Pediculus Anhang

 

[Angelika Franz]

Sie krabbelten schon unter den gepuderten Perücken der Schönen und Reichen zur Zeit des Barock. Sie zogen unter dem Federschmuck der Indianerhäuptlinge durch die weite Prärie, lange bevor Christoph Columbus seinen Fuß auf den

amerikanischen Kontinent setzte. Sie entwischten den Einbalsamierern im alten Ägypten und dämmerten in Leinen gewickelt

auf den Häuptern von Mumien durch die Jahrtausende. Kopfläuse hat es schon immer gegeben.

Ändert sich nichts, werden sie sich wohl immer auf unseren Köpfen tummeln. Nicht etwa, weil sie unbesiegbar sind. Sondern

weil wir Menschen - irregeleitet von Ammenmärchen und verführt von Bequemlichkeit - sie gewähren lassen.

Die Kopflaus ist ein Meister der Tarnkunst: Ihre winzigen Eier versteckt sie so nah an der Kopfhaut wie möglich. Ist ihr Wirt dunkelhaarig, ist häufig auch die Laus dunkler gefärbt. Lebt sie dagegen auf dem Kopf eines blonden Menschen, so ist ihre Chitinhülle mit größerer Wahrscheinlichkeit hell. Wird die erste Laus entdeckt, wuseln mit großer Sicherheit noch mehr durchs

Haar - umgeben von ihren unzähligen Eiern.

Viele Eltern melden Kopfläuse aus Scham nicht

Hier beginnt das Dilemma. Wären sich alle Eltern sowie Erzieher und Lehrer dieser simplen Tatsache bewusst, hätte Pediculus humanus capitis wahrscheinlich schon längst ihren letzten Atemzug getan. Doch da gibt es zum einen Eltern, die meinen, mit

dem manuellen Entfernen einer einzigen Laus sei das Kind läusefrei. Schlimmer aber sind jene Eltern, die vor Scham einen Läusebefall nicht melden, aus Angst vor einer Stigmatisierung.

Dabei wären die Läuse ein so leichter Gegner. Sie können weder fliegen noch springen. Sie verhungern innerhalb kürzester Zeit.

Und nicht zuletzt können sie nur in einem einzigen Habitat überleben: dem menschlichen Kopf. Ein lebender Hund oder ein Kaninchen aus Stoff, ein Frottee-Handtuch oder ein Wollpullover ist für Kopfläuse so unwirtlich wie die Arktis oder ein

schwärendes Lavafeld für uns Menschen.

Stellt man plötzlich Läuse bei seinem Kind fest, ist es mit Sicherheit nicht das einzige im Kindergarten oder in der Schule mit

diesem Problem. Denn Läuse haben keinerlei soziale oder sonstige Präferenzen. Sie sind auch kein Zeichen mangelnder Hygiene. Kopfläuse gieren einfach nur nach Blut - und wandern dafür von einem Kopf zum nächsten. Bei jeder noch so flüchtigen

Umarmung, bei jeder Rangelei unter Freunden oder Geschwistern können die Köpfe eine Brücke bilden.

Konsequenz: Kinder, die gerne schmusen und viele Freunde haben, werden eher von Kopfläusen befallen als alleinlebende Buchhalter.

Was viele nicht wissen: Wer einen Läusebefall nicht meldet, verstößt gegen das Gesetz. Eltern sind gemäß Paragraf 34

Absatz 5 des Infektionsschutzgesetzes verpflichtet, der Gemeinschaftseinrichtung, die ihr Kind besucht, Mitteilung über einen beobachteten Kopflausbefall zu machen, auch nach dessen Behandlung. Dabei steht die Kopflaus auf einer Stufe mit Pest,

Cholera und Tuberkulose. Was übertrieben klingt, ist eine Schutzmaßnahme: Nach neuen Studien wurde die Pest des

Mittelalters nicht etwa durch den Rattenfloh, sondern durch Kopf- und Kleiderläuse übertragen.

Kuscheltiere in Tiefkühltruhen stecken ist unnötig

Herrscht in Kindergarten oder Schule offizieller Kopflaus-Alarm, beginnt der Alptraum vieler Eltern. Begleitet von den Tränen

ihrer Kinder stecken sie unzählige Kuscheltiere in Tiefkühltruhen, kochen Bett-, Tages- und Schmusedecken sowie Gardinen

und Teppiche aus und versäumen unzählige Stunden auf der Arbeit. Dieser Einsatz ehrt zwar - nötig ist er aber nicht.

Australische Wissenschaftler etwa fanden in den Kopfkissen von 48 stark infestierten (so bezeichnet man von Parasiten Befallene) Kindern nur in zwei Fällen überhaupt einige wenige Exemplare von Pediculus humanus capitis auf dem Kissen. Und US-Forscher entdeckten in den Mützen von tausend Kindern nicht eine Laus. Auf den Köpfen zählten sie 5500. Läuse wissen ganz genau, dass sie, wenn sie kein Blut saugen, spätestens nach 55 Stunden ausgetrocknet sind.

Alle müssen mitkämpfen

Um dennoch sicher zu gehen, empfiehlt das Robert Koch-Institut, Kämme, Haarbürsten, Haarspangen und -gummis in heißer Seifenlösung zu reinigen, Schlafanzüge, Bettwäsche, Handtücher und Leibwäsche zu wechseln sowie Kopfbedeckungen und

Schals drei Tage lang in einer Plastiktüte einzulagern. Teddy darf bleiben. Mit einem Läusekamm, Nervengiften oder Ölen lassen sich die Läuse außerdem vom Kopf vertreiben.

Beim Kampf gegen die Laus auf ihrem Siegeszug durch die Weltgeschichte braucht es letztlich aber vor allem eins: Zusammenhalt. Sobald ein Mensch Kopfläuse hat, sind auch seine Freunde und engeren Verwandten mit einiger Wahrscheinlichkeit befallen.

Und nur wenn wirklich alle Kontaktpersonen informiert und auf Kopfläuse untersucht werden, kann Pediculus humanus capitis gestoppt werden. Wissen ist Macht.

 

[Mangliavori]

Fallanalyse:

Sie haben zu allen Menschen ein schlechtes Verhältnis, außer zu denen, aus denen sie Vorteile ziehen können (in diesem Falle seine Kunden)/fast menschenfeindlich eingestellt.

             Sehr misstrauisch

 Sehr fordernd gegenüber anderen

 Sie sprechen nur über sich selbst/sehr egozentrisch, wenn es ums Geld oder Aussehen geht.

 Ausgeprägtes Ekelgefühl

 Nur materielle Dinge stellen sie zufrieden (Geld ist ihm extrem wichtig).

 Sie haben gesundheitliche Probleme mit der Haut, den Haaren und dem Harntrakt.

 Starke Furcht vor Wasser.

 Extreme Empfindlichkeit gegen Licht und Sonne

 Nahrungsmittelunverträglichkeiten, v. a. Obst, Gemüse und Zucker

 Sie sind von ihrer emotionalen Seite abgeschnitten (was sich vielleicht in der Angst vorm Wasser zeigt?).

 Die Symptome verändern sich zyklisch – schlecht/normal/schlechter – wenn sie krank sind, unterscheidet sich das maßgeblich von ihrem gesunden Zustand.

Ein spezifisches klinisches Phänomen von diesem Mittel ist, dass die Patienten immer wieder akut erkranken, dann eine Besserung eintritt und sie dann wiederum erkranken (zyklischer Krankheitsverlauf).

In gewisser Weise könnte man Ihnen homöopathisch betrachtet jeweils ein gut ausgewähltes Akutmittel verordnen, es handelt sich jedoch hier um eine chronische Neigung zur Entwicklung akuter Krankheiten.

Ganz typisch für Patienten dieser homöopathischen Mittelgruppe bezüglich ihres Verhaltens ist, dass sie dazu neigen, sehr fordernd zu sein und sich ständig zu beschweren. Bei Insekten, Parasiten und Spinnen durchaus

verschieden ausgeprägt.

Auch die Vorstellung, etwas ertragen oder leiden zu müssen, um etwas zu überwinden, kann nicht angenommen werden. Dabei geht es nicht nur um eine deutliche Schmerzüberempfindlichkeit beziehungsweise überhaupt

die Unfähigkeit, Schmerzen zu ertragen. Es geht mehr um eine Art Unfähigkeit, sich mit der Tatsache zu arrangieren, dass sie krank sind, ein Problem haben oder schlecht aussehen könnten. Sie empfinden das als

eine Schwäche.

Eine weitere Auffälligkeit bezüglich des Verhaltens dieser Menschen ist eben, dass sie zum Arzt gehen und sich beschweren und beklagen und ganz schnell etwas Hochwirksames gegen ihre Beschwerden haben wollen,

jedoch auf keinster Weise an irgendeiner Beziehung zu ihrem Arzt interessiert sind. Sie halten diese auf einer sehr unpersönlichen Ebene und belassen sie auf einer rein materialistischen

Grundlage (ein Problem, ein Mittel, Geld). Sie sind sehr misstrauisch und bringen das hier ganz klar zum Ausdruck.

Auffällig ist wie schon gesagt ein extrem forderndes Auftreten. Manchmal könnte man es sogar mit einem hypochondrischen Verhalten verwechseln, deshalb müssen wir eine ganz klare Definition für solche Konzepte haben.

Es ist auch nicht so wie bei einem Calcarea-Patienten, der nach Halt sucht. Es ist fordernd!

Die Symptomatologie der Haut zeigt sich oft sehr ausgeprägt. Es bestehen deutliche Hautprobleme mit verschiedensten Ekzemen und starkem Juckreiz.

Eine weitere klinische Gemeinsamkeit ist die wiederkehrende Zystitis. In der ganzen Mittelgruppe steht das Thema Wasser im Mittelpunkt. Dabei geht es nicht nur um das Wasser im Körper (der Harntrakt ist die am

häufigste betroffene Region), sondern auch um Wasser außerhalb des Körpers (z.B. Furcht vor Wasser) und Wasser im symbolischen Sinne (Probleme mit Emotionen und ihrer weiblichen Seite).

Bei vielen Insekten finden Sie etwas übertrieben Männliches. Immer wenn eine extreme Abneigung gegen die eine Seite besteht, dann ist die andere normalerweise übermäßig stark ausgeprägt. Es ist sehr interessant zu sehen,

wie sehr sie sich bemühen, ihre weibliche Seite zu unterdrücken. Dadurch erscheinen sie extrem macho-mäßig. Man soll sie unbedingt für stark und unbesiegbar halten, sie zeigen keine vermeintliche Schwäche. Es ist sehr aufschlussreich, die verschiedenen Insekten von dieser Perspektive her zu unterscheiden.

Es steht auch eine Art Egozentrik im Vordergrund, was durchaus Ausdruck ihrer eigentlichen Persönlichkeit ist, denn es geht in ihrem Leben tatsächlich immer nur um sie selbst! „Ich, ich, ich ...“ und „Ich kann einfach nicht glauben, dass es noch andere Menschen gibt, denen es auch so schlecht geht wie mir. Wenn ich zum Arzt gehe, dann will ich sofort drankommen. Nur ich bin jetzt wichtig – sonst niemand!“ Das Auftreten äußerst egoistisch

und der Patient beschwert sich pausenlos, ohne sich jedoch dem Therapeuten zu öffnen und eine vertrauensvolle Basis herzustellen.

 

Sich entleeren, etwas ablassen, etwas loswerden – das sind Themen oder Probleme bei Pediculus und auch bei einigen anderen Parasiten. Jedes Ablassen wird als Erleichterung empfunden.

„Früher merkte ich überhaupt nicht, wann ich satt war. Ich musste irgendwie ständig meinen Magen füllen und es stellte sich nie ein Gefühl der Befriedigung ein.

Das war irgendwie seltsam, fast als hätte das Essen allein nicht gereicht. Ich musste mich immer wirklich voll fühlen. Jetzt esse und verdaue ich einfach, wobei ich denke, dass meine Verdauung jetzt besser funktioniert,

weil ich weniger esse“.

Es war meine Entscheidung, weniger zu essen; nicht Sie haben den Vorschlag gemacht! Denken Sie, dass ich mich jetzt selbst um meine Krankheit kümmern

könnte? Vielleicht schlägt ja die Behandlung an und ich bekomme dann möglicherweise

sogar meine Haare zurück ...“

„Ich dachte immer, ich würde eine Art sexuelles Verlangen oder Begierde verspüren, aber es gab zwischen dem mentalen und körperlichen Verlangen keine Verbindung.

Ich hatte zwar Lust, aber mein Penis reagierte nicht darauf. Jetzt fühle ich mich insgesamt ruhiger, ich denke am Tag weniger daran und im richtigen Moment kann ich dann reagieren und länger Sex haben.

Wahrscheinlich ist es so, dass ich eine bessere körperliche Reaktion bekomme, wenn ich nicht so viel daran denke. Ich treffe ein paar Frauen, aber selbst darüber habe ich mich geärgert.

Gemüt: Unangenehm (Das „Unangenehme“ besteht in dieser besonderen Hartnäckigkeit von Pediculus, mit der ständig etwas von einem gefordert wird. Sie befinden sich in einer ewigen Erwartungshaltung).

            Fleißig, Arbeitswahn

            Träume - verfolgt werden

                       (waten in) Wasser (Bekannte treffen)

                       Gehen auf Wasser

                       Wässrige Absonderungen aus Nase

Allgemein – Essen und Trinken, Fleisch, Verlangen

Gesten, macht: lebhafte.

Unachtsam, nachlässig.

Eile, Hast (abends schreibend)

Fleißig, Arbeitswahn.

Böswillig, rachsüchtig.

Moralische Neigungen: Bedürfnis nach moralischem Gefühl.

Ruhelosigkeit, Nervosität (nachts)

Gedanken: rasch, schnell.

Arbeit: Bedürfnis nach geistiger.

 

Überaktivität ist für Parasiten wie die Kopflaus sehr typisch. Es ist wichtig, sich die Art des Fleißes anzusehen, mit der wir es hier zu tun haben. Sie sind eher deswegen fleißig, um ein persönliches Ziel zu erreichen

als ein gutes Ergebnis nur um der Sache willen zu erzielen. Spinnen beispielsweise verbrauchen sehr viel Energie, aber es geht dabei nicht um das letztendliche Ergebnis der Arbeit, sondern sie arbeiten eher um der

Arbeit willen. Im Fall der Insekten sehen wir die Notwendigkeit, etwas zu produzieren. Für gewöhnlich sind die Insekten erfolgreich; es gibt ein Ergebnis und damit waren die Bemühungen nicht vergeblich.

Normalerweise ist es sehr wichtig für ein Insekt, wahrgenommen, gesehen und anerkannt zu werden.

 

Die Boshaftigkeit und Rachsucht ist ein gutes Merkmal zur Unterscheidung zwischen den Parasiten und anderen Insekten. Parasiten haben keine moralischen Grundsätze; sie sind nur damit beschäftigt, den effizientesten

Weg zum Erreichen ihrer Ziele zu finden.

Klinisch betrachtet habe ich bis jetzt noch keinen Parasiten erlebt, der keinerlei Probleme mit dem Harntrakt aufwies.

Eine Gemeinsamkeit aller Parasitenmittel ist das ständige Stänkern und ein ewiges Sich-Beschweren. Das kann sogar objektiv o. subjektiv gerechtfertigt sein, aber es ist sehr auffällig. In gewisser Hinsicht ist das eine

Art, sich von anderen deutlich zu unterscheiden.

Es gibt im Übrigen fast kein Insekt, das keine brennenden Empfindungen hat.

Es ist wohl die häufigste Beschwerde. Genauer betrachtet fällt auf, dass es sich, ähnlich wie bei Arsenicum, um ein extremes Brennen handelt, jedoch ohne Durst.

Klinisch gesehen handelt es sich bei diesem brennenden Gefühl eher um eine innere Erscheinung, die oft nichts mit einer wirklichen Reizung oder Entzündung zu tun hat. Es scheint, als wäre dieses Brennen ein

neurologisches Problem. Es handelt sich also eher um eine Nerven- als um eine Schleimhautreizung. In der Materia Medica finden sich dementsprechend auch für alle Insektenmittel brennende Symptome.

 

ZEIT ONLINE

wissen

Genetik Läuse-Stammbaum verrät Neues über Evolution

Läuse plagen Vögel und Säugetiere seit Jahrmillionen. Jetzt haben Forscher die Gene der Parasiten untersucht und dabei Erstaunliches über ihre Wirte erfahren.

Die Geschichte der Läuse wirft ein neues Licht auf die Entwicklung von Vögeln und Säugetieren. Schon vor dem Meteoriteneinschlag vor 65 Millionen Jahren, der das Ende der Dinosaurier einläutete, gab es die

Hauptgruppen der heutigen Läuse.

Dies würde bedeuten, dass sich auch ihre Wirte unter den Vögeln und Säugern damals bereits entwickelt hatten und die Katastrophe überlebten, schreiben britische und amerikanische Forscher in den Biology Letters der

Royal Society.

Vincent Smith vom Naturkundemuseum in London und seine Kollegen hatten genetische Daten von 69 lebenden Läusearten verglichen und aus ihren Unterschieden einen Stammbaum entwickelt, den sie mit fossilen

Funden bekannten Alters verfeinerten. Dabei fanden sie heraus, dass sich dieser Stammbaum bereits deutlich vor der Grenze zwischen Kreide und Tertiärzeitalter verzweigt hatte. Zu dieser Zeit, vor etwa 65 Millionen

Jahren, starben die Saurier aus. Nach der heute vorherrschenden Ansicht wahrscheinlich durch die Auswirkungen eines großen Meteoriteneinschlags.

Läuse sind sehr spezialisierte Tiere, die sich an ihre jeweiligen Wirte anpassen. Gab es bereits vor mehr als 100 Millionen Jahren die vier Hauptgruppen dieser Insekten, so hatten sich wahrscheinlich auch viele Vorfahren ihrer Wirtsarten, darunter Vögel und Säugetiere, bereits entwickelt und die Katastrophe überlebt. Die wenigen frühen Fossilienfunde hatten bisher darauf hingedeutet, dass die Entwicklung von Säugern und Vögeln erst nach dem Verschwinden der Saurier richtig in Schwung kam, als diese viele ökologische Nischen freimachten.

Die Gene der Läuse zeigen nun: Der Stammbaum dieser Wirte verzweigte sich möglicherweise viel früher als bisher gedacht. "Läuse sind lebende Fossilien", xßx schreibt Vincent Smith. "Das Archiv unserer Vergangenheit spiegelt sich in diesen Parasiten, daher kann man sie als Wegzeichen für unsere Entwicklung nutzen." Es wäre sogar auch möglich, dass bereits die Saurier Läuse hatten, sagt Smiths Mitautor Kevin Johnson von der Universität Illinois. Schließlich seien Läuse unter den Vögeln in vielen Arten heute weit verbreitet. Und diese sind entfernte Nachfahren gefiederter Dinosaurier.

Mehr zum Thema

 

24.04.2000 OEKO-TEST berät: Was tun gegen Kopfläuse?

Kopfläuse sind lästig und hartnäckig. Bislang ist man den Plagegeistern vor allem mit chemischen Insektengiften zu Leibe gerückt. Sie sind schnell wirksam, schaden aber den Kindern. Dabei gibt es auch sanfte Möglichkeiten. Zwei bis drei Millimeter sind sie nur groß, doch ihre Bisse jucken teuflisch. Sie vermehren sich schnell und suchen sich dann neue Opfer. Kindergärten und Schulen werden in schöner Regelmäßigkeit von den Plagegeistern heimgesucht: Kopfläuse sind auch heute keine Seltenheit. Sie sind aber keine Frage der Hygiene: Auch auf einem Kopf, der täglich gewaschen wird, fühlen sich die Blutsauger wohl. Wenn sich die Kinder verstärkt am Kopf kratzen, läuten bei Erzieherinnen und Eltern die Alarmglocken. Jetzt muss der Haarschopf gründlich nach den lästigen Krabbeltierchen abgesucht werden. Die Läuse selbst sind braun bis rötlich und krallen sich an einzelnen Haaren fest - am liebsten im Nacken, im Ohren- und Schläfenbereich. Ihre Eier heften sie mit Hilfe einer Kittsubstanz in die Haare dicht an der Kopfhaut. Dort hängen die Nissen wie Perlen an einer Schnur und lassen sich auch durch eine einfache Haarwäsche nicht entfernen. Alle drei Stunden bekommt die Laus Hunger. Dann sticht sie in die Kopfhaut und saugt Blut. Ihr Speichel verursacht den unerträglichen Juckreiz. Leichtes Spiel haben die Tierchen, wenn Jacken und Mützen dicht an dicht hängen oder Köpfe beim Spielen und Toben zusammengesteckt werden – in Schulen eben oder Kindergärten. Sie verbreiten sich aber auch durch gemeinsam genutzte Handtücher oder Haarbürsten, in Zügen und Bussen. Um die lästigen Läuse schnell wieder loszuwerden und eine Ausbreitung zu verhindern, empfehlen Ärzte, Gesundheitsämter und Apotheker in der Regel harte Chemikalien:

Die üblichen, rezeptfreien Medikamente enthalten Gifte, die auch in der Landwirtschaft gegen Schädlinge gespritzt werden. Trotzdem scheint der Kampf Mensch gegen Laus noch lange nicht gewonnen: Das kritische arznei-telegramm meldete Anfang des Jahres, dass die Parasiten immer häufiger gegen die Mittel resistent sind. Auch Godehard Hoffmann, Experte für Schädlingsbekämpfung beim Umweltbundesamt, kennt diese Entwicklung:

»Aus anderen Ländern sind schon deutliche Resistenzen bekannt. Teilweise wäre die zehnfache Dosis nötig, um die Läuse zu töten.« In Zukunft, so glaubt Hoffmann, werden sich deshalb sanftere Alternativen durchsetzen.

Sie haben allerdings zum einen den Nachteil, dass es keine klinischen, statistisch abgesicherten Studien zur Wirksamkeit gibt, wie sie der Gesetzgeber für Arzneimittel vorschreibt. Solche Untersuchungen sind langwierig und teuer - was sich die Firmen nicht leisten wollen oder können. Deshalb werden diese Mittel in Apotheken als »Medizinprodukt« bzw. »normales« Shampoo verkauft. Zum anderen muss man sie sehr konsequent anwenden.

Das heißt: Je nach Produkt mehrmals am Tag, mehrere Tage hintereinander. »Wenn man das durchhält, wird man die Läuse aber los«, weiß Dr. Franz-Josef Knust, am Evangelischen Krankenhaus Bethanien in Iserlohn.

Er hat gute Erfahrungen mit dem Neem-Extrakt FT-Shampoo von der Lahnauer Firma Trifolio gemacht, die das Mittel selbst vertreibt. Es enthält unter anderem 4% Neem-Wirkstoff - eine Substanz aus dem tropischen

Neem-Strauch. Zusätzlich lässt er seine Patienten die Haare täglich mit 2% Essigwasser spülen. »Dann hat die Therapie 95 - 100% Erfolg.« Das Mosquito Spezial Läuse-Shampoo der Firma Wepa dagegen ist eine Kombination aus Sojaöl und einer waschaktiven Substanz auf der Basis von Kokosöl. »Es greift den Panzer der Laus an und trocknet sie aus«, erklärt Produktmanager Manfred Horn. Und das Aesculo Gel der Firma Engelhard Arzneimittel rückt den Läusen mit Kokosöl zu Leibe. Es umhüllt die Lästlinge und sie ersticken - wie firmeneigene Studien belegen. Zum anderen löse das Öl die Kittsubstanz der Nissen, die sich dadurch besser auskämmen lassen. »Richtig angewendet wird man damit die Läuse los«, bestätigt Arbeitsmedizinerin Dr. Dorothea Köster aus Reutlingen - allerdings dauert das einige Tage. Es genügt jedoch nicht, die Tierchen nur auf dem Kopf zu bekämpfen. »Gerade die begleitenden Maßnahmen sind besonders entscheidend«, weiß Dr. Köster aus Erfahrung. Das heißt: Wenn das Kind unter den Blutsaugern leidet, müssen Mützen, Schals, Handtücher, Bettwäsche, ja sogar die Kuscheltiere gewaschen werden. Denn im Plüsch hat so manche Laus schon überlebt und nach kurzer Zeit ging die ganze Juckerei wieder von vorne los. In Apotheken werden zum einen rezeptpflichtige Läusemittel angeboten - von denen man aber ausdrücklich abraten muss. Das Jacutin-Gel und das Quellada H Shampoo enthalten Lindan als Wirkstoff. Dieses Spritzgift schädigt die Nerven und kann bei Kindern zu Krampfanfällen führen. Doch leider sind auch

die freiverkäuflichen Läusemittel nicht besser, wie unsere Laboranalyse zeigt. Uneingeschränkt empfehlen können wir kein Produkt. Das steckt in den Läusemitteln Die üblichen freiverkäuflichen Läusemittel Goldgeist forte und Jacutin N-Spray enthalten natürliches Pyrethrum aus Chrysanthemen oder die künstlich nachgebauten Pyrethroide sowie den Wirkungsverstärker Piperonylbutoxid. Pyrethrum und Pyrethroide werden in der Landwirtschaft auch als Spritzgifte gegen Schädlinge eingesetzt. Sie können zu Übelkeit, Kopfschmerzen, Erbrechen und Schwindel führen. Außerdem kann es zu allergischen Reaktionen der Kopfhaut kommen. Goldgeist forte enthält darüber hinaus Chlorkresol. Dieser Stoff erhöht das Risiko einer allergischen Hautreaktion. Jacutin N-Spray kann bei Allergikern und Asthmatikern zu akuten Asthmaanfällen führen. Auch gesunden Personen kann die unkontrollierte Vernebelung des Insektizids durch das Spray zu schaffen machen, weil das Gift am stärksten über die Lunge in den Körper aufgenommen wird. Nervenschädigungen, die sich als Kopfschmerzen, Zittrigkeit und Unruhe auswirken, können die Folgen sein. Nach Meinung unseres wissenschaftlichen Beraters, dem Arzneimittelexperten Professor Dr. Gerd Glaeske, sollte das Spray wegen dieser Nebenwirkungen vom Markt genommen werden. Das Läusemittel Infecto Pedicul enthält als Wirkstoff das Pyrethroid Permethrin. Dieser Stoff war in der DDR zur Bekämpfung von Läusen üblich. Permethrin ist sehr wirksam, hat aber eine längere Einwirkzeit. Das Mittel soll 30 Minuten im Haar verbleiben. Dadurch sind nach Ansicht unseres Beraters Dr. Glaeske auch stärkere Nebenwirkungen zu befürchten. Zudem weiß man, dass es inzwischen lästige Sauger gibt, die gegen Permethrin resistent sind. In vier Produkten stecken unerwünschte PEG/PEG-Derivate, die Schadstoffe in die Haut einschleusen können. Im Aesculo Gel »L« sowie im Mosquito Spezial Läuse-Shampoo fand das Labor zudem bedenkliche künstliche Moschus-Duftstoffe. Probieren geht über studieren Von Mittel, die Pyrethroide oder natürliches Pyrethrum und den Wirkungsverstärker Piperonylbutoxid enthalten, ist abzuraten. Außerdem gilt: Die Läuse sitzen nur auf dem Kopf. Die Kinder sollten daher niemals in den Mitteln baden. Ein Kurzhaarschnitt ist gegen Läuse durchaus wirkungsvoll - wenn das Kind die Prozedur zulässt. So sind die Läuse und Nissen besser zu erkennen und man kommt mit dem Nissenkamm leichter durch. Der Nissenkamm alleine kann Läuseeier nicht entfernen. Damit wird immer nur ein Teil der Läuseeier zerquetscht bzw. entfernt. Der Kamm ist aber eine wichtige Hilfe und für das Entfernen der Nissen unentbehrlich. Essig tötet die Läuse nicht, erleichtert aber das Auskämmen der Nissen. Die zweiprozentige Essiglösung (4 Teelöffel Essigessenz auf ein Liter Wasser) sollte eine Stunde lang auf der Kopfhaut einwirken. Den Kopf dabei mit einem Handtuch umhüllen. 8 Tage lang täglich wiederholen. Bei Temperaturen über 44° gehen Läuse kaputt. Die Behandlung mit Heißluft unter einer Trockenhaube ist aber nichts für kleinere Kinder. Ältere Kinder setzen am besten eine Duschhaube auf, damit die Läuse nicht flüchten. Nach etwa einer Dreiviertelstunde sind die Läuse tot. Die Temperatur sollte genau einzustellen sein, denn ab 52° kann es zu Hautschäden kommen. Eine Vorbehandlung z.B. mit Essiglösung ist zu empfehlen, da die Läuse durch die Hitze eine enorme Beißlust entwickeln. Ein Besuch in der Sauna tötet die Läuse nicht, da die Tierchen in Körperregionen mit hoher Schweißproduktion flüchten. Dort ist es dann so kühl, dass sie überleben können. Um eine erneute Ausbreitung zu verhindern, müssen Mützen, Schals, Handtücher, Bettüberzüge, Kissen, Kämme und Plüschtiere entweder bei 60 ° mindestens 10 Minuten gewaschen werden. Oder man steckt die Teile in einen Plastiksack und lässt ihn bei mindestens minus 15 ° einen Tag in der Tiefkühltruhe. Sachen, die länger nicht gebraucht werden, kann man vier Wochen lang in einen gut verschließbaren Plastiksack stecken. Dann sind die Läuse und die später noch schlüpfenden Larven verhungert.

 

 

Vorwort/Suchen                                Zeichen/Abkürzungen                                   Impressum