Aconitum napellus Anhang 2

 

[Bruno Vonarburg]

In der Wildnis der Berge sind weitere Geschwister des Blauen Eisenhuts zu finden, z.B. der violett oder scheckig blühende Bunte Eisenhut (Aconitum variegatum), der in

der Schweiz vor allem im Bündnerland vertreten ist, ferner der blau blühende Rispige Eisenhut (= Aconitum paniculatum) und schließlich der Gelbe oder Wolfs-Eisenhut (Aconitum vulparia = Aconitum lycoctonum), in der Homöopathie als Kleines Mittel der Wahl bekannt ist. Letztgenannter besitzt blassgelbe Blüten mit walzenförmigen, an der Spitze aufgeblasenen Helmen. Der Name Wolfs-Eisenhut geht auf die frühere Verwendung zum Vergiften von Wölfen und Füchsen zurück.

In der Botanik trägt der Blaue Eisenhut den Namen „Aconitum napellus“. Die Gattungsbezeichnung „Aconitum“ stammt von Theophrastus von Eresos und nimmt Bezug

auf die Stadt Aconae, wo die Pflanze in griechischer Antike ihren Standort hatte. Nach Plinius sec. jedoch bedeutet „aconae“ eine nackte Felsenklippe, was ebenfalls das Verbreitungsgebiet am Mittelmeer verdeutlicht.

„Napellus“, der Beiname, stammt vom lateinischen „napus“ und heißt übersetzt „Steckrübe“, womit die rübenförmige Wurzel charakterisiert wird.

Im deutschen Volksmund trägt der Blaue Eisenhut Nomenklaturen, die sich insbesondere an die Blütenform anlehnen. :

Phytologie:

In der früheren Pflanzenheilkunde waren die Wurzelknollen (Aconiti tubera) mit ihrem Alkaloidgehalt (Aconitin) als Tinktur in Gebrauch, und zwar in vorsichtiger Dosierung bis zu 5 Tropfen täglich zur Behandlung von Schmerzen, Gicht, Rheuma, Angina, Neuralgien, Migräne und Kopfweh. Die Arznei bewährte sich als Spezifikum bei äußerst schmerzhaften Trigeminusneuralgien, Ischias, Herzbeutelentzündungen, Zahnweh und Lähmungserscheinungen. Wegen der Unsicherheit in der Dosierung weicht man heute auf reines Aconitum-Nitrat aus, von dem jedoch nicht mehr als 0,5 mg pro Tag abgegeben werden darf. Des Weiteren verwendet man eine 3%ige Aconitinsalbe zur äußerlichen Behandlung der Trigeminusneuralgie. Auf den Einsatz als Herzmittel verzichtet man heute weitgehend zugunsten harmloserer Phytotherapeutika.

Vergiftungen

Alle Teile der Pflanze sind äußerst giftig, am stärksten die Wurzel, welche die Alkaloide Aconitin und Napellin enthält. Aconitin ist eines der stärksten Pflanzengifte, die man kennt. Die tödliche Dosis für den Menschen liegt unterhalb eines einzigen Milligramms. Bereits 3 mg genügen, um ein Pferd zu töten. Aconitin hat eine komplizierte Struktur, die erst im Jahre 1959 aufgeklärt werden konnte.

Im Mittelalter und im Altertum war die Pflanze als tödliches Gift im Gebrauch. Theophrastus berichtet, die Einwohner von Herakleotis sich unter der Schreckensherrschaft des Tyrannen Klearchos nicht mehr auf die Straße trauten, ohne vorher ein wirksames Mittel gegen die Vergiftung von Eisenhut eingenommen zu haben. Klearchos ließ nämlich die Leute auf offener Straße ergreifen und mit dem Pflanzengift hinrichten.

Immer wieder machte der Eisenhut in alter Zeit bei Giftmördern Furore, z.B. auch bei der Geheimnis umwitterten Ermordung des Kaisers Claudius im Jahre 54 n. Chr.

Tacitus, römische Gerichtsschreiber, beschuldigte dessen Gemahlin, ihn mithilfe einer mit dem Gift des Eisenhutes bestrichenen Pfauenfeder, mit der ein Erbrechen erkitzelt werden sollte, aus dem Weg geschafft zu haben, und zwar zugunsten ihres Sohnes aus erster Ehe, dem später gefürchteten Kaiser Nero.

Die akute Vergiftung mit Eisenhut nimmt in der Regel einen außergewöhnlich schnellen Verlauf. Bereits wenige Minuten nach der Einnahme kommt es zu einem Brennen und Kribbeln im Mund, in den Fingern und Zehen, dann über die Haut des ganzen Körpers mit gleichzeitigen Schweißausbrüchen und Frösteln. Später folgen typische Pelzigkeit, Schmerzunempfindlichkeit und Gefühl von Eiseskälte. Außerdem treten Übelkeit, Erbrechen, kolikartige Durchfälle, Schmerzen in Kopf-, Hals-, Rücken- und Herzgegend, Ohrensausen, Gelbgrün-Sehen und Harnflussvermehrung in Erscheinung.

Bei schweren Vergiftungen kann bei anfänglicher Atmungsbeschleunigung unter den Zeichen einer Atem- und Herzlähmung mit gleichzeitiger Untertemperatur der Tod -bei erhaltenem Bewusstsein- eintreten.

Homöopathie:

Die Urtinktur wird aus der ganzen blühenden Pflanze samt Wurzelknolle hergestellt. Die erste Prüfung am Menschen wurde von Anton Störck, Professor am österreichischen Hofe im Jahre 1762 vorgenommen. Dieser, 1731 bei Sulgau nahe Rottweil (Württemberg) geborene Arzt kann als Vorläufer Hahnemanns betrachtet werden, da er ebenfalls zur Erforschung der Arzneimittelqualitäten die Prüfung am gesunden Menschen durchführte, zugleich aber auch die geprüften Pflanzen teilweise nach dem Ähnlichkeitsprinzip anwandte.

Die Schrift, in der er über Aconitum berichtete, erschien im Jahre 1762 unter dem Titel: „Libellus, quo demonstratur Stramonium, Hyoscyamum, Aconitum.“

Sicher ließ sich Hahnemann von Störck inspirieren.

Eine eingehende Prüfung hat Hahnemann mit dem Eisenhut, den er Napellsturmhut nannte, selbst durchgeführt, und zwar in der Absicht, gegen die damalige Aderlasswut bei fieberhaften Zuständen anzukämpfen. An der Prüfung nahmen sowohl sein Sohn Ferdinand und sechs weitere Probanden teil. Über den Einsatz von Aconitum in der Homöopathie berichtet der Meister ausführlich in seiner Reinen   Arzneimittellehre, Band 1, S. 436–439:

Obgleich die folgenden Symptome noch nicht die ganze Bedeutung dieser höchst schätzbaren Pflanze ausdrücken, so eröffnen sie doch dem nachdenkenden homöopathischen Arzte eine Aussicht zur Hülfe in Krankheitszuständen, wo die bisherige Medicin ihre gefährlichsten Anstalten, z.B. reichliches Blutvergiessen, und den ganzen zusammengesetzten, Entzündung dämpfen sollenden

Cur-Apparat sehr oft vergeblich, und fast immer mit traurigen Nachwehen anwendeten.

Ich meine die sogenannten rein inflammatorischen Fieber, wo die kleinste Gabe Sturmhut alle bisherigen antipathischen  Behandlungen  entbehrlich  macht  und schnell und ohne Nachwehen hilft.

In den Masern, im Purpurfriesel, und in den hitzigen Seitenstich-Fieber usw. gleicht seine Hülfskraft einem Wunder, wenn er bei einem etwas kühlen Verhalten des Kranken, allein, unter  Vermeidung  aller  andern  medicinischen  Dinge, selbst die Gewächssäuren, zu einem Tausendtel (d.i. ein Mohnsamen grosses, feinstes Streukügelchen damit befeuchtet, deren mehr als tausend von einem Tropfen

Weingeist befeuchtet werden und die so klein sind, dass ihr 300 nur einen Gran wiegen) eines Tropfens der decillionfachen Kraft-Entwicklung auf die Gabe gereicht wird. Selten ist eine zweite solche Gabe, 36 oder 48 Stunden nach der ersten nötig.

Um jedoch auch hier allen Cur-Schlendrian, der sich bei seinen Handlungen nur gar zu gern nach oft eingebildeten Krankheits-Namen richtet, von unserm gewissenhaften Heilverfahren zu entfernen, müssen auch in allen Krankheitszuständen, wo Sturmhut gereicht werden soll, die vorzüglichsten Symptome des Übels, also auch der akuten Krankheit, in treffender Ähnlichkeit unter den Sturmhuts-Symptomen anzutreffen seyn.

Dann ist der Erfolg zum Erstaunen.

Gerade darin, worauf sich die Allopathie am meisten einzubilden pflegt, in den grossen, akuten entzündlichen Fiebern die alleinige Retterin durch dreiste, häufige Aderlässe

zu seyn, und hierdurch alles homöopathische Verfahren an Hülfe zu übertreffen wähnt, gerade darin hat sie am meisten unrecht. Gerade darin zeigt sich der unendliche Vorzug der Homöopathie, dass sie keinen Tropfen Blutes, dieses theuren Lebenssaftes zu verspritzen nötig hat (was der Allöopathiker, oft unersätzlich, in Strömen schonungslos vergießt), um diese gefährlichen Fieber nicht selten in ebenso viel Stunden in Gesundheit zu verwandeln, als das allöopathische Leben vermindernde Verfahren oft Monate

zur völligen Wiederherstellung derer bedarf, die der Tod nicht dabei dennoch hinwegraffte, wenigstens in den künstlich von ihnen erzeugten chronischen Nachwehen.

Zuweilen ist in diesen akuten Krankheits-Fällen eine homöopathische Zwischenarznei für die nach zwölf- oder sechszehnstündiger Wirkung der ersten Sturmhutgabe übrig geblieben, andern Krankheits-Symptomen nötig, aber höchst selten eine zweite Sturmhut-Gabe nach dieser Zwischen-Arznei.

Schon in vier Stunden ist bei dieser sorgfältig befolgten Anwendung des Sturmhuts in gedachten Krankheitszuständen alle Lebensgefahr verschwunden und der gereizte Kreislauf kehrt dann von Stunde zu Stunde in seinen ruhigen Lebensgang zurück.

Obgleich der Sturmhut seiner kurzen Wirkungsdauer wegen (die bei so kleinen Gaben nicht über 48 Stunden reicht) bloß in akuten Fällen hülfreich seyn zu können, scheinen sollte, so ist er doch auch in den hartnäckigsten, chronischen Übeln da eine unentbehrliche Beihülfe, wo der Körperzustand eine Verminderung der sog. Straffheit der Faser (des strictum der Alten) verlangt, worüber ich mich hier nicht weitläufig äußern kann; seine Hülfe hierfür leuchtet aus seinen Symptomen hervor, die er an gesunden Menschen hervorbringt und die hierunten zum Theil verzeichnet stehen.

Aconitum ist zu Beginn einer akuten Erkrankung mit hohem Fieber ohne Schwitzen indiziert. Die Krankheit kommt wie ein Sturm und geht wie ein Sturm vorüber.

So ist auch der Sturmhut in angezeigter, feiner Gabe in der Luftröhr-Entzündung (Croup, häutige Bräune) in mehreren Arten von Hals- und Rachen-Entzündung, so wie in den örtlichen, akuten Entzündungen aller andern Theile das erste und Haupt-Heilmittel, vorzüglich wo, nächst Durst und schnellem Pulse, eine ängstliche Ungeduld, ein nicht zu besänftigendes Aussersichseyn und agonizierendes Umherwälzen zugegen ist.

Er erzeugt alle die krankhaften Zustände, welche in Ähnlichkeit bei Personen sich ereignen, die einen mit Ärgerniss verbundenen Schreck gehabt haben, und er ist auch die sicherste, schnellste Hülfe für sie.

Bei jeder Wahl des Sturmhutes als homöopathisches Heilmittel ist vorzüglich auf die Gemüths-Symptome zu sehen, damit besonders diese recht ähnlich seyen.

Daher ist er unentbehrlich nach Schreck oder Ärgerniss bei Frauenzimmern, während des Monatlichen, welches ohne dieß vortreffliche Besänftigungsmittel, nur gar zu leicht von solchen Gemüthsrschütterungen, oft augenblicklich, unterdrückt wird. Zu dieser Absicht ist schon ein einmaliges, augenblickliches Riechen in ein Gläschen hinreichend,

in welchem ein Senfsamen grosses, mit der potenzierten Decillion-Verdünnung des Akonits befeuchtetes Streukügelchen liegt (was man jahrelang wohl verpfropft zu diesem Gebrauche aufheben kann, ohne dass das Kügelchen darin seine Hülfskraft verliert).

Die meisten der einander entgegen gesetzt zu seyn scheinenden,  hierunten  verzeichneten  Sturmhut-Symptome sind nur Wechselzustände, und mittels beider kann er heilbringend seyn, doch ist er es am meisten mit denen, die einen tonischen Charakter haben.“

Im Sinne Hahnemanns ist das Aconitum-Bild durch stark überschießende Reaktionen, die man bei kerngesunden, vitalen Reaktionstypen feststellen kann, gekennzeichnet, weniger aber bei Patienten mit chronischen Krankheiten. Aconitum ist vielfach indiziert am Anfang einer akuten Erkrankung mit heftigem und plötzlichem Charakter, oftmals bei Infektionen mit hohem Fieber. Die Krankheit kommt wie ein Sturm und geht wie ein Sturm vorüber. Die Wirkung ist kurz und weist eine Periodizität auf.

Eine Entzündung z.B., die langsam entsteht, zu Eiterung neigt, deutet nie auf Aconitum hin.

Der Einsatz von Aconitum erfolgt bei typischen Symptomen und Beschwerden des Kranken, wie sie auch beim Arzneimittelversuch am Gesunden zum Vorschein kommen: lebhafte und heftige Erregung der Blutzirkulation und Beschleunigung der Herztätigkeit sowie kräftiger, voller und beschleunigter Puls, wobei Kongestionen zum Kopf mit Röte des Gesichts, Hitzegefühl und Kopfschmerzen in Erscheinung treten. Diese heftige Reaktion ist gleichzeitig mit Frösteln und Schaudern verbunden, während das Gefühl von trockener Hitze, Angst, Todesfurcht, Schreckhaftigkeit und Ruhelosigkeit den Anfall kennzeichnen. Auch die Schleimhäute sind hitzig überfüllt, hellrot gefärbt und sondern im Entzündungsfall schleimige Sekrete ab, oft mit hellrotem Blut vermischt. Aufgrund der Trockenheit im Mund, Hals und Rachen, besteht großes Verlangen nach kaltem Wasser, welches mitunter bitter schmeckt.

Unter diesen typischen Voraussetzungen ist Aconitum ein Hauptmittel in den ersten Stadien der Grippe, Angina,  Lungenentzündung,  Brustfellentzündung,  Bronchitis, Kehlkopf-/Mittelohrentzündung, Augenentzündungen usw. mit kupierender Wirkung. Bereits bei Eintreten von Schweiß (Aconitum ist nur bei trockener Hitze indiziert) setzt man das Mittel ab.

In treffender Weise wird das Arzneimittelbild von Ernst Gardemin in seinen Homöopathischen Reimregeln beschrieben:

Wenn ein Mensch im Fieber glüht,

Dann bekommt er Aconit.

Mit dem Schweiß tritt Ruhe ein,

Es verschwinden Angst und Pein

Auch bei Schmerzen wendet man Aconit mit Vorteil an, Darum paßt’s für Neuralgien – Mit gesteigertem Urin

Ätiologisch wichtig sind Kälte oder trockner Wind.

Sei auch eingedenk des Winks:

Aconit wirkt meistens links.

Allgemein darf gesagt werden, je heftiger und stürmischer sich eine Erkrankung bemerkbar macht, umso schneller ist die Wirkung von Aconitum, – falls es passt.

[Mezger]

„Die Wirkung ist kurz und stürmisch“, d.h. die Krankheitsphase, in welcher das Mittel angezeigt ist, geht schnell vorüber und es muß danach durch andere Arzneien akuter Entzündungen, wie z.B. Belladonna, Bryonia, Apis usw. ersetzt werden. Bei der richtigen Abgabe wird sich der Patient im ersten Effekt entspannen und die Situation verliert ihre Bedrohlichkeit.

Auch die Angst und Unruhe lassen sich besänftigen und das akute, hohe, hitzige und trockene Fieber sinkt so schnell, wie es entstanden ist. Vielfach reicht eine einzige Dosis. Da Aconitum jedoch ein kurz wirkendes Mittel ist, muss es vereinzelt bei Bedarf wiederholt werden, insbesondere, wenn die Lage (Wiederauftreten der typischen Beschwerden) es erfordert. Falls jedoch innerhalb von einer halben Stunde nach Abgabe von Aconitum die stürmische Reaktion kein Ende nimmt, handelt es sich nicht um das richtige Mittel und muß ersetzt werden. Gibt man ohne Anzeichen der Besserung Aconitum weiter, ist die Wirkung nicht effektiv.

Kent berichtet in seinen Schriften, dass „Aconitum wie ein heftiger Sturm ist, der aufzieht, über das Land wütet und dann ebenso rasch wieder abflaut, wie er gekommen ist“. Deshalb beschreibt er die Arznei als ein kurz wirkendes Mittel. In der Homöopathie wird es aufgrund dieser Beschreibung selten bei chronischen Erkrankungen eingesetzt, vor allem, weil sich dieser Grundsatz seit Jahren festgesetzt hat. Dr. Rajan Sankaran ist jedoch der Ansicht, dass wir den Gebrauch von Aconitum maßgebend einschränken, obwohl viele Kranke das Mittel auch bei chronischen Beschwerden benötigen würden.

In seiner Beweisführung gibt er zu bedenken, dass uns die chronische Komponente von Aconitum in der Praxis recht häufig begegnet. Es sind andauernd vorhandene Zustände wie heftige, nervöse Erregung, Furcht vor dem Tod, Ruhelosigkeit, leichtes Erschrecken, plötzlich eintretende Beschwerden, quälende Ängste, Hast und Eile, unbeständige Stimmung, Reizbarkeit usw.

All diese Befindlichkeiten sprechen für die Aconitum-Persönlichkeit, wobei diese Zustände nicht andauernd vorhanden sein müssen, sondern periodisch in heftigen Reaktionen aufflackern können.

Dies spricht für den Einsatz von Aconitum auch im chronischen Fall.

Leitsymptome: Woran die Aconitum-napellus-Konstitution zu erkennen ist

Bei Aconitum handelt es sich um robuste, abgehärtete, kräftige,  vollblütige  Personen mit lebhaftem  Geist und kräftiger Zirkulation. Schwächliche Konstitutionen, die die Neigung zu schleichenden Krankheiten haben, passen nicht in dieses Arzneimittelbild. Im Gegenteil, es besteht die Anfälligkeit zu stürmisch auftretenden und plötzlich erscheinenden Infektionen, wobei von einer Minute auf die andere hohes Fieber bis 40° C mehrheitlich mit trockener Hitze (kein Schweiß) zutage tritt. Der akute Zustand versetzt den Patienten in Angst und Unruhe.

Vielfach werden diese stürmischen Entzündungszustände (Grippe, Katarrh, Mittelohrentzündung, Bronchitis, Nieren-, Blasenentzündung, auch Neuralgien und Ischias) durch Aufenthalt im kalten, trockenen Wind  verursacht. Besonders empfindlich auf kühlen, trockenen Nordwind. Obschon es robuste Konstitutionen sind, können sie bei leichter Bekleidung unter Einfluss von Kälte, trockenem Nord- oder Nordostwind schnell infektiös erkranken. Die meisten Symptome sind mit Frösteln, Schauer # Hitzewallungen und Gesichtsröte begleitet.

Vielfach tritt kruppartiger Husten, besonders abends und nachts (vor Mitternacht) in Erscheinung mit ängstlicher  Atemnot und kräftig  einsetzendem  Puls. Bei den Hustenattacken greift sich der Kranke an den Hals. Vereinzelt enthält der ausgeworfene Schleim hellrotes Blut. Ansonsten besteht ein trockenes Gefühl und Hitze in der Brust, im Hals und Kehlkopf. Wenn die Atemnot zunimmt, ist dies oft ein Vorbote einer Lungenentzündung.

Häufig besteht ein heftiges  Verlangen  nach  kaltem Wasser. Der Patient kann nicht genug davon bekommen und es bessert etwas die Beschwerden. Selbst die angstvollen Reaktionen werden durch kaltes Wasser gelindert. Charakteristisch ist, dass außer Wasser alles bitter schmeckt.

Ein weiteres Merkmal für Aconitum sind die intensiven Schmerzen. Er schreit vor Schmerzen und kann sie nicht ertragen, wirft sich hin und her und verträgt es nicht, berührt zu werden. Nash erwähnt Aconitum als Trias der Schmerzheilmittel neben Chamomilla und Coffea. Doch bei Eisenhut sind die Schmerzattacken vielfach mit Taubheitsgefühl, Kribbeln und Ameisenlaufen verbunden.

Schmerzcharakter brennend wie von heißen Drähten, reißend zum Verrücktwerden. Es zeigen sich heftige Gesichtsneuralgien, messerartig scharf, wie auch Zahnschmerz, brennende Schmerzen im Kopf, in den Ohren, im Hals, längs der Nerven, entlang der Wirbelsäule, im Magen mit hitziger Entzündung der Schleimhäute.

Die Beschwerden können durch trockenen,  kalten Wind,  Zugluft, Schreck, Schock und Sonnenhitze verursacht werden, oder < abends, nachts, vor  Mitternacht,  bei Berührung,  durch Licht,  Lärm und Musik. Typisch für Aconitum ist, dass die Patienten beim Aufrichten  im  Bett  totenblass  werden, oder dass bei Frauen durch Einwirkung von Kälte oder Schock die Regelblutung ausbleibt.

Aconitum wird oft bei entzündlichen Erkrankungen im Wechsel mit Belladonna gegeben, was aber sinnlos ist, da nicht beide Mittel gleichzeitig angezeigt sind.

Die Unterschiede im Einsatz werden im besonderen durch Nash in Leitsymptome  in  der  homöopathischen Therapie verdeutlicht: „Beide haben starke Hitze der Haut.

Aber für Aconitum ist trockene, heiße Haut ohne Schweiß bezeichnend; Belladonna hat sogar noch stärkere Hitze der Körperoberfläche, aber Schweiß an bedeckten Teilen. Aconitum wirft sich in Aufregung umher mit großer Todesfurcht. Belladonna hat oft Halbbetäubung mit Zuckungen und Gliederwerfen im Schlafe.

Aconitum hat stärkere Beschwerden am Herzen und in der Brust; bei Belladonna scheint sich alles im Kopf zu konzentrieren.

Aconitum hat Todesfurcht ohne starkes Delirium, Belladonna Furcht vor eingebildeten Dingen mit Delirium. In dieser Weise könnten wir noch weiter mit Unterscheidungspunkten fortfahren. Keiner, der etwas von der homöopathischen Heilkunst versteht, wird diese beiden Mittel jemals abwechselnd geben.“

Psychische Verhaltensweisen

Hahnemann schrieb: „Bei jeder Wahl des Sturmhutes als homöopathisches Arzneimittel ist vorzüglich auf die Gemüthsymptome zu sehen, damit besonders diese recht ähnlich seyen.“ – Die psychische Verfassung des Aconitum-Patienten ist genau das Gegenteil eines bedächtigen, ruhigen und gelassenen Charakters. Das erste, was bei diesem Kranken wahrgenommen wird, ist der ängstliche Gesichtsausdruck, die Aufgeregtheit und der Bewegungsdrang. Der stürmische Beginn der Erkrankung führt bei dieser Konstitution zur starken Erregung. Mit großer Nervosität fuchtelt sie wild mit den

Händen herum. Sie kann nicht sitzen bleiben, wirft sich umher und weiß nicht, wohin sie gehen soll. Alles wird in großer Hast und Unruhe verrichtet (nach Nash: Trias der Unruhmittel: Aconitum, Arsenicum album und Rhus toxicodendron).

Guernsey erwähnt: „Fast mit Gewißheit lässt sich sagen, daß Aconitum nie in Fällen zur Anwendung kommen sollte, wo eine Krankheit mit Geduld und Gelassenheit ertragen wird. Doch müssen wir an Aconitum denken, wenn bereits geringfügige Beschwerden wie eine Entzündung der Augenlider Anlaß zur Gemütsunruhe, Besorgnissen oder Befürchtungen sind, und je ausgeprägter dieser Gemütszustand ist, desto sicherer wird Aconitum das indizierte Mitte sein.“ – Nebst der Ruhelosigkeit zeigt sich ein weiteres Signum, die Todesangst. Kein Mittel besitzt dieses Symptom in solchem Grade wie Aconitum. Bei geringstem Anlass glauben die Aconitum-Patienten zu sterben.

Sie prophezeien sogar, dass sie bald, noch in der gleichen Nacht, in einigen Stunden die irdische Welt verlassen würden. Sie lassen sogar die Angehörigen kommen, um von ihnen Abschied nehmen zu können. Durch die eingetretene Krankheit fühlen sie sich vom Tode bedroht und präsentieren dabei eine tief greifende Furcht.

Doch nach Abzug der Beschwerden ist alles wieder vorüber. Überhaupt sind Aconitum-Typen ängstliche Patienten. Die Furcht steht ihnen im Gesicht geschrieben.

So haben sie große Angst, über die Straße zu laufen, Furcht in der Dunkelheit, in Tunnels, Angst, in der Schwangerschaft oder während der Entbindung zu sterben, oder fürchten, es werde ein Unglück eintreten. Der Aconitum-Patient ist außer sich vor Angst und bekommt ein rotes Gesicht. Das ängstliche Zittern gleicht einem Kochen

und Sieden durch den ganzen Körper, als wollten Hände und Füße einschlafen. Einzig ein Schluck kaltes Wasser lindert etwas die Zustände.

Weiterhin zeigt sich ein äußerst empfindliches Reaktionsvermögen. Der Kranke ärgert sich über kleinste Dinge, kann keine Musik ertragen und fährt auf bei Berührung, bei Lärm und starkem Lichteinfluss; wird sanguinisch.  Die reizbare Sensibilität wird ferner durch eine übergroße Schreckhaftigkeit betont. Durch schockartige Ereignisse kommt es im Organismus zu einer heftigen arteriellen Erregung, eine Art Panikreaktion des Körpers. Der Schreck kann Ohnmacht, Zittern, Fehlgeburt oder Ausbleiben der Menstruation verursachen.

Nach Miterleben eines Unfalls können nächtliche Angstträume, Auffahren aus dem Schlaf mit ängstlicher Unruhe, Schlaflosigkeit usw. in Erscheinung treten. Hier hilft Aconitum mit Erfolg, auch wenn das schockartige Ereignis schon vor Tagen, Wochen oder Monaten stattgefunden hat. Geringste unvorgesehene Alltagssituationen können den Patienten in Panik versetzen. Außerdem wechselt die Stimmung von Stunde zu Stunde, bald lachend, bald weinerlich; bald heiter, schwatzhaft und vergnügt, dann wieder ärgerlich, mürrisch, traurig, zänkisch, vorwurfsvoll oder starrköpfig. Bei dieser Konstitution findet man keine Ausgeglichenheit. Letztlich lassen sich auch verschiedene Sinnestäuschungen aufführen: Glaubt, die Gedanken würden aus dem Magen kommen; hat das Gefühl, er hätte das, was er getan hat, schon im Traum erlebt; besitzt die Empfindung, der Körper sei unnatürlich verformt; sieht immer größer werdende Gegenstände.

 

[R. Sankaran]

Acute miasm = most acute of all our remedies.

The main feeling of Aconitum is of a sudden, intense threat from outside that comes suddenly and goes suddenly. For that moment the person, who is otherwise calm becomes

intensely restless, panicky and nervous. This feeling of a sudden threat is seen in the fear of walking across a busy street, fear of accidents, of suffocation, in presentiment of death and in the delusion that he is about to die. Mentally this is expressed as a fear of death, anxiety and restlessness etc., while in the physical sphere, we find a racing pulse, palpitation and flushing of face alternating with paleness, etc.

Aconitum is excitable. The patient can flare up suddenly, can get frightened very easily. Pain can drive him beside himself and again this excitement will be manifested suddenly and violently, with great restlessness - an acute panic reaction.

Great nervous excitability is the most important component of Aconitum. We must look for an excitable person and not a calm one, if we are to prescribe Aconitum - one who

cannot take anything easy; everything excites him. Here it comes close to Nux-v. Cham. Staph. Coff. Graph.

Aconitum is also very very restless. Anxious restlessness. Pierre Schmidt: most important remedy for anxious restlessness. Nux-v. Staph. Coff. Ign. are not so restless.

Aconitum just can't sit still. He tosses about. This is similar to Ars. Rhus-t., it is only much more intense, vigorous, sudden and acute. It is a sudden burst of excitement, fear or

anxiety with great restlessness. He doesn't know where to go or what to do, his mind is ruled over by tremendous anxiety and fear. Then this whole state disappears as suddenly as it had

come without leaving a trace.

Aconitum avoids crowds, crossing the street, indeed any other situation that would cause excitement of mind. The proving reads: "Fear to go where there is any excitement".

Sudden, intense fear from trivial causes is characteristic. It is not the insecure feeling of Calc. or the terror of Stram. nor the anxiety about health of Ars., Nit-ac. or Kali-ars.

It is an intense, sudden, panic state - something severe - the end, death!

The rubric "Predicts the time of death" is a combination of "Clairvoyance" with "Intense fear of death". But as I said earlier, this is not the permanent state of Aconitum.

Soon the excited state passes off and the normal state re-emerges.

But even in his normal state, Aconitum is hurried. As the proving reads: "He does everything in a hurry, runs about the house". His speech is hasty, jerky and excited:

"Great impatience", "Wants things at once", "On attempting to think of one thing, another thought intrudes, this is soon supplanted by another one and so on".

Excitability can also make him cheerful, laughing, singing, dancing. But here too, the slightest trifle can change his cheerfulness to anxiety: "Alternate attacks of opposite states of humour"; "Fitful moods". It is this cheerfulness of Acon. that differentiates it from Arg-n. and Ars. These phases of excitable cheerfulness are not seen in the later remedies.

He can at times become very irritable, violent, intolerant of contradiction, shrieking, censorious but will cool down soon. It is this sudden excitability that brings on such a state. There can also be episodes of intense sadness which pass off soon + anguish, restless, moaning and groaning of Aconitum.

Sleep symptoms: somnambulism and talking in sleep. Dreams are anxious and clairvoyant. Sleep is anxious, restless, with constant tossing and turning, and starting in sleep.

Chronic to Sulphur.

Physical concomitants are:

- Face expression, anxious, frightened.

- Thirsty, burning.

- Heat, palms.

- Discoloration red cheeks.

- Perspiration on uncovered parts.

- Desires: beer, bitter drinks, acids.

- Sleeps on back with hands under the head or sleeps in a sitting posture with head inclined forward, can't lie on sides.

- Palpitation with great anxiety.

- Face, red-hot.

- Respiration oppressed.

- Limbs feel weak.

- Moaning, groaning, howling, loud whining or weeping;

- Easily startled by noise.

- Heat and discolouration, red, of face, in anxiety and excitement.

Rubrics:

- Beside oneself, being (from anxiety)

- Death, dying, feels as if.

- Excitement, nervous.

- Loquacity.

- Mood, changeable.

- Speech, hasty.

Phatak:

Besides himself, frantic, madness from pain.

 

[Dr.med. Daryoush Piltan]

Mittelprüfung am Beispiel von Aconitum napellus    

Seine Fragestellung unterscheidet sich von bisherigen Studien auf dem Gebiet der Homöopathie, die sich in der Regel auf einen Wirksamkeitsnachweis bezogen. prüfte Placebo gegen Aconitum napellus C30. Aconitum napellus gehört zur Familie der Ranunculaceae. Er wächst hauptsächlich auf der nördlichen Halbkugel und gilt als die giftigste Pflanze Europas. Aconitum ist ein häufig verwendetes Mittel in der Homöopathie, das bereits Hahnemann auf seine Wirksamkeit hin testete. Seither gehört Aconitum napellus zu den wichtigsten Mitteln zur Behandlung der entzündlichen und neuralgischen Prozesse im peripheren Nervensystem.

 

Der Versuchsaufbau

Dr.med. Daryoush Piltan gestaltete den Versuchsaufbau analog einer homöopathischen Mittelprüfung. In dieser wird die Substanz am gesunden Probanden geprüft. Dadurch kommt die reine Wirkung des Mittels zur Geltung, woraus sich das Einsatzgebiet der Arznei erschließt.

Die Studie war als placebokontrollierte, doppelblinde und randomisierte Studie angelegt, das heißt, das Verum – in diesem Fall Aconitum C30 – wurde gegen ein Placebo (unbehandelte Globuli) getestet, wobei weder Arzt noch Patient wussten, welche Gruppe das Verum und welche das Placebo erhielt. Die Auswahl, welcher Patient in welcher Gruppe war, erfolgte nach dem Zufallsprinzip.

In der Mitte der Studie erfolgte ein Wechsel: Diejenigen Probanden, die zuvor Placebo bekommen hatten, erhielten danach das Verum und umgekehrt.

Zu Beginn erfolgte eine gründliche Anamnese, um den genauen Grundzustand des Patienten festzustellen und eventuelle Ausschlusskriterien wie zum Beispiel Alkohol- oder Tabakkonsum, Grunderkrankungen, Operationen in den letzten 6 Monaten oder Schwangerschaften feststellen zu können. Zur Studie zugelassen waren nur gesunde Probanden im Alter zwischen 18 und 65 Jahren, die während der Untersuchungsdauer ihr alltägliches Leben weiterführen konnten. Die Probanden mussten außerdem in der Lage sein, die Studie und ihre Aussage zu verstehen und eine Einverständniserklärung zu unterzeichnen.

Phasen der Studie

Die Studie verlief in drei Phasen: In der ersten Phase führte der Untersucher die Probanden in die Handhabung eines Tagebuchs ein, mit dessen Hilfe der Proband über den Zeitraum der Studie selbstständig seine Symptome genau festhielt.

In der zweiten Phase startete der eigentliche Versuch. Die Probanden nahmen die Globuli, entweder Verum oder Placebo, nach einem festgelegten Schema ein. Die Einnahme der Globuli erfolgte bis zum Auftreten von Symptomen, dann wurde die Einnahme nach Rücksprache mit Dr.med. Daryoush Piltan gestoppt. Über den gesamten Untersuchungszeitraum war Piltan 24 Stunden am Tag für jeden der Probanden erreichbar, um die Symptome genau abgrenzen zu können. Nach Abschluss der zweiten Phase wertete Dr.med. Daryoush Piltan die Tagebücher aus und versuchte, anhand der Daten zu beurteilen, ob der Proband Verum oder Placebo bekommen hatte. Dies fand unter verblindeten Umständen statt, das heißt, der Untersucher wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, was der Proband eingenommen hatte.

In der dritten Phase erfolgte der Wechsel der Medikation, sodass nun die Gruppe, die bis dahin das Placebo bekommen hatte, das Verum bekam und umgekehrt. Auch hiernach beurteilte Dr.med. Daryoush Piltan die Tagebücher und ordnete die geschilderten Symptome der Verum- oder Placebogruppe zu. Im Vergleich der Tagebuch-Daten aus Phase zwei und Phase drei konnte er eine Neubeurteilung der Tagebücher aus Phase zwei vorgenehmen.

 

Auswertung

Die anschließende statistische Auswertung der Ergebnisse ergab, dass der Untersucher nach der Bewertung aller Phasen einen Unterschied zwischen den mit Placebo und den mit Verum behandelten Probanden anhand ihrer Tagebücher feststellen konnte.

Die Einzelbewertung der Phasen ohne Bezug auf den Kontext der Untersuchung ließ allerdings keine sichere Zuordnung zu. Erst der Vergleich zwischen der ersten Phase, in der kein Mittel genommen wurde, und den beiden anderen Phasen, in denen ein Wechsel stattfand, ermöglichte dem Untersucher die erfolgreiche Auswertung der Tagebücher.

Um allgemeingültige Aussagen hinsichtlich der Fragestellung machen zu können und dieses Ergebnis zu manifestieren, sollten weitere Studien folgen.

Die Dr.Hauschka Stiftung unterstützte die Dissertation mit einem Betrag von 2.000 Euro.

 

Die Daten wurden mittlerweile veröffentlicht:

Piltan D, Rist L, Simões-Wüst AP,Saller R. Test of a Homeopathic Dilution of Aconitum napellus. Forschende Komplementärmedizin 2009; 16: 168-173.

[Wala]

Synonyme: Fuchswurz, Giftkraut, Kappenblume, Sturmhut, Tübeli, Venuswagen, Wolfskraut, Würgling, Ziegentod

Wissenschaftlicher Name: Aconitum napellus L.

Familie: Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse)

Heimat: Der geschützte Eisenhut liebt es feucht, licht und nährstoffreich. In den Gebirgen Mitteleuropas, im Norden bis Schweden und Norwegen, in Asien (Sibirien, Himalaja) und Nordamerika wächst er mit Vorliebe auf feuchten alpinen Wiesen (Almen), wo er die Füße im kühlen Wasser badet, während der Kopf die sengende Hitze einfängt.

Inhaltsstoffe: Aconitin und andere Alkaloide. Vorsicht: Der Eisenhut gehört zu den giftigsten Pflanzen, die bei uns vorkommen. Er darf deshalb in konzentrierten Zubereitungen niemals ohne ärztlichen Rat angewendet werden. Kinder müssen vor ihm gewarnt werden. Es soll schon zu Vergiftungen allein dadurch gekommen sein, dass ein Kind eine Knolle längere Zeit in der feuchten Hand hielt!

Beschreibung

So schön und so giftig: Wer Kinder hat, verbannt dieses eindruckvollste der Hahnenfußgewächse aus seinem Garten und trauert ihm nach. Die tiefblauen, helmartigen Blüten des Eisenhutes haben ihren Aussichtsplatz im ährenartigen Blütenstand auf 1,20 bis 1,50 m hohen Stängeln und leuchten weithin sichtbar von Juni - September. Venuswagen heißt die Pflanze auch wegen der bizarren Form dieser großen Blüten, die sich erst durch umgebildete Kronblätter zu ihrer beeindruckenden Größe aufblähen. Unter ihnen verborgen finden sich die eigentlichen, recht kleinen und unscheinbaren Blütenblätter. Nur die großen Hummeln vermögen von unten in diese geräumigen Blütengebilde zu gelangen. Nektardiebe beißen sie einfach von außen an. Nicht minder schön sind die großen, filigran geschlitzten Blätter. Die Wurzel ist rübenartig und bildet im Laufe des Jahres eine neue Knolle, während die vorjährige im Winter abstirbt.

Verwendung

 

Eisenhut wirkt in potenzierter Form über das Nervensystem auf fast den gesamten Organismus. Vorrangig ist die schmerzlindernde Wirkung bei Neuralgien, Ischias und Gicht. Zusätzlich wirkt er gegen Fieber und hilft bei Erkältungskrankheiten (besonders Schnupfen und Bronchialkatarrh), auch vorbeugend. In der Homöopathie setzt man den Eisenhut auch bei gewissen Herzleiden ein. Als Hausmittel fand er nur zögerlich Verwendung, sicherlich wegen seiner Giftigkeit. Plinius berichtete lediglich über seine Anwendung bei Augenleiden. Erst nach dem Mittelalter wurde er neben den genannten Leiden auch gegen Schlaflosigkeit sowie Entzündungen im Verdauungstrakt eingesetzt. Nochmals soll davor gewarnt werden, den Eisenhut in konzentrierten Zubereitungen selbst anzuwenden. Es besteht wegen seiner Giftigkeit akute Lebensgefahr! Nur in den Händen eines Arztes ist er ein hochpotentes und nützliches Arzneimittel.

Vergiftungserscheinungen

Schon wenige Minuten nach dem Verzehr von Pflanzenteilen macht sich ein Brennen im Mund und Kribbeln am ganzen Körper bemerkbar. Gleichzeitig kommt es zu Schweißausbrüchen, die von Frösteln und starkem Kältegefühl abgelöst werden. Hinzu kommen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und starker Speichelfluss. Schließlich sterben die Gliedmaßen ab, die Atmung verflacht und wird langsam. Schon nach 20 Minuten kann durch Kollaps der Tod eintreten!

Bei Vergiftung müssen sofort Arzt und Krankenhaus benachrichtigt werden. Über die verschiedenen Informationszentralen gegen Vergiftungen erhalten Sie innerhalb eines kostenlosen 24-Stunden-Services professionellen Rat. Eine Liste deutscher, österreichischer und Schweizer Vergiftungszentralen finden Sie im Internet beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

Wissenswertes

Der wissenschaftliche Name Aconitum wurde in der Antike bei Dichtern wie Ovid als Kollektivname für starke Gifte verwendet. Vom lateinischen nápus = Rübe stammt die Bezeichnung napellus, was sich also auf die rübenartig verdickte Wurzel bezieht. Das Wolfskraut rührt wohl von der Aussage her, dass der Eisenhut selbst Wölfe töte.

Die griechische Mythologie weiß zu berichten, weshalb der Eisenhut solch starke Giftigkeit besitzt.

Herkules soll Schuld sein, neben Orpheus der einzige Bezwinger des Höllenhundes Cerberus, Wächter der Unterwelt. Die Wut gegen Herkules übertrug sich auf den vom überwältigten Cerberus gestreiften Eisenhut. Die griechische Zauberin Medea bediente sich des Eisenhutes, um Rache an ihrem untreu gewordenen Ehemann Jason zu nehmen, indem sie versuchte, damit seinen Sohn Theseus zu töten.

Im Altertum wurde der Eisenhut hauptsächlich seiner Giftwirkung wegen verwendet. Mit ihm vergiftete Pfeil- und Speerspitzen sowie Schwerter waren eine tödliche Waffe. Weiterhin diente es zum Abfaulen von Fleischteilen. Im Jahre 117 n.Chr. wurde in Rom dann im Zuge der ersten Gesetze gegen Giftmischerei das Pflanzen von Eisenhut in Gärten verboten.

Im Mittelalter wurde der Eisenhut lediglich zum Töten von Läusen empfohlen. Ansonsten rückte er wegen der Vergiftungsfälle ins Interesse: Makaber lesen sich die Berichte der von Papst und Kaiser genehmigten Versuche an zum Tode verurteilten Verbrechern, ein Gegengift zu finden.

Aus dem Russischen stammt die Legende, dass sich Luzifer unter einem Eisenhut versteckte, als er aus dem Himmel vertrieben wurde. Der Erzengel Gabriel soll ihn dort aber aufgespürt und die Pflanze mit einem Blitz durchschossen haben, so dass Luzifer weglief.

Die Pflanze in WALA Arzneimitteln

In WALA Arzneimitteln aufbereitet findet sich der Eisenhut zum Beispiel im WALA Aconit Schmerzöl* oder Aconit Ohrentropfen*.

*Pflichtangaben

Die Pflanze anders betrachtet

So majestätisch er ist, so starr mutet der Eisenhut auch an. Es vermag so zu scheinen, als hätten sich die Gnome mit ihm einen Ausflugsort ins Luftige gebaut, als säßen sie, maskiert mit blauen Helmen, auf der Spitze der Pflanze und gönnten den Feuerwesen nicht den freien Zugang zum süßen Nektar der Blüten. Nur die ihnen verwandte Erdhummel darf sich an der reichen Süße laben. So hat die ganze Pflanze, zusammen mit der verdickten Wurzel, etwas stark Erdverbundenes. Es liegt deshalb nahe, sie als Arzneimittel bei schmerzhaft-entzündlichen Prozessen des Nerven-Sinnes-Systems zu verwenden, wobei damit der Schmerz behandelt wird, der von Unruhe und Angst begleitet ist.

*Pflichtangaben

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.

Aconit Ohrentropfen

Ohrentropfen

Anwendungsgebiete gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis. Dazu gehören: Anregung des Wärmeorganismus und Integration von Stoffwechselprozessen bei schmerzhaften entzündlichen Erkrankungen, die vom Nerven-Sinnes-System ausgehen, z.B. Entzündungen des äußeren Ohres (Otitis externa) und Mittelohrentzündung (Otitis media). Warnhinweis: Enthält Erdnussöl. WALA Heilmittel GmbH, 73085 Bad Boll/Eckwälden, DEUTSCHLAND.

Aconit Schmerzöl

Ölige Einreibung

Anwendungsgebiete gemäß der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis. Dazu gehören: Anregung des Wärmeorganismus und Integration von Stoffwechselprozessen bei schmerzhaften entzündlichen Erkrankungen, die vom Nerven-Sinnes-System ausgehen, z.B. Nervenschmerzen (Neuralgien), Nervenentzündungen (Neuritiden), Gürtelrose (Herpes zoster), rheumatische Gelenkerkrankungen. Warnhinweis: Enthält Erdnussöl. WALA Heilmittel GmbH, 73085 Bad Boll/Eckwälden, DEUTSCHLAND.  

 

 

Vorwort/Suchen                                Zeichen/Abkürzungen                                    Impressum