Symphytum officinalis Anhang
[Dr. rer. nat. Frank Herfurth]
Beinwurz, Honigblum, Bienenkraut, Schmerzwurz, Himmelsbrot, Komfrei,
Comfrey, Wundallheil, Soldatenwurz(el), Wallwurz.
Die Arzneipflanze Beinwell hat einen besonderen Bezug zum Knochensystem
und wurde in vielen westeuropäischen Sprachen nach seiner Anwendung benannt.
Die Ärzte im alten Griechenland bezeichneten ihn als „Symphyton“, von symphyo,
„ich wachse zusammen“. Die deutschen Namen „Beinwell“ und „Wallwurz“ gehen auf
das altdeutsche Verb „wallen“ zurück, das „zusammenwachsen“ heißt.
Beinwell gehört zu den Raublatt- oder Borretschgewächsen (Boraginaceae)
und hat außen einen dunkelbraunen bis schwarzen, innen einen hellgelben bis
weißen Wurzelstock. Der verästelte Stängel kann zwischen 30 und 100 cm hoch
werden. Die sich in den Blattstiel verschmälernden Blätter sind lanzettlich und
weißlichrauh behaart.
Von Mai bis August erscheinen die rot-violetten, manchmal auch schmutzig-weißen
Blüten in überhängenden Trauben.
Beinwell ist von Westeuropa bis nach Westasien weit verbreitet und
kommt bevorzugt an feuchten Stellen wie Weg- und Waldrändern, auf Wiesen und
Äckern vor. Sammelgut ist die Wurzel in den Monaten März und April sowie
Oktober und November.
Beinwell braucht wenig Pflege, treibt jedes Jahr erneut aus und die
Lebensdauer beträgt ungefähr 20 Jahre.
Entzündungshemmend, analgetisch und antiexsudativ (Verhinderung der
Absonderung eiweißreicher Stoffe bei entzündlichen Prozessen). Darüber hinaus
fördert er Granulation und Gewebeneubildung. Nach Knochenbrüchen unterstützt
Beinwell an der Bruchstelle die Neubildung von Knochen (Kallusbildung). Die
Wirksamkeit wird
auf die Inhaltsstoffe Allantoin und Rosmarinsäure zurückgeführt.
Daneben scheinen auch Schleimstoffe und ein Glykopeptid für die Wirkung
bedeutungsvoll zu sein.
Schon in alter Zeit wurden die Beinwell-Arten als Heilkraut bei
Knochenbrüchen und offenen Wunden verwendet. Auch bei Verletzungen von Bändern
und Sehnen wurde über eine Heilwirkung berichtet. Nicholas Culpeper: der
Beinwell at eine solche Kraft zu heilen und zusammenzufügen habe, dass
zerteilte Fleischstücke wieder zusammenwachsen, wenn man sie mit Beinwell in
einem Topf kocht.
Inzwischen haben auch Hersteller von Naturarzneimitteln die
Beinwellwurzel entdeckt und bieten zahlreiche Formen von Beinwellsalben und
-cremes an.
Von innerlicher Anwendung, wie sie früher etwa bei Gastritis
vorgenommen wurde, wird wegen des Gehalts an Pyrrolizidinalkaloiden von offizieller
Stelle abgeraten.
Gleiches gilt für den Konsum von Beinwellblättern und -wurzeln und
daraus hergestellten Produkten (Tees u.a.), die oft unter englischer
Bezeichnung „Comfrey“ als diätisches Lebensmittel angeboten werden.
Anwendungsbereich
Gelenkschmerzen
Hautschäden
Knochenbrüche
Muskelschmerzen
Prellungen
Quetschungen
Schmerzen bei Verletzungen
Schwellungen
Verletzungen des
Bewegungsapparates
Verstauchungen
Rheuma
Warnhinweise!
Beinwell enthält wechselnde Mengen von Pyrrolizidinalkaloiden, die (in
hoher Dosierung und als Einzelsubstanz) Leber schädigend und Krebs auslösend
wirken.
Die Kommission E hat daher für Deutschland den Gebrauch als Heilpflanze
nur unter Einschränkungen zugelassen.
In Kanada und einigen Staaten der USA dürfen Beinwellprodukte zur
inneren Anwendung nicht mehr vermarktet werden.
Wirkstoffe
Allantoin ist der Hauptwirkstoff, bewirkt die Beschleunigung des
Zellaufbaus und der Zellbildung, was in der alten Heilkunde vor allem bei der
Behandlung von Unterschenkelgeschwüren genutzt wurde. Weiterhin sind
Schleimstoffe, Gerbstoffe (Rosmarinsäure), Asparagin, Harz, Gummi, Flavonoide,
Triterpene, ätherisches Öl, Kieselsäure und
Stigmasterol enthalten.
Die Pyrrolizidinalkaloide (Symphytin – in den Blättern bis 0,2%, in den
Wurzeln bis 0,3%) sind der Hauptgrund für die Anwendungsbeschränkung (siehe
Warnhinweise).
Am besten und intensivsten ist es, wenn man frische Wurzeln zur
Verfügung hat. Trockene Wurzeln können auch verwendet werden, sie sind die
offiziell als Heilmittel anerkannte Form des Beinwells und enthalten die
meisten Wirkstoffe.
Kaut man die Wurzel, werden die Geschmacksnerven anästhesiert und es
tritt eine deutliche Verminderung des Geschmacksempfindens ein. Man kann auch
die Blätter verwenden, die eine ähnliche, aber nicht so starke Wirkung wie die
Wurzel aufweisen.
Rezepte
Beinwellsalbe
Zur Verwendung bei Knochenverletzungen, Knochenbruch,
Knochenhautentzündung, Sportverletzungen, Verstauchungen, Bandscheibenschäden,
Tennisarm, Arthrose, Nervenschmerzen, Gelenkschmerzen, Ischias, desinfizierten
Wunden und Brandwunden.
Zutaten
2 Handvoll frische, gewaschene, saubere, kleingeschnittene oder
geraffelte Beinwellwurzeln
150 g Erdnuss-, Sonnenblumen- oder Traubenkernöl
15 g zerbröckeltes Bienenwachs
Evtl. 1-2 EL Beinwelltinktur
Evtl. 10-15 Tropfen ätherisches Teebaumöl
Zubereitung
Die Wurzeln mit dem Öl in ein feuerfestes Salbenpfännchen geben und
unter Rühren im Wasserbad oder auf einem Rechaud langsam erwärmen und
schmelzen. Auf kleinem Feuer mindestens 30 Minuten oder länger -bis 1½ Stunden-
unter gelegentlichem Rühren ausziehen lassen, bis die Schmelze Geschmack und
Farbe angenommen hat.
Dann das Bienenwachs hinzufügen, schmelzen lassen und sehr gut
unterrühren. Durch ein Sieb, mit einem Stück Strumpf ausgelegt, am besten in
ein zweites Gefäß abseihen und gut auspressen (den Rückstand als Kompresse
auflegen).
Die Beinwelltinktur und das ätherische Öl tropfenweise in die noch
flüssige, leicht abgekühlte Schmelze rühren, in Döschen gießen, abkühlen
lassen, verschließen und beschriften.
Die Salbe ist kühl aufbewahrt 1 Jahr haltbar.
Sportemulsion
Bei Sportverletzungen, Hexenschuss, Schmerzen, für Gelenke und
Wirbelsäule, als Halsumschlag bei Angina und Halsweh leicht einreiben oder
einmassieren.
Nicht auf offenen Wunden anwenden.
Zutaten
60 g neutrale dickflüssige Körpermilch
10 g Johanniskrautöl
10 g Beinwelltinktur
10 g Arnikatinktur
10 g Weidenrinden- oder Mädesüsstinktur
5 Tropfen ätherisches Myrrheöl
5 Tropfen Weihrauchöl
Zubereitung
Die Körpermilch in ein Plastikfläschchen mit weiter Öffnung abwiegen
(eine Kaffeesahnedose eignet sich ausgezeichnet dazu). Statt abwiegen: 10 g = 1
Esslöffel.
Das Johanniskrautöl zufügen, gut schütteln, dann nacheinander die
Tinkturen und zuletzt die ätherischen Öle beifügen, dabei immer gut schütteln,
damit die Emulsion nicht zu dünn wird.
Verwendung in der Küche
Vor allem unter Vegetariern waren die Blätter des Echten Beinwells und
die Blätter nahe verwandter Beinwellarten eine Zeit lang sehr beliebt.
Der Grund ist darin zu sehen, dass frische Beinwellblätter einen sehr
hohen Proteinanteil aufweisen. Diese Proteine sind biologisch derart
hochwertig, dass man ihren Nährwert durchaus mit tierischem Eiweiß vergleichen
kann.
Die Blätter lassen sich wie Spinat verarbeiten. In Bierteig getaucht,
kann man sie in der Pfanne ausbacken und essen.
Wegen der Pyrrolizidinalkaloide, die in geringen Mengen im Beinwell
enthalten sind, sollte man Beinwell nicht regelmäßig als Nahrungsmittel zu sich
nehmen, bei gelegentlichem Verzehr in angemessenen Mengen besteht allerdings
kein erhöhtes Risiko, wie Untersuchungen an Menschen und Tieren ergeben haben.