A.D.H.S. Anhang 7

 

ZEIT ONLINE

Gesundheit

[Julia Völker und Dagny Lüdemann]

ADHS: Psychische Krankheit auch bei Erwachsenen

Bin ich ein Versager?

Müde, unkonzentriert, planlos, chaotisch: Wer all das ist, sucht die Schuld meist bei sich. Die wenigsten wissen, dass ADHS der Grund sein kann - auch bei Erwachsenen.

Michael Christiansen* war ein erwachsener Mann, als er die Diagnose ADHS erhielt, eine Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung. Das war einer der wichtigsten Tage in seinem Leben, sagt er heute. "Es war, als konnte ich plötzlich verstehen, was Normalsein bedeutet, wie all die anderen ticken - so als ob ein entgleister Zug endlich wieder in seine Schienen gesprungen wäre", sagt er.

Bis dahin waren dem damals 24-Jährigen die Gedanken und Eindrücke nur so durch den Kopf gesaust, ohne roten Faden, ein Gedanke löste den nächsten ab, in Windeseile. Egal worauf er sich konzentrieren wollte, seine Aufmerksamkeit war in Sekunden woanders - bei der neuen E-Mail im Posteingang oder beim vorbeifahrenden Auto, dessen Geräusch ihn packte. Im nächsten Augenblick wollte seine WG-Mitbewohnerin etwas, aber er hörte nicht richtig hin - sein Gehirn hatte schon wieder anderes vor.

Michael Christiansen war damals mitten im Physikstudium. Er wirkte nicht so, als wäre er krank. Ein bisschen unorganisiert war er schon, immer spät dran, vielleicht etwas faul. Ein typischer Bummelstudent, könnte man denken. Seine konfuse Art fanden manche sogar cool. Er gab sich unangepasst, impulsiv und spontan - nach außen sah es aus, als prallte der Leistungsdruck des Studiums an seinem Selbstbewusstsein ab.

Ritalin als letzter Ausweg?

Innerlich war Christiansen längst verzweifelt. Obwohl ihn sein Studienfach faszinierte und er Lust hatte, Neues zu lernen, funktionierte es nicht. "Seitdem ich keine feste Struktur mehr hatte, wie zuvor in der Schule, entglitt mir plötzlich alles", sagt der heute 28-Jährige.

Sein Tagesablauf geriet aus dem Ruder. Erst spät abends fing er mit dem Lernen an, blieb wach bis es hell wurde, ohne wirklich etwas zu schaffen. Danach schlief er durch,

bis seine Mitbewohner schon wieder von der Uni zurück waren. "Sobald mich etwas interessiert, verzettele ich mich und verliere mich in Kleinigkeiten. Alles andere bleibt

auf der Strecke," sagt er.

Das Leben schien ihm immer einen Schritt voraus zu sein. Auch Alltagstätigkeiten wie Essen machen oder Putzen überforderten ihn bald. Das führte zu Konflikten und Unverständnis seitens der Mitbewohner. Jeden Tag musste er sich anhören, er solle sich doch mal aufraffen. So lange, bis er sich wirklich wie ein Versager fühlte.

Der Leidensdruck ließ ihn erfinderisch werden, er recherchierte und kam auf die Idee, es mal mit Ritalin zu versuchen. Das Medikament mit dem Wirkstoff Methylphenidat wird ADHS-Patienten verschrieben. Und es wird -illegal- auf manchem Campus herumgereicht, unter seelisch gesunden Studenten, die damit kurzfristig ihre Konzentrationsfähigkeit steigern wollen. Schneller lernen, bessere Noten erzielen, unter dem Druck des Creditpoint-Systems bestehen, das sind die Ziele, die junge Menschen dazu bringen, es mit Hirndoping zu versuchen und riskante Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen.

Michael Christiansen ging es um etwas ganz anderes. Für ihn war die Ritalin-Pille der verzweifelte Versuch, überhaupt noch etwas auf die Reihe zu bekommen.

Wirklich geplant hatte er es nicht. Ein Studienkollege, mit dem er sich zum Lernen traf, erzählte ihm eines Tages, er habe Ritalin zur Konzentrationssteigerung genommen. Christiansen erlag der Versuchung und griff ebenfalls zu einer Tablette. Diese Erfahrung änderte sein Leben radikal.

Als er merkte, wie sich plötzlich seine Gedanken sortierten, bündelten und neu ausrichteten, wie er auf einmal eine Klarheit im Kopf verspürte, die fast wehtat, da wusste er: Das Medikament wirkte. Zum ersten Mal konnte er nachvollziehen, was fokussierte Aufmerksamkeit ist. Sich einer Tätigkeit vollständig hingeben, sich in dem Moment nur

für ein Thema interessieren, ganz bei der Sache sein - so einen Zustand hatte der Physikstudent bis dahin nicht gekannt.

Und sein so ruckartig geschärfter Verstand sagte: Das heißt, meine Vermutung stimmt, ich habe ADHS. Noch in der gleichen Woche nach dem Aha-Erlebnis ging Christiansen zum Facharzt. Er wollte endlich Klarheit. Schon in der Auswertung der ersten Fragebögen sprach vieles für eine ADHS, schnell stand die Diagnose fest.

Die Unfähigkeit, äußere Reize auszublenden, ein ständiger Bewegungsdrang, fahrige Gedanken, Ungeduld, Abgelenktheit und Unruhe - all das sind typische Symptome für das Syndrom, von dem Mediziner lange glaubten, es trete nur unter Kindern und Jugendlichen auf. Verschiedene Untersuchungen belegen mittlerweile, dass die Störung auch im Erwachsenenalter bestehen bleiben kann. Zwischen ein und zwei Drittel der Kinder scheinen die Störung auch im höheren Alter beizubehalten. Damit leiden zwischen

1 - 6% aller Erwachsenen an ADHS.

So wie sich Charakterzüge im Lauf des Lebens wandeln, verändert sich das Gesicht der ADHS. Im Erwachsenenalter haben die meisten gelernt, sich ihrem sozialen Umfeld anzupassen. Die körperliche Rastlosigkeit, durch die betroffene Kinder nicht selten den Stempel "Zappelphilipp" aufgedrückt bekommen, hat meist nachgelassen. An deren Stelle rückt eine wachsende innere Unruhe.

Erwachsene ADHS-Patienten klagen häufiger auch über depressive Verstimmungen und Ängste. Die meisten leiden sehr darunter, den Überblick über ihr Leben verloren zu haben. So beschreibt es auch Christiansen, dessen Pech es paradoxerweise war, dass er es als sehr intelligenter Schüler problemlos bis zum Abi schaffte. Weil er nicht aus dem Raster fiel, wurde die ADHS nicht entdeckt.

Viele Betroffene scheitern schon jung an den schulischen Anforderungen, was aber auch keine Garantie dafür ist, dass die Wurzel ihrer Andersartigkeit entdeckt und richtig behandelt wird. Reagieren Schüler auf den Stress, die Überforderung und den Druck, den ihre ADHS auslöst, aggressiv, vermuten Lehrer und Erzieher häufig zunächst soziale und familiäre Ursachen. Nicht wenige der Kinder werden zu Unrecht als unbegabt und faul eingestuft.

Endlich kein Störenfried mehr sein

Für Kinder und junge Erwachsene kann das einen langen Leidensweg bedeuten. Sie nehmen sich selbst als Störenfried und Problemfall war, was das Selbstbewusstsein

schwer belastet. Erhalten sie endlich die richtige Diagnose, ist es für die meisten ein befreiendes Gefühl: "Es war wahnsinnig gut zu merken, dass ich mir nicht alles nur einbildete, dass ich nicht einfach nur faul war und mich mehr anstrengen müsste", sagt Christiansen. Und es half ihm zu wissen, dass andere das gleiche Problem haben.

Umgekehrt hat nicht jeder mit Motivationsschwächen ADHS. Der Grat zwischen normalem Chaos und psychischer Störung ist schmal - die Abgrenzung können nur

erfahrene und spezialisierte Ärzte und Therapeuten nach diversen Tests machen. Und nicht für jeden ADHS-Patienten sind Medikamente die richtige Therapie.

Selbst Ärzteverbände beklagen, dass Ritalin häufig zu leichtfertig verschrieben werde.

Christiansen sieht in der Medikamententherapie für sich mehr Vor- als Nachteile - trotz dauerhafter Nebenwirkungen. Er beschreibt sich unter Einfluss der Pillen als weniger gesprächig, kaum zu Witzen oder Ironie bereit. "Diskussionen verkommen eher zu einem "Ja-nein-Gespräch", die Kreativität ist deutlich eingeschränkt," sagt er. Zudem ist die Wirkung auf wenige Stunden begrenzt. Methylphenidat verändert auch das Hungergefühl - und das kann auf die Figur schlagen. Bis zu zwei Stunden nach der Einnahme haben die Patienten kaum Appetit, am Abend können Heißhungerattacken folgen. Ritalin-Kapseln, die den Wirkstoff stufenweise abgeben, mildern diesen Effekt etwas ab.

Neben den Tabletten ist auch die Unterstützung durch Freunde und Angehörige wichtig. "Mir hilft es, wenn mich morgens jemand -oft auch gegen meinen Widerstand- aus dem Bett wirft", sagt Christiansen. Mit Mitleid kann er wenig anfangen. Er möchte auch nicht, dass andere seine Erkrankung als Entschuldigung für sein Verhalten ansehen. "Ich möchte neutrale Verhältnisse. Ich bin ich, egal welcher Aspekt davon zur ADHS gehört und welcher nicht."

Bisher ist unklar, ob sich ADHS langfristig heilen lässt. Verschiedene Studien zeigen, dass viele Betroffene sich im Laufe des Lebens zunehmend mit ihrer Andersartigkeit arrangieren können, insbesondere dann, wenn sie unter fachärztlicher Betreuung stehen.

Ein Leben unter erschwerten Bedingungen - darauf hat sich Chistiansen eingestellt: "Lange habe ich gedacht, dass nach einer gewissen Zeit alles besser wird, ich geheilt bin", sagt er. Doch davon habe er sich verabschiedet. Das, was ihm wichtig sei, erreiche er auch so. "Wenigstens bin ich nicht der Einheitsbrei, sondern etwas individueller. Ich hoffe nur, dass ich nicht an meinen selbst gesteckten Zielen scheitere."

 

Leserkommentare

Georg Thiese

gestern 9:35 Uhr

1. Wer will schon "wie all die anderen Ticken"...

Es ist m.E. ein Zeichen höchster geistiger Gesundheit, wenn man anfängt NICHT mehr wie all die anderen zu Ticken und somit nicht mehr dem uns auferlegten Ausbeutersystem dienlich ist. Anstatt sich nun mit Drogen (auch Medikamente genannt) aller Art voll zu pumpen um wieder als Rädchen in der Systemmaschine zu funktionieren, sollte man sich vielleicht ernsthaft Gedanken machen, ob man sich des Systems nicht irgendwie andersweitig entziehen kann.

Und ja, es geht - und die Kreativität wird dadurch gefördert, nicht zerstört!

 

Krisse

gestern 9:38 Uhr

2. ADHS muss auch für alles herhalten

Zugegeben, ich habe den Artikel nicht gelesen.

Aber die Diagnose ADHS wird heute, auch wenn sie im Einzelfall durchaus zutreffen mag, viel zu schnell und viel zu unreflektiert gefällt. Hier wird oft ein Problem konstruiert, wo es keins gab, oder anders: Wo das eigene Empfinden und die Wahrnehmung der sozialen Umwelt schlicht gewissen Charaktereigenschaften identifizierten:

Ein Kind ist heute nicht mehr lebhaft sondern hyperaktiv. Alles was aus der Norm fällt (und das ist alles, was den geplanten Tagesablauf stört) gilt heute als krankhaftes und behandlungsbedürftiges Symptom.

Bei Erwachsenen wird das laut Header also daran fest gemacht, dass sie Verhaltensweisen zeigen, die der Leistungsgesellschaft und ihren Anforderungen entgegen stehen.

Wenn man diese Definition weit auslegt fällt fast jeder Mensch darunter und wir könnten Ritalin gleich dem Trinkwasser beifügen. Das kann ja nun nicht die Lösung sein.

 

negve

gestern 9:42 Uhr

3. @Georg Thiese

In der Theorie wunderbar.

Die Praxis sieht anders aus. Stellen Sie sich vor, Sie könnten keine Seite eines Buches mehr am Stück lesen. Einen Brief zu schreiben, dafür brauchen Sie mehrere Tage und Anläufe. Menschen wenden sich von Ihnen ab, weil diese die Krankheit als Unzuverlässigkeit einstufen. Die Beziehung geht in die Brüche, im Job werden Sie zur Hypothek, mit den ganzen Folgen.

Sie sind so hilflos, dass Sie in Depressionen abrutschen. Das ist kein Lifestyle. Das ist eine Krankheit.

Antwort auf "Wer will schon "wie all die anderen Ticken"..."

 

TimmyS

gestern 9:52 Uhr

4. Kommt jetzt das Dogma ADHS für Erwachsene?

Erst einmal danke für den Artikel. Ich finde, es sollte der Umstand betont werden, dass es keine eindeutige Klärung u. Behandlung von ADHS gibt und bereits Kinder dogmatisiert und viele aus "Ratlosigkeit" mit Medikamenten vollgestopft werden.

Ich habe selber ähnliche Schwierigkeiten, die sich aber unterschiedlich Ausdrücken können. Ob ich jetzt ADHS habe oder nicht, weiß ich nicht. Wenn die Tests bei mir entsprechend anschlagen würden, würde es mich nur dahingehend beruhigen, dass andere mich in eine Schublade stecken können.

Aber da würde ich es mir zu einfach machen, denn ich finde es ziemlich sträflich ADHS als Krankheit zu bezeichnen. Was ist, wenn die Ordnungsstruktur der Gesellschaft das eigentliche Problem darstellt? Was ist, wenn sog. ADHS-Fälle Fähigkeiten zeigen, die man erkennen muss und gut in einen Aufgaben-Feld einsetzen kann.

Ich möchte nicht behaupten, dass... aber wenn ich "ADHS" habe, dann scheine ich in einem Maß an Entwicklung komplexer Strategien und Verantwortung von Abläufen (wie die Hauptverantwortung einer Veranstaltungsorganisation wie Messe) gerade wegen ADHS besonders befähigt zu sein. Ich finde sogar eine tiefe Ruhe darin.

Was ist, wenn das Abschweifen eine gewisse Langeweile bzgl. des Themas ist, weil man bereits die Antwort kennt. Was ist, wenn die sog. ADHS-Fälle enorme Komplexität erfassen können, alltägliches anders in den Tagesablauf verpackt oder gestaltet werden muss?

Was ist, wenn wir Menschen ihren eigentlichen Talenten entreißen?

 

tufelix

gestern 9:56 Uhr

5. Pharma-Werbung.

Dass es immer noch sein darf, Medikamente öffentlich in so-genannten "Fall-Beispielen" zu bewerben, ist eine Gesetzeslücke, leider. Dennoch sollten seriöse Medien sich davon fern halten - um der Seriosität willen. Das hier ist billige PR, auch wenn sie von Redakteuren umgeschrieben oder nach Vorlagen formuliert wurde.

Ritalin ist kein Spielzeug - und "ADHS" keine Krankheit.

In Wirklichkeit geht es um seelische Störungen - und die kann man mit Medikamenten, sei es Ritalin, seien es Antidepressiva, nicht beseitigen. Das ist nur mit Psychotherapie möglich. Die Ursachen der seelischen Störung müssen erkannt und aufgearbeitet werden; mit großer Sicherheit liegen die Wurzeln in der (oft sehr frühen) Kindheit - weshalb immer auch versucht werden muss, die Familie in die therapeutische Arbeit einzubeziehen.

Für die Pharmabranche ist es natürlich lukrativer, eine seelische Störung als Krankheit zu benennen und Medikamente zu vermarkten. Ein schlimmer Weg, der niemals zu Heilung führen kann - ein destruktiver Weg.

 

captain_kirk

gestern 10:18 Uhr

6. Nun ja der Gedanke an Pharmawerbung liegt in der Tat nicht fern bei diesem Artikel.

Fälle bei denen eine eindeutig medikamentöse Behandlung zwingend ist mag es geben - allein die Steigerungsraten der letzten 10 Jahre in diesem Bereich lassen an eine Mode denken.

Maßgebliche Teile und Werke der romantischen Literatur und Musik wären wohl ungeschrieben geblieben hätte man schon früher Melancholie und Schwermut derart behandelt.

Dieser Satz :

"Der Leidensdruck ließ ihn erfinderisch werden, er recherchierte und kam auf die Idee, es mal mit Ritalin zu versuchen."

lässt allerdings tief blicken!

Selbsthilfe via Google recherche ... da traf er dann - oh wunder - auf die erfolgsstory ritalin ..

 

Antwort auf "ADHS muss auch für alles herhalten"

Tecki2

gestern 10:33 Uhr

8. Ritalin

Bei mir wurde auch ADHS diagnostiziert und eine Zeit lang nahm ich Ritalin. Am Anfang wirkt dieses Mittel wirklich sehr gut aber die Wirkung lässt leider extrem schnell nach und wird immer geringer - auch mit Dosissteigerungen konnte man das nicht verhindern.

Am Ende hatte ich eine ziemlich hohe Ritalindosis aber war trotzdem wieder unkonzentriert - des Weiteren bekam ich durch Ritalin depressive Verstimmungen die immer schlimmer wurden.

Ich habe das Mittel dann irgendwann abgesetzt. Meine Konzentrationsprobleme habe ich durch Meditation ganz gut in den Griff bekommen.

Ich möchte auch noch einen Fehler im Artikel anmerken: Wenn einen ADHSler etwas interessiert, verzettelt man sich eben NICHT sondern ganz im Gegenteil … man hyperfokussiert sogar …. nur wenn man langweilige Dinge tun muss, schweifen die Gedanken ab und an Konzentration ist nicht zu denken.

 

Kai_Denker

06. Januar 2014 10:38 Uhr

10. Leiden egal, es ist eh die Gesellschaft

Ich finde ja wenig obszöner, als Menschen, die einen Leidensdruck formulieren, vorzuhalten, sie hätten nur ihr Talent nicht gefunden und es sei sowieso die Gesellschaft schuld. Sie sollten sich was schämen! Wie können Sie von Menschen ernstlich erwarten, eine offensichtlich medikamentös und/oder therapeutisch adressierbare Erkrankung unbehandelt zu lassen und vielleicht ihren Traum (z.B. ein Studium) aufzugeben, weil angeblich irgendetwas mit der Gesellschaft nicht stimmt? Sicher, es stimmt hier einiges nicht, allerdings ist es frivol, kranken Menschen einen Märtyrerstatus aufzwingen zu wollen.

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Kai_Denker

06. Januar 2014 10:42 Uhr

11. Propaganda

Der Kommentar verbreitet antiwissenschaftliche Propaganda, die dazu geeignet ist, kranke Menschen von der nötigen Behandlung abzuhalten. Das stimmt insbesondere für die Referenz auf die Depression: Man stelle sich nur mal vor, ein schwer depressiver, möglicherweise suizidaler Mensch nimmt medizinische Hilfe nicht in Anspruch oder spricht eine Medikation ab, weil er irgendwo (nämlich: hier) gelesen hat, es handelte sich um eine gefährliche Droge und nicht um ein Medikament, das von nach wissenschaftlichen Regeln entwickelt, von dem Bevölkerungswohl verpflichteten Behörden getestet und von ihrem Eid unterliegenden Ärzten verschrieben wurde.

9 Leserempfehlungen

Antwort auf "Pharma-Werbung."

 

Kai_Denker

06. Januar 2014 10:45 Uhr

12. Marcel sagt...

Sehr richtig: Diese Literatur wäre wohl teils anders geschrieben worden.

Wie Marcel Reich-Ranicki mal mit Blick auf die Literatur sagte: Früher brachten sich die Menschen um, heute machen sie eine Psychotherapie.

Sie haben schon recht: Was stören uns die paar tausend Selbstmorde im Jahr, wenn es dafür auch nur einen Literaten gibt, der unter entsetzlichen Qualen so schön schreibt?

Es ist schon irrsinnig, welche verrückten Formen die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen annehmen kann. Dies ist wohl Ihre Form.

 

Antwort auf "Nun ja "

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Dr. Econ

06. Januar 2014 10:52 Uhr

13. Mode ja - Bewertung: Lieber nicht

Sehen wir doch mal mehrere Tendenzen des psychischen Gesundheitszustandes in unserer Gesellschaft im Zusammenhang.

Folgende Meldungen können wir den Medien immer wieder entnehmen:

- ADHS-Diagnosen nehmen zu (alle Altersstufen)

- Depressionen bei Erwachsenen nehmen drastisch zu, Fehlzeiten steigen

- Angsterkrankungen nehmen zu

Ich denke man kann vielleicht von einem Trend oder einer "Mode" sprechen, wenn immer mehr Menschen unter denselben Problemen leiden. So gesehen wäre auch die Pest im Mittelalter eine "Mode" gewesen.

D.h. jedoch nicht, dass das Phänomen nicht real ist, die Betroffenen litten früher nicht und jetzt tun sie es tatsächlich. Dass sich die Diagnostik verbessert/verschlimmbessert hat ist als Erklärung für diese Zahlen alleine nicht ausreichend.

Wir kennen das Gehirn noch nicht sehr gut. Aber ich theoretisiere mal:

Es ist vor allem "Mode" geworden, aus einem einzelnen Menschenleben soviel herauszuholen wie möglich. Dazu muss uns niemand direkt zwingen, wir werden beeinflusst durch weltweite Echtzeit-Informationen darüber, wie toll das Leben anderer ist. Höher, schneller, (erfolg)reicher, egal ob in Freizeit, Familie oder Beruf.

Und der Druck ist echt hoch.

Keiner muss mehr Ruhe und Langeweile "ertragen".

Wen wundert denn bei diesen inneren Zwängen und der permanenten Reizüberflutung von Kindesbein an das Resultat?

Das Leben ist wie ein Job in der Unternehmensberatung: Up or out, Überflieger oder Versager. Ich glaub wir überlasten das graue Organ...

 

TimmyS

06. Januar 2014 11:01 Uhr

15. ich empfehle Ihnen reflektierter auf Kommentare zu reagieren

Ich habe mir mal Ihre beiden Kommentare durchgelesen und sie sollten erst einmal überlegen, ob sie die Kommentare verstanden haben und wie reflektiert Sie mit ihrer Meinung umgehen wollen.

Niemand sagt, dass allein die Gesellschaft Schuld hat, sondern in erster Linie wird beanstandet und in den Raum gestellt, dass ADHS schnell zu einem Dogma führen kann und Menschen mit Medikamenten versorgt werden, obwohl dies nicht die alleinige Lösung ist. Und die Folgen sind ebenso kaum bekannt.

Was ist, wenn Einstein, Leonardo da Vinci oder andere Visionäre heute als ADHS-Fälle gelten würden und mit Medikamenten stillgelegt werden? Was ist, wenn wir die Talente dahinter nicht erkennen? Was ist, wenn dies Talente sind, die die Gesellschaft voranbringen, aber statt dessen blockiert sie ihren eigentlichen Fortschritt?

Es kann auch Menschen helfen, zu verstehen, wer sie eigentlich sind und was sie können und wie sie sich selber organisieren müssen.

Niemand spricht jemanden ab, dass bestimmte Menschen darunter leiden, aber zur Lösung gehört nun einmal mehr dazu als eine Tablett zu schlucken.

 

Antwort auf "Leiden egal, es ist eh die Gesellschaft"

ThomasSchweden

06. Januar 2014 11:16 Uhr

16. Bei all den medikamentösen Berichten könnte man mal im Spektrum, Auflösung von Krankheiten durch 'geeignete' psychotherapeutische Massnahmen, recherchieren. Entspricht zwar nicht dem momentanen Zeitgeist, wird aber tragend werden

 

AlexanderStingl

06. Januar 2014 11:27 Uhr

17. Oberflächlich, bedauerlich, oer gar peinlich.

Da hat man sich ja nur das passende rausgesucht, inklusive dem legitimatorischen Schuss Kritik im Sinne "nicht alles muss ja ADHS (aber besser wir gehen mal davon aus)", um Werbung zu machen für die magische Pillenoption....Auch schön passende Studien rausgepickt, und das populäre Bild von ADHS als Volkskrankheit weiter zu zimmern, ohne den breiten Forschungsstand, die Differenzierungen von Krankheitsbildern und Etiologie, oder die Palette der vielen Behandlungsoptionen zu nennen, bei denen Pillen (Ritalin, ja nur eine von mehreren Optionen) die letzte Option sind, nicht die erste.

 

Kohelet13

06. Januar 2014 11:32 Uhr

18. ADHS, ein perfider Name

Wenn man unter Wikipedia die Liste der Symptome für "ADHS bei Erwachsenen" liest, beschleicht einen das ungute Gefühl, dass die Betroffenen unter mangelnder Erziehung leiden. Das Aufwachsen lassen ganzer Kinderscharen zeugt von Aufmerksamkeitsdefizit der Eltern den Kindern gegenüber und manifestiert sich in nicht erstarkten Persönlichkeitsstrukturen bei der nachfolgenden Generation, den heutigen Kindern und jungen Erwachsenen.

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Stephan Schleim

06. Januar 2014 11:40 Uhr

19. Verkehrte Logik

ADHS ist eine Definition, die eine Reihe von Problemen erfasst, die einige Experten für problematisch genug halten, um von einer Störung zu sprechen. Daher ist eine Aussage wie diejenige, man sei aufgrund seiner ADHS müde, unkonzentriert, planlos und chaotisch sprachlicher Unsinn. Nein, weil jemand unkonzentriert, planslos usw. ist, sprechen wir von ADHS. ADHS (= eine Definition) kann aus logischen Gründen nicht Ursache dieser Probleme sein.

Dieser Artikel scheint mir sehr einseitig geschrieben. Mich würde interessieren, wer diese Journalisten beraten hat.

 

vweidner

06. Januar 2014 11:45 Uhr

20. Stimmt

Ich kann mich dem Kommentar von Krisse nur anschließen.

ADHS ist zu einer Modeerscheinung verkommen.

Antwort auf "ADHS muss auch für alles herhalten"

 

DDave

06. Januar 2014 12:05 Uhr

21. Laut einer Statistik...

... sind selbst 9 von 10 ADHS-Diagnosen bei Kindern falsch, bzw. die Ursachen des "auffälligem Verhalten" sind anders zu therapieren als mit einer Dosis Ritalin! (Btw, was ist eigentlich "auffälliges Verhalten", dieses zu definieren ist enorm schwer bis unmöglich). Welche aber bei den meisten bis allen Kindern verschrieben wird, weil es weniger Geld kostet und vermeintlich "schneller" Abhilfe schafft.

Antwort auf "ADHS muss auch für alles herhalten"

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wilko0071

06. Januar 2014 12:17 Uhr

22. Ritalin-Ersatz

Als Ersatz für Methylphenidat kann ich Omega-3-Säure (tägliche Einnahme z. B. per Leinsamenöl in Joghurt oder Salat) empfehlen, es handelt sich dabei um eine natürliche Fettsäure, deren Wirkung bei ADHS zwar in der Regel erst nach ca. 3 Monaten einsetzt, dafür aber keine Dosiserhöhungen benötigt und deren "Nebenwirkungen" (Durchblutungsförderung, Senkung der Triglyceride, Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, etc. - siehe Wikipedia) positiv zu bewerten sind.

Antwort auf "Ritalin"

 

patluen

06. Januar 2014 12:29 Uhr

23. Expertenrunde

Ich bin immer wieder erstaunt über die große Anzahl psychiatrischer "Experten" auf diesem Gebiet.

Es wird etwas verteufelt, von dem man offensichtlich keine Ahnung hat bzw. man stößt ins Horn derer, die sowieso erstmal gegen alles sind.

Ich wünsche, als Betroffener, all denen mal einen Tag diesen Terror im Kopf und würde dann gern nochmals ihre "qualifizierte" Meinung hören!

 

jakomeo

06. Januar 2014 12:30 Uhr

24. So oder so

Um von einer Krankheit sprechen zu können muss ein Maß erreicht werden, der einen in seinem alltäglichen Leben einschränkt. Ich denke beides stimmt für sich auch. Zum einen sollte (auch hier) vorsichtiger oder feinfühliger mit den Leuten umgegangen werden die wirklich krankhaft an ADHS leiden, zum anderen sollte man sehr bedacht an Konzentrationsschwächen und weitere Symptomen von ADHS herantreten.

ADHS wird für mein Verständnis zu häufig für Lebensphasen verantwortlich gemacht durch die viele Menschen gehen müssen um sich selbst zu begreifen. Hier ist die tolle Pille pures Gift für die Seele. Entwickelt sich diese Phase jedoch zu einer ausweglosen Situation, die den Betroffenen schwächt, so dass er alleine nicht mehr herauskommt. So sollte man auch in Erwägung ziehen weitere Hilfen anzunehmen, zB Eltern, Freund, und irgendwann auch Ritalin.

Ich hatte mit einigen SchülerInnen zu tun, bei denen ADHS diagnostiziert wurde. Mein Eindruck ist, dass viele sich mit ADHS besser fühlen. Endlich einen Grund für alles gefunden haben. Die Pille alleine jedoch nur kurzweilig Besserung brachte aber keiner Lösung. Meine Meinung ist, um ADHS(-Symptome) in den Griff zu bekommen muss mehr geschehen als eine Pille zu nehmen, und bevor man an eine Krankheit(ADHS) denkt sollte man andere Verursacher berücksichtigen(Überforderung, Trauer, Unausgeglichenheit, Ängste, etc.)

 

MonicaBing

06. Januar 2014 12:44 Uhr

26. Danke

Ich (45) bin selbst betroffen, ebenso mein älterer Sohn, genauso mein Vater....

Ich kann dem Kommentar von patluen voll und ganz zustimmen.

Es geht hier nicht um Menschen, die ein bisschen zappelig, unkonzntriert und bummelig sind....das Problem ist deutlich komplexer und taugt letztendlich nicht zur Diskussion in Laien-Runde.

 

Antwort auf "Expertenrunde"

cahtse

06. Januar 2014 12:52 Uhr

27. ......

Das die Eltern an ADHS Schuld sein sollen, halte ich für einen Fehlschluss. Sicher gibt es gute und schlechte Erziehung. Allerdings kommen gerade auch hoch motivierte Eltern an ihre Grenzen. Es gab hier auf ZO glaube ich mal einen Artikel darüber. Das hat auch meiner Meinung nach nichts damit zu tun, dass die Eltern nur überbegabte Kinder wollen, sondern schlicht damit, dass manche Kinder einfach nicht zu bändigen sind. Das klingt vlt. komisch, aber verbringen Sie doch einmal Zeit mit (auch sehr jungen) ADHS-Kindern und Sie werden sich vlt. fragen, wie Sie das Jahrelang aushalten können.

Dies ist keine Werbung für Ritalin. Wie schon in einem Vorkommentar gesagt wurde, ist Medikation eine nachrangige Behandlung, der z.B. Psychotherapieversuche vorausgehen sollten.

 

Antwort auf "ADHS, ein perfider Name"

cahtse

06. Januar 2014 12:53 Uhr

28. .....

Welche "Statistik" ist das denn?

Antwort auf "Laut einer Statistik..."

 

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Stephan Schleim

06. Januar 2014 13:08 Uhr

29. Wer ist denn Experte?

Wer ist aber denn der Experte? Wenn Sie sich einmal etwas mit der Geschichte der Psychiatrie beschäftigen, dann gewinnen Sie vielleicht den Eindruck, dass diese vor allem aus Anwendung des Prinzips Versuch & Irrtum besteht.

Ich habe viel Respekt für die Menschen, die sich dieser Herausforderung stellen; nicht aber für diejenigen von ihnen, die so tun, als wüssten sie alles ganz genau (und die mit diesem Gestus jedes Jahr Milliarden an öffentlichen und privaten Fördergeldern einstreichen).

Für sehr problematisch halte ich, dass diese Expertinnen und Experten unter Ausschluss sowohl der Öffentlichkeit (= Gesellschaft) als auch der Betroffenen (= Patienten) Entscheidungen darüber treffen, was als "normal" zu gelten hat und was als "gestört". Welches demokratisch legitimierte Organ hat ihnen denn diese Macht verliehen? Meines Wissens keins!

Gerade ADHS ist ein aktuelles Beispiel dafür (ein anderes wäre Autismus, in den 70ern/80ern Multiple Persönlichkeiten usw.), wie erfolgreiches Krankheitsmarketing funktioniert. Die kritischen Fachbücher und journalistischen Texte darüber sind inzwischen so vielfältig, dass man kaum noch den Überblick behält.

Es steht außer Frage, dass viele Menschen Probleme haben, mit ihrem Leben klar zu kommen. Mit ADHS erfährt man aber nichts über die Ursachen, sondern fegt sie gerade unter den Teppich. Deshalb noch einmal meine Frage, wer diese Journalisten hier bei ihrer Arbeit beraten hat.

 

Antwort auf "Expertenrunde"

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cahtse

06. Januar 2014 13:12 Uhr

30. Freiwilligkeit der Diagnose

Niemand zwingt Sie, außer Sie schaden sich oder anderen in erheblichem Ausmaß, diese Diagnostik über sich ergehen zu lassen.

Kämen Sie auf die Idee die Raketenechnik zu "demokratisieren"? Es gibt einen Grund, weshalb Personen lange Zeit lernen/studieren, bevor sie zu hochkomplexen Entscheidungen zugelassen werden.

 

Eine Leserempfehlung

Antwort auf "Wer ist denn Experte?"

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cahtse

06. Januar 2014 13:13 Uhr

31. .....

(Das große Stichwort ist das persönliche Leid.)

 

Antwort auf "Freiwilligkeit der Diagnose"

patluen

06. Januar 2014 13:32 Uhr

32. Leidensweg

Ich stimme Ihnen in Teilen sogar zu!

Wenn ich aber kein Buch zu Ende lesen kann, jahrelang Probleme habe Schlüssel und Portmonee wiederzufinden, soziale Bindungen einzugehen, mein Studium zu bewältigen, launisch bis aggressiv bin, tagelang nicht wirklich aus dem Bett komme, im Beruf entscheidende Flüchtigkeitsfehler mache, usw. usw. dann kann ich keine wirklichen Nachteile bei der Einnahme von Methylphenidat erkennen.

Es hilft einem zu Struktur und geregelten Gedankengängen und auch mal an einer Sache dran zu bleiben.

Es geht hier nicht um die bestimmt viel zu vielen falschen und vorschnellen Diagnosen, sondern um wirklich erhebliche Probleme am sozialen Leben teilzunehmen.

Retrospektiv betrachtet hätte ich gern schon früher dieses Medikament ausprobieren dürfen, dem sich meine Eltern aber aus sicherlich für sie gerechtfertigten Gründen, trotz Diagnose in den späten Siebizigern und dort war es in Deutschland noch keine Modeerkrankung, verschlossen haben.

Es hätte mir viel Leid, Ärger und Unwegsamkeiten erspart!

 

Antwort auf "Expertenrunde"

captain_kirk

06. Januar 2014 13:38 Uhr

33. Werfen SIE MIR ...

nicht vor jemanden auszubeuten - das ist unverschämt und dumm.

Schmerz und Leid gehören zum Leben - das zu leugnen ist ebenfalls dumm.

Es sind die Gefühle - ob nun subjektiv positiv oder negativ empfunden - die das Leben lebenswert machen.

Wer das nicht erkennt ist dumm und spricht dem Menschen das Menschsein ab.

Im Versuch nur ja jeden Freitod zu verhindern wollen Sie also die Menschheit unter die Knute einer alles schön nevilierenden Watteschicht aus Psychopharmaka packen?

Da bin ich schon lieber hin und wieder Niedergeschlagen.

Wir werden sehen was die bedauernswerte Generation pseudo ADHS Kinder noch für Spätfolgen davontragen wird.

 

Eine Leserempfehlung

Antwort auf "Marcel sagt..."

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Kybernetik

06. Januar 2014 13:43 Uhr

34. Für mich stellt sich bei...

... solchen Aussagen immer die Frage, wer sagt dies? Jemand, der selbst die Erfahrungen gemacht hat und weiß, wovon er oder sie spricht oder jemand, der glaubt zu wissen, wovon er oder sie spricht?

Antwort auf "Wer will schon "wie all die anderen Ticken"..."

 

Kybernetik

06. Januar 2014 13:54 Uhr

35. Wenn man...

... vielleicht mal die Sichtweise erweitern würde, dass es "die" psychische Krankheit (egal welchen Namen sie trägt) nicht gibt. Es ist eben nicht so, wie bei Wasser, das immer bei 100 Grad Celsius kocht.

Genauso wie es bei Knochbrüchen verschiedene Ausprägungen gibt, vom Haarriss bis zu komplizierten offenen Brüchen, die dann auch unterschiedlich behandelt werden, so gibt es auch bei psychischen Leiden ganz unterschiedliche Ausprägungen. Solche, die weniger Leidensdruck erzeugen, womit sich jemand arrangieren kann und solche, die das ganze Leben auf den Kopf stellen können, die es für den Betreffenden sehr schwer möglich machen am sozialen und gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.

Wichtig finde ich, egal welcher Schwergrad, eine gute Informiertheit und ein kritisches Auseinandersetzen mit den Gegebenheiten und den therapeutischen Möglichkeiten, um für sich persönlich das Richtige finden zu können.

 

Antwort auf "Kommt jetzt das Dogma ADHS für Erwachsene?"

Kybernetik

06. Januar 2014 14:06 Uhr

36. Auch hier wieder die Frage...

... wer schreibt dies, jemand der Selbsterfahren ist oder nicht. Ich habe zwar nicht ADHS, aber ich kenne als Krisen-Erfahrene ein Leben ohne Medis mit Psychotherapie, welches mir mein Leben fast gekostet hätte und auch ein Leben mit Medis UND Therapie, welches mir erst ermöglicht hat, überhaupt therapiefähig zu sein und der Therapie auch folgen konnte.

Sicherlich braucht es einen kritischen Umgang mit Psychopharmaka. Auch für mich wird in einigen Fällen viel zu schnell zu Medikamenten gegriffen und bei einigen psychischen Störungen auch viel zu hoch angesetzt und Alternativen gar nicht erst probiert. Vor allem wird auch nicht immer richtig über Medikamente aufgeklärt und Betroffenen gar nicht richtig zugehört, welche Ängste, Sorgen und Zweifel sie haben oder welche Erfahrungen sie mit Medikamenten gemacht haben und Nebenwirkungen, die für Sie einfach schwer hinnehmbar waren.

Aber diese Schwarz-Weiß-Denke von einigen, die gleich Alles verteufeln wollen, die sich nicht mal die Mühe machen, zu differenzieren, die sich das "Leiden" des Gegenübers nicht mal genauer betrachten und gleich urteilen, finde ich sehr bedenklich, bishin zu gefährlich. Für den Einen kann die Gabe von Medikamenten tatsächlich ein Art nach dem Motto, "mit Kanonen auf Spatzen" schießen sein und für den Anderen kann es lebensretten sein.

Vor allem finde ich es immer amüsant, warum einige vom dies ODER jenes ausgehen, anstatt von einem sowohl als auch. Medis und Therapie schließen sich nicht aus.

 

Antwort auf "Pharma-Werbung."

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MarcoG.

06. Januar 2014 14:12 Uhr

37. schon richtig, aber...

... dafür sind enorme individuelle Anstrengungen nötig bzw. brauch man dafür viel Willensstärke. Ich bin auch der Meinung, dass man sich nicht allzu sehr an einer vermeintlichen Norm orientieren soll. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus - ständige Unkonzentriertheit zieht sich in alle Lebensbereiche und senkt die Lebensqualität enorm.

Ich selbst habe ähnliche Erfahrungen gemacht, wie im Artikel beschrieben. Auch mich hält man tatsächlich für individuell und unangepasst. Aber mein einziger Wunsch ist noch heute ein Stück weit Normalität. Einfach, weil ich mir innere Ruhe ersehne und Träume verwirklichen möchte. Wahrscheinlich müsste ich mit der Einnahme von Medikamenten mit einem "faulem Beigeschmack" umgehen. Aber die Tatsache, dass einem eine große Last genommen wiegt einfach mehr.

übrigens habe ich für den Beitrag gerade mehr als 10 Minuten gebraucht :))

 

Antwort auf "Wer will schon "wie all die anderen Ticken"..."

MarcoG.

06. Januar 2014 14:17 Uhr

38. natürliche Heilmittel

es gibt übrigens auch natürliche Heilpflanzen, die eventuell schonender sind und mir auch schon geholfen haben. Wie z.B. Brahmi oder einen Mix aus Brahmi und Heidelbeer- oder Johannesbeer-Extrakten.

 

Kybernetik

06. Januar 2014 14:24 Uhr

39. Es gibt nicht Wenige...

... die lieber auf ihr Talent freiwillig verzichten würden, um einfach am sozialen und gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Die lieber ein Studium oder Ausbildung beendet hätten, lieber einer Arbeit nachgehen und eine Familie gründen möchten. Die lieber in der Lage wären, mal ein Buch zu lesen, ins Theater gehen zu können oder anderen Tätigkeiten vornehmen zu können. All das ist einigen nicht möglich. Sie leiden.

Aber es gibt auch jene und die sind genauso zu respektieren, wie die Anderen, die ihr Talent lieben, die sich mit ihrer Störung irgendwie arrangiert haben, für sich Wege gefunden haben, abseits von Therapie und Medis oder auch genau mit ihnen.

Es kommt auf das persönliche Leiden an und ich bin nicht diejenige, die sich anmaßen kann und darf ein Urteil zu sprechen, ob jemand Medis nimmt oder nicht und wie jemand sein Leben plant. Jeder hat Gründe für sein "Tun".

Wichtig ist die richtige Aufklärung und vor allem, das ALLE Möglichkeiten und Therapieoptionen benannt werden und der Hilfesuchende eine Wahlmöglichkeit hat und auch ausprobieren kann, ob mit Medis und Therapie oder ohne Medis und mit Therapie oder ohne Medis und ohne Therapie, dafür aber andere Methoden entwickelt hat, zur Entlastung. Kritisch hinterfragen, ein großes JA unbedingt, aber Verteufeln, für mich ein klares NEIN.

 

Antwort auf "ich empfehle Ihnen reflektierter auf Kommentare zu reagieren"

Thomas_Putzo

06. Januar 2014 14:28 Uhr

40. wie so oft bei Thema ADHS...

(Fast) Blinde diskutieren über Farben und wissen genau, welche Farbe die passende ist.

ADHS als Erfindung der Pharmaindustrie und als Folge unfähiger Eltern können natürlich diejenigen am besten beurteilen, die noch nie eine Vorlesung im Bereich Psychatrie/Neurologie gehört haben.

Da sucht man sich irgendeine Statistik oder ein pseudo-wissenschaftliches Gutachten im Internet und -größe Verwandlung- man ist der große Experte und weiss besser Bescheid als die studierten Psychiater.

Ich bin selbst Betroffener und habe ein Kind, das unter schwerer ADHS leidet. Ohne das angebliche "Teufelszeug" Ritalin wären die letzten Jahre kaum auszuhalten gewesen. Mit Psychotherapie brauchen sie bei Kindern unter 12 Jahren erst gar nicht anzufangen, das überfordert sie intelektuell.

 

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Kybernetik

06. Januar 2014 14:32 Uhr

41. Danke...

... so stelle ich mir einen kritischen, aber differenzierten Beitrag vor!

Antwort auf "So oder so"

 

TimmyS

06. Januar 2014 14:34 Uhr

42. Danke für den Kommentar...

Ich möchte aber noch sagen, dass ich niemanden verteufle oder verteufelt habe.

Antwort auf "ich empfehle Ihnen reflektierter auf Kommentare zu reagieren"

 

Antwort auf "wie so oft bei Thema ADHS..."

Kybernetik

06. Januar 2014 14:43 Uhr

44. Sorry....

... aber bei solchen Sätzen...

"Da bin ich schon lieber hin und wieder Niedergeschlagen." frage ich mich wirklich, wer das schreibt. Es ist immer interessant, wenn Menschen meinen über etwas urteilen zu können, was sie nicht mal im Ansatz kennen. Es ist ein hohn, wie sie das schreiben.

Es geht eben NICHT um die normalen Gefühlsausschläge, die jeder gesunde Mensch hat. Jeder ist mal Niedergeschlagen, jeder ist mal nicht gut drauf, jeder ist mal unkonzentriert, kann sich mal etwas nicht merken, ist planlos, kann einen unstrukturierten Tag oder Tage haben. Manche sind auch einfach nur Chaotisch ohne Krankheitswert. So soll es auch sein und bleiben und dagegen sollte es auch keine Medis geben, weil es zum Leben dazugehört.

Um diese normalen Gefühls- und Verhaltensbandbreite geht es aber nicht. Stellen Sie sich diese völlig gesunde Bandbreite potenziert mit 5, dann mit 10, dann mit 100 oder mit 1000 vor, dann haben sie vielleicht ansatzweise verstanden, worum es hier geht.

 

Antwort auf "Werfen SIE MIR ..."

same

06. Januar 2014 14:54 Uhr

45. ADHS-Insider

Ich kann die ADHS-Kritiker verstehen. Es ist so schwierig nachzuvollziehen, was den Leidensdruck bei ADHS ausmacht.

Zum besseren Verständnis:

Es ist in erster Linie eine Störung des Arbeitsgedächtnisses: eine Aufgabe bis zur endgültigen Erledigung immer wieder zu erinnern setzt voraus, dass man neue Reize abwehrt.

Es liegt an und für sich kein Aufmerksamkeitsdefizit vor, sondern eine mangelnde Abwehr an Informationen.

Der Leidensdruck kommt durch situative Bedingungen zu stande. Bestimmte Dinge müssen zu bestimmten Zeiten bzw. in bestimmten Zeiträumen erledigt werden. Natürlich ist jeder mal unpünktlich oder abgelenkt, aber in einem Umfang der sich kompensieren lässt.

Das ist der Unterschied: Mit ADHS gibt es keine Zeiten in denen man Unerledigtes aufholen kann. Das würde ja voraussetzen, dass man willentlich sich einer Aufgabe zuwenden kann und diese bis zur Vollendung ausführen. Natürlich kann auch das mal vorkommen, aber es ist mehr die Ausnahme als die Regel. Manch einer findet sogar eine Nische, in der die ADHS-Symptomatik nicht stark auffällt bzw. entwickelt Coping-Strategien. Aber das dürfte kaum der Mehrheit gelingen. So sind häufig Studiumsabbrüche, häufige Jobwechsel, Mahngebühren etc. Folge von unbehandelten ADHS.

Dazu kommen natürlich noch psychische Auswirkungen des Stresses: Depressionen sind häufige Kormobiditäten.

 

Stephan Schleim

06. Januar 2014 15:22 Uhr

46. Falsch: Die Institution zwingt uns

Wenn Sie bestimmte Hilfeleistungen in Anspruch nehmen wollen oder müssen, weil es Ihnen so schlecht geht, und es sich nicht leisten können, private Coaches/Therapeuten aus der eigenen Tasche zu bezahlen, dann sind sie heutzutage sehr wohl gezwungen, nicht nur diesen diagnostischen Apparat über sich ergehen zu lassen, sondern sich von ihm mit einem oder mehreren der menschgemachten diagnostischen Etiketten versehen zu lassen.

Und davon abgesehen, dass Ihr Vergleich mit der Raketentechnik schon deshalb hinkt, weil die Raketentechnik eben keine Humanwissenschaft ist, würde es auch der Raketentechnik meines Erachtens nicht schaden, würde man ihre Zielsetzung, ob man lieber Raketen entwickelt, um sie auf einen Feind oder um sie auf den Mars zu schießen, von einer demokratisch legitimierten Instanz mitentscheiden lassen.

 

Antwort auf "Freiwilligkeit der Diagnose"

Gabe.l

06. Januar 2014 15:27 Uhr

47. Ritalin vs. Physik? Was ist mit anderen Handlungsoptionen?

Sehr guter Kommentar!

Leider gibt es psychische Erkrankungen bei denen man ohne die Gabe von Medikamenten überhaupt nicht dazu in der Lage wäre eine Psychotherapie zu beginnen.

Im allgemeinen kann man eigentlich nur sagen, dass man im individuellen Fall immer alle Möglichkeiten kritisch abwägen sollte.

Trotzdem habe ich bei dem im Artikel beschriebenen Fall das Gefühl, dass die Einnahme von Medikamenten als Lösung gewählt wurde um Leistungsziele zu erreichen, die eigentlich nicht kompatibel mit dem psychischen Zustand des Menschen waren.

Ich würde vermuten, dass man mit anderen Studiengängen als Physik oder anderen beruflichen Ausbildungen, bei denen man sich weniger massiv mit strikter Logik beschäftigen muss, die impulsive und chaotische Denkweiße in Kombination mit der vorhandenen Begabung für logisches Denken, sehr gut und ohne die Einnahme von Ritalin, hätte ausleben können.

Insofern sehe ich die Medikamenteneinnahme als eine Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten, in die Richtung trotzdem ein Physikstudium abschließen zu können. Allerdings muss diese eben auch mit den beschriebenen Nebenwirkungen des Medikaments "bezahlt" werden.

Insofern würde ich, auf Basis des Artikels, abwägen ob man nicht Tätigkeiten findet, die eher kompatibel zu dem "ritalinfreien" psychischen Zustand sind.

Letztlich ist es also ein Abwägen von individuellen positiven und negativen Effekten durch das Medikament,was mir natürlich auf Basis des Artikels nur im begrenzten Maße möglich ist.

Antwort auf "Auch hier wieder die Frage..."

 

cahtse

06. Januar 2014 15:39 Uhr

48. Sie haben mich nicht ganz verstanden

Von "Wollen" zu "Gezwungen" in einem Satz zu kommen, halte ich für einen logischen Fehler. Aber nichtsdestotrotz verstehe ich Ihren Einwand. Das Problem ist meines Erachtens nach ein pragmatisches. Natürlich braucht man "Etiketten", das sind Bedeutungseinheiten, mit deren Hilfe man sich über einen Gegenstand unterhalten kann.

Das ist Basiswissen im Psychologie/Medizinstudium. Eine Diagnose ist natürlich zu eng um alles abzudecken, aber doch eine sehr nützliche Form um Probleme anzugehen. Diese können dann immer noch individuell behandelt werden.

Zur Demokratisierung: Mein Vergleich mit der Raketentechnik bezog sich auf die Komplexität der Technik, bzw. der menschlichen Psyche, nicht auf gesetzlich Rahmenbedingungen. Diese sind bei beiden vom Staat gegeben.

Was ist Ihr Vorschlag - Sollte man das Gremium der Entwickler von ICD/DSM vom Volk wählen lassen? Ich glaube, dass es schon Wahlen innerhalb der Verbände gibt. Man lässt ja auch den Vorstand der Gewerkschaften nicht vom ganzen Volk wählen, sondern von Mitgliedern. Im Fall von APA und ähnlichen Institutionen wählen dann eben diese Mitglieder, die i.A. eine höhere Sachkenntnis mitbringen, als der Laie, dem Begriffe wie dopaminerges Belohnungssystem vlt. gerade noch etwas sagen. "Limbisches System" oder das Arbeitsgedächtnismodell nach Baddeley kennen die Laien dann schon weniger - nur um die meiner, Meinung nach gegebene, Notwendigkeit von Expertise zu illustrieren.

 

Antwort auf "Falsch: Die Institution zwingt uns"

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Andrenio

06. Januar 2014 16:02 Uhr

51. Korrektur

Letztes Wort "will"

 

cahtse

06. Januar 2014 16:12 Uhr

52. Interessant

Das kenne ich so noch nicht. Verstehe auch nicht ganz wie das praktisch funktioniert. Vlt. erzählen Sie mir hierzu ein wenig.

Ich finde allerdings, dass die "studierten Professionellen" sehr viel mit Betroffenen zu tun haben. Also zumindest theoretisch auch deren Sichtweise kennen. Im Prozess von Diagnostikentwicklung fließen aber auch naturgemäß die Erfahrungen von Betroffenen mit ein.

Antwort auf "Nach meiner Meinung und Erfahrung..."

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Senta_Fu

06. Januar 2014 16:24 Uhr

53. Ich bin eine freudvoller Versagerin,

weil ich rechtzeitig Erich Fromme und Laotse gelesen habe, um nicht einer von diesen Vollidioten zu werden, die ihr Leben in der rotierenden Blechbüchse im Rat race verbrachten.

 

Sumitra

06. Januar 2014 16:42 Uhr

54. ADHS ist eine Erfindung der Pharma-Industrie

Richtig: Ritalin ist kein Spielzeug - und "ADHS" keine Krankheit.

Wenn nun die von mir seit vielen Jahren sehr geschätzte Wochenzeitung "Die Zeit" schreibt: "ADHS, eine Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung", dann bin ich sehr verwundert.

Und es sei mir erlaubt auf einen FAZ-Artikel hinzuweisen "Ritalin ist eine Pille gegen eine erfundene Krankheit" http://www.faz.net/aktuel...

... sowie einen Beitrag im Deutschlandfunk zur Kenntnis zu geben: "Kurz vor seinem Tod gestand Eisenberg dem Medizinjournalisten Jörg Blech, daß AHDS ein Paradebeispiel für eine fabrizierte Erkrankung sei http://www.dradiowissen.d...

Für 2014 wünsche ich der Redaktion eine glückliche Hand beim Schreiben.

Freundliche Grüße

Antwort auf "Pharma-Werbung."

 

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Kybernetik

06. Januar 2014 16:46 Uhr

55. Sorry, wenn ich jetzt...

... mal ganz profan frage, ob Sie noch im Studium sind oder schon länger voll ausgebildet praktizieren?

Wenn Sie noch studieren, empfehle ich ihnen mal Vorlesungen gerade bei Prof. Bock am Uniklinikum Eppendorf zu lauschen oder seine Publikationen zu lesen. Prof. Thomas Bock, aber auch einige seiner KollegInnen gestalten einige Vorlesungen in Zusammenarbeit mit Krisen-Erfahrenen. So wie er und auch jene Erfahrene berichten, die solch eine Vorlesung mit gestaltet haben, hängen die Studenten förmlich an den Lippen der Krisen-Erfahrenen und sind eifrige Frager. Einge Gasthörer forderten, dass dies eigentlich zum Standard gehören sollte.

Die S3Leitlinie der Bipolaren Störung wurde in Zusammenarbeit mit Erfahrenen erstellt und soll wohl auf diesem Gebiet sogar die Erste Leitlinie in dieser Hinsicht sein. Inwieweit die Erfahrenen ihren Erfahrungsschatz dabei auch tatsächlich gut eingringen konnten (also sich Gehör bei den Berufsprofessionellen verschaffen konnten), entzieht sich aber meiner Kenntnis.

Seit über 8 Jahren werden in Hamburg und Bremen sog. Peerberater/Genesungsbegleiter ausgebildet und arbeiten bereits in professionelle Teams Hand in Hand.

Vielleicht googeln sie ein wenig über EX-IN Experienced Involvement. Wenn sie noch weiter Fragen haben, vielleicht auch umfangreichere, können Sie mich auch über mein Kontaktformular (Einfach auf meinen Nick klicken) erreichen.

Antwort auf "Interessant"

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Kybernetik

06. Januar 2014 16:58 Uhr

56. Erfindung oder nicht...

dass ist irgendwo egal. Weil, wenn wir mal die Diagnosen völlig beiseite lassen und uns den Menschen genau betrachten, dann geht es darum, ob er ein Leben in Selbstbestimmtheit und guter Lebensqualität führen kann (also von ihm selbst so bewertet) oder aber durch eine psychische Störung die Lebensqualität empfindlich gestört ist und derjenige einen Leidensdruck erfährt. Kann der Mensch einigermaßen gut am gesellschaftlichen und sozialem Leben teilhaben oder bleibt ihm das aufgrund einer Störung versagt????

Das zählt bei der Bewertung von Hilfsmaßnahmen. Und das zählt auch für den einzelnen Betroffenen und nicht, ob etwas erfunden wurde oder ob die Gesellschaft dran schuld ist.

Eine Leserempfehlung

Antwort auf "ADHS ist eine Erfindung der Pharma-Industrie"

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cave felem

06. Januar 2014 17:10 Uhr

57. Der Blinde und die Farben

>>>Im Versuch nur ja jeden Freitod zu verhindern wollen Sie also die Menschheit unter die Knute einer alles schön nevilierenden Watteschicht aus Psychopharmaka packen?

Da bin ich schon lieber hin und wieder Niedergeschlagen.<<

Sie haben ganz offenkundig nicht den Hauch einer Ahnung, was es bedeutet an einer psychischen krankheit zu leiden.

 

Antwort auf "Werfen SIE MIR ..."

Andrenio

06. Januar 2014 17:18 Uhr

58. Erfindung?

Die klassische Medizin bemüht sich durch Definition von Krankheitsbilder und den dazu subsumierten Symptomen um eine Einordnung, die nicht nur für die Vermittelbarkeit beim Studium, sondern auch für das Erreichen von Therapiestandards erforderlich sind.

Je komplexer das zu beschreibende Phänomen, desto schwieriger.

Dies gilt auch für das ADHS. Obwohl keine Krankheit im klassischen Sinn, da keine Heilung möglich, führt es zu grossen Schwierigkeiten, vor allem in der Leistungsgesellschaft.

Ich stelle die Behauptung auf, dass nur der ADHSler die Probleme des anderen wirklich verstehen kann und diesen auch in Sekunden in einer anonymen Gruppe erkennt. Man frage mich nicht wie das funktioniert, ich weiss es nicht.

Gemeinsam sind uns wenige Dinge. So fühlen wir uns in stark reglementierten Umgebungen wie beim Militär besonders wohl, obwohl wir durch unser unkonventionelles Wesen eigentlich gar nicht in die Welt dieser Quadratköpfe passen. Es liegt wohl an der mangelnden Fähigkeit zur Selbtsteuerung.

Während kaum ein Patient beim Lesen der Gründe für eine pathologische Diagnose erfreut reagiert, denn der normale Wunsch ist das Gesundsein.

Ganz anders beim erwachsenen ADHSler: Durch die teilweise seitenlange Aufzählung der klassischen Symptome fühlt er sich zum ersten Mal richtig beschrieben und erkannt.

Was für eine unwahrscheinliche Erleichterung!

Eine Leserempfehlung

Antwort auf "Erfindung oder nicht..."

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Kybernetik

06. Januar 2014 17:27 Uhr

59. Dies kann ich nachvollziehen...

... auch wenn ich keine AD(H)Slerin bin, aber eben auf anderem psychischen Gebiet erfahren und weil ich einige Symptome, zwar nicht in der Ausprägung und nicht ständig, durchaus kenne.

Antwort auf "Erfindung?"

 

Saturno

06. Januar 2014 17:46 Uhr

60. Sachlich und Feinfühlig. Danke für diesen Artikel.

Ich arbeite seit bald 30 Jahren mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die sich mit ihren Wahrnehmungs- und Reaktionsbesonderheiten im sogenannten ADHS - Spektrum bewegen und aus unterschiedlichsten Gründen leiden.

Wann immer ein neuer Artikel zum Thema ADHS in den Printmedien erscheint, hoffe ich, dass er dazu beitragen möge, durch Wissensvermittlung die Toleranz gegenüber den Betroffenen zu erhöhen.

Für Ihren sachlichen und feinfühligen Artikel möchte ich mich bedanken.

Eine Leserempfehlung

 

Panaschee

06. Januar 2014 17:54 Uhr

61. Medikamente

Mir fällt immer wieder auf, dass vor allem im Zusammenhang mit ADHS das Verb "vollpumpen" für die Einnahme von Medikamenten verwendet wird. So, als würden sie ständig und in Maximaldosierung, wenn nicht sogar überdosiert eingenommen.

Die Realität sämtlicher ADHSler, die ich kenne - und das sind nicht wenige -, sieht anders aus. Da wird sorgsam an jeder halben Tablette gespart, die Wirkdauer auf die halbe Stunde genau auf das Tagespensum hin abgezirkelt.

Ich arbeite als Coach mit erwachsenen ADHSlern, die medikamentiert oder unmedikamentiert zu den Terminen kommen. Keiner von ihnen war jemals "zugedröhnt" oder "persönlichkeitsverändert". Die Mär von Methylphenidat als "Droge", die ausschließlich von Leuten weitererzählt wird, die noch nie in ihrem Leben eigene Erfahrungen mit diesem Wirkstoff gemacht haben, ist ausgemachter Blödsinn, sonst nichts.

Antwort auf "Wer will schon "wie all die anderen Ticken"..."

 

Louhi

06. Januar 2014 18:02 Uhr

62. Ursachen von ADHS

Recherchieren ist ganz offensichtlich nicht Ihre Stärke. Ich habe Ihnen deswegen eine (wirklich) kleine Auwahl an Artikel zusammengesucht in denen die Ursachen für ADHS erforscht werden und die den aktuellen Wissensstand wiedergeben:

Entgegen Ihrer Behauptung werden Ursachen eben nicht unter den Teppich gekehrt sondern man arbeitet aktiv an der Erforschung derartiger Phänomene anstatt Symptome einfach aus der Luft zu greifen. Außerdem funktioniert nach diesem Prinzip auch die Auswahl von Störung und Gesundheit. Die Experten und Expertinnen entscheiden auf Basis wissenschaftlicher Studien ob ein Phänomen "krank" oder "gesund" ist und man macht es sich dabei nicht einfach. Das mag früher anders gewesen sein hat sich aber geändert (Homosexualität war ja bis von ca. 30 Jahren auch noch als Krankheit klassifiziert....).

"Wenn Sie sich einmal etwas mit der Geschichte der Psychiatrie beschäftigen, dann gewinnen Sie vielleicht den Eindruck, dass diese vor allem aus Anwendung des Prinzips Versuch & Irrtum besteht."

War das in der somatischen Medizin anders? Ich sag nur Pockenimpfung oder Heroin, das als Hustenmittel verkauft wurde. Ich könnte viele weitere Beispiele nennen.

Bitte Scheuklappen wegmachen und sorry, dass die Welt doch nicht so einfach ist wie Sie es sich vorstellen...

 

Antwort auf "Wer ist denn Experte?"

Panaschee

06. Januar 2014 18:12 Uhr

63. Ganz schön zynisch!

Ich habe schon einiges an Argumenten gegen eine Behandlung von ADHS gelesen. Dass sich jemand wünscht, psychische Störungen blieben unbehandelt, weil das Leiden der Betroffenen sie zu kulturell wertvollen Schöpfungen treibt, ist mir aber wirklich neu. Und an Zynismus kaum zu überbieten.

Ich kann Sie aber beruhigen: Nicht wenige Bühnenmusiker, Comedians und sogar Spitzenköche sind unbehandelte ADHSler. Leider auch ein großer Prozentsatz aller männlichen Inhaftierten. Aber Hauptsache, sie haben die Pharmafirmen nicht bereichert, gell?

Antwort auf "Nun ja "

 

same

06. Januar 2014 18:38 Uhr

64. Augen auf beim Eierkauf bzw. der Berufswahl?

"Insofern würde ich, auf Basis des Artikels, abwägen ob man nicht Tätigkeiten findet, die eher kompatibel zu dem "ritalinfreien" psychischen Zustand sind."

ADHS beeinträchtigt die Selbstorganisation und diese wird in jedem Studienfach gefordert. Sie wird sogar in jedem Beruf gefordert und in Beziehungen zu anderen Menschen - eigentlich in allen Teilen des Lebens.

Es beschränkt sich nicht auf den Beruf. ADHS beeinflusst nicht die Intelligenz und Ritalin/Methylphenidat steigert nicht die Leistungsfähigkeit. Bildlich gesprochen wird nicht die Amperzahl erhöht sondern einfach nur der Regelkreis geschlossen.

Dem Studenten wird so (in Verbindung mit Verhaltenstherapie) eine Tagesstruktur ermöglicht. Die gleiche Medikation wäre nötig würde er nicht Physik studieren sondern Theaterwissenschaften oder "nur" Paket zustellen.

 

TimmyS

06. Januar 2014 18:40 Uhr

65. Tut mir leid, wenn ich das jetzt so sagen muss...

aber ein ausführliches Horoskop kann auch erstaunliche Übereinstimmungen schaffen.

In den ganzen Diskussionen hier wird vergessen, dass Menschen sich sehr schnell täuschen lassen und um an ein schnelles Lösen ihrer Probleme zu kommen, glaubt der Mensch vieles. Was z.B. auch ein Grund für Fehldiagnosen und Fehlbehandlung sein kann, da ein Arzt oder Therapeut Falschaussagen erhält.

Ich finde es sehr merkwürdig, dass hier versucht wird ADHS als Krankheit oder Störung so intensiv zu verteidigen.

 

Antwort auf "Erfindung?"

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cahtse

06. Januar 2014 18:47 Uhr

66. .....

Ich finde es merkwürdig, dass Sie sich so dagegen streben ADHS als Krankheit anzuerkennen. Ich denke, dass Ihr Erfahrungshorizont, bzw. Kenntnisstand einfach nicht ausreicht. Mit besten Grüßen..

Antwort auf "Tut mir leid, wenn ich das jetzt so sagen muss..."

 

cahtse

06. Januar 2014 18:57 Uhr

67. .....

Danke für Ihre immer wieder interessanten Beiträge. Ich werde mir die Ex/In- Geschichte mal anschauen. So wie Sie das mit der Leitlinie beschreiben, kenne ich das auch.

Ich äußere mich im Internet grundsätzlich nicht über meine Person, darum müssen Sie sich einfach aus meinen Kommentaren ein Bild über mich machen :)

Antwort auf "Sorry, wenn ich jetzt..."

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Kybernetik

06. Januar 2014 19:17 Uhr

68. Schon OK ;-)

das kann ich gut verstehen. Ich wollte nur nicht unhöflich erscheinen, wenn ich vielleicht von einem Studenten ausgehe, wenn dieser aber vielleicht schon Jahrelang praktiziert. ;-).

Antwort auf "....."

 

TimmyS

06. Januar 2014 19:17 Uhr

69. Da muss ich sie leider enttäuschen...

ich habe selber reichlich mit den Symptomen meinen Alltag zu gestalten und habe Psychologie studiert. Nur versuche ich die Schwierigkeiten zu verstehen, ihre Potentiale zu nutzen. Selbstorganisation ist aber generell nicht leicht, selbst für angeblich gesunde Menschen.

Und wenn mir einer sagt ich hätte ADHS, dann wäre meine einzige Antwort: "na und"

Antwort auf "Tut mir leid, wenn ich das jetzt so sagen muss..."

 

Kybernetik

06. Januar 2014 19:19 Uhr

70. Manche selbsternannten

Robin Hoods, ohne eigene Erfahrung, machen es den tatsächlich Leidtragenden manchmal nicht leichter, sondern eher schwerer. Vor allem entwickeln sie das, was sie den anderen vorwerfen, einseitiges Denken, welches keine Differenzierung vornimmt.

Antwort auf "Tut mir leid, wenn ich das jetzt so sagen muss..."

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Stephan Schleim

06. Januar 2014 19:29 Uhr

71. Sie haben mich nicht ganz gelesen

In meiner Antwort stand kein "Wollen", von dem ich zu einem "Zwingen" überging, wie Sie behaupten und woraus Sie einen logischen Fehler zu konstruieren versuchen, sondern ein "in Anspruch nehmen wollen oder müssen".

Wo bei Krankheit, die subjektiv sehr unterschiedlich erfahren wird, gerade im Bereich der psychischen Störungen, die Grenze zwischen einem Wollen und einem Müssen verläuft, ist aus der Außenperspektive und ohne Kenntnis der individuellen (Leidens-) Geschichte sehr schwer zu sagen. Dies für alle und allgemein festlegen zu wollen, halte ich für anmaßend. Respekt hierfür steht hinter meinem "wollen oder müssen". Vergessen Sie aber das Wollen, und bleiben Sie nur beim Wissen, und dann geht auch Ihr logischer Einwand, den Sie beim richtigen Lesen hätten vermeiden können, restlos über Bord.

Wenn Sie nicht nur über Basiswissen aus Lehrbüchern verfügen würden, sondern auch etwas Geschichtskenntnis, dann kämen Sie vielleicht auf die Idee, dass man zur Notwendigkeit einer Diagnose, insbesondere wenn damit institutionell vordefinierte Kategorien im psychischen Bereich gemeint sind, die sich alle paar Jahre wieder ändern, unterschiedlicher Auffassung sein kann.

Genau das steht hier unter anderem ja zur Debatte. Gerade mit ihrem Verweis auf Gehirnstrukturen sägen Sie jedoch den Ast ab, auf dem Sie sitzen, da diese in offiziellen Klassifikationen Milliardenförderung der biologischen Psychiatrie über Jahrzehnte zum Trotz gar nicht vorkommen.

Warum nur?

Antwort auf "Sie haben mich nicht ganz verstanden"

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Stephan Schleim

06. Januar 2014 19:34 Uhr

72. Ursachen psychischer Störungen

LOL, ich werde manchmal von institutionalisierten klinischen Psychologen/Psychiatern eingeladen, um sie darin zu unterrichten, was "Ursachen" im Kontext psychischer Störungen sein können. Ein paar zusammengeklaubte PubMed-Zitate können eigenes Nachdenken nicht ersetzen.

Bitte lesen Sie doch einmal die entsprechenden Aufsätze zum Beispiel von Kenneth Kendler, der ist Psychiater und Genetiker. Dann können wir gerne weiterdiskutieren.

und vor allem (warum es Gene höchstwahrscheinlich NICHT sind):

Antwort auf "Wer ist denn Experte?"

 

Stephan Schleim

06. Januar 2014 19:37 Uhr

73. P.S. Allen Francis und ADHS

Aus Platzgründen:

2011 war Allen Frances, einer der Väter des DSM-IV, der 1994 die bis heute einflussreiche Definition von ADHS miterfunden hat, längere Zeit bei uns am Institut zu Gast. Wenn Sie mir nicht glauben, warum man damit eine ADHS-Epidemie losgetreten hat, dann lesen Sie halt seine Beiträge.

Suchtipp: "Allen Frances" AND ADHD

Oder lesen Sie gleich sein Buch über Normalität.

Antwort auf "Sie haben mich nicht ganz verstanden"

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Stephan Schleim

06. Januar 2014 19:39 Uhr

74. Wie man es besser machen könnte:

Ganz einfach durch das Hinzuziehen von Repräsentanten der Gruppen aller Betroffenen, nicht durch deren Ausschluss und kräftiges Pharma-Lobbying hinter verschlossenen Türen (DSM-5).

Antwort auf "Sie haben mich nicht ganz verstanden"

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TimmyS

06. Januar 2014 19:42 Uhr

75. Es gebe den Kommentar gern an Sie zurück

Eine Leserempfehlung

Antwort auf "Manche selbsternannten "

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cahtse

06. Januar 2014 20:10 Uhr

76. Danke für Ihre Mühen

Sie haben durchaus interessante Ansätze. Ihre Form gefällt mir nicht, auch wenn ich sie gewissermaßen provoziert habe ;) Danke dennoch für Ihre Mühen

Antwort auf "Wie man es besser machen könnte:"

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cahtse

06. Januar 2014 20:11 Uhr

77. P.S....

Bitte unterschätzen Sie andere Personen nicht.

Antwort auf "Wie man es besser machen könnte:"

 

Kybernetik

06. Januar 2014 20:15 Uhr

78. Nun...

... während viele Menschen wissen, dass es nicht "die" Störung gibt, sondern viele verschiedene Ausprägungen, die es einigen Menschen erlauben, durchaus ohne Medis und mit anderen Methoden ihr Leben zu organisieren und wiederum andere Menschen eine stärkere Ausprägung erleben, die mit alternativen Herangehensweisen leider ihrem Leiden nicht beikommen können und die ein großes Stück an Lebensqualität für sich einbüßen, gehen sie von einer statischen Gegebenheit aus.

Während ich durchaus kritisch das psychiatrische System betrachte, durchaus auch Diagnosen hinterfrage und Medikamente kritisch betrachte, aber doch eine Differenzierung vornehme, die eine größere Bandbreite des Denkens erlaubt. Nämlich durchaus pharmakritisches Denken ohne gleich alles zu verteufeln. Vor allem aber lieber den Menschen sehen, statt einer Ideologie.

Ich sehe durchaus auch Diagnose kritisch, auch die Herangehensweise, mehr Symptome zu bekämpfen, als an die wahre Ursache zu gehen, jedoch manchmal ist das Leiden so groß, dass die bessere Alternative manchmal Medikamente sind und auch schon bei anderen psychischen Problemen Leben gerettet haben.

Schwarz-Weiß ist out, Farbe ist in!

Eine Leserempfehlung

Antwort auf "Es gebe den Kommentar gern an Sie zurück"

 

TimmyS

06. Januar 2014 21:49 Uhr

79. Ich gebe ihren letzten Satz gerne an Sie zurück...

denn ich merke, dass Sie weiterhin in ihrer Position stehen bleiben und nicht offen für andere Denkweise ansetze sind. Ihre Argumentation kann ich schon verstehen und ich sehe die Vielfältigkeit in der Medizinischen Behandlung genauso. Ich habe in meinen Kommentaren darauf hingewiesen, ADHS als Krankheit zu bezeichnen mir als bedenklich erscheint, weil einfach zu viel unklar bleibt.

Eine Leserempfehlung

Antwort auf "Es gebe den Kommentar gern an Sie zurück"

 

Stephan Schleim

06. Januar 2014 22:15 Uhr

80. Form und Inhalt

Gut, Form und Inhalt müssen Ihnen nicht gefallen. Ich kann nicht jeden im Internet von meiner Meinung überzeugen, selbst wenn ich denke, dass er/sie noch so falsch liegt.

Übermorgen wird es in meiner Vorlesung in Groningen zufälligerweise genau um das Thema gehen, nicht um ADHS speziell, sondern um die allgemeinere Frage, was psychische Störungen eigentlich sind und was für verschiedene theoretische Ansätze es dazu gibt. Da werden Form und Inhalt sicher anders sein, als wenn ich genervt im Zug bei einer schlechten Internetverbindung in drei Browserfenstern parallel online diskutiere.

Man sollte Menschen nie unterschätzen; indem man so tut, als täte man es, kann man sie manchmal aber auch aus der Reserve locken.

Man sollte andere nie unterschätzen. ;-)

Antwort auf "Danke für Ihre Mühen"

 

Stephan Schleim

06. Januar 2014 22:25 Uhr

81. * Korrektur

In dem 71. Beitrag hätte es statt:

"Vergessen Sie aber das Wollen, und bleiben Sie nur beim WISSEN…"

heißen müssen:

"Vergessen Sie aber das Wollen, und bleiben Sie nur beim MÜSSEN..."

Antwort auf "Sie haben mich nicht ganz gelesen"

 

Smither McOwn

gestern 9:45 Uhr

82. [...]

Es hat doch nichts mit dem "Ausbeutersystem" oder der "Systemmaschine" zu tun, wenn man einfach nur sein Leben auf die Reihe kriegen und sich mal voll und ganz auf bestimmte Themen konzentrieren möchte...

Aber Hauptsache, man kann gegen unser System hetzen.

Gekürzt. Bitte achten Sie auf eine angemessene Wortwahl. Danke, die Redaktion/jk

Antwort auf "Wer will schon "wie all die anderen Ticken"..."

 

DDave

gestern 10:04 Uhr

83. Nachreichung der Statistik

Es lässt sich leider nicht herausfinden, wie groß der Umfang der Probanden ist, aber hier wird diese Zahl genannt:

http://www.faz.net/aktuel...

Antwort auf "Laut einer Statistik..."

 

DDave

gestern 10:05 Uhr

84. Statistik

http://www.faz.net/aktuel...

leider doch nur eine Aussage einer Expertin...

Eine Leserempfehlung

Antwort auf "....."

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TimmyS

gestern 11:39 Uhr

85. Danke für den Artikel...

der ist gut, und zeigt mal eine andere Sicht der Dinge.

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Antwort auf "Statistik"

 

4lpha0ne

gestern 12:27 Uhr

86. Mangelnde Erziehung

Der Vorwurf mangelnder Erziehung ist teilweise richtig, da bei dem vererbten Persönlichkeitsbild ("ADHS" oder auch Störung der Exekutivfunktion) mindestens ein Elternteil mehr oder weniger stark betroffen ist. Das kann dann oft zu einer schwierigen Erziehungssituation führen, wenn die typische erste Reaktion des Elternteils eine heftige emotionale Reaktion ist und keine bedachte und bewußte Erziehungsmaßnahme.

So eine Familie kenne ich aus meiner Verwandtschaft. Da haben natürlich auch die vielen Schläge des alleinerziehenden Vaters (mit typischen Symptomen aber ohne Diagnose) bei beiden Kindern nichts gebracht. Eins davon ist bald 40, hat über Schulabbruch, Abbruch der Lehre, kein Durchhaltevermögen bei Jobs, Drogen, Alkohol, Rauchen u. 2 Kinder bei 2 Müttern nicht viel gebracht. Die Tochter (38) hat nach Abbruch der Lehre nun diese 15 Jahre später abgeschlossen, vielseitig gejobbt, ihre Familie verlassen u. lernt einen neuen Beruf.

Beide stehen immer unter Dampf u. Abwechslungssucht. Und weder Erziehung noch Religion oder Vernunft konnten daran etwas ändern.

Eine Leserempfehlung

Antwort auf "ADHS, ein perfider Name"

 

4lpha0ne

gestern 12:42 Uhr

87. ADHS-Epidemie

Die Diagnosekriterien entscheiden natürlich über die Einordnung und Diagnose eines Betroffenen. Da die verschiedenen Symptome bei vielen Menschen mit den passenden Genen (da sind mehrere vorhanden, die sich entspr. auswirken können) unterschiedlich ausgeprägt sind, kann durch Verschiebung der Kriteriengrenzen die Anzahl auch steigen. Es sind aber immer noch die gleichen Menschen. U. es gibt auch viele, die einen Weg fanden, dabei keinen oder wenige stören u. daher keine Diagnose brauchen. Es erhalten ja die eine Diagnose, die mit dem System, welches die 80-95% "Normalen" festgelegt haben, nicht klarkommen.

Wenn ich alle Menschen über 1,90 m als "krank" diagnostizieren würde u. alle Türen, Busse usw. auf <= 1,90 m ausgelegt werden, haben diese Menschen auch ein Problem. Das betrifft immer Minderheiten.

Und gerade in der Schule, wo entweder eine andere Umgebung oder auch mehr Einsatz der Lehrer erforderlich wäre, mit dieser Minderheit besser umzugehen, ist die Bereitschaft dafür selten da. Eine Delegation des Problems (Ritalin oder in jüngerem Alter eher ineffiziente Verhaltenstherapien) ist da einfacher.

Ich sehe "ADHS" als Persönlichkeitsbild, was dadurch bewirkt wird, dass die Kommunikation zw. präfrontalem Kortex (Bewußtsein u. Verstand) u. anderen Gehirnregionen weniger effizient arbeitet (Botenstoffe werden bei Vorhandensein bestimmter Gene zu schnell abgebaut). Daher schlagen emotionale Reaktionen eher durch. Reizüberflutung u. leichte Ablenkbarkeit kommen dazu.

2 Leserempfehlungen

Antwort auf "P.S. Allen Francis und ADHS"

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4lpha0ne

gestern 13:16 Uhr

88. Eisenberg u. "seine" "fabrizierte" Erkrankung

Die Symptome sind nicht neu. Erstmals beschrieben wurden sie schon im 18. Jh. (1785, wenn ich richtig liege) - und das auch bei Erwachsenen. Da war die Psychologie in den Kinderschuhen. Das Problem wurde laut Ansicht vieler Autoren dann immer akuter, je strikter die gesellschaftlichen Regeln und Erwartungen wurden. Stichwort: Bürgertum. Ein lauter, cholerischer Landarbeiter brauchte keine Behandlung. Und selbst langweiligen Arbeiten (Ackerbau) konnte er sich widmen, da die Langeweile durch Gespräche bei der Arbeit oder auch starke körperliche Anstrengung kein Problem darstellte. Sie betrifft möglicherweise auch eher diejenigen, die stetige geistige Beschäftigung benötigen.

Unabhängig von Verweisen auf die FAZ (die laut eigener Auskunft absichtlich Themen aus verschiedenen Sichtweisen heraus angeht) ist ADHS nicht erfunden, sondern eine eher unpassende Bezeichnung für ein vielseitiges und vielschichtiges und evolutionär noch nicht ausselektiertes Persönlichkeitsbild. Es ist im Arbeitsalltag eher für Kreativität und/oder viel Aktivität geeignet als für repetetive Tätigkeiten ohne hohe Anforderungen. Gibt es diese Möglichkeiten nicht, oder kann die Ausbildung bzw. das Studium nicht bis dahin durchgehalten werden, wird es schwierig. Aber dafür gibt es auch ohne Ritalin eine Lösung: Hartz-4.

Eine Leserempfehlung

Antwort auf "ADHS ist eine Erfindung der Pharma-Industrie"

 

   4lpha0ne

gestern 15:02 Uhr

89. Reißerischer FAZ-Artikel

Ich ziehe diesen ZEIT-Artikel, geschrieben von einer Ärztin, welche sich in ihrer Promotion wissenschaftlich mit ADHS befasst hat (auf neurologischer Ebene) sowie einer zweiten Wissenschaftsjournalistin mit Biologie als Studienfach, dem FAZ-Artikel eindeutig vor.

Letzterer stammt von einer ehem. Politikjournalistin und -korrespondentin, die nun für BILD schreibt sowie einer Autorin mit den Studienfächern Germanistik und Geschichte. Beides überzeugt mich nicht so recht, dass die Recherche über die leicht zu findenden Anti-ADHS-Meinungen hinausging.

Ich finde, Ritalin ist nicht die optimale (Standard-)Lösung. Lösungen für die Menschen, welche durch dieses nur schwer oder gar nicht änderbare Persönlichkeitsbild Probleme haben, sind oft komplexer und schließen das Umfeld mit ein.

Ein auch oft übersehenes Problem sind die häufig auftretenden Komorbiditäten (= Begleiterkrankungen) wie Depression, Kontrollzwang, Angststörungen, oppositionelles Verhalten etc. Diese entwickeln sich oft, da man zum einen viel emotionaler ist als der Durchschnitt und dank Vererbung seit dem Kindesalter hier und da aneckt oder in Probleme gerät.

Und das FAZ-Zitat einer Ärztin zeigt einen groben Fehler:

"Drei Kriterien müssten für eine richtige ADHS-Diagnose zusammenkommen, sagt Lehmkuhl: Impulsivität, Hyperaktivität und ein Aufmerksamkeitsdefizit."

Es gibt schließlich auch Formen, wo nur ein oder zwei Symptome auftreten. Und diese ein bis drei auch in unterschiedlicher Intensität. Nicht einfach. Auch für Ärzte.

Eine Leserempfehlung

Antwort auf "Statistik"

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KomorbiditätenPoser3000

gestern 15:18 Uhr

 

90. @ TimmyS, 4

"Was ist, wenn die Ordnungsstruktur der Gesellschaft das eigentliche Problem darstellt?"

Richtige Frage.

Natürlich wechselwirkt alles miteinander. In unserer Gesellschaft werden viele Menschen nicht nach ihren Fähigkeiten gefördert und eingesetzt. Diesen Menschen wird dann eine Abartigkeit und/oder Krankheit attestiert. Die Gesellschaft fördert und definiert die Zustände, die abartig und krank seien.

Es gibt fast nur starre Strukturen. In diese Strukturen passt Mittelmaß am besten. Die Behauptung des Gegenteils bezieht sich stets auf Ausnahmen.

In der Masse überwiegendes Mittelmaß und schwach entwickelter Freiheitsdrang sind die Übel aller aus dem Raster Gefallenen.

Antwort auf "Kommt jetzt das Dogma ADHS für Erwachsene?"

 

Kybernetik

gestern 16:01 Uhr

91. Gesellschaftliche Teilhabe Teil !

Ich möchte das Thema von dieser Warte ein Mal beleuchten, da hier oft "die Gesellschaft" und "Anpassung" oft angeführt wird, meist dann auch mit Bezug auf die berufliche Arbeit.

Für mich hat "Arbeit" einen Wert und diesen Wert nehme ich mal ganz egoistisch wahr, also beziehen ihn jetzt nicht "nur" darauf, dass ich meinen Teil dazu beitrage.

Dabei gehe ich jetzt von einer Tätigkeit aus, die mir liegt, wo ich im Großen und Ganzen eine "Befriedigung" raus ziehen kann und wo ebenfalls im Großen und Ganzen das Betriebsklima stimmt.

Zunächst bringt für mich eine regelmäßige Arbeit Struktur in meinen Tagesablauf. Aufstehen, zur Arbeit gehen, Feierabend und später auch Wochenende, läßt die Zeit nicht so gleichförmig ablaufen. Dadurch werden auch immer kleine Ziele und Herausforderung gesetzt. Gerade diese Struktur kann für mich eine stabilisierende Wirkung haben. Vor allem das Wochenende bekommt eine besondere Bedeutung, die ich in der Arbeitslosigkeit nicht mehr spüre.

Weiterhin bringt mich Arbeit in soziale Kontakte. Ich bin mit anderen Menschen zusammen, ich höre auch mal andere Ansichten, Meinungen etc. Und man kommt mit vielen Eindrücken des Tages wieder nach hause. In der Arbeitslosigkeit ist man Tagsüber oft auch allein, weil die meisten Bekannten und Freunde einfach arbeiten.

Mir fehlt doch der Austausch.

Arbeit brachte mir auch eine Art der Herausforderung. Mich bestimmten Anforderungen zu stellen und für bestimmte Probleme auch Lösungen zu finden.

 

Kybernetik

gestern 16:13 Uhr

92. Gesellschaftliche Teilhabe Teil 2

....

Diese kleinen Herausforderungen können sowohl zu einem Gefühl der Selbstverwirklichung führen und zu mehr Selbstvertrauen. Und eben auch das Gefühl "gebraucht" zu werden.

Ja und zum Schluß natürlich habe ich bei der Arbeit auch das Gefühl, etwas zur Gesellschaft beizutragen und eben nicht auf der "Tasche" der Anderen zu liegen.

Arbeiten zu können, hat für mich eben auch die Bedeutung einer Teilhabe an der Gesellschaft, genauso wie eben Freizeitaktivitäten auch dazugehören. Deshalb stellt es für mich durchaus ein Leiden da, wenn meine psychische Verfassung da einen Strich durch die Rechnung macht.

Weiterhin hat die Teilhabe am sozialem Leben eine hohe Bedeutung für mich. Die Möglichkeit mit Anderen Interagieren und mit ihnen zusammen etwas unternehmen können. Auch dies, so merke ich, wirkt positiv auf meine Zufriedenheit und dem Gefühl der Lebensqualität.

Man lernt in der Therapie natürlich auch, sich an irgendwelchen Hobbys zu versuchen, zum Beispiel Malen oder Schreiben, etc. Ja, manchmal bringt auch dies etwas Erleichterung bei mir, allerdings nicht ständig. Ich merke bei mir, dass soziale Kontakte, so ich sie denn eingehen kann, mir mehr Befriedigung verschaffen können.

Teilhabe an Arbeit, Teilhabe an der Gesellschaft und Teilhabe an sozialen Kontakten stellt für mich einen großen wichtigen Teil der Lebensqualität dar. Wenn diese Dinge wegfallen, für längere Zeit, dann ist das ein großer Verlust und verursacht Leid.

 

Kybernetik

gestern 16:26 Uhr

93. Gesellschaftliche Teilhabe Teil 3

Deshalb kann ich persönlich gut nachvollziehen, wenn Menschen danach trachten, diese Bereiche wieder mit Leben zu füllen, um für sich ein Leben mit guter Lebensqualität zu leben. Da gehört sicherlich für viele auch Partnerschaft, evtl. Gründung einer Familie und eine gute erfüllende Sexualität dazu.

Wenn aber die Psyche durch Gefühle und daraus resultierenden Verhaltensweisen es einem oft und dauerhaft unmöglich macht, auch nur annähernd diese Bereich zu füllen, wenn weder Arbeit, Lehre, Studium möglich sind, wenn es kaum gelingen mag, sich ein soziales Netz aufzubauen, soziale Kontakte zu pflegen und dergleichen, dann kann dies zu einem ganz persönlichem Leiden führen.

Sicherlich gibt es Menschen, die für sich das Einsiedlertum entdeckt haben und damit gut klar kommen oder Menschen, die trotz ihres etwas ungewöhnlichen Verhaltens eben "verschroben" wirken, aber dennoch nicht auf Arbeit oder gesellschaftliche Teilhabe verzichten müssen. Auch gibt es Menschen, die es durch andere Taktiken gut kompensieren können. Aber es gibt eben auch Menschen, die so schwer davon betroffen sind, denen alternative Möglichkeiten nicht geholfen haben und eben endlich, nach Jahren oder Jahrzehnten durch Medikamente ein Leben mit für sie selbst gefühlten relativ großen Lebensqualität leben können. Wer möchte es ihnen verdenken?

Natürlich bin ich auch gegen die Definition, Medikamente nur wegen des "Funktionierens" zu nehmen, um angepasst FÜR ANDERE zu funktionieren. Das ist etwas anderes.

 

Kybernetik

gestern 16:46 Uhr

94. Gesellschaftliche Teilhabe Teil 4

Zum Schluß möchte ich sagen, ich kann durchaus nachvollziehen, wenn einige keine Medikamente nehmen und Sie für sich ganz andere Wege gefunden haben.

Nachvollziehen kann ich auch die kritische Haltung zu Medikamenten, wenn Sie in Bezug gesetzt werden auf das gesellschaftliche "Funktionieren", welches ANDERE definieren.

Die Diskussion, was ist "Normal" und was ist "Krank" ist völlig legitim und wichtig, vor allem wichtig zu erkennen, nach meiner Meinung, dass es hier gar keine klare Grenze gibt, sondern eher ein Fließen. Ebenso die Frage, welche "Symptome" sind so "krankheitswertig", dass sie behandelt werden "müssen". Da sehe ich persönlich eine sehr subjektive Betrachtung, denn es kommt auf das persönlich gefühlte Leid an.

Aber was ich in der Diskussion sehr kontraproduktiv finde ist 1. die völlige Verteufelung von Medikamenten und 2. demjenigen, der Medikamente nimmt, vorzuhalten, er würde nur den leichteren Weg gehen und sich nicht anstrengen wollen, an sich zu arbeiten.

Sehr viele Menschen haben ein jahrelanges Leiden hinter sich, ohne Medikamente, viele von diesen haben oftmals schon mit Alternativen gearbeitet und kamen nicht klar. Wenn Sie dann endlich etwas gefunden haben, welches ihnen nun für sie perönlich ein "besseres" Leben bescherrt, wer bin ich, um dies beurteilen zu wollen.

Vor allem, die Meisten, die ich kenne, die Medikamente nehmen, arbeiten aber auch weiterhin hart an sich, dies schließt sich nicht aus, denn Medis alleine richten es nicht!

Eine Leserempfehlung

 

Kira8

gestern 17:17 Uhr

95. Lieber ein Gramm versuchen, als fluchen

Bei Ritalin muss ich immer an die Droge Soma denken. In der „schönen neuen Welt“ nehmen sie die Menschen um größere Gefühlsschwankungen zu vermeiden und nicht aus ihrer Rolle zu fallen.

Und es ist nachvollziehbar. Menschen wollen keine Außeinseiter sein, sonder Teil der Gesellschaft. Dafür muss man den Anforderungen dieser Gesellschaft gerecht werden, wenn nötig auch mit Pillen und deren Nebenwirkungen.

 

Heike Maria

gestern 18:33 Uhr

96. Anders sein

Sehr geehrte 96 Kommentatoren,

interessant wäre für mich einmal zu wissen, wie viele von Ihnen von ADHS betroffen sind. Sicherlich nicht sehr viele.

Gerne würde ich Ihnen anbieten, mal einen Tag mit mir als erwachsene ADHS'lerin zu verbringen. Es wird nicht ganz

unanstrengend für Sie werden. Oftmals werden Sie die Hände über den Kopf zusammenschlagen, aber Sie würden auch gemeinsam mit mir lachen. Ja, ich nehme Medikamente und ich bin dankbar, dass diese mir durch den Alltag helfen. Über mich lachen habe

ich erst sehr spät und auch mit Hilfe einer langen Therapie gelernt. Ich musste erkennen, dass ich einfach nicht ganz der Norm

entspreche, obwohl ich es sehr lange versucht habe. Dieses Anpassen-Wollen hat mich sehr erschöpft, müde gemacht.

Nun versuche ich mich so zu akzeptieren, wie ich bin, chaotisch, aber auch liebenswert. Es gibt ein sehr schönes Gedicht

von H. Hesse, das mir sehr aus der Seele spricht:

Gestutzte Eiche

Wie haben sie dich, Baum, verschnitten

Wie stehst du fremd und sonderbar!

Wie hast du hundertmal gelitten,

Bist nichts in dir Trotz und Wille war!

Ich bin wie du, mit dem verschnittenen

Gequalten Leben brach ich nicht

Und tauche täglich aus durchlittnen

Rohheiten neu die Stirn ins Licht

Was in mir weich und zart gewesen

Hat mir die Welt zu Tod gehöhnt

Doch unzerstörbar ist mein Wesen

Ich bin zufrieden, bin versöhnt

Geduldig neue Blätter treib ich

Aus Ästen hundertmal zerspellt

Und allem Weh zum Trotz bleib ich

Verliebt in diese Verrückte Welt

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Stephan Schleim

gestern 20:14 Uhr

97. Gehirn - Störung - Gesellschaft

Soweit so gut - aber jetzt verorten Sie doch die Ursache für ADHS im Gehirn.

Natürlich sind unsere Aufmerksamkeitsfähigkeiten (auch) vom Nervensystem abhängig. Was wir als psychische Störung ansehen und was nicht, ist aber ein soziales Konstrukt, das zurzeit entscheidend von der Meinung von "Experten" abhängt, die sich alle Jahre wieder hinter (inzwischen) verschlossenen Türen treffen, um diese Normen, die in Folge gesamte Gesellschaften betreffen, unter sich auszuhandeln.

Ist es nicht erstaunlich, dass viele dieser Kinder, denen man ADHS attestiert, die Symptome ihrer Aufmerksamkeitsstörung zwar vor allem dann zeigen, wenn sie im Schulunterricht sitzen oder zuhause, nicht aber beim Computerspielen beziehungsweise, wenn sie eher körperliche Talente haben, beim Fußballspielen oder Tanzen (alles als Beispiele gedacht)?

WER hat hier eigentlich die Störung? Der Aufmerksamkeit, der Wahrnehmung oder Erwartungen?

Um zum Nachdenken anzuregen, eignen sich meines Erachtens sehr gut diese Vorträge des Bildungs- und Kreativitätsforschers Ken Robinson, zum Beispiel dieser TED-Talk von vor einigen Jahren: http://www.youtube.com/wa...

Antwort auf "ADHS-Epidemie"

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Stephan Schleim

gestern 20:28 Uhr

98. Ein Doktor kennt die Wahrheit?

"Ich ziehe diesen ZEIT-Artikel, geschrieben von einer Ärztin, welche sich in ihrer Promotion wissenschaftlich mit ADHS befasst hat (auf neurologischer Ebene) sowie einer zweiten Wissenschaftsjournalistin mit Biologie als Studienfach, dem FAZ-Artikel eindeutig vor."

Auch wenn ich hier diesen Einzelfall nicht kenne - ich lasse mich gerne von der Falschheit meiner Meinung überzeugen -, ist doch weit bekannt, welchen "Qualitätsstandards" medizinische Doktorarbeiten genügen beziehungsweise nicht genügen müssen.

Wenn Sie noch einmal genau hinschauen, dann werden Sie auch feststellen, dass Frau Völker ihre Doktorarbeit noch nicht abgeschlossen hat; auf Ihrer Profilseite steht doch: "In meiner Promotion beschäftige ich mich vor allem mit den typischen neuronalen Veränderungen von ADHS-Patienten", das ist Präsens.

Im konkreten Falle tut mir die Promovendin leid, denn dass es keine "typischen neuronalen Veränderungen von ADHS-Patienten" gibt, jedenfalls nicht mit den heutigen Methoden feststellbar, das wissen wir doch schon längst, ebenso wie bei den rund 300 anderen psychischen Störungen.

Schließlich ist es schon verdächtig, wie viel Kompetenz Sie einer Neurologie-Doktorandin und einer Biologie-Magistra im Falle ADHS beimessen, und nicht beispielsweise einer Erziehungswissenschaftlerin (die wirklich mit den Kindern arbeitet) oder einer Psychologin.

Sie kennen doch die Geschichte vom Betrunkenen, der seinen Schlüssel sucht, oder? Unter der Laterne, weil dort das meiste Licht ist.

Antwort auf "Reißerischer FAZ-Artikel"

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Widerspruchsgeist

gestern 23:26 Uhr

99. Ich wollte garnichts schreiben, aber...

warum wird hier ums verrecken nicht mal genau hin geschaut: In den USA wird Ritalin schon sehr viel länger eingesetzt. Dort gibt es bereits Menschen jenseits der 50, die in jungen Jahren Ritalin bekommen haben. Und hört man von dort etwas über Spätfolgen? In den USA werden Firmen wegen jedem Blödsinn erfolgreich und in oft schwindelnder Höhe von Kunden verklagt und ausgerechnet bei Ritalin sollte das noch nie jemand gemacht haben?

Ja, es stimmt, der Artikel wird dem Thema AD(H)S überhaupt nicht gerecht. ( bin selbst betroffen, ebenso mein Sohn und mein 85 jähriger. (!) Vater.) Aber das finde ich unbedenklicher, als die oberflächlichen und, wie schon von Vorrednern geschrieben, z.T verletzenden Meinungen über die Nichtexistens von AD(H)S. Ich habe viele Eltern von AD(H)S-Kindern kennen gelernt, jedoch nie ein Kind oder einen Erwachsenen, dem Medikamente leicht fertig oder gar schnell verschrieben worden wäre. Im Gegenteil, viele mussten regelrecht um eine Diagnose oder gar Medikamente kämpfen. Deshalb Dank an die Redaktion - Aufklärung zu diesem Thema tut Not. Wo wichtiger ist dass publik wird, dass auch Erwachsene erheblich unter AD(H)S leiden können, als dass jeder Artikel dazu 100 prozentig ist. Und vielleicht ist es Ihnen aufgefallen, ich spreche hier nie von Krankheit, sondern immer von AD(H)S, das ist eben der Grenzgang: Nicht jeder AD(H)Sler ist krank, aber der, der es ist, der ist sehr erleichtert zu erfahren, dass es eben keine Mode ist, sondern behandelbar...

Eine Leserempfehlung

Antwort auf "Werfen SIE MIR ..."

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Widerspruchsgeist

gestern 23:29 Uhr

100. Ich wollte gar nichts schreiben... jetzt schreibe ich zu viel ;-)

Ich nehme Metylphenidat (so heißt der Wirkstoff markenunabhängig) und kann die positive Wirkung aber auch die leichte Einschränkung der Kreativität bestätigen.

Als - hier so oft angesprochen - Psychotherapie kann ich aber nur die Verhaltenstherapie empfehlen. Alles andere ist aus störungsimmanenten Gründen kontraindiziert, kann sogar schädlich sein. Aber das ist eben das, was nur in Büchern vermittelbar ist und nicht in Zeitungsartikeln. Alle Zweifler müssen solche Dinge also entweder Betroffenen und Fachleuten glauben, oder selbst etwas mehr lesen...

2 Leserempfehlungen

Antwort auf "Ich wollte garnichts schreiben, aber..."

 

Widerspruchsgeist

gestern 23:45 Uhr

101. Wie Wunderbar...

...dass Sie genau dieses Gedicht hier zitieren - es ist mir (selbst ADHS-"Looser") ebenfalls sehr ans Herz gewachsen!

Das was hier in Kommentaren so verpönt wird, wird genau von denen, die es verpönen gemacht. Es wird kräftig in Schubladen gesteckt und (ab)geurteilt. Bitte liebe Mitmenschen versucht es doch mal mit Einfühlen in uns AD(H)Sler und fangt mit diesem Gedicht oben an!

Hermann Hesse war, so wird vermutet, selbst AD(H)S-Mensch.

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Antwort auf "Anders sein"

 

4lpha0ne

vor 17 Stunden 30 Minuten

102. Kein Doktor kennt die Wahrheit

.. zu 100%. Aber das ist normal, da es sich um Menschen handelt, die den Zustand anderer Menschen auf Basis einiger Merkmale und Aussagen einzuschätzen versuchen. Ich sagte, dass ich den Artikel hier dem anderen vorziehe. Ich sagte nicht, dass das hier der beste Artikel sei, den ich je zu dem Thema gesehen hätte.

Und mitten in der Promotion traue ich auch einer Person eine intensive Beschäftigung mit dem Promotionsthema zu, was bei wissenschaftlichem Vorgehen auch eine umfassende und sachlich-neutrale Herangehensweise beinhaltet. Das ist in den meisten Fällen eine bessere Recherche oder ein besseres Hintergrundwissen als bei Autoren, die das Thema nur kurz recherchieren.

Ich selbst kenne ADHS-Fälle. Als sich bei einem Fall herauskristallisierte, dass es dort auch vorliegen könnte u. es eine hervorragende Erklärung für viele Probleme in der Vergangenheit und innerhalb der Familie darstellte, verschaffte die Diagnose Sicherheit. Seitdem haben wir viel gelesen, recherchiert u. auch Universitätskurse u. Vorträge zu dem Thema besucht oder angesehen (z.B. von Dr. Barkley). Allein das Verständnis (Psychoedukation) hat schon viel gebracht und hilft auch, leichter Lösungen zu finden.

Andere, weniger glückliche Fälle habe ich weiter vorn schon geschildert (S. 11).

Antwort auf "Ein Doktor kennt die Wahrheit?"

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4lpha0ne

vor 17 Stunden 26 Minuten

103. Re: Gehirn - Störung - Gesellschaft

Und es ist schon richtig, Verhaltensweisen im Gehirn zu verorten. Sofern es sich nicht um Reflexe handelt oder Aktionen des vegetativen Nervensystems bleibt doch nur das Gehirn, oder etwa nicht?

Und ja, es gibt bildgebende Verfahren (z.B. PET), wo Unterschiede in den aktiven Gehirnregionen feststellbar sind. Auch sind messbar verringerte Volumina des präfrontalen Kortex' oder des Corpus callosum ein Hinweis. Nur bezahlt das keine GKV. Fragebögen sind billiger, aber auch anfälliger.

Die Experten hinter verschlossenen Türen sind meist andere und vor allem viel weniger, als jene, die diese Persönlichkeitsbilder erforschen oder in der therapeutischen Praxis erleben. Kein Grund, alle gemeinsam zu verteufeln. Und diese erstgenannten Gruppen legen für DSM oder ICD Kriterien fest. Je nachdem hätten 5-25% der Menschen ADS oder ADHS mit I-, H- und/oder A-Komponente.

Es gab übrigens auch schon Studien (z. B. beim Ariaal-Volk), welche den Vorteil von mit ADHS assozierten Genen (Dopamin-Rezeptor-Gene) für bestimmte Lebensweisen (Nomaden) zeigten. Gleichzeitig waren sie weniger für ein Leben als sesshafte Bauern geeignet.

Ich finde auch interessant, dass so mancher mit den vielen äußerlichen Unterschieden der Menschen kein Problem hat, aber beim sehr komplexen und evolutionär mehrstufig entwickelten Gehirn sich vielleicht nur sehr geringe Unterschiede vorstellen kann. Mancher kann sich beherrschen, andere schaffen (!) es meist nicht. Inhibition zu schwach -> ADHS.

Antwort auf "Gehirn - Störung - Gesellschaft"

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BenediktG

vor 11 Stunden 42 Minuten

104. Ein gefährliches Spiel mit einem ungedeckten Diagnose-Scheck.

ADHS wird als Erklärung nicht nachvollziehbarer, wenn man dieses unausgegorene "Krankheitsbild" auf alles aufpappt, bevor man sich die Mühe macht, nachvollziehbare Erklärungen aus dem jeweiligen Kontext zu schöpfen, wo sich die "Eier" nun wirklich nicht gleichen wie eines dem anderen.

Die konkreten Umstände für bei den hier pauschal in einem kaum diffenrenzierbaren Eintopf schwimmenden Leidensgeschichten lassen sehr viel besser nachvollziehen, wo die Lebensweise und die Situation der Betroffenen aus dem Ruder gelaufen ist und den Körper zu Alarmreaktionen zwingt, denen man dieselbe Hilflosigkeit regelrecht ansieht, mit der sich die Betroffenen konfrontiert sehen, bevor sie genauer hinschauen, wo und wie sie an ihrer Situation gedreht haben und dabei danebengeraten sind.

Lösungen verlangen eine ehrliche und realistische Einschätzung der jeweils konkreten Konstellation und hier gibt es selten etwas wirklich Vergleichbares.

 

Stephan Schleim

vor 10 Stunden 9 Minuten

105. Unabhängige Forschung und ADHS

Es ist den meisten DoktorandInnen in Deutschland überhaupt nicht möglich, unabhängige Forschung zu betreiben. Gerade in der Medizin, wo die meisten Leute noch nicht einmal Geld für ihre Promotionsforschung erhalten, sind sie dem Denken und Wohlwollen der ProfessorInnen weitgehend ausgeliefert.

Geld für seine "Beratung" erhält übrigens der von Ihnen erwähnte Professor Barkley - und zwar von den Firmen, die an anderer Stelle mit dem Verkauf von ADHS-Medikamenten Milliarden verdienen. Hier mal ein kurzes Statement zum Interessenkonflikt, das ich auf die Schnelle in einem neuem Artikel in JAMA Psychiatry gefunden habe:

"Dr Barkley has served as a consultant/speaker to Eli Lilly & Co, Shire US Inc, Medice, Novartis, Janssen-Ortho, and Janssen-Cilag." (Arch Gen Psychiatry. 2010;67(11):1168-1178. doi:10.1001/archgenpsychiatry.2010.146)

Noch mal: ADHS ist ein soziales Konstrukt. Wo die Grenze zwischen "normal" und "gestört" gezogen wird, verhandeln die genannten Experten am Konferenztisch (beim DSM-5 unter massivem Lobbying der Pharmaindustrie, während man selbst die eigenen Fachkollegen mit kritischer Meinung, wie Allen Francis, ausgeschlossen hat). Wieso soll diesem sozialen Konstrukt ein Gehirnkorrelat entsprechen, das man in allen Menschen mit der Diagnose ADHS findet?

ADHS nannte man in den 1960er/1970er Jahren noch Minimal Brain Disorder (MBD). Schon damals dachte man, es handle sich um eine Gehirnstörung - gefunden hat man sie bis heute nicht. Wie auch?

Antwort auf "Kein Doktor kennt die Wahrheit"

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Stephan Schleim

vor 10 Stunden 3 Minuten

106. Gehirn, Gehirn...

Sie finden im Gehirn allerlei Unterschiede, ganz gleich, wen sie miteinander vergleichen. Die Frage ist: Können wir eine Störung im Gehirn diagnostizieren? Findet sich die "Essenz" dieser Störung im Gehirn? Die Antwort ist: Nein, für keine der über 300 psychischen Störungen.

Man hat auch Jahrzehntelang Millionen von Psychologie- und Psychiatriestudierenden weltweit die Serotonin-Hypothese der Depression eingeimpft. In der Praxis überprüft wurde das so gut wie nie. Jahre später stellt sich dann heraus: Huch, ganz viele widersprüchliche Daten zu dieser These wurden nicht veröffentlicht, u.a. auf Betreiben der Pharmaindustrie, die mit SSRIs stinkreich geworden ist, und diese Medikamente, die jahrelang verschrieben wurden, die wirken eigentlich kaum besser als Placebo.

Ich habe hier nicht die Zeit, das alles zu wiederholen, was in den letzten zehn bis zwanzig Jahren an Kritik publiziert wurde. Leicht verständlich hat das der Pharmakologe Felix Hasler vor Kurzem in seinem Buch "Neuromythologie" dargestellt, das gerade schon in vierter Auflage erschienen ist.

Antwort auf "Re: Gehirn - Störung - Gesellschaft"

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Eisbecher

vor 9 Stunden 39 Minuten

107. Diagnose hin oder her 1/2

Ich habe mich jetzt extra für einen Kommentar registriert, weil mich viel der bisherigen Kommentare so sehr ärgern. Aus vielen spricht die Ignoranz und Arroganz eines Theoretikers.

Um einen kleinen Einblick aus dem Alltag zu gewähren, möchte ich ergänzend zum Artikel einige Situationen beschreiben.

Ich beginne die Wirkung von schwarzem Tee oder Kaffee zu spüren, wenn ich die dritte Kanne trinke. Sie dürfen sich jetzt ausmalen, was für ein Normalniveau an Alarm ich in mir trage.

Meine beste Mathematik-Klausur habe ich am jenem Tag geschrieben, an dem mir morgens vier Weisheitszähne gezogen wurden. Die Schmerzmittel haben mich so betäubt, dass ich mich endlich mal konzentrieren konnte.

In der Grundschule habe ich bereits von der ersten Klasse an Einträge über mein Aktivitäts- und Konzentrationslevel im Zeugnis stehen. Damit wäre Leistungsdruck und zivilgesellschaftliche Ursachen schon mal vom Tisch.

Ich habe einen IQ von jenseits der 130, kann den aber nirgendwo unterbringen. Um angestellt zu arbeiten, bin ich zu unzuverlässig. Um selbstständig zu arbeiten zu unstrukturiert. Wenn ich einen Job habe, bin ich doppelt so schnell wie andere mit der gleichen Aufgabe. Ich bekomme aber keinen, der mich nicht gleichzeitig unendlich unterfordert. Eine verdammte Zwickmühle.

Was ich unterm Strich sagen will, ist nicht einfach zusammenzufassen. Es gibt zu viel Unverständnis und Halbwissen (was interessanter Weise nicht aufkommt, wenn man sich zu mehreren ADHS'lern in Person trifft).

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Eisbecher

vor 9 Stunden 36 Minuten

108. Diagnose hin oder her 2/2

Es ist jedenfalls eine verdammt harte Aufgabe, sich jeden Tag (wenn überhaupt möglich) wieder in die vorgesehene Spur zu bringen. In überhaupt eine Spur. Das frisst einfach mindestens 50% der Tagesenergie auf, und das ist nicht mal übertrieben.

Daher ist es mir total egal, ob daran ein Pharmakonzern Geld verdient oder nicht. Ich bin jetzt mitte 30 und habe keine Lust, noch mal Jahrzehnte in irgendwelche bescheuerte Ursachenforschung zu stecken, um "auf Chemie verzichten" zu können. Was hilft, das hilft. Punkt.

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fazig

vor 9 Stunden 19 Minuten

109. Was der Bauer nicht kennt... frisst er nicht.

Zumal eine gesunde Skepsis gegenüber Medikamenten angebracht sein mag muss ich zustimmen dass viele der Kommentare hier das Leiden von Betroffenen ziemlich verharmlosen.

Bekannte von mir haben ein Kind das mit Asperger Syndrom diagnostiziert wurde. Wieder eine Krankheit bei der manch einer Meinen mag dass einfach der Teufel in das Kind gefahren ist und ausgetrieben werden muss oder dass die Eltern dem Bub mal ordentlich den Hintern versohlen hätten sollen, wenn er mal wieder nicht spuren wollte. Oder sie denken daran dass ein solches Kind ein großartiges Mathematikgenie ist, da es so gerne in den Medien gezeigt wird. Jedoch ist das Autismus-Spektrum sehr breit gefächert und beinhaltet eben nicht nur diese Stereotypen, die durch die Medien propagiert werden.

Ein Beispiel: Wenn ein Kind von 7 Jahren, spricht kein kohärentes Deutsch, plötzlich vom Esstisch aufsteht, in der Luft mit den Armen herum fuchtelt, im Kreis läuft und zu schreien anfängt, dann fällt es schwer dies als ein kreatives Ausleben der Individualität zu betrachten. Das Kind wurde zu Ärzten und Therapeuten geschickt, von einem Spezialisten zum anderen Gereicht hier im Bundesland. Nach langem Hin und Her wurde ihm Ritalin verschrieben, auch wenn das eher unüblich bei Asperger sein mag. Zu helfen scheint es dennoch. Das Ganze wird begleitend mit einer Beschäftigungstherapie und Begleitpersonen durchgeführt, 'nicht' mit dem Medikament alleine.

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Antwort auf "Diagnose hin oder her 1/2"

 

Stephan Schleim

vor 9 Stunden 4 Minuten

110. Vorgesehene Spur

Danke für Ihre vielsagenden Beiträge!

"…sich jeden Tag (wenn überhaupt möglich) wieder in die vorgesehene Spur zu bringen…"

Sehr schön, wie Sie das formulieren.

Wer oder was hat denn hier die Spur für Sie (ebenso wie für viele andere Menschen) vorgesehen?

P.S. Auch Theoretiker können praktisch betroffen und aktiv sein.

Antwort auf "Diagnose hin oder her 2/2"

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Eisbecher

vor 8 Stunden 36 Minuten

111. In der Spur

Naja. Es gibt gewissen Dinge, die muss man halt tun, wenn man nicht im betreuten Wohnen oder sonst wo landen möchte. Dazu gehören Grundlagen wie "Du solltest alle x Stunden etwas essen" und "Selbst zubereiten spart Geld und ist meist auch gesünder". Pfandflaschen wegbringen. Abwasch. Waschmaschine ausräumen, wenn sie fertig ist. Alles Dinge, die für andere nebenher laufen.

Dazu kommt halt alles, was mit dem Lebensunterhalt zusammenhängt. Ob es nun das Ausfüllen von Anträgen oder anderen Formularen ist (Horror deluxe), das konforme Aufstehen am Morgen, nachdem der Kopf die Nacht über Karussell gefahren ist, oder einfach nur zu tun, was der Chef sagt, ohne jede Aktion zu hinterfragen und zu zergrübeln, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.

Wenn man schlauer ist als 99% der Umgebung und weniger auf die Reihe bekommt als eben diese 99%, dann braucht man echt ein hartes Fell, um darüber hinwegzusehen oder es sogar zu akzeptieren. Jeder Tag ist eine Beweiskette des Versagens, das macht nicht so viel Spaß wie es vielleicht klingt. Man ist sich des Versagens ja durchaus bewusst. Dazu kommt, das man eigentlich alles andere im Leben sofort und tiefgründig versteht - nur halt seine eigene Psychomechanik nicht.

Man sieht das Problem glasklar, aber findet kein Werkzeug.

Zum "Theoretiker": ich meine jene ohne Berührung mit der Realität.

2 Leserempfehlungen

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Max-MV

vor 8 Stunden 16 Minuten

112. Lebhaft = Krank?

Bei mir wurde ADHS im Alter von 7 Jahren diagnostiziert.

Ich habe dann 9 Jahre lang das Medikament "Medikinet" eingenommen. Ich war dadurch unglaublich konzentriert, brachte sehr gute Leistungen in der Schule. Aber gut fühlte ich mich damit nie. Ich hatte oft ein flaues, kaltes Gefühl, kein Hunger, oft Kopfschmerzen und war phasenweise nicht mal in der Lage, richtig herzhaft zu lachen. Ich fühlte mich nur wie eine Maschine, die zwar perfekt funktioniert aber keine Gefühle mehr hat.

Ich probierte auch vieles andere aus, um meine Konzentrationsfähigkeit zu steigern: Ergotherapie, Meditation, Sport.

Auch das half mir, und ich denke letztendlich viel mehr als die Medikamente.

Mit 7 fing ich an Schlagzeug zu spielen, was mir bis heute wohl am meisten hilft. Ein Instrument zu erlernen kann ich "ADHS"-Patienten nur empfehlen!!

Mit 16 reichte es mir. Ich hatte kein Bock mehr auf diese Medikamente und setzte Medikinet ab.

Dann besuchte ich eine Heilpraktikerin, welche mit Homöopathie hilft. Aber diese stellte fest, dass ich gar nicht ADHS habe, ich bin einfach nur lebhaft, und das ist nichts schlimmes, ganz im Gegenteil, es ist sogar eine sehr positive Eigenschaft.

Ich beschäftige mich auch heute noch viel mit dem Thema ADHS und meine Meinung ist:

ADHS ist nur eine erfundene Störung.

Der Grund: die Pharma-Industrie macht damit Geld, sehr viel Geld. Und wenn man heute "anders" ist, als die anderen Kinder, muss man behandelt werden.

Und da muss man mal drüber nachdenken...

 

Stephan Schleim

vor 8 Stunden 2 Minuten

113. Probleme und Lösungen

Was wäre denn so schlimm an etwas "Betreuung"? Bekannte von mir arbeiten im Sozialdienst und gehen, je nach Bedarf, bei allein Lebenden und Familien ein, zwei oder gar dreimal die Woche vorbei und helfen mit allerlei Dingen im Haushalt, der Organisation, mit Gesprächen. Soweit ich das beurteilen kann, sind das nette Menschen und sie machen die Arbeit auch gerne.

Mein Vorwurf richtete sich in erster Linie gar nicht gegen die Pharmaindustrie. Die Funktioniert eben nach den Spielregeln unserer Wirtschaft, mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt (inklusive Manipulation von Forschung, Korruption etc.).

Mein Vorwurf war in erster Linie, dass ~99,99% der Menschen gar kein Mitspracherecht dabei haben, was in dieser institutionalisierten Welt als "normal" definiert wird; dass sie nicht mitentscheiden können, was die "Spur" ist, um es mit Ihren Worten zu sagen.

Dass z.B. die Amerik. Psychiatrische Vereinigung beim letzten Mal, als sich ihre mächtigen Vertreter hinter verschlossenen Türen trafen, parallel dazu eine PR-Offensive im Internet startete (dsm5.org), ändert nichts daran, dass dort eben nur die "geglätteten" Materialien für die Öffentlichkeit sichtbar waren. Selbst Fachkollegen, die viele Jahre am Prozess mitgewirkt hatten, wurde Einsicht in die Originalprotokolle verwehrt.

Wer sich für die Hintergründe interessiert, siehe z.B. den Abschnitt "Background" hier: http://www.apadivisions.o...

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PanB

vor 7 Stunden 49 Minuten

114. @ Kybernetik (Kommentare 91-93)

Bisher bin ich (51) nicht AD(H)S diagnostiziert, aber viele der hier beschriebenen Lebensschwierigkeiten sind mir nicht unbekannt. Ich für mich erlebe sie als „sich selbst im Wege stehen“ oder auch als „selbst-zerstörerisches Verhalten“.

Zu ihrem Lösungsvorschlag.

"Diese kleinen Herausforderungen können sowohl zu einem Gefühl der Selbstverwirklichung führen und zu mehr Selbstvertrauen. Und eben auch das Gefühl "gebraucht" zu werden."

Ich bezweifle, dass ihre Taktik wirklich das Problem löst.

Ihre „kleinen Herausforderungen zur Erreichung der Gefühle von Selbstverwirklichung und Selbstvertrauen kann nur funktionieren, wenn es im inneren eine entsprechende „Gefühlsantwort“ gibt, die ein körperlichen Wohlfühleffekt auslöst.

Was ist, wenn keine Gefühlsantwort vorhanden ist?

Beispiel Ernährung:

Ohne vorhandene Enzyme, ist der Körper nicht in der Lage gewisse Stoffe energetisch positiv für sich zu verwerten.

So ist auch das Grundgefühl bzw. der Schmerz der bei der Wahrnehmung des „Nichtgebrauchtwerdens“ entsteht, nicht immer von außen nicht mit Ritualen (Ritalin) kompensierbar.

Worin liegt ihr „Zirkelschluss“?

Ihre „kleinen Herausforderungen“ sind keine Selbstverwirklichung sondern ein Appell an die Fähigkeit zur Anpassung und Übernahme vorgegebener Lebensmodelle mit dem Ziel der Anerkennung und Belohnung..

Nicht jeder, der sich selbst „nicht selbst verwirklichen kann“, gehört therapiert oder als evolutionär noch nicht ausselektiertes Persönlichkeitsmerkmal.

Eine Leserempfehlung

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fazig

vor 7 Stunden 22 Minuten

115. Spurensuche

Die Spur kann man sich auch selbst legen, in dem man zum Beispiel seinen Tagesablauf plant. Wem es schwer fällt sich die selbst gesteckten Richtlinien zu halten kann sich schnell so fühlen als ob er gar nichts auf die Reihe bekommt.

Eine Leserempfehlung

Antwort auf "Probleme und Lösungen"

 

4lpha0ne

vor 4 Stunden 1 Minute

116. Re: Gehirn, Gehirn

Es geht um statistisch signifikante Unterschiede. Welches Paper würde es denn durch das Peer Review schaffen, wenn es die natürlich vorhandene Varianz dokumentierte?

Die Streitschrift "Neuromythologie" werde ich mir mal näher anschauen. Vielleicht finde ich darin auch meine Idee wieder, dass die unter dem ADHS-Spektrum eingeordneten Verhaltensweisen (teils) verstärkte, aber schon existierende Grundmuster darstellen. Vor allem die reduzierte inhibitorische Wirkung des präfrontalen Kortex' stellt ein solches Muster dar, wenn es dem Betroffenen z. B. schwerfällt, Impulse zu unterdrücken.

Und das lässt sich über PET-Scans sehen, aber nicht an der Dicke der Axone. Wenn man sich die Vorgänge am synaptischen Spalt anschaut, braucht man sich nur einmal zu überlegen, was passiert, wenn in einem dopaminergen System das Dopamin nach Ausschüttung zu schnell abgebaut wird? Dort setzt MPH an u. ändert offenbar auch etwas.

Wie die Auswirkungen dieser Systeme sind, ist schon lange durch entspr. Hirnschäden durch Unfälle oder Missbildungen bekannt. Ein Beispiel ist der Mann mit der Stange im Kopf aus dem 19. Jhd.

Der genetische Bezug der Verhaltensweisen lässt sich auch ohne Hirnforschung sondern durch reine Verhaltensbeobachtung und vorhandene besondere Genvarianten u. deren Genexpressionen herstellen (siehe Zwillingsversuche).

Antwort auf "Gehirn, Gehirn..."

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Stephan Schleim

vor 3 Stunden 39 Minuten

117. "Signifikanter Unsinn"

Ah, Sie lesen wohl sehr einseitig, nicht wahr? Dabei hatte die ZEIT erst in ihrer Ausgabe vom 27.12.2013 einen Schwerpunkt "Rettet die Wissenschaft!" mit u.a. diesem Beitrag "Signifikanter Unsinn": http://www.zeit.de/2014/0...

Ferner implizieren Sie mit Ihrem Kommentar, dass der Teil der Realität, der nicht den derzeitigen Mainstream-Methoden entspricht ("natürliche Varianz"), vom Großteil der wissenschaftlichen Community ausgeblendet wird. Nun, das ist gerade das, was manche Wissenschaftstheoretiker und immer mehr Wissenschaftler (vor allem Methodologen der Statistik) kritisieren, zum Teil schon seit mehr als 100 Jahren!

Und Impulsivität wollen Sie mit dem PET-Scanner erkennen? LOL!

Über den "Mann mit der Stange im Kopf aus dem 19. Jhd." habe ich zufällig selbst schon geforscht und publiziert. Vergessen Sie 95% der psychologischen Geschichte, die haben sich höchstwahrscheinlich Phrenologen ausgedacht und das wurde per stiller Post, in jüngster Zeit v.a. von Antonio Damasio, weiter ausgeschmückt. Wenn Sie sich meine Originalpublikation (oder die vom Wissenschaftshistoriker Malcom Macmillan) nicht zu Gemüte führen wollen, dann lesen Sie eben diese populärwissenschaftlichen Darstellungen... und installieren bitte ein Fakten-Update: http://www.spiegel.de/ges...

Oh, der Artikel aus der SZ (9.6.2012, S. 24) ist leider nicht online verfügbar, dabei war der so gut!

Antwort auf "Re: Gehirn, Gehirn"

 

Stephan Schleim

vor 3 Stunden 35 Minuten

118. P.S. Neuromythologie

Ja, lesen Sie das Buch. Hasler schreibt jedoch mehr über die grundlegenden Probleme (und Skandale) der Pharma-Forschung, vor allem anhand des Beispiels SSRIs/Depressionen. Wenn Sie sich speziell für das Beispiel ADHS interessieren, finden Sie auf dem Büchermarkt aber auch mehrere neue Publikationen, die dies kritisch thematisieren.

Antwort auf "Re: Gehirn, Gehirn"

 

Stephan Schleim

vor 3 Stunden 32 Minuten

119. Gene und Verhalten

"Der genetische Bezug der Verhaltensweisen lässt sich auch ohne Hirnforschung sondern durch reine Verhaltensbeobachtung und vorhandene besondere Genvarianten u. deren Genexpressionen herstellen (siehe Zwillingsversuche)."

Die Vorstellung, dass Gene direkt unser Verhalten steuern, wurde längst aufgegeben; und warum Gene nicht die Ursache psychischer Störungen sind, hat der Psychiater und Genetiker Kenneth Kendler hervorragend erklärt, z.B. hier:

“A Gene for...”: The Nature of Gene Action in Psychiatric Disorders

Am J Psychiatry 2005; 162:1243-1252

Wo haben Sie das eigentlich alles gelernt?!

Antwort auf "Re: Gehirn, Gehirn"

 

4lpha0ne

vor 2 Stunden 27 Minuten

120. Re: Unabhängige Forschung I

Auch unter den Professoren gibt es welche, die keine schwarzen Schafe sind. ;) Einer, der relativ gut ist, ist Dr. Rostain, welcher über Coursera einen Onlinekurs zum Thema "ADHD through lifespan" anbot. Er beleuchtete fast alle Aspekte und erwähnt auch die kritischen Stimmen. Das gehört m. M. nach dazu. Da ich aber für mich meist gern ein eigenes, umfassendes Bild eines Themas entwickle, schaue ich mir auch gern kritischere Argumente an, um sicher zu gehen, nicht durch Einschränkung einen Bias zu entwickeln.

Dass Berater wie Barkley Geld verdienen ist nicht ungewöhnlich. Von wem das erfolgt, hat Barkley üblicherweise auch in kleiner Schrift auf einer Folie seinen Vorträgen vorangestellt. Und ich teile auch nicht alle seine Standpunkte. Das Wesentliche, was ich dort gut finde hat nichts mit Medikamenten zu tun, sondern der Focus darauf, dass die meisten Probleme bei ADHS nicht hauptsächlich durch die Aufmerksamkeitsspanne bewirkt werden, sondern durch die anders arbeitenden Exekutivfunktionen. Und hierfür braucht main nicht die Worte "Krankheit" oder "Störung" verwenden. Manches schwer änderbare Verhalten passt einfach nicht so gut in die vorhandenen anerkannten Lebensmodelle, wie auch nicht jeder Mensch für alle Berufsbilder geeignet ist, geschweige denn, sich den Anforderungen anzupassen.

Antwort auf "Unabhängige Forschung und ADHS"

 

4lpha0ne

vor 2 Stunden 25 Minuten

121. Re: Unabhängige Forschung II

Unabhängig von den anfänglichen Fehleinordnungen von "ADHS" als MBD oder Cerebrale Dysfunktion bleibt für mich die Frage, was Sie unter "Gehirnstörung" verstehen? Meinen Sie, direkt dem Gehirn etwas ansehen zu können? Das geht nicht, auch wenn bei Unfällen mit direkter Beschädigung ähnliche Symptome auftreten können. Es ist eine anders geartete Funktion in wenigen Teilbereichen, kein Schaden. Und da man den Botenstoffen nicht direkt zu sehen kann, bleiben nur Direktbeobachtungen der Sauerstoffkonzentration u. ähnliche Verfahren. Dort sind Unterschiede sichtbar.

Das "soziales Konstrukt" ist auch nur ein Symptom der Gesellschaft. Das stützen die eher positiven Thesen von Thom Hartmann (Hunter/Farmer-Theorie oder neuerdings das "Edision-Gen") oder die Ariaal-Studie. So wie Schüchternheit, Aggressivität, analytisches Denken, Wortgewandtheit usw. Ausprägungen des Verhaltens und der geistigen Fähigkeiten sind, gibt es andere, die zur Zeit eben zusammengefasst als AD(H)S kategorisiert werden.

Was ist denn Ihre Meinung zu der umfangreichen Studie des letzten Jahres, welches einen Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein eines bestimmten Gens u. dem Auftreten von ADHS-, Autismus-, Asperger-Syndrom-, Bipolare-Störung- oder Borderline-Störung-Symptomen, herstellt.

Antwort auf "Unabhängige Forschung und ADHS"

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Stephan Schleim

vor 1 Stunde 38 Minuten

122. Gehirnstörungen; Genetik

Es sind im Gehirn immer Unterschiede sichtbar, ob Sie nun mich mit sich vergleichen oder sich selbst heute mit sich selbst morgen früh; hier von einer Gehirnstörung zu reden, würde voraussetzen, dass man sagen könnte, was Gehirnnormalität ist. In der Neurologie und Neuroonkologie gibt es positive Beispiele für eine gelungene Unterscheidung (z.B. Schlaganfälle, Hirntumore), in der Psychiatrie aber nicht.

"Was ist denn Ihre Meinung zu der umfangreichen Studie des letzten Jahres…"

Es gibt hunderte, wohl sogar tausende solcher Studien, die Genvarianten mit Verhaltens- und Erlebensvarianten korrelieren, und die hunderte von "Risikogenen" identifiziert haben. Dass so eine Korrelation statistisch Signifikant ist, will aber nicht viel heißen.

Haben Sie den Artikel "Signifikanter Unsinn" inzwischen gelesen? Da wurde das an dem Beispiel mit dem Würfel erklärt: Zweimal hintereinander eine eins zu würfeln, das ist p < 5% wahrscheinlich, jedoch kein Hinweis darauf, dass der Würfel gefälscht ist.

Die Frage ist also nicht in erster Linie, wie statistisch signifikant das Ergebnis ist, sondern wie groß der EFFEKT ist (wobei die Signifikanz freilich auch mit der Effektgröße im Zusammenhang steht). Meines Wissens sind die Odds Ratios der Gene in der Psychiatrie nicht viel höher als 1,5. Damit können Sie in der Praxis nichts anfangen. Ab OR=5 können wir darüber reden, um die OR=15 wird es interessant (Vergleich: starkes Rauchen und Lungenkrebs; vgl. die Klassifikation von K. Kendler, 2005).

Antwort auf "Re: Unabhängige Forschung II"

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Kybernetik

vor 1 Stunde 11 Minuten

123. Dann leben sie mal selbst...

im betreuten Wohnheimen, viel Spaß dabei.

Antwort auf "Probleme und Lösungen"

 

Kybernetik

vor 1 Stunde

124. Ich bin weit entfernt...

... jemanden, der nicht arbeiten kann, der vielleicht Rente beantragen mußte, ihn selbst als ausselektiert zu sehen. Wie kommen sie darauf?

Ich für mich und ich weiß es auch von anderen Erfahrenen, habe Arbeit und vor allem Teilhabe am Gesellschaftlichen Leben als erfüllender erlebt, als das Einsiedlertum in seinen 4 Wänden. Zur Zeit habe ich keine Arbeit und weiß, wie mir die Tagesstruktur fehlt und auch wie mir auch Kontakte zu KollegInnen fehlen. Wenn ich eine Aufgabe hatte, ging es mir besser. Das heißt aber nicht, dass die "Arbeit" nun mein psychisches Problem löst. Daran arbeite ich über Psychotherapie weiterhin. Aber einer Tätigkeit nachgehen, hat für mich und für viele Andere eine stabilisierende Funktion.

Natürlich kann es sein, dass dies eben nicht bei allen zutrifft, aber ich habe für alle Verständnis, die für sich wünschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.

Oder würden Sie einem gelähmten den Rollstuhl verwehren und ihm sagen, wenn er ihn benutzt, würde er sich ja nur anpassen wollen und nur auf Belohnung aus sein, wenn er sich wünscht, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Oder würden Sie einem Blinden den Blindenstock oder das Erlernen der Klicklaute verwehren und ihm sagen, ist doch gut, wenn er eben nicht so funktioniert und er nicht am sozialem Leben teilhaben kann?

Oder würden Sie alle Behindertenwerkstätten schließen, weil sie meinen, das Behinderte nicht das Recht haben, am gesellschaftlichen Leben zu partizipieren?

Antwort auf "@ Kybernetik (Kommentare 91-93)"

 

cahtse

vor 39 Minuten

125. .....

Sehr geehrter Herr Schleim,

Sie habe sicher sehr viel gelesen und einen großen Wissensschatz. Dennoch würde ich Sie gerne auf einige Dinge aufmerksam machen.

Statistik so plump abzulehnen ist m.E. ein wenig übertrieben. Zu dem genannten Bsp. mit dem Würfel können Sie in den Kommentaren unter dem Artikel etwas interessantes lesen. Zum anderen behauptet ja niemand, dass es ein Gen oder ein Neuron oder ein Irgendwas gibt, das verantwortlich für Verhalten ist. Weder wird dies von Statisitkern, noch von Praktikern angenommen. Die Forschung zu Wechselwirkungen deshalb zu verteufeln halte ich für vorschnell.

Wovon wird das Verhalten gesteuert, Herr Schleim? Ich weiß Sie sind auch Philosoph und ich bewundere Ihre Motivation und Konsequenz gerade Psychologie und Philosophie zu verbinden. Trotzdem ist es wie ein Vorredner schrieb, durchaus gang und gäbe einen Großteil des Verhalten vom Gehirn ausgehend anzusehen.

Antwort auf "Gehirnstörungen; Genetik"

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cahtse

vor 13 Minuten

126. ......

Ich hoffe Ihre Ablehnung von bildgebenden Verfahren und dem ganzen Hype darum, ist nur so etwas wie die Antithese, auf die irgendwann die Synthese folgt. Es steckt m.E. mehr Potential darin, als Sie dies in den wenigen Beiträgen, die ich von Ihnen kenne, vermittelt wird.

Antwort auf "....."

 

4lpha0ne

vor 2 Stunden 25 Minuten

121. Re: Unabhängige Forschung II

Unabhängig von den anfänglichen Fehleinordnungen von "ADHS" als MBD oder Cerebrale Dysfunktion bleibt für mich die Frage, was Sie unter "Gehirnstörung" verstehen? Meinen Sie, direkt dem Gehirn etwas ansehen zu können? Das geht nicht, auch wenn bei Unfällen mit direkter Beschädigung ähnliche Symptome auftreten können. Es ist eine anders geartete Funktion in wenigen Teilbereichen, kein Schaden. Und da man den Botenstoffen nicht direkt zu sehen kann, bleiben nur Direktbeobachtungen der Sauerstoffkonzentration u. ähnliche Verfahren. Dort sind Unterschiede sichtbar.

Das "soziales Konstrukt" ist auch nur ein Symptom der Gesellschaft. Das stützen die eher positiven Thesen von Thom Hartmann (Hunter/Farmer-Theorie oder neuerdings das "Edision-Gen") oder die Ariaal-Studie. So wie Schüchternheit, Aggressivität, analytisches Denken, Wortgewandtheit usw. Ausprägungen des Verhaltens und der geistigen Fähigkeiten sind, gibt es andere, die zur Zeit eben zusammengefasst als AD(H)S kategorisiert werden.

Was ist denn Ihre Meinung zu der umfangreichen Studie des letzten Jahres, welches einen Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein eines bestimmten Gens u. dem Auftreten von ADHS-, Autismus-, Asperger-Syndrom-, Bipolare-Störung- oder Borderline-Störung-Symptomen, herstellt.

Antwort auf "Unabhängige Forschung und ADHS"

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Stephan Schleim

vor 1 Stunde 38 Minuten

122. Gehirnstörungen; Genetik

Es sind im Gehirn immer Unterschiede sichtbar, ob Sie nun mich mit sich vergleichen oder sich selbst heute mit sich selbst morgen früh; hier von einer Gehirnstörung zu reden, würde voraussetzen, dass man sagen könnte, was Gehirnnormalität ist. In der Neurologie und Neuroonkologie gibt es positive Beispiele für eine gelungene Unterscheidung (z.B. Schlaganfälle, Hirntumore), in der Psychiatrie aber nicht.

"Was ist denn Ihre Meinung zu der umfangreichen Studie des letzten Jahres…"

Es gibt hunderte, wohl sogar tausende solcher Studien, die Genvarianten mit Verhaltens- und Erlebensvarianten korrelieren, und die hunderte von "Risikogenen" identifiziert haben. Dass so eine Korrelation statistisch Signifikant ist, will aber nicht viel heißen.

Haben Sie den Artikel "Signifikanter Unsinn" inzwischen gelesen? Da wurde das an dem Beispiel mit dem Würfel erklärt: Zweimal hintereinander eine eins zu würfeln, das ist p < 5% wahrscheinlich, jedoch kein Hinweis darauf, dass der Würfel gefälscht ist.

Die Frage ist also nicht in erster Linie, wie statistisch signifikant das Ergebnis ist, sondern wie groß der EFFEKT ist (wobei die Signifikanz freilich auch mit der Effektgröße im Zusammenhang steht). Meines Wissens sind die Odds Ratios der Gene in der Psychiatrie nicht viel höher als 1,5. Damit können Sie in der Praxis nichts anfangen. Ab OR=5 können wir darüber reden, um die OR=15 wird es interessant (Vergleich: starkes Rauchen und Lungenkrebs; vgl. die Klassifikation von K. Kendler, 2005).

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Kybernetik

vor 1 Stunde 11 Minuten

123. Dann leben sie mal selbst...

im betreuten Wohnheimen, viel Spaß dabei.

Antwort auf "Probleme und Lösungen"

 

Kybernetik

vor 1 Stunde

124. Ich bin weit entfernt...

... jemanden, der nicht arbeiten kann, der vielleicht Rente beantragen mußte, ihn selbst als ausselektiert zu sehen. Wie kommen sie darauf?

Ich für mich und ich weiß es auch von anderen Erfahrenen, habe Arbeit und vor allem Teilhabe am Gesellschaftlichen Leben als erfüllender erlebt, als das Einsiedlertum in seinen 4 Wänden. Zur Zeit habe ich keine Arbeit und weiß, wie mir die Tagesstruktur fehlt und auch wie mir auch Kontakte zu KollegInnen fehlen. Wenn ich eine Aufgabe hatte, ging es mir besser. Das heißt aber nicht, dass die "Arbeit" nun mein psychisches Problem löst. Daran arbeite ich über Psychotherapie weiterhin. Aber einer Tätigkeit nachgehen, hat für mich und für viele Andere eine stabilisierende Funktion.

Natürlich kann es sein, dass dies eben nicht bei allen zutrifft, aber ich habe für alle Verständnis, die für sich wünschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.

Oder würden Sie einem gelähmten den Rollstuhl verwehren und ihm sagen, wenn er ihn benutzt, würde er sich ja nur anpassen wollen und nur auf Belohnung aussein, wenn er sich wünscht, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Oder würden Sie einem Blinden den Blindenstock oder das Erlernen der Klicklaute verwehren und ihm sagen, ist doch gut, wenn er eben nicht so funktioniert und er nicht am sozialem Leben teilhaben kann?

Oder würden Sie alle Behindertenwerkstätten schließen, weil sie meinen, das Behinderte nicht das Recht haben, am gesellschaftlichen Leben zu patizipieren?

Antwort auf "@ Kybernetik (Kommentare 91-93)"

 

cahtse

vor 39 Minuten

125. .....

Sehr geehrter Herr Schleim,

Sie habe sicher sehr viel gelesen und einen großen Wissensschatz. Dennoch würde ich Sie gerne auf einige Dinge aufmerksam machen.

Statistik so plump abzulehnen ist m.E. ein wenig übertrieben. Zu dem genannten Bsp. mit dem Würfel können Sie in den Kommentaren unter dem Artikel etwas interessantes lesen. Zum anderen behauptet ja niemand, dass es ein Gen oder ein Neuron oder ein Irgendwas gibt, das verantwortlich für Verhalten ist. Weder wird dies von Statisitkern, noch von Praktikern angenommen. Die Forschung zu Wechselwirkungen deshalb zu verteufeln halte ich für vorschnell.

Wovon wird das Verhalten gesteuert, Herr Schleim? Ich weiß Sie sind auch Philosoph und ich bewundere Ihre Motivation und Konsequenz gerade Psychologie und Philosophie zu verbinden. Trotzdem ist es wie ein Vorredner schrieb, durchaus gang und gäbe einen Großteil des Verhalten vom Gehirn ausgehend anzusehen.

Antwort auf "Gehirnstörungen; Genetik"

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cahtse

vor 13 Minuten

126. ......

Ich hoffe Ihre Ablehnung von bildgebenden Verfahren und dem ganzen Hype darum, ist nur so etwas wie die Antithese, auf die irgendwann die Synthese folgt. Es steckt m.E. mehr Potential darin, als Sie dies in den wenigen Beiträgen, die ich von Ihnen kenne, vermittelt wird.

 

 

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