Miasmen Skeptiker Anhängsel

 

Quelle: Wikipedia.de 15.03.11

Miasmentheorie nach Samuel Hahnemann: Hat in seinen ersten praktischen Jahren der homöopathischen Behandlung die Erfahrung gemacht, dass bei chronisch kranken Patienten gut gewählte Mittel bis zu einem gewissen Punkt wirkten, aber die Symptome oder die Erkrankungen immer wiederkehrten, also nicht dauerhaft „geheilt“ waren:

„Das chronische Siechthum ließ sich durch alles dieß im Grunde nur wenig in seinem Fortgange vom homöopathischen Arzt aufhalten und verschlimmerte sich dennoch von Jahre zu Jahre. Dieß war und blieb der schnellere oder langsamere Vorgang solcher Kuren aller unvenerischen, beträchtlichen, chronischen Krankheiten, selbst wenn sie genau nach den Lehren der bis hierher bekannten homöopathischen Kunst geführt zu werden schien. Ihr Anfang war erfreulich, die Fortsetzung minder günstig, der Ausgang hoffnungslos“.

Dies veranlasste ihn, 11 Jahre lang die Hintergründe dieser Problematik zu erforschen, sowohl in der medizinischen Fachliteratur als auch in seinen eigenen „Patientenjournalen“. Das, was er zu finden glaubte, war, dass Erkrankungen sich nicht alleine durch vordergründige Symptomatik zeigten, sondern dahinter ein Prozess arbeitete, der im Verborgenen für das erneute Aufflammen von Symptomen verantwortlich zu sein schien. Er schrieb     „ daß der homöopathische Arzt bei dieser Art chronischer Übel, ja bei allen (unvenerischen) chronischen Krankheitsfällen es nicht allein mit der eben vor Augen liegenden Krankheits-Erscheinung zu thun habe, sondern, daß er es immer nur mit einem abgesonderten Theile eines tief liegenden Ur-Übels zu thun habe, dessen großer Umfang in den von Zeit zu Zeit sich hervorthuenden neuen Zufällen sich zeige“.

Hinter diesem Phänomen vermutete er ein „Ur-Übel“, dessen Natur er nicht kannte.

Geleitet durch seine Meinung, dass die Wirkung der bis dahin geprüften Arzneien durch einen Krätze-Ausschlag blockiert werden konnte und dass die meisten Erkrankungen sogar auf solch einen Krätze-Ausschlag zurückzuführen waren, kam er zu folgender Formulierung:

    „Diese Umstände, in Verbindung mit der Thatsache, dass unzählige Beobachtungen der Ärzte, so wie nicht selten meine eigenen Erfahrungen gelehrt hatten, wie auf durch böse Kunst unterdrückten oder durch andere Ereignisse von der Haut verschwundenen Krätz-Ausschlag chronische Leiden mit gleichen oder ähnlichen Symptomen, bei sonst gesunden Menschen, augescheinlich gefolgt waren, konnten mir keinen Zweifel übrig lassen über den innern Feind, mit welchem ich es bei ihrer ärztlichen Behandlung zu thun hatte“.

Er meinte danach erkannt zu haben, dass alle chronischen Krankheiten ihren Ursprung in einem „Urübel“, einem Miasma hätten, der weitaus größte Teil davon dem „Miasma“ der Psora oder des „Krätzesiechtums“. Diese Vorstellungen wurden erstmals in seinem Lehrbuch Die chronischen Krankheiten..., das 1828 erschien, veröffentlicht, Damit begründete er die Miasmentheorie der homöopathischen Medizin. Den Begriff Miasma entnahm er seinerzeit gängigen Krankheitstheorien und deutete ihn nach eigenen Beobachtungen und Gedanken um.

Er schrieb, dass chronische Krankheiten „mit wenigen Ausnahmen, wahre Abkömmlinge einzig der vielgestaltigen Psora seyen. [...] (wenn sie nicht zu den beiden venerischen Uebeln, der Syphilis und der Sycosis zu zählen sind)“.

Im ersten Band der „Chronischen Krankheiten“ stellte Hahnemann seine Beobachtungen ausführlich dar, während er in den folgenden vier Bänden die Symptomatik ihrer Arzneimittel ausführlich beschrieb, die er alle in Selbstversuchen getestet hatte. Hahnemann behauptete aufgrund seiner Beobachtungen, dass chronische Erkrankungen nicht mit jeder homöopathischen Arznei geheilt werden könnten, sondern nur durch einige tiefgreifende Arzneien.

            Die Miasmatheorie ist einer der umstrittensten Aspekte der Hahnemannschen Lehre, da sie insbesondere heutigen Erkenntnissen und Vorstellungen über Mikroorganismen direkt widerspricht. Zu Hahnemanns Zeiten war die Existenz von Mikroorganismen als Krankheitserregern noch nicht bekannt. Dennoch widerspricht seine Auffassung von Krankheit ihrer Existenz nicht. Allerdings hat schon Pasteur in seinen späten Schriften bekannt: „nicht der Erreger, sondern das Terrain ist dafür verantwortlich, ob eine Krankheit ausbricht oder nicht“. Die Miasmen könnte man als das Terrain bezeichnen. Viele Homöopathie-Schulen in Deutschland beharren jedoch darauf, dass eine miasmatische Behandlung unumgänglich ist, möchte man chronische Erkrankungen, die immer solchen akuten Erkrankungen zugrunde lägen, tatsächlich und endgültig heilen. Die Ausbildung in der Miasmenlehre erfordert viel Zeit. Nur die sorgfältige Fallaufnahme und Auswertung der Krankengeschichte eines Menschen, so die Meinung ihrer Vertreter, könne zum Heilungserfolg führen.

            Die Heilung der Psora

Er formulierte jedoch nicht nur eine Theorie, sondern auch deren praktische Umsetzung. Nach seiner Vorstellung war der psorische Ausschlag ein Stellvertreter für die innere Krankheit. Ziel der Therapie war es den psorischen Ausschlag wieder herzustellen und dann zu heilen. Er schrieb: „ In ihrem vollkommnen Zustande nämlich, das ist, so lange der das innere Siechthum beschwichtigende, ursprüngliche Ausschlag auf der Haut noch vorhanden ist, lässt sich die ganze Krankheit, die Psora, am leichtesten, schnellsten und sichersten heilen.

    Ist sie aber durch Vernichtung dieses anfänglichen Haut-Ausschlags, welcher für das innere Siechthum stellvertretende Kraft besitzt, beraubet worden, so ist die Psora in den naturwidrigen Zustand versetzt, einseitig bloß die innern, feinsten Theile des ganzen Organismus zu beherrschen und ihre sekundären Symptome entwickeln zu müssen“.

Dieser Hautausschlag hat Ventilfunktion für die gesamte chronische Krankheit und muss am Endpunkt der Behandlung stehen, egal um welche chronische Krankheit es sich handelt. Erst die Ausheilung dieses Hautausschlages führt zur echten Heilung.

            Der Haltepunkt nach James Compton Burnett

Der englische Arzt und Homöopath James Compton Burnett war der Meinung, dass nicht alle Arzneien in der Lage sind miasmatische Erscheinungen zu behandeln. Er schrieb: „Der Haltepunkt der Wirkung eines Mittels ist jener Punkt in einem krankhaften Prozess, hinter den es nicht gehen kann. So ist es bei der Behandlung der Nagel-Pneumonie mit Phosphor (Eine Lungenentzündung die aufgrund des Eindringens eines Fremdkörpers - hier ein Nagel - in die Lunge entstanden ist): Die Wirkung von Phosphor erschöpft sich, oder wird gestoppt an dem Punkt, wo der Nagel ist, der Nagel ist der Haltepunkt.

Bei einer Mikroben-Pneumonie ist da der Haltepunkt, wo die Mikroben wirksam sind.

Deswegen müssen wir in Bezug auf den Bereich der Mittelwirkung überlegen, ob sie auch den Bereich der Krankheitswirkung umfasst und ob sie bis zum Ende reicht, also von Anfang bis Ende genau entsprechend war, oder ob sie nur einen Teil des Weges gehen kann. Wenn sie nur einen Teil des Weges gehen kann, nenne ich den Ort, an dem sie endet, den Haltepunkt, oder den Punkt, an dem die Wirkung gestoppt wird, oder sich erschöpft.

            Miasmentheorie nach John Henry Allen

Der amerikanische Homöopath John Henry Allen beschrieb die Sykose ausführlich in seinem Buch „Die chronischen Miasmen“ und brachte unter der Bezeichnung „Pseudopsora“ seine Beobachtung bezüglich der Tuberkulose in die miasmatische Therapie ein. Die Pseudopsora wurde später als eigenständiges Miasma angesehen und als „Tuberkulinie“ bezeichnet.

Schon Samuel Hahnemann nahm an, dass die Pockenimpfung (er war ein Zeitgenosse von Edward Jenner, dem Erfinder der Pockenimpfung) bei den Menschen eine „Sykose“ auslösen könne. Bei Allen findet man auch zum ersten Mal die Behauptung, dass Miasmen auf dem Vererbungswege weitergegeben und nicht nur selbst erworben würden.

Er beschrieb auch die Mischung der Miasmen, und das Vorgehen diese Mischung zu lösen:

    „Wo … die gemischten Miasmen zugegen sind, ist es notwendig die Reihenfolge oder Ordnung ihrer Entfaltung zu verstehen. Eines ist für gewöhnlich aktiv und hält das andere im Zustand der Untätigkeit.“

            Therapie der gemischten Miasmen nach John Henry Allen

Deshalb können wir den Schluss ziehen, dass die Symptome für die erste Mittelwahl um das aktive Miasma gruppiert werden sollten; die zweite Auswahl müsste die latenten Miasmen decken, die nun von dem aktiven Miasma, auf welches wir unsere erste Verordnung stützten, aufgestört oder in Tätigkeit gebracht wurden.

Die Bindung zweier Miasmen kann nur durch eine Verschreibung, welche die Gesamtheit der Symptomengruppe des (aufgestörten oder) aktiveren Miasmas trifft, auseinandergebrochen werden.

Nicht selten sind wir in diesen Fällen gemischter Miasmen gezwungen, eine Auswahl des Mittels auf drei bis fünf Symptomen zu treffen, und alle anderen zu ignorieren. Erst wenn dieses Mittel das System in den passenden oder richtigen Zustand gebracht hat, dann können alle die Symptome, die verworfen wurden in Betracht gezogen und eine zweite Verschreibung gemacht werden. Dies gilt besonders dann, wenn Unterdrückungen vorliegen  oder wo sich aufgrund von Unterdrückungen oder schlechter Behandlung sekundäre Prozesse entwickeln.

            Miasmentheorie nach Proceso Sánchez Ortega

Der mexikanische Arzt und Homöopath Proceso Sánchez Ortega beschrieb in seinem Buch "Anmerkungen zu den Miasmen oder chronischen Krankheiten im Sinne Hahnemanns" ein Miasmentheorie, welche vereinfacht alle Erscheinungen unter dem Gesichtspunkt der Prinzipien von Unterfunktion (Psora), Überfunktion (Sykose) und Fehlfunktion (Syphilis) beschreibt. In seinem Denkmodell behauptet er, dass es sich bei den Miasmen nicht um ererbte, sondern um konstitutionsbedingte Schwächen handelt die auch als zellpathologische Störungen auftreten.

            Miasmentheorie nach Rajan Sankaran

Nach der Miasmentheorie des indischen Homöopathen Rajan Sankaran gibt es 4 Hauptmiasmen (Akut, Psora, Sykose und Syphilis) sowie sechs Zwischenformen (Lepra, Krebs, Malaria, Ringworm, Tuberkulose und Typhus). Bei Sankarans zehn Miasmen handelt es sich um Muster der Fehlwahrnehmung des Einzelnen und die Auseinandersetzung des Organismus mit sich und seiner Umwelt, die am Beispiel ausgewählter Krankheiten modellhaft beschrieben werden. Sankaran glaubt, dass eine Übertragung der Miasmen durch die Mutter während der Schwangerschaft oder durch die zeugenden Eltern erfolgt.

            Miasmentheorie nach Alfonso Masi-Elizalde

Der argentinische Arzt und Homöopath Alfonso Masi-Elizalde betrachtet die Miasmen als existenzielle Grundhaltungen, die innerhalb jedes einzelnen homöopathischen Arzneimittelbildes bestehen. Nach Masi-Elizalde Interpretation gibt es etliche Parallelen zwischen den Werken Samuel Hahnemanns und den von Thomas von Aquin (Summa theologica) zu entdecken. Er sah in diesen Schriften einen Aspekt des Transzendenten, der eng mit der Anwesenheit von Gesundheit und Krankheit einhergeht. Für ihn liegt deshalb die Ursache bzw. Bedingung für eine Erkrankung darin, dass die Menschen ihr transzendentes Ziel aus dem Sinn verlieren.

Er definiert dabei dynamische Miasmenphasen (primäre, sekundäre, tertiäre Psora), wobei er den Miasmenbegriff Psora anders als Hahnemann gebraucht. Er spricht dabei von einem die Vorstellungskraft beschmutzenden Fleck. Die primäre Psora entspricht einer verzehrten Wahrnehmung. In der sekundären Psora sollen sich Angst, Unzulänglichkeiten sowie Unsicherheiten einstellen. Die tertiäre Psora, die in drei Formen (Egolyse, Alterolyse, Egotrophie) auftreten kann, wird mit Überkompensation, Verleugnung oder mit Aggressiv-Schuld zuweisender, zerstörender Haltung beschrieben. In dieser Phase treten auch verschiedenste Organveränderungen bzw. Erkrankungen hervor. Da bei den Miasmenphasen Übergangsformen wahrscheinlich sind, erfolgt bei dieser Methode die homöopathische Arzneimittelwahl vorrangig unter Zugrundelegung der primären Psora.

            Miasmentheorie nach Peter Gienow

Das dynamisch-miasmatische Modell von Peter Gienow knüpft an die letzte Schaffensperiode von Samuel Hahnemann an, die geprägt war von der Auseinandersetzung mit den chronischen Krankheiten.

Unter Einbeziehung der Theorien der „Arzneikrankheit“ (Hahnemann) und der „Ur-Organerkrankung“ (Rademacher), sowie alchemistischer Erkenntnisse u. a. von Paracelsus entwickelte Peter Gienow eine Theorie zum Verständnis von Krankheit und Heilung.

Mit Hilfe der auftretenden Heilreaktionen und Kenntnis der Heilwege wird versucht das aktive Miasma zu bestimmen.

Durch die Gabe der gewählten Arznei, unter Berücksichtigung des Haltepunktes (Burnett), soll es möglich sein die Heilreaktionen zu lenken, zu begleiten und im Bedarfsfall eingreifend zu korrigieren. Das „dynamisch-miasmatische Modell“ soll dem Arzt ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem die Zusammenhänge der sieben Miasmen und ihre jeweils entsprechenden Heilwege eingeschätzt werden können. Das Ziel ist die Therapie des aktiven Miasmas und Aufdeckung eventuell sich dahinter verbergender anderer Miasmen, wodurch der Therapieverlauf in der Praxis wesentlich erleichtert werden soll.

Aus den Beobachtungen der Heilungsverläufe innerhalb des miasmatischen Modells führte er neue Begriffe in die Miasmatik ein:

            Lepra-Modell der Heilung; Miasmenbahnung; Miasmensplitting(-spaltung); Spiegelmiasma; spiegelmiasmatische Beziehungen.

Die Abläufe innerhalb der Miasmatik unterliegen drei „Gesetzen“ (Anziehung, Ausgleich und Abstoßung), die sich auf drei Krankheitsebenen manifestieren können. Diese folgen ebenfalls dem gleichen Muster (Anziehung; Ausgleich; Abstoßung).

            Die „Sykose“ Hahnemanns würde z.B. nach P.Gienow`s Definition eine Erkrankung des Gesetzes der Anziehung auf der Ebene der Abstoßung sein.

Mit seiner Vorgehensweise versucht er die Erkrankungen so zu transformieren, dass sie auf der psorischen Ebene (Gesetz der Anziehung auf der Ebene der Anziehung) ausgeschieden oder in der Skrophulose verstoffwechselt werden können.

            Kritik der evidenzbasierten Medizin

Mit der Entdeckung des Cholera-Erregers durch Robert Koch 1884 wurde in der Medizin das Ende der Miasmentheorie eingeläutet. Kochs Gegenspieler, der bayerische Hygieniker Max von Pettenkofer, war der letzte große Vertreter der Miasmentheorie. Pettenkofer vertrat die These, dass die Cholera durch ein „Miasma" (welches er als "Faktor X" bezeichnete), eine Art Ausdünstung des Bodens, verursacht würde. Einmal ausgebrochen könne sie nicht mehr wirksam bekämpft werden. Die „Ansteckungstheorie“, heute ein allgemein anerkanntes Faktum, war zur damaligen Zeit die Antithese der Miasmenlehre. Die Vertreter der Ansteckungstheorie hießen Kontagionisten. Koch und Louis Pasteur waren deren Vorreiter. Die These von lebenden Krankheitserregern wurde allerdings schon im

1. Jahrhundert v. Chr. von Marcus Terentius Varro formuliert.

 

[Manuel Harand] 

Interpretation der Miasmen, sowie ihre Bedeutung, variieren von Autor zu Autor teilweise sehr stark. Es gibt bei den grundsätzlichen Beschreibungen der "Dynamik" der

Miasmen in all den Schulen und der Literatur, die ich zwecks meiner Arbeit studiert habe, keine große Unterschiede.

Das kann auch gar nicht so sein, da Miasmen in einem ganzheitlichen Sinn nichts anderes sind, als Beschreibungen gewisser "Naturgesetze" o. "Heilungslogiken", welche letztendlich

durch individuelles und kollektives Bewusstsein manifestiert werden und in Raum und Zeit - durch Körper, Familiensystem, Gesellschaft, Kunst, Kultur, Epoche, Zeitgeist usw. - Ausdruck finden.

Insofern können Interpretationen und Begrifflichkeiten zwar variieren - die Phänomene dahinter müssen aus einem ganzheitlich-spirituellen Blickwinkel aber zwangsläufig die Selben sein.

Vor etwa eineinhalb Jahren erfuhr ich von der Leukämie-Erkrankung meiner Nachbarin und begann mich daraufhin noch mehr für ganzheitliche Heilungskonzepte zu interessieren, um

solchen destruktiven Krankheiten wirkungsvoll und kreativ begegnen zu können.

Da ich alle Dinge im Leben immer gerne von mehreren Seiten betrachte, wollte ich nicht nur erfahren wie Rosina Sonnenschmidt die Miasmatik lehrt und versteht, sondern auch das Fundament der

„Altmeister“ näher beleuchten, sowie die weitere Literatur durchforsten, die zum Thema Miasmen existiert. Und so kam es, dass ich in den letzten 18 Monaten (zumindest

auszugsweise) nahezu alle bedeutenden Werke über die Miasmen gelesen und studiert hatte, die im deutschsprachigen Raum verfasst wurden.

            Ein spagyrischer Prozess

Im Nachhinein betrachtet war diese Entdeckungsreise einen „spagyrohomöopathischer“ Prozess der immer wieder Phasen des Trennens, Destillierens, Filterns, Veredelns und Zusammenführens

beinhaltete, um dann am Ausgangspunkt wie bei allen zyklischen Entwicklungsprozessen in Spiralform, auf einer höheren („potenzierten“) Ebene zu schwingen.

Eine wertvolle und versöhnliche Erfahrung ist auch, dass es bei der Darstellung der Miasmen keine „richtige“ o. „falsche“ Sichtweise gibt, denn seit Hahnemann hat sich die Sicht und die

Interpretation der Miasmen stetig gewandelt, was fast zwingend logisch erscheint, da sowohl Theorien, wie auch Beobachtungen immer nur im Kontext von Zeit, Epoche, Kultur und

individueller Entwicklung gemacht werden können. Es gibt wohl fast so viele Miasmentheorien wie Miasmatiker. Deshalb wäre es fast eine Beleidigung Hahnemann`s Genies, sein vielzitiertes „Macht`s nach, aber macht`s genau nach!“ allzu wörtlich und einseitig zu interpretieren.

            PSORA:

„Alles ist möglich“

Die Bedeutung der Psora im Laufe der Geschichte:

            Hahnemann: Für ihn war die Psora die älteste, weit verbreiteteste, vielgestaltigste und wichtigste miasmatische Krankheit, von der größte Teil der Menschheit befallen war. Für ihn war die Ursache eine erworbene Infektion mit der Krätzekrankheit (Ansteckung während des Lebens o. bei der Geburt durch die Mutter) - als Hauterscheinung im weitesten Sinne - und ihre Unterdrückung.

Kent: Für ihn muss vor der Psorainfektion schon ein gewisser Krankheitszustand o. eine Krankheitsbereitschaft existiert haben. Diese spiegelt sich in einem Zustand gestörter (göttlicher) Ordnung wider. Dieser geht vom Denken und Wollen des Menschen aus. Wille und Vernunft stehen vor der Tat - das falsche Denken und Verlangen nach Dingen bereiten der Psora und den anderen Miasmen Tür und Tor. Die Miasmen sind somit eine im Außen sichtbare Manifestation von üblen Taten, die aus falschem Denken und Wollen hervorgehen.

            Allen: Er wird noch moralischer und bezeichnet die Psora als die „Ursünde“. (Swedenborg) In seinem Werk wird die Psora regelrecht personifiziert. „Psora - die erste Manifestation der urzeitlichen Sünde, des urzeitlichen Fluches, der prophetischen Erfüllung, wonach du sicher sterben wirst“.

            Gienow: „Im Grunde genommen ist die Psora genauso unsichtbar wie die Lebenskraft o. andere Formen der ätherischen Kraft, aber in ihren Wirkungen erkennbar. So klar unsere Vorstellung von der Psora auch sein möge, wir sollten uns immer bewusst bleiben, dass wir ihre Natur nur durch ihre Äußerungen auf der materiellen Ebene erahnen können. Ein wirkliches und wahrhaftiges Verständnis der Psora wird uns auf immer verschlossen bleiben“.

 

Dynamik / Rhythmus:

• Ur-Mutter der Miasmen, vereinigt von allen anderen Miasmen etwas in sich

• oberflächlich, flächendeckend, alles verbindend, kreisförmig

• sie kann alles hervorbringen

• wechselhaft - an keine Regel gebunden, kann schnell und langsam sein und sich plötzlich verändern

• unerschöpfliche Energie in alle Richtungen - frei improvisierend

• Bogen: Harmlosigkeit - Reizung

• Irritation

• schnelle Neigung zur Schwäche

• Die „heilige Versöhnung/Ausgleich“

Infektion:

            • Krätze

Element:

• Äther (der die anderen 4 Elemente formt = Potentialraum - Quintessenz)

Kulturhistorische Betrachtung:

• Rokoko (franz. „rocaille“ - Geröll „Rocamboulesque“ = haarsträubend)

• Verfeinerung der Sitten und der Sprache vornehme Sprache (französisch war „in“ - ironisches Spiel mit Wort u Sprache - Höflichkeit und Schmeichelei statt Wahrheit und Offenheit)

• Salons, alles musste zierlich, anmutig, graziös und zerbrechlich sein

• aber: man wusch sich nicht - widerlichste Unreinlichkeit, stattdessen Parfüm

• Wollust und Schamlosigkeit, Erotik, Sexuelle Freiheit

• skrupellose Orgien und Bordellbesuche (Folge Ermüdung u Sentimentalität, keine Ausdauer)

• nichts wird ernst genommen, man will Vergnügen ohne Konsequenzen

• Revolution, Macht der Kirche völlig am Boden

• „Regentschaft der Frau“ - Frau wird zum Ideal, zur Objekt der Anbetung, zum Gefäß der Wollust

• parasitäres Verhalten der Macht- bzw der Besitzhabenden (Adel), das schrankenlose hedonistische

Leben von 5% des Adels ging auf Kosten von 95% der Bevölkerung, körperliche Arbeit = Schande -

Nichtstun war oberste Pflicht, Faulheit, Selbstgefälligkeit, Egomanentum, Genusssucht

• Ausbeutung der Bauern und Arbeiter, Dekadenz

Das Heilende:

• Befreiung aus den Fängen des Klerus und der unterdrückenden Macht der Kirche

• Sexuelle Freiheit, spielerisch, unterhaltsam, Leichtigkeit des Seins

• Geist einer neuen Heilkunst (Hahnemann, Unzer, Reil)

Diathese:

• allergisch, lymphatisch

Körperkonstitution:

• schwächlich, hypotonisch, hypotrophisch

• Haar: trocken, rau, Schuppen, glanzlos, struppig, früh ergraut

• Haut: unrein, wenig Verhornung, dünne Hautstellen, rote Hautveränderungen, feine rötliche Linien, blutige Kratzspuren, ungewaschenes Aussehen, trocken, rau

• weißer, heller und blasser Teint

• unsportliche Erscheinung - schlaffer Typ - niedriger Tonus, hängende Schultern, Kopf vorgestreckt

• schwache Armmuskeln

• weiche Gesichtszüge, flaches Jochbein, zartes Kinn, Mundwinkeln nach oben, Oberbiss

• flache, nicht ausgebildete Nasolabialfalte

• abstehende gut ausgeformte Ohren (schmutziges Aussehen)

• große Iriden, Augapfel deutlich sichtbar (Glupschaugen), Augenlider entzündet, bläuliche Augenringe

• ev ungepflegt, 3 Tages Bart

• Nägel trocken         

Affinität / Reaktionsort / Körpermanifestationen:

• kann in allen Geweben und an allen Orten funktionelle Störungen hervorrufen

• endokrine Störungen

• lymphatisches System reagiert stark, physiologische Immunabwehr

• HAUT, Schleimhäute

• JUCKREIZ - Reizungen

• Nervenssystem, neurovegetative Disharmonien

• Funktionsschwäche - funktionelle Organstörungen, meist keine pathologischen Veränderungen

Modalitäten:

• < Anstrengung

• < verstopft/Winter/Kälte/Lärm/starke Gerüche/Bewegung/Stehen/psychische

Aufregung

            • <: 10 h. bis abends (<< 12 h.)

            • > Ausscheidungen (Schweiß/Durchfall/starkes Urinieren)/Wärme/Ruhe/Liegen

            • Verlangt Süßes (macht meist noch nervöser - Zuckerkonsum einschränken!!!)

Wesenszüge / Charakteristika/ Psyche / psychisch mentale Schatten:

            • Psora - der Mangel - die Schwäche: unzulänglich/Mangel an Selbstvertrauen etwas zu schaffen, ängstlich/schwächlich/Schüchternheit/Empfindlichkeit

            • Folge: Angst vor Verlust/Sammlertum/Anhäufung - kann schlecht teilen o. weggeben (auch Schwierigkeiten o. die Krankheit)

• „Wenn nicht immer alles so anstrengend wäre…“ Chaos, Unordnung, fühlt sich wohl im eigenen Schmutz, Abneigung gegen Wasser/Körperpflege

• Irritation - Gereiztheit: unruhig, wechselhaft, gereizt, schreckhaft, unruhig, ziellos, leicht gestresst, sofort nervös, Konzentrationsstörungen, nicht abschalten können

• „Der allwissende Philosoph“ - Intelligenz aber Bequemlichkeit und Faulheit, Eitelkeit und Egoismus

(Philosoph der eigene Philosophie nicht befolgt) - viel Ideen, viel Reden - wenig TAT, Intelligenz (schnelle Auffassungsgabe) ohne Weisheit

• Unreife, Reife wird gering geschätzt, ohne klare Linie / Werte

• Verantwortungslosigkeit, Vergnügen ohne Konsequenz

• Schmeichelei statt Wahrheit, Unehrlichkeit, Schein statt Sein (z.B. gibt sich großzügig, ist es aber nicht o. nur wenn er dafür gelobt wird - fishing for compliments), braucht Lob und Anerkennung.

• Parasitär, auf Kosten anderer, arbeitsscheu, Versorgungsanspruch, Meister des Deligierens (stiftet andere an Verbote zu brechen, zu manipulieren)

• Egoman („Weltmacht mit 3 Buchstaben - „ICH“ !)

• Gier - Geiz (aus dem Gefühl des Mangels), materielles Verlangen nach mehr, Vermögen ansammeln (äußert sich im Juckreiz - Symptom für die innere Unruhe)

• Mangel an Eigeninitiative, nur Energie für Dinge zu denen er Lust hat - dort kann er aber extrem aktiv und ruhelos sein, Aufschieben auf Morgen, Studieren ohne Plan, ehrgeizig + schnell frustriert

• wenig Durchhaltevermögen - gehen schnell in die Schwäche, nichts beständiges, immer der neue

Reiz, in der Erschöpfungsphase: Phlegmatiker

• Schadenfreude - boshaftes Lachen, ironisches Spiel mit Wort und Sprache - nichts ist der Psora heilig

• Sexualität: Verherrlichung der erektiven Potenz - leicht REIZbar, Erregung, zwischen Ablehnung und

Lust, Voyeurismus, Scham / Schamlosigkeit

• Probleme mit Autorität und Konventionen, sich beschnitten und eingeengt fühlen, dadurch Drang

zum Überwindung von Konventionen - unblutige Revolutionen, Rebellion zum Selbstzweck, nie

erwachsen werden - keine Grenzen und Autoritäten anerkennen, Anti-autoritäre Erziehung

• Berufe: Forscher, Erfinder, soziale Berufe - der ewige Student („voller Gehalt für Studenten“)

• Droge: Cannabis

Psorische Ängste:

• vor Verantwortung

• auf die Zukunft bezogen

• vor Entscheidung

• können beruhigt werden

• Verlustangst (materieller Verlust)

• Ängste kreisen um Mangel ohne Logik (Veränderungen/öffentlichen Auftritten/Versagen, Prüfungsangst)

Offensichtliche und verborgene Potentiale:

• maximale Kreativität in allen Künsten (wenn kein Leistungsdruck besteht)/Vielseitigkeit

• es fällt scheinbar alles in den Schoß

• Sinn für Muse, Pause, Nichtstun

• mit dem Fluss der Energie leben

• Idealist, Optimist, Lebensmensch, Genussmensch, Lebenslust, Lustprinzip

• Sinn für Schönheit und Feinheit, Eleganz

• Harmlosigkeit

• lacht gern, witzig, humorvoll, ist nicht lange traurig, ist schnell wieder fröhlich

• kann leicht beruhigt werden

• einfachster Weg zum Ziel

• spielerisch und unterhaltsam/Leichtigkeit des Seins - „Kind sein“

• Sinnlichkeit und Erotik

• gesunder Ehrgeiz - gesunde Eigeninitiative

• „es muss alles mal erlaubt sein“

• Neugier, spielerischer Umgang, Fantasie

• unendliche Fülle - „alles ist möglich“ - Wahlmöglichkeiten haben

• in die Originalität gehen

• kreative Lösungen (im weiteren Sinne)

Körperzeichen / Erscheinung / Leitsymptome:

• funktionelle Schwäche bzw. überschießende Reaktion

• Reizung, Fähigkeit Überempfindlichkeit hervorzurufen

• Hypersensitivität

• Jucken

• Krankheitssymptome werden oft intensiv erlebt und in „als ob“ Form geschildert

• viele Begleitsymptome

• langsame Erholung nach einer Krankheit

• Abmagerung

• schwache Immunabwehr

• Mangel an Lebenswärme - friert am Bauch

• Trockenheit, Hitzewallungen, Pulsieren

• Brennen an Händen und Füßen

• Masern, Malaria

• bekommt leicht blaue Flecken

• Zyanose wegen O2 Mangel - blau - die kalte Farbe der Psora (Banerea)

• erweiterte Blutgefäße

• Erkältungen beginnen mit Niesen

• Konzentrationsschwäche, Gedächtnisschwierigkeiten

Psorische Ausscheidungen:

• physiologische Ausscheidungen

• Durchfall

• Ausschläge

• Schwitzen

• urinieren

• Blutungen (leicht und vorübergehend)

• scharfe, reizende, dünn, wässrige Absonderungen

Heilungsweg / Lernaufgabe:

• Ordnung im Leben schaffen

• Resonanz, Ausgleich, Balancieren

• Naturgesetze respektieren

• Eigenverantwortung übernehmen

• Das DU wahrnehmen

• Beziehungsfähigkeit

• Großzügigkeit

Hauptmittel (nach Sonnenschmidt):

             Sulph. Fago. Ign. Jab. Inachis io. Murx. Lac-del. Lac-e. Lac-s. Ped.

Andere Autoren über die Psora:

[Paschero]

            • Entzündung

[Ortega]

            • Mangel, Hemmung, Hypofunktion

[Dorcsi] (Wiener Schule)

            • lymphatische Diathese (exudativ, lymphatisch, hypotonisch, hypotrophisch, tuberkulinisch - schwächlich, spärlich, unzulänglich, ängstlich, schüchtern, gehemmt)

[Vijayakar]:

            • Physiologische Verteidigung (Entzündung, Reizung)

[Sankaran]

• Problem ist lösbar, Optimismus, Anstrengung ist von Nöten - liegt aber innerhalb der eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten

• sich anstrengen, es hinter sich bringen, beständiges Bemühen

• gibt leicht auf, verzweifelt an Genesung, Mangel an Selbstvertrauen

• funktionelle Pathologien

• Hauptmittel: Sulf. Psor. Calc. Lyc. Cupr-m.

[Banerea]:

            • empfindlich machend, unbeständiger Geist

[Van der Zee]:

            • Geburtsprozess: BPM Phase 1 - Der Beginn des Geburtsvorganges ( Veränderungen in einem noch geschlossenen uterinen System - Beginn der Kontraktionen, chemische Veränderungen)

            • Individuationsprozess: Beginn der Trennung/1en Schritte auf dem Weg der Individuation - verlangt von uns aktiv zu werden, zu versuchen, zu lernen, Eigenverantwortung zu übernehmen

„Man muss einfach SEIN - die zweite Option besteht darin, „zu werden“. Illusion, dass wir von unserer Quelle getrennt sind -

Die Wahnidee von dieser Abspaltung liegt im Kern dessen was wir Ego nennen.

Vertreibung aus dem Paradies - „der gefallene Engel“

Angst und Unsicherheit, Bewusstsein von Zerbrechlichkeit, Nostalgie

Wichtig ist die Erfahrung beim Lernen neuer Fähigkeiten erfolgreich sein zu dürfen - fördert das Selbstvertrauen!!! [Jung: Persona (Persönlichkeitszüge)].

Scheitern und Erfolg (Aussicht/Hoffnung auf Erfolg # Gefahr des Scheiterns)

Bild: Buddha - der Prinz der den sicheren Palast verlässt um die Welt zu entdecken

„Die Person kämpft mit Zweifeln bezüglich ihrer Fähigkeiten, mit diesem Stress, der von der Umgebung ausgeht, umzugehen“

[Dieter Elendt]:

• Psora: Die Trennung - heraustreten aus der Einheit (bei Elendt ist die Einheit repräsentiert durch die Carcinogenie) in die Dualität

• Qualitäten: Neugierde, Initiative, Erwartung, Wissen

• Abgrenzung

• Entwickeln der Ich-Kräfte - Beginn des Individuationsprozesses

• Exil - Verlust des Garten Edens

• Bogen zwischen den zwei Polen: Sulph. und Calc.

- Sulfur nimmt diese Trennung an und versucht sie zu gestalten (narzisstisches Ich)

- Calc. hat Angst vor dem Schritt hinaus in die Welt und sehnt sich zurück nach der Dualunion

 

KARZINOGENIE:

„Wenn ein Tumor ein Initialsymptom der Krebserkrankung wäre, dann würde die Chirurgie immer heilen können“ (L.H. Cooper)

„Ich bin dazu da, um so zu sein, wie Du mich haben willst“. (P. Meyer-König)

„Insgesamt ein ungelebtes Leben zwischen Anpassung und Unterdrückung, welches letztendlich in einer Selbstaufgabe und Selbstzerstörung endet“

„Der Lohn für Anpassung ist, dass alle dich mögen - außer du selbst“. (Rita Mae Brown)

„Die Krankheit der Unversöhnlichkeit mit sich und der Umwelt“(R. Sonnenschmidt)

„Die Ausnahme zur Regel machen“ (R. Sonnenschmidt)

 

Dynamik / Rhythmus:

• „Kreuzdynamik“ - Verschmelzung von Sykose (horizontale Achse) und Syphilinie (vertikale Achse) - die Mitte des Kreuzes symbolisiert die Starre („Schach matt“)

• Langsame, gemischt horizontale und vertikale Prozesse - erzeugen eine hohe Spannung und ein Gefühl innerer Zerrissenheit

• Sie ist destruktiv-kreativ: sie produziert etwas, das nicht der Lebenserhaltung dient, sondern zerstört - energetisch findet sie psychisch - mental statt

• Starre: zwischen Fixierung und Destruktion

Element:

• Erde und Feuer

Kulturhistorische Betrachtung:

• Deutsche Romantik:

• Österreich, Schweiz blieb im Gegensatz zum restlichen Europa im Kleinbürgertum

• Sehnsucht nach höheren Realitäten (Spiritualität) - New Age, Esoterik

• Beseelte Natur - Animismus, zentraler Begriff Einfühlungsvermögen in Kunst und Wissenschaft

• Mythologie, Religion, Märchen, Volkssagen, Volkslieder

• Pessimismus: hohe Ziele schwer zu erreichen, große Diskrepanz zwischen Alltag und Ideal (Paradies)

• Sturm und Drang im „Kleinformat“ (Äußere Enge)

• Verherrlichung von Sterben und Tod, Vergänglichkeit, Todessehnsucht, Trauer über die Vergänglichkeit, Rückzug ins Innere

• moralisierendes Weltbild - Moralheuchelei

• Kinderreichtum gibt der Frau soziale Bedeutung - Sicherheit u Stabilität in der Familie

• nach viktorianischem Vorbild: Säuberung der Sprache - Allegorien (kein Eros, Sexualität), Keuschheit, Unterdrückung von Gefühlen, Sittsamkeit, Treue bis in den Tod, Haus , Heim, Gatte

• gebremste Lebensfreude - Fatalismus, willensschwach, schwermütig, nach unten ziehend

• Spätromantik: konservative Bestrebungen und stille Revolte gg. die kapitalistische Industrialisierung

• Biedermeiergeist: behaglich, häuslich, schlicht. Klassik: Schumann, Schubert, Friedrich

• 2 Dynamiken: romantischer Freigeist, Weltflucht (syphillitisch) und Wahrung der Konvention (sykotisch)

• 2. Industrialisierungsphase:

• ab 1850 auch in Deutschland Entwicklung zum Großkapitalismus, Romantik „weggefegt“, Realismus, materialistisches Weltbild, Hast statt Musse, Flucht nach Vorne,

Bedürfnis Versäumtes mit aller Macht aufzuholen, Gefühl was zu verpassen, kranker Konkurrenzgeist

• Erfindungen wie am Fließband, Ehrgeiz alle Krankheiten zu besiegen, Tod wird zum Feindbild

• Zeitmangel (zeigt sich bis heut am deutlichsten im Krebs), kein Gefühl für was einem gut tut o. sinnvoll ist, Koppelung von Zeit u Panik, Missachtung der Naturgesetze wird zur „Regel“,

• Angst vor Mikroben (viele Impfungen) - Neigung zur Unterdrückung (Antibiotika), Totschweigen nicht-konformer Familienmitglieder, Anpassung an herrschende Moral, stille Tragen des Schicksals,

Opfer, Resignation, Fatalismus, Verdinglichung des Menschen u der Natur

Wesenszüge / Charakteristika / Psyche / psychisch mentale Schatten:

• zwischen tiefer UNTERDRÜCKUNG und ANPASSUNG

• Unfähigkeit eigene Bedürfnisse, Gefühle und Wünsche auszuleben, unfähig Wut und Ärger auszudrücken, Blockade des Ausdrucks feindseliger Gefühle

• nicht fähig zur eigenen Verteidigung aggressiv zu sein, geduldig Duldende, berechenbar + verlässlich

• Anpassung, Pflichterfüllung, Treue, Kompetenz, fleißig, genau, verlässlich, kontrolliert, überlegt, zurückhaltend, gemäßigt, ruhig

• Harmoniesucht - mitfühlend, empfindsam sensitiv, sensibel, ästhetisch, romantisch, Streben nach Gemeinsamkeit - tiefes Bedürfnis nach Schönheit, Ordnung und Harmonie -

was diese Atmosphäre stört, wird verdrängt

• Kreativität - innere Suche

• liebt Tiere, Natur, Tanzen, Reisen

• Schwaches gekränktes unsicheres Ich - Identitätslosigkeit - „Ich-Kraft“ fehlt

• extrovertiert und emotional stabil - Fassade emotionaler Stabilität

• „Fassade milder Güte“ vs. Empfindungslosigkeit - einerseits warm, offen, herzlich, extrovertiert, interessiert an anderen Menschen - andererseits rational und nichtemotional Verlust von Beziehungen

• tiefe - empfindet nicht authentisch, lebendig und tief - Verhärtung - innerer Kampf

• Starre - neue Erfahrungen, Grenzerfahrungen werden gemieden

• frühe Verantwortung aufgebürdet bekommen (oft schon als Kind), Schuld (sich schuldig fühlen krank geworden zu sein)

• trägt viel für das Familiensystem - „Ich kenne keinen schwachen Krebspatienten - Krebspatienten sind starke Menschen die viel tragen können“ (R. Sonnenschmidt)

• fehlende Abgrenzung - kann schlecht „Nein“ sagen, lassen sich leicht Verpflichtungen aufbürden - andererseits übernehmen sie sie auch gern, um ihrem Leben einen äußeren Sinn zu geben, in

Ermangelung des Inneren; fühlt sich allein gelassen, im Stich gelassen, in einer feindlichen und lieblosen Welt, Verzweiflung wird nicht ausgesprochen

• Keine Möglichkeit einen Sinn o. Wert im Leben zu entdecken - Folge: Depression, Suizidneigung, Hoffnungslosigkeit

• Tadel / Kritik / Perfektionismus nach außen: Deshalb weil sie kritisiert werden könnten und ein schwaches Selbstbild haben müssen sie versuchen nach außen perfekt zu sein (aber zu Hause können

sie mit ihren Sachen sehr unordentlich sein), hohe Anforderungen an sich selbst und andere - sind selten zufrieden - Folge: permanent am Limit - Burn-Out

• Tics (Räuspern, Augenzwinkern, Grimassieren), Nägelkauen .

• Bedrohung macht Angst, wird abgewehrt, unterdrückt, tief sitzende Ängste, viele Sorgen, Vorahnungen Doktorarbeit Krebs und Psyche (aus Hadulla/Richter) - psychisch/mentale „Krebsfaktoren“:

• Derealisation: Gefühl mit anderen durch eine Glaswand zu verkehren, körperliches Entfremdungserlebnis, Abspaltungsversuche

• Objektverlust / Kränkung: Verlust wichtiger Bezugspersonen, „Zurückgesetzt-Werden“ von Personen die man liebt bei schwerer narzisstischer Ich-Störung

• Sexualstörung/Gefühle können nicht ausgedrückt werden

• Isolation

• Opferbereitschaft

• Konfliktscheue / Anpassung: Unrecht wird als eigenes Verschulden erlebt

• Resignation / Hoffnungslosigkeit

Zusammenfassend kann man sagen, dass diese Faktoren auf ein schwaches, infantiles ICH hindeuten, dass gekränkt wurde und das sich durch Liebenswürdigkeit, Opferbereitschaft, Anpassung und Unterdrückung von emotionalen Problemen zu schützen sucht.

Andererseits zeigen sich tiefe, selbstzerstörerische Resignation und Hoffnungslosigkeit auf den unausgesprochenen Wunsch eigentlich nicht mehr zu wollen.

Wurzeln können in der Kindheit liegen, in dem man nur geliebt wird, wenn man sich so verhält, wie die Eltern es wollen. Eltern üben exzessiven Druck und Kontrolle auf das Kind aus (strenge Erziehung). Erhöhte Verantwortung schon in jungen Jahren. Entwicklung eigener Identität und Kreativität ist zu kurz gekommen o. wurden unterdrückt. Verzicht um der Harmonie willen. Streit wird aus dem Weg gegangen um keinen Standpunkt beziehen zu müssen. Das setzt sich in Ehe, Beruf, Familie… fort. Die Krise tritt ein, wenn die Rolle die sie spielen in Frage gestellt wird. Sie funktionieren weiter, aber ohne Sinn und Freude. Innerlich werden sie aufgefressen von einer Leere und Hoffnungslosigkeit in die ein Tumor hineinwächst.

 

 

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