anbaugebiete sind die Hallertau in Bayern und das Schussental zwischen Tettnang und Ravensburg in Baden-Württemberg.

Tees und Zubereitungen aus Hopfenzapfen werden als leichtes Einschlaf- und Beruhigungsmittel und bei (mentalen) Spannungszuständen verwendet. Im Handel erhältlich sind Hopfenextrakte als Fertigarzneimittel, die oft zusammen mit anderen pflanzlichen Sedativa wie Baldrian angeboten werden. Welche Inhaltsstoffe für die sedierende Wirkung verantwortlich sind, ist noch nicht vollständig geklärt, man nimmt an, dass die Substanz 2-Methyl-3-buten-2-ol daran maßgeblich beteiligt ist. Dieser Stoff ist bereits in der Droge enthalten oder wird nach der Aufnahme durch den Mund im Körper gebildet.

Hopfen wirkt außerdem antibakteriell, dieser Sachverhalt ist vor allem bei Bierbrauen von Bedeutung. Äußerlich wird Hopfen zur Behandlung von Geschwüren und Hautverletzungen sowie innerlich bei Blasenkatarrhen eingesetzt.

Die im Hopfen enthaltenen Bitterstoffe stimulieren die Magensaftsekretion, deshalb wird der Hopfen in der Volksheilkunde bei Appetitlosigkeit und bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt.

Hopfen hat eine leicht östrogene Wirkung, die hauptsächlich auf den Gehalt an Hopein (ein Flavonoid, 8-Prenylnaringenin) zurückzuführen ist. Dieser Stoff wirkt am Östrogenrezeptor.

Für einige Hopfenbitterstoffe wurden antikanzerogene Wirkungen beschrieben.

In der Homöopathie verwendet man die frischen, kurz vor der Samenreife gesammelten, möglichst samenarmen Fruchtzapfen bei Erkrankungen des Zentralnervensystems (Nervosität und Schlafstörungen).

Wirkungsweise

    beruhigend

    nervenstärkend

    antibakteriell

    tuberkulostatisch

    konservierend

    verdauungsfördernd

    appetitanregend

Bestandteile des Echten Hopfens sind eine Harzfraktion und ca. 1% ätherisches Öl (Hopfenöl). Daneben sind Rohfasern (Ballaststoffe, 15%), Eiweiße (20%) und mineralische Bestandteile (8%) enthalten.

Der Anteil der Hopfensäuren am Harz beträgt etwa 50%. Sie werden aufgeteilt in die Humulone (Hopfenbittersäuren: Humulon = Lupulinsäure [s. Formel], Cohumulon, Adhumulon) mit bitterem Geschmack und Lupulone (Hopfensäuren: Lupulon, Colupulon, Adlupulon) ohne bitteren Geschmack.

Weitere Bestandteile des Harzes sind Chalkone (Xanthohumol), Flavonoide (0,5-1,5%) und Gerbstoffe (2-4%). Xanthohumol ist eine für den Hopfen spezifische Verbindung, die daher auch als analytische Leitsubstanz verwendet wird.

Pharmazeutisch werden die Hopfenzapfen (Lupuli flos, Strobuli Lupuli, Strobulus Lupuli, Hopfenblüten, Hopfendolden, Hopfenkätzchen, Humulus-lupulus- Fruchtstände) verwendet. Es handelt sich dabei um die getrockneten, vollständigen weiblichen Blütenstände. Weiterhin werden die Hopfendrüsen (Lupuli glandula, Hopfenmehl, Lupulin) genutzt. Dies sind von den Fruchtständen abgesiebte Drüsenhaare. Hopfendrüsen sind ein grüngelbes klebriges Pulver von aromatischem Geruch und würzigbitterem Geschmack. Man gewinnt sie durch das Ausklopfen der Hopfenzapfen.

Hopfen diente in vielen alten Bibliotheken als Schutz vor Feuchtigkeit und Ungeziefer. Es wurden Hopfendolden hinter den Büchern ausgelegt, um die Luftfeuchtigkeit zu regulieren und durch ihre ätherischen Öle Insekten fernzuhalten. Die Hopfendolden mussten nach einigen Jahren ausgewechselt werden.

Eine Befruchtung durch den Pollen männlicher Pflanzen verringert den Ertrag der Bierwürze, verkürzt das Erntezeitfenster (überreife Hopfendolden schmecken abscheulich) und erschwert die Verarbeitung in der Brauerei. Darum bestehen die Felder komplett aus weiblichen Pflanzen.

Seit einigen Jahren gewinnt auch die Ernte von Hopfenspargel wieder an Bedeutung. Hierbei werden in einem zwei- bis dreiwöchigen Zeitraum im März und April die weißen, frisch ausgetriebenen Sprösslinge des Hopfens aus der Erde gegraben und regional als Spezialität angeboten. Die sehr kurze Saison und die zeitaufwändige Ernte in Handarbeit machen den Hopfenspargel zu einer der teuersten in Deutschland angebauten Gemüsesorten.

Häufig liest man auf Bieretiketten vom „Deutschen Reinheitsgebot von 1516“. Es handelt sich aber genau genommen nicht um ein Deutsches, sondern um ein bayerisches Reinheitsgebot. Brauordnungen waren im Mittelalter aber weit verbreitet und wurden von Stadträten, Zünften oder Landesherren erlassen. Das erste urkundlich bekannte Braurecht wurde 974 durch Kaiser Otto II. an die Kirche zu Lüttich (heute Belgien) verliehen. Das Wirtshausgesetz der Stadt Weißensee (Thüringen), die Statuta thaberna (1434), enthält „mannigfaltige Gesetze“ über das „Benehmen in Wirtshäusern“ und das Brauen von Bier. Die Bestandteile für das Bierbrauen wurden darin auf Wasser, Malz und Hopfen festgelegt.

1363 übertrug man in München zwölf Stadträten die Bieraufsicht und 1447 wurde vom Stadtrat verordnet, dass die Brauer der Stadt ausschließlich Gerste, Hopfen und Wasser zur Bierherstellung verwenden dürfen (also genau die Inhaltsstoffe, die später auch im bayerischen Reinheitsgebot von 1516 festgelegt wurden). 1487 erließ dann Herzog Albrecht IV. (der Weise) eine Norm gleichen Inhalts zunächst für München, die später auf Oberbayern ausgedehnt wurde.

 

 

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