Phosphorus Anhang 2

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Phosphor (Mineral)

„Wärme, Licht und Kontakt.

Alle Menschen werden Brüder“

 

Das chemische Element Phosphor wurde im Jahre1669 entdeckt und bekam seinen Namen ‚Phosphorus’, was auf griechisch ‚Lichtbringer’ bedeutet, wegen seiner leuchtenden Eigenschaft.

Phosphor entzündet leicht und wird daher in Zündhölzern verwendet. In Pflanzen, Tieren und im menschlichen Körper ist Phosphor ein unentbehrlicher Stoff. Phosphorverbindungen sorgen für den Energiehaushalt und

spielen eine wichtige Rolle im Aufbau des Gewebes. Störungen im Phosphorhaushalt kommen vor allem im Nervensystem zum Vorschein.

Lichtbringer

Phosphor-Menschen sind soziale Wesen, wie wollen Menschen miteinander verbinden und fühlen sich wie ein Fisch im Wasser, wenn sie sich in angenehmer Gesellschaft befinden. ‚Je mehr Menschen, desto größer die

Freude’, zumindest wenn die Stimmung gut ist. Es umgibt sie etwas Strahlendes; ihre Augen können glänzen. Sie werden selbstverständlich zum strahlenden Mittelpunkt, obwohl sie das nicht beabsichtigen, das geht von

selbst. Es geht ihnen nicht so sehr um Aufmerksamkeit, wie bei Pulsatilla-Menschen, oder um Wertschätzung, wie bei Aurum-Menschen, sondern sie wollen sich verbunden fühlen.

Kommunikation

Ihre wichtigste Aufgabe ist ihrer Meinung nach, Kontakte mit anderen zu knüpfen. Phosphor-Menschen sind ausgezeichnete Kommunikationsspezialisten.

Die Berufe, für die sie sich interessieren, müssen etwas mit Kommunikation zu tun haben, denn ‚jede Kommunikation ist besser als keine Kommunikation’.

Das kann mit Hilfe der Sprache und Worte sein, aber auch in Berufen, wie Vertreter, Versicherungsagent, Sozialarbeiter oder im Gaststättengewerbe.

Alle Berufe, in denen man direkt Kontakt mit anderen Menschen hat, sprechen sie an. Eine Einzelbeziehung, wie die Ehe ist sehr wichtig für sie, - denn auch zu Hause müssen sie sich aussprechen und ihre Gefühle teilen

können– aber diese Beziehung allein wird sie nicht befriedigen mit ihrem Kontaktbedürfnis. Sie schließen leicht Freundschaften und nennen ihren Partner auch meistens ‚mein Freund’. Sie unterhalten ihre Freundschaften

gut, am liebsten für immer.

Kommunikation ohne Worte

Kommunizieren geht nicht nur in Worten; Phosphor-Menschen mögen auch körperlichen Kontakt. Nicht so sehr aus sexuellem Interesse – in dieser Beziehung ist ein Partner meistens genug – sondern weil sie etwas von ihrer

Zuneigung teilen können und von anderen Energie empfangen. Viele ihrer Beschwerden können mit Massage oder Heilmagnetismus verbessert werden. Es dreht sich hierbei nicht darum, dass Muskeln ‚geknetet’ werden oder ähnliches, sondern um den Energiefluss; leichte Berührung oder Reibung ist schon genügend. Ohne Berührung haben Phosphor-Menschen keinen Kontakt mit anderen. Sie fühlen nämlich haargenau, was ein anderer fühlt.

Sie sind sehr empfänglich für Stimmungen und haben ein gewisses hellseherisches Vermögen.

Lernen, reisen und mitfühlen

Die Kontakte, die Phosphor-Menschen legen, halten sie fest. Aber daneben wollen sie auch gern neue Kontakte knüpfen. Sie wollen neue Menschen kennen lernen und andere Stimmungen fühlen.

Daher lieben sie Reisen, denn das befriedigt ihre Neugier. Sie haben viel Liebe zu geben; die Verbindungen, die sie knüpfen, gehen über das Herz. Da sie so sensibel sind, fühlen sie die Schmerzen, welche andere mit sich

tragen. Mit ihrer Liebe wollen sie diese beseitigen, da sie diese Schmerzen so fühlen, als seien sie von ihnen selbst; so sehr können sie sich mit anderen verbinden! Wenn sie ihren Beruf nicht danach wählen, dann sein sie

für ihre Freunde doch geduldige Ratgeber uns Fürsorger.

Hier liegt auch ihre Verletzbarkeit. Wenn zu viel von ihnen verlangt wird oder wenn ihnen die Kraft fehlt, die das Leiden anderer auf Abstand hält, dann können Probleme entstehen. Sie können denken, dass sie alle

Probleme der anderen lösen müssen und machen sich bleibend Sorgen.

Helfen

Jeder Mensch wird in seinem Leben Problemen begegnen; leiden ist unvermeidlich. Wir können einander helfen, Lösungen zu finden oder etwas zu verarbeiten, aber das eigentliche Problem können wir meistens nicht von

einem anderen übernehmen. Phosphor-Menschen können das schlecht akzeptieren und haben die Neigung, dies doch zu probieren. Sie merken dann schließlich, dass sie mitleiden anstatt mitfühlen. Der Unterschied ist subtil,

aber sehr wichtig für die Gesundheit. Sie geben dann nämlich die Energie, die sie selbst nötig haben, um im Gleichgewicht zu bleiben, an andere. Derjenige, der die Energie bekommt, ist damit vielleicht froh, wird aber im

Laufe der Zeit merken, dass er seine eigenen Probleme selbst lösen muss.

Körperliche Merkmale

In vielen Büchern werden Phosphor-Menschen beschrieben nach ihrem Äußeren. Die Erfahrung lehrt, dass es zwar helfen kann beim Erkennen des Bildes, aber nicht ausschlaggebend ist. Es gibt zum Glück einige körperliche

Merkmale, die für Phosphor-Menschen kennzeichnend sind.

Sie haben oft Blutungsneigung. Wunden bleiben lang offen, zum Beispiel nach dem Ziehen eines Zahnes, und sie haben schnell blaue Flecken und subkutane Blutergüsse. Nasenbluten kommt bei ihnen öfter vor als bei anderen.

Ein anderes Anzeichen für Phosphor (und für Sulph.) können brennende Schmerzen sein. Diese Schmerzen können überall auftreten, aber vor allem im Magen. Diese Schmerzen werden gelindert durch Trinken oder Essen von

kaltem, dieser kühlende Effekt hält aber nicht lange an. Sobald der Magen wieder warm beginnt zu werden, fängt das Brennen wieder an.

Phosphor kann gut zu Erkrankungen der Luftwege, wie Bronchitis und Lungenentzündung passen, aber auch zu Erkrankungen der Stimme und der Konzentration. Vor allem nach langem Lernen oder anderer geistiger arbeit

können Phosphor-Menschen geistig erschöpft sein. Ein Symptom, dass sehr oft bei Phosphor vorkommt ist, dass sie nur auf ihrer rechten Seite schlafen können.

Ernährung

Phosphor-Menschen mögen kalte Getränke, wie kalte Milch, Milkshakes und Eis. Weiterhin lieben sie oft Schokolade. Fisch und süßes können sie entweder mögen oder sie haben dagegen eine Abneigung.

 

[Barbara Nowecki]

Phosphor-Menschen rigide und engstirnig sind. Wenn ihre Eltern flexibel und geistig offen waren, dann werden sie es auch sein. Waren die Eltern jedoch starr und streng, dann kommt Phosphor in Verlegenheit.

Er wird viele der strengen Ansichten seiner Eltern übernehmen, aber er wird sich damit unwohl fühlen, weil er von Natur aus ein warmer, spontaner Typ ist, und seine menschliche Wärme wird ständig mit der von ihm

übernommenen Strenge im Widerstreit liegen. Am Ende wird er wahrscheinlich viele der rigiden Vorstellungen und Verhaltensweisen seiner Eltern (beispielsweise die Weigerung, Geld zu leihen oder zu verleihen)

lockern, während er einige immer noch in der Theorie und andere in der Praxis beibehält.

Ein ausgezeichnetes Porträt eines Phosphor-Mannes, der hin und her gerissen ist zwischen seiner rigiden moralischen Erziehung und seinem natürlichen, spontanen Selbst, findet man in der Gestalt des Oscar Hopkins in

Peter Careys tragikomischem Roman Oscar und Lucinda. Oskar ist der Sohn eines besonders rigiden christlichen Predigers und wächst im 19. Jahrhundert in Cornwall auf. Der Vater hatte den jungen Oscar einmal da

bei erwischt, wie er einen Christmas-Pudding probierte, eine so dekadente Köstlichkeit, dass sie in den Augen des Predigers eine absolute Scheußlichkeit war. Er versetzte seinem Sohn eine gewaltige Ohrfeige

und zwang ihn auszuspucken, was er im Mund hatte. Oscar wuchs im puritanischen Geist seines Vaters auf und glaubte, er müsse auf jedes Vergnügen verzichten, um die Billigung seines himmlischen Vaters zu erlangen.

Er führte das Leben eines Asketen in Oxford, wo er Theologie studierte, um Priester zu werden, und ganz für sich blieb, weil er die weltlichen Interessen der anderen Studenten nicht teilen konnte.

Trotz seiner einwandfreien Moral wurde Oscar von seinem Vater abgelehnt, weil er dessen Glaubensgemeinschaft der Plymouth-Brüder verlassen und sich der anglikanischen Kirche angeschlossen hatte. Oscar hatte das

im zarten Alter von elf Jahren getan, weil er nicht glauben konnte, dass Gott an der ernsten Strenge seines Vaters Gefallen fände. In typischer Phosphor-Manier verließ sich der junge Oscar bei seiner Suche nach dem

richtigen Glauben auf ein Zeichen von oben. Dazu warf er einen Stein über seine Schulter auf ein Gitter aus Vierecken in Form eines Kreuzes. Jedes Viereck repräsentierte ein anderes christliches Bekenntnis, und

der Stein fiel mehrfach in das anglikanische Quadrat. Nun überzeugt davon, dass sein Vater "im Irrtum" war, litt Oscar unter schrecklichen Visionen der Hölle, die seinen Vater erwartete, und verließ sein Heim, um

Zuflucht im Haus eines anglikanischen Priesters zu suchen, eines Mannes, der immer mitleiderregend gewirkt hatte, sogar auf Oscar. Obwohl er die Religion seines Vaters wegen ihrer Strenge zurückwies, verlor

Oscar nie seine puritanischen Ansichten. Anders als sein Sulfur-Vater versuchte er jedoch nie, diese Ansichten anderen Menschen aufzuzwingen, die er immer im bestmöglichen Licht sah.

In Oxford hatte Oscar kein Geld, um seine Studiengebühren zu bezahlen. Er wartete mehrere Wochen, ob sich vielleicht von selbst eine Lösung ergeben würde (Phosphor hofft oft auf ein Wunder, wenn Schwierigkeiten

auf tauchen), und schließlich kam die Lösung auch in Gestalt eines Kollegen, der ihn zum Pferderennen mitnahm. Oscar wusste nichts über Wetten, außer dass sie als unmoralisch galten.

Ungeachtet dessen war er plötzlich überzeugt, dass Gott ihn zum Rennen geführt hatte, um ihm zu zeigen, wie er während des Priesterstudiums seinen Lebensunterhalt verdienen könne. Er spürte eine überwältigende

Gewissheit, dass ein bestimmtes Pferd gewinnen würde, auf das er sein ganzes Geld setzte, und seine Intuition wurde reich belohnt. Das ist ein gutes Beispiel für das opportunistische Denken von Phosphor.

Oscar bewahrte all seine hehren Prinzipien, überlegte sich jedoch, dass es auf den Zweck des Glücksspiels ankomme und dass Wetten als solches nicht unmoralisch sei. Da er immer noch sehr fromm war, gab er seine

Gewinne nur für seine Unterkunft und bescheidene Verpflegung sowie seine Studiengebühren aus und spendete den Rest für wohltätige Zwecke. Sein Handeln ist zwar extrem, aber doch ein Ausdruck des großen

Vertrauens in das Leben oder in Gott, das viele Phosphor-Menschen haben, die mit ihrem Geld ebenso sorglos wie selbstlos umgehen, weil sie mehr mit emotionalen oder spirituellen Zielen beschäftigt sind oder einfach

den Dingen ihren Lauf lassen und darauf vertrauen, dass Gott für den nächsten Tag sorgen wird.

Der Romanautor hat die Gestalt des Oscar Hopkins so wirklichkeitsnah und differenziert gezeichnet, dass sie Hunderte von typischen Phosphor-Eigentümlichkeiten zeigt. Obwohl Oscar ursprünglich nur wettet, um

seine Rechnungen bezahlen zu können, verfällt er dem damit verbundenen Nervenkitzel, und das Spiel wird schließlich sein Ruin. Viele Phosphor-Menschen sind suchtgefährdet, nicht weil sie sich von ihrem

Schmerz ablenken wollen wie Natrium-Süchtige (obwohl das bei jedem Süchtigen eine Rolle spielt), sondern weil sie der Ekstase nicht widerstehen können, die mit ihrer Sucht verbunden ist.

Oscar ist äußerst freundlich und liebenswürdig und auch ziemlich furchtsam. Er ist einer der mehr introvertierten Phosphor-Menschen, in denen die Erziehung viele Ängste ausgelöst hat. Phosphor kann entweder ausgelassen

und extrovertiert wirken oder furchtsam und still, je nachdem wie viel Angst er als Kind erlebt hat und wie groß seine momentane Angst ist. Selbst der stillste Phosphor wie Oscar hat gelegentliche Temperamentsausbrüche, Augenblicke, in denen er seine Freude nicht für sich behalten kann und sie ausdrücken muss. Ich war fasziniert festzustellen, dass ein ganzes Kapitel des Buches davon handelt, wie Oscar enthusiastisch das Phänomen des phosphoreszierenden Meeres beschreibt.

Kannte der Autor die homöopathischen Aspekte von Phosphor, oder war das nur ein schönes Beispiel von "Synchronizität"? Alle Homöopathie-Studenten müssten dieses Buch lesen, nicht nur wegen seiner detaillierten

Beschreibung der Phosphor-Persönlichkeit, sondern auch, weil es die stolze und furchtsame Silicea in Gestalt der Lucinda Leplastrier genauso konsequent beschreibt.

Phosphor-Menschen haben unter anderem deshalb so ein schwach ausgeprägtes Identitätsgefühl, weil sie sich sehr stark mit anderen Menschen identifizieren, besonders mit ihren Eltern und ihren Partnern.

Phosphor neigt zu Übertreibungen, und wenn er einen Menschen (oder ein Prinzip) liebt, dann stellt er den Betreffenden gerne auf ein Podest und wehrt sich gegen jeden Versuch von anderen, ihn dort herunter zu stoßen.

Seine Identifikation mit diesem Menschen führt dazu, dass er aus Bewunderung und Respekt dessen Meinungen, Verhalten und Gewohnheiten übernimmt. Vielleicht identifiziert er sich auch nicht mit einem Menschen,

sondern mit einer Organisation (Religion), und dann ist er wahrscheinlich das Gruppenmitglied mit der größten Hingabe und dem größten Vertrauen, und er wird jeden Hinweis ignorieren, der das Dogma seines

Glaubens oder der Parteilinie in Frage stellt.

So wie Phosphor diejenigen, die er liebt, zu Idolen macht oder zumindest idealisiert, so übertreibt er auch die negativen Eigenschaften derjenigen, die er nicht leiden kann. Wenn sein Vater beispielsweise streng und

grausam ist, wird der junge Phosphor wahrscheinlich zunächst versuchen, ihm alles recht zu machen, und ihn bedingungslos zu lieben, aber am Ende wird sogar Phosphor, wenn er ständig schlecht behandelt wird, sein Herz verschließen, und wenn das geschieht, kann er seinen Vater als Inbegriff alles Bösen dar stellen und seine vielen guten Seiten vergessen.

Selbst dann kann er jedoch jahrzehntelang darauf hoffen, dass sein Vater zu seiner Mutter zurückkehrt und sie ihn auf wunderbare Weise in den liebevollen Vater verwandelt, den er nie hatte.

Phosphor kann Disharmonie nicht ertragen und spielt oft die Rolle des Friedensstifters. Dabei opfert er im Zweifelsfall sogar seine eigenen Interessen, um den Familienfrieden zu wahren.

Phosphor hat eine starke Tendenz zu verallgemeinern. Er findet es schwierig, die zahllosen Aspekte im Fluss des Lebens zu berücksichtigen, in dem er treibt (manchmal wie ein Boot ohne Steuer), und statt sie Stück für

Stück zu betrachten, verallgemeinert er gerne, um sein Weltbild übersichtlicher zu machen. Er beginnt mit seiner eigenen persönlichen Erfahrung und versucht dann, neue Informationen ohne Unterschied in dasselbe Muster

zu zwingen.

Wenn man ein Phosphor-Mädchen beispielsweise fragt, was sie über die Russen denkt, antwortet sie vielleicht: "Oh, das sind reizende Leute. Ich habe einmal einen getroffen, der so ein nettes Lächeln hatte." Im Gegensatz

dazu wird Natrium realistisch antworten: "Ich weiß nicht, ich habe nur einen kennen gelernt", während Lycopodium dazu neigt, seine persönliche Erfahrung gar nicht zu erwähnen und statt dessen einen intellektuellen Diskurs

über den slawischen Charakter zu eröffnen, wobei er Informationen verwendet, die er sich aus Büchern angelesen hat.

Das verworrene Denken, das für Phosphor so charakteristisch ist (im Gegensatz zum sprunghaften, unzusammenhängenden Denken von Argentum), ist eine Folge mangelhafter Konzentration. Wie die russische

Phosphor-Übersetzerin kann er genügend Unterscheidungsfähigkeit entwickeln, um in bestimmten Bereichen effektiv zu handeln, aber weite Felder seines Lebens können nach wie vor in einer Art Niemandsland treiben.

So kann er beispielsweise seine Gesundheit und seine Finanzen vernachlässigen und den Geburtstag seiner Frau vergessen, aber als Lehrer durchaus vernünftige Arbeit leisten. Wie Sulfur hat er wenig mit Details im Sinn

(obwohl Sulfur anders als Phosphor bei Themen, die ihn interessieren, oft über ein enormes Detailwissen verfügt), und er beschäftigt sich auch nicht gerne mit unangenehmen praktischen Notwendigkeiten.

Phosphor ist weniger intellektuell als Sulfur und interessiert sich mehr für ein sorgloses und glanzvolles Leben als für intellektuelle Ideen. (Der Unterschied entspricht dem zwischen Einstein und Peter Pan.)

Weil er für so viele Dinge offen ist, leidet Phosphor oft unter geistiger Zerstreuung. Während Sulfur die praktischen Notwendigkeiten zugunsten einer einzigen Sache ignoriert, von der er besessen ist, flattert Phosphor

wie ein Schmetterling von einem vorübergehenden Interesse zum nächsten, ohne jemehr als ein oberflächliches Verständnis der Dinge zu entwickeln. Er mag einen scharfen Verstand und Talent haben, beispielsweise für

Kopfrechnen, aber er hat nur sehr wenig geistige Disziplin (Kent: "unentschlossen"), und er ist gewöhnlich ein rastloser, ungeduldiger Student (es sei denn, er studiert etwas, das seiner ätherischen Natur entspricht,

wie Malerei oder Ballett). Seine Zerstreutheit lässt Phosphor manchmal unbestimmt und konfus wirken. Obwohl die Phosphor-Krankenschwester gewissenhaft ist, fällt es ihr vielleicht schwer, die ärztlichen Anweisungen buchstabengetreu zu befolgen, oder sie verwechselt die Temperatur des einen Patienten mit dem Puls des anderen, wenn sie die Krankenakten ausfüllt. Im Allgemeinen verfügt Phosphor über genügend geistige Klarheit, um

bei der Arbeit zurechtzukommen, aber nicht ohne zahlreiche kleine Ausrutscher und Versehen. Ich habe erlebt, wie Phosphor-Menschen ihre Zerstreutheit bereitwillig zugaben, um ihre Fehler zu entschuldigen. Einer meiner

Phosphor-Patienten "hudelte" bei den Details, wenn er etwas verbergen wollte, dessen er sich schämte, und meine Phosphor-Freundin hatte eine ähnliche Angewohnheit, indem sie die Sache mit einem Deckmantel

unzusammenhängender Beobachtungen umhüllte, wenn sie sich vor unangenehmen Fakten drücken wollte.

Furcht und Ängstlichkeit

Das Ausmaß an Angst, mit der ein Mensch heranwächst, hängt sowohl von seiner Konstitution ab als auch davon, wie sehr er sich von seiner Umgebung bedroht fühlt. Phosphor reagiert empfindlicher als die meisten auf seine Umgebung, und während seiner Kindheit kann jede häusliche Disharmonie Ängste auslösen, die, wenn sie länger anhalten, ein Teil der Persönlichkeit werden. Es ist Phosphors extreme Offenheit gegenüber äußeren

Einflüssen, die ihn in Kombination mit seinem relativ schwachen Identitätsgefühl verletzlich macht.

Weil er ständig aus allen Richtungen unter einem Sperrfeuer sinnlicher Eindrücke steht, die eine berauschende Mischung von Gefühlen auslösen, neigt er manchmal zur Panik, wenn ihm alles zuviel wird und er das

Kaleidoskop der Gefühle und Gedanken, die ihm durch den Kopf schwirren, nicht mehr verarbeiten kann. So ist Phosphor besonders anfällig für Ängste, wenn er unter Druck steht und auch wenn er aufgeregt ist oder

sich in einer ungewohnten Umgebung befindet. Anders als Pulsatilla und Calcium ist er von Natur aus ein Abenteurer und nimmt gerne jede Gelegenheit wahr, etwas Neues zu erleben, doch seiner anfänglichen

Begeisterung kann Angst folgen. Der Phosphor-Erwachsene bekommt leicht Angst, wenn sein Leben zu hektisch wird. In solchen Situationen erfindet er möglicherweise Probleme, die es gar nicht gibt. So kann

eispielsweise ein junger Phosphor-Mann am Vorabend seiner Hochzeit plötzlich Angst bekommen, er werde einen Autounfall haben, oder er stellt sich vor, dass seine Braut ihn nicht mehr liebt (Kent: "Angst vor

imaginären Dingen"). Am nächsten Tag mag ihm das albern vorkommen und vergessen sein, aber in diesem Moment löst es erhebliche Ängste aus.

Genauso kann Phosphor in Stresszeiten aus einer Mücke einen Elefanten machen. Seine Phantasie spielt verrückt und wird nicht mehr vom gesunden Menschenverstand kontrolliert. Eine Phosphor-Frau, die sich durch

Schwierigkeiten am Arbeitsplatz unter Druck fühlt, bekommt vielleicht Angst, dass ihre Verdauungsstörungen ein Krebssymptom sein könnten (Kent: "Angst vor drohenden Krankheiten"). Diese Angst kann sie

quälen, bis ihre Probleme am Arbeitsplatz beseitigt sind; dann ist sie plötzlich wieder verschwunden. Ein Phosphor-Mann, der in Beziehungsschwierigkeiten steckt, kann zu der Überzeugung kommen, dass seine Freundin,

wenn sie eine Verabredung verschiebt, sich mit einem anderen Mann trifft, und von dieser Angst ist er besessen, bis er sie wieder sieht und sie ihm das Gegenteil versichert. Ob wohl er im Allgemeinen ein Optimist ist

(oft sogar ein unverbesserlicher), neigt Phosphor unter Stress dazu, sich die schlimmsten Dinge vorzustellen, und leidet infolgedessen unter starken Ängsten. Glücklicherweise lassen sich diese Ängste meist durch ein wenig beruhigenden Zuspruch leicht zerstreuen. Da ihm selbst die Grenzen fehlen, braucht Phosphor gelegentlich jemanden, der ihn beschützt und ihm sagt, dass alles in Ordnung ist. Diese Beruhigung wirkt ebenso positiv,

wie kleinere Bedrohungen negativ wirken können. So ist seine Naivität und Beeindruckbarkeit Segen und Fluch zu gleich.

Phosphor ist furchtsamer, wenn er allein ist.

Die Anwesenheit von Menschen (sogar von Unbekannten) hilft ihm, sein Bewusstsein im Hier und Jetzt zu verankern, und verhindert, dass er in imaginäre Schrecken abgleitet. Be sonders anfällig für Ängste ist Phosphor,

wenn er nachts oder im Dunkeln alleine ist (Kent: "Angst, alleine zu sein", "Angst vor der Dunkelheit"). Phosphor-Frauen neigen noch mehr zur Ängstlichkeit als die Männer, vor allem in der Nacht. Ihre lebhafte

Phantasie treibt in der Dunkelheit wilde Blüten und verwandelt jeden Schatten und jedes Geräusch in einen Spuk (Kent: "sieht Gesichter, wenn er sich umschaut").

Wie Medorrhinum hat die Phosphor-Frau Angst vor Geistern und Gespenstern, an die sie mehr als die meisten anderen Menschen glaubt, aber sie hat auch mehr Grund dazu, weil sie wie Medorrhinum relativ hellsichtig ist.

Phosphor-Menschen sind oft Hypochonder. Jedes geringste Symptom und jede kleinste Verletzung löst Angst vor einer tödlichen Krankheit aus, besonders wenn sich die Phosphor-Frau in einer allgemein ängstlichen

Phase befindet. Zu anderen Zeiten ist sie sich auf eine glückliche Weise ihres Körpers oft gar nicht bewusst, oder sie nimmt die Glückseligkeit wahr, die ihn durch strömt (wogegen Ars. sogar in guten Zeiten selten frei

von Angst vor Krankheit und Tod ist). Aber auch diese Angst kann der Arzt, wenn sie ungerechtfertigt ist, meist leicht zerstreuen, während Ars. sich nicht so einfach beruhigen lässt.

Besonders charakteristisch für Phosphor ist die unerklärliche Furcht, dass jeden Moment etwas Schreckliches passieren könnte. Das ist wahrscheinlich eine Folge angstbesetzter Phantasien in Verbindung mit der Erinnerung

daran, dass bestimmte Vorahnungen sich in der Vergangenheit als richtig erwiesen haben. Weil sie weiß, dass ihre Intuition oft stimmt, reagiert die Phosphor Frau um so stärker auf jedes Gefühl von Bedrohung, das sie empfindet.

(Da bei fällt ihr gar nicht auf, dass die meisten ihrer Vorahnungen sich nicht als richtig erwiesen haben.) In solchen Zeiten ist sie nur schwer zu beruhigen, weil sie das Gefühl hat, dass sie mehr als andere über die Zukunft

weiß, und vielleicht davon überzeugt ist, dass ihre Schreckensvision eintreffen wird. Wenn sie sich jedoch erst einmal entspannt hat und die anderen Stressfaktoren aus ihrem Leben verschwunden sind, wird sich auch ihre

Furcht wieder auflösen (wenn es sich nicht um eine wirkliche Intuition handelt, die dann auch meist bestehen bleibt).

Weil sie der Gewalttätigkeit der Welt so verletzlich und offen gegenüber steht, wird eine Phosphor-Frau, die schon viel Leid erlebt hat, manchmal eine argwöhnische und paranoide Einstellung entwickeln.

Wenn sie beispielsweise als kleines Kind von ihrer Mutter grausam behandelt wurde, wird sie später von fast jedem Menschen Böses erwarten (Frau, die sie an ihre Mutter erinnert) (Kent: "argwöhnisch").

Eine Natrium-Frau, die durch ihre Leiden etwas paranoid geworden ist, kann einen "stacheligen", defensiven Charakter entwickeln. Phosphor dagegen wird furchtsam.

Wenn sie sich angegriffen fühlt, wird sie nicht zurückschlagen wie Natrium, sondern sich an einen sicheren Platz zurückziehen oder zumindest schweigen, um der Aggression zu entgehen. Wenn sie dann auch noch das

Gefühl hat, dass niemand da ist, der sie unterstützen würde, kann sie ziemlich panisch werden und sich in sich selbst zurückziehen. In ihrer Isolation gibt es dann niemanden, der ihre paranoiden Befürchtungen zerstreuen

könnte, so dass die Angst möglicherweise noch zunimmt.

Dennoch entwickelt Phosphor selten eine echte Paranoia. Wenn Phosphor sich bedroht fühlt, neigt sie dazu, sich ähnlich wie ein Kind in magisches Denken zu flüchten, um die Gefahr abzuwenden. Wenn sie religiös ist,

wird sie intensiv um Schutz beten, wenn nicht, wird sie ihr eigenes geistiges Schutzritual durchführen. Vielleicht schließt sie angesichts einer Gefahr die Augen und zählt rückwärts von zehn bis eins, als ob die Gefahr

am Ende der Zahlenreihe auf magische Weise verschwinden würde, oder sie sammelt Glücksbringer und trägt sie mit gläubiger Zuversicht. Dabei kann es sich um industriell gefertigte Glücksbringer wie kleine Hufeisen

handeln oder auch um jedes beliebige Objekt, das Phosphor zum persönlichen Talisman erklärt hat.

Möglicherweise sammelt sie farbige Muscheln oder trägt die Haarlocke eines ehemaligen Liebhabers mit sich herum, um sich so vor dem Bösen zu schützen. Phosphor wird in Kents Repertorium nicht unter der Rubrik

"abergläubisch" aufgeführt, aber es sollte dort in Fettdruck stehen. In seinem wirklichkeitsgetreuen Porträt des phosphorischen Oscar in seinem Roman Oscar und Lucinda schildert Peter Carey, wie Oscar im Boot

seine "Glückshaube" (ein Häutchen, das gelegentlich den Kopf eines Kindes bei der Geburt bedeckt und das sein Vater für ihn aufbewahrt hatte)

als Schutz gegen den unerbittlichen Tod festhält, um dadurch seine panische Angst vor dem Meer abzuwehren. Obwohl Phosphor viele Ängste haben kann, wird die äußere Erscheinung oft durch seine Abenteuerlust,

seine extrovertierte Haltung und seine Lebensfreude beherrscht, so dass der Eindruck einer sorglosen und unbekümmerten Persönlichkeit entsteht. Dieser Eindruck ist im allgemeinen zutreffend, weil Phosphor emotional

so transparent ist. Die meisten Phosphor-Menschen neigen zu häufigen, aber schnell vorübergehenden Angstanfällen, die ihren geistigen Schwung nicht lange überschatten. Einige wenige, die größere Härten als andere

ertragen mussten, sind vielleicht die meiste Zeit ängstlich, aber selbst diese stärker geschädigten Phosphor-Seelen reagieren, verglichen mit mehr introvertierten Typen wie Natrium und Ignatia, in der Regel bemerkenswert

schnell auf eine sichere, liebevolle Umgebung.

 

[Remedia.at]

Ursachen: Erkältung, Überanstrengung (körperlich oder geistig), Schreck

Auffällige seelische/ emotionale Veränderungen und Symptome:

sehr sensible Menschen (Kinder), die sehr mitfühlend sind daraus können sich Beschwerden ergeben die Probleme Anderer machen sie krank und erschöpfen sie

sehr viele Ängste (vor Gewitter, Alleinsein, Dunkelheit etc.), aber auch leicht durch Zuspruch und Gegenwart von Bezugspersonen zu beruhigen

Auffällige allgemeine Veränderungen und Symptome:

Ohnmacht durch Schreck, Hunger oder in vollen Räumen

Durchfall, Husten und Schmerzen führen zu Schwäche und z.T. Schwindel

Schmerzen sind brennend (z.B. Brust bei Bronchitis)

Auffällige körperliche Veränderungen und Symptome:

schmerzhafter Husten <: beim Übergang vom Zimmer ins Freie oder umgekehrt und beim Sprechen;

neigt zu starken, eher hellen Blutungen (Nase, Zahnfleisch, Uterus), die schwer zu stillen sind

Getränke werden erbrochen, nachdem sie im Magen warm geworden sind (DD.: bei Arsenicum album kommen sie postwendend wieder heraus)

<: Liegen l. Seitenlage/Wetterwechsel (Gewitter)/warme Speisen/Aufregung/Hände in kaltes Wasser tauchen;

>: Schlafen (auch kurz)/Essen (kalte Speisen)/beruhigendes Handauflegen durch andere Person;

 

Erlebnisberichte der Phosphorverreibung

[Dr. P. Strub und Dr. J. Hodel]

Für die Herstellung des potenzierten Arzneimittels Phosphor wird der weiße Phosphor verwendet. Meine ersten Versuche, Phosphor direkt in seiner weißes Konfiguration zu erwerben, wurden schnell und fast

vorwurfsvoll abgewiesen, sodass ich mich bald nicht mehr getraute, weiter danach zu fragen. Es war als hätten alle eine Warnung aus dem Internet gelesen:

Phosphor

„Der weiße Phosphor ist hochentzündlich (selbstentzündlich), hochgiftig, umweltschädigend und ätzend. Versuche mit ihm dürfen nur im Freien oder hinter Glas unter dem Abzug durchgeführt werden. Rückstände

sollen restlos abgefackelt werden; keinesfalls dürfen sie im Hausmüll entsorgt werden. ALLES was mit ihm in Kontakt gekommen ist, wird mit Kupfersulfatlösung gespült, das in genügender Menge auch für den

Notfall bereit stehen muss. Phosphorspritzer hinterlassen tiefe, schlecht heilende Wunden. Bereits 50 mg können zu tödlichen Vergiftungen führen. Das unsachgemäße Zusammenbringen von Phosphor mit anderen

Chemikalien kann zu, explosionsartigen Reaktionen führen. Phosphor ist keine Chemikalie für den Anfänger!“

Bin ich denn ein Anfänger? Ich bestellte also selbstsicher und mit einer gut gespielten Selbstverständlichkeit gleich 100g, diesmal des roten Phosphors, über eine Apotheke, die mir mit der gleichen Selbstverständlichkeit

den bunt mit Warnsymbolen beklebten Behälter aushändigte, als ob ich 100g Kochsalz bestellt hätte. Ich war glücklich und enttäuscht zugleich.

Im Freien stellte ich die Utensilien für mein Vorhaben, den roten Phosphor in den weißen zu überführen, zusammen: Bunsenbrenner, gekrümmtes Reagenzglas, Stativ, ein großes Becken mit Wasser, eine Schale mit

Kupfersulfatlösung. Zudem Handschuhe, Schutzbrille, alte Kleider und eine Mütze. In voller Montur wollte ich beginnen, den Phosphor im Reagenzglas zu erhitzen, doch ich hatte die Zündhölzchen, um den

Bunsenbrenner zu entzünden, im Haus vergessen. Also Handschuhe, Schutzbrille und Mütze ausziehen und Beginn von vorne!

In der Hitze der Gasflamme beobachtete ich nun endlich, wie der rote Phosphor langsam unter Rauchentwicklung zu schmelzen begann, dann durchglühte er wie von einem Lauffeuer erfasst von oben nach unten,

um sogleich wieder zu erlöschen. Ich hatte Herzklopfen. Während ich weiter erhitzte, schlug sich allmählich ein gelblicher Belag am vorderen, nicht erhitzten Schenkel des Reagenzglases nieder; es sammelte sich dort

eine flüssige, durchscheinende Masse! Ich verspürte ein Gefühl der Freude und des Triumphes in mir und merkte erst nach dem Abdrehen des Bunsenbrenners, dass ich die ganze Zeit unter einer ungeheuren

Anspannung und Angst gestanden hatte, es könnte jederzeit etwas Verheerendes geschehen. Sorgfältig löste ich die erstarrte gelbe Masse aus dem Reagenzglas und verschloss meinen Schatz in einem mit Wasser

gefüllten Glasgefäß. Ich konnte die Nacht kaum erwarten, um das berühmte Phosphorleuchten meiner gewonnenen Substanz zu sehen. Doch das kleine abgetrennte Stückchen auf dem Fließpapier enttäuschte mich

sehr mit seinem unscheinbaren und kaum wahrnehmbaren Leuchten. Nach einem Weilchen begann es dann allerdings zu rauchen, um sich unerwartet von selbst mit heller Flamme zu entzünden und gleich wieder zu

verlöschen. Dann gewöhnten sich meine Augen wieder an die Nacht und ich entdeckte plötzlich ein schwaches, gespenstiges Leuchten im Garten. Mein zurückgelassenes Reagenzglas leuchtete in einem grünlichen

Glanz still vor sich hin. Voller Begeisterung rief ich die ganze Familie zusammen, um stolz mein Zauberwerk vorzustellen. Wärmte ich das Glas in meinen Händen, wurde das kalte Leuchten intensiver und schien die

ganze Umgebung durchsichtig zu machen. Dankbar erntete ich die Bewunderung und das Staunen meines Publikums.

 

Verreiben von Kalium carbonicum 02/2007

Ein paar Tage später saßen wir in unserer Arbeitsgruppe zusammen, um die Verreibeprüfung durchzuführen. Beim Verteilen des Phosphors befiel mich wieder das nämliche Gefühl von Angst, etwas könnte geschehen

oder eben nicht geschehen. Der Phosphor zeigte sich nun noch von einer anderen Seite: Aus den Schalen stiegen kleine Nebelschwaden und der Raum wurde in kurzer Zeit von einem penetranten Geruch von Knoblauch

erfüllt. Sämtliche Fenster mussten geöffnet werden. Eine große Unruhe entstand, und als ein Teilnehmer gar entdeckte, dass seine Schale in der kleinen dunklen Besenkammer wie ein Sternenhimmel leuchtete, wandelte

sich die Unruhe in Begeisterung und gar Wetteifern um. Alle waren nun bestrebt, ihrem Phosphor durch Reiben das schönste Leuchten und die bedeutungsvollsten Dunstschwaden zu entlocken. Allmählich aber erloschen

diese Erscheinungen; es wurde still im Raum. Ich rieb nun mit äußerste Sorgfalt und Behutsamkeit weiter mit dem Gefühl, das Wertvollste von Phosphor und zugleich meiner selbst liege unscheinbar und verborgen in

dieser meiner Schale. Manchmal meinte ich es nochmals kurz aufleuchten zu sehen, wenn ich versunken in die Leere blickte. Schaute ich aber bewusst hin, um es zu finden, war alles erloschen und gewöhnlich.

Abends, nach getaner Arbeit der Protokollierung der Verreibungssymptome, saßen wir dann noch lange zusammen, sangen bis spät in die Nacht Lieder über die Liebe, das Leben und wieder über die Liebe. Erst in den

frühen Morgenstunden mochten wir die intensiv erlebte Verbundenheit und Geselligkeit verlassen und der Müdigkeit nachgeben.

 

Drei unübersehbare Urlichter mischen sich jeweils unangemeldet unter unsere Gruppe, wenn sich diese zweimal jährlich an irgendeinem beeindruckenden Ort der „näheren Umgebung“ seminaristisch trifft.

Unangemeldet, weil Sokrates, Hüter des Nichtwissens, Plato als Schauer des Ewigen in Lehrerschaft mit Aristoteles, dem Vertreter irdischer Stoffeswelt, bereits und immer an Orten verweilen, wo gefragt, geforscht,

gedacht wird.

Dieses Gestirn der Unübersehbaren, die, versehen mit dem Ausdehnungskoeffizienten der Unendlichkeit, leicht zu Unüberschaubaren werden, weist hin auf das erkenntistheoretische Axiom unserer Arbeit in der

homöopathischen Arzneimittelforschung.

Auf seinem Grund ankert eine phänomenologische, sokratische Betrachtungsweise der Substanz in ihrer Erscheinungs- und Wirkungsform, ausgehend von einem vorurteilslosen Betrachter auf der einen Seite, hingerichtet

auf ein unmittelbar Gegebenes vor jeglicher Erfahrung auf der anderen Seite. Der anschauenden Urteilskraft soll das Geheimnis des Dinges sich aussprechen, anlehnend an Goethes Mahnung: „Man suche nur nichts

hinter den Phänomenen, sie selbst sind die Lehre!“

Dieser Grundeinstellung offenbart sich die Substanz in ihrer paracelsischen Struktur als ein Oberes, Mittleres und Unteres oder, Theophrastisch ausgedrückt: als Sulfur, Mercur und Sal. Dieser Grundeinstellung offenbart

sich auch der Mensch in seiner Dreieinigkeit, wenn er sich der Substanz in der Prüfung hingibt. Es entsteht in der gegenseitigen Bebilderung beider Triaden Ausdruck und Aussprache.

In dieser nach Oben erweiterten Wahrnehmungs- und Denk-Atmosphäre wird ein Seminarleiter der Phosphorverreibung zum Alchemisten, die Seminarteilnehmer zu Suchern nach dem Stein der Weisen, die

Selbstentzündlichkeit des Phosphors zur zündenden, wesenhaften Idee, die grüne Lumineszenz zum Rätsel.

Im Kreuzfeuer von Plato, Aristoteles und Sokrates, im Abfragen nach Sal, Sulfur und Merkurprinzip verwandelt sich rauchender Phosphor zum Wegbereiter der Geisteskräfte ins Materielle. In teils disziplinierten,

phänomenologischen Betrachtungen, vermischt mit ersten keimenden, imaginativen Bewusstseinsanstrengungen mutiert der Phosphorstoff zum Denkanreger, zum Lichtbringer, Verschmelzer oder Grenzenmissachter.

Oder er bleibt ganz bescheiden im Leibe sitzen als Peiniger des linken Schulterblattes, ausstrahlend zum Ellbogen, irdische Schwere mimend, oder sich als Substanz hinverjüngend zum urphänomenalen Bild der Schöpfung

und seiner Verwirklicher, als geistige Umstülpung seiner Festigkeit.

Unbescheiden ist nur unser Bemühen: sich zu lösen von den Fesseln angeborener Denkeinschränkung und anerzogener Doppelblindheit, um sich dem goetheanistischen Schauen übend zu verbinden im Urlicht der drei

Unübersehbaren.

Jürg Hodel

 

[Dr. M.M. Hadulla und T.A. Pfeil]

Phosphor: in der Ambivalenz von Licht und Schatten

Etymologie

Der Name, die Bezeichnung, das Wort, gibt Auskunft über das Wesen des Namensträgers, den eigentlichen Archetypus.

Phosphor wörtlich übersetzt aus dem Altgriechischen heißt: Phos-pherrein = „Licht tragen“ – Lichtträger und in der latinisierten Form Lux ferrein (Luzifer), ebenfalls „Licht tragen“ – Lichtträger.

Streichhölzer enth. roten Phosphor Ein Anfänger in der Homöopathie will gerne persönlich ein solcher Lichtträger sein oder zumindest viele Phosphorzüge bei sich entdecken, besonders dann, wenn sie so schön

beschrieben werden wie indem folgenden

Zitat von W. Gawlik:

„Phosphor-Persönlichkeiten strahlen Liebenswürdigkeit und Liebe aus, suchen aber auch nach Liebe. Sie sind aufregend, haben ein anziehendes Wesen und fesseln ihre Umgebung. Man verfällt ihnen unter Umständen

mit „Haut und Haaren". Sie sind sehr intelligent, sprühend, äußerst wach, sportlich.

Abends sind sie in der leicht abgedunkelten Bar zu finden, wo sie ihre langen blonden Haare im Takt der Musik wiegen und mittels eines oft sehr schönen Körpers Männer bzw. Frauen „angeln". Phosphor-Menschen

in jungen Jahren scheinen manchmal „Angelhaken des Teufels" zu sein ...

Phosphor-Persönlichkeiten sind äußerst sensibel und einfühlsam, können sich genau auf ihr Gegenüber einstellen und ... sie verhalten sich rücksichtsvoll, überaus großzügig und sehr hilfsbereit... extrovertiert und haben

aufgrund ihrer Unterhaltsamkeit, Fröhlichkeit und Hilfsbereitschaft sehr viele Freunde. Kritik äußern sie kaum. Kleine Schwächen sind für den Außenstehenden eher amüsant und werden durch die beständig gute

Laune von Phosphorus akzeptiert...

Die natürliche Offenheit bereitet großes Vergnügen, und die ausgestrahlte Wärme wird an andere weitergegeben. Herzlichkeit, Sensibilität und das Talent, auch andere aufgrund ihrer so guten „Gottesgaben" zu loben,

bringen den Phosphor-Menschen Dankbarkeit und Freude ein".

Phosphor hat sicher die hier so schön beschriebenen Charakterzüge. Eine Phosphor-Persönlichkeit kann aber auch das Gegenteil darstellen, furchtbar niedergeschlagen, depressiv, verhärmt und gleichsam ausgebrannt sein.

Auch hier wollen wir dem bekannten Homöopathen W. Gawlik folgen:

„Diese Trostlosigkeit, die sich bis zu einer Abscheu vor dem Leben steigern kann, führt zu tiefster Verzweiflung, die durch unaufhörliches Weinen und tiefe Depressionen geprägt ist. In diesen Phasen besteht auch

Suizidgefahr... Zeigt sich die Schattenseite des Lebens nicht in jungen Jahren durch Enttäuschungen, erfährt Phosphorus sie sicher im Alter, wenn er der Jugend weichen muß."

Diese Ambivalenz zwischen Licht und Schatten tritt somit schon durch die Namensgebung in Erscheinung.

Chemie, Vorkommen und Anwendung von Phosphor

Phosphor gehört neben Stickstoff, Arsen, Antimon und Wismut zur Gruppe 5 des Periodensystems der Elemente. Chemisches Zeichen: P. Atomgewicht 30,98. Drei- und fünfwertig.

Phosphor in der Ambivalenz von Licht und Schatten in der kompensierten (+) und dekompensierten (-) Form, z.T. in ihren gegenseitigen Entsprechungen.

Der Phosphor kommt in der Natur nicht in reiner Form, sondern als phosphorsaure Salze vor, meistens als Kalziumsalz, dem Hauptbestandteil der Mineralien: Apatit, Osteolith, Phosphorit. Auch die Knochen enthalten

große Mengen von Kalziumphosphat.

Organisch gebunden findet sich der Phosphor im Eigelb und in der Hirn- und Nervensubstanz als Lezithin.

Neben dem weißen Phosphor gibt es auch eine rote Modifikation dieses Elementes. Der rote kann aus dem weißen Phosphor hergestellt werden, indem man letzteren unter Luftabschluss oder in einem indifferenten Gas,

wie Kohlendioxyd, auf etwa 250° erhitzt. Der rote hat eine mikrokristalline Struktur, ist ungiftig, geruchlos, schwer entzündlich und in Schwefelkohlenstoff unlöslich. Er leuchtet nicht im Dunkeln.

Früher fand der gelbe Phosphor zur Herstellung von Zündhölzern Verwendung. Wegen seiner Giftigkeit wurde dies durch das Reichsgesetz im Jahre 1908 verboten. Auch bei den chemischen Kampfstoffen (Phosphor

ist einer der besten Nebelbildner) fand er Anwendung sowie leider auch als Brandbomben, insbesondere bei der Anwendung durch die Engländer gegen Deutschlands Städte im 2. Weltkrieg.

Arzneimittelbild

Die oben genannte Herleitung aus der Etymologie zeigt schon die tiefe Doppelbödigkeit dieses großen Mittels: Auf der einen Seite das helle, wirklich reine Licht. Auf der anderen Seite das unreine, teuflische, gefährliche

Licht, eben das Licht Luzifers.

Der berühmte amerikanische Homöopath und C.G. Jung-Schüler E.C. Whitmont hat in diesem Zusammenhang den Geisteszustand von Phosphor mit einem inneren „Zwielicht" verglichen:

„Ein Wechsel zwischen hellem Bewusstsein und Strahlen (Licht) in Gesellschaft und zwischen Gedrücktheit und Erschöpfungen (Dunkel) bei Alleinsein."

Auch in unserer grafischen Darstellung von Phosphor (Abb.1) haben wir versucht, dieses Wesen herauszuarbeiten: „Im Zentrums-Kern der Phosphorpersönlichkeit stehen Leben und Helligkeit auf der einen Seite und

auf der anderen Seite Asche und Dunkelheit, damit verbunden im Positiven „Verlangen nach Gesellschaft und Liebe" und im Negativen „Abhängigkeit von Gesellschaft und Liebe.”

Im oberen Teil von Abb. 1 sind dann die für Phosphor charakteristischen (positiven)-kompensierten Eigenschaften angeführt wie:

Vitalität – Heiterkeit (1)

Lebensfreude – Überschwänglichkeit (2)

Offenheit – Hilfsbereitschaft

Empfindsamkeit (3) – Sensibilität (3)

Verstand – Klugheit (1)

Dabei sind die Wertigkeiten aus dem Repertorium -falls vorhanden- in Klammern gesetzt.

Im Sinne der allem Lebendigen innewohnenden Ambivalenz finden sich auch die passenden (negativen)-dekompensierten Entsprechungen:

Vitalität, Ausgelassenheit (1) – Erschöpfung (3)

Lebensfreude, Überschwänglichkeit (2) – Angst, Furcht (2)

Offenheit, Hilfsbereitschaft – Egozentrik, Eigenliebe

Empfindsamkeit, Sensibilität – Überempfindlichkeit (3)

Verstand, Klugheit – geistige Erschöpfung (3)

Wenn Sie diese Abbildung länger betrachten, erkennen Sie noch mehr: Es ist ein Kreis, ein ursprünglich Ungesondertes, eine Einheit. Sie erinnert uns daran, dass auch Luzifer zunächst ein Engel Gottes war und sogar als

einer der mächtigsten Erzengel an seiner Seite stand. Vor seinem Fall befand sich Luzifer noch in der Einheit mit Gott, und eine Aufspaltung zwischen Gut und Böse, zwischen Hell und Dunkel, war noch nicht eingetreten.

 

Kompensierte Ausgestaltung von Phosphor

Was zeigt uns Phosphor nun weiter an Geistes-, Gemüts- und was an körperlichen Symptomen?

Das Äußere der meisten Phosphor-Patienten erscheint uns als „fein“. Sie haben klare, offene Gesichtszüge, sind meist von schlanker Gestalt (nicht zwingend), die Haare glänzen häufig weich und seidig, und die Bewegungen

sind unverkrampft locker, zum Teil sogar von eleganter Art. Insgesamt geht von ihnen eine sympathische Ausstrahlung aus; wenn man sie ansieht, erröten sie leicht.

Dazu das Symptom Nr.60 aus S. Hahnemanns Arzneiprüfung.

“Wenn sie einen Gedanken recht lebhaft auffaßt, überfällt sie eine Hitze, als wäre sie mit heißem Wasser übergössen.”

Am auffälligsten sind die Augen. Große Augen mit langen Wimpern, wie man sie bei kleineren Kindern manchmal findet und die zur sofortigen Sympathie zwingen. Darüber hinaus sind diese Kinder munter, anmutig,

mit einem natürlichen Charme und Flair ausgestattet, der bei günstigen Lebensumständen selbst im Alter nicht verfliegt.

Aus S. Hahnemanns AMP das Symptom 75 :

“Heiterkeit, Freiheit des Geistes, wohlgemuthet, mit angenehmer Wärme im ganzen Körper, besonders an den Händen, die ganz roth sind von Blut-Andrang; es ist ihm Alles heller.”

Dieses schöne Äußere spiegelt ein angenehmes Inneres wider.

Doch nicht nur das Äußere dieser Patienten ist angenehm, die Phosphor-Menschen sind feinfühlig für die Empfindung anderer Menschen, sie sind gerne bereit, mit ihrem Gegenüber in lebhaften Kontakt zu treten, mit dem

anderen in Freud und Leid mitzuschwingen; sie freuen sich mit dem, der sich freut, und leiden mit dem, der leidet.

Dabei ist der Phosphor-Mensch ein guter, wenn auch sprunghafter Unterhalter, ausgestattet mit guter Laune und Optimismus; wenn auch nicht mit den pointiertesten Witzen, so besticht er besonders durch sein humorvolles

Wesen.

Humorvoll heißt in diesem Zusammenhang, dass man nicht nur über die anderen – das könnte ja Häme sein –, sondern auch über sich lachen kann.

Wo z. B. der Calc. oder insbesondere der Nat-m.-Patient sich schon verletzt fühlt und gekränkt ist, empfindet sich der Phosphoriker auch noch im schärferen Witz beachtet, wertgeschätzt und lacht mit.

Dabei ist Phosphor keineswegs leicht und oberflächlich , sondern tröstet gerne andere, findet dabei die richtige Tonlage und Stimmungen mit Worten und Gesten.

Er fasst sein Gegenüber gerne in der direkten Rede an, und sein Gegenüber lässt sich häufig auch gerne anfassen. So überrascht es dann auch nicht, wenn wir in der Materia medica finden: Fühlt sich besser, wenn er

„gerieben, berührt, angefasst und massiert" wird.

S. Hahnemann schreibt gleich zu Beginn seiner Ausführungen zu Phosphor:

“Phosphor, auf diese Weise gehörig potenziert, ist eine der unentbehrlichsten homöopathischen und vorzüglich antipsorischen Arzneien. Doch wird sie in Fällen chronischer (unvenerischer) Krankheiten, wo sich Mangel

an Geschlechts-Trieben und Schwäche der Zeugungs-Theile kenntlich macht, oder die weibliche Periode allzu spät zurückkehrt, selten angemessen gefunden werden und ebenso wenig überhaupt bei allzu grosser Schwäche

und Armuth an Lebens-Kräften. Sollte sie in letzterm Falle doch übrigens homöopathisch passen, so muss bei ihrer Anwendung, um die Kräfte möglichst aufrecht zu erhalten, die Einflößung der Lebenskraft von einem

Gesunden (Mesmerism) mit zu Hülfe genommen werden, indem von Zeit zu Zeit eine gutmeinende, kräftige, gesunde Person mit ihren Händen die Hände des schwachen Kranken, mit auf ihn gerichtetem, mitleidigem und

möglichst wohlwollendem Gemüthe, ein Paar Minuten lang hält, oder sie auf den geschwächtesten, leidendsten Theil seines Körpers auflegt unter Entfernung alles, die Aufmerksamkeit des Kräfte-Mit-theilers und des

Kranken störenden Geräusches umher oder des Zudrängens And’rer."

Dieses Zitat belegt, dass Hahnemann auch andere Heilmethoden neben seiner Homöopathie anwandte bzw. wertschätzte. Ganz im Gegensatz zu vielen seiner modernen Nachfolger, die sich häufig päpstlicher als der Papst geben.

In gewisser Verbindung zu diesem Wunsch, magnetisiert zu werden, stehen bei Phosphor auch die übersinnlich-telepathischen Fähigkeiten, die häufig bemerkenswert gut ausgeprägt sind.

Dekompensierte Ausgestaltung von Phosphor

Es überrascht nicht, dass Phosphor-Menschen unbedingt geliebt werden wollen, es ist für sie das eigentliche innere Bedürfnis, und sie wissen meistens sehr genau, wie sie die Sympathie und Liebe ihrer Umgebung erlangen können (siehe hierzu Abb. 1; „Verlangen nach Gesellschaft und Liebe"). Weil sie in diesem Bestreben erfolgreich sind, können sie ihrem Partner bzw. ihren Mitmenschen auch viel geben. Scheitern aber diese Liebes- und Harmoniebedürfnisse trotz aufrichtiger Bemühung, dann werden sie verzagt, unglücklich und verlieren ihre innere Stabilität, sie verlieren im körperlichen und geistig-psychischen Bereich ihr Gleichgewicht (siehe auch hierzu Abb. 1; „Abhängigkeit von Gesellschaft und Liebe").

Als Folgen zeigen sich Überempfindlichkeit, Verletzbarkeit, Misstrauen, des weiteren treten zahlreiche Ängste auf, die sich bis zur schweren Depression, ja bis zum Suizid steigern können (siehe hierzu Abb. 1; „Angst, Furcht").

Auch im körperlichen Bereich zeigen sich dann negative Eigenschaften: Einmal fällt auf, dass die Phosphor-Patienten bei zunehmender Belastung oder auch nur bei größeren Anforderungen auf einmal unruhig, zunehmend hektisch, fahrig werden können. Parallel zu geistigen Erschöpfungen brechen sie auch körperlich zusammen. Ein Hinweis auf diese verminderte körperliche Belastbarkeit der Phosphor-Patienten, auch schon der Kinder, ist, dass sie ihren „Mittagsschlaf" einfach brauchen, um Energie aufzutanken. Der impulsive Phosphor-Patient wird bei Überlastung – weil er nichts versäumen oder allen zu gefallen und gefällig zu sein will – fahrig, nervös und hektisch.

Parallel zu diesem Hektisch-Fahrigen, Nervösen, oder nennen wir es auch mit einem gewissen äußeren Zwang „Paroxystischen", zeigt sich eine auffallende Empfindlichkeit gegenüber lauten Geräuschen, strengen Gerüchen und hellem Licht. Umgangssprachlich könnte man sagen: alles geht unter die Haut, alles geht auf die „Nerven".

Dazu passt das Symptom 35 der Hahnemann’schen AMP:

“Überempfindlichkeit aller Sinne, besonders des Gehörs und Geruchs.”

J.H. Clarke:

„Es ruft einen reizbaren Zustand hervor, Erhöhung der geistigen Fähigkeiten und einen Zustand, der Überanstrengung folgt. Der Verstand ist wie alle einzelnen Sinne zu erregbar und zu leicht zu beeindrucken. Wird leicht

zornig und wird heftig; gerät vor Zorn außer sich und leidet in der Folge körperlich. Zu anderen Zeiten ängstlich und ruhelos, besonders in der Dunkelheit und bei Dämmerung (die Ruhelosigkeit von Phos. ist universell; der Patient  kann keinen Augenblick stillsitzen oder -stehen; sie gehört zu dem Zustand der Reizbarkeit und danach folgt Apathie, wenn der Zustand nicht unterbunden wird). Bildet sich ein, Gesichter zu sehen, die ihn aus den Ecken des

Zimmers angrinsen. Solche Zustände findet man in Fällen, die durch Säfteverlust hervorgerufen werden; durch Überanstrengung des Verstandes; durch sexuelle Exzesse und Masturbation, und sie nehmen die Form progressiver Paralyse an, mit Größenwahn; und bei Apoplexie und deren Folgeerscheinungen“.

Neben dieser beschriebenen Excitabilität, Impressionabilität und Hyperästhesie findet sich eine Reihe weiterer negativer Eigenschaften.

So führten wir an anderer Stelle hierzu aus:

„Er möchte Einfluss nehmen auf die Art und Weise, wie man sie/ ihn glücklich machen soll, und hat die Tendenz, andere Menschen zu beherrschen: zwar verbunden mit Zuneigung, Liebenswürdigkeit, Charme, Koketterie,

aber auch mit großer „Power", Unbeirrbarkeit und Zielstrebigkeit. In diesem Dominanzverhalten ist Phosphor sehr dem homöopathischen Lyc.-ähnlich, wobei jedoch u. a. Herrschsucht, Hochmut, Schroffheit,

Reizbarkeit und die extreme Kränkbarkeit von Lycopodium fehlen. Auch bei den attraktiven, strahlenden Platin-Menschen ist eine solche Herrschsucht zu beobachten; sie sind aber kalt, hochmütig und abweisend,

ihnen fehlt die Herzlichkeit und Wärme der Phosphor-Menschen. Weiterhin finden wir bei Phosphor-Menschen eine fast kindlich anmutende Eitelkeit, gepaart mit einem primär nicht bösartigen Egoismus."

Ebenfalls bekannt ist, dass Phosphor-Patienten vielfältige Ängste aufweisen, die durch Alleinsein verstärkt werden. In der AMP Hahnemanns (7) entsprechen dem die Symptome 15 bis 30:

„Traurig, bang, kleinmüthig. Angst, Bangigkeit, als sey ihr leid um Etwas, öfter wiederkehrend. Aengstlichkeit und Hitze im Kopfe, mit heissen, rothen Händen, öfters wiederkehrend und im Stehen scheinbar erleichtert.

Aengstliche Beklommenheit. Angst zuweilen, Abends, wie zum Sterben. Bangigkeit, wie Ahnung von Unglück. Viel Beängstigungen, Abends. Aengstlich besorgt, wegen unglücklichen Ausgangs ihrer Krankheit.

Angst und innere Unruhe, ohne erdenklichen Grund. Aengstlichkeit und Unruhe, mit viel Stirn-Schweiss und Hitze im Kopfe. Unruhe im Kopfe, Vormittags. Unruhe. Unruhig bei Gewittern. große Unruhe. Furchtsamkeit

und Grauen, Abends. Grausige Furchtsamkeit, Abends spät, als sähe aus jedem Winkel ein grässliches Gesicht hervor. große Aengstlichkeit und Reizbarkeit beim Alleinseyn. Aengstlichkeit-Anfälle, wie unter der linken

Brust, was sie so peinigt, dass sie am ganzen Körper zittert, dabei zuweilen bittres Aufstossen und Herzklopfen. Lebens-Überdruss."

Diese Ängste können dann bis in die Nacht, ja bis in die Träume hinein gehen, so findet sich hier schlechter Schlaf (s. S. Hahnemann, der ca. 60 Traum- und Schlafsymptome aufführt). Im einzelnen können die Träume

wie folgt geprägt sein:

„Erdrückt zu werden, vernichtet zu werden, aus dem Leben entführt zu werden, mit Todesangst, mit einer namenlosen Angst und undefinierbarem Grauen."

S. Hahnemann ergänzt hierzu im Symptom 1805 Folgendes:

„Träume von Räubern. Aergerliche Träume.”

Hier sind wir bereits tief im Schatten dieses Mittels angelangt, sozusagen im Totenreich: im Reich Luzifers.

An dieser Stelle schließen wir unsere Arbeit und übergeben die Fackel an den Leser, damit er bei sich selbst schauen, erfahren und ausloten kann welche Phosphoranteile er selbst bei sich findet, denn nur was wir an uns

selbst (er)-kennen und erfahren sehen wir auch an unseren Patienten.

Wir zeigten, dass Phosphor nicht nur der „Strahlemann“ sein kann -die homöopathischen Arzneien wäre nicht von dieser Welt wenn sie nur eine Seite verkörpern würden- alles ist polar angelegt, auch die Homöopathie.

Gut dokumentierte Phosphorus-Kasuistiken findet man in der aktuellen Literatur.

 

 

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