Libellen
Vergleich: Siehe: Inscta + Schillernd
Calopteryx splendensan.x = Prachtlibelle/= dragonfly/= Teufelsnadel/= Pferdestecher
Noctua pronuba - Hausmutter
Odonata = Libelle/= Dragonfly. erfüllt wie bestimmte Feen Wünsche (Navaho).
Pyrrhosoma nymphula (Pyrrh-n) = frühe Adonislibelle/= Dragonfly
Yponomeuta rorrella - Weidengespinstmotte
ZEIT ONLINE
Umwelt
Das unterschätzte Tier Warum Libellen auch durch ihre Taten glänzen
Libellen sind ein altes, ehrwürdiges Geschlecht: Sie bevölkern die Erde seit 250 Millionen Jahren, können rückwärts fliegen und dienen indirekt dem Naturschutz.
In Japan gehören Libellen (Odonata) zur Kultur des Landes. Die Japaner widmen den Tieren Haiku-Gedichte, Spiele und Geschichten. Hierzulande sind die Fluginsekten
noch immer eher Kinderschreck denn Kinderreigen. Dabei sind alle 80 in Deutschland vorkommenden Arten völlig harmlos für den Menschen.
Zugegeben, die Bezeichnung Drachenfliege (vom englischen dragonfly) klingt weder nach einem Kuscheltier, noch nach einem unterhaltsamen Zeitgenossen.
Aber Libellen sind anmutige Geschöpfe: bunt, schillernd, ein Genuss fürs Auge – und das bereits seit gut 250 Millionen Jahren, wie der älteste Urlibellenfund aus dem
Perm beweist. Zwar sind die Insekten mit den Jahrmillionen geschrumpft. Die Rekordhalterin der Urlibellen, Meganeuropsis, hatte eine sagenhafte Flügelspannweite von
bis zu 75 Zentimetern - heutige Exemplare messen noch bis zu 20 Zentimeter. Ihre Flugmanöver bei bis zu 50 Kilometern pro Stunde sind jedoch noch immer so famos,
dass Piloten vor Neid erblassen.
Prachtlibellen (Calopterygidae) sind eine Familie der Kleinlibellen (Zygoptera), die wiederum zu den Libellen (Odonata) gehören. Von ihnen gibt es rund 80 verschiedene Arten in Deutschland. Die meisten davon fühlen sich im Sommer bei Sonnenschein und 15 - 20° am Wohlsten. So auch die Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo) und
die Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendensan), die zwischen Mai und September fliegen. Die beiden gut 5 Zentimeter großen Arten leben an mäßig fließenden
Flüssen und Bächen, in denen sich auch die Larven entwickeln.
Libellen führen demnach zwei Leben: eins als fliegendes Insekt und eins als räuberische Larve im Wasser. Während Prachtlibellen im Sommer nur wenige Wochen umherschwirren und sich in dieser Zeit fortpflanzen, können die abgelegten Larven bis zu 2 Jahre existieren. Das trifft übrigens auf die meisten Libellenarten zu.
Eine Ausnahme bilden die Winterlibellen – die Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca) sowie die Sibirische Winterlibelle (Sympecma paedisca). Sie schlüpfen im Hochsommer, überwintern geschlechtsreif (also als Imago) und legen erst im Frühjahr Eier.
Die Besonderheit liegt im Flügelantrieb: Libellen haben eine direkte Flugmuskulatur, mit der sie jeden Flügel einzeln ansteuern können. So geht es nicht nur im Eiltempo
rauf, runter und vor, sondern auch rückwärts. Das kann kein anderes Insekt. (Kolibri)
Solch ausgeklügelte Manöver sind oftmals zu beobachten, wenn die Libellen auf Nahrungssuche gehen. Mit kürzesten Vor- und Rückwärtsbewegungen suchen sie dann Pflanzen gezielt nach Käferchen ab und klauben Spinnen aus ihren Netzen. Oft greifen Libellen ihre Beute aber auch direkt aus der Luft. Ist der Hunger groß, müssen bisweilen auch Artgenossen dran glauben.
Der Erfolg der Libelle spricht für sich: 97% der Beuteflüge enden mit einem vollen Darm. Wohl auch, weil die Facettenaugen einen Blick in Zeitlupe ermöglichen.
So lassen sich Schmankerl auf 10 Meter Entfernung erkennen – darunter solche, die den Hunger stillen, wie auch jene, die gegen Einsamkeit helfen. Die Damenwelt haben
die Männchen somit gut im Blick. Das ist hilfreich, denn nur gut einen Monat haben Libellenmännchen Zeit, eine Partnerin zu finden. Danach ist ihr Leben verwirkt.
Weil so große Eile geboten ist, müssen die Männchen des Öfteren ihr Revier verteidigen. Dann heißt es ganz klar: Wer bremst, verliert! Mit Vollgas fliegen die Rivalen aufeinander zu. Wer nicht zur Kollision bereit ist, unterliegt als Feigling. Nur selten stoßen Prachtlibellen bei solchen Manövern tatsächlich mit den Köpfen zusammen –
ihrer außerordentlichen Sehkraft sei Dank. Ganz im Gegensatz zu einigen Großlibellenarten, die Rammkämpfe austragen wie man sie sonst von Widdern kennt.
Das alles klingt ein wenig nach fliegenden Kampfmaschinen – zu Recht. Gleichzeitig sind die Teufelsnadeln, wie Libellen volkstümlich auch genannt werden, jedoch
wahre Feingeister, die dem Naturschutz dienen. Denn Prachtlibellen (Calopterygidae) erlauben Rückschlüsse auf die Qualität der Feuchtgebiete, in denen sie leben.
Die Calopterygidae hausen nur in kleinen, sauberen Fließgewässern. Kommt eine Art dort über mehrere Jahre vor, lässt sich daraus schließen, dass das Gewässer in
einem guten Zustand ist. Ihre Abwesenheit hingegen lässt Biologen genauer hinschauen.
Leider sind Libellen durch Verschmutzung, Überdüngung und Ausbau der Gewässer landesweit gefährdet. So sind sie nicht nur Wächter der natürlichen Ordnung,
sondern stehen selbst unter Naturschutz.
Sind die Flugkünstler verstorben, können nicht einmal Sammler deren einstigen Glanz festhalten, selbst wenn sie die Libellen in einen Kasten auf Samt betten oder pinnen:
Die Farbpigmente der Tiere verändern sich nach dem Tod, ihre Leuchtkraft schwindet. Was bleibt, ist ein trostloses Grau der zu Lebzeiten so wunderbar schillernden Geschöpfe der Urzeit.
Illusion
Dragonfly medicine is of the dreamtime and the illusionary facade we
accept as physical reality. The iridescence of Dragonfly's wings reminds us of colors not found in our everyday experience. Dragonfly's
shifting of color, energy, form, and movement
explodes into the mind of the observer, bringing vague memories of a time or
place where magic reigned.
Some legends say that Dragonfly was once Dragon, and that Dragon had
scales like Dragonfly's wings. Dragon was full of wisdom, and flew through the
night bringing light with its fiery breath.
The breath of Dragon brought forth the art of magic and the illusion of
changing form. Then Dragon got caught in its own facade. Coyote tricked Dragon
into changing form, and the shape of its new body became like Dragonfly's. In
accepting the challenge to prove its power and magical prowess, Dragon lost its
power.Dragonfly is the essence of the winds of
change, the messages of wisdom and enlightenment, and the communications from
the elemental world. This elemental world is made up of the tiny spirits of
plants, and the elements air, earth, fire, and water. In essence, this world is
full of nature spirits.
If Dragonfly has flown into your cards today, you may have forgotten to
water your plants. On another level, you may need to give thanks to the foods
you eat for sustaining your body. On the psychological level, it may be time to
break down the illusions you have held that restrict your actions or ideas.
Dragonfly medicine always beckons you to seek out the parts of your
habits which you need to change. Have you put on too much weight, or have you
started to look like a scarecrow? Have you tended to the changes you have
wanted to make in your life? If you feel the need for change, call on Dragonfly
to guide you through the mists of illusion to the pathway of transformation.
See how you can apply the art of illusion to your present question or
situation, and remember that things are never completely as they seem.
Contrary
Are you trying to prove to yourself or someone else that you have power?
Are you caught in an illusion that weakens your true feelings or minimizes your
abilities?
If so, you may have contracted "Dragonfly dive-bombing." Is
this the final "crash and burn" for some pipe-dream that had no real
purpose? Look within and feel the sense-of-self energy within yourself. Notice
if it is ebbing, and find the point in time when you were deluded into
believing that you would be happier if you changed because someone else wanted
you to. Misery is a prime clue that you lost your will and personal vitality
when you bought into someone else's idea of who or what you should be. The
illusion was that you would be happier if you did it their way. In forfeiting
what you know is right and true for you personally, you give away your power.
It is time to take it back. Follow Dragonfly to the place inside your body
where magic is still alive, and drink deeply of its power. This strength
belongs to you.
It is the power of becoming the illusion. This ability is every
changing, and contains within it the knowledge that you are creating it all.
Overview
Confront denials. Break through illusions. Honor
inner truths.
Source: Sams, Jamie and Carson, David
[Patricia Klatt]
Libellen: Perfekte Flieger mit
unsicherer Zukunft
Seit mehr als 300 Millionen Jahren
beherrschen Libellen die Lüfte. Doch der Mensch bringt die kunstfliegenden
Insekten in Bedrängnis. Pestizide, Klimawandel und zerstörte Lebensräume machen
ihre Zukunft ungewiss.
von Patricia Klatt
Eine Kleinlibelle guckt niedlich
in einer Frontalaufnahme.
Die Sonne brennt vom Himmel, die
Wiesen sind verdorrt, nur der beregnete Mais steht exotisch in der Hitze, und
mittendurch schlängelt sich der Sasbach, der hier
eher ein kleines Bächlein ist. Im Wasser steht der Biologe und
Libellenspezialist Franz-Josef Schiel, der gerade in Gummistiefeln und mit
Kescher in der Hand nach Libellen (Odonata) Ausschau
hält. Lange braucht er nicht zu warten, dicht über dem Wasser, am Rand auf dem
Schilf oder auf den trockenen Gräsern; als Laie hat man den Eindruck, dass es
hier nur so wimmelt von Libellen. Pfeilschnell fliegen sie über das Wasser,
stehen in der Luft, wechseln die Richtung, um sich dann kurz zu setzen – selten
lange genug für ein Libellen gelten als die perfekten Lufttiere und sind die am
schnellsten fliegenden Insekten. Sie können ihre vier Flügel unabhängig
voneinander mit einem eigenen Muskel bewegen. Dadurch fliegen sie pfeilschnell
vorwärts, rückwärts, nach rechts und links oder auch wie ein Hubschrauber
gerade nach oben. Zusätzlich nutzen sie einfach die Thermik und segeln
gemächlich dahin. »Libellen können in 0,3 Sekunden von null auf 15 Kilometer
pro Stunde beschleunigen und erreichen Fluggeschwindigkeiten von bis zu 40
Stundenkilometer«, erklärt Schiel. »Libellenaugen haben eine fünffach höhere
zeitliche Auflösung als das menschliche Auge und können bis zu 300 Bilder pro
Sekunde wahrnehmen. Alle diese Eigenschaften zusammen machen Libellen zu den
besten Luftjägern unter den Insekten, und auch ihre Feinde haben wenig Chancen,
sie zu erwischen.« Der promovierte Biologe beschäftigt sich nun schon fast 30
Jahre mit Libellen, die er 1996 durch seine Diplomarbeit in Freiburg für sich
entdeckte, »eine überschaubare Gruppe, in die man sich gut einarbeiten konnte«.
Harte Zeiten für Libellen
Schiel ist Gründungs- und
Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg,
Mitbegründer und Gesellschafter des Instituts für Naturschutz und
Landschaftsanalyse (INULA), Mitautor des Standardwerks über die Libellen
Baden-Württembergs sowie Libellen-Entdecker und -Namensgeber gleichermaßen.
Eine Blaue Kleinlibelle, den
Hinterleib zwischen den Fingern eingeklemmt. Sie guckt nicht begeistert. Würde
ich auch nicht
Gemeinsam mit seinem Kollegen Holger Hunger hat er vor zehn Jahren während einer wissenschaftlichen Exkursion in Peru eine neue Libellenart beschrieben, Protallagma hoffmannii. Die in einem Bundesstaat von Malaysia neu entdeckte Libellenart Leptogomphus schieli ist ebenso nach ihm benannt wie Pseudagrion schieli, eine Schlanklibelle, die 2011 auf den Philippinen gefunden wurde. Das hat er übrigens mit Sir David Attenborough gemeinsam, dessen Lieblingsinsekten die Libellen sind und der zu Ehren
seines 90. Geburtstags ebenfalls
Namensgeber für eine Libelle wurde, Acisoma attenboroughi, die auf Madagaskar heimisch ist.
Alle Libellen stehen heute unter
Schutz und haben, wie andere Insekten auch, mit den Veränderungen in ihren
Lebensräumen zu kämpfen. »Von den 81 heimischen Arten stehen 35 auf der Roten
Liste und Vorwarnliste gefährdeter Insekten«, erklärt Schiel. Weltweit sieht es
nicht viel besser aus, wie die IUCN (International Union for
Conservation of Nature) im Dezember 2021 in der
aktualisierten Roten Liste schrieb. »Die Zerstörung von Feuchtgebieten treibt
weltweit den Rückgang der Libellen voran«, so die erste globale Bewertung
dieser Arten in der Aktualisierung der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN.
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»Ihr Rückgang ist symptomatisch
für den weit verbreiteten Verlust der Sümpfe und frei fließenden Flüsse, in
denen sie vorkommen, was hauptsächlich auf die Ausbreitung nicht nachhaltiger Landwirtschaft
und Urbanisierung auf der ganzen Welt zurückzuführen ist«, heißt es in der
Mitteilung der IUCN weiter. Die Bewertung der weltweiten Libellen und
Kleinlibellen zeige, dass 16 Prozent von 6016 Arten vom Aussterben bedroht
seien, da ihre Süßwasser-Brutplätze zunehmend schlechter würden. In Süd- und
Südostasien seien mehr als ein Viertel aller Arten bedroht, hauptsächlich durch
das Trockenlegen von Feuchtgebieten und Roden von Regenwäldern, um Platz für
landwirtschaftliche Kulturen wie Palmöl-Plantagen zu schaffen.
Weltweit wird ihr Lebensraum
zerstört
In Mittel- und Südamerika sei die
Rodung von Wäldern für Wohn- und Gewerbebauten die Hauptursache für den
Rückgang der Libellen. Pestizide, andere Schadstoffe und der Klimawandel würden
eine wachsende Bedrohung für Arten in allen Regionen der Welt darstellen und
seien die größte Gefahr für Libellen in Nordamerika und Europa. »Libellen sind
hochempfindliche Indikatoren für den Zustand von Süßwasserökosystemen, und
diese erste globale Bewertung zeigt endlich das Ausmaß ihres Rückgangs«, sagt
Dr. Viola Clausnitzer, Kovorsitzende
der IUCN SSC Dragonfly Specialist
Group.
»Libellen gehören deswegen auch zu
den Arten, die bei Umweltverträglichkeitsprüfungen im Rahmen von
Eingriffsvorhaben untersucht werden, es gibt Artenschutzprogramme, und zehn
einheimische Arten sind in der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie
berücksichtigt und damit streng geschützt«, erklärt Franz-Josef Schiel, der
selber ebenfalls als Gutachter tätig ist. Wenige weitere Arten – Alpen-Mosaikjungfer,
Hochmoor-Mosaikjungfer, Späte Rubinjungfer, Alpen-Smaragdlibelle, Östlicher
Blaupfeil, Zwerglibelle – sind darüber hinaus in Deutschland »streng«
geschützt.
Auch der Klimawandel macht
Libellen zu schaffen
Zusätzlich zu dem Verlust ihrer
Lebensräume macht der Klimawandel den Libellen zu schaffen. »Wir haben eine
Zunahme von südlichen Arten bei uns; durch die langjährigen Untersuchungen
können wir das in Baden-Württemberg sozusagen in Echtzeit dokumentieren«,
erklärt Schiel. Wärme liebende und wärmebedürftige Arten nehmen zu, umgekehrt
verschwinden diejenigen, denen es hier mittlerweile zu heiß ist, die
Alpen-Mosaikjungfer ist bei uns inzwischen ausgestorben.
Ähnliches sieht man in anderen
Bundesländern. Die Speer-Azurjungfer war früher in Niedersachsen eine häufige
Art, jetzt ist sie dort fast komplett verschwunden. Und generelle Probleme
haben natürlich die Moorarten wie die Alpen-Smaragdlibelle, da die Moore
austrocknen, so Schiel. Larven dieser spezialisierten Moorarten könnten zwar eine
gewisse Trockenzeit überstehen, aber irgendwann sei eben Schluss. Und so geht
es weiter, denn »Tümpel fallen in der Zwischenzeit im Frühjahr zu schnell
trocken, so dass Arten wie Gefleckte Heidelibelle, Glänzende Binsenjungfer oder
Kleine Pechlibelle, die Libelle des Jahres 2022, ihre Entwicklung nicht
abschließen können«.
Die gefleckte Heidelibelle ist ein
recht großes Insekt mit rotem Hinterleib und vier seitlich vom Körper
abstehenden Flügeln.
Weil immer mehr Gewässer immer
früher trockenfallen, können sich die Larven dieser
und anderer Arten nicht mehr vollständig entwickeln.
Die Veränderungen in den Fließgewässern sind mittlerweile dramatisch. Bäche fallen trocken, in größeren Gewässern ändern sich Wasserqualität, Fließgeschwindigkeit und natürlich auch die Temperatur. Diese Folgen des Klimawandels sind für Schiel sehr frustrierend, denn man habe seit den 2000er Jahren viel für die Wasserqualität getan.
Die habe sich stark verbessert,
das sei auch den Libellen zugute gekommen. Aber gegen die Auswirkungen des
Klimawandels könne man wenig machen, und er gehe davon aus, dass deswegen in
Baden-Württemberg und anderswo Arten einfach verschwinden würden. Zwar hätten
viele europäische Arten im Vergleich zu jenen in tropischen Regenwäldern ein
großes Verbreitungsgebiet und könnten demzufolge auch ausweichen, »aber man
möchte ja vor Ort die Artenvielfalt erhalten«, betont der Biologe.
Datenanalysen einer Arbeitsgruppe um Diana E. Bowler vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) über die letzten 35 Jahre hinweg bestätigen diese Beobachtungen von Schiel. Auch dort kommt man zu dem Schluss, dass der Klimawandel einerseits eine Schlüsselrolle für die Ausbreitung vieler Libellenarten sei,
dass man auf der anderen Seite
aber eben eine beträchtliche Anzahl von rückläufigen kälteangepassten
»Verlierer-Arten« beobachten könne.
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Am kleinen Sasbach im Badischen kann man den Rückgang ebenfalls erkennen, denn man sieht zwar viele Libellen, doch es sind nur wenige unterschiedliche Arten.
»Dort fliegt eine Gebänderte
Prachtlibelle, da hinten eine Blaue Federlibelle.« Franz-Josef Schiel schwingt
unvermittelt das Netz, und ich kann die Libelle endlich aus der Nähe bewundern.
Groß ist sie nicht, überwiegend türkis mit schwarzen Längsstreifen, die Augen
sitzen rechts und links am Kopf. »Sie gehört zu den Kleinlibellen«, so Schiel. Die
könne man zum einen an den seitlich stehenden Augen und zum anderen an den beim
Sitzen hinter dem Rücken zusammengeklappten und fast gleich gestalteten Flügeln
erkennen. Im Gegensatz dazu stehen die Augen der Großlibellen dichter
beieinander, und sie halten ihre ungleich gestalteten Flügel in Ruhestellung
ausgebreitet.
Rabiate Männchen,
Spermienkonkurrenz und Fangmaske
Am Sasbach
ist die Blaue Federlibelle momentan noch recht häufig, denn man sieht bei dem
Gang entlang des Bachs viele von ihnen und an einem Schilfhalm am Gewässerrand
sogar ein Paarungsrad, etwas, was es in dieser Form bei anderen Insekten nicht
gibt.
Zwei Libellen beim Paarungsrad.
Die als Paarungsrad bezeichnete
Körperhaltung ist einzigartig unter den Insekten. Das Männchen hat speziell
geformte Hinterleibsanhängsel, mit denen es das Weibchen im Flug ergreifen
kann.
»Die Libellen-Männchen können ganz
schön rabiat sein, an den Fortpflanzungsgewässern ist es oft so, dass man dort
nur Männchen und keine Weibchen sieht, denn wenn sich ein Weibchen blicken
lässt, wird es sofort zur Paarung genötigt«, kommentiert Schiel. Das Männchen
packt das Weibchen dafür zunächst mit den Zangen seines Hinterleibs hinter dem
Kopf und es entsteht ein Libellen-Tandem. Dann krümmt das Weibchen seinen
Hinterleib nach vorne, die Tiere bilden das Paarungsrad und es kommt zur Spermienübertragung.
»Bei Libellen wurde auch zum
ersten Mal das Phänomen der Spermienkonkurrenz entdeckt. Männchen haben nämlich
eine Art Bürste, mit der sie die Spermien des Vorgängers aus der Samentasche
des Weibchens wieder herauskratzen können«, erklärt Franz-Josef Schiel. Das sei
auch der Grund, weshalb viele Männchen die Weibchen bis zur Eiablage nicht aus
den Augen lassen würden. Die eigentliche Befruchtung erfolge nämlich erst bei
der Eiablage, je nach Art eben im Tandem oder auch allein, aber unter Bewachung
durch das Männchen.
Ein bisschen monströs
Die Besonderheiten der Libellen
setzen sich bei ihren Larven fort. Die entwickeln sich im Wasser und sind
leistungsfähige Raubtiere. Ihre Unterlippe ist zu einer Fangmaske umgebildet,
damit können sie blitzschnell zustoßen und Wasserinsekten erbeuten. Eine
Ähnlichkeit mit Aliens in Sciencefiction-Filmen ist
nicht gänzlich von der Hand zu weisen.
Je nach Libellenart können bis zu
fünf Jahre vergehen, bis das fertige Fluginsekt nach mehreren Larvenstadien schlüpft.
Die ausgewachsene Libellenlarve klettert dafür an Pflanzenstängeln aus dem
Wasser und das fertige Insekt schlüpft aus dem Chitinpanzer, der an den
Stängeln hängend zurückbleibt, die so genannten Exuvien.
»Die sind für jede Libelle charakteristisch und dienen auch zur Bestimmung der
Arten«, so Schiel. Nach dem Schlüpfen bleiben die fertigen Libellen sitzen, bis
die ausgebreiteten Flügel komplett entfaltet und ausgehärtet sind, erst dann
beginnt der »Luftteil« ihres Lebens, der meistens nur ein paar Wochen andauert.
Die Späte Rubinjungfer ist eine
Kleinlibelle mit großen seitlich stehenden Augen und einem knallroten
Hinterleib.
Kleinlibellen erkennt man an den
seitlich stehenden Augen sowie den in Ruhe an den Körper angelegten Flügeln.
Libellenähnliche Insekten gab es
schon vor rund 300 Millionen Jahren. Die Vorfahren unserer heutigen Libellen,
die Meganeura, hatten eine beeindruckende
Flügelspannweite von bis zu 75 Zentimetern, sie flogen mit 70 Kilometern pro
Stunde und konnten mit fünf Metern pro Sekunde in der Luft hochsteigen. Auch
die Meganeura waren Jäger. Sie hatten scharfe
Mundwerkzeuge und spitze Krallen und ihrer Beute blieben wenig Chancen auf ein
Entkommen.
Libellen als Vorbild für Drohnen
Die heutigen Libellen sind im
Vergleich zu damals deutlich kleiner geworden, können aber immerhin noch auf
rund 20 Zentimeter kommen. »Viele Arten sind jedoch kleiner. Der ›Gnom unter
den heimischen Libellen‹ ist nur 26 Millimeter groß«, so Schiel. Dieser
Winzling ist die Zwerglibelle, eine extrem seltene Art, die in den vergangenen
Jahrzehnten stark zurückgegangen ist. Auch hier führten Klimawandel und
Schadstoffeinträge in ihre sensiblen Moorlebensräume zu einem Rückgang der
Populationen. Bereits 1837 wurden diese »Insecten auf
dem Riedgras großer Moorlöcher und an mit Binsen bewachsenen moorigen
Wasserstellen« beschrieben.
Während die Libellen in den
letzten 300 Millionen Jahren also deutlich schrumpften, möglicherweise auf
Grund von sinkendem Sauerstoffgehalt der Luft und dem Auftreten von
Fresskonkurrenten und Fressfeinden wie Flugreptilien und Flugsauriern, hat sich
ihr »Bauplan« kaum verändert. Ihre Flugkünste waren damals wie heute
außergewöhnlich, sie haben sich über Millionen von Jahren entwickelt, um ihr
Überleben zu sichern. Ihre besonderen Fähigkeiten beschäftigen heute nicht nur
die Biologen.
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Ein Team von Doktoranden der
University of South Australia (UniSA) unter der
Leitung des Professors für Sensorsysteme, Javaan Chahl, verbrachte einen Teil des Covid-19-Lockdowns 2020
damit, wichtige Teile einer von Libellen inspirierten Drohne zu entwerfen und
zu testen. Sie könnte die außergewöhnlichen Fähigkeiten des Insekts beim
Schweben, Cruisen und Kunstflug womöglich erfolgreich nachbilden. In den
letzten Jahren sind Drohnen zwar immer häufiger geworden und erfüllen die
unterschiedlichsten Funktionen, aber im Vergleich zur Libelle und anderen
fliegenden Insekten sind sie eher primitiv und verbrauchen viel Energie.
Das UniSA-Team modellierte die einzigartige Körperform und die aerodynamischen Eigenschaften der Libelle und rekonstruierte 3-D-Bilder der Flügel. »Libellenflügel sind lang, leicht und steif mit einem hohen Verhältnis von Auftrieb zu Luftwiderstand, was ihnen eine überlegene aerodynamische Leistung verleiht. Ihr langer Hinterleib, der etwa 35 Prozent ihres Körpergewichts ausmacht, hat sich ebenfalls entwickelt, um vielen Zwecken zu dienen. Es beherbergt den Verdauungstrakt, ist an der Fortpflanzung beteiligt und hilft bei Gleichgewicht, Stabilität und Wendigkeit. Der Hinterleib spielt eine entscheidende Rolle für ihre Flugfähigkeit«, so Chahl in einer Mitteilung der UniSA. Die Wissenschaftler um Chahl kommen durch ihre Versuche zu der Erkenntnis, dass eine optimale Schlagflügeldrohne ein wenig wie eine abstrakte Libelle aussehen könnte.
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