Saccharum Anhang 1

[Georg M. Kissling]

Zucker - die süsse Energie der Natur Wie so viele andere Stoffe kann Zucker eine Medizin, ein Gift oder ein Nahrungsbestandteil sein.

Wenn wir von Zucker reden, denkt man im Allgemeinen an den weissen, aus Zuckerrohr oder aus Zuckerrüben gewonnenen Handelszucker, der wissenschaftlich als

«Saccharose» bezeichnet wird. Er heisst so, weil er schon im Altertum aus dem Zuckerrohr (Saccharum-officinarum) gewonnen wurde. Die erste Kunde vom Zucker

stammt aus der Zeit des indischen Feldzugs Alexanders des Grossen im Jahre 327 v. Chr. Die Geschichte des Zuckers beginnt vor 10.000 Jahren mit der Züchtung

des Zuckerrohrs aus wild wachsenden Gräsern der pazifischen Inselwelt.

Das Rohr wurde bei Fahrten übers Meer als Proviant zum Kauen mitgenommen – sozusagen als «Energie-Staude», die beim Rudern half.

Von Melanesien aus gelangte das Zuckerrohr über Java und Sumatra nach Indien. Die Begriffe Zucker und Kandis stammen aus dem altindischen Sanskrit.

Die Wiege der Zuckergewinnung lag vor einigen tausend Jahren im südlichen Gebirgsmassiv des Himalaya.

Hier wurde zum ersten Mal Zuckerrohr angebaut und durch Auspressen und Eindicken des fleischigen Marks Zucker gewonnen. Der ausgepresste Saft wurde frisch

oder vergoren getrunken.

Ca. 5500 v. Chr. gelangte aus «Gur» (Zucker), der damaligen bengalischen Hauptstadt der dunkle Rohzucker über Indien nach Persien. Um 300 n. Chr. begann man damit, den Saft über dem Feuer einzudicken, bis eine braune, klebrige Masse entstand.

627 n. Chr. entwickelten die Perser als Erste den reinen, weissen Zucker unter dem byzantinischen Kaiser Herakleios. Die Raffination erfolgte dabei durch ständiges

Waschen und Umkristallisieren unter Zusatz von reinigender Milch. Man benutzte trichterförmige Gefässe mit Löchern, aus denen der Sirup abfloss.

Im Gefäss blieb der kristallisierte Zucker zurück. Der Zuckerhut, der auf dem persischen Ablaufprinzip beruht, stellte bis ins 19. Jahrhundert die gängigste Form des gebrauchsfertigen Zuckers dar.

Im 8. und 9. Jahrhundert folgte der Zucker dem Koran. Die Araber  verbreiteten ihn im Mittleren und Nahen Osten, später in ganz Nordafrika.

Vom Aufschwung und vom Untergang

Der Anbau des frostempfindlichen Zuckerrohrs blühte besonders im Nildelta. Die Ägypter waren die ersten, die im 8. Jahrhundert den Zucker mit Kalklauge läuterten.

Über Ägypten gelangte diese Kunst nach Arabien, Sizilien und Spanien. 1150 brachten Kreuzritter den ersten Zucker nach Mitteleuropa, wo er zuerst als Gewürz und als Medikament diente, und sich beim Adel bald grösster Beliebtheit erfreute. Der medizinische Gebrauch verbreitete sich durch die Vermittelung der arabischen Pharmakologie, worin der Zucker als eine Art Allzweckheilmittel sowohl äusserlich wie auch innerlich Anwendung fand. Er wurde in die Haut eingerieben, auf offene Wunden gestreut,

in die Augen geträufelt und gegen Fieber, Durchfall oder Husten verschrieben. Ausserdem half er dem Apotheker, abscheuliche Mixturen geniessbar zu machen.

Zucker wird ein sehr wichtiger Handelsartikel. Im Spätmittelalter hatte 1 kg Zucker den Wert von 100 kg Weizen. 1493 bringt Christoph Kolumbus Zuckerrohr nach Saint Domingue. In der Folge wird Zuckerrohr weltweit auf grossen Plantagen angebaut, bleibt aber ein teures Gut. Mit der allmählichen Verlagerung der Produktion in Richtung

Europa und über den Atlantik sanken die Preise.

Dank der massenhaften Herstellung in Übersee konnte der Zucker im 16. Jahrhundert das traditionelle Süßungsmittel, den Honig, verdrängen.

Etwa gleichzeitig kamen süsse Desserts wie kandierte Früchte, Konfekt und Marzipan in Mode.

Reiche Schleckmäuler, die sich solches leisten konnten, bezahlten bei übermässigem Genuss mit schwarzen Zähnen. Karies war damals eine typische Oberschichtskrankheit, von der die englische Königin Elisabeth I. (1533-1603) mit zusammengekniffenem Mund hätte berichten können. Im 17. Jahrhundert wuchs der Zuckerkonsum, als sich

neue Getränke aus den Kolonien durchsetzten: Tee, Kaffee und Kakao wurden süss getrunken.

Französische «Zuckerbäcker» erfanden exquisite Süßigkeiten wie Likör, Limonade, Pralinés und die Glacé. Diese Köstlichkeiten begeisterten zuerst die Höflinge in

Versailles. Die Bevölkerung konnte lediglich davon träumen. Der Zuckerkonsum blieb in Westeuropa bis in das 18. Jahrhundert hinein auf die Haushalte Adeliger und

reicher Bürger beschränkt. Arme Leute konnten sich höchstens den dunklen, unansehnlichen Sirup leisten, der beim «Zuckersieden» als nicht mehr kristallisierbares,

billiges Nebenprodukt anfiel.

1747 entdeckte der deutsche «Chymicus» Andreas Sigismund Marggraf bei der Untersuchung von weissen und roten Rüben «dass einige derselben nicht etwas  zuckerähnliches, sondern einen wahren, vollkommenen und den dem gebräuchlichen, bekannten, aus Zuckerrohr bereiteten, vollkommen gleichen Zucker» enthielten.

Er habe die Pflanze in Scheiben geschnitten, getrocknet, zu Pulver zermahlen, mit Alkohol vermischt, erhitzt, filtriert und den Alkohol verdunsten lassen.

«Nach einigen Wochen erhielt ich ein schönes, hartes, kristallinisches Salz, welches alle Eigenschaften des Zuckers besaß.»

Darüber, wie der Zucker in die Pflanzen kam, ob aus dem Boden oder aus der Luft, waren sich die Wissenschaftler uneinig. Man kannte die CO2-Assimilation durch

die grüne Pflanze noch nicht. Die Entdeckung Marggraf ’s jedoch war der Ausgangspunkt zur Entwicklung, die den Zucker zum billigen Volksnahrungsmittel werden

liess. Von unseren Vorfahren als «süsses» Salz bezeichnet, war Zucker während Jahrhunderten ein ausgesprochenes Luxusgut und wurde ausschliesslich aus Zuckerrohr in exotischen Ländern gewonnen.

1802 wurde in Deutschland die Herstellung des einheimischen Rübenzuckers aufgenommen. Die innovationsfreudige Zuckerbranche war damals die wichtigste Exportindustrie des Deutschen Reichs, wichtiger noch als der Kohlebergbau oder die Maschinenindustrie.

Trotz der heute häufig verwendeten künstlichen Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe nimmt die weltweite Nachfrage nach Zucker stetig zu. Wegen der CO2-Neutralität

von Ethanol, welches ebenfalls aus dem Zucker des Zuckerrohrs und aus den Zuckerrüben hergestellt wird, ersetzt Ethanol nämlich zunehmend das Benzin als Kraftstoff

für Motoren. In der Schweiz werden jährlich 48 Kilogramm Zucker pro Kopf der Bevölkerung konsumiert, ein großer Teil davon wird in Form von Schokolade, Süssgebäck, Konfekt, Kuchen, Backwaren, Konfitüren und Süssgetränken vertilgt.

Im 19. Jahrhundert wurde der Zucker zum Schrittmacher der modernen, industriellen Ernährung. Als eine Art Vorläufer des Fastfood begünstigten sowohl die  Zwischenmahlzeiten mit gesüsstem Tee als auch die schnell bestrichene Marmeladenschnitte eine Zeitökonomie, deren Rhythmus durch das Diktat der Fabrikarbeit bestimmt war. Softdrinks, Tafelschokolade und Speiseeis sind Fertigprodukte, die seither industriell hergestellt werden. Aus physiologischer Sicht ist der weisse Handelszucker an und

für sich entbehrlich. Er liefert dem Körper zwar Nahrungsenergie, doch fehlen ihm alle anderen Bestandteile einer ausgewogenen Ernährung.

Begünstigt wurde die Verbreitung des Zuckers zudem durch das Prestige, das lange Zeit mit ihm verbunden war. Seit dem 15. Jahrhundert hatte er sich zu einem Statussymbol sozialer Eliten entwickelt.

Der Zucker und die luxuriösen Schleckereien, die man mit ihm herstellen konnte, eigneten sich hervorragend um mit ihm den sozialen Aufstieg zu demonstrieren. Dabei ass man den Zucker nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Augen: Kunstvolle Plastiken aus Zuckerguss, die berühmte Konditoren geschaffen hatten, zierten die Tafel beim Bankett; Zuckerstangen aus Silber und Zuckerdosen aus Porzellan mit goldenen Verzierungen zeigten die Wertschätzung für diesen süssen Luxus. Bäuerliche Haushalte verwendeten den Zucker früher nur bei hohen Festen – vor allem, um zu zeigen, dass man sich auch Herrenspeisen leisten konnte. Dabei verzichtete man bewusst auf die teuerste, weisse Sorte und bevorzugte den braunen Kandiszucker. Dieser wurde nicht mit den Speisen mitgekocht, sondern vor dem Servieren auf den Milchreis gestreut –

so, dass ihn alle Gäste sehen konnten.

Das Prestige, das dem mittelalterlichen Heilmittel und dem frühneuzeitlichen Genussmittel anhaftet, hat sich inzwischen in sein Gegenteil verkehrt.

Seit einigen Jahrzehnten wird der Zucker als «Schadstoff», als «Suchtmittel» und «Dickmacher» diskreditiert und für zahlreiche Zivilisationskrankheiten zur Verantwortung gezogen. Auch die weisse Farbe, wie sie früher als ein Zeichen seiner Qualität und Reinheit angesehen wurde, ist als Farbe heute eher ein Makel in den Augen vieler Konsumenten, da sie die Entfremdung signalisiert, die zwischen dem Zucker und der Pflanze besteht, aus der er isoliert wurde.

Nichts illustriert den Imageverlust des Zuckers deutlicher als das Prädikat «zuckerfrei», welches die Werbung seit den 1970er Jahren als positiv besetzten Begriff für Lebensmittel, die mit alternativen Stoffen gesüsst werden, gebraucht. Zu diesen Alternativen gehören der Stärkezucker oder chemisch hergestellte Süssstoffe. Letzter versprechen den süssen Genuss ohne Kalorien. Der älteste dieser Süssstoffe ist das Saccharin, es wurde 1878 von Constantin Fahlberg entdeckt und zehn Jahre Später in den Handel gebracht wurde, zuerst als Diätetikum für Diabetiker, später als Zusatzstoff in der Lebensmittelindustrie. Das Saccharin erlebte seinen Durchbruch als der «Zucker

der armen Leute». 1902 wurden in Deutschland davon fast 200 Tonnen verbraucht. Dies entsprach mehr als zehn Prozent des damaligen Zuckerkonsums.

Im heutigen China hat das Saccharin die gleiche Funktion: Es ist ein billiges Ersatzmittel für jene, die sich den Zucker nicht leisten können. Weil das Saccharin der damals mächtigen Zuckerindustrie Deutschlands Konkurrenz machte, wurde es 1902 von der Politik kurzerhand aus dem Verkehr gezogen und unter Rezeptpflicht gestellt.

Auf dem schwarzen Markt fand der beliebte Süssstoff weiterhin reissenden Absatz. Zur wichtigsten Operationsbasis der Schmuggler wurde die Schweiz.

Hier war das Saccharin frei erhältlich denn die Süssstoffindustrie, ein Zweig der aufstrebenden chemisch-pharmazeutischen Industrie, war gut vertreten. Heute ist aus dem billigen Surrogat für arme Schlucker ein Süssungsmittel für fitnessbewusste Wohlstandsbürger geworden, die zwar auf die Zuckerkalorien, nicht aber auf den süssen Geschmack verzichten wollen.

Der Mensch verfügt über eine genetisch determinierte Vorliebe für Süsses. Diese Vorliebe stammt wohl aus einer Zeit, als das Erkennen reifer, nährstoffreicher und ungiftiger Früchte überlebenswichtig war.

Das Wort Zucker löst zumeist angenehme Assoziationen aus. «Süsse Erinnerungen an die Kindheit». Die Vorliebe für den süssen Geschmack zählt zu den Grundbedürfnissen des Menschen.

Von allen Geschmacksrichtungen wird «süss» immer als angenehm empfunden. So gelten Caramel (gebrannter Zucker) und Vanille zu den beliebtesten Lockstoffen in der Aromaindustrie überhaupt. Es gibt wohl kaum einen anderen Stoff, dessen dynamische Wirkung sich bereits durch die Erwähnung des Wortes oder des blossen Gedankens an «Zucker» sich so leicht entfaltet, indem für gewöhnlich dabei die Speichelsekretion sich erhöht und die Verdauung desselben -in seiner blossen Erwartung- vorbereitet wird. Die Volksweisheit berichtet, dass einem davon das «Wasser im Munde zusammen läuft».

Schon bei Neugeborenen ist die Reaktion auf etwas Süsses instinktiv positiv. Zucker wird wegen seines süssen Geschmacks weltweit bevorzugt konsumiert, obwohl es in der Natur noch andere Süssstoffe gibt, die den Zucker um ein vielfaches an Süsswert übertreffen. Allerdings sind diese Süssstoffe meist weniger angenehm zu konsumieren

und nicht so wohlschmeckend. Zucker wurde früher nur aus Zuckerrohr, später auch aus Zuckerrüben hergestellt. Bei Weisszucker wird nicht unterschieden, ob er aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr hergestellt wurde. Brauner Zucker besteht entweder aus unvollständig gereinigtem Rohzucker oder aus dem uns bekannten weissen Zucker, dem zur Färbung Melasse oder Zuckercouleur zugefügt wird. Kandiszucker entsteht durch Kristallisation des handelsüblichen Zuckers. Der Zucker liefert dem Körper sofort nutzbare Energie. Gehirn, Rückenmark und Nerven sind auf ihn angewiesen. Er ist ein wichtiger Nährstoff, aber auch ein Genussmittel. Indes: Zucker ist nicht gleich Zucker. Es gibt Traubenzucker (Glucose), Fruchtzucker (Fructose), Milchzucker (Lactose), die aus Glukose und Galaktose besteht, Malzzucker (Maltose), Dextrose und viele andere

mehr. Im folgenden interessieren uns vor allem die sogenannten Disaccharide (C12H22O11), also die «Saccharose», da diese in gereinigter Form, konzentriert und vollends auskristallisiert am gebräuchlichsten Verwendung findet.

Zucker gehört wohl zu den weltweit am häufigsten eingenommenen Substanzen in Form von Monosacchariden wie Glucose, Fructose, Galactose; von Disacchariden wie Saccharose, Lactose, Maltose, Trehalose; von Trisacchariden wie Raffinose; von Polysacchariden wie Glycogen, Zellulose, Stärke, Inulin; von Heteropolysacchariden wie Hemizellulosen und Pektine sowie Oligosacchariden und verschiedenen anderen Zuckerformen wie Ahornzucker, Palmzucker oder Honig.

Dabei ist keine der Zuckerarten besser oder schlechter als eine andere der Varianten. Reiner Zucker enthält keinerlei Vitamine oder Mineralien mehr, sondern ist nur als Energie- oder Kalorienträger zu betrachten. In isolierter Form, so wie wir den Zucker in seiner handelsüblichen Form zu uns nehmen, kommt er in der Natur nicht vor.

Er ist demnach ein völlig denaturiertes Produkt. Der menschliche Organismus ist zwar auf einen gewissen Blutzuckerstand angewiesen, um gesund zu funktionieren, jedoch kann sich der Körper den unentbehrlichen Stoff aus zuckerhaltigen Nahrungsmitteln wie den anderen erwähnten Getreide, Kartoffeln, Obst, Gemüse, Früchte und Beeren herausfiltern und in die lebensnotwendige Glucose umwandeln. Fehlt eine ausgewogene Ernährung, die dem Organismus die nötige Zuckerzufuhr gewährleistet, so entsteht Unterzuckerung oder «Hypoglykämie», wie der medizinische Begriff dafür lautet. Der durch Unterzuckerung betroffene Patient fühlt sich schwach, wird infektanfällig und reizbar. In schweren Fällen droht Bewusstlosigkeit und Tod.

Genauso schädlich wie das Zuwenig ist auch das Zuviel an Zucker im Organismus, worüber die Diabetiker klagen. Wenn der Blutzucker über sein normales Niveau hinausgeht, wird im Organismus als Antwort darauf Insulin ausgeschüttet, das wiederum einen Abbau des Blutzuckerspiegels bewirkt.

Es findet also sehr schnell eine Gegenreaktion statt, die in einem hypoglykämischen Zustand endet. Der Konsument empfindet dann Müdigkeit, Schwäche, Flaute.

Dieses Energieloch bewirkt einen bemerkenswerten Leistungsabfall, ein Tief, das abermals, effizient und schnell mit Zucker beseitigt werden kann. Deckt man seinen Zuckerbedarf mit hochwertigen Nahrungsmitteln, so entsteht weder ein zu schneller Zuckeranstieg noch die nachfolgende Zuckersenkung im Organismus, die Reaktionen erfolgen weniger spektakulär und unauffälliger, sie sind demnach ausgeglichener, und so fühlt sich auch der Konsument, z.B. einer Diät mit niedrigem glykämischen Index, wie das auch genannt wird. Ein gesunder Zuckerhaushalt im Körper ist offensichtlich von grosser Bedeutung und Wichtigkeit.

Wenn die Natur den Zuckerkonsum, wie er heute betrieben wird, für uns Menschen so gewollt hätte, würden wir den komplizierten Vorgang der Raffination nicht benötigen. Daraus folgt, dass wir nicht auf die künstliche Zuckerzufuhr angewiesen sind. Die Zufuhr von künstlichem Zucker bewirkt einen Zustand von unausgeglichenem Energiehaushalt. Phasen von «topfitem» Wohlergehen und erhöhter Energie mit Hochgefühl bis hin zur Euphorie wechseln ab mit anschliessender Schwäche, Erschöpfung, Trägheit, Antriebslosigkeit und seelischen Einbrüchen in Richtung intensiver Schwermut bis zur Depression.

Nach Dr. Constantin Hering entstehen chronische Krankheiten bei Frauen und Kindern grösstenteils durch den Konsum von zu viel Zucker. Mit der Zuckerkrankheit und anderen Folgen des übermässigen Zuckerkonsums wie Übergewicht, Gicht, Rheuma, Anämie, Neurasthenie, Herzinsuffizienz, Karies, Osteoporose und der allgemeinen

Entzündungs- und Verfettungstendenz mit Arterienverkalkung und deren bekannten Auswirkungen in verschiedenen anderen Organen, welche zu den häufigsten vorzeitigen Todesursachen gehören, werden wir uns in den nächsten Folgen in dieser Reihe noch eingehender auseinandersetzen.

Es besteht kein Zweifel darüber, dass Zucker ein unverzichtbarer Baustein im Energiestoffwechsel sauerstoffatmender Lebewesen ist. Alle pflanzlichen Nahrungsmittel beinhalten Zucker in irgendwelcher Form und in verschiedener Konzentration. Diese benötigt unser Körper permanent, er verbraucht sie sofort oder verwandelt Überschüsse

in einen Fettvorrat. Das Mass für Energie heisst Joule und wird als Kilojoule deklariert. Ein Joule ist die Energie, die man braucht um ein Kilogramm Gewicht 10 cm hoch zu heben. Ein Kilojoule sind 1000 Joule. 100 g Schokolade enthalten ca. 2300 kJ Brennwert. Mit dieser Energie kann man ca. 45 Minuten joggen, 5/4 Stunden Velo fahren, zwei

Stunden schnell Gehen, 11 Stunden Schlafen oder für die gleiche Zeit eine 60 Watt Glühbirne betreiben - oder 50 Sekunden mit 80 km/h Auto fahren.

Gerade beim Zucker entscheidet also die Dosis, die Quantität darüber, ob er seinen lebensnotwendigen Dienst als Energiespender für Glucoseabhängige Gewebe wie Gehirn, Nerven und Muskeln leisten kann und ab welcher Menge er als Überschuss eine Belastung für die Gesundheit darstellt, nämlich immer dann, wenn mehr davon dem Körper zur Verfügung gestellt wird, als dieser im Moment verbrennen kann. Zucker entsteht als Folge der Photosynthese in allen grünen Pflanzen und die meisten speichern den

Zucker als Energiereserve bis in ihre Wurzeln, zumeist in der Form von Stärke. Aber auch das Stützgerüst der Pflanzen, welches aus Zellulose besteht, wird aus Stärke gebildet. Es erstaunt deshalb nicht wenn das Zuckerrohr (Saccharum officinarum) zur Familie der Gräser (Gramineae) zählt und darin wiederum zu den Süssgräsern (Poaceae), welche insgesamt über 10.000 Artgenossen beheimaten. Die Gräser gelten von jeher zu den wichtigsten Nahrungsquellen der Menschheit und das Zuckerrohr ist eine der grössten

und herausragendsten Pflanzen ihrer Art. Zu ihrer Familie zählen die alltäglichsten Getreide wie Reis, Hirse, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Mais, Bambus, u.s.w.

Zucker - Kraftstoff für Körper und Geist

Als Energielieferant ist Zucker unersetzlich und unabdingbar. Auch in anderen Pflanzen, wie Kartoffeln, Rüben, Beten, Mangold, Quinoa u.s.w. ist er reichlich vorhanden. Dank seiner Eigenschaft als schnell verfügbares Kohlenhydrat steigert er die Leistungsfähigkeit bei körperlicher Arbeit oder sportlichen Aktivitäten. Auch das Gehirn und

damit die geistigen Fähigkeiten sind auf Zucker angewiesen. Obwohl das Gehirn an Gewicht nur 2% des Körpers ausmacht, verbraucht es doch 20% der täglichen Energiemenge.

Wenn wir über Zucker sprechen ist immer von Energie die Rede. Zucker macht aktiv in der Erstwirkung und passiv, also energielos und faul in der Nachwirkung, besonders wenn Zucker in hoher Konzentration und in schneller Verfügbarkeit -mit einem hohen glykämischen Index- einverleibt wird. Zucker verhilft zu schneller Energie und

verlangt schnell nach mehr, denn er hinterlässt das allgemeine Gefühl von Hunger, von «Zuwenig»; zu wenig Energie, zu wenig Kraft, zu wenig Stärke, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl.

Eine der homöopathischen Hauptindikationen von «Saccharum lacticum» sind nervöse Ruhelosigkeit und Überaktivität (extrem nervös, springt beim geringsten Geräusch vom Sitzen auf) als auch körperliche Erschöpfung, hervorgerufen durch Überarbeitung oder durch geistige Erregung und Faulheit mit Abneigung gegen Arbeit.

Die Glycolyse ist stammesgeschichtlich ein sehr alter Stoffwechselweg der Energiegewinnung (ATP) und das «archaische» Prinzip des oxydativen Stoffwechsels von Lebewesen, die Sauerstoff atmen, also von Mensch, Tier und Pflanze. Bei der Nahrungsaufnahme werden die Kohlenhydrate durch die Verdauung und Absorption in Glucose

und andere Zucker, z.B. als Glycogen, einer leicht mobilisierbaren Speicherform von Glucose bereitgestellt.

Ein Überschuss wird in Lactose und Galactose umgewandelt und in der Leber zwischengespeichert.

Mittels dem Zitrat-Zyklus geschieht in gemeinsamen Stoffwechselprozessen die Umwandlung von ADP (Adenosin-Diphosphat) zu ATP (Adenosin-Triphosphat), welches in

den Mitochondrien der Zellen gebildet wird und allen Muskeln unabdingbar zu ihrer Aktivität jederzeit verfügbar stehen muss (Herz).

Wer kennt ihn nicht, den Traubenzucker, als «Gly-Coramin» auch als «Retter in der Not» bei Schwäche durch Anstrengung (Hypoglykämie) hilfreich als sofort verfügbare Kraftreserve während einer anstrengenden Wanderung, einer ausgedehnten Radtour oder auf der winterlichen Langlauf-Loipe. Eine Lutschtablette «Gly-Coramin» enthält

u.a. 600mg Glucose in Form von Stärkesirup, also reiner Traubenzucker. Die Energie (hier als Joule bezeichnet) geht nicht verloren, die Energie aus der Nahrung wird im Körper vollständig in Wärme umgewandelt, was man als Thermodynamik bezeichnet wird.

Diese Fähigkeit, die beim Zucker als Energieträger im Vordergrund steht, zeigten auch die Resultate der Arzneimittelprüfungen der verschiedenen Saccharum Arten.

Allen gemeinsam sind die «brennenden» Schmerzen, die Empfindung von einem «Brennen wie Feuer» in verschiedenen Regionen, sowie Hitzewallungen und dem Gefühl

von «grosser Hitze am ganzen Körper» ebenso wie «extreme Kälte», «grosse eisige Kälte, als wolle Frost einsetzen»; «eiskalt, wie durch eiskalte Nadeln» oder «Prickeln

wie durch Erfrierung», kann sich selbst am Ofen nicht erwärmen, bis zu «kalten Schmerzen», was Samuel Swan als Keynote angab.

Zucker und Kinder

Kurz nach der Geburt bildet sich in den Brustdrüsen der Mutter das sogenannte «Kolostrum», die Vormilch. Diese ist sehr eiweissreich und für den Lebensanfang des Kindes von grösster Bedeutung. Im Verlauf der nächsten Tage verwandelt sich diese Vormilch in Muttermilch. Der hohe Eiweissgehalt der ersten Tage wird vermindert, während sich der Milchzucker erheblich vermehrt.

Der Milchzucker dient der Ich-Organisation des Kindes, vermittelt Wachstumsimpulse und fördert die Bewusstseinsentwicklung. Der süsse Geschmack der Milch spricht

die Ich-Kräfte besonders an. Die Wonne des Schmeckens der süssen Milch erfüllt Leib und Seele und fördert gleichzeitig die kräftige Ausbildung der Verdauungsorgane.

Das Getreide ernährt den ganzen Menschen und gilt deshalb - wie die Milch - im gesunden Fall als universelles Nahrungsmittel. Aus der folgenden Beschreibung der verschiedenen Dosierungen in der homöopathischen Anwendung von «Saccharum lacticum» werden wir die feineren Unterschiede der Wirkungen zwischen einer kleinen, einer mittleren und einer hohen Dosierung, und der Wirkung der dynamisierten Potenz dieses Stoffes, erkennen.

«Saccharum-lacticum» - die Arzneikraft im Rohstoff

Milchzucker (Lactose) ist ein Disaccharid, welches dieselbe chemische Formel wie Saccharose hat. Der Name wird abgeleitet von Lac (=Milch) und -ose (=Zucker).

Die Milch fast aller Säugetiere enthält etwa 1,5 - 8% Lactose. Er ist der Süssstoff

der Milch und eine der Hauptenergiequellen.

Lactose besteht aus den beiden Monosacchariden Glucose und Galactose. In der Enzyklopädie von J.H. Clarke sind sowohl «Saccharum-lacticum» als auch «Saccharum-officinarum» beschrieben, demgegenüber sind die Symptome von «Saccharum-raffinatum» nach neueren Erkenntnissen von Jürgen Becker und Wolfgang Schmelzer

und den «Freiburger Homöopathietagen» jedoch noch um einiges «raffinierter». Durch diese Arbeiten, welche in der Broschüre «Der raffinierte Zucker» zusammengefasst sind, erhält der Studierende nunmehr einen tieferen Einblick in die Struktur des Zuckers, besonders im Hinblick auf die Symptome der Gemütsverfassung. Er soll sich als

ein typisches und häufig angezeigtes Mittel für Kinder erwiesen haben.

Säuglinge können Lactose gut verdauen, aber mit zunehmendem Alter verlieren Personen asiatischer und afrikanischer Abstammung oft viel ihrer Fähigkeit Lactase zu synthetisieren (ein Enzym zur Spaltung von Lactose) und sind daher nicht in der Lage, Milch zu verdauen ohne sich körperlich unwohl zu fühlen. In der Schweiz leiden

ca. 17% der Bevölkerung an einer Lactoseunverträglichkeit.

Bei der Herstellung von Kulturen für Buttermilch, Joghurt, Sauerrahm und anderen vergorenen Milchprodukten verringern die Gärungsbakterien einen Teil der Lactose

und solche Produkte sind für viele Menschen leichter verdaulich als die Vollmilch.

Grosse Dosen Lactose wirken als osmotisches Diuretikum und Laxativum. Eine Lactoseausscheidung im Harn kommt während der Schwangerschaft und bei Neugeborenen, besonders bei Frühgeburten, häufig vor. Eine Lactoseintoleranz (Milchunverträglichkeit) ist weit verbreitet. Die nicht absorbierbare Lactose wird von den Darmbakterien

in Milchsäure und andere organische Säuren umgewandelt, die den Darm reizen und Gärungsdurchfall hervorrufen: «voluminöser, wässriger schaumiger Stuhl mit eigenartig saurem, mildem Geruch, einhergehend mit Blähungen, Rumoren und Leibkrämpfen». In der verordneten Diät werden Milch und -produkte aus dem Speiseplan gestrichen

und durch Soja- oder andere Getreideprodukte ersetzt.

Bevor wir uns «Saccharum-lacticum» als homöopathisches Arzneimittel zuwenden, sind hier noch einige weitere bewährte medizinische Indikationen für den Milchzucker zusammengetragen:

Milchzucker in grossen Dosen:

- zur Vermehrung des Bacillus acidophilus, bei intestinalen Fäulniszuständen und um Verstopfung zu korrigieren. Er ist in hoher Konzentration Bestandteil vieler Abführmittel.

- Wirkt lokal bei Gangrän und bei offenen Geschwüren antiseptisch und granulierend. Er ist äusserlich angewendet ein Wundermittel für entzündete oder septische Wunden.

- Eine Unze (31g) groben Zucker morgens und abends ist ein wertvolles Hilfsmittel bei der Behandlung hartnäckiger Fälle von Herzinsuffizienz aufgrund von Herzmuskelschwäche ohne Klappenläsion.

- Epilepsie; ein erniedrigter Zuckerspiegel im Blut reizt das Nervensystem und erhöht die Neigung zu Konvulsionen (Krämpfen).

- Nierenwassersucht und Inaktivität, besonders bei Eiweissmangel.

- Zucker als ein Wehen förderndes Mittel findet seine passendste Anwendung gegen Ende der Geburt, wenn kein mechanisches Hindernis besteht und die Wehentätigkeit

aufgrund von Trägheit der Gebärmutter stockt. 25 Gramm in Wasser aufgelöst, mehrmals, alle halbe Stunden.

- Verursacht starken Harnfluss bei Säuglingen.

Kleine Pharmakologie der Zuckerrübe

Jedes Kind weiss es; ein Übermass an Zucker macht dick und fett. Die Natur meint es aber immer gut mit ihren Kindern und sieht diesem Umstand in kluger Weise vor,

indem sie uns kein Problem ohne eine entsprechende Lösung anbietet.

Neben der Saccharose, die wir hierzulande aus der Zuckerrübe durch Extraktion und Kristallisation gewinnen, beinhaltet die Zuckerrübe auch den Wirkstoff Betain.

Betain ist eine der hepatotropen und lipotropen Aminosäuren, welche in der Leber eine wichtige Rolle spielen. Durch Übertragung einer Methylgruppe von Betain auf

die Aminosäure Homocystein entsteht Methionin, das seinerseits für die Cholinsynthese (Cholesterin) benötigt wird. Betain gehört zu den Faktoren, die im Tierversuch wirksam gegen eine Leberverfettung sind und wird unterstützend als «Leberschutzmittel» zur Therapie eingesetzt bei metabolisch toxischen Hepatopathien (Lebererkrankungen, welche durch Stoffwechselgifte verursacht sind). Betain wirkt insbesondere bei Leberverfettung und Fettleber. Wenn wir also die Zuckerrübe als

Ganzes geniessen würden und nicht nur die konzentrierte Saccharose daraus, dann wäre das heute übliche Problem mit der unerwünschten Verfettungstendenz, die daraus resultiert, auf ganz einfache und natürliche Art und Weise gelöst.

So unscheinbar sie auch aussieht - die Mutter des Zuckers ist eine hochwertige und zugleich für die Umwelt bedeutende Kulturpflanze. Für die Weltagrarwirtschaft spielt

der Anbau von Zuckerrohr und Zuckerrüben eine wichtige Rolle. Mit etwa 160 Millionen Jahrestonnen (das ist ca. 100 Mal mehr als vor 100 Jahren) ist Zucker sowohl

für die Industrienationen wie für die Entwicklungsländer von grosser Bedeutung. Etwa drei Viertel der Weltzuckerproduktion stammt aus Zuckerrohr. In der Schweiz

werden ausschliesslich Zuckerrüben angebaut.

«Saccharum-lacticum» - der Milchzucker als Placebo

Ebenso sind auch alle übrigen Milchmittel wie Lac-caninum (Hundemilch), Lac-felinum (Katzenmilch), Lac-vaccinum-defloratum (entrahmte Kuhmilch) und Lac-vaccinium-coagulatum (Quark aus Kuhmilch) erst nach Hahnemann für die homöopathische Anwendung geprüft worden.

«Wie man Arznei verlangende Kranke unschädlich zu befriedigen habe.» «Wenn mich ein am unrechten Orte bedenklicher, homöopathischer Arzt fragt, wie er die vielen

Tage nach einer Gabe Arznei, damit sie die gedachte, lange Zeit ungestört fortwirken könne, auszufüllen, und den täglich Arznei verlangenden Kranken unschädlich zu befriedigen habe, so entgegne ich mit zwei Worten, dass man ihm täglich eine Gabe Milchzucker, etwa zu 3 Gran, wie immer mit der fortlaufenden Nummer bezeichnet,

zur gewöhnlichen Einnahmezeit zu geben habe.

Ich bemerke hierbei, dass ich den Milchzucker zu dieser Absicht für eine unschätzbare Gabe Gottes ansehe. Keine, auch noch so schädliche alte Einführung im Volke lässt

sich plötzlich abstellen.

So kann auch der homöopathische Arzt nicht umhin, einen neuen chronischen Kranken täglich wenigstens ein Pülverchen einnehmen zu lassen -

der Abstand gegen das allöopathische viele Arznei-Geben bleibt doch noch immer sehr gross.

Bei diesem täglichen Einnehmen eines Pülverchens nach der Nummer ist es eine grosse Wohltat für den armen, oft von Verleumdern der bessern Heilkunst eingeschüchterten Kranken, dass er weder wisse, ob in jedem Pulver eine Arznei-Gabe sei, noch auch, in welcher? Wüsste er das letztere, und wüsste er, dass die heutige Nummer die Arznei enthielte, von welcher er so viel erwartet, so würde ihm oft seine Phantasie einen übeln Streich spielen und er sich einbilden, Empfindungen und Veränderungen in seinem Körper zu fühlen, die nicht da sind, eingebildete Sym ptome aufzeichnen und in steter Gemütsunruhe schweben, statt dass, wenn er täglich einnimmt und täglich keine bösen Angriffe auf sein Befinden bemerkt, er gleichmütiger wird - durch die Erfahrung belehrt - nichts arges mehr erwartet und gelassener die wirklich empfundenen Veränderungen

in seinem Befinden ruhig bemerkt und so seinem Arzte nur Wahrheit berichten kann. Deshalb ist es sehr gut, dass er täglich einnehme, ohne zu erfahren, ob in allen oder in einem gewissen Pulver Arznei für ihn vorhanden sei, und so beim Einnehmen des heutigen Pulvers nicht mehr erwarte, als vom gestrigen, oder vorgestrigen.

Auf die Redlichkeit und Kunst ihres Arztes fest bauende langwierig Kranke lassen sich es ohne Bedenken gefallen, alle 2, 4, 7 Tage -je nach der Gesinnung eines Jeden- mit einer solchen Gabe Milchzucker fürlieb zu nehmen, und behalten dennoch ihr Vertrauen unverrückt bei, wie auch billig und verständig ist.»

Eugene Baumaris Nash (1838-1917) schildert -für die Fälle von schweren septischen Krankheitszuständen- die souverän vom Arzt zu dirigierende Therapie, einschliesslich

der Verwendung von Milchzucker als Placebo, wie folgt:

«Natürlich sind die Angehörigen ängstlich, selbst hoffnungslos, und man muss zu einer ,Scheinbehandlung’ greifen. Wenn man mit Ratschlägen und Andeutungen bestürmt wird, und alle möglichen Verordnungen hervorgebracht werden, die so viele andere ähnliche Fälle geheilt hätten, so verordne man alle fünf Minuten «Saccharum-lacticum»;

es ist eine wundervoll beruhigende Medizin (für die Angehörigen und die Unberufenen) und sollte nie vergessen werden. Den ärgsten Schreier schicke man, wenn möglich, einige Meilen weg nach irgend etwas ganz Gleichgültigem. Dies ist für die Genesung des Kranken unumgänglich.

Die grösste Gefahr für den Patienten liegt darin, dass der Arzt die Geistesgegenwart verliert und sich von der einzig wahren, hilfreichen Behandlung abbringen lässt.

Dieser Rat ist nur für diejenigen bestimmt, die ihn nötig haben. Viele Patienten sind gestorben, weil der Arzt unter derartiger Bedrängnis den Kopf verlor.»

Wenn im übrigen in der moderneren homöopathischen Literatur die Bezeichnung «Saccharum lacticum» - ohne nähere Potenzangabe verwendet wird - dann ist diese im allgemeinen als Placebogabe zu betrachten, wie es in diesem Fall von E.B. Nash geschildert wurde.

«Saccharum-lacticum» - als Arznei in der Dynamisation oberhalb der 30. Potenz

Die Prüfungen des Zuckers, die in der «Materia medica» verzeichnet sind beziehen sich eindeutig auf eine Potenzierung des Rohrzuckers. Einige Verwirrung herrscht in der homöopathischen Literatur bezüglich des Zuckers. Wenn wir in der Enzyklopädie von Clarke oder im in den «Homöopathischen Mitteln und ihren Wirkungen» von Boericke nachlesen, so werden wir auf Thimoty Field Allen (1837-1902) verwiesen, der bis heute die umfangreichste Sammlung von Kristallisierter Zucker.

In der Homöopathie «Saccharumalbum», «Saccharum-officinalis», «Saccharum-officinarum» oder «Saccharum-raffinatum» genannt.

Arzneimittelprüfungen in «The Encyclopedia of Pure Materia Medica» herausgab. Allen bezieht sich auf Graf Adolf Zur Lippe (1812-1888), dieser wiederum gibt Bönninghausen (1785-1864) und George Henry Bute (1792-1876) als Initiatoren der Zuckerprüfung an.

Obwohl offensichtlich jeder fein säuberlich die Symptome des anderen übernommen hat, scheint über die Ausgangssubstanz Verwirrung zu herrschen.

T.F. Allen, der sich die Symptome wohl als erster von den oben genannten Prüfern einverleibt hat, nennt den Prüfstoff «Saccharum album», also «weissen Zucker».

Nachdem dieselben Prüfungssymptome schliesslich von Clarke und auch von Boericke in ihre Literatur aufgenommen wurden, hiess der Prüfstoff plötzlich «Saccharum officinalis» und Boerike beschreibt diesen als den «raffinierten Rohrzucker, der aus dem Saft der Stengel des Zuckerrohrs hergestellt wird».

Da die Potenzierungen für «Saccharum officinarum» heutzutage noch immer aus der «Urtinktur», dem Saft des Zuckerrohrs hergestellt werden (wie die DHU mitteilte), könnte man logischerweise davon ausgehen, dass sich auch die frühere Prüfung des Rohrzuckers auf diesen zuckerhaltigen Rohsaft bezieht. Dieser rohe Dünnsaft enthält

ca. 15-18% Saccharose, der Rest sind gemischte Pflanzenstoffe, welche unter Zugabe von Kalk vor der Kristallisation ausgefällt werden. Der Gehalt an Saccharose erreicht

im reinen, weissen Zucker jedoch eine Konzentration von nahezu 100%. In kristalliner Form -als «süsses Salz»- ist «Zucker», trocken gelagert, praktisch unbegrenzt haltbar.

Warum also hätte T.F. Allen diesen Stoff als «weissen Zucker» bezeichnen sollen, wenn doch nur der trübe Saft von Zuckerrohrstangen der Ausgangsstoff war?

Sicherlich können Fehler entstehen, wenn unentwegt nur einer vom anderen abschreibt, anstatt eigene Prüfungen ins Leben zu rufen. Aber wir dürfen doch trotzdem

annehmen, dass die früheren Homöopathen einen «weissen» Zucker von einem «trüben» Saft unterscheiden konnten. Diese Fähigkeit vorausgesetzt, würde das für uns nun bedeuten, dass weisser Zucker gleich weisser Zucker ist. Egal, ob der Zucker aus Zuckerrohr oder aus Zuckerrüben hergestellt wurde, die früher erfassten Symptome von «Saccharum-officinarum» und die heutigen von «Saccharum raffinatum» beziehen sich wahrscheinlich auf die gleiche Substanz, nämlich schlicht und einfach nur auf den weissen Zucker «Saccharum album», welcher ja ebenfalls aus Zuckerrohr hergestellt wird.

Am fertigen raffinierten Zucker lässt sich kein Unterschied erkennen, ob er aus Rüben oder Rohr hergestellt wurde. Selbst wenn nun die Symptome von «Saccharum-raffinatum» und «Saccharum-officinarum» tatsächlich identisch sein sollten, fehlten bis zur kürzlichen Prüfung von «Saccharum-raffinatum» die umfangreichen

psychischen Symptome oder sie waren nur so spärlich vertreten, dass Verschreibungen dieses Arzneimittels auf keiner sinnvollen Basis standen.

In der Enzyklopädie von J.H. Clarke sind sowohl «Saccharum-lacticum» als auch «Saccharum-officinarum» beschrieben, jedoch seien die Symptome von «Saccharum-raffinatum» um einiges ‚raffinierter’. In diesem Heft möchte ich dem Studierenden einen tieferen Einblick in die verschiedenen Wirkungen des Zuckers ermöglichen, welche bei diesem Stoff eindeutig, wie bei allen anderen Stoffen auch, aber hier im Besonderen, von der Dosierung abhängig sind.

Dr. Samuel Swan (1815 - 1893) praktizierte in Massachusetts. Er führte Tuberkulinum, Medorrhinum und Syphilinum in die Homöopathie ein und er gilt ebenso als die Autorität für «Saccharum-lacticum» als homöopathisches Arzneimittel. Er ist für weitere ungewöhnliche Entdeckungen verantwortlich, wie etwa für «Sol» oder «Luna»,

also Sonnen- und Mondlicht für die homöopathische Anwendung.

Eine vollständige Symptomenreihe von «Saccharum-lacticum», bei der er dieses in Potenzen von der C30 aufwärts geprüft hatte, veröffentlichte er 1887 zusammen mit bestätigten und geheilten Symptomen. Elf Prüfer und Beobachter leisteten ihre Beiträge. «Saccharum-lacticum» war «Doktor Swan’s Mattigkeitspulver».

«Wenn Männer, Frauen oder Kinder durch Muskelarbeit jeglicher Art vollkommen erschlagen und zum Essen oder Schlafen zu müde sind, wird «Saccharum-lacticum»

in hoher Potenz die Mattigkeit sehr schnell und permanent beseitigen, der Patient wird sich ausgeruht fühlen.»

Wirkungsbereiche

GEHIRN, NERVEN, GEMÜT ENERGIEHAUSHALT, Verdauungsorgane, Bauchspeicheldrüse, Leber, Magendarmtrakt und sekretorische Drüsen. (Verstopfung, Gärung,

Übersäuerung).

NIEREN, Harnwege (er fördert die DIURESE und ist im Urin auch als «zuckersüsse Harnflut» oder «Diabetes mellitus» bekannt.

FRAUEN (alle milchbildenden Lebewesen).

Weibliche Organe (Uterustonikum bei der Geburt und bei Prolaps).

KINDER (Verhalten, Benehmen, Befriedigung).

AUGEN (Amblyopie - Schwachsichtigkeit).

MUSKELN, HERZ (Tonikum bei Schwäche).

WUNDEN (äusserlich als Antisepticum).

Allgemeine Hauptanzeigen:

Hochgradige körperliche ERSCHÖPFUNG, verursacht durch Überarbeitung oder Gemütserregung, > Stuhlentleerung. Kann nicht Gehen wegen extremer Mattigkeit. Ständiges Gähnen den ganzen Tag lang. Kann unmöglich gerade im Bett liegen, findet sich immer wieder diagonal im Bett. Schlaflosigkeit nach Mitternacht.

Sehr ruhelos nachts wegen Juckreiz am ganzen Körper sobald man im Bett bedeckt ist, es scheint als wollte sie aus der Haut fahren.

Grosse Blässe des Gesichtes, mit dunklen Bereichen unter den Augen. Schwellungsgefühl in den Augenlidern. Wiederhallen der Stimme beim Sprechen.

Gemüt: Ruhelosigkeit mit hochgradiger NERVOSITÄT.

Macht sich nachts Sorgen um alle möglichen Dinge. Empfindung, als könne sie sich nur mit grösster Mühe zusammenhalten und wäre sehr erleichtert, wenn sie in Stücke

fallen könnte; sie warf sich mit dieser Absicht zu Boden.

Wird plötzlich von Furcht und Zittern des Körpers ergriffen, wie durch Schreck. Grosse Furcht vor dem Tod während der Anfälle von Schmerzen im Herzen in der Nacht. Sehnsucht und Melancholie wie Heimweh, mit Beklemmung der Atmung.

Elendes Aussehen, trauriger Gesichtsausdruck;

Die Augen sehen aus, als habe sie geweint, was aber nicht der Fall war.

Wahnideen:

Sie meint «verfolgt zu werden». Bildete sich ein, «ihre Mutter wolle sie töten»; Sie sah sich ständig um, um zu sehen, ob sie hinter ihr auftauchte. Bildet sich den ganzen Tag ein, «dass jemand hinter ihr ist». Nachdem sie zu Bett gegangen war, bildete sie sich ein, «jemand sei unter dem Bett»; fand keine Ruhe, bis sie nachgesehen hatte. Fürchtete

sich, ins Bett zu gehen, wenn sie nicht zuvor überall darunter, dahinter und hineingeschaut hatte.

Thematik:xxxx

DAS VERLASSENE KIND.

(vgl. Acidum lacticum und die Milchmittel; Lacs)

Sie meinte «wieder jung zu sein und etwas haben zu wollen, was sie nicht bekommen könnte».

Sehnsucht und Melancholie, wie Heimweh. Gefühl von Kummer und Vernachlässigung, «als seien ihre lang vergessenen Sorgen wieder zu ihr zurückgekehrt». Sie ist tadelsüchtig und sarkastisch.

Sie ist ärgerlich und findet an allem etwas auszusetzen, «konnte mit niemandem ein nettes Wort wechseln». Träume von toten Personen. Von kleinen Kindern, die geboren werden und sterben; dass ihre Brüder, die in Wirklichkeit noch leben, tot oder gestorben seien. Träume & Furcht zu fallen.

Verdauung:

Beim Aufstehen morgens flau, muss etwas essen. Den ganzen Tag über hungrig. Ständig hungrig. Hunger setzt etwa gegen 11 h. Essen lindert nicht; muss grosse Mengen essen. Verlangt Süssigkeiten, Leckereien und Saures. Grosser Durst auf grosse Mengen eiskalten Wassers + von trockenen Lippen. Fauliger Geschmack im Mund nach dem Essen. Blähungen mit viel Pressen aber kein Stuhl und keine Besserung durch die Blähungen. Die Stühle riechen nach faulen Eiern. Verstopfung, Dyspepsie, Gärung, Klossgefühl im Rektum.

Hitze und Brennen:

Hitzewallungen über den ganzen Nacken und die Schultern. Brennen in den Wangenknochen, Schläfen und Unterkiefer. Mundwinkel beißen und brennen. Brennen im Mund. Empfindung «als sei ein Feuer im Herzen», «als läge ein schweres Gewicht auf dem Herzen». Ihr Herz schmerzt, «als würde es bersten» und trotzdem kann sie nicht Weinen.

Kälte und Frost:

Hochgradige Kälte, «als sei ein Fieberfrost im Anzug»; kann weder im Bett noch am Ofen warm werden. «Kalte Schmerzen», wie durch sehr feine eiskalte Nadeln hervorgerufen. Kribbeln wie erfroren, < geringsten Luftzug. «Kalte Schmerzen» sind eine Keynote!

Nieren & Harndrang:

Ständiger und dringender Harndrang + schneidenden Schmerzen die Harnröhre hoch nach jeder Entleerung. Häufiger und heftiger Harndrang, jedes Mal grosse Harnmengen. Geräusch von fliessendem Wasser erzeugt Harnentleerung; keine Kraft den Urin zurückzuhalten. Häufige Harnentleerung. Abgang grosser Mengen von blassem Harn. Unfreiwillige Harnentleerung grosser Mengen mehrmals im Verlauf der Nacht. Der Harn verfärbt die Wäsche dunkelgelb.

Schmerzen & Modalitäten:

«Kalte Schmerzen», kurze, fliegende, flüchtige, durchzuckende Schmerzen, Stiche in verschiedenen Körperpartien, recht schmerzhaft, aber erträglich, tauchen auf in Kopf, Augen, Ohren und Gesicht, ebenso in den Extremitäten und sind nicht auf einen bestimmten Ort begrenzt sondern strahlen aus. Die Schmerzen während der Prüfung waren brennend, stechend, schneidend, scharf und kalt. < einen herannahenden Sturm, dessen Herannahen etwa 12 Stunden im Voraus gespürt wurde. Alle Symptome < vor dem Sturm und > nach 16 h. Schmerzen < in einem feuchten Raum oder im Erdgeschoss, aber > wenn ein Herdfeuer an war. Schmerzen in der Stirn «wie ein enges Band»; im Gehen «schien das Gehirn zu schütteln». Stirn «fühlt sich schwer an» mit der Neigung nach vorne zu Fallen. Scharfe Schmerzen in der Stirn gehen vor und zurück von einer

Schläfe zur anderen. (Lac-c.) Schwere dumpfe Schmerzen & Hitzegefühl auf dem Scheitel, als sei man die ganze Nacht auf gewesen. Brennen und «kalte Schmerzen».

Ursachen:

Erregung, Übermüdung, Zuckermissbrauch.

Verwandte Mittel:

«Acidum-lacticum» scheint das ewige Kind (Mädchen) zu sein; «Saccharum-album» das verwöhnte Kind;

«Saccharum-raffinatum» der Tausendsassa;

«Saccharum-lacticum» das im Stich gelassene Kind;

«Lac-felinum» das abwechselnd abhängige und unabhängige Kind;

«Lac-caninum» das furchtsame aber aggressive Kind;

«Lac caprinum» das sexuell frühreife aber retardierte Kind, das an der Mutter hängt;

«Lac-humanum» das teilnahmslose, beherrschte Kind.

«Lac-vaccinum-defloratum» das bedürfnislose Kind,

«Calcium carbonicum». Die Milchmittel und alle Lac’s & Lactate, inkl. Colostrum. (evtl. Carcinosinum?)

Vergleichsmittel:

Dulcamara (< Feuchtigkeit); Kali-bi. (ausstrahlende Schmerzen); Kali-i. und Mag-c. (Empfindlich);

die Milchmittel; Lachn. (Hitze im Herzen); Lil-t. (amel. Linksseitenlage); Lyss. (< Geräusch von fliessendem Wasser); Mag-c. (re. Wangenknochen);

Mag-c. und Pic-ac. (Ermüdung); Mang. (Gaumendach); Sacch-off. und Santalum album (Nierenschmerzen); Sep. (Kloss-, Kugelgefühl im Rektum).

Lyc. (Verlangen nach Süssigkeiten). Camphora < Wirkung von «Saccharum-lacticum».

 

«Saccharinum» (ein künstlicher Süssstoff) behindert die Wirkung sowohl des Speichels wie auch der Verdauungssäfte mit in der Folge auftretender Dyspepsie.

Prof. Lewin ist der Meinung, dass es auf die sekretorischen Zellen selbst wirkt. Es hat Appetitverlust, Durchfall und Abmagerung und Auszehrung verursacht

 

Bezeichnung und Herkunft

Saccharum-lacticum = Saccharum-lactis

=> aus Zuckerrohrsaft und Stärke.

Saccharum-officinarum = Saccharumofficinalis & Saccharum-officinale.

=> aus raffiniertem, braunem Zuckerrohrsaft.

Saccharum-album = Saccharum-raffinatum

=> aus raffiniertem, weissem Kristallzucker aus Zuckerrohr!

Zusammenfassung:

Durch die Beschäftigung mit Zucker als Nahrungsmittel und «Saccharum-lacticum» als Arznei, als Placebo und als unarzneilicherTrägerstoff dynamisierter

Potenzen wird schnell klar, dass die «Saccharose» ein elementarer Bestandteil im Stoffwechsel ist, dessen Unterschiede sich in der Wirkung jedoch eher

auf die Dosierung beziehen als auf den Namen oder die Herkunft der Arzneistoffe.

Schliesslich handelt es sich bei allen dieser Formen von Zucker um dieselbe chemische Formel (C12H22O11). Was in der Homöopathie als «Saccharum» bezeichnet

wird, ist als «Saccharose» schliesslich das Extrakt aus dem zuckerhaltigen Zuckerrohr «Saccharum-officinarum» und in allen seinen Formen also immer nur das

Produkt aus einem Konzentrat desselben.

Was jedoch mit Gewissheit gesagt werden kann ist, dass er für die Energiegewinnung sauerstoffatmender, biologischer Lebewesen unabdingbar ist und dass das

Fehlen von Zucker dem Leben ganz schnell ein Ende bereiten würde! Zucker ist neben Sauerstoff der elementarste Energieträger und Brennstoff des Lebens schlechthin.

Jedes Nahrungsmittel mit natürlicher Süsse enthält Zucker. Es gibt vielerlei Arten von Zucker, aber mit «Saccharum» ist gemeinhin der gereinigte, weisse Zucker aus Rohrzucker gemeint. Ausser diesen beiden gibt es noch Ahornzucker, Palmzucker und Honig.

Der weisse Kristallzucker, so wie dieser die Fabrik verlässt, ist extrem denaturiert und als solches ein Pflanzenprodukt, das in der Form eher einem Salz entspricht, jedoch

nicht so bezeichnet werden kann. Allerdings eignet es sich so ausgezeichnet als Konservierungsstoff, da es praktisch unbegrenzt haltbar ist.

Die explosionsartige Zunahme des Zuckerkonsums wird hauptsächlich in der industrialisierten Welt zusehend zu einem gesundheitlichen Problem für die Bevölkerung. Übergewicht und die Folgen davon gehören zu den massivsten Verursachern der Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Wobei unbedingt zu bemerken ist, dass es sich

dabei nicht um einen Überschuss an Menge und Angebot an Nährstoffen handelt, sondern um einen Mangelzustand an Nährstoffen, welcher über längere Zeit durch eine

überhöhte Kalorienzufuhr zu kompensieren versucht wird. Die Folgen der Verfettung sind also auf eine regelrechte Fehlernährung durch ein Überangebot an unbenötigter Energie zurückzuführen, also nicht durch ein Zuviel an Brennstoffen, sondern ein Zuwenig an Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien, die im kristallinen Zucker gänzlich

nicht vorhanden sind. Der intellektuelle Westen, der mehr oder weniger auf der Macht des Egoismus gedeiht, verwendet ein Vielfaches der Zuckermengen,

als auch heute noch beispielsweise im Osten konsumiert werden. Die Betonung von Kraft, Macht, Stärke und Selbstbestimmung wird in der Werbung

ersichtlich, die Dextrose als unmittelbar verfügbare Energiequelle zurecht anpreist. Die Signatur ist eindeutig. Dextrose wird unter Verwendung von Schwefelsäure

(Acidum-sulphuricum) hergestellt und das bedeutet, «dass man das Gefühl hat in grosser Eile zu sein, und dass alles sehr schnell erledigt werden muss.» (Frans Vermeulen – zeitgenössischer Homöopath in der «Synoptischen Materia Medica, Band II»)

Kalzium ist auch ein natürlicher Inhaltsstoff des Rüben- und Rohrzuckers, verschwindet jedoch während dem Raffinierungsvorgang. Im Körper versuchen beide sich wieder miteinander zu verbinden, dabei wird Kalzium rücksichtslos an Orten entzogen, wo es eigentlich selber gebraucht würde. Das Ergebnis davon ist der Zerfall der Zähne und Knochen durch Karies und Rachitis bei Kindern sowie Osteoporose bei Erwachsenen.

Dabei ist es höchst umstritten, ob die gleichzeitige Erhöhung der Zufuhr an Fluorsäure (bekannt als Rattengift) und Provitamin D (Calciferol) diese Prozesse wirklich verhindern kann oder gar zusätzlich beschleunigt? Ganz abgesehen von der Frage der Zumutbarkeit solch hoher Dosierungen mit Fluorsäure z.B. in Zahnpasta u.a. Lebensmitteln wie Salz, Mehl und Trinkwasser, ist sie doch wegen ihrer kumulativen Toxizität aus diesen Gründen sehr gefürchtet.

Besonders für Kinder scheint eine Einschränkung des Zuckerkonsums mit dem Ziel der Reduktion auf ein «gesundes Maß» und mit der Konsequenz einer anschliessenden gründlichen Mundhygiene und Bewegungsmöglichkeit die sinnvollere Massnahme zu sein, um ihr gesundes körperliches Wachstum und ihre geistige Entwicklung zu fördern,

als diesen Fehler in der Ernährung mit einer wohl gut gemeinten zusätzlichen Zufuhr von Fluorsäure - einer gesundheitlich äusserst bedenklichen Substanz - wieder korrigieren zu wollen.

Schädel aus der frühen Eiszeit weisen weniger als 2% Karies in den bleibenden Zähnen auf, eine Zahl, die beim modernen Menschen auf 98% angestiegen ist, was mit aller Sicherheit mit dem zunehmenden Zuckerkonsum im Zusammenhang steht, und nicht mit der Fluorprophylaxe!

Forschungen zeigen, dass Zahnkaries nach dem Mittelalter (seit Zucker regional angebaut und dadurch allgemein erschwinglich wird) stark zugenommen hat und im 20. Jahrhundert explosionsartig angestiegen ist. Mit einem minderwertigen Satz an Zähnen vermindert sich sinnbildlich das Durchbeissvermögen, ein Repräsentant des Willens, beträchtlich. Im Volksmund wird das Süsse mit der Liebe verbunden. Indem wir den «Süssigkeitsspiegel» bei Kindern (oder beim Liebhaber) gleichmässig hoch halten, stellen wir sicher, dass diese uns nicht lästig werden und bei guter Laune bleiben!

Zuckerrübe - Beta altissima (= Beta vulgaris)

 

«Saccharum-lacticum» - als unarzneiliches Vehikel für dynamisierte Arzneistoffe

Samuel Hahnemann wählte Streukügelchen aus «Milchzucker» als Trägersubstanz für seine Mittel, da er es für die am meisten inerte Substanz hielt, die er finden konnte.

Aber seine Methode der Potenzierung von Mitteln hat gezeigt, dass keine Substanz, in welcher Form auch immer, absolut «inert» (= chemisch unbeteiligt, inaktiv) ist.

Die Erfahrung bestätigt diesen Sachverhalt. H.A. Hare sagt über «Saccharum-lacticum»: «Wissenschaftliche und klinische Studien haben gezeigt, dass es sehr grosse

diuretische Kräfte hat, wenn es in grossen Gaben verabreicht wird.» Er sagt des weiteren, dass es seine direkte Wirkung auf die Nieren und seine an anderen Orten geringe Wirkung bei Nierenwassersucht und bei Inaktivität der Niere anzeigt; dass es in Fällen, bei denen keine Albuminurie vorliegt besser wirke, und dass es reichliche Diurese bei

Kleinkindern erzeugt, die damit gefüttert werden.»

Es gibt oft Patienten, die Milchzucker weder einfach so noch als Trägersubstanz ohne Beschwerden einnehmen konnten. Ein Patient klagte, als er dreimal täglich «Saccharum-lacticum» Tabletten einnahm, «durch sie würden die Augen schmerzen und sich schwach fühlen» und einer von Swans Prüfern der C-Potenzen hatte folgendes Symptom notiert: «Das Sehvermögen schwindet und die Augen ermüden sehr leicht.» Es gibt demzufolge Hinweise, dass Symptome von hohen Dosen auch in der Anwendung

kleinster Dosen zu beobachten sind.

(J. H. Clarke, 1853-1931 - «Der Neue Clarke», eine Enzyklopädie für den homöopathischen Praktiker)

Über die Anforderungen an den Rohstoff für die Verwendung als Trägerstoff n der Homöopathie. von Georg Heinrich Gottlieb Jahr

§ 135: Aus «Die Lehren und Grundsätze der gesamten theoretischen und praktischen Homöopathischen Heilkunst». Stuttgart, 1857. Eine apologetisch-kritische Besprechung der Lehren Hahnemanns und seiner Schule.

«Der Milchzucker ist ebenfalls ein arzneilich ganz unwirksames Vehikel, wenn er rein ist. Ein gewisser Kritiker, den wir hier nicht weiter nennen wollen, der aber Jahre lang keine Gelegenheit vorüber gehen liess, auf die allerhämischste Weise alle nur erdenklichen Zweifel in den Gemütern der Anfänger zu erregen, ohne je einen einzigen Punkt einer gründlichen Besprechung zu unterwerfen, hat sich unter anderem auch darin gefallen, von Zeit zu Zeit in seinem Journale Brocken hinzuwerfen, welche auf eine arzneiliche Wirkung des Milchzuckers, auf seine Wirksamkeit gegen Gicht etc. schliessen, und demnach vermuten liessen, dass in jedem Falle, wo wir gewohnt sind, bei fortwirkender kleiner Arzneigabe den Kranken das bekannte ‚pulvis pharmaciae nostrae’ zu reichen, die Heilungen, die wir erlangten, nicht unseren kleinen Gaben, sondern dem Milchzucker zuzuschreiben seien. Die Unmöglichkeit, bei gesunden Sinnen und Verstandeskräften, dem Milchzucker eine so allgemeine, panaceaartige Heilkraft zuzuschreiben, ohne dass bis jetzt auch

nur ein Praktiker irgend etwas von den positiven

Wirkungen dieses Stoffes wahrgenommen hätte,

liegt zu klar am Tage, als dass jene böswilligen Insinuationen

nur irgend einer ernsten Widerlegung bedürften;

allein eine andere Frage ist die, ob sich

nicht, wie bei der Kohle oder dem Bärlappsamen,

durch fortgesetzte Reibungen auch im Milchzucker

arzneiliche Eigenschaften entwickeln könnten?

Hahnemann liess einst, um dies zu ermitteln,

blossen Milchzucker ohne irgend eine arzneiliche

Substanz auf die übliche Weise - durch hundertfach

fortgesetzte Verkleinerung der ersten

Dosis bis zur dritten Verreibung bringen und

nicht allein von dieser dritten Verreibung, sondern

auch von den ferneren aus derselben bereiteten

weingeistigen Verdünnungen mehrere Prüfer

während einiger Tage Gebrauch machen,

ohne dass sich auch nur ein einziges Symptom

gezeigt hätte. Wir geben gern zu, dass dieser Ver2/

2007 SVH Folio

Leitartikel 23

such sehr vieler Eigenschaften ermangelt, die zu

einem wahrhaft beweisenden gehören; jedenfalls

aber geht aus dem, was uns die Erfahrung bisher

über das Vehikel gelehrt hat, so viel hervor, dass

in der Tat auch der Milchzucker, wie das Kraftmehl

und andere Nahrungsstoffe, fast nur aus assimilierbaren

Elementen zusammengesetzt

scheint, und dass, wenn er auch auf sehr empfindliche

oder mit eigentümlichen Idiosynkrasien

behafteten Personen irgend eine Wirkung

äussern sollte, diese

doch in allen gewöhnlichen

Fällen so klein

sein muss, dass sie

nicht in Betracht kommen

kann, indem sie

sonst ganz gewiss

schon nicht nur von

einem oder dem andern

hier oder dort,

sondern von mehreren

und in vielen Fällen

würde beobachtet worden

sein...

Übrigens ist auch der

Milchzucker, sogar

wenn man denselben

dem Grosshandel entnimmt,

fast nie ganz

rein und unverfälscht,

und sicher stets durch

tausenderlei Emanationen

anderer riechender

und sich

leicht verflüchtigender

Substanzen angefüllt.

Welchen Einfluss solche Dinge namentlich auf

den bei den Drogisten befindlichen Milchzucker

haben können, kann man leicht sehen, wenn man

in eine Schublade ein Stück unzerstossenen

Milchzuckers und ein Stück Kampfer, jedes in

eine Schachtel verschlossen legt. Nach weniger

Zeit wird der Milchzucker so von den Emanationen

des Kampfers durchdrungen sein, dass selbst

das kleinste Teilchen dessen einen solchen

Kampfergeschmack zeigen wird, als wenn man

reinen Kampfer ässe!»

Auch wird man, da der in Tafeln bereitete sehr

häufig nur aus dem geronnenen und getrockneten

Serum der Milch besteht, was sich durchaus nicht

zu unserm Gebrauche eignet, stets viel besser tun,

im Ankaufe demjenigen den Vorzug zu geben, der

in Stäben von 16 bis 18 Zoll Länge und 1 bis 2

Zoll Dicke versandt wird. Die einfachste Weise,

diesen Milchzucker zu reinigen, ist sodann die

Auflösung desselben in viermal so viel Gewichtteilen

kochenden Wassers, worauf diese Auflösung

in gläsernen oder porzellanenen Gefässen filtriert

und dann mit gleichen Gewichtsteilen absoluten

Alkohols versetzt wird, der die Kristallisation sehr

schnell fördert. Dass man diese, so erhaltene kristallinische

Kruste,

dann freilich nicht

in eisernen oder

kupfernern Mörsern

zerstossen darf, um

sie in die Pulverform

zu bringen,

versteht sich von

selbst; darum wird

man stets am besten

tun, diese Kruste

zuvor auf einem buchenen

Brette mit

einem Hammer von

gleichem Holze und

einem starken Messer

nach der Richtung

der Kristalle in

möglichst kleine

Stücke zu zerschlagen,

die sich dann

leicht in einem porzellanenen

Mörser

zerdrücken und zu

einem hinlänglich

feinen Pulver verreiben

lassen. Ehe

man dann dieses Pulver, was in gläsernen Gefässen

aufbewahrt werden muss, in diese Gefässe

bringt, setzt man es noch einige Zeit der Sonne

aus, um ihm alle Feuchtigkeit zu benehmen, und

verwahrt es dann an einem möglichst trockenen

Orte, indem man die Öffnung des Glases nicht mit

einem Stöpsel, sondern nur mit einem darüber gebundenen

Papiere verschliesst.

«Darum ist es höchst wichtig den Milchzucker,

den man zum homöopathischen Gebrauche

anwenden will, aus den Gebirgsorten

der Schweiz, wo derselbe im Grossen

bereitet wird, direkt und ohne Vermittelung

der Drogisten zu beziehen.»

(G.H.G. Jahr)

Zuckerstab, Zuckerhut oder Zuckerstock.

§ 136 - Über die Herstellung

von Streukügelchen

Die Streukügelchen werden am besten aus reinem

Rohrzucker unter den Augen des Arztes bereitet.

Auch die Streukügelchen können durchaus nie

und nimmermehr von Zuckerbäckern genommen

werden, und Ärzte und homöopathische Apotheker

müssen sich dieselben durchaus selbst bereiten,

wozu wir hier ein Verfahren angeben wollen, das,

wie mühevoll es auch scheinen mag, doch von

allen, die wir kennen, noch das Sicherste und Kürzeste

ist, und das man, wenn man sich nicht selbst

damit befassen will, zur Not auch in seinem eigenen

Hause, unter seinen eigenen Augen von einem

Zuckerbäckergehilfen verrichten lassen kann.

Hierzu nimmt man den besten, reinsten Rohrzucker

von der feinsten Sorte, und bereitet zuerst

mit einem Teile desselben durch Einkochen des

Zuckers bis zu fester Sirupdicke einen Dicksaft,

der sich in Form eines zähen Kuchens vom eingetauchten

Löffel ablöst; den andern Teil des

Zuckers (ungefähr ein halbes Pfund) stösst man

klein und sondert vermittelst eines ziemlich feinen

Siebes das feinste Pulver vom gröberen ab,

und ebenso von diesem letzteren wieder vermittelst

eines gröberen Siebes alle grösseren

Stückchen, welche ungefähr den zehnten Teil des

Durchmessers haben, den man den Streukügelchen

geben will.

Alle diese verschiedenen Sorten des so gepulverten

Zuckers werden besonders bei Seite gelegt,

und man beginnt nun die Operation damit, dass

man über eine Pfanne voll glühender Kohlen eine

Tonne stürzt, deren Boden zu beiden Seiten herausgeschlagen

ist, und an deren unterem Ende

man einige Löcher angebracht hat, um den Kohlen

den gehörigen Luftzug zu geben. Auf das

obere Ende dieser Tonne wird sodann eine flache

Schüssel gesetzt und das Feuer so unterhalten,

dass diese Schüssel ziemlich warm, aber nicht

brennend heiss werde. Ist die Schüssel gehörig erwärmt,

so nimmt man das Zuckerpulver von der

mittleren Feinheit, und legt es in die warme

Schüssel auf einen Haufen, den man in der Mitte

grubenförmig eindrückt, so dass die Grube etwa

zwei Esslöffel voll des bereiteten Zuckersirups

fassen kann. Von diesem Sirup giesst man nun

einen Löffel voll in die gemachte Grube und

mischt und reibt dann die ganze Masse mit den

Fingern oder der flachen Hand gegen den Boden

der Schüssel, bis dieselbe zu einer trockenen, pulverartigen

Masse geworden ist. Diese Operation

wird so oft wiederholt, als es erforderlich ist, um

den Kügelchen den beabsichtigten Durchmesser

zu geben.

Die Hauptsache, auf die hierbei alles ankommt,

ist, die Hitze zu mässigen, jedes Mal den Zuckersirup

nur in kleinen Portionen hinzuzufügen, und

dann die Mischung stets so schnell als möglich

zu vollführen, weil sonst alles leicht in eine einzige

Masse zusammenschmilzt und man so die

ganze Operation umsonst gemacht haben könnte.

Um aber dann Streukügelchen von gleicher

Grösse zu bekommen, ist es nach vollendeter

Operation noch nötig, dieselben abermals zuerst

durch ein feines Sieb, welches die zu kleinen entfernt,

und dann durch ein gröberes, dessen

Löcher die beabsichtigte Grösse haben muss,

laufen zu lassen.

Die so ausgesonderten zu kleinen oder zu grossen

Kügelchen werden dann für eine spätere Operation

aufbewahrt, wo die feineren sogleich als Elementarteilchen

der neuen Kügelchen dienen können,

während man die gröberen zur Bereitung des

Sirups verwenden kann. So erhält man ganz reine

Zuckerkügelchen, auf die man sich sicher verlassen

kann.

Auch müssen wir den aus reinem Zucker bereiteten,

wegen ihrer viel grösseren Dauerhaftigkeit

und der grösseren Leichtigkeit, mit der dieselben

bereitet werden können, unbedingt den Vorzug vor

den mit Stärkemehl und Zucker bereiteten geben;

diese letzteren verderben unendlich viel leichter,

als die andern, und nehmen, wenn sie nicht sehr

sorgfältig aufbewahrt werden, viel leichter einen

dumpfigen Geruch an, als die reinen Zuckerkügelchen.

Bei der Befeuchtung dieser Kügelchen

mit den Arzneistoffen ist sodann stets wohl darauf

zu achten, dass dieselben einerseits sicher mit

dem Stoffe geschwängert und andererseits

trocken aufbewahrt werden.

Das beste Mittel hierzu scheint zu sein, dieselben

in einem passenden Glase (am besten ist ein Weinglas)

so zu übergiessen, dass sie alle vollkommen

feucht werden, worauf dieses Glas auf ein Papier

umgestürzt wird, dessen Ränder man umgebogen

hat, und auf welchem man die Kügelchen dann

mit demselben hölzernen oder gläsernen Spatel,

mit dem man sie umgerührt hatte, ausbreitet und in warmer, trockener, reiner Luft so lange hin- und

herbewegt, bis aller Weingeist verflogen ist und

die Kügelchen wieder ganz trocken geworden

sind, was sich daran erkennen lässt, dass sie auf

keine Weise mehr aneinander hängen und sich

nicht mehr an den Wänden des Glases festsetzen.

Das völlige Verdampfen des Weingeistes und

gänzliche Trocknen der Kügelchen vor ihrer Aufbewahrung

ist absolut unerlässlich, weil sie sonst

nach einiger Zeit zu Pulver verfallen und damit

alle ihre Arzneikraft verlieren; während sie, wenn

sie gehörig trocken in einer wohlgestöpselten Flasche

an trockenem Orte aufbewahrt werden, ihre

Arzneikraft jahrelang behalten und fast unverwüstlich

werden. Wir selbst besitzen vom Jahre

1828 her ein Fläschchen mit Streukügelchen von

Euphrasia C30, welches heute noch, nach fast 30

Jahren, die Arzneikraft jener Kügelchen durchaus

eben so unverändert zeigt, wie den ersten Tag

nach ihrer Befeuchtung.

Nichts ist daher unzulässiger, als die Gewohnheit,

welche manche homöopathische Apotheker

haben, die Streukügelchen in demselben Fläschchen,

in welchem sie dieselben versenden, durch

Übergiessen mit einigen Tropfen der Arznei zu

befeuchten und dann das Fläschchen zu verstopfen.

Denn, abgesehen von der Schnelligkeit, mit

welcher solche Kügelchen zerfallen und gänzlich

unwirksam werden, so gibt es auch für die

gehörige Befeuchtung aller Kügelchen gar keine

unsicherere Weise, als diese und es ist daher gar

nicht gleichgültig, aus welcher Offizin ein Arzt

seine Streukügelchen bezieht.

§ 139 - Über die Herstellung

dynamisierter Arzneimittel

Auch die pharmazeutische Bereitung unserer Mittel

muss stets dieselbe sein, vermittelst derer die

Prüfungspräparate erhalten wurden. Dieselbe genaue

Beobachtung der von Hahnemann vorgeschriebenen

Regeln gilt sodann auch in Absicht

auf die pharmazeutische Zubereitung der Mittel.

Auch hier ist die strenge Beachtung der vorgeschriebenen

Bereitungsart unerlässlich, wenn anders

die homöopathischen Apotheker uns nicht

andere Mittel liefern wollen, als die, die wir von

ihnen verlangen. Sämtliche Stoffe, deren wir uns

von dem ersten Präparate an in flüssiger Form bedienen,

müssen durchaus ohne einige Ausnahmen

mit Weingeist ausgezogen sein, und diejenigen,

welche weder in Weingeist, noch in Wasser löslich

sind, auf keine andere Weise aufgelöst, sondern

auf trockenem Wege durch die üblichen Verreibungen

bereitet werden.

Dasselbe gilt von den vorgeschriebenen Verhältnissen

für die Mischungen, die Extraktionen etc.

in allen Fällen, wo von Hahnemann oder den Prüfern

anderer Stoffe bestimmte Vorschriften in dieser

Hinsicht vorliegen, und wo die Abänderung

nicht bloss einen Einfluss auf Stärke oder

Schwäche des Präparates hat, sondern auch eine

Abänderung ihrer besonderen Wirkung hervorbringen

kann. So ist es oft ganz zweckdienlich,

eine Abänderung bei Stoffen zu machen, von

denen uns die Erfahrung gelehrt hat, dass der

Weingeist in einem grösseren Verhältnisse zugesetzt

werden muss, als bisher geschehen, um alle

wirksamen Bestandteile der Pflanze auszuziehen,

weil hier nur eine Verstärkung, nicht aber eine

qualitative Veränderung der Urtinktur die Folge

einer solchen Abänderung sein kann. Dasselbe

gilt in Bezug auf die Bereitung gewisser Pflanzenstoffe,

per expressionem, per macerationem oder

per digestionem, wo es ebenfalls dem Bereiter

ganz überlassen bleiben kann, welche Methode er

jedes Mal am zweckmässigsten findet. Nur möchten

wir gern ein für allemal den Gebrauch der

Pressen für das Ausdrücken des Pflanzensaftes

ganz und unbedingt abgeschafft wissen, weil es

absolut unmöglich ist, je die einzelnen Teile einer

Presse so zu reinigen, dass keine Spur der zuvor

darin gepressten Pflanzen zurückbleibe...

Nachdem die zu präparierende Pflanze so klein

als möglich gehackt und in einem steinernen Mörser

zu einem möglichst feinem Breie verrieben ist,

wird dieser Brei auf ein Stück neuer, vorher ausgekochter

Leinwand getan, das etwa 2 1/2 Fuss

Länge und 2 Fuss Breite hat, und das zwei Gehilfen

jeder bei einem Ende fassen und mit aller

Kraft zuerst mit den Händen, dann mit Hilfe eines

Stockes so fest zusammendrehen, als nur möglich,

wodurch ein so starker Druck erreicht wird, dass

die ausgepressten Pflanzenteile zuletzt so trocken

und holzig erscheinen, wie Sägespäne. Diese

Leinwand muss freilich sehr stark sein, damit sie

während der Operation nicht zerreisst; nach der

Auspressung wird das Stück, das man mit dem

Namen der Pflanze bezeichnen kann, gewaschen

und aufgehoben, um nie wieder für eine andere,

sondern nur für dieselbe Pflanze zu dienen. Der so

ausgepresste Saft wird dann sogleich mit gleichen

Teilen des stärksten Weingeistes vermischt und

dann weiter behandelt, wie die Regeln unserer

Schule es vorschreiben...

§ 146 - Über die Vorsichtsmassregeln,

die beim Dispensieren anzuwenden sind

Alle diese Regeln gelten nun ebenso auch für das

Dispensieren der Gaben selbst. Nie darf hier irgend

eine abzuwiegende Verreibung ohne das Papier,

in das man dieselbe einhüllen will, auf die

nackte Waagschale gelegt werden, und immer

muss dieses Papier gross genug sein, um über die

Fläche der Schale hinauszureichen, damit diese

selbst auf keine Weise mit dem zu dispensierenden

Mittel verunreinigt werde. Um solche Verreibungen

mit dem dazu verschriebenen Milchzucker zu

vermengen, bedienen sich nun mehrere Apotheker

ebenfalls wieder, nach dem von der alten Schule

hergeleiteten Gebrauche, eines kleinen Mörsers,

der als wahres Faktotum für alle Fälle dienen

muss; ein Verfahren, dem wir uns nicht genug widersetzen

können, zumal, da gar keine andere Vermengung

des Pulvers der Verreibung mit dem des

Milchzuckers nötig ist, als die, welche sich von

selber macht. Man wiege daher stets zuerst das

Pulver der Verreibung auf der Kapsel ab, in der es

verabreicht werden soll, und unter die man ein

grösseres, die Waagschale reichlich bedeckendes

Papier gelegt hat, das man nach vollendeter Abwiegung

jedes Mal sorgfältig wegwirft.

Ist das Pulver des Mittels abgewogen, so gibt man

dann den Milchzucker in kleinen Portionen zu,

hütet sich aber, wenn man ein wenig zu viel abgewogen

hat, davon wieder etwas abzunehmen und in

die Milchzuckerbüchse zurückzuschütten, weil

man dann den darin befindlichen Milchzucker

leicht mit Teilchen des abgewogenen Arzneipulvers

verunreinigen könnte. Da der Milchzucker nur Zusatz

ist, so tut ein wenig mehr oder weniger an Gewicht

nichts zur Sache, und wenn man das, was

man zu viel abgewogen hat, nicht wegschütten will,

so ist es besser, es auf der Waagschale zu lassen, als

Gefahr zu laufen, es mit Arzneiteilchen gemischt in

die Milchzuckerbüchse zurückzubringen...

Hat ein solches Milchzuckerpulver die gehörige

Menge der Tropfen bekommen, so löst man dieses

dann in der vorgeschriebenen Wassermenge auf.

Soll das Mittel in Streukügelchen dispensiert werden,

so dürfen diese ebenfalls nicht anders, als auf

dem Papiere, das sie verschliessen soll, oder auf

einem andern, nie aber auf der blossen Hand abgezählt

werden, und erst, wenn sie abgezählt worden

sind, darf der Zusatz des verschriebenen Milchzuckers

beigegeben werden. - Bei der Dispensation

der Mittel in Wasserform haben sodann mehrere

Ärzte die Gewohnheit, wenn sie ihren

Kranken eine solche Arznei für einen achttägigen

Gebrauch verschreiben, auf 7 Esslöffel voll Wasser

1 Esslöffel voll Weingeist zuzusetzen, und so das

Mittel eigentlich nicht mehr in Wasser-, sondern in

Schnaps-Form nehmen zu lassen. Diese Weise

haben wir selbst nie leiden können, weil der Weingeist,

wenn er aus unsern Mitteln nicht, wie z. B.

bei den Streukügelchen, ganz verflogen ist, stets

mehr oder weniger unangenehme Nebenwirkungen

erregt. Wir haben Kranke gekannt, denen

selbst ein so schwacher Branntwein, wie der besagte,

stets entweder saures Aufstossen oder vermehrten

Harndrang und andere Unbequemlichkeiten

erregte, wenn er nicht gar, besonders bei

nervösen Personen, erhöhte Empfindlichkeit

gegen ihre Schmerzen hervorrief.

Schon Hahnemann hatte daher, obgleich er eine

Zeit lang ebenfalls den Zusatz von Weingeist zu

längerer Aufbewahrung jener Auflösungen versuchte,

den Gebrauch der Holzkohle, von der er

ein Stück in eine solche Auflösung legen liess, jedenfalls

für zweckmässiger gehalten; allein auch

hier kann man auf viel einfachere Weise zum Ziele

kommen, und wir selbst befolgen in dieser Hinsicht

schon seit mehreren Jahren ein Verfahren, das

wir nie zu bereuen hatten. Jedes Mal wenn wir

einen Kranken acht Tage lang von einer solchen

Auflösung wollen Gebrauch machen lassen, händigen

wir demselben 2 oder 3 Pulver, von denen

jedes 3-6 Streukügelchen enthält, ein, und lassen

davon zunächst das erste in einer Obertasse voll

Wasser auflösen, von der dann je nach unserer Verordnung

einmal oder zweimal täglich ein Teelöffel

voll genommen wird, 3 oder 4 Tage lang, je nachdem

das Wasser sich hält.

Das Wasser wird mit einem Papiere zugedeckt,

damit kein Staub hineinfällt, und nimmt dasselbe

einen Beigeschmack an oder trübt sich, so wird es

weggeschüttet und mit dem zweiten Pulver eine

gleiche Auflösung bereitet, welche, wie die erste,

bis zur Trübung oder Verderbnis des Wassers genommen

wird, und so fort bis zum Abfluss der

Woche.

Zu diesen Auflösungen lassen wir dann den

Kranken nie Flaschen, noch Gläser mit flachem

Boden, sondern stets Obertassen mit gewölbtem

Boden nehmen, weil diese allein sich, wie auch

die silbernen Löffel, vollkommen und mit Sicherheit

reinigen lassen. Vor und nach jedem Gebrauche

der Tasse wird dieselbe mit ganz kochendem

Wasser ausgewaschen und darnach, wie auch der

eben so gewaschene Löffel, mit einem ganz reinen,

leinenen Tuche vollkommen trocken und

blank gerieben, wie ein Spiegel. Dass eine so sichere

Reinigung nie möglich ist, wenn man statt

gewölbter Obertassen solche nimmt, die einen

flachen Boden haben, oder gar Flaschen anwenden

lässt, ist leicht einzusehen; wozu dann noch

kommt, dass bei jeder Flasche, welche der

Kranke sich selbst verschafft, nie hinreichende

Gewissheit da ist, ob dieselbe in der Tat auch

noch neu oder nicht schon zu ganz andern Dingen

gebraucht worden sei. Überhaupt aber kann man

den Gebrauch des Weingeistes nie genug von unsern

Gaben entfernen, denn wenn derselbe auch

wegen seiner flüchtigen Eigenschaften auf die

Wirkungen unserer Arzneien ohne Einfluss

bleibt, wenn er verflogen ist, so ist es doch eine

andere Sache, wenn er stets mit dem Mittel zugleich

genommen wird und wir achten dafür, dass

es selbst dann, wenn man durchaus massive

Gaben verschreiben will, immer noch besser

getan sein würde, eine Gabe von 20, 30, ja 100

gut getrockneten Streukügelchen, als einige

Tropfen der weingeistigen Verdünnung in Wasser

auflösen zu lassen.

«Die Streukügelchen haben nun einmal ohne

Frage eine bestimmtere und nettere Wirkung als

die Tropfen.»

§ 147 - Überblick

Nach diesem allem scheint es uns, als dürften in

Bezug auf die Bereitung unserer homöopathischen

Arzneien wohl besonders folgende Sätze

hervorzuheben sein:

Sorgfalt

Obgleich es gegenwärtig weder an homöopathischen

Apothekern, noch unter diesen an Männern

mangelt, welche das Vertrauen, das man in sie

setzt, in hohem Masse verdienen, so sollte doch

der homöopathische Arzt nie vergessen, dass das

Sicherste für eine glückliche Praxis und zuverlässige

Beobachtung stets das eigene Zubereiten

oder doch wenigstens das eigene Verabreichen der

Mittel bleibt; nie aber sollte, da auch über die Bereitungsart,

ja sogar über die Wahl der arzneilichen

Urstoffe einige Verschiedenheit der Ansichten

herrscht, ein Arzt Mittel von einem

homöopathischen Apotheker entnehmen, ohne

sich vorher genau erkundigt zu haben, ob diese

auch mit der gehörigen Sorgfalt und streng nach

den Vorschriften bereitet sind, welche für die Darstellung

desjenigen Präparates erfordert werden,

das zu den Prüfungen gedient hat.

Reinheit

Obgleich wir den Gegnern Hahnemanns, welche

die Erfolge unserer kleinen Gaben der wunderbaren

Wirksamkeit unserer Milchzuckerpulver zuschreiben,

keinen streng mathematischen Beweis

des Gegenteils liefern können, so steht doch die

arzneiliche Unwirksamkeit dieses Stoffes allen

Praktikern unserer Schule durch die Erfahrung

als eine unmittelbare Anschauungserkenntnis

eben so fest, als die unarzneiliche Eigenschaft unserer

gewöhnlichen Nahrungsmittel und es ist

daher auch nicht der geringste Grund vorhanden,

den Gebrauch dieses Vehikels in Betreff irgend

eines der Fälle einzuschränken, für die wir uns

desselben bisher stets und allgemein bedient

haben; nur ist auch bei diesem Vehikel stets auf

seine Reinheit zu achten, von der man nur versichert

sein kann, wenn man denselben ohne Vermittelung

der Drogisten von den Orten, wo er fabriziert

wird, in stabförmigen und nicht in

tafelförmigen Produkten bezieht, die dann für den

Gebrauch einer neuen Kristallisation unterworfen

und nach ihrer Pulverisierung in Gläsern aufbewahrt

werden, die nur mit übergebundenem Papiere

verschlossen sind.

Trocknung

Die Streukügelchen dürfen auf keine Weise von

Zuckerbäckern entnommen, sondern nur vom

Arzte oder Apotheker selbst oder unter deren

Augen bereitet werden und werden am besten aus

reinem Zucker bereitet, indem sie so unendlich viel

dauerhafter sind, als die aus Stärkemehl und Zucker

fabrizierten; bei ihrer Befeuchtung mit einer Arzneiverdünnung

ist sodann darauf zu sehen, dass sie

nicht nur gehörig befeuchtet, sondern auch gleich

darauf und ehe man sie in Flaschen verschliesst,

durch völlige Verflüchtigung des Weingeistes wieder

ganz getrocknet werden, weshalb die in den

Fläschchen selbst befeuchteten und dann unmittelbar

verstöpselten nicht nur wegen ihrer unsicheren,

meist nur teilweisen Befeuchtung, sondern auch

wegen ihres gänzlichen Mangels an Dauerhaftigkeit

absolut zu verwerfen sind.

Lagerung

Bei der Aufbewahrung homöopathischer Arzneien

ist ausser den nötigen Vorsichtsmassregeln, welche

die Schützung derselben vor dem Einflusse

des Lichtes, der Feuchtigkeit und zu grosser

Wärme gebietet, vor allem auch das zu berücksichtigen,

dass alle in flüssiger oder in trockener

Streukügelchenform verwahrten Verdünnungen

stets in einem besonderen Lokale von allen stark

riechenden, flüchtigen Substanzen, sowie den ersten

Verdünnungen der Säuren streng entfernt gehalten

werden müssen und dass nicht nur diese,

sondern auch keine flüssige noch trockene Verdünnung,

überhaupt keine homöopathische Arznei

länger unverstöpselt gelassen werde, als die

Zeit, die zu ihrer Einfüllung oder Ausgiessung

nötig ist, aufs Höchste erfordert.

Hygiene

Da es absolut unmöglich ist, ein genügendes Reinigungsmittel

für die schon gebrauchten Verdünnungen

und Dispensiergläser zu finden, so ist der

einzige wahrhaft sichere Rat, sich für jede Verdünnung

und jede zu dispensierende Gabe neuer, noch

nie gebrauchter Gläser zu bedienen; wollte man

aber auch zugeben, dass für niedere Verdünnungen

desselben Mittels Gläser dienen könnten, in denen

höhere Verdünnungen desselben Mittels dispensiert

worden: so dürfen doch nie und unter keiner

Bedingung je Gläser, welche schon gebraucht worden,

selbst nach dem sorgfältigsten und wiederholtesten

Ausschwenken und Auskochen, zu andern

Mitteln als denen, die sie enthalten hatten, verwendet

werden, weil kein Ausschwenken den darin

enthaltenen Stoff ganz wegnimmt, sondern nur

eine neue Verdünnung desselben bereitet.

Dispensieren

Beim Dispensieren der Gaben ist ebenfalls darauf

zu achten, dass weder Waagschale noch sonstige

Gerätschaften mit dem zu dispensierenden Mittel

verunreinigt, noch sämtliche Milchzuckermischungen

in einem gemeinsamen Mörser, wie in

den allopathischen Apotheken vorgenommen

werden; sodann taugt auch für die Wasserauflösungen

der Zusatz von Weingeist unter keiner Bedingung

etwas, sondern es ist weiter geratener,

falls man die Verderbnis des Wassers bei längerem

Gebrauche besorgt, dem Kranken mehrere

trockene Pulver einzuhändigen, mit denen er sich,

wenn der Gebrauch eine Woche lang fortgesetzt

werden soll, alle 3 bis 4 Tage selbst eine neue Auflösung

in einer mit gewölbtem Boden versehenen

Obertasse macht, welche dann vor und nach

jedem Gebrauche mit kochendem Wasser ausgewaschen

und mit einem reinen leinenen Tuche

trocken und spiegelblank gerieben wird.

29

von Hansjürg Jenzer

Beim Arzneimittelbild von «Saccharum-raffinatum

» bewegen wir uns in relativ «unsicheren» Gefilden.

Im Gegensatz zu den altbekannten und umfassend

geprüften Arzneien, besteht hier eine grosse

Verwirrung in Bezug auf die Beschreibung des Ausgangsstoffes

von «Zucker». Bei «T. F. Allen» lesen

wir, dass «Saccharum-album» aus dem «weissen»

Zucker hergestellt wurde. Dieselben Prüfsymptome

erscheinen jedoch auch bei «J. J. Clarke» und «William

Boericke» unter dem Namen «Saccharum-officinale

» - aus dem Zuckerrohr! Es ist anzunehmen,

dass die erwähnten Symptome von «Saccharum-officinale

» und «Saccharum-raffinatum» von der gleichen

Substanz abstammen, nämlich vom «weissen

Zucker». Diesem wiederum sieht man natürlich

nicht an, ob er aus dem Zuckerrohr oder der

Zuckerrübe hergestellt wurde; ein Prozess der Raffinierung

hat jedoch ohne Zweifel stattgefunden! Die

Frage, inwiefern sich nun die Symptome von raffiniertem

Zucker aus dem Zuckerrohr oder der

Zuckerrübe decken, kann also nur durch neue Prüfungen

geklärt werden. Im besonderen, da es sich ja

um ganz unterschiedliche Pflanzen aus unterschiedlichen

Familien handelt. Schritte in dieser Richtung

wurden 1994 anlässlich der «Freiburger Homöopathietage

» mit einer Vorprüfung an sechs Personen

und einer anschliessenden «Grossgruppenprüfung»

unternommen. 1996 wurde eine ebensolche Prüfung

mit weiteren sechs Personen, unter der Leitung von

P. Friedrich, wiederholt. Diese Prüfungen sind mit

dem raffiniertem Zucker aus der «Zuckerrübe»

in der C30 durchgeführt worden.

Das vorliegende Arzneimittelbild basiert nun einesteils

auf der originalen Version von «T. F. Allen»,

übersetzt aus der englischen «Encyclopedia of pure

Materia Medica», andererseits aus Symptomen der

beiden oben erwähnten Zuckerprüfungen inklusive

unserer unten aufgeführten Arzneimittelprüfung

dieser Zuckerverreibung. Die erwähnten Symptome

sind entweder von Einzelnen sehr prägnant

oder von mehreren Prüfern berichtet worden.

Zur Unterscheidung der Herkunft

der Symptome wird ab Kapitel III

folgendes Schriftbild angewendet:

• Normalschrift:

Originalsymptome aus T. F. Allens

«Encyclopedia of pure Materia Medica».

• Fettschrift:

«Allens» Originalsymptome die sich mit oben

erwähnten neuen Prüfungen decken.

• Kursivschrift:

Prägnante Symptome aus einer oder mehrerer

der oben erwähnten neuen Prüfungen.

• GROSSSCHRIFT NORMAL oder

GROSSSCHRIFT KURSIV:

Symptome, die sich mit unserer Verreibung

und einer der obigen Prüfungen decken.

• GROSSSCHRIFT FETT:

Originalsymptome «Allens»,

die sich mit unserer Verreibung decken.

Um nun die gesicherten Charakteristika von

«Saccharum-raffinatum» zu erhalten, bedarf es,

meiner Meinung nach, weiterer Prüfungen möglichst

vieler zusätzlicher «Probanden». Sicher ist

die heutige zivilisierte Menschheit mit Zucker

«vergiftet». Um nun aber die feineren Nuancen

dieses Stoffes herauszufinden und genauer zu

eruieren, was dieser raffinierte Zucker aus der

Zuckerrübe als solcher genau bewirkt, können

wir nur nach weiteren Prüfungen dieser Substanz

- auch mit höheren Potenzen - mit Gewissheit

sagen. So, wie sie durch obige Versuche begonnen

wurden.

Was liegt nun also näher, als sich selbst ein Präparat

von raffiniertem Zucker herzustellen? An den

Grundstoff heranzukommen ist bei keinem anderen

Arzneimittel so leicht wie hier. Die Herstellung

einer homöopathischen Potenz ist jedem

Homöopathen bestens bekannt, da im Organon

beschrieben, und zu guter Letzt ist die eigene Herstellung

auch immer eine wertvolle und aufschlussreiche

Selbsterfahrung! Wir haben das im

kleineren Rahmen getan und den gewöhnlichen

«weissen Zucker» bis zur C3 verrieben! Deutliche

Symptome aus der Prüfung dieser Verreibung

sind in dieser vorliegenden Symptomensammlung

- unter oben genanntem Schriftbildschema - zusammengestellt.

Detaillierte Resultate aus diesem

«Selbstversuch» finden sie am Schluss dieses

Arzneimittelbildes unter der Rubrik «Bemerkung

zur Verreibung von Saccharum-raffinatum aus

Zuckerrüben».

I. Botanik:

Name:

Beta vulgaris (Zuckerrübe)

Familie:

Chenopodiaceae (Gänsefussgewächs)

Verwendung:

Vorzeitig geerntete Frucht (= Rübe). Die

Zuckerrübe ist ein «Tiefwurzler» und liegt ca. 1/2

Meter unter der Erde. Sie ist eigentlich ein zweijähriges

Gewächs. Ausgesät wird im März und bereits

im Spätherbst wird geerntet - bereits bevor

die Pflanze ihre Früchte trägt.

Verarbeitung:

Der Vorgang der «Raffination» ist aufwändig und

besteht aus Extraktion, Kalkung, Bleichung, Verdampfung,

Kristallisation, und Reinigung. Das

Resultat ist als den «weissen Kristallzucker» oder

«Handelszucker» bekannt. Für die Arzneimittelprüfung

wurde dieser Kristallzucker bis zur C3

verrieben und dann weiter potenziert.

II. Herausragende Symptome

zu «Saccharum-album»

1. Wechselhaftigkeit:

• Himmelhochjauchzend - zu Tode betrübt.

• Energiegeladen - «hundemüde», fix und fertig.

• Verlangen - Abneigung auf Süssigkeiten.

2. Blähbauch.

3. Gelenkbeschwerden, < kleine Gelenke.

4. Knacken der Gelenke

5. Kribbeln und Ameisenlaufen.

6. Reizbarkeit.

7. Stechende Schmerzen.

8. Stiche, kurze, wie kleine Bienenstiche.

9. Schweregefühl.

10. Überfordert sein.

11. Zahnfleischbeschwerden.

12. Zahnschmerzen.

13. Verlangen nach «Junkfood»

oder «Fast-Food».

14. Verdauungsstörungen.

III. Geist und Gemüt:

Heftiges, reizbares, aufbrausendes, sanguinisches

Temperament; zänkisch, streitsüchtig; erhöhtes

Schamgefühl bei Frauen; Heimweh;

Ängstlichkeit; trübsinnige Stimmung mit frösteln;

niedergeschlagene, schwermütige Stimmung;

grämlich, verdriesslich; Mangel an kindlicher

Fröhlichkeit; Gleichgültigkeit, apathisch oder

teilnahmslos wie von Heimweh geplagt; entschiedene

Abneigung zu Sprechen; Stumpfsinn.

Angst vor Krankheit. DEPRESSION. Euphorisch,

glücklich, LUSTIG und albern. Euphorische Stimmung,

gefolgt von Schwäche; Gefühl von Überforderung;

GEREIZT, morgens, grundlos; mangelnde

Konfliktbereitschaft. LETHARGIE, AUS

SCHWÄCHE. Lustlos. Abendliche Munterkeit,

ÜBERDREHT. RUHELOSIGKEIT, KANN

NICHT RUHIG SITZEN, kein Durchhaltevermögen.

Schrift, krakelig, unleserlich; stockendes

Schreiben. UNGEDULD. UNGESCHICKT,

LÄSST DINGE FALLEN. Verwirrt; VERSPRECHER,

FALSCHE VERWENDUNG VON WÖRTERN.

Wahrnehmung getrübt. WEINERLICHKEIT:

Weinen bis zur Erschöpfung. ZEITGEFÜHL

VERÄNDERT. VERGESSLICHKEIT UND

KONZENTRATIONSSCHWÄCHE.

IV. Folgen von:

Gemüt:

• Folgen von heftigem Zorn.

V. Modalitäten:

Verschlimmerung:

• Morgens: Übelkeit frühmorgens; Druck im

nüchternen Magen, Atembeschwerden; Völlegefühl

in der Brust.

Besserung:

• Bewegung.

• Wärme.

VI. Essen und Trinken:

Appetit:

• Appetitlos, will nur Süsses.

• Hunger, Abneigung gegen Süsses.

Verlangen:

• Verlangen auf Deftiges und Süsses; Fastfood.

• Verlangen nach Lachs.

• Verlangen nach Süssigkeiten, (< Schwermut).

• Verlangen nach Fruchtsaft.

Abneigung:

• Abneigung gegen Süsses (bei Hochstimmung).

VII. Frauenbeschwerden:

Menses, Fluor:

• Spärliche Menstruation mit blassem Blut.

• Unterdrückter Fluor.

• Menses zu früh.

• Hitzewallungen.

VIII. Kinder:

• Harter Bauch bei Kindern.

IX. Von Kopf bis Fuss:

1. Schwindel, Sensorium:

• Schwindel durch Verdauungsstörungen.

• BENOMMENHEIT.

• Schwindel, wie betrunken; als ob im Hinterkopf

etwas spiralförmig nach oben zieht.

• Schwindel, morgens, beim Aufstehen; mit

leichter Übelkeit.

• Schweregefühl: Beim sich Hinlegen;

Gefühl, dass die Beine werden länger werden.

2. Kopf:

• Heftige Kopfschmerzen mit Frost.

• Kopfschmerzen wöchentlich am selben Tag.

• Drückende, stechende, berstende

Kopfschmerzen; im rechten Auge;

< in geschlossenen Räumen.

• Schnelles Haarwachstum.

• Drückende Kopfschmerzen: STIRN,

Nasenwurzel, Augen, Hinterkopf.

• Kopfschmerzen nachmittags, abends.

3. Augen:

• Verschlossen infolge geschwollener Lider.

• Variköse Auftreibung der Augengefässe.

• Heftige Augenentzündungen.

• Trübung der Hornhaut.

• Entzündung der Augenlider.

• Ödematöse Schwellung der Augenlider.

• Verdunkelung des Gesichtsfeldes.

• Gefühl wie Sand in den Augen.

• Augen müde und schwer.

• Unscharfes Sehen.

4. Ohren:

• Eiterausfluss.

• Stechende OHRENSCHMERZEN RECHTS.

• Ohrgeräusche: PFEIFEN.

5. Nase:

• Niesen.

• Stockschnupfen.

• Nasenschleimhäute trocken und wund.

6. Gesicht:

• Veränderter Gesichtsausdruck.

• Blass. Farbe wie die eines Toten.

• Aufgetrieben. Ödematöse Schwellung.

• Zucken der rechten Wangenmuskeln

über dem Backenknochen.

• Lippen trocken und wund.

• Pusteln und PICKEL im Gesicht.

Mund:

• Aphten bei Kindern.

• Brennen: Mundschleimhaut, Zunge, Gaumen.

• Beisst sich in Lippen und Wangen.

• Entzündung der Speicheldrüsen.

• Entzündung der Mundschleimhaut.

• Ranula (Fröschleingeschwulst).

• Stumpfheit der Zähne bei saurem Erbrechen.

• SPEICHELFLUSS VERMEHRT.

• Zahnfleischbluten

• Zahnfleischentzündung

• Zahnfleisch: Schlechter Zustand,

wie bei Diabetes.

• ZAHNSCHMERZEN, pochend,

wechselnde Intensität.

• Zunge so dick weiss belegt,

dass sie steif wird.

• Zunge aufgesprungen, rissig.

8. Hals:

• Geschwüre im Hals.

• Klossgefühl an der rechten Mandel.

• TROCKENHEIT in HALS und Rachen

• Schluckbeschwerden.

• KRATZEN im Hals.

• Stechen, unheimliches, in den Mandeln.

• Halsschmerzen, beidseitig.

9. Appetit:

• Heisshunger.

• Heisshunger bei Fieber.

10. Übelkeit, Erbrechen:

• Übelkeit am frühen Morgen;

beim Erwachen.

• Heftiges Brechwürgen.

• Erbrechen von zähem, klebrigem Schleim.

• Periodisches Erbrechen.

• Erbrechen von Blut.

• Saures Erbrechen, das die Zähne

stumpf macht.

• Gelegentlich Frost mit Erbrechen.

• Übelkeit mit Magendruck.

11. Magen:

• Aufgetriebener Magen.

• MAGENDRUCK

• Magen mit saurem Schleim überfüllt.

• Verdauungsstörungen.

• Verdorbener Magen.

• Verdauungsschwäche mit Übersäuerung

des Magens.

• Brennen in der Magengrube.

• Hitzegefühl im Magen

• Kältegefühl im Magen.

• Morgen früh, Druckgefühl im Magen,

wenn nüchtern.

• Zusammenziehen des

Magens.

• Schmerzempfindliche Magengrube.

• Magenschmerzen hypochondrischer

Personen.

• Schluckauf, Aufstossen nach dem Essen.

• SODBRENNEN.

12. Abdomen:

• Leberschwellung.

• Verhärtung der Leber.

• Vermehrte Gallenabsonderung.

• Milzschwellung.

• Schmerzen beidseits des Oberbauches,

in der Region von Leber und Milz.

• BAUCH AUFGETRIEBEN UND

VERGRÖSSERT.

• Bauchwassersucht, Bauch hart

und geschwollen.

• Bauch steinhart; schmerzhafte

Härte des Bauches.

• Blähungen.

• Schwund oder Schwellung und

Verhärtung der Mesenterialdrüsen.

13. Rektum:

• Schmerzhaft gestaute Hämorrhoidalknoten.

• Stechende Schmerzen beim Stuhlgang; langgezogene

Stiche wie von Nadeln den Mastdarm

hinauf.

• Afterjucken.

14. Stuhl:

• Diarrhoe, wässrig und schwächend;

schleimig, blutig, gallig.

• Abwechselnd Verstopfung

mit schleimigem Durchfall.

• Verstopfung; schwieriger Stuhlgang.

• VERSTOPFUNG: Stuhl hart, gross,

SCHWER ZU ENTLEEREN.

• KNOTIG, KLUMPIG, WIE SCHAFKOT.

• Durchfall nach Süssigkeiten.

• Plötzlicher, schneller Stuhldrang,

Stuhl herausschiessend.

15. Harnorgane

• Scharf brennende Schmerzen,

aufsteigend von den Nieren zu den Schultern

und bis unter die Schulterblätter ziehend.

• Starke Nierenschmerzen.

• Vermehrtes Harnen stark riechenden Urins

mit weissem Sediment.

• Reichliches Harnen.

• Vermindertes, sehr spärliches Urinieren.

• Stechen in den Nieren, erst rechts,

dann links.

16. Männliche Geschlechtsorgane:

• Schwellung der Genitalien.

• Enorme Schwellung des Hodensackes.

• Erektion, nachlassend bei Koitus.

• Gesteigertes sexuelles Verlangen.

• Sexuelle Schwäche, Unlust, Kein Verlangen.

• Samenergüsse: Häufige, unwillkürliche;

frühzeitige.

17. Weibliche Geschlechtsorgane:

• Stechender, durchdringender Schmerz

in der Muttermundregion.

18. Kehlkopf, Stimme:

• Leicht hackender Husten durch Reiz im

Kehlkopf, mit gelbem, salzigem Auswurf

der auf dem Wasser schwimmt.

• Kehlkopf trocken und rauh.

• Katarrhalische Heiserkeit.

• Kurzzeitige Heiserkeit von lautem Lesen.

• RÄUSPERN, häufiges.

• Rauhe Stimme.

19. Husten:

• Trockener Husten.

• Husten der Kinder.

• Husten mit sehr übelriechendem Auswurf.

• Hustenreiz mit hochräuspern von Schleim.

• Leichter Husten aber reichlicher,

übelriechender kalter Auswurf.

20. Auswurf:

• In warmer Luft weiss,

Konsistenz ähnlich verschütteter Sahne.

• In kalter Luft gelb und zäh.

21. Atmung:

• Atembeklemmung, Atemnot,

kann nur in aufrechter Lage atmen.

• Atembeklemmung morgens,

erleichtert durch Auswurf.

• Erstickungsanfälle, muss mit Kissen

aufrecht gelagert werden.

22. Brust:

• Abmagerung der Brust,

Schwund der Brustmuskulatur.

• Lungenentzündung.

• Schleimansammlung in der Brust.

• Schwellung des unteren Brustbeins.

• Völlegefühl morgens, erleichtert

durch Schleimauswurf.

• Linksseitige Stiche.

• DRUCKSCHMERZ IN DER BRUST,

< RECHTSSEITIG.

23. Herz und Puls:

• Rheumatische Schmerzen in der Herzregion.

• Schwacher, unregelmässiger Puls.

• HERZKLOPFEN.

• Herzrasen beim Erwachen.

24. Rücken:

• Unheimliches Frieren über den Rücken.

• Stechende Rückenschmerzen rechts.

• Stechende Schmerzen in der

linken Flanke oberhalb der Niere;

wie kleine Bienenstiche.

• Rückenschmerzen im Brustwirbelbereich.

• Rückenschmerzen, wie ein Stein im Rücken.

• Knacken in den Wirbeln.

25. Extremitäten:

• Abmagerung der Hände

und der Oberschenkel.

• Beine steinhart geschwollen.

• Handgelenk: Bräunlicher,

zweipfenniggrosser Fleck.

• Kribbeln, Ameisenlaufen

an Händen und Beinen.

• Knacken und Krachen der Gelenke

und Knochen, < morgens beim Aufstehen.

• Lähmungsartige Schwäche der Beine,

bewirkt taumelnden, torkelnden Gang.

• Muskelkater, Oberschenkel;

Verkürzungsgefühl.

• Ödematöse Schwellung der Arme.

• Ödematöse Schwellung der Beine

mit Aussickern von Flüssigkeit.

• Ödematöse Schwellung der Füsse

und Fussknöchel.

• Schmerzhaftes Hin-und Herwerfen

der Unterschenkel mit Magenbrennen.

• Schmerzhaftes Prickeln in den Gliedern.

• Schwellung um die Fussknöchel.

• Tremor in den Händen.

• SCHWERE- und SCHWÄCHEGEFÜHL

der Beine.

• Spannungsgefühl, linke Wade;

< abends beim Gehen.

• Stiche am LINKEN Fussrücken,

kurze, wie kleine Bienenstiche.

• Stechen am LINKEN Unterarm

in der Nähe des Handgelenkes,

< Bewegung.

• Zittern der Hände.

• Wadenkrämpfe.

26. Haut:

• Alter Herpes.

• Berührungsempfindlich.

• Blass-rote Flecken über den ganzen Körper.

• Panaritien.

• PICKEL: Im Gesicht, am Rücken.

• Pickelchen wie Flohstiche.

• Pusteln, im Ellbogen; wie Tbc.-Test

• Stiche auf der Haut, kurze,

wie kleine Bienenstiche.

• Trockene Haut, unterdrückter Schweiss.

• Wildes Fleisch und Granulationen

in den Geschwüren.

27. Fieber:

• Frost von 10 Uhr bis abends mit Melancholie.

• Frost:

Beginnt im Kreuz und breitet sich nach unten

und oben aus;

Heftige Kopfschmerzen mit gelegentlichem

Erbrechen

• Fieber:

Gefolgt von Kopfschmerzen,

Heisshunger und hektischer Wangenröte.

• Schweiss; keiner, mit der Ausnahme, wenn

geschwächt durch wiederholte Anfälle.

• Vor und während der Anfälle unerträgliches

Brennen in Magen und Rücken.

• Durstlos.

• Abwechselnd Frost und Schweiss.

• Erkältung im Kopf.

• Intermittierendes, unregelmässiges Fieber

über ein, zwei oder drei Tage.

• Abendliches Fieber.

• Nach Frost folgt starker Schweissausbruch.

• Schweiss an Kopf, Hals und Schultern.

28. Schlaf:

• Abends lange wach, keine Lust

ins Bett zu gehen.

• Auffahren im Schlaf.

• GROSSES SCHLAFBEDÜRFNIS.

• Schlaflosigkeit.

• Spätes Aufstehen.

• Schwere und Mattigkeit beim Erwachen.

• Unerquicklich, unruhig; öfteres Erwachen,

oberflächlich.

29. Allgemeines:

• Abmagerung bei grossem Appetit.

• Blutarmut mit Wassersucht.

• Bleichsucht nach Zorn.

• Gefühl von übermässigem Längenwachstum.

• GEFÜHL VON VERGRÖSSERUNG.

• Kälte, innere;

• Knochenschmerzen von Kopf bis Fuss

bewirken solche Steifigkeit der Muskeln,

dass er das Bett nicht verlassen konnte,

bevor er tüchtig frottiert wurde.

• Mangelhafte Ernährung.

• MÜDE, SCHLAPP, TRÄGE.

• Ohnmachtsanfälle.

• Plethorische Veranlagung.

• STECHENDE Beschwerden (Bry.)

• Skorbut (Scharbock): Avitaminose,

Folgen von Vitamin C Mangel.

• Übergewicht.

• Verlangen zu Rauchen.

• Verlangen nach Bewegung.

Bemerkung zur Verreibung von

«Saccharum-raffinatum» aus Zuckerrüben

(= «Saccharosum-betae» - Anm. d. Red.)

Mit gespannter Erwartung sind wir, fünf Personen,

auf diese Verreibung zugegangen. Aus der

Literatur ist bekannt, dass sich, wie bei jeder Substanz,

während des Verreibungsvorganges Prüfungssymptome

zeigen können - und tatsächlich

können wir das nun bestätigen. Allerdings zeigt

sich auch hier, dass, wie bei Arzneimittelreaktionen,

der Empfindlichkeitsgrad der einzelnen Personen

sehr stark variiert. Das zeigte sich auch bei unserer

Zuckerprüfung. Von der «feinfühligsten»

Verreiberin, die fast 40 Symptome notiert hat, ergaben

sich bei den anderen Prüflingen nur drei oder

vier sichere «Veränderungen». Auffallend war

auch, dass bereits zu Beginn der Verreibung eine

«aufgestellte» und «aufgedrehte» Stimmungslage

herrschte mit lockerem, lustigem Geplauder. Diese

«Hochstimmung» kippte dann aber im Laufe der

Zeit in eine totale «Schlappheit» und extreme «Müdigkeit

» um. Warum am Schluss dann noch das

Thema «Geld» und «Bankgeschäfte» die Runde

machte, weiss wahrscheinlich nur der im Raume

herrschende «Zuckergeist» zu beantworten.

Die folgenden Zeichen zeigten sich besonders

deutlich:

Geist und Gemüt:

• Zeit vergeht zu schnell.

• Ungeduld.

• Gereiztheit.

• Unruhe, Zappeligkeit, Ruhelosigkeit.

• Ängstliche Unruhe: Etwas falsch zu machen;

vor Unfall.

• Konzentrations- und

Orientierungsschwierigkeiten.

• Vergesslichkeit.

• Wortverwechslungen, falsches Aussprechen.

• Abneigung gegen Gesellschaft.

• Abneigung zu Sprechen.

• Streitsüchtig, «spitze Bemerkungen»,

aber auf die «liebe» Art.

Körperliche Symptome:

• Kopfschmerzen: Stirn; re Schläfe, pulsierend,

< im Stehen, Bewegung.

• Ohren rechts: Pfeifen, Schmerzen.

• Mund: Beissen in Wange und Lippe.

• Essen und Trinken: Hunger;

Abneigung gegen «Süsses».

• Magen: Magendruck; Magenbrennen.

• Abdomen: Aufgebläht.

• W-Geschlechtsorgane: Stechender, durchdringender

Schmerz in der Muttermundregion.

• Brust: Druckschmerz und Druckgefühl.

• Herz: Herzklopfen.

• Extremitäten: Stechende Schmerzen,

Kraftlosigkeit.

Schlaf:

• Früher zu Bett als gewohnt, mit

sofortigem Einschlafen und langem Schlaf.

• Erwachen mit Müdigkeit und Schwere

• des ganzen Körpers.

Allgemeines:

• Wechselhaftigkeit: Energievoll - Müdigkeit.

• Extreme Müdigkeit.

• Keine Motivation.

• Gefühl von gross und dick

(schwer, vergrössert).

• Hitzewallungen.

Quellen:

T. F. Allen; J. Becker, W. Schmelzer: «Der raffinierte Zucker»; E. und P. Friedrich: «Saccharum raffinatum», und eigene Zuckerverreibung

Zuckerkristalle unter der Lupe

 

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