Theorie Anhang Prof. Dr. med. Walter Köster

 

Walter Köster: Die Logik der Ganzheit

– Wie die Quantenlogik die Medizin verändert

ISBN-10: 84-611-3737-X, ISBN-13: 978-84-611-3737-4

Obwohl die Quantenlogik in mathematischer Form bereits ein knappes Jahrhundert existiert, sind deren unglaubliche Folgen noch nicht ins Bewusstsein gedrungen.

Zu fremd erschien anfangs sogar die ihr folgende Quantentheorie der Physiker.

• Das Buch „Die Logik der Ganzheit – Wie Quantenlogik die Medizin verändert“ macht daher erst einmal mit den altbekannten Anfängen des Aristoteles vertraut.

Alles ist geordnet, jedes Ding hat seinen Platz.

• Über medizinische und nicht physikalische Beispiele führt es dann zu der offenkundigen Zerstörung dieses scheinbar unzerstörbaren Weltbildes.

• In diesem bis dahin von Aristoteles gezielt ausgeschlossenen Chaos erscheint unerwartet eine neu stabile Einheit: Der Kontext, der Zusammenhang.

• Schritt für Schritt und damit wie fließend entwickelt sich eine andere Logik, die Quantenlogik. Was galt, löst sich auf, Neues wird vertraut, die Welt erlebt eine sanfte

und doch ungeheuer grundlegende Revolution.

Die Konsequenzen sind enorm, Generationen werden daran arbeiten müssen, das neue Weltbild umzusetzen. Für die Medizin erweist sich die neue Logik als primär.

Die alte Logik fordert ultimative Trennung und damit letztlich Totes. Lebendige Systeme müssen zusammenhängen, zerteilt sind sie tot. Leben definieren und Heilen als

das Zusammensetzen in den Zustand von Ganzheit ist mehr als die Summe von Zertrenntem. Das kann logischerweise daher nur die der Klassischen gegenüberliegende

Logik, die Quantenlogik.

 

BEISPIEL

Will ein Arzt psychische oder andere zusammenhängende, also nicht auf ein lokales Geschehen begrenzte, funktionale Beschwerden eines Patienten strikt logisch formulieren, fehlen ihm oft die Worte. Die Begriffe der Medizin wollen hier nicht so recht passen.

Das zeigt sich deutlich, wenn Patienten ihre körperlichen Empfindungen wie Gefühle und damit ineinander verwoben darstellen.

Wie soll der Arzt solche

• vernetzt berichteten Ganzheiten

• in logisch strikt getrennten Einzelschritten beschreiben und definieren?

Dieses Phänomen beschränkt sich nicht etwa auf das Feld der Psyche. Lokal unbestimmte Beschwerden jeder körperlichen Art gehören hierzu. Man stelle sich beispielsweise vor, ein Patient berichte über einen immer wiederkehrenden, diffusen Druck wie eine wabernde Masse mehr im Mittelbauch, der auch, aber nicht sicher und nur hin und

wieder ohne einen genauen Zeitpunkt nach oben links zieht, dort reißt und auch sticht wie ein Messer, vielleicht aber doch eher bohrt und dann irgendwie und irgendwann undefiniert versandend im Unterbauch landet. Dieser Druck mag dann vielleicht noch irgendwie mit dem Wetter zusammenhängen. Und sämtliche lokale Untersuchungen

der Medizin erklären diesen Patienten für beispielhaft gesund.

In solchen Situationen schickt der Arzt den Patienten in der Regel unbehandelt nach Hause. Diese Beschwerde fällt durch das Raster der Klassischen Medizin. Doch weiß fast jeder Patient über solch lokal unklare Beschwerden zu berichten, die dann, wenn sie kein Korrelat in der medizinischen Untersuchung zeigen, als funktional bezeichnet werden und wie herrenlos im Bauch, bzw. in der Medizin umherirren - und mit ihnen die Patienten. Die lokalfixierte Klassische Logik der Medizin kann ihnen jedenfalls kein Zuhause geben.

• Was hat den Feind zu einem Feind gemacht?

• War er zuvor etwa ein Freund?

• Wenn ja: Wie ist aus Freundschaft Feindschaft geworden?

• Womit hängt das zusammen?

• Ist der Feind wirklich nur Feind?

• Was in ihm und an ihm spricht für Feindschaft, was für Freundschaft?

• Ist er irgendwie beides?

• Also ein aristotelisches Drittes?

Diese Fragen bewegen uns Menschen. Zusammenhänge sind das eigentlich Interessante.

 

DEFINITION

Interesse

• kommt aus dem Lateinischen und heißt

inter-esse = „Zwischen-Sein“

• in der Bedeutung: „Das, was dazwischen ist“.

• Es ist der Zwischenbereich zwischen den Widersprüchen,

• das von Aristoteles ausgeschlossene Dritte,

• der durch den Kontext gestaltete Raum.

Genau diesen „interessanten“ Bereich schließt die Klassische Logik aus. Sie hält ihn für eine undefinierbare Grauzone.

Sie erklärt ihn sicherheitshalber für nicht zulässig

 

BEISPIEL

Patientin 4 (Beispiel 4) (60)

• Die Frau berichtet, sie habe viele Operationen wegen einer Wucherung der Gebärmutterschleimhaut (Endometriose) über sich ergehen lassen.

• Schneidend seien die Schmerzen gewesen, im gesamten Unterbauch, immer wenn diese Krankheit wieder aufgetaucht sei.

• Kinder seien nicht das richtige für sie. Die seien zu quirlig und zu stressig. Sie habe nur einmal daran gedacht, ein Kind bekommen zu wollen, weil es dazu gehöre. Aber das sei nicht aus ihrem Innersten gekommen.

Die Ambivalenz des Kinderwunsches dokumentiert sich hier eindrücklich:

• A: Die Gebärmutterschleimhaut wuchert trotz mehrfach wiederholter Entfernung an verschiedensten Stellen. Diese Schleimhaut hat die Funktion, dass sich befruchtete Eizellen einnisten. Sie ist ein Organ des Kinderwunsches.

• Nicht-A: Kinderwunsch wird nicht verspürt, abgelehnt. Schneidende Schmerzen, Schneiden als Funktion des Heraustrennens.

Einfach nur Zufall?

• Funktional muss das wohl nicht mehr kommentiert werden.

• Dennoch hat niemand diesen Kontext eruiert,

• der aristotelisch natürlich ein Zufall ist.

• Folglich wurde er in der Klassischen Medizin ausgeschlossen.

• In einem Jahrzehnt haben Chirurgen die Patientin jährlich und letztlich doch fast zehnmal erfolglos operiert.

• Vielleicht doch kein Zufall?

 

DISKUSSION

• Wir sind geneigt, solche Funktionen strikt an psychischen Gegebenheiten und Anlässen festzumachen, weil wir eher imstande sind, die Psyche als den Körper funktional zu begreifen. In ganz

körperlichen Beschwerden zeigt sich aber die gleiche Funktion wie in Gefühl und Geist. Folglich geht es hier keineswegs um primär psychische Vorgänge.

• Es handelt sich auch nicht um psychosomatische Prozesse, da sich in dieser Funktion kein Hinweis dafür findet, dass der Zusammenhang, den wir als Psyche empfinden, primär über den

Körper gesetzt sei.

• Hier zeigen sich schlichtweg prozessuale Funktionen. Funktionen sind zunächst schlicht abstrakt und eher wie mathematisch zu begreifen.

• Funktion ist weder Körper noch Psyche.

• Funktion ist so unabhängig von Körper und Psyche

• wie die Mathematik von der Physik (12).

• Funktion ist wie eine Mathematik von Psyche und Körper.

• Psyche und Körper

• sind quantenlogisch sekundäre (!) Ausdrucksformen

• und nur Ausdrucksformen (!)

• dieser einen primären mathematischen Funktion.

• Zeigt Körper der Psyche analoge Funktionen, dann aus quantenlogischer Sicht nur, weil beide der gemeinsamen, primären mathematischen Funktion gehorchen,

aber nicht, weil die Psyche dem Körper oder der Körper der Psyche etwas diktierte.

 

14.3.1 Das alte Dritte des Aristoteles

• Die von der Klassischen Logik geprägte Klassische Mechanik

• nennt den Kontext Kraft (91).

• Er existiert klassisch nicht ohne A und Nicht-A,

• sondern nur in Abhängigkeit von beiden,

• sekundär als Drittes.

BEISPIEL

Für Isaac Newton war das so unabdingbar, dass ihn sogar die Schwerkraft über den leeren Raum hinweg, also ohne einen direkten Kontakt von A und Nicht-A, sehr irritierte (92). Das Dritte hat in der Klassischen Logik, Klassischen Physik und Klassischen Medizin keine primäre Existenz. Es ist von A und Nicht-A bestimmt und durch beide geformt. Deshalb kann Aristoteles es ungestraft ausschließen.

BEISPIEL

Das Dritte ist bei Aristoteles wie ein See zwischen zwei Bergen.

• Die Berge formen das Zwischensein.

• Es existiert in Abhängigkeit von ihnen

• und hat keine primäre Bedeutung für die Berge (wenn man in diesem Beispiel von der Erosion absieht).

BEACHTE!

Klassisch hat das Dritte zwischen A und Nicht-A keine Bedeutung.

• Das Dritte ist dort der chaotische Zufall der Addition (siehe 5.3),

• deren Kommutativgesetz beide Seiten gleichstellt:

• A + Nicht-A = Nicht-A + A (siehe 6.2.4).

• Das Dritte als Pluszeichen zwischen A und Nicht-A vermag die lokale Position von A zu Nicht-A nicht zu bestimmen.

• Beide Seiten sind variabel und gleich gültig.

• Die Position von A oder Nicht-A ist damit wertlos.

• Gleichgültiges zu definieren, ist sinnlos, weil gleich gültig.

• Es ist so ohne Bedeutung wie der leere Raum bei Newton.

• Sein oder Nichtsein ist hier keine Frage.

• Es ändert nichts, beeinflusst nichts, ist nicht wesentlich.

• Es hat kein Wesen, kein eigentliches Sein.

 

DER BEGLEITKOMMENTAR

Das war das Dritte bei Aristoteles. Was ist daraus geworden?

14.3.2 Das ursprüngliche Dritte - ein Erstes und Formendes

In der neuen Logik entsteht aus dem Kontext als mathematischer Form das einzig bleibende Sein (93).

• Nicht mehr zufällig sind A und Nicht-A, nun ANTI-A, addiert.

• Eine gemeinsame Struktur ordnet und formt sie.

Das ursprüngliche Dritte des Aristoteles ist aber nicht nur selbst mathematische Form.

12. Satz der Medizinischen Quantenlogik

Das ursprünglich Dritte (C) ist

• ein Interesse an

• und wirksam in

• der Formung von A und Nicht-A, nun Anti-A,

• und damit der aristotelischen Substanz

(siehe 8.1, 11.3, 13.5).

 

Das verändert die Struktur der aristotelischen Logik in sich.

DISKUSSION

Damit ist die Quantenlogik nicht mehr nur eine symmetrische Umkehrung der aristotelischen. Sie zeigt eine grundsätzlich andere Struktur.

• Das ursprüngliche Dritte integriert in prozessualer Formung

• A und Anti-A in sich und durch sich zu einer Einheit.

• A und Anti-A sind seine substantiellen Ausdrücke.

Der scheinbar leere Raum gestaltet die Wirklichkeit. In der Physik ist das nichts Neues (94). Nun zeigt er sich als Inter-esse in dieser Quantenlogik wirksam (siehe 11.3).

16.3 Quantenlogik als das Verlassen der toten Welt

Der Verlust an Faktizität bei quantenlogischen Strukturen wird fürstlich entlohnt. Der Quantenlogiker gewinnt dafür

• Potentialität,

• Gestaltungsimpuls,

• Zukunft,

• Lebendigkeit.

BEACHTE!

• Der Quantenzustand ist ein Interesse,

• in Form zu kommen.

Dieses Interesse heißt

• im philosophischen Bereich Causa finalis und Finalität,

• im geistigen Bereich Sinn,

• im mathematischen Bereich Wahrscheinlichkeit,

• in der Physik Impuls

Das verändert die Struktur der aristotelischen Logik in sich.

DISKUSSION

Damit ist die Quantenlogik nicht mehr nur eine symmetrische Umkehrung der aristotelischen. Sie zeigt eine grundsätzlich andere Struktur.

• Das ursprüngliche Dritte integriert in prozessualer Formung

• A und Anti-A in sich und durch sich zu einer Einheit.

• A und Anti-A sind seine substantiellen Ausdrücke.

Der scheinbar leere Raum gestaltet die Wirklichkeit. In der Physik ist das nichts Neues (94). Nun zeigt er sich als Inter-esse in dieser Quantenlogik wirksam (siehe 11.3).

16.3 Quantenlogik als das Verlassen der toten Welt

Der Verlust an Faktizität bei quantenlogischen Strukturen wird fürstlich entlohnt.

Der Quantenlogiker gewinnt dafür

• Potentialität,

• Gestaltungsimpuls,

• Zukunft,

• Lebendigkeit.

BEACHTE!

• Der Quantenzustand ist ein Interesse,

• in Form zu kommen.

Dieses Interesse heißt

• im philosophischen Bereich Causa finalis und Finalität,

• im geistigen Bereich Sinn,

• im mathematischen Bereich Wahrscheinlichkeit,

• in der Physik Impuls,

• im Alltag Zweckorientiertheit.

• im emotionalen Bereich Libido nach C.G. Jung und Lust.

Beachte: Bei C.G. Jung ist Libido der allgemeine Lebensimpuls, nicht ein primär sexueller Trieb wie noch bei Sigmund Freud.

Im Juristischen wird es mit der Frage „Cui bono“ überdacht: Wem ist es dienlich, welchen Sinn hat es?

DISKUSSION

• Damit verlässt die Logik die tote, faktische, vergehende Welt.

• Sie gewinnt Dynamik in die Zukunft.

Aus quantenlogischer Sicht

• ist die interessierte mathematische Form die Welt des eigentlichen Seins,

• sind Fakten nur Residuen, Spuren verwirklichter Interessen.

Der Begriff der Verwirklichung hat hier auch seine immanent destruktive Bedeutung der Vorsilbe „Ver-„ als „Hinausführen über“ (26):

• In der Verwirklichung wird

• faktische Wirklichkeit gestaltet

• und damit in einem Quantensprung über die quantische Wirklichkeit hinausgeführt.

• Sie wird Fakt, wird tatsächlich,

• und gerät doch eben dadurch in den Sog der Vergangenheit,

• in die Welt des Sterbens und des Todes.

 

24. Leben ohne Lebendiges

• Die Welt der fein säuberlich getrennten Kieselsteine,

• jeder für sich diskret bestimmt und katalogisiert,

• hat sich aufgelöst.

BEACHTE!

Genau dies war es, was Aristoteles vermeiden wollte: Das Chaos. Aber das Chaos zeigt sich als Information wirksam.

• Das heimliche Inter-esse ist nun als formgebend entlarvt.

• Es wird nicht mehr nur sekundär als Kraft identifiziert.

• Vielmehr geht die Dynamik primär aus ihm aus.

DISKUSSION

Die Quantenlogik findet als einen Allzusammenhang das Ganze.

Es existiert virtuell und kreativ.

• Es ist primär faktisch nicht fassbar.

• Es allein ist wie Leben ohne Lebendiges.

• Um Lebendiges zuzulassen („Schöpfung“),

• muss es die Teilung des Ganzen akzeptieren,

• eigentlich ein quantenlogisches Tabu.

DER BEGLEITKOMMENTAR

Wir treffen hier auf eine abstrakte Quelle des Lebens.

Mediziner aber sind für Lebendige zuständig.

Sie wollen mehr wissen? Schritt für Schritt verstehen?

 

[Susanne M. Grabherr]

2.  Gesundheitsdefinition der WHO

Gesundheit wird in der  Verfassung  der WHO  als  Zustand  vollständigen  physischen, geistigen   und   sozialen   Wohlbefindens   definiert   und

damit   nicht   nur   durch Abwesenheit  von  Krankheit  oder  Behinderung.  Dieser Gesundheitsbegriff  wurde durch  das  Konzept  der  Gesundheitsförderung 

in  der  Ottawa-Charta  von  der  WHO 1986  weiterentwickelt.  Darin  wird  postuliert,  dass zur  Erreichung  dieses  Zustandes sowohl  Einzelne  als  auch  Gruppen 

ihre  Bedürfnisse  befriedigen,  ihre  Wünsche  und Hoffnungen   wahrnehmen   und   verwirklichen   sowie   ihre Umwelt   meistern   bzw. verändern können.

In diesem Sinne wird Gesundheit als ein wesentlicher Bestandteil des  alltäglichen  Lebens  verstanden  und  nicht  als  vorrangiges  Lebensziel  (aus Wikipedia).

Seite9/87

3.  Migräne aus persönlicher Sicht

Nach  der  obigen  Gesundheitsdefinition  der  WHO  ist  Migräne  eine  Erkrankung,  die sich  in  allen  menschlichen  Lebensbereichen  auswirkt.  Sie  verursacht  physische

Schmerzen,  beeinträchtigt  die  Denkfähigkeit  und  wirkt  sich  massiv  auf  das  soziale Wohlbefinden aus, da sie die Betroffenen zum Rückzug zwingt. Trotzdem ist gerade

Migräne  eine  Erkrankung,  deren  Ursache  nach  wie  vor  unklar  ist  und  die  sowohl Patienten als auch Ärzte (sprichwörtlich) ans Ende ihres Lateins bringen kann.

Bevor die Diagnose Migräne gestellt wird, haben die meisten Betroffenen schon eine lange Odyssee hinter sich – vom Hausarzt zum Orthopäden, zum MRI, zur Massage, zum

Physiotherapeuten,  zum  Facharzt  usw.  Diverse  Medikamente  wurden  ausprobiert, von  leichten  bis  zu  starken  Schmerzmitteln,  verschreibungspflichtigen  und  auch  freizugänglichen.  Möglicherweise  wurde  auch  schon  der  eine  oder  andere  Versuch unternommen,  mit  schulmedizinisch  nicht  anerkannten   Methoden  Linderung   zu

finden.

Neben  den  nahezu  unerträglichen  Schmerzen  und  Begleitsymptomen  kommen häufig  auch  noch  wohlgemeinte  Ratschläge  hinzu.  Da ist  beispielsweise  die  Rede von  eingebildeten  Schmerzen,  von  durchzechten  Nächten,  dass  man  endlich  etwas an der Ernährung ändern, mehr Sport betreiben oder mehr Wasser trinken solle und

überhaupt gebe so ein „krank-gefeierter“ Tag ja auch etwas her. Auch der vielzitierte „Orgasmus im Kopf“ ist keine wirkliche Bereicherung und eben auch nur ein weiterer

Ratschlag, der nicht wirklich hilft.

Einen guten Rat gebe ich immer weiter.

Es ist das Einzige, was man damit machen kann.

(Oskar Wilde)

Wie fühlt sich (m)ein Migräne-Anfall an?

Wenn  ich  auf  die  Symptome  achte,  kündigt  sich  ein  Migräne-Anfall  meist  schon einige  Tage  im  Voraus  an.  Ich  fühle  mich  müde,  abgeschlagen,  unkonzentriert  und lustlos.  Wenn  ich  darauf  nicht  reagiere,  verstärkt der  Körper  die  Symptome:  Ich bekomme  ein  flaues  Gefühl  im  Magen  und  reagiere  sehr  empfindlich  auf  Gerüche. Ein Druck im Kopf entsteht, die Füsse werden nicht mehr richtig warm.

Pulsierende  Kopfschmerzen  auf  der  rechten  Stirnseite  machen  das  Denken  und Arbeiten  unmöglich    nun  hilft  nur  noch  ein  Medikament  und  Bettruhe.  Warme

Umschläge, kalte Umschläge, eine Bettflasche und viel Trinken.

Die  Migräne  begleitet  mich  schon  viele  Jahre.  Entsprechend  vielfältig  waren  die Behandlungsvorschläge, oft begleitet von Kommentaren wie „Migräne ist schwierig in

den  Griff  zu  bekommen“.  Medikamente  vom  Hausarzt  gegen  die  Schmerzen  und gegen  die  Übelkeit.  Massage  und  Fangopackungen  gegen  die  Verspannung. 

Viel später eine  Überweisung  zum  Neurologen  und  Abklärung  durch  CT,  MRI,  Röntgen, EKG,  EEG.  Dann  endlich  spezifische  Migräne-Medikamente. 

Das  Gute  daran:  Sie wirken  schnell  und  zuverlässig,  aber  nur,  wenn  ich sie  so  spät  wie  möglich  nehme (entgegen  der  Anweisung  auf  dem  Beipacktext). 

Denn sie  verhindern  nicht  den Anfall, aber sie vermindern rasch die Schmerzen. Interessanterweise wirken  sie  nur bei Migräne-Kopfschmerz, nicht aber bei sonstigen

Kopfschmerzen.

Der Vorschlag der Ärzte, möglichst früh bei beginnenden Kopfschmerzen mindestens 2  Aspirin  zu  nehmen,  führte  zu  einem  massiven  Anstieg  des  Medikamenten-

Verbrauchs.  Erst  nach  einer  kinesiologischen  Balance  zum  Thema  „Suche“  (im negativen Sinne – Sucht) ist es mir gelungen, ganz auf Aspirin zu verzichten. Dafür

bin ich Angelika sehr dankbar!

Des  weiteren  war  ich  noch  bei  einem  Arzt  mit  Spezialisierung  auf  TCM,  bei  der Homöopathin, bei der Chiropraktikerin, bei der Physiotherapeutin, beim Zahnarzt

und auch beim Augenarzt. Jede Behandlung an sich war sehr hilfreich und auch nützlich, führte aber nicht zu dem erhofften nachhaltig erhofften Erfolg

Zwei oder drei Dinge die ich sonst noch über meine Migräne-Anfälle weiss:

    Die Schmerzen sind auf der rechten Stirnseite, meistens über der Augenbraue

    Alle   drei   Wochen   (hat   sich   mittlerweile   auf   einen längeren   Zeitraum verschoben)

    Meistens an einem bestimmten Wochentag

    Häufig im Zusammenhang mit dem Zyklus

    Migränekopfschmerzen    lassen    sich    klar    von    anderen Kopfschmerzen unterscheiden (z.B. bei Wetterumschwung)

    Mittlerweile  weiss  ich  auch,  dass  eine  Heisshungerattacke  der  Vorbote  eines Migräneanfalls  sein  kann.  Was  ich  nicht  weiss:  Könnte  ich  eine  Migräne-

Attacke   verhindern,   wenn   ich   den   Gelüsten   auf   Schokolade   und   nach Anderem nicht nachgeben würde?

Vom   Facharzt   wurde   empfohlen,   auf   meinen   Rhythmus   zu   achten      diesen Vorschlag  habe  ich  lange  abgelehnt.  Mittlerweile  ist  mir  klar,  dass  Rhythmus  nichts mit   Langeweile   zu   tun   hat   oder   mit   einem   „geordneten   Tagesablauf   mit regelmässigen     Mahlzeiten     und     Sport,     sondern     mit     meinem     speziellem „Eingestimmtsein“, mit meinem eigenen Tempo und individuellen Takten.

..möglicher Weise ein Walzer, möglicher Weise ein Blues...

Meine   Ausbildung   zur   Kinesiologin   hat   zur   Änderung meiner   Sichtweise   viel beigetragen        immer    längere,    migränefreie    Zeitspannen    erlauben    mir    ein

„beschwingtes“   Leben   und   die   Erkenntnis,   dass   jede Erkrankung   ihren   ganz persönlichen Sinn macht.

4.  Verschiedene Sichtweisen

Ursachen   auf   vielen   verschiedenen   Ebnen   gesucht:   Wirbelsäulenverschiebung, Muskelverkrampfung  im  Hals-  Nackenbereich,  zuwenig Sex,  zuviel  Alkohol,  falsche

Ernährung,    psychische    Probleme    usw.    Entsprechend    vielfältig    sind    die Erklärungsmodelle,  die  sowohl  auf  medizinischen  Grundlagen  beruhen  als  auch

esoterische Sichtweisen beinhalten können.

4.1  Dethlefsen Thorwald, Dahlke Rüdiger:

 „Bei der Migräne (Hemikranie) handelt es sich um einen Anfallsweise auftretenden, meist   halbseitigen   Kopfschmerz,   der   mit   Sehstörungen   (Lichtempfindlichkeit,

Flimmerskotom), Magen- Darmbeteiligung wie Erbrechen und Durchfall einhergehen kann.  Dieser  gewöhnlich  mehrere  Stunden  dauernde  Anfall  ist  eingebettet  in  eine

depressiv  und  reizbar  getönte  Stimmung.  Auf  dem  Höhepunkt  des  Migräneanfalls besteht  der  dringende  Wunsch,  allein  zu  sein  und  sich  in  ein  dunkles  Zimmer  oder ins Bett zurückzuziehen. Im Gegensatz zu  Spannungskopfschmerzen  kommt  es bei der   Migräne   nach   einleitenden   Spasmen   zu   einer   starken   Erweiterung   der

Hirngefässe.   Das   griechische   Fremdwort   für   Migräne, Hemikranie   (kranion   = Schädel),  heisst wörtlich Halbköpfigkeit und weist uns sehr direkt auf die Einseitigkeit

des  Denkens  hin,  das  wir  beim  Migränepatienten  in  ganz  ähnlicher  Form  vorfinden wie bei Spannungskopfschmerzen.“

Dethlefsen   und   Dahlke   bezeichnen   Kopfschmerzen   im   übertragenen   Sinn   als Schmerz,  der  durch  zu  viel  oder  falsches  Denken  entsteht.  Man  zerbricht  sich

sprichwörtlich den Kopf, lässt sich  zuviel  durch  den Kopf  gehen, man  sei dickköpfig oder  wolle  mit  dem  Kopf  durch  die  Wand.  Sie  sehen  den  Kopf  vor  allem  in  seiner Polarität zum Leib -oben und unten- und bezeichnen daher vor allem Migräne auch als Orgasmus im Kopf.

So  entsteht nach  diesem Ansatz  ein  Konflikt  zwischen Trieb und  Denken,  zwischen Oben  und  Unten,  zwischen  Leib  und  Denken:  Wird  Aktivität  (Sex,  Aggression)  im Denken blockiert, führt dies zu Kopf- bzw. Migräneschmerzen.

Detlefsen   und   Dahlke   machen   sich wort-spielerisch   auf   die   Suche   nach   der Bedeutung  von  Symptomen.  Für  sie  ist  es  am  Wichtigsten,  wie  sich  ein  Symptom

zeigt. Eine Suche nach der Ursache halten sie für irrelevant, da in der Medizin häufig das   schwächste   Glied   einer   Kette   als   Ursache   (z.B.  erbliche    Belastung)

angenommen wird. Jede Krankheit habe jedoch eine Absicht und ein Ziel.

So  betrachtet  bekommt  z.B.  die  Übelkeit  einen  interessanten  Aspekt:  Was  bereitet einem Übelkeit, in welcher Situation befindet man sich, dass einem davon übel wird –

was findet man sprichwörtlich „zum kotzen“?

4.2   Dychtwald Ken beschreibt   eine   sichtbare   Diskrepanz   in   Form   von   „Trennung   von Rumpf/Gliedmassen“,  bei  der  die Arme  und  Beine  schwächlich  sind  und  der  Rumpf kräftig  ausgebildet  ist  oder  die  Arme  und  Beine  kräftig  und  voller  Leben  sind, während der Rumpf zerbrechlich und unterentwickelt wirkt. Er sei zu der Feststellung gelangt,   dass   ein   grosser   Teil   der   Menschen,   die   an   Migräne   leiden,   diese Rumpf/Gliedmassen-Trennung   besitzen.“

   Dies   würde   einen   Sinn   ergeben,   da während  des  Migräneanfalls  das  kardiovaskuläre  System  weniger  Blut  und  Energie zur  Peripherie  des  Körpers  leitet  und  dadurch  die  Kapillaren  in  diesem  Bereich verengt werden.

Andererseits  erhält  die  Verengung  der  Kapillaren  den  Druck  und  die  Blutanwallung im  Kernstück,  die  dann  die  vielfältigen  Symptome  und  Empfindungen  hervorrufen, die den Anfall ausmachen.

Tatsächlich   gibt   es   einige   faszinierende   Anhaltspunkte   aus   dem   Bereich   des klinischen  Bio-Feedbacks,  die  vermuten  lassen,  dass   Migränesymptome  dadurch

verhindert  werden  können,  indem  man  lernt,  die  Energie  in  die  Gliedmassen  zu verlagern, bevor ein Anfall beginnt. Durch Erzeugung einer Empfindung von Wärme

in den Händen und Füssen mit Hilfe einer Art Selbsthypnose können die Blutgefässe in   der   Körperperipherie   offen   gehalten   werden   und   auf   diese   Weise   ein

Migräneanfall abgewendet werden.

Diese  Technik  eignet  sich  eher  für  Menschen,  die  in  der  Lage  sind,  sich  diese „Wärme“  bildlich  oder  kinästhetisch  vorzustellen  und  die  auch  bereit  sind,  sich

entsprechend dafür Zeit zu nehmen.

 4.3  Exel Dr. med. Prof. Wolfgang (Hrsg.)

In   diesem   Nachschlagewerk   wird   Migräne   als   primärer    heftiger   Kopfschmerz beschrieben,  der  durch  eine  funktionelle  Regulationsstörung  der  Blutgefässe  in

Gehirn  und  Hirnhaut  ausgelöst  wird.  Die  Anlage  dazu   werde  vererbt.  Für  einzelne Sonderformen   sei   ein   Gendefekt   am   Chromosom   19   als Ursache   festgestellt worden.

Neben einer medikamentösen Behandlung schlägt Dr. Exel auch eine histamin- und tyraminarme Ernährung vor (Verzicht auf Thunfisch, Käse, Rotwein u.ä.). Günstig sei

eine   vollwertige   Mischkost   mit   ausreichender   Versorgung   mit   Magnesium   und Vitamin  B.  Ebenso  werden  einige  Homöopathische  Mittel  beschrieben  und 

von  den Kneipp-Anwendungen z.B. ein ansteigendes Armbad.

4.5   Prof. Dr. med. Walter Köster

In „Spiegelungen zwischen Körper und Seele“ schreibt W. Köster: „Die Migräne klopft oder drückt einseitig hinter dem Auge, als sollte das Auge herauskommen und mehr

sehen,  als  es  kann.  Aber  der  Kopfschmerz  verlangt  Dunkelheit,  Liegenbleiben,  ein vom Lärm isoliertes Zimmer.“

Nach    seiner    Erfahrung    trifft    Migräne    immer    Menschen    mit    sehr    hohen Anforderungen. Die Kranken forderten sich so lange, bis „der Kopf durchbrennt“ und

so vergönne ihnen die Migräne zumindest einen Migräne-Urlaubstag. Er verweist auf einen  Zusammenhang  zwischen  Migräne  und  den  Organen   Leber  und  Galle  und

beschreibt entsprechende homöopathische Heilmittel.

4.6  Oliver Sacks

Schreibt in  seinem  Buch  „Migräne“  „Auch  wenn  es  die  Leidenden sicher zunächst nur mit Zögern annehmen können: Jede Migräne hat im Leben des Betroffenen einen Sinn, eine ganz individuelle Bedeutung. Und ist diese erst erkannt, kann der Schmerz besiegt werden.“

Er beschreibt in seinem Werk   die   Migräne   ausführlich   und   unterscheidet   eine   einfache   Migräne,   eine Migräne-Aura,    eine    klassische    Migräne    sowie    Migränöse    Neuralgien.    Erunterscheidet  Migräneformen  auch  nach  ihrem  Auftreten,  der  Häufigkeit,  familiären Hintergründen und umstandsbedingter Migräne.

Er beschreibt die Migräne auch aus physiologischer,   biologischer   und   psychologischer   Sicht   und   weist   mögliche Behandlungsformen auf.

Sacks   verweist   immer   wieder   auf   die   Ähnlichkeit   von   Migräneattacken   und epileptischen  Anfällen.  In  einigen  Fällen  helfen  Medikamente  gegen  Epilepsie 

bei Migräne.  Migräne  wird  nicht  nur  auf  einseitigen  Kopfschmerz  reduziert,  sondern  alle Symptome eingebunden. Es entsteht ein „Gesamt-Körper-Symptom“ und

ist deshalb auch so schwer zu erfassen und zu behandeln.

Die  Hauptsymptome  einer  einfachen  Migräne  sind  Kopfschmerzen  und  Übelkeit, dazu  kommt  eine  Vielfalt  anderer  Komponenten,  wie  beispielsweise  Veränderung

des   Gesichts   ,   Augensymptome,   nasale   Symptome,   abdominelle   Symptome, Lethargie     und     Schläfrigkeit,     Benommenheit,     Schwindel,     Schwächegefühl,

Veränderung   im   Flüssigkeitshaushalt,    Fieber,    organische    Überempfindlichkeit (Berührungen, Licht, Geräusche) oder Stimmungswechsel.

Eine   ganz   spezielle   Form   von   Migräne   ist   die   abdominelle   Migräne,   deren Kennzeichen heftige Schmerzen im Oberbauch sind.

Das  Kennzeichen  einer  klassischen  Migräne  ist  die  Aura  (=  Halluzinationen).  Viele Auraphänomene   sind   äusserst   seltsam,   unheimlich   und    Furcht einflössend.   „Die Migräne-Aura rührt also an das Unverstehbare und Unsagbare: Mehr noch – dieses ist  ihr  eigentliches  Zentrum,  ihr  innerstes  Wesen“ meint  Sacks.  Die  Halluzinationen können  sich  auf  sensorischer,  optischer  oder  affektiver  Ebene  zeigen.  Es  können Sprachstörungen,  Verzerrungen  der  räumlichen  Wahrnehmung  oder  tranceähnliche Zustände entstehen.

Bei  allem  Elend  und  allen  Schmerzen  ist  die  Migräne   trotzdem  ihrem  Wesen  nach eine  gutartige  und  reversible  Krankheit.  Durch  ihre   komplexe  Struktur  ist  sie  jedoch nur  schwer  zu  definieren.  Sie  ist  auf  jeden  Fall  aus  mehreren  Komponenten zusammengesetzt und besteht aus körperlichen und emotionalen Symptomen.

So  ist  die  Übelkeit  ein  physischer  und  ein  psychischer  Zustand.  Sie  gehört  in  den Bereich,  wo  die  Trennung  zwischen  körperlichem  und seelischem  Empfinden  noch nicht stattgefunden hat. („Ist mir übel weil ich Migräne  habe  oder  habe  ich  Migräne, weil  mir  übel  ist?“    im  Gegensatz  zu:  „Mir  ist  übel,  weil  ich  etwas  Schlechtes gegessen    habe.“).    Die    Migräne    zeigt    somit    auch    alle     Anzeichen    einer psychosomatischen  Erkrankung.  Viele  der  Symptome  tr

eten  zwar  gleichzeitig  auf, sind   jedoch   einzeln   betrachtet   weder   als   Auslöser   zu   betrachten   noch   als unmittelbare Kausalität.

4.7  Langbein & Skalnik

Langbein  und  Skalnik  gehen  davon  aus,  dass  es  sich bei  Migräne  um  eine angeborene Erkrankung des Nervensystems handelt. Eine familiäre Neigung gilt als

wahrscheinlich.  Die  vielzitierte  Migränepersönlichkeit  gibt  es  aber  nicht.  Langbein und    Skalnik    beschreiben    jedoch    eine    hohe    Leistungsbereitschaft,    hohes

Verantwortungsgefühl,  Ehrgeiz  oder  Perfektionismus als  Persönlichkeitsmerkmale.

Ebenso   verweisen   sie   auf   Depression   und   Angsterkrankung   als   mögliche Begleitsymptome.  In  ihrer  Forschung  wird  davon  ausgegangen,  dass  sich  das

Nervensystem  von  Migränikern  an  Stresssituationen  nicht  entsprechend  anpassen kann.  Wird  der  Körper  mit  einem  oder  mehreren  Stressauslösern  konfrontiert,

reagiert er mit einer Kopfschmerzattacke.

Zusammenfassend  kann  über  die  Migräne  gesagt  werden,  dass  viele  Faktoren  als Ursache in Frage kommen, dass die genaue Ursache von Migräne aber nach wie vor

nicht bekannt ist.

Ein  Merkmal  der  Migräne  ist,  dass  sie  auf  viele  unterschiedliche  Auslöser  reagiert und sich aus vielen unterschiedlichen Symptomen zusammensetzt. Jede Person hat

„ihr  eigenes  Rezept“,  wie  diese  hochexplosive  Mischung  zusammengemixt  wird 

das Ergebnis ist meist ziemlich ungeniessbar.

5.  Auslöser

Seit  Hippokrates  bestimmen  zwei  theoretische  Konzepte  das  medizinische  Denken über  das  Wesen  der  Migräne:  Zum  einen  die  Annahme, dass  ein  Übermass  an

gelber oder schwarzer Galle das Unwohlsein verursachet, zum anderen die Theorie, dass  Migräne  peripher  in  einem  oder  mehreren  Bauchorganen  entstehe  (Magen,

Darm, Uterus, etc.) und sich von dort ausbreite.

Im   17.   Jahrhundert   entstand   die   klassische   Vorstellung   einer   Tendenz   des Nervensystems  zu  periodischen  und  plötzlichen  „Explosionen“,  denen  sowohl  ein

Migränekranker als auch ein Epileptiker aufgrund von psychischen oder emotionalen Einflüssen ausgeliefert sei.

Während des 19. Jahrhunderts erschienen zahlreiche Beschreibungen der  Migräne, die   sich   jedoch   hauptsächlich   mit   den   physischen   Aspekten   der   Migräne

beschäftigten  und  die  emotionalen  Komponenten  vernachlässigten.  Populär  waren Theorien, die von vaskulären Störungen ausgingen, wie Blutandrang im Gehirn oder

spezifische Erweiterung oder Verengung der Kranialgefässe.

Als  Auslöser  kommen  also  viele  Faktoren  in  Betracht.  Verursacht  wird  Migräne wahrscheinlich durch eine Entzündung von Nerven und Blutgefässen. Dabei werden

die  Fasern  des  5.  Hirnnervs  (N.  trigeminus)  mechanisch,  elektrisch  oder  chemisch gereizt.  Daraufhin  kommt  es  zu  einer  Freisetzung  von  Entzündungsbotenstoffen  in der  Hirnhaut.  Diese  bewirken  neben  einer  Erweiterung  der  arteriellen  Blutgefässe auch   die   Erhöhung   deren  Wanddurchlässigkeit.   Blutplasma   kann   dann   in   die Umgebung austreten. Es kommt zu einer Aufschwemmung  und einer Art Entzündung des   Hirnhautgewebes.   Diese   Entzündung   verursacht   Schmerzimpulse,   welche ausstrahlen und den Migränekopfschmerz bewirken.

Ebenso  wahrscheinlich  ist  eine  Kombination  von  Reizüberflutungen,  die  zu  einer Fehlsteuerung    im    Hirnstamm    und    zu    einer    verstärkten     Ausschüttung    von

Neurotransmittern  (Serotonin)  führt,  welche  die  entzündliche  Reaktion  der  Gefässe auslösen.

Neueste Erkenntnisse beschreiben die Migräne als ein körperliches Geschehen, das von  Anfang  an  oder  im  späteren  Verlauf  seiner  Entwicklung  auch  ein  emotionales

oder    symbolisches    Geschehen    sein    kann.    „Sie    ist    der     Prototyp    einer psychophysiologischen Reaktion“. (O. Sacks)

Folgende Auslöser einer Migräne (auch „Trigger“ genannt) sind möglich:

    körperliche Belastung (Erschöpfung, Übermüdung, Hunger)

    Stress (vor allem wenn eine belastende Situation endet, z.B. am Wochenende oder bei Urlaubsbeginn)

    Unregelmässiger  Tagesablauf  (zuviel  oder  zuwenig  Schlaf,  unregelmässige Mahlzeiten), Hungerast

    Bestimmte   Lebensmittel   wie   Käse,   Zitrusfrüchte,   Rotwein,   Schokolade, Gummibärchen, Erdnüsse aber auch Reaktionen auf Natriumglutamat

    Koffein – bzw. Koffeinentzug (am Wochenende)

    Äussere Reize wie Lärm, grelles Licht, starke Gerüche

    Massagen (passive Bewegung)

    Bewegung

    Hormonelle Veränderungen im Zyklus

    Wetterumschwung, Mondzyklus, ungünstige Witterungsverhältnisse

    Heftige Emotionen (Wut, Furcht, Panik aber auch Euphorie)

    Medikamente  oder  Alkohol  (häufige  Verwendung  von  Schmerzmittel,  aber auch   blutdrucksenkende   Medikamente   oder   Amphetamine    können   z.B.

Kopfschmerzen auslösen)

    Allergien

    Licht und Lärm (besonders flackerndes Licht wie Leucht- oder Fernsehröhren, Stroboskop)

    Verspannung    von    Nacken-    und    Rückenmuskulatur,    verursacht    durch schlechte Haltung, Computerarbeit und ähnliches

Auch wenn sich ein Migräneanfall z.B. durch eine Heisshungerattacke oder Lust auf Schokolade  oder  Gummibärchen  ankündigen  kann,  ist  weder  die  Schokolade  noch

die   Gummibärchen   als   Ursache   für   die   Migräne   zu   sehen,   denn   nach   einer überstandenen  Attacke  kommt  es  auch  bei  weiterem  Genuss  selten  zu  einem

unmittelbaren weiteren Anfall. Allen Auslösern ist gemeinsam, dass sie unter „Stress“ zusammen  gefasst  werden  können.  Bei  Stress  (egal  au

fgrund  welcher  Ursache, kinesiologisch  betrachtet  können  auch  Lebensmittel Stress  verursachen)  bilden  die Nebennieren  das  Stesshormon  Kortisol.  Aus  derselben

  chemischen  Vorstufe  wird das  DHEA  gebildet,  das  für  Regenerationsprozesse  zu ständig  ist.  Ist  der  Körper ständig    damit    beschäftigt,    die    Energiereserven    für die    Stressbewältigung aufzubringen, steht nichts mehr für Regenerationsprozesse zur Verfügung.

Indem  Migränepatienten  lernen,  Stress  abzubauen,  bestimmen  sie  mit,  ob  ein „Migräne-Cocktail“ gemixt wird, oder ob es gelingt,  ein gesundes, glückliches Leben

zu  führen.  Dem  Gehirn  ist  es  egal,  ob  eine  stressauslösende  Situation  tatsächlich stattfindet,  oder  ob  diese  Situation  nur  ausgedacht   wird.  Der  Körper  reagiert  immer mit der selben Ausschüttung von Hormonen. Das Betrachten eines Liebesfilms kann zu  Tränen  rühren,  ein  Krimi  kann  Herzklopfen  oder  Schweisshände  verursachen.

Umgekehrt sind positive Gedanken, ein Lieblingslied, eine Erinnerung an den Urlaub, ein  leckeres  Stück  Torte  usw.  in  der  Lage,  positive   Emotionen  auszulösen  und

dadurch Stress zu reduzieren.

Die  vielfältigen  Auslöser  einer  Migräne  lassen  sich   am  besten  mit  Hilfe  eines Migränekalenders (oder Migränetagebuchs) in Zusammenhang bringen, denn häufig

sind  sie  unbewusst  und  werden  erst  nach  einem  längeren  Zeitablauf  wirklich „sichtbar“.  Je  ausführlicher  dieser  Kalender  geführt  wird,  desto  offensichtlicher

werden migräneauslösende Situationen und die entsprechenden Emotionen dazu.

Die Vermutung liegt nahe, dass Migräne weder durch Schokolade noch durch andere Lebensmittel  ausgelöst  wird,  sondern  durch  ein  energetisches  Tief,  Angst  vor

Veränderung  und  das  Gefühl,  keine  Wahl  zu  haben.  Tatsache  ist,  dass  sich  viele Migränepatienten,   auch   wenn   sich   z.B.   Schokolade   als   einzelner   für   sich

in Zusammenhang bringen, denn häufig sind  sie  unbewusst  und  werden  erst  nach  einem  längeren  Zeitablauf  wirklich „sichtbar“.  Je  ausführlicher  dieser  Kalender  geführt  wird,  desto  offensichtlicher werden migräneauslösende Situationen und die entsprechenden Emotionen dazu.

Die Vermutung liegt nahe, dass Migräne weder durch Schokolade noch durch andere Lebensmittel  ausgelöst  wird,  sondern  durch  ein  energetisches  Tief,  Angst  vor

Veränderung  und  das  Gefühl,  keine  Wahl  zu  haben.  Tatsache  ist,  dass  sich  viele Migränepatienten,   auch   wenn   sich   z.B.   Schokolade   als   einzelner   für   sich

genommener  Faktor  als  harmlos  erweist,  vor  dem  Genuss  dieser  Lebensmittel  zu fürchten beginnen, was seinerseits wiederum Stress auslöst.

In   Ermangelung   einer   Alternative   wird   versucht,   das    energetische   Defizit   mit Schokolade  (oder  was  auch  immer)  aufzufüllen.  Kaffee,  Zigaretten,  Alkohol  oder Schokolade  erlauben  eine  allgemein  akzeptierte  Pause.  Durch  weitere  abträgliche Mittel   am  Wochenende   wird   versucht,   sich   zu   erholen.   So   lange   jedoch   die energetische  Störung  nicht  behoben  wird,  wird  sich  die  Migräne  immer  wieder bemerkbar  machen    als  offensichtliche  Störung  auf allen  Ebenen.  Jeder  dieser

Faktoren  lässt  sich  mittels  Muskeltest  erheben  und auch  ausbalancieren.  Ziel  ist immer das Gleichgewicht von Körper, Seele und Geist.

 

6.  Symptome

Die Symptome einer Migräne können so vielfältig sein wie ihre Auslöser. Deshalb ist Migräne auch schwer behandelbar. Üblicherweise wird  aus diesem Grund auch nicht

die Migräne an sich behandelt, sondern die einzelnen Symptome.

    Kopfschmerzen        meist    einseitig,    heftig    pochend,    aber    auch    als Dauerschmerz

    Übelkeit – vermehrter Speichelfluss, Reflux, Sodbrennen

    Erbrechen – beendet in manchen Fällen eine Migräneattacke

    Veränderung  des  Gesichts    blasse  oder  gerötete  Gesichtshaut,  Ringe  unter den Augen

    Sehstörungen, Lichtempfindlichkeit, verstärkter Tränenfluss

    Hörstörungen - Lärmempfindlichkeit

    Sprachschwierigkeiten

    Zahnschmerzen

    Geruchsüberempfindlichkeit

    Durchfall, Verstopfung

    Abdominelle Migräne – Bauchschmerzen im Oberbauch statt Kopfschmerzen!

    Angststörung, Depression, Schlafstörung

    Müdigkeit, Schläfrigkeit, Benommenheit, Schwindel

    Aura      optische,   taktile   und   andere   Halluzinationen,   Veränderung   von Wahrnehmung, Gedächtnis und Sprache sowie Stimmung und Affekt.

Häufig  werden  die  Schmerzen  durch  Bewegung  verstärkt.  Die  Symptome  treten meistens in Kombinationen auf und ergeben eine individuelle Symptomkonstellation.

Jeder Migräneanfall weist sowohl körperliche als auch psychische Komponenten auf. Im gewissem Masse erfüllt eine Migräne auch eine Schutzfunktion. Sie warnt davor,

sich bestimmten, „nicht zumutbaren“ Umständen auszusetzen – sei es Lärm, grelles Licht,  Erschöpfung,  zuviel  oder  zuwenig  Schlaf,  übermässiges  oder  zuweniges

Essen.

Unter diesem Gesichtspunkt der Schutzfunktion würde  der Körper seine Aufgabe zu gut erfüllen. Ähnlich einer Allergie fährt der Körper massive Geschütze  auf, die  weit

über das Ziel hinausschiessen. Ist eine Migräne-Reaktion erst einmal ausgelöst, lässt sie sich kaum mehr bremsen.

Nach Sacks kann der Ablauf einer Migräne so dargestellt werden:

1.   Initiale Erregung – ausgelöst durch einen äusseren Reiz oder intern durch eine Aura – emotionale Hochstimmung oder Wut, Angst.

2.   Anschwellen (Prodrom, frühes Anfallstadium) – Blähungen, Verstopfung, Muskelverspannung in Verbindung mit Ruhelosigkeit, Reizbarkeit

3.   Entkräftung – meist isoliert als eigentliche Attacke betrachtet – Apathie, Depression und Rückzug verbunden mit Kopfschmerzen,  Übelkeit, Schläfrigkeit

4.   Auflösung – abruptes (Krisis) oder allmähliches Abklingen (Lysis) der Symptome.

5.   Rebound – möglicher Weise entsteht nach einem Anfall ein Gefühl von Euphorie und wieder gewonnener Energie.

Eine Migräne auf deren Auslöser und Symptome zu reduzieren trifft jedoch den Kern der  Sache  nicht.  Genauso  relevant  ist  der  Kontext,  in  dem  die  Anfälle  auftreten,  in welchem grösseren Zusammenhang sie (die Migräne) einen Nutzen bringt.

Ein  Mensch  ist  immer  auch  eingebettet  in  ein  Umfeld,  eine  Familie,  einen  Beruf.

Seine Fähigkeiten bestimmen sein Verhalten und seine Werte motivieren ihn, Neues zu erlernen.

Manche  Menschen  betrachten  Migräne  auch  in  einem  spirituellen  Zusammenhang als  „Bestrafung“,  für  andere  ist  die  Migräne-Erkrankung  eine  spezielle  Form  von

Zugehörigkeit. Sobald jemand von sich selbst als Migräniker spricht, ist die Migräne. ein Teil seiner Identität, der ihm möglicherweise die Fähigkeit zum Handeln raubt und

durch sein Verhalten immer wieder ausgelöst wird.

Die herausragenden Probleme unseres Lebens lassen sich nicht auf derselben Ebene des Verständnisses lösen, auf der sie entstanden sind. (Albert Einstein)

Auf  diesen  Ebenen  liefert  die  Migräne  mit  ihren  vielfältigen  Symptomen  gänzlich neue Betrachtungsmöglichkeiten.

Mit  den  Sinnen  wird  die  Umwelt  wahrgenommen.  Es  gibt  Notwendigkeiten  und Begrenzungen auf die der Körper reagiert.

Wann und wo findet die Migräne statt? Was sieht, hört, riecht man?

Verhalten:  wie  reagiert  jemand  in  seinem  Umfeld,  wie  verhält  er  sich?  Welches Verhalten führt zu einem Migräneanfall?

Fähigkeiten:  welche  besonderen  Fähigkeiten  führen  zu  einer  Migräne?  Wie  macht man es genau, um eine Migräne auszulösen?

Glauben/Werte: Warum  macht  man  das,  was  man  tut?  An  was  glaubt  man  dabei?

Was glaubst man über sich, über Andere, über eine Tätigkeit, über die Migräne?

Identität: Wer ist man? Wie versteht man sich selbst? Was für ein Selbstverständnis hat man? Was verändert sich, wenn man keine Migräne mehr hat? Wer ist man ohne

Migräne?

Zugehörigkeit: Wo gehört man dazu? Gibt es auf der beruflichen, privaten, ideellen, spirituellen Ebene etwas oder jemanden oder eine Gruppe, von der man weiss, dass

man  dazugehört?  Welche  Aufgabe  gibt  es  dort?    Wo  gehört  man  dazu,  wenn  man keine Migräne mehr hat?

Ressourcen  für  die  Lösung  auf  einer  bestimmten  Ebene  kommen  immer  aus  einer höheren Ebene. Migräne ist ein Feedback, dass auf einer oder mehreren Ebenen ein

 

 

 

 

 

Vorwort/Suchen.                                Zeichen/Abkürzungen.                                    Impressum.