Thea sinensis Anhang

 

[Christoph Weihe]

Revision des Arzneimittelbildes nach Masi-Elizalde

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Primäre Psora

Der Thea-Mensch sucht vergeblich mit Hilfe seiner Intelligenz das Absolute durch die grandiose Ausdehnung seiner affektiven Erlebniswelt. Seine überreizten Sinne und seine immerwache Aufmerksamkeit trachten danach, alle geschaffenen Dinge grenzenlos zu durchdringen und zu durchleben, um zum letzten Wesen durchzudringen. Metaphorisch gesprochen leert er jeden Becher bis

zur Neige, er will bis auf den "Tassenboden" schauen können. Jedes Tabu reizt ihn zur Überschreitung, alles unterwirft sich dieser brillianten Intelligenz, die alles wollüstig zergliedert, dabei aber mit kaltblütiger Leidenschaft vorgeht. Unablässig ist der Thea-Mensch den Grenzen des Verstehbaren und Erlebbaren auf der Spur. Sein Prinzip ist die intellektuelle und körperliche Verschwendung und Überschreitung, das Heilige und die Gewalt.

In Gott sind alle Erkenntnisbilder als Urbilder im Voraus, er muß das All der geschaffenen Welt nicht erkenntnismäßig durchdringen, da alles Bestehende von ihm abkünftig ist. Er kann darum auch nach seinem Willen damit verfahren. Gott kennt keine Erfahrungsgrenzen, sein Verstehen weiß den Dingen immer schon auf den Grund zu gehen. In Gottes Ökonomie gibt es nicht den Dualismus von Sammeln und Zurückhalten von Nützlichem und grenzenlosem Überfluss.

 

Kerne:

Schuld

Seine Intelligenz will sich rücksichtslos an allem Erkennbaren und Denkbaren erfreuen, immer sollen die Grenzen des Verstehbaren überschritten werden. Sie ist Rechtfertigung und Instrument bei seinen Ausschweifungen. Seine intellektuell-libidinöse Energie kennt keine Tabus. Ein Extremfall ist der intellektuelle Triebtäter und Kannibale Hannibal Lector im "Schweigen der Lämmer", dessen Exzesse keine sexuellen Motive haben.

Verlust: Er verliert jedes Mitgefühl, da die Freude allein dem Tabubruch mithilfe des kalten Verstand unterstellt wird.

Strafe

Seine Intelligenz nimmt ab, seine Verstandesorgane rebellieren, seine Wahrnehmung ist überreizt, seine affektive Energie auf dem Nullpunkt.

Hauptthemen

Die Themen kreisen literarisch überspitzt ausgedrückt um Begriffspaare wie: Liebe und Tod, Wollust und Ekstase, Gewalt und Übermaß, Wahnsinn und kühle Intelligenz, Entgrenzung und Lachen.

Themenliste

Lachen

Sprechen in Reimen

Repertorium: mind, delirium, loquacious, in rhyme

Geist und Intelligenz

Angespannter Geist und unfähig zur Erholung

(Al. 18, Vergiftung)

Leichtigkeit

(Selbst)Vertrauen

Repertorium: Mind, Confidence, want of self-, > beer.

Bier

Ekstase

Repertorium: Mind, Ecstasy, amorous

Sprühen wie Funken

Geistige oder nervöse Schwäche

Kraft

Unkontrollierbarer Zwang

Sterben und Töten

Repertorium: mind, death, pesentiment, predicts the time mind, fear, apprehension, dread, of sudden death mind, fear, apprehension, of killing

mind, kill, desire to, herself, sudden impulse to

Dunkle Lebensgedanken

Freude am Töten

Repertorium: Mind, voluptous, waking from a dream of murder Empfindlichkeit und Empfindungslosigkeit

Herzangst

Glocke

Griff an die Nase

Bitterkeit

Der leere Magen

Fasten

Sex

Schmerzen wie von Folter

Zittern

Plötzlichkeit

Körperliche Schwäche

Schwäche nach Essen

Tumoren

Kaltblütigkeit

Unter die Haut

Unfähig zum Treppe aufzugehen

Miasmatische Dynamik

 

Sekundäre Psora

Abgeleitetes Bild

Der Thea-Mensch vermittelt das Gefühl, in einem Käfig zu stecken. Seine libidinöse Energie ist wie durch Gitterstäbe behindert.

"Ihm ist als ob es tausend Stäbe gäbe, und hinter tausend Stäben keine Welt" (Rilke).

Ein Ausbruch aus diesem Gefängnis weckt seine abgründigen Ängste.

In weniger extremen Fällen sehen wir einen gehemmten Menschen vor uns. Seine intellektuelle Freude ist eingepfercht, er traut sich vielleicht gerade an ein Kreuzworträtsel heran oder andere

harmlose geistige Beschäftigungen, bei denen keine gedankliche Grenze verletzt werden. Jemand, der sich in seiner geistigen Welt auf kein Abenteuer einlässt. Vielleicht ein radikaler Ökologe,

der alles vom Gesichtspunkt der Verwertbarkeit und der Erhaltung von biologischen Ressourcen sieht und in diesem Sinne unendlich ausdauernd argumentiert. Das Übermaß, das die Natur

dauernd produziert, ängstigt ihn. Die daraus entstehende Zerfallsprozesse der Fäulnis und Verwesung bewirken Ekel bei ihm. alle Abfälle sollen wiederverwertet werden, er betreibt ein ausgeklügeltes Recyclingsystem, indem der Verlust durch Überfluss und Luxus methodisch ausgeschlossen wird. Es geht um die Verbannung der Freude am Übermaß.

Das hier im Zentrum stehende Begriffspaar Tabu und Überschreitung hat der französische Soziologe Marcel Mauss auf die Formel gebracht: "das Verbot wurde erdacht, um es zu überschreiten."

Der psorische Thea-Mensch wird sich also ökonomisch und sparsam verhalten. Er vermeidet alle übertriebenen Ausgaben und ihn ängstigt die Verschwendung. Dabei geht es ihm weniger um

Anhäufen und Sammeln, als um die Vermeidung von Überschwang. Diese Sparsamkeit betrifft v.a. alle libidinösen Ausscheidungsvorgänge des Körpers, aber auch jegliche sprachliche Ent-Äußerung

oder Ausdrücke der Freude. Überall ist er zurückhaltend.

 

Sekundärpsorische Symptome

Ein Gefühl des leeren Magensackes; Zustand nervöser Unbehaglichkeit und mangelhaftes (Selbst)-Vertrauen; Unlust zur Unterhaltung; trockene Augen nach durchwachter Nacht; Unwohlsein nach dem Essen; Unfähig zum Treppe aufgehen; Schwäche der Muskulatur und der Kraft; Fasten verschlimmert;

Egotrophie

Abgeleitetes Bild

Die beiden egotrophen Varianten des Thea-Menschen haben beide mit der lustvollen Überschreitung von (gedanklichen) Tabus zu tun.

Eine schwächere Variante in der Egotrophie ist der Autofahrer, der sagt: "Ich glaube nicht an Geschwindigkeitsbeschränkungen." Seine Freude hat er an solchen lustvollen, kleinen Verstößen und Regelverletzungen.

Seltener begegnen wird uns der radikale Thea-Mensch im Extremkonflikt. Die unaufhebbare Spannung zwischen Tabu und Tabuverletzung ist für ihn die Voraussetzung der erotischen Ekstase, der Transgression und der Entgrenzung des Ich. Um dorthin zu kommen muss der Mensch alles riskieren, bis zu seinem eigenen Leben. Darum dreht sich das Leben des Thea-Menschen v.a. um Erotik und Tod.

Bataille sagt dazu: Wir machen uns vom Menschen ein Bild, "das von der äußersten Lust (die im Spiel der Geschlechter ihre wildeste Intensität erreicht) und vom äußersten Schmerz (den der Tod zwar stillt, vorher aber auf das heftigste steigert) gleich weit entfernt ist: von jeher betrafen die meisten Verbote einerseits das Sexualleben und andererseits den Tod, so dass beide Bereiche als sakral, als der Religion zugehörig empfunden wurden."

Ein Typus des egotrophen Thea-Menschen ist der libertine Übermensch de sadescher Ausprägung. De Sade glorifiziert den erotomanen, sich und andere vergeudenden Herrenmenschen, den Typ des sadistischen Henkers. Seine Ausschweifungen sind sehr ritualisiert und reglementiert, sie münden in eine Ekstase, die mit zwanghaft kalkulierender Intellektualität kontrolliert zu sein scheint, und die entgrenzende Gewalt der Handelnden wird zum katastrophalen Ohnmachtserlebnis der Opfer. Das sexuelle Erlebnis wird auf Kosten des Anderen inszeniert, Lust hat zu tun mit dem unbändigen Verbrauch von Körpern, den De Sade wie überschüssige Biomasse konsumiert. Keine Lebensform ist ihm zu kostspielig, immer ersinnt er mit ausschweifender Phantasie neue Genussressourcen. Leben

ist Luxus und besonders dann, wenn Lebendiges dabei vernichtet wird. Die Sexualität wird jeglicher Fortpflanzungsfunktion beraubt, denn er ist Feind des Utilitarismus. Seine Ganze Freude gilt dem Übermaß der Ausscheidungen, die Lust ist umso größer, je mehr Sekrete strömen. Es ist ihm eine Freude, wenn es richtig zum Himmel stinkt. Ein Film, der solche Exzesse erzählt, ist P.P. Pasolinis letztes Werk "Salo".

George Bataille lässt in "Meine Mutter" den Sohn der inzestuösen Mutter sagen: "Ich genoss mein Unbehagen." Bataille fordert seine Leser auf, die Angst vor dem Tabu bewusst zu erleben, sie in erotische Energie zu ballen und als Feder zur Entgrenzung und Überschreitung in eine neue Erfahrung zu nutzen. "Um bis ans Ende der Ekstase zu gehen, wo wir uns im Sinnengenuss verlieren, müssen wir ihm immer wieder die unmittelbare Grenze zeigen: diese Grenze ist der Schrecken." Ohne diese Angst sei der Mensch nicht fähig die Möglichkeit der souveränen Selbstverschwendung zu erreichen.

Zum Gelächter sagt Bataille:" Wenn ein Ausbruch von Gelächter erzeugt wird, handelt es sich, wie man zugeben muss, um dieselbe nervöse, normalerweise durch den After ( oder die benachbarten      sexuellen Organe) stattfindende Entladung, die sich diesmal durch die Öffnung des Mundes Bahn bricht." Für Bataille ist die Erotik das Sprungbrett, das die homogene Alltagswelt des Nützlichen und der Anspruchslosigkeit transzendiert in die Schreckenswelt der Heterogenität, in der die Affekte herrschen. Der Schrecken gehört darum bei Thea auch in die Egotrophie. Ein Beispiel ist der Song von J. Cale "Fear is a man´s best friend".

Jegliche Form der unproduktiven Überschussvernichtung können dem Thea-Menschen zusagen: Opferkulte, Kunst, Prachtbauten, perverse Sexualität, Krieg und Zerstörung. Damit hat er eine gefährliche Neigung zum Untergang. Sein Funktionsprinzip ist das des Verlustes. Der profanen, säkularen Welt der Arbeit setzt er die entfesselten Feste und das gefährliche Leben entgegen. Bataille verweist ausdrücklich auf den religiösen Charakter der Erotik, die über den Horizont der unmittelbaren Welt hinausreicht.

 

Ein anderes Bild der Egotrophie ist der intellektuelle Asket, der seine Überschreitungen in Meditation und Kontemplation findet. Er lehnt alle Verschwendung und allen Luxus ab. Dieser Typ passt leichter zu unseren Erwartungen an das harmlose Genussgift Tee als der eben erwähnte Typ.

Im Zen-Buddhismus ist im Zusammenhang mit der Tee-Zeremonie vom "Leermachen" die Rede. Dabei soll sich der Tee-ausschenkende Meister in eine Leere bringen, die nicht auffüllbar ist, gewissermaßen eine angefüllte Leere, der nichts fehlt.

Diese Spielart des Thea-Menschen geht mit Energie sparsam um. Dabei geht es ihm aber nicht um die Bewahrung und Aufsparung von Kräften. Die rationale, profanisierte Welt wird hier in die unendliche Welt des Sakralen überschritten. Allerdings ein Vorgang, dessen ekstatische Natur äußerlich verborgen bleibt. Die innere Erfahrung des Mystikers, der an die Grenzen des für den Menschen möglichen gelangt, um sie immer weiter auszudehnen. Philosophie, Yoga und Askese können ihm dabei behilflich sein. Die Entgrenzung des profanen Wissens, der Moral und des Gefühls in einer Sphäre der Trance, die in einer inneren Erfahrung gesucht wird. Die Alltagssprache weis allerdings dieses Erlebnis nicht zu vermitteln, Ausdruck der Unausdrücklichkeit wird somit das Schweigen. Die Philosophie der Grenzüberschreitung Batailles ersetzt Sprache durch stille Kontemplation. Dazu Bataille: "Die Lust wäre verächtlich, wenn es nicht ein überwältigendes Überschreiten wäre, was nicht nur der sexuellen Ekstase vorbehalten ist. Die Mystiker haben es in gleicher Weise erfahren. Das Sein wird uns gegeben in der unerträglichen Überschreitung des Seins, das nicht weniger unerträglich ist als der Tod." Wir müssen das Sein "im Erleben des Todes suchen, in jenen unerträglichen Momenten, in denen wir zu sterben glauben, weil das Sein in uns nur noch Exzeß ist, wenn die Fülle des Schreckens und der Freude zusammenfallen."

"Selbst das Denken vollendet sich nur im Exzess. Was bedeutet Wahrheit außerhalb der Vorstellung des Exzesses, wenn wir nicht sehen, was über die Möglichkeit des Sehens hinausgeht, das zu sehen unerträglich ist, wie in der Ekstase der Genuss unerträglich ist? Wenn wir das nicht zu denken vermögen, was die Möglichkeit, zu denken übersteigt...?"

 

Egotrophe Symptome

Delirium mit Exstase, unaufhörliches Lachen, Sprechen in Reimen und zur Schau gestelltem Wohlbefinden; geistige Verzücktheit mit vermehrten Selbstvertrauen; Vermehrte Herzlichkeit und intellektuelle Brillianz; flüssige Konversation und sprühender Witz; vermehrte geistige Fähigkeiten ohne Zunahme der Vorstellungskraft, ausdauernde Aufnahmefähigkeit; Wahrnehmung gesteigert, neigt zur sinnenden Meditation; aktiver Ideenstrom, die Aufmerksamkeit konzentriert sich leicht auf einen Gegenstand; Gefühl der Gesundheit und Fröhlichkeit; anhaltender Gedankenfluss in der Nacht; ausstrahlende Lichtblitze; Unnatürliche Erregung der Sexualorgane; lebendige Konservation und fortgesetztes Denken verbessert die Angst des Nachts; kraftvolles austreten bessert die Taubheit der Beine; Traum vom kaltblütigen Mord an jungen Kindern, der noch lange eine lustvolle Erinnerung hinterlässt.

Egolyse

 

Abgeleitetes Bild

Der egolytische Thea-Mensch ist der Opfertyp der de sadeschen Szenen und Arrangements. Er ist der erniedrigte und verletzte Knecht, der sich der Gewalt willenlos ausliefert. Jedes Überschreitung wird zum Erlebnis der Gewalt auf seine Kosten. Er akzeptiert die Unmöglichkeit jeden Genusses, denn der bereitet ihm nur Beschämung. Es handelt sich also nicht um den Typ des Masochisten, denn der erlebt ja Lust in der Unterwerfung.

Egolytische Symptome

Von unkontrollierbarer Macht zum Selbstmord gezwungen; mürrisch und schweigsam; die Nachtglocke versetzt in furchtbare Nervosität; geistige Qual; geschüttelt vom furchtbarsten Schrecken will er im Haus des Anderen sterben; finstere Gedanken und aussichtslose Vorstellungen über sein Leben; unfähig zu lesen oder zu denken; Herzangst und Traurigkeit; verdunkelter Geist und schwaches Gedächtnis; Anfälle von Unempfindlichkeit; Gefühl eines Eisens, das ihr unter die Kopfhaut fährt; Zunge wie von heißer Flüssigkeit verbrannt; unerträglicher Schmerz nach dem Essen; Handzittern, daß er nicht schreiben kann; Gefühl das Bettlaken zerquetscht den Fuß; Gefühl, der Tod nahe unmittelbar; Versinken in den tiefsten Abgründen der Finsternis;

 

Alterolyse

Abgeleitetes Bild

Alle Genüsse sind ihm vergällt, weil andere seinen Spielraum einengen. Er kann sich nicht ausdehnen, weil die Anderen ihn einschränken und er sich nicht frei bewegen kann und darum bleibt ihm wirklicher Spaß verwehrt. Er greift darum die vermeintlichen Moralwächter an, oder er versucht Andere seinen Exzessen auszusetzen. Respektiert keine ethischen Grenzen indem er zum Peiniger seiner Mitmenschen wird.

Alterolytische Symptome

Neigung wegen jeder Kleinigkeit zu streiten; Der Lust-Mord an wehrlosen Opfern;

 

Interpretation einzelner Symptome

Der Selbstmord aus dem Fenster: Jemand wirft sich dem Licht entgegen.

Die individuelle Todeserfahrung des Menschen konfrontiert ihn mit erschreckender Gewalt durch die Gefahr der Zerstörung aller Ordnung. Die profane Alltagswelt verbannt darum Tod und auch Erotik

in eine tabuisierte, sakrale Welt. Die Gefahr des Todes wird im Alltag durch Notfallmedizin, Lebensversicherung, Totenkult etc. gebannt. Bei Tabuverletzung durch Tötung muß Buße abgeleistet werden. Die Sexualität ist in der sexuellen Vereinigung ausschließlich zum Fortpflanzungszweck gebannt. Die Überschreitung dieser Tabus, so scheint es dem Thea-Menschen, gibt seiner profanen Welt ihre Souveränität zurück.

 

Das Traumsymptom des kaltblütigen Kindermordes mit dem Erleben von klammheimlicher Freude ist das stärkste Argument für die These, Thea habe etwas mit Tabubruch und Entgrenzung zu tun.

Der in allen Einzelheiten phantasierte Babymord der Mutter ist ein weiteres klassisches Tabuthema. Weitere Hinweise dafür sind die unnatürliche Erregung der Sexualorgane, das unbändige Lachen,

der genannte eigene Todestrieb, das Versinken in den tiefsten Abgründen der Finsternis, das überschwängliche Sprechen in Reimen, die Prophetie, die Ausweitung seiner Intelligenz und die verliebte

Ekstase.

 

Das Eisen, das ihm in das Hirn fährt, ist Ausdruck der Qual und der Unerträglichkeit, angesichts des Schreckens der "heiligen Erotik".

Die dunklen Analysen über das eigene Leben und die nächtliche Illusion in einem finsteren Abgrund zu sitzen entspringen der Neigung des Thea-Menschen nach Mystik der Überschreitung und des Schreckens.

Der Tod im fremden Hause ist die Grenzerfahrung des "ganz Anderen", die Grenzüberschreitung sogar im Raum der Exteriorität..

Die Verbesserung durch das Bier: Hopfen ist ein Verwandter des Hanf, also der Cannabisarten, einer euphorisierenden Pflanzengattung. Hopfen gilt selber als bewährtes Sedativum. Vom Hopfen rührt die direkte Östrogenwirkung des Bieres. Seine Wirkung ist eher dämpfend auf der Ebene der Wahrnehmungsorgane. Eine Form von Antagonisierung der Theawirkung ist die Folge.

 

Die Illusion der Türglocke entspringt dem überreizten Sensorium. Im engeren Sinne weist es auf den Überschreitungskomplex hin, das Durchschreiten einer Tür führt zu neuen Räumen, zu fremden Erfahrungen.

Eine weitere Assoziation sind die läutenden Todesglocken.

 

Zittern: Um die ekstatischen Zustände seiner Figuren zu beschreiben, benutzt Bataille auffallend oft das Wort "zittern".

 

Schrecken und Geist hängen etymologisch zusammen, was im Wort Geisterbahn noch lebendig ist. Thea lebt und leidet mit dem Schrecken an der Erkenntnis.

 

Meditation: Die meditative Neigung von Thea erlaubt den Brückenschlag zum Tantrismus. Tantra, abgeleitet von der Sanskritwurzel tan, bedeutet "erweitern". Damit ist Tantra die Methode, das menschliche Bewußtsein zu erweitern und zu entwickeln. "Der Eros ist die bindende Kraft, die das unbewegliche Transzendentale in Bewegung versetzt, die den meditierenden Shiva zum vibrieren

bringt, der Urheber und Mutterschoß, die die Ewigkeit schaffen. In der Vereinigung der zunächst gegensätzlichen männlichen und weiblichen Prinzipien entsteht schließlich die Welt in ihrer Fülle."

LS, S. 122

 

Andere Hypothesen

Der Verweis auf das Werk de Sades verdankt sich einer Diskussion des AFADH. Die daraus resultierende Hypothese sieht das Hauptproblem bei Thea in der kaltblütigen Unmoral überschwänglicher Intellektualität. In der hier ausgeführten Hypothese wird der Schwerpunkt etwas verschoben auf das Entgrenzungserlebnis zügelloser Intellektualität.

DD.:
Staph.: Verlust der Würde durch die praktizierte Sexualität macht Staphisagria zu einem Menschen, der für Kränkungsszenarios beim Sex wie geschaffen ist.

Plb-met.: Bei Plumbum geht es allein um das Verbot, daß zur Überschreitung provoziert. Er mag nicht akzeptieren, nur die zweite Geige in der Ordnung der Welt zu spielen, und bekämpft darum diese Ordnung. Überschreitung wird hier im Gegensatz zu Thea nicht intellektuell betrieben.

Acon.: Schrecken, Todesahnung und Hang zur Lächerlichkeit erinnern an Thea. Aconitum vertraut nicht der rätselhaften Fügung und will diese durch seine Wachsamkeit ersetzen. Er glaubt, daß alles Voraussehbare bis hin zum Schrecken des Todes schon in ihm steckt.

Hyos.: Liebt die Unmittelbare Inbesitznahme, packt alles mit Begierde. Verschwenderisch und unersättlich an und in der Liebe. Er will nicht dem Geliebten vertrauen müssen, er will stattdessen Sicherheit durch Wissen. Der Diskurs der Macht des Eros durch die Überzeugung und die Rede.

Stram.: akzeptiert keine Grenzen, denn er will im Besitz einer Sache sein, ohne sie schrittweise zu erreichen. Erwill sich eine eigene Welt mit eigenen Regeln schaffen, die er intellektuell beherrschen kann.

 

Im DDS finden wir zur Teezeremonie folgendes:

Die Teezeremonie in Japan verkörpert eine perfekte Ästhetik, eine Reinheit des Dekors, der Instrumente und der Gesten. Dies alles begründet einen Kult der Unbeständigkeit und Vergänglichkeit der Schönheit. Der Teebaum ist der Legende nach aus den abgeschnittenen Lidern des Buddha entstanden, der damit das Einschlafen bei der Meditation verhindern wollte. Bis heute verwenden Zen-Mönche den Tee zu diesem Zweck. Es geht darum, die Rohheit der Gebräuche zu mindern, die Leidenschaften zu disziplinieren, die kriegerischen Widersprüche zu überschreiten und Frieden zu stiften. Charakteristisch für die Teezeremonie ist die Nüchternheit und die Entfaltung der Tat, die zur Entblößung der Individualität führt. Wie in allen Zen-Künsten ist das zu erreichende Ziel nicht die vom Ego vollzogene Tat, sondern die von der eigentlichen Natur oder der Leere verursachte Handlung. Der Tee ist endlich das Symbol des Wesens, an dem das Selbst Anteil hat. Diese Leere ist nicht die des Schlafes, sondern sie ist intensiver in der kontemplativ-meditativen Stille.

 

 

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