Piper methysticum Anhang
[R.F. Uminsky]
Der KAVA-Strauch (Piper
Methysticum), die jahrtausendalte Heilpflanze der Südseeinsulaner, hat
traditionell eine Vielzahl von Anwendungen.
Die Kava-Pflanze wurde erstmals
von G. Forster beschrieben, der als Botaniker James Cook auf dessen zweiter
wissenschaftlicher Erdumseglung 1772-1775 begleitete. Eine ausführliche
wissenschaftliche Beschreibung zur Wirkung gibt L. Lewin 1886 in seiner
Monographie über Piper methysticum: "Eine kleine Menge erfrischt den
Körper, macht einen klaren Kopf und schärft die Geisteskräfte, ... es tritt
eine glückliche Sorglosigkeit, Behaglichkeit und Zufriedenheit ein". Kava
wurde in volkstümlichen Zeremonien getrunken und auch dem Fremden als
Willkommensgruß gereicht. Diese Tradition ist bis heute erhalten geblieben, so
wurde der Papst auf Fidschi ebenso mit Kava begrüßt wie Hillary Clinton auf
Hawaii.
Der Unterschied in der Anwendung von KAVA-Wurzeln und KAVA-Kräutern (Blätter und Stämme) ist in der Zusammensetzung der wirksamen Stoffe begründet und spiegelt sich auch in der traditionellen Anwendung der Südseeinsulaner wider, Sie verwendeten die Kräuter z.B. zur Linderung von Menseskrämpfen,während aus den Wurzeln das bereits erwähnte, stark euphorisierende Getränk produziert wurde. Auf Vanuatu wird dieses Getränk heute
noch in eigenen Kava-Bars frisch
zubereitet und serviert.
Aus KAVA-Wurzeln gewonnene Kava-Pyrone verstärken die innere Ruhe, gleichzeitig aber steigern sie die Aufmerksamkeit und die Stimmungslage.
Ohne Nebenwirkungen erfüllen sie
gerade bei psychosomatischen Störungen, Angst und Spannungszuständen ihren
natürlichen Dienst.
KAVA-Wurzel-Produkte sind durch
das Kavain, dem wichtigsten Wirkstoff der Wurzel, generell nicht zur Linderung
spezifischer Probleme ausgerichtet, sondern bringen allgemein einen euphorisierenden
und den Geist entspannenden Effekt. Besonders erwähnenswert ist die Tatsache,
daß dennoch keine narkotische oder halluzinogene Wirkung entsteht, genauso wie
es bei dieser Heilpflanze keine nennenswerte Nebenwirkungen und schon gar keine
Entzugserscheinungen gibt.
R.M. Smith zeigte in einer Analyse
der Kavalactone Chemotypen der Kava Wurzeln, Stämme und Blätter, daß
Kava-Kräutereinen höheren Anteil an DHK (Dihydrokavain) und DHM
(Dihydromethysticin),Kava-Wurzeln einen höheren Anteil an Kavain enthalten,wie
die Tabelle zeigt. (Smith,
R.M.,1983, Kava Lactonesin Piper methysticum from Fiji.Phytochemistry
22:1055-1056).
KAVA-Kräuter sind einzigartige und
wirkungsvolle Produkte,die sich in hohem Ausmaß von Produkten aus der Wurzel
unterscheiden.
Im Gegensatz zum Kavain der
Wurzeln sind DHK (Dihydrokavain) und DHM (Dihydromethysticin) der KAVA-Blätter
und -Stämme die wirkungsvollsten Kavalactone für allgemeine Entspannung und
muskelrelaxierende Wirkung. Ist eine Linderung bei Menstruationskrämpfen, eine
generelle Entspannung, Stresslinderung oder eine Unterstützung für gesunden,
tiefen Schlaf gefragt, dann ist einem stark DHK- und DHM-haltigen
KAVA-Kräuter-Produkt der Vorzug zu geben.
DHK und DHM, die in höheren
Anteilen in den Kava-Kräutern vorkommen, sind sehr effektive muskelrelaxierende
Wirkstoffe; sie wirken primär direkt auf die Muskeln ein.
Meyer und Kretzschmar
beobachteten, daß die Länge und Intensität der Muskelentspannung, durch DHK und
DHM hervorgerufen, den Vergleich mit den besten synthetischen Arzneien
hervorragend besteht. (Meyer, H. 1. und R. Kretzschmar 1966, Kawa-Pyrone: Eine
neuartige Substanzgruppe zentraler Muskelrelaxanten vom Typ der Mephenesins.
Klinische Wochenschrift 4:902-903.)
1962 zeigte Meyer die sedative
Wirkung von DHM und DHK an Mäusen. Er entdeckte auch, daß DHM das
wirkungsvollste Sedativ unter den Kavalactonen ist (Meyer, H.1.,1962,
Pharmakologie der Wirksamen Prinzipien des Kava-Rhizoms; Piper methysticum
Forst.f; Archives Internationales de Pharmacodynamie 138:505-536). Hänsel
berichtete 1968, wobei er sich auf Meyer (1965) bezieht, daß DHM auch direkt
auf die glatte Muskulatur einwirkt (Hänsel, R.,1968,Characterization and
Physiological Activity of some Kawa Constituents. Pacific Science 22: 293-313).
Das erklärt die traditionelle Anwendung der Südseeinsulaner von Kava-Kräutern
bei Menstruationsbeschwerden, da der Uterus aus glatter Muskulatur besteht.
Prof. Dr.J. Hölzl, Marburg,
untersuchte unter anderem den Einfluß von Kava auf das Schlafprofil. Um die
Wirkung von Kava auf das Schlafmuster zu testen, wurden folgende Verfahren
eingesetzt:
EEG
EMG ( Elektromyogramm zur zervikalen und submentalen Muskulatur)
EOG ( Elektrookulogramm)
Nach Verabreichung von Kava erhöht
sich die Schlafspindeldichte im EEG um 20-30%. Außerdem nahmen die
Tiefschlafstadien 3 und 4 (Slow Wave Sleep) signifikant auf über 90 Minuten zu,
im Vergleich von 60 Minuten bei der Placebo-Medikation. Kava verbesserte den
Schlaf durch verlängerten Tiefschlaf, ohne die REM-Schlaf-Stadien zu
beeinflussen.
Zusammenfassend kann man sagen,
daß Wurzelpräparate vor allem eine Hemmung des limbischen Systems bewirken -
die emotionale Erregbarkeit wird gedämpft, es tritt eine glückliche
Zufriedenheit ein. Wurzelpräparate haben eine mehr euphorisierende Wirkung. Das
erklärt, daß die Südseeinsulanerfür ihre volkstümlichen Zeremonien ein Getränk
aus den Wurzeln bereiten und nicht aus den Kräutern.
Präparate aus Kava-Kräuter haben
eine allgemein entspannende Wirkung. Sie werden auch überall dort eingesetzt,
wo man aus Sicherheitsgründen ein milderes Mittel verwenden will. Kava-Kräuter
zeigen ihre Wirkung am besten dort, wo Entspannung und Beruhigung bewirkt
werden soll, z.B. bei Streß, Rückenbeschwerden, Menstruations- und
Schlafstörungen. Im Gegensatz zu den Wurzeln sind Kava-Kräuter ein
umweltfreundliches Produkt, da die Pflanze kontinuierlich wachsen kann und bei
der Ernte nicht zerstört wird.