Todesgruppe Anhängsel
[Kira Brück]
[J.A. Mirilli]
Thematic Repertory and Material Medica of the mind symptoms
DEATH
desires, morning on waking: hydrog. nat-c. phyt.
desires, rage, during intervals from: bell.
desires, sadness, without, with disgust of life: rhus-t.
dying, feels as if: acon. lyss. sep. sil. ther. vesp.
presentiment of: ACON. aesc. agn. aloe alum. alum-p. anac. anthr. APIS
arg-n. arn. ars. bapt. bar-m. BELL. bry. cact. calc. cann-i. canth. carb-v.
cench. chel.
cimic. cupr. dig. ferr-br. gels. graph. hell. hep. HYDR. kali-ar.
kali-br. kali-c. kali-n. lac-d. lach. lob. lyc. lyss. med. MERC. mosch. nat-m.
nit-ac. nux-v. petr.
Phase. phos. Plat-met. podo. psor. Puls. raph. rhus-t. sep. staph.
stram. sul-ac. sulph. tab. thea. verat. vip. zinc-met. zinc-p.
presentiment of death: predicts the time: ACON. agn. Aloe. alum. arg-n.
cench. Hell. lac-d. thea.
presentiment of death: rejoices and gives directions about funeral:
stram.
presentiment of death: thinks of death calmly: zinc-met.
presentment of death: # anguish: raph.
presentment of death: # with rage: stram.
presentment of death: fear without: lac-d.
presentment of death: heart disease, in: op.
presentment of death: near, seems, and must settle affairs: petr.
presentment of death: soon, believes that she will die, and cannot be
helped: agn.
presentment of death: sudden: cench
Sensation of: aesc. Aether. agn. anh. Apis. ars. camph. cann-i. cench.
cic. ferr. gels. graph. hydrog. kali-br. kali-n. LAT-M. morph. nux-v. op. phos.
plat-met.
sil. v-a-b. verat.
zinc-met.
talks about: mosch.
thoughts of: ACON. agn. Aloe. am-c. apis arg-n. arn. ars. ars-h. aur.
aur-m. camph. cann-i. carb-an. caust. cham. chel. clem. coff. con. cortico.
cortiso.
crot-c. crot-h. cupr-met. Dig ferr. ferr-ar. GRAPH, hist. hura. hydrog.
kali-ar. kali-c. lac-d. lach. lat-m. lob. merc. nux-v. op. ozone phos.
plat-met. psor. puls.
Rauw. rhus-t. rob. spong. stram. tarent.
thuj. verat. verat-v. vinc. zinc-met.
thoughts of, alone, when: crot-c.
thoughts of, belonging to him, for those, with anxiety: ferr-met
thoughts of, calls his friends around and takes leave of them: acon.
thoughts of, calmly: zinc-met.
thoughts of, fear, without: apis. coff. merc. verat-v.
thoughts of, joy, give him: aur-met.
thoughts of, sadness, with: GRAPH. vinc-met.
Delirium; death, talks about: acon.
Delusions; accidents, fatal, he will have a: alum.
------------ annihilation, about to sink into: calc. cann-i. carbn-h.
------------ bells, hears ringing of, his funeral: aether.
------------ bier, is lying on a: anac. cann-i.
------------ body, alive, only half alive: crot-h.
------------ body, shrunken, like the dead, is: sabad.
------------ danger, life, to his: plb-met.
------------ dead, child was, her: fcal-bi. kali-br.
------------ dead, corpse, absent acquaintance on sofa and has dread,
of: ars.
------------ dead, corpse, brother and child, corpse of: calc-sil. con.
plb-met.
------------ dead, corpse, husband: calc-sil. plb-met.
------------ dead, corpse, mutilated: ant-c. arn. con. mag-m. merc.
nux-v. sep
------------ dead, corpse, near him: anac.
------------ dead, corpse, sister, of: agar.
------------ dead, corpse, tall yellow c. trying to share bed with him
and promptly ejected: bell.
------------ dead, everything is: mez.
------------ dead, he is: anac. anh. apis camph. cann-i. choc. lach,
mosch. oena. op. phos. raph. Sil. stram.
------------ dead, mother is, his: lach, nat-m.
------------ dead, persons, morning on waking, frightened by images of:
hep.
------------ dead, persons, sees: agar. alum. am-c. anac. arg-n. arn.
ars. ars-i. bar-c. bar-i. bell. brom. bry. calc. calc-ar. calc-i. calc-sil.
canth. caust. cocc. con. fl-ac.
graph. hep. Hura. hyos. iod. kali-ar. kali-br. kali-c. kali-p. kali-sil.
lach. laur. mag-c. mag-m. nat-c. nat-m. nat-p. nit-ac. nux-v. op. pall-p.
ph-ac. phos. plat-met. plb-met. ran-s. sars. sil. stram. stry. sul-ac.
Aktive Sterbehilfe:
Besser: Tötung auf Verlangen. Tötung eines anderen, der dies ausdrücklich will. Beispiel: Ein Arzt spritzt einem schwer kranken Patienten ein tödliches Gift. In Deutschland verboten, in den Beneluxstaaten erlaubt.
Passiver Sterbehilfe:
Besser: Sterben zulassen. Nichtbeginnen oder Beenden einer lebenserhaltenden Behandlung, sodass der Patient an den Folgen seiner Erkrankung beziehungsweise Verletzung stirbt. (Denke an Patientenverfügung!!!)
Beispiel: Abschalten einer künstlichen Beatmung oder Entfernen einer Magensonde – bei Bedarf begleitet durch Medikamente, sodass der Betreffende nicht leidet.
Indirekte Sterbehilfe
Besser: Therapien am Lebensende. Behandlung oder Gabe von Medikamenten zur Linderung von Symptomen, wobei der Patient, als unerwünschte Nebenwirkung, früher sterben könnte.
Beispiel: Alle Medikamentengaben gegen belastende Beschwerden, jede Operation bei schwachen Patienten, sogar Absaugen von Schleim bei Atemnot können unter Umständen zu einem vorzeitigen Versterben führen. Der Tod ist dabei nie das Ziel der Behandlung.
Assistierter Suizid:
Besser: Beihilfe zur Selbsttötung. Der Patient tötet sich selbst, bekommt dabei aber Hilfe.
Beispiel: Dem Patienten wird ein Becher mit einem todbringenden Gift gereicht, den er selber trinkt. Da die Selbsttötung in Deutschland straffrei ist, ist es auch die Beihilfe dazu. Ärzte schränkt teilweise ihr Standesrecht dabei ein, eine solche Beihilfe zu leisten.
Palliative Sedierung:
Die Gabe beruhigender, teils sehr starker Medikamente, die das Bewusstsein eines Patienten so weit dämpfen, dass er zum Beispiel nicht an Atemnot, Schmerzen, Übelkeit oder Ängsten leidet, sondern ausreichend tief schläft. Er kann dabei auch in den Tod hineinschlafen.
Sterbebegleitung: Als Beistand im Sterben. Sterbegleiter lindern das Leiden, sie helfen eher durch Handhalten und durch wohltuende Nähe.
Quelle: Deutscher Evangelischer Kirchentag, Stuttgart, Juni 2015 . Thementag "Leiden", konzipiert, durchgeführt unter der Leitung von Michael Bremss und Thomas Sitte.
Suizid Berichterstattung
ZEIT ONLINE geht behutsam mit dem Thema Suizid um, da es Hinweise darauf gibt, dass bestimmte Formen der Berichterstattung zu Nachahmungsreaktionen führen. Wissenschaftler nennen dieses Phänomen Werther-Effekt, in Anlehnung an Goethes Roman Die Leiden des jungen Werther, nach dessen Veröffentlichung sich eine Reihe junger Männer das Leben nahm.
Nachdem der deutsche Nationaltorwart Robert Enke 2009 sein Leben beendete, nahm die Zahl der Suizide auf Bahnstrecken in Deutschland zu. Markus Schäfer und Oliver Quiring von der Universität Mainz berichten, dass in den ersten vier Wochen nach Enkes Tod in Deutschland 133 Suizide mehr verzeichnet wurden, als laut der amtlichen Todesursachenstatistik für diesen Zeitraum zu erwarten gewesen wäre (Schäfer & Quiring, 2013).
In der Psychologie gibt es verschiedene Erklärungsansätze für den Werther-Effekt. Als anerkannt gilt vor allem die Theorie des Modelllernens des Psychologen Albert Bandura, die besagt, dass sich Menschen Verhaltensweisen aneignen, die sie zuvor bei anderen Menschen beobachtet haben – besonders, wenn sie sich mit der Person identifizieren können.
Suizid: Werther-Effekt
Untersuchungen legen nahe, dass bestimmte Formen der Berichterstattung ein besonders hohes Identifizierungspotenzial bieten und deshalb vermieden werden sollten (Ziegler & Hegerl, 2002).
Eine umfassende Untersuchung von Forschern der New Yorker Columbia University hat herausgefunden, dass häufige, prominente und reißerische Berichterstattung über Suizide Jugendliche zur Nachahmung motiviert (Gould et al., 2014). Es ist wahrscheinlich, dass soziale Medien den Werther-Effekt noch verstärken, untersucht wurde das bislang nicht.
Berichterstattung
Die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention rät dazu, keine Fotos oder Abschiedsbriefe der betreffenden Person zu veröffentlichen und heroisierende oder
romantisierende Beschreibungen des Suizids zu vermeiden. Das Motiv für die Selbsttötung dürfe höchstens allgemein, aber nicht als nachvollziehbar dargestellt werden.
Der Deutsche Presserat empfiehlt ebenfalls Zurückhaltung. Dies gelte insbesondere für die Nennung von Namen und die Schilderung näherer Umstände wie Ort und Methode der Selbsttötung.
Völlig ausklammern wird ZEIT ONLINE das Thema Suizid nicht, da es gesellschaftlich relevant ist und viele Menschen betrifft, etwa schwer an Depressionen Erkrankte oder Angehörige.
Hilfe holen
Suizidgedanken ähneln einem Teufelskreis, der unausweichlich scheint, sich aber durchbrechen lässt. Häufig sind sie eine Folge psychischer Erkrankungen wie Psychosen, Sucht, Persönlichkeitsstörungen und Depressionen, die mit professioneller Hilfe gelindert und sogar geheilt werden können.
Betroffene finden zum Beispiel Hilfe bei der Telefonseelsorge unter der Telefonnummer 0800 – 111 0 111 und 0800 – 111 0 222. Die Berater sind rund um die Uhr erreichbar, jeder Anruf ist anonym, kostenlos und wird weder von der Telefonrechnung noch vom Einzelverbindungsnachweis erfasst. Direkte Anlaufstellen sind zudem Hausärzte sowie auf Suizidalität spezialisierte Ambulanzen in psychiatrischen Kliniken, die je nach Bundesland und Region unterschiedlich organisiert sind. Eine Übersicht über eine Vielzahl von Beratungsangeboten für Menschen mit Suizidgedanken gibt es etwa auf der Website der Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention.
Suizidgefahr erkennen
Wer den Verdacht hegt, dass ein Freund oder Angehöriger an Suizid denkt, sollte ihn zunächst darauf ansprechen und dabei unterstützen, professionelle Hilfe zu suchen. Wichtig sei es, auf Warnsignale zu achten und diese ernst zu nehmen – etwa 80% aller Selbsttötungen werden zuvor angekündigt.
Besorgniserregend seien nicht nur klare Suiziddrohungen und -ankündigungen, sondern auch indirekte Äußerungen der Hoffnungslosigkeit wie "Es hat alles keinen Sinn mehr" oder "Irgendwann muss auch mal Schluss sein". Zudem könnten bestimmte Verhaltensweisen auf Suizidgedanken hindeuten. So wollen suizidgefährdete Menschen häufig
ihre Angelegenheiten ordnen, also zum Beispiel Wertgegenstände verschenken oder ihr Testament aufsetzen. Auch stimmt der Entschluss zur Selbsttötung manche Menschen mit Depressionen ruhiger und weniger verzweifelt, was häufig als Besserung des psychischen Zustands missinterpretiert wird.
Hilfe für Angehörige bietet neben der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention auch der Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker unter der Rufnummer
0180 – 59 50 951 und der Festnetznummer 0228 – 71 00 24 24 sowie der E-Mail-Adresse seelefon@psychiatrie.de.
SOME THOUGHTS ON DEATH
[Peter Morrell]
The reasons I fear death are probably the same as those of most people.
The subject seems to divide itself into 5 main elements.
* loneliness fear of losing
those held dear
* Fear of pain and terror
* fear of the unknown/lack of
religious faith
* fear of
annihilation/destruction/ non-existence
* fear for one's soul's future
and prospects
The loneliness can be understood as a desire to keep what one has around
one now. This means friends and close relations, position in life, career and
possessions; none of which can be taken with you beyond the grave.
This inevitably leads one to realise that none of these things actually
define the person you are, or at least to question this idea. Also, the actual
importance we impute on these things is a lot less than it appears to be. We
cling to these aspects of our life out of a misguided sense of security and a
deluded sense of their importance for our survival.
Because death is inevitable and because we cannot take these things with
us beyond the grave, so therefore, these things we cannot take with us cannot
contribute very greatly to our spiritual make-up or our spiritual future; or in
fact, have much bearing on our future at all. They constitute 'baggage' with
which we have become encumbered along life's path, but which we needs must
surrender, abandon and part-company with at death.
Because we have to part company with it, we must try to realign our
perception of it and realise its relative insignificance and thus this may help
us to suppress our deep emotional attachment to it. We wrongly ascribe these
things to have much greater power and importance than they truly possess.
Another line of argument relates to what we come to this life with as a
baby-- pretty well nothing at all. We arrive with no friends, no possessions,
no language, intellect, personality, etc at all. We arrive with no possessions
except consciousness and a bundle of desires and aversions, etc. But little
babies are not locked into a state of permanent despair and panic --far from
it, mostly. Thus the loneliness and fear of losing possessions is shown to not
really be justified through reasoning and careful analysis. It is quite clearly
a false fear, which can be successfully annulled through thinking along these
lines. We can see therefore that like that of a little baby, our inner
happiness is not dependent upon the folks we hold dear nor upon our
possessions, as we have come to think.
We have left loved ones behind in previous lives many times and yet survived
OK and no doubt met up with them again and again. So why worry? Trust to our
inner heart!
The fear and terror we have of death arises from our knowledge that pain
and hurt, physical and mental exist and are often involved in the events of
dying. People who die violent deaths experience this type of thing, as do their
loved ones around them. Thus we assume that it is how everyone dies and how we
shall die. These elements of fear and terror are also compounded by our certain
knowledge that the time of arrival of our death in entirely unknown to us. This
creates two problems --one of fear and panic and the other is a form of
complacency. We do not know the time we are to die and thus as each day of our
life flows on undisturbed, so we are apt to become complacent and think that
death is 'such a long way off that I needn't worry about it'. This creates an
ignorance about it -- which stems from never thinking about it or preparing for
its arrival.
This in turn generates a great fear about it, so we avoid the subject
most of the time.
Because we also know fear and grief when anyone near to us dies, so we
avoid the pain the subject evokes; by such events we become reminded of our own
impending death, our own mortality, which we prefer not to confront. We are now
and then reminded, through sad events, that we are no different from other
folks and that we too shall also die. But not knowing when it will happen
increases our uncertainty, and as we recover, so also our complacency and
ignorance of it return and become compounded to comfort us. Yet fear and
comfort are misplaced responses to it.
Fear of the unknown is related both to the lack of knowledge of when it
will come, and also the fear of terror and pain at death itself. It is also
related to our fear of the future of our soul and its prospects. We fear death
like an unknown land or region which we must someday reluctantly visit, and
which contains unknown and hostile forces and elements. Not knowing what death
involves or how it takes place, we fear it like a painful and destructive event
and one surrounded by mystery and the fear of unknown.
Fear of annihilation and destruction assumes we exist in the way we
assume anyway. Yet we know that we only exist as a consciousness plus a bundle
of desires and aversions. That is the bottom line. And that is all we will take
with us from this world. Thus this topic relates to self and the world as
illusions and the nature of self and ego. In any case we can take comfort from
the fact that we are indestructible, no matter what happens to us. In any
religion, the soul or 'spark of life' is not destroyed by death, but passes on
into definite futures. We know also through direct personal experience that
this spark of life can disappear and then safely return, thru sleep every day.
Thus we can take heart that death is but a change exactly like sleep, from
which we will certainly re-merge.
Fear for the future of the soul relates to our fears about our moral
conduct in this life and any retributions that we feel might be due to us. We
must face these with honesty, remorse and a desire for self-improvement.
But we must also not dwell too deeply upon past negative events, but
appeal for forgiveness from ourselves and the wider world itself to give us
renewed hope for the future of our soul. We must try and adopt a positive
attitude towards our future and the good it can create.
[Whitmont]
Death and Sacrifice
Our narrative "Godfather Death" presents us with a number of
surprises, both in respect to healing itself and in regard to the stance it
requires from the healer.
Individual lives are represented as candles, the flickerings of lights.
These lives manifest as entities of consciousness (light), not of body or
substance. (This idea is also expressed in the German word
Lebenslicht, "light of life," as a synonym for the life
spirit.) These life-consciousness entities reside in the interior of the earth,
as though they were cells or organs of an earth organism.
They are presided over by a guardian spirit called Death who is Lord of
illness and healing and regulates extinction and regeneration in a way
analogous to the cycles of generation, destruction and regeneration of
individual cells in the living organisms.
Extinction of the flame of life is presented as a function of renewal
and renewal as a function of death. For a new light to be kindled an old one
must go out. Earthly structuring is shown to fluctuate in a process of
dissolution and creation; both are aspects of archetypal creativity.
The dramatic illness-impasse is presented as an aspect of a death-life
process. Its outcome depends upon the relative positioning of Death, who always
is present, at the head or feet of a patient.
Every overcoming of illness then involves a dying, one way or another,
whether we see it as a healing or an actual physical dying. The old must be
offered up for the new possibilities to enter. The ill person needs to
surrender to the archetypal energy that tries to reach him and demands that
something "dies."
Psychologically this partial dying may happen by dint of yielding and
giving up one's resistance to the new, or physically, in allowing the
"spirit" of the illness to enter through the similar substance
potency (in homeopathy) or the arousal of the critical points, meridians or
spinal areas (in acupuncture or manipulative techniques). Often, quite intense
temporary aggravation -intensification of crisis rather than immediate relief
of the existing stress- is risked thereby. The acceptance of such a crisis
amounts to a creative sacrifice. We are reminded of the mythologem of creation
through the self-sacrifice of the deity.
HEALING
An interesting corroboration of the idea that healing occurs through
seemingly destructive transformation is provided by an Alchemistic image series
depicting the transformation sequence leading to the "lapis" (the
philosopher's stone) and to the "pure gold." The process is
represented in terms of the Old King (the status quo) not paying attention to
the entreaties of his son and his 5 servants (the new potentialities).
Thereupon, the king is stabbed to death by his son, who is now made to join the
father in his grave. The grave becomes an incubation chamber in which they are
both burned and dissolved. By the intervention of the angel (the healer
archetype), their residues are distilled and spiritualized and, aided by the
prayers of the helpers, die new king rises from the tomb ... "full of the
grace of God.... His body is wholly spiritual and built on heavenly fires; he
has the power to make all his servants kings."
(Janus Lacinius Therapus, 'The Calabrian: A Form and Method of Perfecting Base Metals." In The Alchemical Tradition in the Late Twentieth Century, ed. Richard Grossinger, Berkeley: North Atlantic Books, 1979,
pp. 69-74.)
‡ Anarchismus
und soziale Dreigliederung: Ein Vergleich von Sylvain Coiplet
Michail
Bakunin (russischer Revolutionär und Anarchist/gilt als einer der
einflussreichsten Denker der anarchistischen Bewegung/erster Organisator)
Rudolf
Steiner (österreichischer Esoteriker und Philosoph/Begründer der
Anthroposophie)
Religion:
Die Freiheit als Beweis oder als Tod Gottes?
Freiheit
gibt es nicht ohne Materialismus. Dies ist die Überzeugung der meisten
Anarchisten. Sie findet sich schon bei einem der ersten Anarchisten, Proudhon. In
einer Kampfschrift gegen die Religion stellt er Luzifer als den Befreier der
Menschheit dar. Er hat sie nämlich von Gott befreit.
Dieser
Gedanke findet sich bei Bakunin wieder, nur in einer noch radikaleren Form. Wer
einen Gott über sich stellt, der verzichtet auf seine Freiheit.
Bakunin:
Jehovah, von allen Göttern [??] gewiss der
eifersüchtigste/eitelste/roheste/ungerechteste/blutgierigste/
despotischste/menschlicher
Würde und Freiheit feindlichste, schuf Adam und Eva aus -man weiß nicht was für
einer- Laune heraus, ohne Zweifel, um seine Langeweile zu vertreiben, die bei
seiner ewigen egoistischen Einsamkeit schrecklich sein muss, oder um sich neue
Sklaven zu schaffen; dann stellte er ihnen edelmütig die ganze Erde mit allen
ihren Früchten und Tieren zur Verfügung, wobei er diesem vollständigen Genuss
nur eine einzige Grenze setzte. Er verbot ihnen ausdrücklich, die Frucht vom
Baume der Erkenntnis zu essen.
Er
wollte also, dass der Mensch, allen Bewusstseins seiner selbst beraubt, ewig
ein Tier bleibe, dem ewigen Gott, seinem Schöpfer und Herren, untertan. Aber da
kam Satan, der ewige Rebell, der erste Freidenker und Weltenbefreier. Er
bewirkt, dass der Mensch sich seiner tierischen Unwissenheit und
Unterwürfigkeit schämt; er befreit ihn und drückt seiner Stirn das Siegel der
Freiheit und Menschlichkeit auf, indem er ihn antreibt, ungehorsam zu sein und
die Frucht vom Baume der Erkenntnis zu essen.
Diesem
Gedanken widmet Bakunin eine zentrale Passage in dem Werk, von dem später ein
Fragment den Titel Gott und der Staat bekommen hat. Dort greift er einen alten
Witz von Voltaire auf, der heißt: Man müsste Gott erfinden, wenn es ihn nicht
geben würde. Mit anderen Worten: Dass es Gott gibt, sind wir uns eigentlich
nicht mehr ganz sicher, machen wir aber lieber so weiter, als ob es ihn geben
würde. Bakunin zieht lieber den Umkehrschluss: Gott müsste man abschaffen, wenn
es ihn geben würde. Er mag noch so liebevoll und freiheitlich sein, ein Gott
bleibt trotzdem ein Herr.
Wenn
Gott ist, so ist der Mensch unfrei, der Mensch kann und soll aber frei sein,
also gibt es keinen Gott. Ich fordere jeden auf, diesem Kreis zu entgehen, und
nun mag man wählen.
Hier
zeigt sich wie der Materialismus die Menschheit zur Freiheit erzieht. Nur ist
es bei Bakunin eher umgekehrt: Seine Freiheitsliebe hat ihn zum Materialisten
gemacht. Seinen Glauben an Gott hätte er gern behalten, wenn er nicht dadurch
in diesen Teufelskreis gekommen wäre.
Steiner:
Hier zeigt sich auch, warum Mackay von Steiner nichts mehr hören will, als
dieser zum Theosophen wird. Steiner wird damit nicht nur zum Spinner, sondern
noch dazu gefährlich. Wer dem Materialismus abschwört, der stellt zugleich die
Freiheit in
Frage.
Bakunin und Mackay sind sich wenigstens in dieser Frage einig: Ohne
Materialismus keine Freiheit.
Mackay:
Ich glaubte nie an einen Gott da droben,
Den
Lügner oder Toren nur uns geben.
Ich
sterbe - und ich wüsste nichts zu loben. Vielleicht nur Eins - dass wir nur
einmal leben!
Das
Paradoxe dabei ist, dass das Gedicht, woraus ich diese Zeilen entnommen habe,
von Steiner selbst zitiert wird und er dem sogar ausdrücklich zustimmt. Dann
lässt sich schon besser nachvollziehen, wieso Mackay von der späteren Wandlung
Steiners überrascht gewesen ist. Steiner selber kann man aber auch besser verstehen,
wenn man sich den Kontext etwas näher anschaut. Steiner zitiert aus derselben
Gedichtssammlung auch ein Jugendgedicht von Mackay, das noch stark religiös
gefärbt ist. Diesem Gedicht stimmt er auch zu, mit der Begründung: Wer sich als
Jugendlicher so stark hingeben konnte, der darf sich später auf sich selbst
stellen. Er macht es nicht aus innerer Armut. Es geht also nicht nur darum, ob
Religiosität oder nicht, sondern darum welche Religiosität. Und daher auch
welcher Materialismus. Wenn zwei dasselbe sagen, ist es nicht dasselbe. Für
Mackay ist dagegen bezeichnend, dass er diese Jugendgedichte aus den späteren
Auflagen der Sammlung entfernt hat. Was Steiner zu diesen Gedichten zu sagen
hatte, scheint ihm also nicht besonders eingeleuchtet zu haben.
Bakunin:
Ähnliches ließe sich von Bakunin sagen, sobald man seine Jugendbriefe (Briefe
an seine Schwester), heranzieht. Dort ist Gott noch allgegenwärtig. Seine
engsten Freunde sind auch ziemlich verblüfft gewesen, als er plötzlich zum
Atheisten wurde. Mit einer solchen Bekehrung hatte keiner gerechnet, auch nicht
diejenigen, welche selber Atheisten waren.
Steiner:
Materialismus ist also nicht gleich Materialismus. Religiosität ist aber auch
nicht gleich Religiosität. Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis Steiners.
Er beschreibt mit der größten
Selbstverständlichkeit
die verschiedensten geistigen Wesenheiten. Sie werden so konkret, dass die
Sammelbezeichnung Gott oder Teufel, demgegenüber abstrakt klingt. Aber gerade
bei dieser Beschreibung wird deutlich, dass der Mensch den Materialismus
brauchte, um zur Freiheit geboren zu werden. Der Materialismus ist für Gott das
Mittel gewesen, sich zugunsten der menschlichen Freiheit zu entmachten. Einmal
geboren kann aber diese Freiheit aus dem Materialismus herauswachsen. Steiner
kritisiert nicht, dass es zum Materialismus gekommen ist, sondern dass es dabei
bleibt. Es ist natürlich leichter frei zu sein, wenn man allein bleibt. Hat
sich die Freiheit aber befestigt, dann kann sie es sich leisten, noch dazu
religiös zu sein.
So
gesehen ist Steiner nicht mehr ein Anarchist, der die Freiheit an Gott verraten
hat, sondern ein Philosoph der Freiheit, der darüber enttäuscht worden ist, wie
wenig die Anarchisten aus ihrer Freiheit gemacht haben.
Enttäusch
wird man aber auch, wenn man lesen muss, wie Bakunin in einer
Vortragsnachschrift von Steiner zitiert wird. Die oben erwähnte Formel sieht
nämlich dort ganz anders aus:
Steiner:
Wenn Gott ist, so ist der Mensch frei, der Mensch ist Sklave, also gibt es
keinen Gott. Ich bin überzeugt, dass niemand aus diesem Kreise heraus kann, und
jetzt lasst uns wählen.
Vorhin
war der Mensch unfrei, wenn Gott ist, nun soll genau das Gegenteil der Fall
sein: Wenn Gott ist, so ist der Mensch frei. Und die Verwirrung geht noch
weiter.
Im
Zitat von Bakunin sollte der Mensch frei sein, nun gilt stattdessen: Der Mensch
ist aber unfrei. Das Einzige, was bei einer solchen Formel noch verwandt mit
Bakunin bleibt, ist der Schluss, der daraus zu ziehen ist: Also bin ich
Materialist.
Steiner:
geht es hier allerdings nicht um diesen Schluss. Er geht vielmehr auf den
Ausgangspunkt der Formel ein. Seine Kritik richtet sich an Bakunins
Freiheitsauffassung. Bei Bakunin soll es immer heißen:
Der
Mensch ist frei oder unfrei. Frei kann man aber nicht sein, sondern nur werden.
Die Freiheit ist dem Menschen nicht gegeben, er muss sie sich selbst erringen.
Mit meinen Worten: Steiner geht es um eine Freiheit, die alle Passivität
überwunden hat, um eine aktive Freiheit. Für eine solche Auffassung gibt es in
der Tat keinen Platz bei der Formel von Bakunin, wie sie von Steiner zitiert
wird. Bei der Originalformel aber schon. Dort heißt es: Der Mensch kann und
soll frei sein. Bei Bakunin gilt also auch, dass die Freiheit nicht gegeben
ist, sondern errungen werden muss.
Bleibt
man bei der Formel, die tatsächlich von Bakunin stammt, so stellt sich eine
andere Frage. Dort geht es, wie bei der von Steiner zitierten Abwandlung, schon
um ein entweder - oder. Zwar nicht darum, ob Freiheit oder Unfreiheit, aber
darum ob Freiheit oder Religion. Eigentlich wäre es für Steiner Grund genug, um
die Formel von Bakunin abzulehnen, weil seine Freiheit und seine Religion sich,
anders als die von Bakunin, nicht unbedingt ausschließen. Im Rückblick auf die
Zeit seiner Zusammenarbeit mit Mackay spricht Steiner von einer Versuchung. Er
sei nah daran gewesen, den Bereich der inneren Freiheit, wie er ihn in seiner
Philosophie der Freiheit ausgearbeitet hatte, zu verlassen und diese innere
Freiheit mit einer äußeren Freiheit zu vertauschen. Bei dieser Aussage habe ich
mich zwischen zwei Interpretationen noch nicht entscheiden können. Sie lässt
sich, ausgehend vom vorigen Kapitel, so interpretieren, dass die Philosophie
der Freiheit die Betonung auf die Wirklichkeit der Freiheit, Mackay dagegen auf
die Möglichkeit der Freiheit legt. Nimmt man dieses Kapitel über die Religion
hinzu, dann fragt sich ob Steiner unter äußerer Freiheit nicht auch etwas
anderes gemeint haben kann. Ist eine Freiheit, die unbedingt den Materialismus
braucht, nicht auch eine äußere Freiheit? War es keine Versuchung wert, weiter
über die geistige Welt zu schweigen, um mit den einzigen Freiheitsliebenden
seiner Zeit weiter zusammenarbeiten zu können?
Steiner:
Dies sind alles Überlegungen, die Steiner hätte anstellen können, wenn er nur
Bakunin richtig zitiert hätte. Nun fragt sich, wie er dazu kommt, Bakunin
falsch zu zitieren.
In
seiner Bibliothek steht ein Exemplar von Bakunins Gott und der Staat aus den
neunziger Jahren. Dort hätte er das richtige Zitat nachlesen können. Es lässt
sich allerdings nicht nachweisen, sser aber das Buch nicht nur besessen,
sondern auch gelesen hat. Gelesen hat er aber auf jeden Fall « Der Anmarsch des
Pöbels » von Dmitri Mereschkowski, wie es sich aus dem Zusammenhang seines
Vortrages vermuten lässt, und wie ein Blick in seine Bibliothek es bestätigt:
das Buch enthält nämlich Kommentare aus seiner Hand. Gehofft habe ich
natürlich, dass Mereschkowski es gewesen ist, der Bakunin falsch zitiert.
Steiner hätte den Fehler nur übernommen. Ihm wäre nur vorzuwerfen, dass er das
Zitat nicht nachgeprüft hat. Schon schlimm genug. Mereschkowski zitiert Bakunin
aber fast richtig, nämlich wie folgt:
Gott
ist, also ist der Mensch - Sklave. Der Mensch ist frei, also gibt es keinen
Gott. Ich bin überzeugt, dass niemand aus diesem Kreise herauskann, und nun
lasset uns wählen.
Mereschkowski
hat aus der aktiven Freiheit von Bakunin eine passive Freiheit gemacht. Der
Mensch ist frei. Sonst ist aber bei seinem Zitat alles richtig. Gott führt hier
wie beim Originalzitat von Bakunin zur
Sklaverei
und nicht zur Freiheit. Liest man aber bei Mereschkowski weiter, so kommt
heraus, dass er sich mit dieser Formel von Bakunin nicht zufrieden gibt. So wie
Bakunin die Formel von Voltaire aufgegriffen und verwandelt hat, so greift
Mereschkowski die Formel von Bakunin auf und formt sie zu einer eigenen Formel
um. Diese Formel könnte ich jetzt zitieren. Dies brauche ich aber eigentlich
nicht mehr, weil ich das schon gemacht habe. Die Formel von Mereschkowski ist
dieselbe Formel, die Steiner oben dem Bakunin zugeschrieben hat!
Wenn
Gott ist, so ist der Mensch frei, der Mensch ist Sklave, also gibt es keinen
Gott. Ich bin überzeugt, dass niemand aus diesem Kreise heraus kann, und jetzt
lasset uns wählen.
Gründe
für diese Verwechslung lassen sich nur vermuten. Mereschkowski wird nicht müde
zu betonen, wie Bakunin trotz seiner Ablehnung Gottes seine frühere religiöse
Gesinnung behalten hat, nämlich seinen fanatischen Eifer. Er ist nur vom
Orthodoxen zum Ketzer geworden. Er ist aber religiös geblieben. Bei
Mereschkowski ist diese Aussage eher verdächtig, weil er als Christ überall
Religiöses sehen will. Bezüglich Herzen, einem Freund von Bakunin, geht
Mereschkowski noch weiter. Er unterstellt ihm, dass er zwar bewusst
antireligiös gewesen ist, dass er aber unbewusst zu seiner eigenen Behauptung
tendiert hat: Ohne Gott, gibt es keine Freiheit. Vielleicht hat Steiner diese
Bemerkung nicht nur auf Herzen, sondern auch auf Bakunin bezogen. Das könnte
ich gerade noch verstehen. Steiner macht aber an dieser Stelle überhaupt keinen
Unterschied zwischen bewusst und unbewusst. Stimmt die Nachschrift, dann
tendiere ich also zu einer anderen Interpretation: Steiner hat das Buch von
Mereschkowski einfach nicht aufmerksam genug gelesen.
Zu
diesem Schluss war ich gekommen, als ich von Karl-Martin Dietz auf eine weitere
Stelle aufmerksam gemacht wurde, wo Steiner sich vier Jahre früher über Bakunin
ausspricht. Dort geht es auch um Gott und die Freiheit. Der Unterschied ist
nur, dass Steiner diesmal Bakunin fast richtig zitiert, nämlich so wie er von
Mereschkowski zitiert wird.
Wenn
Gott existiert, so ist der Mensch Sklave. Der Mensch ist frei, also gibt es
keinen Gott.
Steiner
interessiert hier auch nicht, ob Bakunins Freiheitsauffassung aktiv oder passiv
ist, sondern nur der Kontrast zur Formel von Voltaire. Da dieses richtige Zitat
früher entstanden ist als das falsche, so steht für mich fest, dass die
Nachschrift mit dem falschen Zitat nicht stimmen kann. Wer von Steiner viel
hält, mag dadurch erleichtert sein. Nicht Steiner sondern der Schreiber hat
gepfuscht. Dies hat er aber so raffiniert gemacht, dass einem dabei jede
Nachschrift verdächtig wird.
Es
lohnt sich daher möglichst viele Stellen zu vergleichen, wo Steiner dasselbe
Thema anschneidet. Dieser Vergleich ist nicht nur bei unseren beiden Stellen
über Bakunin lehrreich. Er lässt sich auf all die Stellen ausweiten, bei denen
es Steiner um passive und aktive Freiheit geht. Als typisches Beispiel für
passive Freiheit bringt Steiner sonst nicht Bakunin, sondern immer wieder
Wilson an. Und diesmal stimmt auch das Zitat:
«
Was ist Freiheit? » sagt der andere. « Das Bild, das mir vorschwebt, ist eine
große, mächtige Maschine. Setze ich die Teile so unbeholfen und ungeschickt
zusammen, dass, wenn ein Teil sich bewegen will, er durch die anderen gehemmt
wird, dann verbiegt sich die ganze Maschine und steht still. Die Freiheit der
einzelnen Teile » - wohlgemerkt: die Freiheit der Teile der Maschine! - « würde
in der besten Anpassung und Zusammensetzung aller bestehen. » - Um die
menschliche Freiheit zu charakterisieren, sagt er das alles! - « Wenn der große
Kolben einer Maschine vollkommen frei laufen soll, so muss man ihn den anderen
Teilen der Maschine genau anpassen. Dann ist er frei ... » - Um zu wissen, wie
der Mensch frei wird, untersucht man also die Maschine! - «... dann ist er
frei, nicht weil man ihn isoliert und für sich allein, sondern weil man ihn
sorgfältig und geschickt den übrigen Teilen des großen Gefüges eingefügt hat.
Was ist Freiheit? Man sagt von einer Lokomotive, dass sie frei laufe. Was meint
man damit? Man will sagen, die einzelnen Bestandteile seien so zusammengesetzt
und ineinander gepasst, dass die Reibung auf ein Minimum beschränkt wird. Man
sagt von einem Schiff, das leicht die Wellen durchschneidet: wie frei läuft es,
und meint damit, dass es der Stärke des Windes vollkommen angepasst ist. Richte
es gegen den Wind, und es wird halten und schwanken, alle Planken und der ganze
Rumpf werden erzittern, und sofort ist es gefesselt. » - jetzt zeigt er, dass
das so geht bei der menschlichen Natur wie bei der Maschine, bei dem
Dampfschiff und so weiter: « Es wird nur dann frei, wenn man es wieder abfallen
lässt und die weise Anpassung an die Gewalten, denen es gehorchen muss, wieder hergestellt
hat. »
Freiheit
heißt also Anpassung. Da hat Steiner wirklich ein gutes Beispiel gefunden:
Passiver geht nicht. Zugleich deutet er an, das Problem würde darin liegen,
dass Wilson das Vorbild der menschlichen Freiheit bei der Maschine sucht. Dies ergänzt
sich gut mit einer anderen Stelle, wo Steiner von Wilsons Freiheit sagt, sie
sei keine Freiheit, weil Wilson den Menschen auf den Leib reduziere. Als
weiteren Grund gibt er dort an, dass Wilson den Unterschied zwischen Tier und
Mensch unterschätzt. Bei ihm soll es daher keine richtige Entwicklung geben.
Was
dahinter steckt, ist wieder die Frage, wie weit sich der Darwinismus mit der
Freiheit verträgt. Wie steht es um die menschliche Freiheit, wenn der Mensch
nicht von Gott, sondern vom Affen abstammt? Diese Frage stellt sich nicht nur
bei Wilson. Auch der späte Bakunin führt den Menschen gern auf das Tier zurück.
Wer diese Frage beantworten will, muss aber zuerst klären, was alles unter
einer richtigen Entwicklung verstanden werden kann.
Seit
der Mitte des 19ten Jahrhunderts wird unter Entwicklung verstanden, dass vom
Einfachsten zum Kompliziertesten aufgestiegen wird. Dies ist die
allgemeingültige Entwicklungstheorie. Die Entwicklung hat nur eine Richtung.
Sogar Kropotkin hält sich daran. Die Richtung, die er der Entwicklung
unterstellt, ist zwar unüblich. Mit Darwin ist er sich aber trotzdem einig,
dass der Mensch die Richtung der tierischen Entwicklung nur weiterführt.
Richtungswechsel darf es in der Entwicklung nicht geben. Kropotkin lehnt deswegen
Hegel als völlig unwissenschaftlich ab, weil dieser in jeder Entwicklung nach
Richtungswechseln sucht. Die Entwicklung geht vom Positiven aus, schlägt dann
ins Negative um, um in einem dritten Schritt zuletzt zu einer höheren Synthese
zu kommen. Dies ist für Hegel eine richtige Entwicklung, eine dialektische
Entwicklung.
Bakunin:
später konnte er sich zwar für den Darwinismus begeistern. Sogar gegen eine
Entwicklung vom Einfachsten zum Kompliziertesten hat er nichts einzuwenden. Auf
die Idee, Hegel deswegen zu
verdammen,
ist er aber nicht gekommen. Er baut vielmehr auf das weiter auf, was er selber
aus Hegel gemacht hat. Als Junghegelianer hat er nämlich den Richtungswechsel
bei der Entwicklung noch stärker betont als Hegel selbst. Ihn interessiert nur
der Umschlag vom Positiven ins Negative.
Das
Positive und das Negative folglich nicht gleichberechtigt, wie die
Vermittelnden es denken; - der Gegensatz ist kein Gleichgewicht, sondern ein Übergewicht
des Negativen, welches der übergreifende Moment desselben ist; - das Negative,
als das bestimmende Leben des Positiven selbst, schließt in sich allein die
Totalität des Gegensatzes ein und so ist es auch das absolut Berechtigte.
Die
spätere Synthese, die von Hegel angestrebt wird, interessiert ihn überhaupt
nicht. Dies drückt er in einer Formel aus, die ihn als Revolutionären berühmt
gemacht hat: Die Lust der Zerstörung ist zugleich eine schöpferische Lust! Wer
die alte Welt zerstört, schafft zugleich eine neue Welt. Und diese Art der
Dialektik ist es, die Bakunin auf den Darwinismus überträgt.
Was
bei Bakunin als « Synthese » aus Hegel und Darwin herauskommt ist ziemlich
einzigartig. Der Mensch stammt also vom Tier ab, schlägt aber durch die Entwicklung
ins genaue Gegenteil um. Er wird zum negativen Bild des Tieres, der Natur. Ist
das Tier immer Sklave, so wird der Mensch frei. Der Materialismus führt eben
immer zur Freiheit. Nur führt er bei Bakunin, anders als bei Wilson, zu einer
aktiven Freiheit. Für weise Anpassung und Gehorsam hat Bakunin eben nichts
übrig.
Alle
Zweige moderner, gewissenhafter und ernster Wissenschaft wirken zusammen, diese
große, diese grundlegende und entscheidende Wahrheit zu verkünden: Jawohl, die
soziale Welt, die menschliche Welt im eigentlichen Sinne, die Menschheit mit
einem Wort ist nichts anderes als die - für uns und unseren Planeten wenigstens
- letzte und oberste Entwicklung, der höchste Ausdruck der Animalität. Da aber
jede Entwicklung notwendig eine Verneinung einschließt, nämlich die Verneinung
ihrer Grundlage oder ihres Ausgangspunktes, ist die Menschheit zugleich und vor
allem die bewusste und fortschreitende Verneinung der tierischen Natur in den
Menschen, und gerade diese ebenso vernünftige als natürliche Verneinung, die
nur vernünftig ist, weil sie natürlich ist, geschichtlich und logisch wie die
Entwicklungen und Produkte aller Naturgesetze, gerade diese Verneinung bildet
und schafft das Ideal, die Welt der geistigen und moralischen Überzeugungen,
die Ideen.
Ja
unsere ersten Vorfahren, unsere Adams und Evas waren, wenn nicht Gorillas, doch
sehr nahe Verwandte des Gorilla, omnivore, intelligente und wilde Tiere, die in
unendlich höherem Grade als alle anderen Tierarten die zwei wertvollen
Fähigkeiten besaßen: die Fähigkeit zu denken und die Fähigkeit, das Bedürfnis,
sich zu empören.
Und
wie steht es dann um die menschliche Freiheit, wenn man den Menschen nicht vom
Affen abstammen lässt ? Wer den Menschen von Gott abstammen lässt, schafft ihn
auch nicht nach dem Bild Gottes, sondern nach dessen Gegenbild. Er macht aus
ihm das Gegenteil von Gott. Gott ist absolut frei, der Mensch soll daher Sklave
sein. Die Theologen und Idealisten sind deswegen alle Feinde der menschlichen
Freiheit. Sie gehören zur alten positiven Welt und damit abgeschafft.
Bakunin:
Überblick über seine Zitate
1871
Wenn Gott ist, so ist der Mensch
unfrei,
der
Mensch kann und soll aber frei sein,
also gibt es keinen Gott.
Bakunin
laut Mereschkowski
1907
Gott ist, also ist der Mensch - Sklave.
Der Mensch ist frei, also gibt es keinen
Gott.
Bakunin
laut Steiner
1914
Wenn Gott existiert, so ist der
Mensch Sklave.
Der Mensch ist frei, also gibt es keinen
Gott.
Mereschkowski
contra Bakunin
1907
Wenn Gott ist, so ist der Mensch
frei,
der Mensch ist Sklave, also gibt es keinen
Gott.
Bakunin
laut Steiner
1919
Wenn Gott ist, so ist der Mensch
frei,
der Mensch ist Sklave, also gibt es keinen
Gott. ‡
Vorwort/Suchen Zeichen/Abkürzungen Impressum