Schmerz Anhang
3
https://www.ak-ohrakupunktur.de/html/beitraege/schmerz.html
Michael Noack, Nachfolge Roswitha Noack]
Im alten Ägypten unterschied man zwischen
körperlichen Schmerzen mit erkennbarer Ursache und solchen mit nicht
erkennbarer Genese.
Hippokrates (um 400 v. Chr.) betrachtete Schmerz als eine Eigenschaft der
Seele. Schmerz war ein Problem, das man durch Logik und rationales Denken
beherrschen wollte.
Galen (Galenus, römischer Arzt im 1. Jahrhundert n. Chr.) behauptete, endogene
(innere) Schmerzen entstünden durch eine fehlerhafte Zusammensetzung der
Körpersäfte.
Descartes (um 1580) war der Auffassung, Körper und Seele funktionierten ganz
unabhängig voneinander und Schmerz reduziere sich als ein rein körperliches
Phänomen.
Die christliche Leidensethik letztlich definiert Schmerzen als von Gott
gewollt. Schmerzen hätten den Sinn der Erlösung von Körper und Geist.
Die heutige Schulmedizin spricht wieder von Schmerzen nicht erkennbarer Genese
und von „Schmerzkrankheit“, spricht von einer chronischen und nicht heilbaren
Krankheit, der Fibromyalgie.
Sorry! Ich konnte mir diesen Schluss einfach nicht verkneifen. Man kann einfach
nicht ignorieren, das es gegenwärtig wieder eine Schmerzkrankheit mit
unbekannter Genese gibt. Aber vielleicht ist so eine Schlussfolgerung eine
etwas grobe Vereinfachung der realen Schmerzmedizin. Lassen sie uns eine
differenziertere Sicht auf die heute gültige „Schmerzlandschaft“ werfen.
Einem Kurskonzept für die Ausbildung für Ärzte mit
der Fachrichtung „Naturheilkunde“ entnehme ich wesentliche Oberbegriffe für
eine unglaubliche Vielzahl von Schmerzkrankheiten.
Diabetische Neuropathie oder Polyneuropathie
Polyneuropathie ist der Oberbegriff für bestimmte Erkrankungen des peripheren
Nervensystems, die mehrere Nerven betreffen. Abhängig von der jeweiligen
Ursache können motorische, sensible oder auch vegetative Nerven gemeinsam oder
auch schwerpunktmäßig betroffen sein. Die Erkrankung kann sich an Händen und
Füßen oder auch zentral zeigen und es gibt symmetrische und asymmetrische
Formen. Stets sind mehrere periphere Nerven betroffen. Die Symptome können je
nach betroffenem Nervenfasertyp und betroffener Körperregion sehr vielfältig
sein.
Herpes Zoster
= Gürtelrose genannt, ist eine Viruserkrankung, die hauptsächlich durch einen
schmerzhaften, streifenförmigen Hautausschlag mit Blasen auf einer Körperseite
in Erscheinung tritt, der dadurch entsteht, dass die Entzündung von einem Nerv
(z.B. eines Ganglions) auf das umliegende Dermatom übergreift. Die Krankheit
wird durch einen Virus (Varizella-Zoster-Virus) ausgelöst und tritt meist bei
älteren Menschen oder solchen mit einem durch Stress, in Folge anderer
Erkrankungen wie beispielsweise bei AIDS oder durch eine Arzneimittelkrankheit
geschwächten Immunsystem auf.
Neuro-Borreliose
Die Manifestation einer Infektionserkrankung, die durch ein Bakterium (Borrelia
burgdorferi) hervorgerufen wird. Der Erreger wird in Europa überwiegend durch
den Gemeinen Holzbock, sehr selten auch durch fliegende Insekten, wie
Pferdebremsen oder Stechmücken übertragen. Die Borreliose ist eine systemische
Erkrankung, die verschiedene Organsysteme betreffen kann, unter anderem befällt
sie auch das zentrale und periphere Nervensystem.
Zentrales Schmerzsyndrom
Zentraler Schmerz wird als Schmerz, der nach einer Läsion oder Dysfunktion im
zentralen Nervensystem entstanden ist, definiert. Entscheidend ist, dass die
Schmerzen durch einen primären Prozess im ZNS ausgelöst werden. Peripher
ausgelöste Schmerzen mit zentralen Mechanismen stellen keinen zentralen Schmerz
dar, selbst wenn die zentralen Mechanismen im Vordergrund stehen.
Phantomschmerz
Unter Phantomschmerz verstehen wir die Empfindung, ein amputiertes oder
fehlendes Glied (auch ein Organteil wie der Appendix) sei immer noch am bzw. im
Körper vorhanden und schmerze bzw. bewege sich sogar mit anderen Körperteilen.
Fibromyalgie
Die Fibromyalgie (Faser-Muskel-Schmerz) wird als eine schwere chronische, nicht
heilbare Erkrankung beschrieben, die durch chronische Schmerzen mit wechselnder
Lokalisation in der Muskulatur, und um die Gelenke sowie durch Begleitsymptomen
wie u.a. Müdigkeit, Schlafstörungen und vielen weiteren Symptomen
charakterisiert
ist. Von den Schmerzen besonders betroffen sind
Rücken, Nacken, Brustkorb, die Gelenke in den Armen und Beinen und der Kopf
(Kopfschmerz bis Migräne). Nebensymptome sind Schwellungsgefühle in den
Händen, Füßen oder dem Gesicht, Morgensteifigkeit, Reizdarm, Reizmagen,
Kopfschmerzen, Trockenheit bzw. Überempfindlichkeit der Schleimhäute sowie
vermehrte Ängstlichkeit und Depressivität und diverse weitere vegetative
Beschwerden. Sowohl die Ursache der Fibromyalgie als auch die Mechanismen der
Krankheitsentstehung (Pathogenese) sind ungeklärt. Die Diagnose einer
Fibromyalgie gestaltet sich schwierig, da sowohl Röntgenbilder als auch
Laborwerte keinen eindeutigen Aufschluss geben. Aufgrund dessen werden
Betroffene gern als Hypochonder abgestempelt werden. Ausschlussdiagnose!!
Mixed Pain
Wir erfahren zunächst, dass es rheumatische und orthopädische Schmerzen, sog.
nozizeptive Schmerzen gibt und diese sich qualitativ von einem neuropathischen
Schmerzgeschehen unterscheiden. Mixed Pain entsteht so als neue Schmerzqualität
aus dem Zusammenspiel nozizeptiver und neuropathischer Schmerzzusammenhänge.
Mixed Pain ist aber gar kein eindeutig definierter Krankheitsbegriff, sondern
eher eine Arbeitshypothese, die aufgestellt wird, um ein passendes
pharmakologisches Vorgehen zu begründen. Diese Abgrenzung hilft dem Arzt die
richtigen Arzneikonzepte anzuwenden. Für die nozirezeptive Schmerzen finden
Koanalgetika, das sind Antidepressiva oder Antikonvulsiva,
Anwendung. Für neuropathische Schmerzen muss man dann schon auf
Opiate ausweichen oder Koanalgetika und Opiate miteinander sinnvoll koppeln. Da
die Grenzen zwischen nozireptiven und neuropathischen Schmerzursachen oft nicht
klar abgesteckt werden können
(Mixed Pain), ist die Reihenfolge ohnehin klar.
Zunächst werden Koanalgetika verabreicht. Wenn das nicht ausreicht, werden die
stärkere Kombinationen erforderlich.
Ich bin nicht weiter vorgedrungen, muss ich gestehen. Weil, ich habe mich
gefragt, was diese Ordnungsversuche bringen. Angesichts von über 450
Schmerzkrankheiten,
die allein dem rheumatischen Formenkreis
zugerechnet werden können, der nun wiederum dem Mixed Pain oder der
Fibromyalgie oder wo auch im zugeordnet werden muss/kann, war ich ungeduldig
geworden. Am Ende, so drängte es sich mir auf, kann alles, was nicht auf eine
akute Läsion zurückzuführen ist, unter Mixed Pain oder Fibromyalgie laufen.
Fibromyalgie wird im Ausschlussverfahren definiert. Also ist alles, was nicht
erklärbar ist, Fibromyalgie?
Und am Ende gibt es gemessen an den wirklich vielfältigen
Schmerzzusammenhängen, die die Schulmedizin entsprechend der Causa solcher
Schmerzen erkennt und beschreibt, nur eine wirklich überschaubare Anzahl von
Heilverfahren. Tatsächlich läuft alles auf nur wenige Therapiekonzepte hinaus.
Und alle, wie sie auch immer
bezeichnet werden, ob kontextbezogene kognitiv-verhaltensorientierte oder multimodale interdisziplinäre Schmerztherapien, alle beginnen immer mit der Verabreichung pharmakologischer Arzneien. Das heißt, alle mir zu Gesicht gekommenen Therapiekonzepte basieren auf dem Einsatz von Antidepressiva, Antikonvulsiva und retardierten Opiaten (einzeln oder in Kombination). Was sich da unterscheidet, sind bestenfalls die möglichen Verfahren der Verabreichung von der einfachen Injektion über Leitungsanästhesie, Nervenstimulationen und Schmerzmittelpumpen. Ergänzend in Erwägung gezogen werden erst dann, d.h. nach der Chemotherapie oder begleitend
dazu, physikalischen Therapien, Psychotherapien
und sonstige Begleittherapien. Und das sind:
Entspannungsverfahren von autogenem Training bis Qigong und weitere Techniken
der Stressbewältigung, Krankengymnastik, physikalische Therapien,
Herz-Kreislauf-
und Funktionstraining, Patientenschulungen, psychologische Therapien, Nutzung der Möglichkeiten von Selbsthilfeorganisationen, Maßnahmen des Selbstmanagements.
Also alles, was gut und teuer ist wird in unterschiedlichem Maße einbezogen, aber nur ergänzend.
Bei solchen, in der Regel lebensbegleitenden, Konzepten geht es offenbar weniger um Heilung, als um Beschwichtigung. Indiz dafür ist, das die Schulmedizin hier generell von einem lebenslang bestehenden Beschwerdebild ausgeht und keine signifikante Schmerzreduktion über 50% erwartet (das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen!). Da muss man dem Patienten natürlich ein gewisses Verständnis für die Unabänderlichkeit seiner Situation nahe bringen und ihm ein begleitendes „Selbstmanagement“ seines Zustandes nach dem Motto: “Ich habe zwar noch immer Schmerzen, aber ich rege mich nicht mehr darüber auf!“ an die Hand geben.
Kausale Zusammenhänge wie Stoffwechsel – Schmerz,
Soziale Störungen – Schmerz, psychische Störungen – Schmerz werden zwar
erkannt, aber es wird auf diese Zusammenhänge zunächst wieder mit auf solche
Situationen gerichteten Pharmaka (Antidepressiva usw.) eingegangen.
Erst dann wird eine Palette von Begleitprogrammen erwogen, die entweder nur am
Symptom operieren oder einseitig auf die Psyche des Patienten gerichtet sind.
Das erinnert schon sehr an Descartes (Körper und Seele funktionierten ganz unabhängig voneinander). Und es ist unbefriedigend, denn wir wissen längst aus der
chinesischen Medizin, der Zorn kommt aus der Leber
und die Depression ist auf einen mangelhaften Nierenstoffwechsel
zurückzuführen.
Es ist traurig. Alles, was ich sah, funktionierte nach dem Motto: „Behandle,
was du siehst und wo es sich abbildet!“ Und so richten sich alle
Therapiebestrebungen allein auf die Reaktionsebene des Schmerzes: auf Nerven
und Hirn. Der Weg des Schmerzes wird beschrieben als: Herd > Rückenmark
> Gehirn (oder umgekehrt!). Und in diesem Kontext werden gewisse
Überlegungen verständlich, die schmerzverarbeitenden Systeme im zentralen
Nervensystem zu stören/sedieren, um damit eine erniedrigte/höhere?
Schmerzschwelle im Körper zu erzeugen.
Die Logik, die so etwas hervorbringt, ist durch den Wunsch bestimmt, einfach zu
händelnde, stets wiedererkennbare, möglichst normierbare Situationen zu
formulieren, die sich mit den vorhandenen Standards abdecken lassen. Und dort,
wo diese nicht greifen, wird Unheilbarkeit suggeriert und an die
Eigenverantwortung der Patienten appelliert.
Aber so einfach ist das Universum Mensch nicht abzubilden. Krankheiten,
obwohl immer das Ergebnis logisch ablaufender Prozesse, lassen sie sich nicht
normieren.
Allein die Fähigkeit der Selbstregulation des Organismus und seine individuellen Selbstheilungskräfte, sind Variablen, die in keine Standards passen.
Angesichts einer sich als uferlos erweisende
Schmerzlandschaft sind Störfelder nur ein ganz winziger Aspekt. Aber wer sie
nicht richtig wahrnimmt, macht Fehler. Sie sind nicht standardisierbar und
stehen aus unterschiedlichsten Gründen einem Heilerfolg im Weg. Das
Missverständnis besteht darin, dass nicht unterschieden wird zwischen einer
Krankheitsursache und einer Blockade der Heilwirkungen einer Therapie. Löst ein
solches Phänomen eine Krankheit aus oder blockiert es den Fortschritt einer
Therapie?
Gemäß der Gebrüder Hunecke (Neuraltherapie) wäre eine Tonsilitis zum Beispiel
ein Störfeld, das eine Erkrankung auslöst. Aber das ist doch falsch!
Eine Tonsilitis ist doch nicht der Ausgangspunkt, sondern das Ergebnis einer infektiösen Erkrankung. Eine Tonsilitis ist ein Symptom. Und wenn Folgeerkrankungen
auftreten (Tonsilitis = chronischer Infektionsherd
mit Streuwirkung), ist Tonsilitis lediglich eine Situation innerhalb
eines Prozesses, dessen Anfang mit einer
Immunschwäche beginnt und dessen Ende dann keinesfalls die schmerzhaft
geschwollenen Tonsillen sind. Würden, wie das allgemein üblich ist, jetzt die
Mandeln operativ entfernt, hätte man das ursächliche Geschehen durch die
Entfernung nur unterdrückt, aber bei Narbenbildung Störfelder erzeugt. Da liegt
das Problem! Das Störfeld ist niemals die alleinige Krankheitsursache.
Aber eine Tonsilitis, um darauf zurück zu kommen, kann eine solche Blockade
darstellen. Aber sie ist nicht die Ursache von weiteren Krankheiten! Eine
Tonsilitis kann man beseitigen, indem man die Abwehr des Patienten stärkt.
Ein Störfeld ist in unserem Sinne eine Blockade, die einer Heilung den Weg
behindert, die einen Heilerfolg durch die angewandte Therapie, zum Beispiel
durch die Ohrakupunktur, nicht zulässt. Dabei könnte es sich um Narben,
Zahnherde, psychische Traumata usw. oder um eine Tonsilitis handeln. Solche
Situationen müssen erst bereinigt werden, wenn die Heilung weiter voran gehen
soll. Eine Narbe muss entstört werden, da sie die Behandlung blockiert, der
Zahnherd muss beseitigt werden, wenn seine Störung körperliche Folgen hat, eine
psychische Blockade muss erkannt und gelöst werden, ein Ohrring muss entfernt
werden, wenn sein Vorhandensein im Ohr Kopfschmerzen erzeugt.
Eine Narbe auf Magenmeridian erzeugt ein halbes
Leben lang manifeste, für die Schulmedizin nicht erklärliche Magenschmerzen.
Ein Behandlungserfolg konnte nicht erzielt werden, da die Narbe auf dem
Magenmeridian eine energetische Blockade erzeugte. Die Schmerzen
vergingen erst, nachdem die Narbe behandelt wurde und die Blockade gelöst
werden konnte.
Ein gestörter Backenzahn verursacht als Herd jahrelange Handgelenkschmerzen,
die erst verschwinden, nachdem der Zahn behandelt wurde.
Ein psychisches Trauma, der Tod der geliebten Katze, erzeugt Muskelatropien und
starke Schmerzen im linken Arm. Unerklärlich für die Schulmedizin, die sich mit
dieser Ursache auch gar nicht befasst hatte. Die Schmerzen ließen sich erst
beseitigen, nachdem psychische Disposition aufgelöst werden konnte.
Das jahrelange Tragen von Einlegesohlen, die einen Dauerdruck auf den Sektor
des sich auf der Fußsohle manifestierenden Dickdarms ausübte, erzeugt einen
realen Ulkus varicosis, der sofort abklingt, als man die Einlegesohlen
entfernt.
Auf jede Verletzung des Körpers, besonders solche die durch Piercings und
Implantate im Ohr erzeugt werden, folgt eine Reaktion des Organismus!
Das kann beliebig fortgeführt werden und es ist augenscheinlich, dass auch
Schmerz auf eine Blockade zurückzuführen sein kann. Wenn solche Zusammenhänge
nicht gesehen werden, kann das dramatisch werden. Am Ende ist ein
Schmerzgeschehen durch eine falsche Einlegesohle erklärt und da keiner auf
einen solchen Zusammenhang kommt, wird aus dieser Erklärungsnot eine
unheilbare, chronische Erkrankung.
Aus chinesischer aber auch generell heutiger,
naturheilkundlicher Sicht, stellt sich Schmerz als ein Mangel an fließender
Energie dar. Der Ort, auf den Schmerz im Körper hinweist, ist eine Stelle des
Körpers, an der aus vielfältigen, aber immer vorhandenen Gründen, nichts oder
wenig fließt. Einerseits, weil an diese Stelle zu wenig Energie gelangt
(Energiemangel) oder andererseits, weil auf Grund eines akuten Geschehens zu
viel Energie zur Verfügung gestellt wird und so ein Stau entsteht. Der
Organismus signalisiert diese Störung als Schmerz. Dabei ist der Schmerz
natürlich das Ergebnis einer Kette von Reaktionen des Organismus, in die das
Nervensystem und das Hirn zwingend am Ende des Prozesses involviert sind.
Schmerz ist die komplexe Sinneswahrnehmung am Ende eines Prozesses, ist ein
Symptom. Eine Reaktionsebene Herd-Nerven-Hirn ist nur der Weg der
Sinneswahrnehmung Schmerz und nicht deren Ursache. Die Annahme, man könne
Schmerz heilen, wenn man dessen Verbreitung unterbindet, ist ein Fehler, denn
Heilung muss an der Ursache ansetzen.
Schmerz bildet sich am Ort des Geschehens und gleichzeitig als Reflexpunkt auf
den unterschiedlichen Reflexzonen ab. Dieses Phänomen versetzt uns in die Lage,
Schmerz auf Grund seiner Lage im Reflexfeld einem Ort im Organismus zuzuordnen.
Gleichzeitig können wir, indem wir den Reflexpunkt behandeln, regulierend auf
den Herd einwirken. Regulieren bedeutet, etwas energetisch zum Fließen bringen.
Der Schmerz verschwindet, wenn ein energetischer Stau aufgelöst oder eine
Mangelversorgung reguliert wird. Und das wiederum gelingt nicht, wenn die
Ursachen für den Schmerz nicht gleichzeitig Zielstellung der Behandlung sind.
Schmerz ist stark, schwach, ziehend, pochend, brennend, zuckend. Er entsteht
plötzlich, ist eine akute Erscheinung oder länger während, ein chronisches
Phänomen.
Ursachen für Schmerz sind zum Beispiel:
die lokalisierte strukturelle Läsionen (z.B. jemand hat sich das Knie gestoßen)
mit der Folge Prellungs- oder Wundschmerz, die funktionelle Störung, die
zu Kopf-, Gliederschmerzen usw. führt und immer von Stoffwechselproblemen
entweder als Ursache oder als Folge begleitet,
oder
das emotionale bzw. sozialpsychologische Geschehen mit Auswirkungen auf den
Organismus, wie wir das im Zusammenhang mit Rückenschmerzen kennen.
Es sind häufig die ungeklärten sozialen Probleme, die sich als Rückenschmerz manifestieren.
Wenn zwei über Ohrakupunktur sprechen, ist es nicht sicher, dass sie das Gleiche meinen. Man sollte genau hinschauen, mit welchem Konzept einer über das Ohr zu heilen sucht. Da gibt es gravierende Unterschiede, die sich nicht – wie man denken mag – aus den in Europa, China oder Russland entstandenen „Schulen“ der Ohrakupunktur begründen lassen. Die wirklichen Unterschiede in der Ohrakupunktur resultieren aus den Auffassungen über das Heilen von Krankheit.
Abb. Die Ohrsomatotopie
Alle wesentlichen Ereignisse, die gegenwärtige
Krankheit des betroffenen Patienten, die zu einem akuten Symptom führt, bildet
sich im Ohr nach einer logischen Systematik ab.
Um die wesentlichen Zusammenhänge einer Krankheitssituation herauszufinden,
bedarf es einer Strategie, die es uns ermöglicht, aus der Vielzahl der
Projektionen, die Abbildungen zu selektieren, die einen auf die Krankheit (oder
das Symptom) bezogenen Kausalzusammenhang bilden. Diesen Weg weist uns
Nogier. Bereits in seinen ersten Veröffentlichungen hatte er darauf
hingewiesen, dass sich im Krankheitsfall die kausalen Zusammenhänge dieser
Störung auf einer Energielinie im Ohr abbilden.
Von besonderer Bewandtnis, so fand er heraus, waren solche Linien, auch
„Behandlungslinien“ genannt, wenn sie durch den 0-Punkt über das gesamte Ohr
verliefen und ihren Endpunkt auf dem Rand des Ohres, der Helixkrempe, fanden.
Alle sich auf einer solchen Linie befindlichen akuten, auffindbaren Punkte
bildeten einen Kausalzusammenhang, der ein festgestelltes Krankheitsgeschehen
erklärt und gleichzeitig ein logisches Behandlungsschema. Daher kann man im
Wesentlichen behaupten:
Eine solche lineare Abbildung zeigt Störungen in den unterschiedlichen Organebenen, den inneren Organen (Organe der entodermalen Keimblattebene), der Ebene von Gewebe, Haut, Muskeln, Knochen usw. (Organe der mesodermalen Keimblattebene) und dem Nervensystem (Organe der ektodermalen Keimblattebene) in einem über die Wirbelsäule verlaufenden Segment. Die lineare Zuordnung ist Indiz für die Kausalität dieser Störungen in einem Krankheitsprozess.
Zusätzliche Aussagen liefern Ohrrandpunkte (auf
der Helixkrempe, am Rand des Lobulus oder am Rand des Tragus), wenn sie am Ende
einer Linie liegen, die einen Winkel von 30 Grad (oder 60 bzw. 90 Grad) zur
ursprünglichen Behandlungslinie bildet. Diese Punkte haben nicht nur einen
generellen Bezug zur Erkrankung, sie können verstärkend in die Behandlung
einbezogen werden.
Fassen wir zusammen:
· Vor jeder Pathologie ( egal ob Schmerz, Hautkrankheiten oder Haarausfall) liegt ein Prozess.. Die Symptome sind nicht die Krankheit. Sie können nur geheilt werden, wenn der Prozess reguliert wird.
· Eine solcher Prozess bildet sich immer in seiner gesamten Komplexität auf der Ohrmuschel ab. Die erregten Areale oder Punkte geben nach einer bestimmten Systematik ausgewählt die Kausalität einer Störung wider.
· Jeder sich im Ohr abbildende Punkte ist für sich genommen eine rein organotrope Erscheinung. Auf einen prozessualen Zusammenhang dieser Punkte kann nur geschlossen werden, wenn gestörte Punkte sich nach einer bestimmten Strategie einander zuordnen lassen. Erst eine erkennbare Systematik, d.h., die lineare Zuordnung auf einer durch den 0-Punkt laufenden Linie (Behandlungsstrahl) ist Indiz für die Kausalität dieser Störungen in einem Krankheitsprozess.
· Ergänzende Aussagen ergeben sich geometrisch aus zusätzlichen Linien, den Korrespondenzstrahlen. Am Schnittpunkt solcher Linien mit dem Ohrrand lassen sich Korrespondenzpunkte finden, die weitere Zusammenhänge oder Krankheitsverläufe beschreiben.
Dieses Konzept ermöglicht es uns, aus all den im
Ohr auffindbaren Ohrpunkten jene wichtigen herauszufinden, welche erkennbar
einen auf die Krankheit bezogenen Kausalzusammenhang bilden. Dies ist letztlich
die Ursache für die weitreichenden therapeutischen Möglichkeiten, die sich durch
die Ohrakupunktur erschließen.
Die einzelnen Schritte, mit der wir ins Ohr gehen, sind genau definiert:
1. Schritt: Visuelle Diagnostik des Ohrs.
2. Schritt: Auffinden und anschließend Behandeln des Behandlungsstrahl
3. Schritt: Kreislauf regulieren
4. Schritt: Korrespondenzlinien bilden und die Korrespondenzpunkte behandeln
5. Schritt: Behandlung der Organpunkte, die durch das bisherige konzeptionelle
Vorgehen
(Behandlungsstrahl/ Korrespondenzpunkte) noch nicht erreicht wurden, aber in
die Behandlung einbezogen werden sollen.
Das ist das Prinzip! Zunächst wirke ich auf die
zu einer Symptomatik führende Kausalkette ein (Behandlungsstrahl,
Korrespondenzpunkte) und sofern ich die Symptomatik damit noch nicht
ausreichend regulieren konnte, gehe ich ergänzend organotrop dorthin, wo sich
das akute Geschehen abbildet.
Tatsächlich können wir über das Ohr alle Schmerzen, welcher Art sie auch sind, beeinflussen, lindern und häufig ganz ausschalten. Das reicht vom traumatischen Schmerz,
z.B. nach Unfällen, über Neuralgien, wie
Kopfschmerzen jeder Form und Genese über Ischias, Phantomschmerz, Schmerzen bei
rheumatischen Anfällen, Schmerzen bei Durchblutungsstörungen bis zum
Herpes-Zoster-Schmerz. Das Besondere der Schmerzbehandlung über das Ohr
ist die Unmittelbarkeit der Wirkung des hier ausgeübten Reizes und als Ergebnis
einer komplexen Behandlungsstrategie die erstaunliche Wirksamkeit. Es ist von
besonderer Bedeutung, dass der Therapeut die Wirkungen der Akupunktur sofort
kontrollieren kann.
Wir sollten aber wissen:
Bei Patienten, die unter der Wirkung starker Analgetika oder Neuroleptika
stehen, verstärkt bzw. verändert die Ohrakupunktur die Wirkung der
pharmazeutischen Arzneien!!
Immer wieder trifft man auf den Begriff
„Chronischer Schmerz“. Was ist das? Wie kommt es, dass Schmerzen chronisch
werden? Wird Schmerz chronisch, weil er als akute Situation nicht bemerkt
wurde? Ab wann ist ein Schmerz chronisch?
Alle Symptome, die ohne reguliert zu werden, im Körper über längere Zeit
existieren und dabei ungefährlich für das System scheinen, werden vom
Organismus als systemimmanent anerkannt. Der Körper akzeptiert den entstandenen
Zustand und reguliert nun nicht mehr. Ja, er verteidigt das Problem jetzt gegen
jeden Versuch es zu lösen.
Und zu irgendeinem Zeitpunkt, gibt es für einen Schmerz keine Erklärung mehr,
weil wir die Ursachen vergessen haben. Wir haben das ursprüngliche Trauma, den
Unfall,
die Schutzimpfung, die psychische Belastung,
vergessen. Aber es bleibt ein Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung,
auch wenn der lange zurück liegt. Und natürlich gibt es Lösungen nur, wenn sie
sich auf diesen Zusammenhang beziehen.
In der Ohrakupunktur behandeln wir chronischen Schmerz immer als einen Prozess
und daher komplex im Rahmen einer festgelegten Strategie. Wir finden
einen Behandlungsstrahl, der den Blick auf Ursachen eines Prozesses ermöglicht
und dann weiter auf Zusammenhänge und den Schmerz direkt ein. Es muss klar sein,
dass der Behandlungsstrahl, der einen Krankheitszusammenhang abbildet, nicht
direkt auf die Abbildung des Schmerzes im Ohr führen muss. Es ist selten,
das sich Prozess und Symptom auf eine Linie abbilden.
Akute Schmerzen deren Ursachen erkennbar und zeitlich in einem unmittelbaren Zusammenhang zum Geschehen stehen, behandeln wir „locus dolendi“, d.h. wir gehen ausschließlich auf die Schmerzabbildungen ein. Tatsächlich ist die Systematisierung „akut“ oder „chronisch“ nicht eindeutig. Es gibt eine Reihe akut auftretender Schmerzzustände, wie zum Beispiel Ischias oder Hexenschuss, deren spontanes Auftreten an einen akuten Zustand gemahnt, deren Ursachen aber auf eine vorhandene Disposition zurückzuführen sind. Diese Disposition ist ein chronischer Prozess und es versteht sich von selbst, dass man in solchen Fällen den akuten Schmerz und die Disposition behandeln muss. Es kann zunächst durchaus angezeigt sein, aber nur, wenn das ausreicht, nur „auf den Schmerz“ zu gehen. Bei der folgenden Behandlung aber sollte man die komplexe Strategie anwenden, um das Geschehen insgesamt in den Griff zu bekommen.
Die Fallbeispiele können nur beispielhaft aufzeigen, wie eine Entscheidung über die Strategie einer Heilbehandlung zustande kommt. Die Abbildungen dazu zeigen immer eine Ausgangssituation. Wir können davon ausgehen, dass sich der Krankheitsprozess unter der Akupunktur verändert hat und das sich dessen Abbild bei der nächsten Behandlung verändert hat. Immer treffen wir auf einen neuen Zustand und „bauen“ darauf mit der nächsten Behandlung auf!
Interkostalneuralgie
Bei einer Interkostalneuralgie treten
Nervenschmerzen im Bereich der Zwischenrippennerven im Brust- oder Rückenbereich
auf und werden durch Husten oder Pressen verstärkt. Sie werden als Punktschmerz
empfunden oder verbreiten sich bandartig. In der Regel handelt es sich um
anhaltende Schmerzen, die sich anfallartig verstärken können und von den
Betroffenen als messerscharf und zermürbend beschrieben werden. Bei starken
Anfällen treten häufig Todesangst und Atembeschwerden auf.
Die Schulmedizin setzt Schmerzmittel, Rheumamittel oder Mittel zur
Muskelentspannung ein. Bei extremen Schmerzen können auch zentral wirkende
Schmerzmittel (Opioide) verabreicht werden. Häufigste Intervention ist
die Lokalanästhesie mit einem lang wirkenden Betäubungsmittel in Form von
örtlichen und zeitlich begrenzten Betäubungen oder Nervenblockaden.
Der Fall:
Der Patient, ein älterer Herr, beschreibt starke
Akutschmerzen im Zwischenrippenbereich Th. 4 - 5 auf der linken Seite.
Er ist etwas übergewichtig und massiv gebaut. Von Beruf war er (vor seiner
Pensionierung) Bauarbeiter und arbeitet auch gelegentlich noch in diesem
Gewerbe. Er trinkt regelmäßig, d.h. täglich, „sein“ Bier. Er hat
Rückenschmerzen bei Belastungen, d.h., wenn er Schweres hebt.
Er möchte keine komplexe Behandlung. Der Schmerz in der Brust soll weg und
basta.
Abb. :Gehirn
Alle Organe des Kopfes, Gesicht und Hirn bilden sich auf der Vorderseite des
Lobulus, auf und hinter dem Antitragus sowie im Bereich der Incisura
intertragica ab. Hier „findet eine Menge statt“ und die Ohrsomatotopie für
diesen Teil kann angesichts der Fülle von notwendigen Informationen etwas
unübersichtlich erscheinen. Wer sich zunächst grob orientiert, was auf dem
Lobulus vom Kopf oben, unten, vorn und hinten ist, hat sich schnell
zurechtgefunden.
Der Schädel bildet sich auf dem Antitragus ab. Das
ist oben!
Im frontalen Drittel beginnend an der zum Antitragus auslaufende Incisura
intertragica bilden sich die Knochen des Os frontale ab. Im mittleren Drittel,
dem Gipfel des Antitragus, bilden sich die Knochen des Os parietale und des Os
temporale ab. Im hinteren Drittel zum Übergang zur Anthelix hin finden wir den
Os occipitale.
Auf dem zum Gesicht zugewandten Lobulusdrittel, unterhalb des Os frontale und
von der Incisura intertragica an bis hinunter zum Lobulusansatz am Kopf, bilden
sich Gesicht, Nase, Stirn usf., ab. Das ist vorn!
Das Segment, das vom hintere Drittel des Lobulus gebildet wird (unterhalb vom
Helixschwanz und von der den Übergang zum Lobulus bildenden postantitragalen
Furche an), ist grob gesehen der Abbildungsbereich des Hinterkopfes. Das ist hinten!
Auf den drei Segmenten des Lobulus (vorn, hinten und in der Mitte) finden
wir alle äußeren Organe des Kopfes und des Gesichts. Das ist außen!
Auf der Rückseite des Antitragus und deren Fortführung zur Incisura
intertragica (einschließlich deren äußeren Bereichs bis zur Kante und der unter
der Incisura sich fortsetzenden Kurvatur und dem von der Incisura umschlossenen
Teil der Concha) sowie der sich bis etwa (unterhalb) C4 in der Vormauer
abbildenden Medulla, bilden sich alle Teile des Hirns ab. Dort ist innen!
Der Fall
Die Patientin hat ständig latente Kopfschmerzen im Stirnbereich und
zusätzlich spontane Kopfschmerzattacken etwa einmal wöchentlich. Die Probleme
beginnen immer morgens, d. h. sie wacht mit den Kopfschmerzen auf. Die werden
dann gegen Mittag stärker und klingen nachmittags ab. Die Schmerzen breiten
sich vom Hinterkopf aus über den ganzen Schädel und manifestieren sich
schließlich an der Stirn. Zusätzlich hat sie in solchen Phasen einen Schwindel,
der sie beim Stehen nach Halt suchen lässt. Sie ist ängstlich und lässt sich
nur zögernd auf die Ohrakupunktur ein (Angst vor Nadeln!). Überhaupt kann sie
viel Aufhebens nicht ertragen. Sie fühlt sich dann schnell in die Enge
getrieben. Die Unterlippe ist leicht angeschwollen und weist eine Blase auf.
Sie hat einen verstärkten Harndrang und unwillkürlichen Harnabgang beim Husten.
Außerdem klagt sie über Ohrgeräusche im linken Ohr. Sie sind nicht ständig,
aber regelmäßig und bereits über einen langen Zeitraum vorhanden.
Visuelle
Diagnostik
Das fast runde Ohr mit der etwas unruhigen Struktur der Helixkrempe und die
starke Ausprägung der Anthelix im Halswirbelbereich lassen auf einen kreativen
Geist schließen, der durchaus unruhig und beeinflussbar ist. Das große
Magenfeld und der weit gestaltete obere Conchabereich (Verdauung und
Ausscheidung) weisen auf vegetative Reaktionen auf äußere Einflüsse. Wall oder
Vormauer im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule sind sehr offen. Hier bilden
sich endokrine und nervale Steuerungen auf die inneren Organe ab. Das hat
Auswirkungen insbesondere im Sektor der Medulla (HWS bis C 4) und zeigt die
Tendenz zu Blockaden und Verkrampfungen u.a. in Bezug auf Atmung und Kreislauf.
Der relativ massive Lobulus weist auf Persönlichkeit mit animalischen Grundzügen.
Die Stressfalten auf dem Lobulus und der Zone des psychosomatischen Ausgleichs
sind weitere Hinweise darauf, dass es sich hier um eine Person handelt, die mit
Stress nicht sonderlich umgehen kann.
Gleich die erste Behandlung nimmt den Schmerz, der jedoch nach einigen Tagen wieder erscheint. Die zweite Behandlung nach 14 Tagen erzeugt wieder Schmerzfreiheit,
die jetzt länger anhält. Die Ohrgeräusche sind erheblich weniger geworden der dennoch wiederkehrende Kopfschmerz ist so reduziert, dass jetzt auf Wunsch der Patientin
von einer weiteren Akupunktur abgesehen wird. Sie hatte die Akupunktur nur unter dem ursprünglichen Leidensdruck akzeptieren können. Die weitere Behandlung erfolgte daher homöopathisch.
Vorwort/Suchen. Zeichen/Abkürzungen. Impressum.
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