Perna canaliculus = Grünlippmuschel/aus getrocknetem Muschelextrakt;
Repertorium:
Haut: Jucken - brennend
Vergleich: Enthält: Glucosamin;
Delessaria sanguinea + Harp. (bauen Bindegewebe auf). Siehe:
Mollusca
Phytologie: Rheuma/Knörpel aufbauend
Orthomolekularen Medizin: wegen hohem Anteil an Glucosaminoglycanen und vermuteten essentiellen Fettsäuren und Antioxidantien zur Therapie von Gelenkerkrankungen als Muschelpulver verkauft.
[René
Gräber]
Kultiviert an der Küste Neuseelands. Erwachsenen
Tiere werden zwischen 10 und 25 cm lang. In riesigen Zuchtfarmen werden jedes
Jahr bis zu 60 000 Tonnen der Grünlippmuscheln geerntet. Auf der ganzen Welt
ist diese Muschelart als Delikatesse begehrt. Im Handel ist sie auch unter dem
Namen "Neuseeländische Grünschalmuschel"
oder "Neuseeland-Miesmuschel" erhältlich.
Circa 10 % der Jahresernte wird jedoch für
pharmazeutische Zwecke konserviert. Nach der Gefriertrocknung wird das
Grünlippmuschelkonzentrat meist in Kapseln oder Tabletten angeboten. Der
wirksame Bestandteil ist das Glucosaminglykan. Dabei handelt es sich um
langkettige Aminozuckerverbindungen, die die Fähigkeit besitzen sollen, die
"Gelenkschmiere" (= Synovialflüssigkeit, Synovia) aufzubauen.
Die meisten Beschwerden an den Gelenken entstehen
nach gängiger Meinung der Schulmedizin durch Knorpelabbau, der schließlich zur
Arthrose führen soll. Dazu kommt es
nach Ansicht der Schulmedizin entweder durch
krankhafte Veränderungen im Knochengerüst oder durch "altersbedingte
Abnutzung". Besonders "gewichtsbelastete" Gelenke
wie Knie oder Hüfte, sowie stark beanspruchte wie
Hand- und Fingergelenke sind arthroseanfällig.
Im fortgeschrittenen Alter verliert der Körper die
Fähigkeit, den Stoff Glucosamin, der für den Aufbau der Gelenkschmiere
verantwortlich ist, selbst herzustellen. Glucosaminglykan kann diese Aufgabe
teilweise übernehmen - so jedenfalls die Vorstellung.
Allerdings werden die Produkte auch von Sportlern
geschätzt. Vor allem Sportarten die hohe Anforderungen an die Ausdauer und
damit an die Gelenke stellen, profitieren von zusätzlicher
Glucosaminglykan-Einnahme, zum Beispiel in Form von Grünlippmuschelextrakt.
Gerade Marathonläufer leiden oft unter Gelenkbeschwerden.
Sogar Tiere können von Arthrose-ähnlichen
Erkrankungen befallen werden. Bei stark beanspruchten Reitpferden und sogar bei
Hunden und Hauskatzen lassen sich im Alter Abnutzungserscheinungen in den
Gelenken feststellen. Genau wie beim Menschen können dabei große Schmerzen auftreten,
welche die Lebensqualität des Tieres erheblich schmälern. Eine Behandlung
mit Grünlippmuschelkonzentrat kann helfen.
Studien zur
Wirksamkeit
1. Clinical
efficacy and safety of Lyprinol, a patented extract from New Zealand
green-lipped mussel (Perna Canaliculus) in patients with osteoarthritis of the
hip and knee: a multicenter 2-month clinical trial. Cho et al., Yonsei Medical Clinic, Seoul, Korea.
Lyprinol ist ein Komplex aus 12 verschiedenen
Omega-3-Fettsäuren, die nur in der Grünlippmuschel vorzukommen scheinen und
die, wie alle anderen Omega-3-Fettsäuren auch, starke anti-entzündliche Wirkung
haben sollen. Die vorliegende Studie aus dem Jahr 2009 untersuchte die
klinische Wirksamkeit und Sicherheit von Lyprinol bei Patienten mit
Osteoarthritis (Gelenkverschleiß, Gelenkarthrose).
Osteoarthritis ist eine degenerative
Gelenkerkrankung, die oft im höheren Lebensalter auftritt. Da bei
Gelenkproblemen meist eine Entzündung zu Grunde liegt, ist es von Interesse, in
wie weit die Gabe von Grünlippmuschelextrakt oder einzelnen aktiven Komponenten
daraus auf diese Entzündungen Einfluss nimmt.
Bei der obigen Studie wurden 60 Patienten mit
Osteoarthritis des Knies und der Hüfte und den entsprechenden Symptomen in die Studie
aufgenommen. Sie erhielten täglich zweimal 2 Kapseln mit Lyprinol. Nach 4 und 8
Wochen Behandlung mit Lyprinol wurden folgende Parameter analysiert: Visuelle
Analogskala, Lequesne Funktions-Index, allgemeine Beurteilung durch die
Patienten, allgemeine Einschätzung durch die behandelnden Ärzte und das
Aufkommen von Nebenwirkungen.
Als Resultat wurde beobachtet, dass die Behandlung
mit Lyprinol die Zeichen und Symptome der Osteoarthritis signifikant
verbesserte. Dies betraf alle erhobenen Parameter. Nach 4 Wochen Behandlung
erfuhren 53 Prozent und nach 8 Wochen 80 Prozent der Patienten eine gute
Besserung der Schmerzen und auch eine Verbesserung der Gelenkfunktion. Es
wurden keine Nebenwirkungen während der gesamten Verlaufszeit der Studie
festgestellt.
Die Forscher schlossen aus ihren Beobachtungen, dass
Lyprinol sehr effektiv ist, und sich als eine sehr vielversprechende
entzündungshemmende Substanz erweist, die in der Lage ist, die Symptome einer
Osteoarthritis ohne Nebenwirkungen zu mildern.
Eine andere wissenschaftliche Untersuchung aus dem
Jahr 2007 nahm sich einmal die Omega-3-Fettsäuren der Grünlippmuschel vor und
untersuchte deren biochemische Beschaffenheit:
2. Novel
anti-inflammatory omega-3 PUFAs from the New Zealand green-lipped mussel, Perna
canaliculus. Treschow et al.: Natural Products Research Group, School of
Medical Sciences, RMIT University, Bundoora, Australia.
Die Wissenschaftler stellten in der Grünlippmuschel
eine ganze Reihe von neuen, verschiedenen Omega-3-Fettsäuren fest, die sie PUFA
nannten, was für “polyunsaturated fatty acids” steht. Desweiteren stellten sie
fest, dass diese Omega-3-PUFA eine beträchtliche entzündungshemmende
Wirksamkeit mit sich brachten. Mit verschiedenen Reinigungs- und
Extraktionsverfahren stellten sie einen Extrakt dieser Omega-3-Fettsäuren her
und identifizierten die einzelnen Komponenten. Der Hauptbestandteil der PUFAs
war ein naher Verwandter der Arachidonsäure. Alle Komponenten zeigten in vitro
eine signifikante Hemmung der Lipoxygenase, was der Wirksamkeit von NSAR
(nichtsteroidales Antirheumatikum, sprich: Schmerzmittel) entspricht. Vorteil
der Muschel-Omega-3-Fettsäuren ist, dass sie keine negativen Wirkungen im
Magen-Darm-Trakt erzeugen, die sonst von den pharmazeutisch erstellten
Präparaten als Hauptnebenwirkung bekannt sind.
Eine noch frühere Studie zur Grünlippmuschel, hatte
Teile dieser Ergebnisse bereits im Jahr 2000 formuliert:
3.
Anti-inflammatory effects of a stabilized lipid extract of Perna canaliculus
(Lyprinol). Halpern GM. University of California,
USA.
Die Wissenschaftler hielten fest, dass Lyprinol ein
lipidreicher Extrakt aus Grünlippmuscheln ist, der ausgezeichnete
entzündungshemmende Wirkung in Tieren und Menschen aufweist. Die von den
Forschern mit Lyprinol behandelten Ratten zeigten nach Provokationstests keine
Merkmale von Polyarthritis oder autoimmun bedingter Arthritis. Die dabei
eingesetzten Dosierungen waren deutlich unter denen von NSAR und 200-mal
geringer als die anderer Samen- oder Fischöle. Die entzündungshemmende Wirkung beruhte
weitestgehend auf Omega-3-Fettsäuren (PUFAs) und natürlichen Antioxidantien,
z.B. Carotinoiden. Bemerkenswert war die Feststellung der Wissenschaftler, dass
im Gegensatz zu NSAR das Lyprinol keine “gastro-toxische” Wirkung in von
Krankheit gestressten Ratten zeigte, selbst bei einer so hohen Dosierung von
300 mg/kg oral. Sie schlossen, dass klinische Studien, kontrollierte oder
randomisierte, einen signifikanten entzündungshemmenden Effekt bei Patienten
mit Osteoarthritis, rheumatischer Arthritis, Asthma und anderen entzündlichen
Erkrankungen gezeigt haben. Lyprinol ist eine wiederherstellbare, stabile
Quelle von bioaktiven Lipiden, die eine deutlich größere Wirksamkeit besitzen
als Pflanzen- und Fischöle, die augenblicklich (2000) als Nahrungsergänzungsmittel
zum Einsatz kommen, um entzündungsbedingte Symptome zu bekämpfen.
Asthma? War das ein Druckfehler oder steckt da mehr
hinter? Sollte es tatsächlich Hinweise geben, die einen günstigen Einfluss der
Grünlippmuschel bei Asthma zeigen? Hier eine Studie aus dem Jahr 2002:
4. Treatment of
asthma with lipid extract of New Zealand green-lipped mussel: a randomised
clinical trial. Emelyanov et al. Hospital Therapeutic Clinic, Pavlov Medical
University, St-Petersburg. Russia.
Asthma ist eine chronische Entzündung der
Schleimhäute der Atemwege, die teilweise durch Leukotriene und andere
Lipidmediatoren verursacht wird. Experimentelle Studien haben gezeigt, dass ein
Lipidextrakt der Grünlippmuschel effektiv Lipoxygenase und Cyclooxygenase
blockiert. Diese Enzyme sind verantwortlich für die Produktion von
entzündungsfördernden Prostaglandinen etc.
Das Ziel der Studie war, eine Reihe von Parametern zu
bestimmen, wie Symptome, maximale Ausatmungsgeschwindigkeit und den
Wasserstoff-Peroxid-Gehalt der ausgeatmeten Luft als Gradmesser für die
Atemwegsentzündung. Die Studie war eine randomisierte, doppelblinde,
Plazebo-kontrollierte Studie mit 46 Patienten mit allergischem Asthma, das
nicht mit Steroiden vorbehandelt war. Diese Patienten erhielten 2 Kapseln
Lyprinol oder Plazebo zweimal täglich über den Zeitraum von 8 Wochen. Jede
Kapsel Lyprinol enthielt 50 mg mit Omega-3-Fettsäuren PUFAs und 100 mg
Olivenöl. Die Plazebo-Kapseln dagegen enthielten "nur" 150 mg
Olivenöl.
Als Ergebnis zeigten sich in der Verum-Gruppe eine
signifikante Abnahme von Lungenpfeifen während des Tages, eine Abnahme von
Wasserstoff-Peroxid in der ausgeatmeten Luft und ein Anstieg der maximalen
Ausatmungsgeschwindigkeit am Morgen. Die Unterschiede zur Plazebo-Gruppe waren
statistisch signifikant. Von daher schlossen die Autoren, dass der Lipidextrakt
der Grünlippmuschel eine Reihe von vorteilhaften Eigenschaften bei Patienten
besitzt, die an atopischen Asthma leiden.
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