Tegenaria atrica Anhang

 

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Im Spiegel 39/2002 erschien ein Artikel über Spinnen. Dieser beschäftigte sich mit industriellen Forschungsvorhaben, aus der Spinnenseide einen vielfach einsetzbaren Hightech-Werkstoff herzustellen, weniger mit der Spinnenangst. Daraufhin schrieb Tania Loran aus Braunschweig folgenden Leserbrief: „Vielen Dank, dass Sie den Spinnenbericht jeweils auf zwei Rückseiten platziert hatten. So konnte ich die Seiten problemlos heraustrennen, ohne mir die sicherlich ekligen Fotos anschauen zu müssen. Leider konnte ich daher den Bericht nicht lesen. Auch wenn es lustig erscheint, kann eine irrationale Angst vor Spinnen durchaus den Alltag belasten.“

Dieser Leserbrief ist ein gutes Beispiel für die weit verbreitete Angst vor Spinnen, die übrigens bei Frauen viel häufiger anzutreffen ist als bei Männern. Es gibt für diese Angst keine rationale Erklärung, denn die wenigsten Spinnen können dem Menschen überhaupt gefährlich werden, schon gar nicht die Arten, die in Europa leben. Ungeachtet dessen können Arachnophobiker (Menschen mit Spinnenangst) schon beim Anblick eines Spinnenfotos in Schweiß ausbrechen, zittern und in Panik flüchten wollen.

Der Ausruf „Pfui Spinne“ ist in der Umgangssprache ganz allgemein ein Ausdruck des Ekels geworden, der zeigt, wie verbreitet der Abscheu vor diesen kleinen Tieren ist.

Gleichzeitig üben die Spinnen eine eigentümliche Faszination aus. Die Filme „Spiderman“ und „Arrack attack“ waren Publikumserfolge in vergangenen Jahre. „Spiderman“ betont die ästhetische Seite der Spinnenbewegung, das durch-die-Luft-Schwingen an langen Fäden und die enorme Kraft dieser Tiere. „Arrack attack“ setzt auf die altbekannten Gruselbilder: Die Spinne in extremer Vergrößerung wie unter dem Mikroskop, ihre bedrohliche Mundöffnung mit den Cheliceren (Kieferwerkzeuge, die wie Greifzangen benutzt werden und aus denen das Gift austritt).

Die Spinne, der in unseren Breiten die größte Bedeutung zukommt, ist die gemeine Hauswinkelspinne (Tegenaria atrica). Ursprünglich in Spanien beheimatet, wo sie ausschließlich im Freien lebt, hat das Schicksal sie in die kühleren nördlichen Gefilde Europas verschlagen. Hier bevorzugt sie als Lebensraum die Häuser der Menschen, (Kellerräume/Terrassenwinkel/Ecken/Balkonen)/Tegenaria würde sich gerne auch hinter unserem Wohnzimmerschrank ansiedeln; da Spinnweben jedoch der Inbegriff der Unsauberkeit sind und jeder ordentlichen Hausfrau nur Schande bringen, hat sie dort wenig Chancen, ungestört zu bleiben.) Der Name Hauswinkelspinne sagt jedenfalls aus, wo sie am liebsten ihre kleinen Netzdecken baut. Diese Netze laufen in eine Röhre aus, die zum Schlupfwinkel führt. Tagsüber sieht man die Spinne kaum, nachts sitzt sie meist im Netz.

Zweifellos ist Tegenaria die Spinne mit dem höchsten Schreckwert in unseren Breiten. Sogar der Arachnologe W.S. Bristow berichtet, dass er nie die Furcht vor der sehr langbeinigen kommunen Hausspinne überwinden konnte. Selbst das von ihm in solchen Fällen angewandte Rezept dagegen, nämlich das betreffende Tier zu essen, zeigte bei Tegenaria keine nachhaltige Wirkung.

Was aber erschreckt die Menschen? Die Situation ist typisch: Morgens kommt man verschlafen ins Badezimmer, und da sitzt groß und schwarz eine Spinne in der Badewanne. In aller Regel handelt es sich dabei um die Hauswinkelspinne. Vor allem im Herbst streifen die Männchen, die im Verhältnis zum Körper besonders lange Beine haben, auf

der Suche nach einem Weibchen des Nachts durchs Haus und fallen dabei zuweilen aus Versehen in Badewanne, Dusche oder Waschbecken. Nun werden ihnen ihre starken Borsten an den Beinen zum Verhängnis. Damit können sie zwar gut im Fadengewirr ihrer Netze herumspazieren, die glatte Wand der Badewanne können sie aber nicht erklimmen. Die Spinne sitzt in der Falle. Wohlgemerkt: in die Wanne abgerutscht und ist keinesfalls aus dem Ausfluss geklettert.

Den Menschen erschreckt auch das schnelle, unkontrollierte Wegrennen und abrupte Stehenbleiben. Dabei handelt es sich nicht um ein heimtückisches „Lauern“, was wir

gerne auf das Tier projizieren, sondern um ein schlichtes physiologisches Problem. Die Spinne hat in der relativ starken Beinmuskulatur einfach zu wenig Mitochondrien, deshalb kann sie nicht genug Energie produzieren zum Weiterlaufen. Sie muss eine Pause machen wie ein alter Raucher mit Schaufensterkrankheit.

Die Hauswinkelspinne verdient auch Bewunderung. Nicht nur, dass sie perfekt konstruierte Netze baut und eine Unmenge lästiger Insekten wegfängt, sie wurde bis 1987

im Guinness Book of World Records als die schnellste Spinne der Welt geführt mit 1,17 Meilen pro Stunde. Diese Ehre wurde später den „Sonnenspinnen“ (Solifugiden),

die in Afrika und im Nahen Osten beheimatet sind zuerkannt, die tatsächlich gar nicht zur Gattung der Spinnen gehören.

Im September 1999 filmte der Schweizer Hans Moor eine Hauswinkelspinne beim Verspeisen, genauer: beim Aussaugen eines 14 cm langen Regenwurms. Auch bei der Nahrungsaufnahme ist Tegenaria viel schneller als andere Spinnen, was daran liegt, dass sie ihre Klauen (Cheliceren) den Opfern mehrfach in den Leib schlägt und mit ihnen in den Eingeweiden herumrührt, um die Wirkung der Verdauungssäfte zu beschleunigen.

Es gibt also genügend Gründe, sich auch  homöopathisch mit Tegenaria atrica zu beschäftigen, sei es die weit verbreitete Spinnenangst und der Ekel oder die Faszination und Bewunderung für ihre erstaunlichen Leistungen. Immerhin gibt es über 35.000 Spinnenarten, von denen meines Wissens bisher nur 10 in der homöopathischen Materia medica erwähnt werden. Da ist es doch eigentlich erstaunlich, dass die gemeine Hauswinkelspinne, die wir von allen Spinnenarten am häufigsten zu Gesicht bekommen, nicht dabei ist. Das wollen wir hiermit ändern.

 

[Dr. Günter Heck]

Die Prüfsubstanz wurde vom Labor Remedia in Eisenstadt (Öster­reich) durch Herrn Mag. pharm. Robert Müntz hergestellt. Dazu wurde das ganze Tier bis zur C3 verrieben und dann flüssig weiterpotenziert bis zur C30.

Prüferin 5 hat sehr sensibel auf das Mittel reagiert, deshalb möchte ich auf ihre Symptome näher eingehen. Schon vor Einnahme der Prüfsubstanz, in der Nacht, nachdem sie abends die Globuli lediglich umgefüllt hatte, wachte sie um 2 h. auf mit dem „unguten Gefühl“, es könnten Spinnen im Zimmer sein. Gleich­zeitig spürte sie kurz andauernde, stechende Schmerzen im rechten Unterbauch, die so regelmäßig auftraten wie eine Leuchtturmfeuer. Gleich bei Einnahme des Mittels hatte sie einen ähnlichen Schmerz für eine Viertelstunde im linken Unterbauch. Auch einige andere Prüfer haben über Schmerzen im Unterbauch, oft mit Blähungen, stechend o. krampfartig, berichtet. Stechend bei unserer Prüferin auch mehrfach in der Herzgegend.

Das wurde auch von einer zweiten Prüferin berichtet, und zwar 2x direkt nach Einnahme der Globuli. An den Extremitäten von vielen Prüfern oft kurzzeitige stechende Schmerzen beschrieben (Gegend des r. Knies/im Sprunggelenk/im Unterschenkel/in den Zehen/Fingerkuppen). Immer wieder kribbelte es (Händen und Füßen), oft Juckreiz oder  Brennen an verschiedenen Körperstellen.

Ein kurz andauernder Schwindel bei Kopfdrehung o. bei Blickwendung trat bei 2 Prüfern jeweils kurz nach Mitteleinnahme auf. Es wurde viel über Kopfschmerzen geklagt, besonders in der Stirn (l.), auch hier meist von stechendem Charakter. Schmerzen und Stechen im l. Auge sowie im r. und im l. Ohr. Der Geruchssinn war verstärkt, in der Nase häufig Schnupfensymptome von fraglicher Bedeutung. Allerdings wurde ein Prüfer am Tag nach Mitteleinnahme krank mit einer heftigen Erkältung, so wie er das häufig hat. Wir nahmen an, dass das Mittel in das Prodromalstadium eines viralen Infekts gegeben wurde, und beschlossen, die Symptome nicht zu werten. Dennoch schrieb der Prüfer weiter fleißig auf und nahm das Mittel ein halbes Jahr später noch einmal. Auffällige Symptome traten noch 1x in genau der gleichen Weise auf, wie z.B. „ein rötlichschuppender Herd von ungefähr 1 cm Durchmesser am linken Oberarm medial, der nach Wochen wieder verschwindet und eine braungelbliche Pigmentierung hinterlässt, die über Monate bestehen bleibt“. Daraufhin beschlossen wir, alle Symptome dieses Prüfers zu registrieren.

Im Gesicht traten viele Pickel auf und auch wieder Brennen, Jucken sowie Herpes.

Ausgeprägte Verstopfung: mit hartem, knolligem Stuhl, die sofort nach Mitteleinnahme auftrat und über ein halbes Jahr lang anhielt. Eine andere Prüferin häufiger heftigen, plötzlichen Stuhldrang.

Ein dramatisches Ereignis schildert eine Prüferin 4 Tage nach Mitteleinnahme: Sie hatte abends nach Geschlechtsverkehr eine plötzlich einsetzende Herzarrhythmie mit Frequenzen zwischen 90 – 110 /min, die eine ganze Zeit lang anhielt, dabei ver­ständ­licherweise Angst. Das Herzklopfen wurde auch in der rechten Thoraxseite empfunden

mit dem Gefühl, als ob es in der Brust trommelt oder als ob der Thorax durchgeschnitten würde. Während der Zeit der Arrhythmie (ungefähr eine Stunde) musste sie viermal größere Portionen Wasser lassen.

Auf der Geist und Gemütsebene wird immer wieder von einer großen Gelassenheit trotz äußerer Stressbelastung gesprochen, aber auch von unbeherrschter Reizbarkeit, besonders im Umgang mit den eigenen Kindern. Ein Prüfer fand es bemerkenswert, dass er am zweiten Tag nach Mitteleinnahme bei ganz ruhiger und gelassener Stimmung über Tod und Töten nachdachte. Und das Töten ist sicher das zentrale Thema im Spinnenleben, ohne Töten keine Nahrung, und ohne Nahrung keine Spinne. Spinnen sind Spezialisten im Jagen und Töten, kein anderes Tier hat ausgeklügeltere Jagdmethoden und Fallenstellung.

Träume: mehrfach wird von Spinnen geträumt, es gibt viel Gewalt, und auch der Teufel tritt öfters auf.

1. Im Traum graben sich verschiedene Leute eine Unterkunft in den Sand oder bauen sich lange, Igluartige Gebilde. Ich grabe mir ein Loch in den Sand und überlege, ob

ich da übernachten soll. Schaut nicht sehr einladend aus. (Viele Spinnen bauen sich tatsächlich solche Behausungen.)

2. Im Traum besteht beim Zubereiten eines asiatischen Fertiggerichts der Nachtisch aus einer festen Substanz, ähnlich getrockneter Ananas. Im Begleittext der Verpackung wird das als Delikatesse beschrieben, nämlich als getrocknetes Herzmuskelfleisch von Gefallenen des zweiten Weltkriegs. (Einige Spinnen hängen, wenn sie satt sind, ihre Beute in eine „Speisekammer“; gut eingesponnen, versteht sich!)

3. Träumt von einem akrobatischen Tanz mit einem Mann und weiß, dass dieser sie anschließend umbringen wird, hat kein unangenehmes Gefühl dabei. (Das Sexualleben der Spinnen ist sehr aufregend, besonders für das Männchen, das immer sehr viel kleiner ist als das Weibchen und deshalb bei der Kontaktaufnahme durch ritualisierte Tänze, Klopfzeichen und dergleichen auf sich aufmerksam machen muss, damit es nicht „aus Versehen“ gefressen wird. Dennoch passiert es oft, dass das Männchen dann eben nach dem Geschlechtsakt dran glauben muss.)

 

Allgemeinsymptomen: Tegenaria ist ein warmes Mittel, es wird Verlangen nach frischer Luft beschrieben oder das Gefühl, dass es im Raum zu heiß sei.

 

 

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