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Schlafforschung Unser Nachtleben
Lange verachtete die Wissenschaft die Träume. Jetzt erkennt sie deren Wert: Im Traum legen wir das Fundament unseres Bewusstseins.
Die Renaissance der Traumforschung begann mit heftigem Schwindel. Am 1. Februar 2001 saß Allan Hobson, der einflussreichste Schlafforscher der letzten Jahrzehnte, mit seiner Frau beim Frühstück. Plötzlich drehte sich alles um ihn. Hobson, 68, presste seinen Kopf auf den Tisch, um das Gleichgewicht zu halten. Lia, eine Neurologin, erkannte die Symptome eines Schlaganfalls und brachte ihren Mann ins Krankenhaus. Eine Arterie in seinem Hirnstamm war geplatzt.
Der Schlaganfall brachte auch Hobsons Schlaf durcheinander. In den ersten zehn Tagen schlief er überhaupt nicht. Seine Träume blieben noch länger aus. Stattdessen hatte
er im Wachen furchtbare Halluzinationen – so als wollte sein Gehirn dringend träumen. Sein erster Traum, 38 Tage nach dem Schlaganfall, kam just in jener Phase, in der er auch das Gehen wieder lernte. Das war kein Zufall, davon ist Hobson überzeugt – erst träumend habe sein Gehirn die grundlegenden Fähigkeiten wiedererlangt. Mittlerweile glaubt er sogar: »Ohne Träume gibt es kein Bewusstsein.«
Ausgerechnet Allan Hobson! Der Psychiater hatte die Träume einst mit aller Macht den bisherigen Traumdeutern entreißen wollen, er hat sie gar zum sinnlosen Abfallprodukt der Hirntätigkeit degradiert. Hobson war zumindest mitverantwortlich dafür, dass seriöse Wissenschaftler um dieses Thema einen großen Bogen machten. Jener Hobson also philosophiert heute darüber, dass man ohne Träume erhebliche Schwierigkeiten im Wachzustand bekommt. Und wenn eine Koryphäe umdenkt, folgen ihr häufig andere. Träume sind in den vergangenen Jahren in den Fokus der Forschung gerückt – nachdem sie viele Jahrzehnte lang links liegen gelassen wurden. Hirnforscher ergründen ihre physiologische Grundlage. Psychologen untersuchen ihre Form und ihren Inhalt, Psychiater ihren Einfluss auf unser Seelenleben. Der aktuelle Forschungsstand der verschiedenen Disziplinen lässt ein Bild entstehen, in dem das Träumen nicht weniger ist als ein eigener Bewusstseinszustand.
Wie alltäglich und seltsam dieses Phänomen doch ist! Seit Urzeiten machen sich die Menschen Gedanken darüber, was ihnen Nacht für Nacht im Kopf herumspukt.
Die frühen Kulturen verstanden Träume als göttliche Ratschläge und Warnungen. Noch im Mittelalter galten sie als Vorboten künftiger Ereignisse. Zum Gegenstand systematischer Untersuchung wurden sie jedoch erstaunlich spät, an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Erst Sigmund Freud ersetzte die alte Deutung des Traums als übersinnliche Botschaft .
Sein Schlüsselerlebnis hatte Freud im Sommer 1895, er behandelte gerade eine Patientin namens Irma, doch die Therapie stockte, er konnte ihr nicht helfen. Eines Nachts
hatte er einen merkwürdigen Traum, der ihn nicht losließ. Ein befreundeter Arzt setzte Irma eine Spritze. Dann kam ihm die Erkenntnis: Hinter der nächtlichen Szene musste eine sexuelle Wunschvorstellung stecken , wenngleich verschlüsselt! Die Injektion stand dabei für den Geschlechtsakt. Dass er sich zu Irma hingezogen fühlte, hatte er sich wach nie eingestanden. Im Traum lebte sein Unbewusstes offenbar einen unterdrückten Wunsch aus – verzerrt bis ins Unkenntliche, um die Kontrollinstanz im Gehirn, den »inneren Zensor«, zu überlisten. Die nächtliche Fantasie hatte ihn auf die wichtigste Idee seines Lebens gebracht: Träume als unbewusste Wünsche zu interpretieren.
Irmas Injektion ist die erste Geschichte, die er in seinem Hauptwerk Die Traumdeutung analysierte. Träume und ihre Analyse waren für ihn der »Königsweg zum Unbewussten«.
Auch in den 1960er Jahren noch, als Allan Hobson begann, an der Harvard University Medizin zu studieren. Seine Abschlussarbeit schrieb der angehende Psychiater über Freud und Dostojewskij. Bald aber kamen ihm Zweifel am Paradigma von den chiffrierten Botschaften aus dem Unbewussten. Genährt wurden sie durch ein drastisches Experiment: In den 1970er Jahren pflanzte Hobson gemeinsam mit seinem Kollegen Bob McCarley Katzen Elektroden ins Hirn und zerstörte Nervenbahnen in ihrem Hirnstamm – die Tiere verloren den besonders traumreichen REM-Schlaf (benannt nach der typischen heftigen Augenbewegung, rapid eye movement).
Freud hat die Träume nicht überschätzt - er hat sie unterschätzt
Träumen als Erbe von amphibischen Urahnen
Hobson und McCarley folgerten daraus, dass die nächtlichen Visionen jenen basalen Gehirnarealen entspringen, welche die Säugetiere von ihren amphibischen Urahnen
geerbt haben – und die ganz sicher nicht Sitz des Bewusstseins sind. Ein trügerischer Anschein von Sinn entstehe nur, wenn jene Bereiche, in denen die höheren Hirnfunktionen sitzen, in den Signalen aus den Tiefen etwas zu erkennen versuchten (ganz ähnlich wie Traumdeuter in den Schilderungen nächtlicher Fantasien).
In Wirklichkeit sei da aber nichts als »Neuronengeflimmer« – ein Ausdruck, der gleichsam zum Mantra der Traumverächter wurde.
Träume gerieten daraufhin bei Wissenschaftlern in Verruf. Sich mit ihnen zu beschäftigen galt lange als Karriere gefährdend. Sich abfällig darüber zu äußern gehörte
zum guten Ton.
Der Medizin-Nobelpreisträger Francis Crick erdachte gar eine »Müllentsorgungstheorie der Träume«: Im Schlaf entledige sich das Gehirn bloß überflüssiger Informationen , um Speicherplatz frei zu räumen...Erst ein weiterer spektakulärer Tierversuch erschütterte diese Sichtweise. Matthew Wilson, Schlafforscher am Massachusetts Institute
of Technology, stieß Mitte der 1990er Jahre auf einen eindrucksvollen Hinweis, dass die Wahrheit über unsere Träume komplexer sein muss. Wilson erforschte mittels winziger Elektroden die Aktivität einzelner Neuronen im Gehirn von Ratten. Dazu ließ er die verkabelten Tiere in einem Labyrinth nach Schokolade suchen und zeichnete die neuronalen Muster auf, die diese Orientierungsläufe hinterließen.
Eines Abends vergaß Wilson, die Messapparatur abzuschalten. Da bekam er bei einem Tier, das eingeschlafen war, etwas Erstaunliches zu sehen: Dessen schlafendes Hirn spielte die Muster vom Tage nochmals durch. Das Neuronenfeuer wiederholte sich so präzise, dass Wilson sogar verfolgen konnte, an welcher Verzweigung des Labyrinths sich das Tier gerade glaubte. »Je länger ich auf die Kurven schaute, desto deutlicher wurde mir: Wir sahen eine Ratte träumen«, erinnert sich Wilson heute. »Zu sehen, dass die Tiere im Geiste buchstäblich wieder durch das Labyrinth laufen, war mit Abstand das Erstaunlichste, das ich je erlebt habe.«
Inzwischen haben andere Forscher mit schonenderen Methoden entsprechende Beobachtungen auch bei Menschen gemacht: Nachts spielen wir nach, was wir tagsüber erlebt haben. Allerdings sind, wie jedermann aus eigener Erfahrung weiß, die wenigsten Träume getreue Replikate der Erlebnisse im Wachzustand. Die meisten von ihnen greifen Erinnerungsfragmente auf und kombinieren sie in neuen,
oft bizarren Bildern zum nächtlichen Kopfkino . Doch wozu? Als feststand, was unsere Träume nicht sind (codierte Botschaften, sinnloses Geflimmer), drängte sich stärker denn je die eigentlich zentrale Frage auf: Welchem Zweck dienen Träume? Inzwischen weisen die Experimente der Forscher in eine deutliche Richtung – das nächtliche Kopfkino macht uns fit für die Wirklichkeit.
Träumen macht schlauer
Das zeigte vergangenes Jahr ein Versuch des Harvard-Forschers Robert Stickgold und seiner Kollegin Erin Wamsley. Die beiden ließen 99 Freiwillige eine Dreiviertelstunde lang ein Computerspiel spielen, in dem diese Gegenstände in einem Labyrinth suchen mussten. Danach durfte die Hälfte von ihnen ein Nickerchen machen , während die andere Hälfte Videos guckte. Dann folgte eine zweite Runde Computerspiel – mit überraschendem Ergebnis: Die vier Probanden, die während des Schlafens von dem Spiel geträumt hatten, machten einen gewaltigen Leistungssprung. Sie waren plötzlich zehnmal besser als die anderen Schläfer! Offenbar trainiert das träumende Gehirn das, was
es tagsüber erlebt hat. Und mehr noch, es kommt auch auf völlig neue Ideen. Eine ganze Reihe von Experimenten zeigte, dass Träume nicht nur Erinnerungen festigen, sondern allerhand neue Einsichten hervorbringen können. Während das Gehirn die Erlebnisse des Tages durchspielt, sucht es offenbar nach neuen Zusammenhängen.
Träumen heißt fühlen
Ein Vergleich des Bildgedächtnisses von Träumern und Wachgebliebenen ergab, dass sich das Hirn im Traum nicht mit allen Eindrücken gleichermaßen beschäftigt, sondern besonders mit emotional stark besetzten. Der Traumschlaf verstärkte vor allem die Erinnerung an Bilder, welche die Probanden mit wichtigen eigenen Erlebnissen verbanden. Das ist plausibel, denn im traumreichen REM-Schlaf sind gerade jene Gehirnzentren besonders aktiv, die unsere Gefühle und Affekte bestimmen. Das träumende Gehirn ist ein emotionales Gehirn. Es funktioniert ein bisschen so wie unter Alkohol – enthemmt, launisch, irrational. Träume strotzen geradezu vor Gefühlen: Angst, Aggression, Begierde, Freude.
Träumen nordet unseren emotionalen Kompass ein
Der kalifornische Schlafforscher Matthew Walker hat gezielt Gefühlsreaktionen bei Testpersonen untersucht. Es war bereits bekannt, dass Menschen im Tagesverlauf normalerweise immer sensibler auf Gesichter reagieren, die Ärger oder Furcht ausdrücken. Man könnte sagen, wir werden im Laufe einer Wachperiode zusehends empfindlicher. Der Wissenschaftler konnte schließlich nachweisen, dass eine gute Portion traumgespickten REM-Schlafs diese Neigung korrigiert – und seine Probanden gleichzeitig wesentlich empfänglicher für fröhliche Gesichter machte.
Das Gehirn löst offenbar die Ereignisse des Tages von den damit verbundenen Emotionen und bewertet sie neu. Bloß, wenn Träume aufheiternd wirken, warum sind sie dann so häufig von negativen Gefühlen dominiert? Gerade deshalb, glaubt Matthew Walker. Negativ besetzte Erlebnisse noch einmal in einem anderen chemischen Hirnzustand durchzumachen nehme den Erinnerungen ihre emotionale Schärfe. Walker spricht von redressing: Erinnerungen werden in Träumen von Emotionen »entkleidet«, damit sie dann neu eingekleidet werden können. Inzwischen deutet eine ganze Reihe von Studien in diese Richtung.
Träumen bringt uns ins Gleichgewicht
Besonders beeindruckend ist ein Versuch, den Forscher gerade am Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie beendet haben. Es ging um Angst. Victor Spoormaker und seine Kollegen ließen eine Gruppe von Testpersonen normal schlafen, der zweiten Gruppe wurde der REM-Schlaf vorenthalten. Danach wurde allen Probanden immer wieder eine Reihe geometrischer Formen gezeigt. Und bei einer ganz bestimmten Form, beispielsweise einem Kreis, verpassten die Forscher ihnen – nicht gerade zimperlich – kleine Elektroschocks. Die Kreisform verband sich in den Köpfen der Probanden allmählich mit der Angst vor dem Schock, sodass bald der bloße Anblick eines Kreises genügte, um Angstschweiß hervorzurufen. Diese Angstreaktion wurde mit der Zeit schwächer, nachdem die Elektroschocks ausblieben – bei den Probanden mit Traumdefizit aber verblasste dieses Muster spürbar langsamer. Kurz gesagt: Die Versuchspersonen, denen Spoormaker ihren REM-Schlaf ließ, zeigten ein intelligenteres Angstverhalten. Die Nichtträumer blieben länger unnötig ängstlich.
Die Funktion der Träume in unserem Seelenleben ist noch längst nicht in allen Einzelheiten geklärt. Versuche wie die der Münchner zeigen aber: Sie balancieren unsere Gefühle aus – normalerweise. Heikel wird es, wenn das Gehirn vergeblich versucht, ein Angstmuster aufzulösen, und sich dieses dabei immer tiefer einprägt .
Die empirische Erforschung der Träume zeigt, dass der Pionier Freud ihre Rolle nicht über-, sondern eher unterschätzt hat. Auch Allan Hobson war lange auf dem Holzweg. Inzwischen glaubt er, dass wir uns im Traum buchstäblich selbst erfinden: Wir legen das Fundament für unser Wachbewusstsein, indem wir uns durch eine selbst konstruierte virtuelle Welt bewegen , inklusive der grundlegenden Funktionen unseres Bewusstseins, Wahrnehmung und Gefühle. »Protobewusstsein« nennt Hobson diesen Zustand. Darauf gründeten alle höheren Funktionen: abstraktes Denken, Selbstreflexion, Einsichts- und Urteilsvermögen. Hobsons Protobewusstsein liegt – anders als das freudsche Unbewusste – nicht im Clinch mit dem Bewusstsein. Ganz im Gegenteil: Es ist sein wichtigster Bestandteil, die Basis. Für Hobson sind die Träume der Königsweg zum Bewusstsein.
Viele andere Forscher sehen die Sache mittlerweile ähnlich. Einige vertreten zudem die Theorie, dass wir im Traum, wie in einem Weltsimulator, unsere überlebenswichtigen Instinkte üben. Andere glauben, im Schlaf stellten wir unsere kognitiven Fähigkeiten auf die Reizflut der Wachwelt ein (»Priming«). All diese Theorien haben einen gemeinsamen Kerngedanken: Träume bereiten unser Bewusstsein auf das Wachleben vor.
Und längst verfolgen die Wissenschaftler eine neue Vision: Was mit Traumdeutung begann, könnte irgendwann zur Traumbeobachtung führen. Mit ihren immer scharfsichtigeren Hirnscannern können die Forscher bereits unterscheiden, ob eine wache Versuchsperson beispielsweise gerade an ein Gesicht denkt oder an ein Haus.
In speziellen Fällen funktioniert das auch schon im Schlaf. Die Chancen stehen gut, bald aus den Aktivitätsmustern genauer herauslesen zu können, wovon jemand gerade träumt. Japanische und amerikanische Arbeitsgruppen haben bereits »Traumrekorder« angekündigt. Sollten solche Geräte tatsächlich einmal entwickelt werden, dann könnten sie zwar nicht das nächtliche Kopfkino in Videofilme umwandeln, aber vielleicht das Neuronenfeuer so präzise aufzeichnen, dass Kundige darin Grundzüge eines Inhalts erkennen.
Manche Forscher -und spätestens hier klingt es für den Alltagsträumer nach Science-Fiction- glauben sogar, dass man eines Tages Trauminhalte wird manipulieren können.
»Im Tierversuch sind wir bereits an diesem Punkt«, sagt Matthew Wilson. »Bis wir es bei Menschen können, wird es noch eine Weile dauern, aber es wird geschehen.«
Träume waren einst das Privateste und Geheimnisvollste, das ein Mensch erleben konnte. Nun haben sie nicht nur den Ruf verloren, chiffrierte Botschaften zu enthalten.
Sie werden auch immer zugänglicher. Verlieren sie damit ihren Zauber? Nicht unbedingt: »Ich muss keinen tiefen Sinn in meinen Träumen suchen«, sagt Allan Hobson,
der nach dem Schreckerlebnis seines Schlaganfalls heilfroh ist, wieder regelmäßig zu träumen. »Ich liebe sie so, wie sie sind.«
Freud hat die Träume nicht überschätzt – er hat sie unterschätzt
Die empirische Erforschung der Träume zeigt, dass der Pionier Freud ihre Rolle nicht über-, sondern eher unterschätzt hat. Auch Allan Hobson war lange auf dem Holzweg. Inzwischen glaubt er, dass wir uns im Traum buchstäblich selbst erfinden: Wir legen das Fundament für unser Wachbewusstsein, indem wir uns durch eine selbst konstruierte virtuelle Welt bewegen, inklusive der grundlegenden Funktionen unseres Bewusstseins, Wahrnehmung und Gefühle. »Protobewusstsein« nennt Hobson diesen Zustand. Darauf gründeten alle höheren Funktionen: abstraktes Denken, Selbstreflexion, Einsichts- und Urteilsvermögen. Hobsons Protobewusstsein liegt – anders als das freudsche Unbewusste – nicht im Clinch mit dem Bewusstsein. Ganz im Gegenteil: Es ist sein wichtigster Bestandteil, die Basis. Für Hobson sind die Träume der Königsweg zum Bewusstsein.
Viele andere Forscher sehen die Sache mittlerweile ähnlich. Einige vertreten zudem die Theorie, dass wir im Traum, wie in einem Weltsimulator, unsere überlebenswichtigen Instinkte üben. Andere glauben, im Schlaf stellten wir unsere kognitiven Fähigkeiten auf die Reizflut der Wachwelt ein (»Priming«). All diese Theorien haben einen gemeinsamen Kerngedanken: Träume bereiten unser Bewusstsein auf das Wachleben vor.
Und längst verfolgen die Wissenschaftler eine neue Vision: Was mit Traumdeutung begann, könnte irgendwann zur Traumbeobachtung führen. Mit ihren immer scharfsichtigeren Hirnscannern können die Forscher bereits unterscheiden, ob eine wache Versuchsperson beispielsweise gerade an ein Gesicht denkt oder an ein Haus.
In speziellen Fällen funktioniert das auch schon im Schlaf. Die Chancen stehen gut, bald aus den Aktivitätsmustern genauer herauslesen zu können, wovon jemand gerade träumt. Japanische und amerikanische Arbeitsgruppen haben bereits »Traumrekorder« angekündigt. Sollten solche Geräte tatsächlich einmal entwickelt werden, dann könnten sie zwar nicht das nächtliche Kopfkino in Videofilme umwandeln, aber vielleicht das Neuronenfeuer so präzise aufzeichnen, dass Kundige darin Grundzüge eines Inhalts erkennen.
Manche Forscher -und spätestens hier klingt es für den Alltagsträumer nach Science-Fiction- glauben sogar, dass man eines Tages Trauminhalte wird manipulieren können.
»Im Tierversuch sind wir bereits an diesem Punkt«, sagt Matthew Wilson. »Bis wir es bei Menschen können, wird es noch eine Weile dauern, aber es wird geschehen.«
Träume waren einst das Privateste und Geheimnisvollste, das ein Mensch erleben konnte. Nun haben sie nicht nur den Ruf verloren, chiffrierte Botschaften zu enthalten. Sie werden auch immer zugänglicher. Verlieren sie damit ihren Zauber? Nicht unbedingt: »Ich muss keinen tiefen Sinn in meinen Träumen suchen«, sagt Allan Hobson, der nach dem Schreckerlebnis seines Schlaganfalls heilfroh ist, wieder regelmäßig zu träumen. »Ich liebe sie so, wie sie sind.«
[David Little]
Kent taught that will and understanding compose the inner aspects of the
human psyche. On this basis he said that love and hate were the deepest of
human emotions and central aspects of case taking. This is similar to the
philosophy of Empedocles who wrote that love and hate were the powers
responsible for the interaction of the five homœomeries. When one loses their
willpower and understanding they are subject to delusions about the nature of
reality that lead to misplaced attachments and aversions. This makes delusion,
loves and hates central concerns in homœopathic psychology.
dream-interpretation
David Little
Delusions and dreams are very revealing of the psychological states
produced by homœopathic provings because they are controlled directly by the
unconscious. The images seen in delusions, hallucinations and dreams carry
archetypal information in the form of symbols. For example, the Three Witch
Drugs are Bell. Hyos. Stram. These Solanaceae family remedies share many
similar symptoms yet each has a unique remedy picture. Belladonna has the
following symptoms in the repertory extraction of the Complete Repertory found
in ReferenceWorks.
DELUSIONS, IMAGINATIONS: BATS, OF (Jahr).
Delusions, imaginations: beetles, worms, etc.
Delusions, imaginations: black, on walls and furniture, sees.
DELUSIONS, IMAGINATIONS: BLACK OBJECTS AND PEOPLE, SEES
(Boenninghausen).
DELUSIONS, IMAGINATIONS: BULLS, OF (Jahr).
Delusions, imaginations: cats, sees: black.
DELUSIONS, IMAGINATIONS: COCKROACHES: SWARMED ABOUT THE ROOM.
DELUSIONS, IMAGINATIONS: DOGS: BLACK.
DELUSIONS, IMAGINATIONS: FIERCE, WITH HORNS AND BUSHY HEADS (Knerr).
DELUSIONS, IMAGINATIONS: FIRE, IN THE.
DELUSIONS, IMAGINATIONS: INSECTS: SEES: SHINING. DELUSIONS,
IMAGINATIONS: SNAKES: CRIMSON, OR, FASTENING AROUND HIS NECK.
DELUSIONS, IMAGINATIONS: UNCLEAN.
DELUSIONS, IMAGINATIONS: BEAUTIFUL: IMAGES, PRESENTING THEMSELVES TO HER
AS IF BY CHARM (Knerr).
DELUSIONS, IMAGINATIONS: DEAD: CORPSE: TALL YELLOW, TRYING TO SHARE BED
WITH HIM AND PROMPTLY EJECTED.
Delusions, imaginations: devils: sees.
Delusions, imaginations: faces, sees: hideous.
DELUSIONS, IMAGINATIONS: FIGURES, SEES: DELIRIUM, DURING, FRIGHTFUL
(Knerr ).
DELUSIONS, IMAGINATIONS: FLOATING IN AIR: EVENING.
DELUSIONS, IMAGINATIONS: GIANTS, SEES.
DELUSIONS, IMAGINATIONS: IMAGES, PHANTOMS, SEES: DELIRIUM, IN, FRIGHTFUL
(Knerr).
DELUSIONS, IMAGINATIONS: MAGICIAN, IS A.
DELUSIONS, IMAGINATIONS: SPECTRES, GHOSTS, SPIRITS, SEES: FIRE, IN.
DELUSIONS, IMAGINATIONS: TALKING: SISTER, WITH HIS DEAD: CHURCHYARD, IN
(Jahr).
DELUSIONS, IMAGINATIONS: UNCLEAN.
Delusions; imaginations: wolves, of.
Dreams and Archetypes
Jung in Civilization in Transition (Collected Works, Vol. 10): dreams
are a hidden door to the innermost recesses of the psyche. Dreams are a door
that opens into the cosmic night, which represented the psyche long before
there was an ego consciousness. Dreams are a portal to a more universal eternal
mind residing in the darkness of the primordial night that represents a whole
that is still one with nature. It was through his study of dreams that Jung
began to confirm that there were components of consciousness. Dreams have
played a vital role in assessing the nature of the psyche since the time of the
ancient Asclepiads. This is because dreams are beyond the conscious control of
the ego and represent the dynamic Gestalt-patterns of archetypes in the
unconscious. The dreamer lives in a secret world that is free from the
repression that the peer group and society impose on the persona. In the dream
world one lives in a secret realm hidden from the minds of others.
The Oriental philosophies teach that all life is a dream not just the
images seen in sleep. This image arises in an old American folksong, “Row, row,
row your boat, gently down the stream. Merrily, merrily, merrily, merrily, life
is but a dream!” This song is full of symbolic meanings that go far beyond
taking a boat ride. The Freudian view was that dreams were basically a medium
for the wish fulfillment of repressed complexes and traumatic libido conflicts.
People commonly see dreams as symbolic of their hopes and fears. Individuals
often speak of dreams in terms of their wishes for this life. What is a hopeful
expectation? What is a daydream? What is an idle fantasy? What is a
hallucination? What is a vision? How different are these from dreams at night?
The conscious mind displays its hopes for a better life in linear terms
while dreams are irrational and full of synchronism. Dreams often reveal sides
of a person one would not guess existed from just talking to them. Dreams often
contain repressed fantasy and compensations for what the conscious persona
cannot express. This is why the interpretation of dreams held an important
place in Greek Asclepiums. The homœopath will also find this to be a fertile
field to investigate in many cases.
To understand dreams takes good knowledge of psychology, mythology,
comparative religion, fairy stories, folk tales, poetry and the visual arts.
Comprehending dreams includes attention to form, setting, pace, mood, rhythm,
color, themes, images, actors and emotional feeling tones. In The Structure and
Dynamics of the Psyche (Collected Works, Volume 8, par. 505) Jung wrote that a
dream is a spontaneous symbolic self-portrayal of the actual situation in the
unconscious.
Each component in the dream represents an aspect of a person’s unconscious.
In the classical Jungian method it is taught that the shadow appears mostly as
equisexual characters and the animus-animus appears as contrasexual figures.
The purposeful guiding element behind the process of dreaming is the Self.
Dreams are a medium for compensation and complementation of those areas of the
psyche that need integration.
In The Structure and Dynamics of the Psyche (Collected Works, Vol. 8,
par. 509) Jung wrote that a dream is a theater in which the dreamer is the
scene, player, prompter, producer, author, public and critic. The motif of the
theater is an archetypal image that shows that life is a stage on which the
psyche takes the role of the composer, actors and audience. Dreams also have a
dramatic structure which includes exposition, peripeteia, crisis and lysis.
These four stages are the setting, development, climax and resolution of
the inner drama. The setting is represented by the geographic location in which
the dream opens. The setting establishes the foundation that helps put all that
follows into perspective. The peripeteia develops the movement, themes and
dynamics that expand on the potential of the dream. The crisis is the peak of
the dramatic movement of the peripeteia where maximum tension is reached.
The final stage is the lysis in which the crisis ends in resolution or
catastrophe. Thus dreams tend to follow the same four stages as the classical
Greek plays. In dreams, however, various stages may be lengthened or shortened
and may overlap. Some dreams seem to end at an impasse reminiscent of serials
that close with the words, “to be continued.” These types of dreams are often
continued in various ways at a later date.
Dreams present themselves in a language of images that may be understood
by allegory, symbols and rebus. An image is considered allegoric if the dream
message can be translated into rational concepts and symbolic when the meaning
cannot be conceived logically. A rebus is something that is represented by
phrases or pictures that suggest syllables, words or concise ideas. In order to
gain a deeper understanding of dream language the practitioner uses
associations, explanation and amplification.
Associations are any ideas, notions, memories, reactions and feelings
that arise in the dreamer’s mind when discussing a particular dream image.
Associations are invoked from the dreamer by asking questions like “What does
that remind you of?” The association that carries the biggest emotional charge
is the interpretation that is confirmed by the unconscious. This shows that the
association relates to the present or past psychological state. The process is
deepened by asking the seven universal questions; who, what, where, why, with
what, what modalities and when? Associations offer access to the subjective
regions of the psyche that lie behind the dream images.
Explanations are rationalizations that proceed from generally accepted
facts that are either objective-collective or subjective-individual. A pen is
an object that carries a collective definition in the mind of everyone. It does
not matter if the pen is used for writing or a weapon to stab a person. A pen
is a pen. In a subjective personal definition the pen may stand for creativity,
communication or a means of self-expression. Here the image of pen has a
greater meaning that goes beyond the pen as an object.
A pen can be either a prop during a dream or a starting point for the
further application of association. Such relationships can be accessed by
asking questions like, “What does that represent to you?”
If the patient takes such questions seriously it often begins a stream
of associations. This is further enhanced by the seven universal questions.
Once again this can open a wider field of the mental symptoms. If the pen is a
prop it will not inspire further emotional feeling tones but if the pen is
pivotal it will lead to deeper emotional-affect responses.
Amplification is the enlarging of the dream images with corresponding
motifs from fairy tales, mythology, metaphysics, alchemy and other storehouses
of archetypes. This process is most useful when the dreamer offers information
that involves the collective unconscious. To attempt to impose amplification of
the props found in a dream or images that offer rational explanations is
counter-productive. Archetypal motifs convey collective energy patterns that
represent the complexes that surround a person’s individual myth. These images
symbolize the way in which the dreamer responds to universal, spiritual,
philosophical, social, and ethical dilemmas that make up the transpersonal
grand themes of existence.
Some dreams are fairly mundane reenactments of the daily activities of
the persona. Other dreams are shadowy compensations in which the dreamer does
things they would never do in the waking state. There are also dreams that
include anima and animus figures, images from the collective unconscious and
messages from the Self. These take positive or negative forms depending on the
psychic contents within the unconscious psyche. The homœopath may use
association, explanation and amplification as a tool that reveals the greater
psychological profile of the patient.
Dreams have their literal and interpretative applications in Homœopathy.
When the patient repeatedly dreams of the ocean, looking up the symptoms
related to water is a literal interpretation. This approach only offers the
limited number of rubrics found in the dream sections of the repertory and
materia medica. The interpretive use of association, explanation and
amplification opens up the use of all the rubrics found in homœopathic
reference works. When the homœopath inquires into the dreams of the client they
are looking for clues that uncover the patient’s core archetypal delusions and
central loves and hates and their somatic concomitants.
The most important dreams are those that have a strong effect on the
waking state of the person or have reoccurring themes. Dreams that are
repetitive contain areas of fixation in the unconscious and are characteristic
of their complexes. The different persons and objects seen in dreams are
symbolic representations of certain aspects of the psyche seeking expression.
Physical, general and particular symptoms can frequently be found in the
locations, sensations, modifications and concomitants of the dream body. The
use of the mentals, physical generals and particulars in relationship to the
dream body goes far beyond the rubrics in the section on dreams alone.
A patient dreams they are lost on a raft in a vast ocean with no one to
help to find the shore (setting). The ocean symbolizes the deepest aspects of
unconscious where most mental activity takes place well below the surface. In
the dream ego feeling alone and lost on the ocean brings up fears of sinking,
being attacked by sea monsters and drowning (development). The dream body feels
the cold winds and is chilled to the point of shaking and shivering. The
dreamer’s legs feel cold, achy, weak, numb and paralyzed and they fear they
will die (climax). Then the dreamer suddenly wakes up feeling fearful, chilly
and shaken during the day (to be continued). Such an experience may have a
strong effect on the conscious ego and may make them feel fearful of those
things that symbolize the oceanic unconscious.
Sometimes a fearful situation is transformed by hopeful symbols of life that
surface from the ocean of the unconscious. Maybe the dreamer surrenders to
their fate and some dolphins suddenly appear and show the dreamer the way
forward. Perhaps seagulls fly overhead showing that land is near. These are
images from the Self that are symbols of guidance and bring a sense of
completion (lysis). This opens the use of rubrics like > by company and
consolation and brings in states like exhilaration, exaltation and
cheerfulness. Now the dreamer wakes up feeling hopeful and inspired.
Perhaps the opposite closing scene takes place and the raft sinks
throwing the dream ego into the water causing a sinking feeling that wakes them
up (catastrophe). A positive lysis often carries a better prognosis about the
situation in the unconscious than the catastrophe. A catastrophe may be a sign
of a repressed death wish or that the complexes in the unconscious are
overwhelming for the ego structure. Death in a dream may also mean that a
certain part of the ego structure must die for individuation to take place.
Such dream riddles must be solved individually through association, explanation
and amplification.
Rubrics and sub-rubrics for dreams of water are in the repertory. This
is a literal interpretation of the dream. Through association, explanation and
amplification one can find more psychological components and general symptoms
from this dream. Perhaps under questioning the patient remembers that they
almost drowned when they were young and they have felt insecure and fearful
ever since. This is a rational explanation with a cause and effect line. Many
times there is no literal cause and association further elucidates the dream
symbolically.
Perhaps the dream reminds the dreamer of being a young child who was
overwhelmed by fearful images in the sea of darkness at night while alone in
the bedroom. Perhaps they felt lost and abandoned by their parents without
anything solid on which to support their existence. They could have felt as if
they were nearly drowned in an ocean of fearful images and attacked by monsters
from the unconscious. The image of being lost at sea is a mythological motif
that may be filled in by the specifics of the dreamer. Such images involve the
interpretive understanding of the dream through associations.
To be lost and afraid in the middle of the vast sea must be transferred
into the language of the repertory by analogy. Such images may lead to rubrics
like: delusions of water; fear of water; delusions of being lost, for
salvation; delusions he cannot succeed; delusions of being alone, castaway,
alone in this world; fear of being alone, least he die; fear of death;
delusions of being doomed; delusions of frightful animals; delusions he might
be injured; delusions sees frightful images, phantom, specters; delusions of
being injured; delusion he is being pursued, by enemies; delusion he is
sinking; feelings of being forsaken, isolated or not loved by his parents; fear
of dark, etc.
There are an infinite number of possibilities depending on the
associations, explanations, and amplifications related to the individual case.
Some remedies that have the major components of the water dream are Ars. Stram.
Merc. Verat. Hyos. Lach. Bell. Cann-i. Carc. Med. Nat-c. Sep. Lyss. etc. The
general symptoms demonstrated in this dream might be: < damp, < cold,
< open air, chills, trembling, trembling from fright, trembling from cold,
chilblains, gooseflesh, blueness of extremities etc. The particular symptoms
might include coldness of the extremities, numbness of the legs, weakness,
paralysis, < motion, < exertion, etc. Any physical symptoms experienced
by the dream body can be used as a general or particular symptom. These dream
components should then be compared with the symptoms of the waking state for
confirmations.
If the dream remedies are also applicable to the symptoms of the case
that appear during the waking state the remedy is a deep simillimum. The
interpretation of dreams is a subjective art that may help to clarify certain
remedies that might be overlooked. The rubrics listed under dreams and
delusions are similar in nature as they are projections of subconscious
material. Fantasy related to mental states and sexuality is very revealing of
some of the unconscious contents of the mind. The mental, general and
particular symptoms are sometimes very useful in analyzing dreams, daydreams,
fantasies, delusions, visions and psychic impressions.
[Margret Madejsky]
Arg-met. Silber - Spiegel für die Seele
Alla Selawry hat über Silber geschrieben: "Das Gedächtnis reproduziert die Dinge, wie der Mond das Sonnenlicht spiegelt oder der Silberspiegel getreu die Umwelt wiederspiegelt".
Die Rückseite von Spiegelglas wird zum Teil heute noch mit Silber beschichtet. Wir sprechen auch vom sogenannten "photographischen Gedächtnis", wenn jemand ein ausgeprägtes Erinnerungsvermögen hat.
Silberverbindungen, wie zum Beispiel Silberbromid und Silberjodid, sind extrem lichtempfindlich und werden daher in der Photographie verwendet. Im übertragenen Sinne fördert das Mondmetall Silber somit die Spiegelfunktion des Gedächtnisses. Während das Sonnenmetall Gold den Tag erhellt, "Be-sonnen-heit" spendet und das Selbstbewußtsein stärkt, erleuchtet Silber die Nacht, fördert die Erinnerung an Träume und steigert das Reflexionsvermögen.
Der Traum wird auch als silberner Faden bezeichnet, der Körper und Geist in der Nacht zusammenhält; Silber bahnt den Weg zum Unbewußten. Die Metall-Therapie wird daher mit Silber als Reaktionsmittel der Psyche eröffnet. Hauptangriffspunkt von Argentum metallicum (Silber) und seinen Verbindungen ist somit - neben den Schleimhäuten und den Keimdrüsen - vor allem das Nervensystem. Die spagyrische Heilmittelfirma Soluna "Cerebretik" (Silber kolloidale/Silbercitrat/Tabakblätter D4). Das Mittel wirkt oft wie ein Schlüssel zum Unterbewußtsein. Nach längerer Einnahme regulieren sich Schlafstörungen, bunte Träume beleben wieder die Nacht
und bleiben länger im Bewußtsein.
Anthroposophie: Silber das Metall der ersten 7 Lebensjahre - der prägenden Lebensphase! Dies entspricht auch dem homöopathischen Arzneimittelbild von Arg-met.
Nash: frühkindliche Empfindungen "Der Anblick hoher Häuser macht schwindlig und läßt wanken". Das kleine Kind (in uns) nimmt hier aus seiner Perspektive heraus die große Umwelt wahr.
Auch im Arzneimittelbild von Arg-n. (Silbernitrat) finden sich für den Erwachsenen oft unerklärliche Ängste wie die Platz- oder Fallangst. Beim Argentum-nitricum-Typ können sich alle möglichen Befürchtungen
bis zur Todesangst steigern. Auf die Frage, wie sich die Angst äußert, sagen solche Patienten vielleicht: "Man merkt es mir äußerlich nicht an" oder "Ich weiß es nicht". Alles läuft unbewusst ab, Empfindungen sind diffus
und bleiben unter der Oberfläche verborgen.
Kent: "Folgen von seelischer Erschütterung" und "Gedächtnisschwund" führt er als Leitsymptome von Argentum metallicum auf; dies läßt sich auch auf andere Silberverbindungen übertragen.
Einer Frau, die selbst beim Treppensteigen unter Fallangst litt, wurde Arg-m. D30 verordnet. Plötzlich kam ihr wieder in den Sinn, daß ihre Mutter in der Spätschwangerschaft mit ihr die Treppe heruntergefallen war.
Hier wäre auch Arnica als Begleit- oder Wechselmittel geeignet gewesen, denn es ist das Hauptmittel bei "Folgen von Traumata", auch wenn diese sehr lange Zeit zurückliegen. "Das Entsetzen, das
sie wirklich durchlebt haben, wiederholt sich - der Arnica-Patient träumt davon". Der Wechsel zwischen lunaren Heilmitteln wie Arg-met. oder Calc. am Abend und sonnigen Mitteln wie Arn. Aur-met. (Gold), Hyper. (Johanniskraut) oder Succinum (Bernstein) am Morgen kann in manchen Fällen Bewusstwerdungsprozesse in Gang bringen und Ängste relativieren. Mit Arg-n. läßt sich Flug- oder Fallangst ebenso lindern.
Beobachtet wurde gelegentlich, daß die Ängste im selben Maß abnehmen wie Erinnerungen an lange zurückliegende Ereignisse wach werden.
So berichtete beispielsweise eine Patientin, die unter begründeter Flugangst litt - sie mußte im Rahmen ihrer Journalistentätigkeit einmal über Flugzeugabstürze recherchieren - die Kombination von Arg-n. D12 (10,0) und
Passi. Urtinktur (40,0) habe sie gelassener gemacht. Weil ihr die Mischung "so gut getan hat", nahm sie täglich einige Tropfen davon ein und wunderte sich darüber, daß sie jede Nacht intensiv träumte.
In ihren Träumen durchlebte sie unter anderem einige Ereignisse ihrer Kindheit erneut, was wiederum ein Ansatzpunkt für die Bekämpfung diverser anderer Ängste war, die sie noch im Erwachsenenalter plagten.
Traumförderer:
Erfahrungsbericht: einen Heilpraktikeranwärter nahm wegen seiner unterschwelligen Versagensängste eine Zeit lang täglich Aq-marina. D12 ein. Seine Träume wurden lebhaft, sexuell und geradezu archaisch. Er hatte im allgemeinen überhaupt keine Traumerinnerung, aber unter Einfluß von Aqua marina wurde jede Nacht zur Erlebnisreise. Nach eigener Aussage wurde in den Träumen all der versteckte Kummer freigelegt, wodurch er in dieser Zeit tiefe Einblicke in seine seelische Struktur gewann. Zum Abschluß dieser intensiven Phase träumte er, er sei ein Fisch im Meer und schwamm völlig erlöst durch das glasklare Wasser.
Wer einmal die phantastische Welt der Meere kennengelernt hat, wird verstehen, daß Aqua marina ein vorzügliches Reaktionsmittel der Psyche sein muß/kann.
Reich der Mineralien:
Mondstein. (Kalium-Aluminium-Silikat). Dem Aberglauben zufolge soll der tiefgründig schimmernde Stein sogar den Blick in die Zukunft ermöglichen. Ähnlich wie sich der Blick im Meer verliert und sich die Gedanken
nach innen richten, so wirkt auch der Anblick des Mondsteins hypnotisch. In Indien ist er heilig und wird als "Traumstein" verehrt. Er läßt die Phantasie seines Trägers bei Tag und bei Nacht in unendliche Tiefen schweifen.
Leider steht der Mondstein (noch) nicht als Homöopathikum zur Verfügung - dabei wäre er sicherlich das ideale Mittel für die chronischen Verdränger und Traumskeptiker.
Amethyst. Sein Name leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet soviel wie "der Trunkenheit widerstehen". Diesem Halbedelstein wird nachgesagt, er heile die Trunksucht. Aus metaphysischer Sicht entstehen Süchte
durch den Verlust der Anbindung an das Göttliche. In der Tat ist der violette Amethyst ein Stein für Visionssuchende. Er ist der traditionelle Schmuckstein der Bischöfe und die haben bekanntlich direkten Draht nach Oben.
Laut Melly Uyldert ist der Amethyst der Stein der geistigen Erhebung. Manche verwenden ihn erfolgreich zur Unterstützung von Rückführungen. Zusammen mit Silber wirkt er wie ein Katapult zu höheren Geistesebenen,
aber manchmal katapultiert er auch in die inneren Abgründe. Träume werden durch ihn meist bewußter erlebt. Man kann einen Selbstversuch mit Amethyst Ampullen D15 wa oder Amethyst Trituration D10 w wagen.
Es empfiehlt sich allerdings dringend, während solcher Experimente zumindest morgens "Sonne pur" einzunehmen; beispielsweise in Form von "Hypericum Auro cultum" w (mit Gold gedüngtes Johanniskraut) o.
"Aurum/Apis regina comp." wa (Gold - Johanniskraut - Bienenkönigin).
Eine weitere Möglichkeit der Traumförderung bieten alte Orakelpflanzen:
Laurus nobilis = Lorbeer = Symbol für Ehre Staats.symbol Kranzgruppe./Laurales./in Griechisch-orthodoxe Kirche gebraucht wie Bux. in Römisch-katholische Kirche am Palmsonntag/= Machtssymbol (Caesar/Napoleon)/
Stadium 10 (erreichter Höhepunkt - Lorbeerkranz)/fördert Träume. Oft als verdauungsförderndes Gewürz gebraucht. Siegessymbol.
Es hat einen tieferen Sinn, warum gerade der Lorbeer-Kranz das Dritte Auge vieler Herrscher zierte. Der französische Reflexzonentherapeut Bourdiol hat die Stelle, wo der Lorbeerkranz für gewöhnlich die Stirn berührt,
als die "Rindenzone der Voraussicht" bezeichnet. Weitsicht muß jeder König oder Feldherr besitzen. Lorbeer hieß im Griechischen auch "mantikos", das Hellsehkraut. Die Priesterinnen des Orakels von Delphi machten ihre Weissagungen auf einem Thron aus Lorbeer und kauten die Blätter. Auch die Priesterinnen des griechischen Heilgottes Asklepios steigerten ihre Sehergabe mit Lorbeer - vermutlich um Krankheiten besser zu erkennen.
Die Griechen hatten eine hochentwickelte Traumkultur. Das Traumorakel gehörte zu ihrer Heilkunst wie das Ultraschallgerät zur heutigen Medizin gehört. Kranke gingen zu den Tempeln der Heilgötter Apollon o. Äskulap, wurden dort mit Alraune und Schlafmohn in den Heilschlaf versetzt. Im Traum erhielten sie dann von Morpheus, dem Gott der Träume, die Schlüssel zu ihrer Heilung. Erst durch die gesetzlichen Einschränkungen der pflanzlichen Hypnotika (Hypnos = Gott des Schlafes) ist uns die Traumkultur verloren gegangen und wurde leider durch eine mehr oder weniger kriminelle Suchtkultur ersetzt.
Lorbeer ist auch das Kraut der Poeten (diese hießen "Lauratus poeticus"). Es fördert die Imagination und damit auch die Träume (beim sensitiven Phosphorus-Patienten löst es zuweilen Wahrträume aus).
In Olivenöl verdünntes ätherisches Lorbeeröl (1:10), von dem bei Bedarf ein Tropfen auf die Stirn aufgebracht wurde, war schon bei der Lösung schwieriger heilkundlicher Fälle hilfreich. Doch wie beim Silber ist nicht immer nur angenehm, was man sieht, wenn man mit Lorbeer die Wahrnehmungsfähigkeit steigert.
Myos. erfahrungsgemäß der wertvollste Traumförderer aus dem Pflanzenreich und ein idealer Katalysator für Silber. Die Letten sollen das Kraut zur Schlafförderung geräuchert haben. Aber seine eigentliche Bedeutung klingt schon im Namen: Vergiß-mein-nicht! Manche sehen in ihm die "Traumblume" nach der sich die Romantiker in unendlicher Sehnsucht verzehrt haben. Auf jeden Fall ist das Vergißmeinnicht eine "Blaue Blume".
Allein die Farbe Blau vermittelt Tiefe und Weite. Die Seelenwirkung der Farben nutzen Hersteller von Kräuterteemischungen: Ein Schlaftee wird aus psychologischen Gründen immer sichtbar viel Blau enthalten. Daher ist zum Beispiel die blaue Kornblume (Centaurea cyanus) eine beliebte Schönungsdroge; auch sie unterstützt den nächtlichen Ausflug in die Welt der Träume. In psychiatrischen Anstalten werden abends zur Schlafförderung blaue Placebos verteilt. Morgens helfen dagegen die roten Placebos besser, den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.
Das blaue Vergißmeinnicht stärkt jedenfalls das Erinnerungsvermögen. Nicht nur Träume bleiben länger im Bewußtsein, auch im Studium kann der "blaue Himmelsschlüssel" hilfreich sein. Obwohl das Boretschgewächs nur noch selten als Lungenheilpflanze eingesetzt wird und es keinerlei Nachweis über eine direkte Wirkung auf das Gehirn gibt, deuten zahlreiche Erfahrungsberichte auf die besonderen Kräfte dieser alten Zauberpflanze hin.
Ich selbst habe mich mit der Urtinktur auf Prüfungen vorbereitet und war sehr erstaunt, als ich einen Teil der Prüfungsfragen im Voraus geträumt habe (hatte mir dies allerdings fest vorgenommen). Es ist im Prinzip auch egal, ob das Vergißmeinnicht nun im wissenschaftlichen Sinne hirnwirksam ist oder nicht. Denn schon im ägyptischen Papyrus Ebers (ca. 1600 v. Chr.) steht sinngemäß geschrieben: "Wirksam ist der Zauber zusammen mit dem Heilmittel, wirksam ist das Heilmittel zusammen mit dem Zauber." Psychologen raten schließlich auch, vor dem Einschlafen, sich einen Traum zu wünschen oder sich auf ein Traumbild zu konzentrieren.
Hierzu ein Fall: Eine junge Frau stand vor der Entscheidung, ohne Alternative, ihr unliebsames Studium abzubrechen. Sie klagte auch über ihre mangelnde Traumerinnerung und verlangte nach der "Blauen Blume".
Also wurde ihr angeraten, abends vor dem Zubettgehen 10 Tropfen Vergißmeinnicht-Urtinktur einzunehmen. Etwa eine Woche hat es gedauert, bis sie aufgelöst anrief, weil sie wissen wollte, ob ihre Alpträume mit dem Mittel zu tun haben könnten: sie hatte seither jede Nacht von einem Serienmörder geträumt, der sie verfolgte. Der Mörder war bald identifiziert und unschädlich gemacht. Sie wollte sich nämlich in ihrem Inneren nicht mit dem zwar gewinnbringenden, dafür aber recht herzlosen Broterwerb abfinden, den das Studium garantiert hätte. Ihre Phantasie war das eigentliche Opfer. Aufgrund der heftigen Reaktion auf das ansonsten recht harmlose Vergißmeinnicht, wurde die Behandlung äußerlich fortgesetzt. Die Frau tupfte sich fortan jeden Abend einen Tropfen der Urtinktur auf das "Dritte Auge" (Zone der Voraussicht) und der Schlaf normalisierte sich wieder.
Als sie dies eine Zeit lang fortgeführt hatte, meldete sie sich wieder und hinterließ telefonisch ein Dankeslied, denn sie hatte sich nun für eine Zukunft mit Herz und Spaß am Thema entschieden.
Schutz vor Alben und Nachtmahren
"Was nun den Schlaf betrifft, dieses sinistre Abenteuer all unserer Nächte, so dürfen wir sagen, daß die Menschen täglich mit einer Kühnheit zu Bett gehen, die unbegreiflich sein würde, wüßten wir nicht, daß sie das Resultat der Ignoranz der Gefahr ist." (Baudelaire)
Mit Silber, Meerwasser, Vergißmeinnicht oder anderen Reaktionsmitteln der Psyche brechen die Pforten der Seele auf. Unverarbeitete Erlebnisse gelangen zuweilen in der Gestalt von bösen Gespenstern und Monstren mit Macht an die Oberfläche. Eine Art Häutung der Seele beginnt, und diese kann auch mehr oder weniger schmerzhaft sein. Daher lohnt es sich, von Anfang an Schutzmaßnahmen zu treffen, damit keine seelische Überforderung eintritt.
Crat. Den nordischen Siedlern der Frühzeit soll der Weißdorn Schutz vor dem nächtlichen Angriff wilder Tiere geboten haben: er heißt daher auch Schlafdorn. Mit seinen Dornen war er wie ein undurchdringlicher Schutzwall und auch heute noch Zeiger auf frühzeitliche Siedlungen sein. In manchen naturheilkundlich orientierten Krankenhäusern werden die Patienten mit Schlafdorn in die Nacht entlassen. Erfahrungsgemäß wird der Schlaf durch einen Weißdorntee wesentlich ruhiger. Spendet Gelassenheit, wenn uns der Alb drückt und tröstet das gebrochene Herz auch am Tag.
Passi. Wird das Leiden an Vergangenem zu groß, kommt die Passionsblume als Begleitmittel für Silber in Frage. Die "Leidensblume" ist ein mildes, zentral wirkendes Sedativum. Die mondhafte Blüte vertieft und harmonisiert die Silberwirkung in der Nacht, wenn vergessen geglaubte Traumen ins Bewußtsein gelangen.
Valer. kann durch Traumsteine oder -pflanzen erweckte Nachtgespenster wieder besänftigen. Baldrian war die heilige Blume des germanischen Lichtgottes Baldur.
Die Göttin Hertha soll mit einer Gerte aus Baldrian auf ihrem mit Hopfen gezäumten Hirsch durch den germanischen Götterhimmel geritten sein. Symbolisch steht dieses Bild für die Heilkraft, mit der Baldrian und der ähnlich wirkende Hopfen die nervöse Erregung zügeln.
Im Mittelalter hat man psychisch Kranken Schutzamulette mit Baldrianwurzel um den Hals gehängt. Wie so viele stark duftende Pflanzen, galt der Baldrian als Dämonen abwehrend. Heute noch schützen die Zubereitungen der Wurzel Tausende von Menschen vor dem "Dämon der Schlaflosigkeit". In psychiatrischen Einrichtungen werden
die Wurzelextrakte literweise verbraucht; Baldrian der erklärte Lieblingsgeruch Manisch-Depressiver.
Wenn in der Nacht alte Wunden der Seele aufbrechen, dann wird die "Mondwurz" wie ein Lichtblick sein. Einer der Wirkstoffe, die Isovaleriansäure, ist auch Bestandteil von menschlichen Hautausdünstungen.
Der schweißähnliche Geruch kann in schwierigen Lebenssituationen gewissermaßen menschliche Nähe ersetzten und wie eine Umarmung wirken. Der "Allesheiler", wie man ihn im Englischen genannt hat, vermittelt Geborgenheit, so daß ein bewährtes Baldrian-Präparat (beispielsweise "Oxacanth-sedativ" von Dr. Klein) in die Hausapotheke von Traumwandelnden gehört.
[Joachim Retzbach]
Albträume: Raus aus dem Horrorfilm in Endlosschleife
26. Februar 2019 Erschienen in Gehirn&Geist
Was wir ein Drittel unseres Lebens machen? Schlafen. Jedenfalls wenn's gut läuft. Warum tut der Mensch es überhaupt, wie viele Stunden sind genug und was hilft, wenn
wir abends nicht einschlafen können? Diesen und weiteren Fragen widmet ZEIT ONLINE den Schwerpunkt "Besser schlafen". Passend dazu hat Joachim Retzbach für das Magazin "Gehirn&Geist" recherchiert, wie sich Träume therapeutisch nutzen und wiederkehrende Albträume verändern lassen.
Traum: Maria* hatte keine Lust, auf die Party zu gehen. Sie kannte niemanden außer der Gastgeberin. Und eigentlich hätte sie den Abend viel lieber mit ihrer Tochter verbracht, um die sich nun die Babysitterin kümmern musste. Doch die Studentin will ihre Freundin nicht hängen lassen. Also macht sie sich zu Fuß auf den Weg.
Während sie die Straße entlangläuft, bemerkt sie plötzlich, dass ihre Hose im Schritt ganz nass ist: Sie hat sich eingenässt, der Urinfleck ist nicht zu übersehen. Trotzdem geht sie weiter. Als sie endlich auf der Feier ankommt, hat sich um sie herum eine große Schar von Maden und Würmern zusammengerottet. Die anwesenden Gäste betrachten sie schockiert und angewidert. Scham durchfährt ihren ganzen Körper. Dann wacht sie auf. - - - -
Es ist die Jahreszeit, in der viele sich fühlen, als sollten sie besser Winterschlaf machen. Anlass genug, uns genau jetzt dem Schlaf einmal intensiver zu widmen. Warum schlafen wir überhaupt, was passiert dabei im Gehirn, sind Schlafstörungen die neue Volkskrankheit, was weiß die Forschung über unsere Nachtruhe?
All das lesen Sie im Schwerpunkt Besser schlafen.
"Albträume kennt fast jeder Mensch", sagt die Psychologin Annika Gieselmann von der Universität Düsseldorf. Von gewöhnlichen Träumen unterscheiden sie sich vor allem durch die starken negativen Emotionen, die dabei auftreten. Meistens ist es ein intensives Gefühl der Angst oder Furcht. Aber auch Trauer, Ekel, Scham oder Wut können vorherrschen, erklärt die Psychologin.
Oftmals ist das Gefühl so überwältigend, dass man schweißgebadet davon aufwacht. Der Schläfer weiß fast immer noch, was ihn so verschreckt hat – auch damit nehmen Albträume eine Sonderstellung ein. Denn an den Großteil der harmlosen Träume, die wir jede Nacht haben, können wir uns am nächsten Morgen nicht mehr erinnern.
Obwohl Albträume weitverbreitet sind, wird ihre Wirkung auf die Seele zuweilen unterschätzt. Denn bei manchen Menschen wachsen sich die nächtlichen Gruseltrips zu
einer so starken Belastung aus, dass Experten eine eigene Diagnose dafür kennen: die Albtraumstörung. So war es auch bei der Studentin Maria, die vor einigen Jahren deswegen bei Annika Gieselmann Hilfe suchte. Die Psychologin gehört zu den wenigen Forscherinnen und Forschern weltweit, die sich mit dem Thema beschäftigen.
Zu den Dingen, die die Wissenschaft bisher über Albträume weiß, gehört, dass sich ihre Häufigkeit mit dem Lebensalter verändert. Vor dem zehnten Lebensjahr treten sie vermehrt auf; im Alter werden sie meist seltener. Auch das Geschlecht und die Gene spielen eine Rolle. Frauen berichten öfter von Albträumen als Männer. Und als eine Arbeitsgruppe aus Finnland im Jahr 1999 rund 3.700 ein- und zweieiige Zwillingspaare zu ihren Träumen befragten (American Journal of Medical Genetics: Hublin et al., 1999), zeigte sich: Die Häufigkeit von Gruselträumen scheint zu ungefähr einem Drittel bis zur Hälfte genetisch bedingt zu sein.
Dieser Artikel stammt aus dem Magazin "Gehirn&Geist". Weitere Artikel zum Thema im Sonderheft "Schlafen und Träumen".
Zur Veranlagung kommt oft hinzu, dass die Betroffenen viel Stress erleben. Personen mit anderen seelischen Erkrankungen werden häufiger von Albträumen geplagt,
genau wie generell eher sensible, kreative und künstlerisch veranlagte Menschen. So ergab im Jahr 2017 eine Studie von Forschern um den Tübinger Biologen Christoph Randler (Sage Open: Randler et al., 2017), dass von den fünf großen Persönlichkeitsmerkmalen vor allem 2 mit dem Auftreten von Albträumen zusammenhängen: Neurotizismus, also eine geringe emotionale Belastbarkeit, und Offenheit für neue Erfahrungen.
Stressbelastung begünstigt Albträume
Maria hatte nach eigenen Angaben "schon immer" an Albträumen gelitten. Doch kurz bevor sie bei Annika Gieselmann Rat suchte, hatten sich ihre Lebensumstände geändert: Sie war alleinerziehende Mutter geworden, lebte mit ihrem Kind in einer engen Wohnung und wusste nicht, wie sie ihr Studium weiter finanzieren sollte. Gleichzeitig merkte sie, dass sie nach ihrem Bachelorabschluss auch noch einen Master brauchen würde, um sich wie geplant beruflich zu verbessern. Oft ging sie vom Serienschauen oder Lernen am Laptop direkt ins Bett, und sie ernährte sich ungesund. Im Gedächtnis blieb sie ihrer Therapeutin aber vor allem wegen ihrer ungewöhnlichen Träume, die, so Gieselmann, zu ihrer kreativen Persönlichkeit passten.
Da Albträume so alltäglich sind, kommen nur wenige Menschen auf die Idee, sich deswegen professionelle Hilfe zu suchen. "Von den Personen, die mindestens einmal pro Woche Albträume erleben, hat nur ein Viertel schon einmal mit einem Arzt oder Therapeuten darüber gesprochen", sagt Michael Schredl vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Die Grenze von einem Albtraum in der Woche ziehen Schlaf- und Traumforscher wie Schredl als Näherungswert dafür heran, ob eine Albtraumstörung vorliegt.
Für die klinische Diagnose ist allerdings nicht die Frequenz entscheidend, sondern die Frage, ob die Betroffenen stark unter den Träumen leiden. Das ist etwa der Fall, wenn ihnen die schauderhaften Erlebnisse im Schlaf auch am nächsten Tag noch nachgehen, ihre Stimmung und Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen. Die Betroffenen grübeln häufig darüber nach, was die Träume wohl bedeuten mögen, oder sie fürchten sich deswegen sogar vor dem Einschlafen. "Auch wenn jemand nur einmal im Monat einen Albtraum hat, ihn das aber furchtbar quält, kann das die Diagnose rechtfertigen", erläutert Schredl.
Legt man die Faustformel von einem Albtraum pro Woche an, sind etwa fünf Prozent der Erwachsenen in Deutschland von dieser seelischen Störung betroffen.
Doch dass die Albtraumstörung eine eigenständige Erkrankung ist, die zudem gut behandelbar ist, wissen nur wenige – selbst unter Fachleuten ist das so. "In unserer Befragung haben nur 30 Prozent der Betroffenen, die sich um Hilfe bemüht hatten, gute Erfahrungen gemacht", berichtet Psychologe Schredl. "Auch viele Fachärzte
und Psychotherapeuten scheinen noch kein Bewusstsein für die Problematik zu haben." Dabei tritt die Albtraumstörung als sogenannte komorbide Erkrankung sogar
bei rund einem Drittel aller Psychiatriepatienten auf. Unter Personen, die an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leiden, sind es sogar 70%. Allerdings stellen posttraumatische Albträume einen Sonderfall dar, da sie meist Teil der Störung sind. In beiden Fällen jedoch wissen die meisten Betroffenen gar nicht, dass eine Behandlung der belastenden Träume möglich ist.
Mehrere wirksame Therapien
Welche Art von Therapie am besten hilft, hat in diesem Jahr die US-amerikanische Gesellschaft für Schlafmedizin in einem neuen Positionspapier (Journal of Clinical Sleep Medicine: Morgenthaler et al., 2018) beleuchtet. Die Experten nennen als meist effektive Methoden unter anderem Entspannungsverfahren wie die progressive Muskelentspannung und verhaltenstherapeutische Maßnahmen.
Eine Behandlung sticht jedoch heraus: die Imagery Rehearsal Therapy (IRT, zu Deutsch ungefähr: das Einüben von Vorstellungen). Diese Methode wurde durch den Internisten und Schlafmediziner Barry Krakow popularisiert. Laut zahlreichen empirischen Studien stellt sie eine einfach anzuwendende und effektive Abhilfe gegen Albträume dar.
In Deutschland hat vor allem die Arbeitsgruppe um den Psychologen Reinhard Pietrowsky an der Universität Düsseldorf, zu der auch Annika Gieselmann gehört, diese Behandlung eingeführt und erforscht. Pietrowsky hatte in den Neunzigerjahren selbst einen schlimmen Albtraum, in dem er erschossen wurde und den Schmerz sehr intensiv körperlich spürte. Der Traum kehrte zwar nicht wieder. Von der Erfahrung beeinflusst, begann der Schlafforscher jedoch, sich speziell für Albträume und ihre Behandlung zu interessieren.
Sich dem Auslöser der Furcht stellen
Die IRT basiert wie andere Methoden gegen Ängste darauf, sich dem Auslöser der Furcht zu stellen. "Viele Betroffene wollen wissen, wie sie ihre Albträume möglichst schnell aus dem Gedächtnis löschen können – oder ob ich etwas tun kann, damit sie gar nicht mehr träumen", erzählt Michael Schredl. "Doch für Ängste gilt generell: Je mehr man sie zu vermeiden versucht, desto stärker werden sie."
Soziale Unterstützung
Die Vorstellungstherapie dagegen ist eine Flucht nach vorn: Die Betroffenen versetzen sich dabei gedanklich in einen kürzlich aufgetretenen Albtraum. Dann überlegen sie sich, wie sie die Story abwandeln könnten, damit die Geschichte ein neutrales oder positives Ende für sie nimmt – und dem Traum sein Schrecken genommen ist.
Den umgeschriebenen Traum üben sie anschließend ein, indem sie sich die neue Version einmal täglich möglichst intensiv vorstellen, mindestens zwei Wochen lang.
"Schaut mal, was ich dabeihabe!", ruft Maria in ihrem neuen Traum den versammelten Gästen zu, als sie mit ihrem Tross aus Würmern und Maden auf der Party hereinplatzt. Daraufhin verwandeln sich alle Kriechtiere in bunte Schmetterlinge, die vom Boden aufstieben. Maria war weiterhin der Mittelpunkt der Party, aber nun fühlte sie sich dabei pudelwohl.
"Wichtig ist, dass der neue Traum dem erlebten Albtraum in vielen Details gleicht, die neue Variante sich aber deutlich anders anfühlt", sagt Annika Gieselmann. Das veränderte Drehbuch sollte kein Gefühl des Gruselns oder der Ohnmacht zurücklassen, sonst müsse man weiter daran arbeiten. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt: Wer das Gefühl hat, ferngesteuert zu werden, kann dem Bösewicht im Traum die Fernbedienung abnehmen; wer fällt, landet vielleicht auf einem riesigen Trampolin; wer ausgelacht wird, verschwindet mit einem lauten Knall und lässt die Widersacher staunend zurück.
Auch wenn manche Betroffene immer wieder denselben Albtraum haben, ist es für die Wirkung der Therapie gar nicht nötig, genau diesen wiederkehrenden Traum umzuschreiben – sie funktioniert mit jedem beliebigen Albtraum. Tatsächlich wird die neu erfundene Geschichte meist auch gar nicht so geträumt, wie man sie sich ausgemalt hat. Doch das tut der Wirkung keinen Abbruch.
"Das Prinzip, für ein beängstigendes Geschehen eine Lösung zu finden, überträgt sich offenbar auf andere Albtraumthemen", erklärt Schlafforscher Schredl. "Wie so oft gilt: Allein der Entschluss, sich seiner Angst zu stellen, bewirkt schon etwas." Und sei es nur das Gefühl, dem Schrecken nicht hilflos ausgeliefert zu sein. So erleben viele Betroffene auch nach der Therapie noch Albträume, sie empfinden diese aber nicht mehr als belastend und können sie einfacher abschütteln.
Ein wichtiger Kniff beim Umschreiben von Träumen ist laut Psychologin Gieselmann, sich soziale Unterstützung zu holen. Denn in den meisten Albträumen sind die Betroffenen allein, sie müssen ohne Hilfe von Freunden oder Familie klarkommen. Gieselmann berichtet von einer Frau, der im Traum unzählige kleine Spinnen auf den Kopf fielen. In ihrer neuen Geschichte suchte sie sich Hilfe bei ihrer Mutter, die ihr die Haare wusch. Das machte die Vorstellung erträglicher.
Gieselmann möchte gern erreichen, dass die Imagery-Therapie in Deutschland bekannter wird. Gerade, weil sie so einfach umzusetzen ist, sei es eigentlich unverständlich, dass nicht jeder Betroffene leicht Zugang zu ihr habe, so die Psychologin.
Auch als Selbstbehandlung ist das Verfahren in vielen Fällen erfolgreich, wie Gieselmann und ihre Kollegen 2017 in einer Studie demonstrierten. Die albtraumgeplagten Probanden erhielten eine Online-Anleitung für die Therapie, entweder mit oder ohne Begleitung durch einen Coach. Beide Gruppen profitierten gleich gut von der Behandlung. Professionelle Unterstützung sei für den Erfolg dieser Therapie also nicht unbedingt nötig, erklärt Gieselmann.
Luzide Träume
Die Selbsttherapie stoße aber an Grenzen, warnt die Forscherin, wenn neben den Albträumen noch weitere psychische Auffälligkeiten bestehen oder wenn die Träume
mit einem traumatischen Erlebnis in Verbindung stehen. Dann ähneln die Gruselträume eher Flashbacks, unter denen Traumatisierte mitunter leiden. Dabei erleben sie
das Geschehen noch einmal, so als wären sie wieder an Ort und Stelle.
Aber auch gewöhnliche Albträume, die nicht das Trauma zum Inhalt haben, erleben Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung häufiger. Schuld daran ist offenbar eine allgemein geringere psychische Belastbarkeit sowie Schlafprobleme, die dazu führen, dass die Betroffenen tagsüber mehr negative Gefühlsaufwallungen
erleben. Diese tauchen dann nachts wiederum in Form vermehrter Albträume wieder auf.
Traumapatienten brauchen weitergehende Behandlung
"Eine reine Albtraumtherapie kann keine Behandlung eines schweren Traumas ersetzen", sagt Annika Gieselmann. In einer Studie von Barry Krakow mit traumatisierten Probanden gab es sogar recht viele Abbrecher, was darauf hindeutet, dass das Verfahren diese Zielgruppe besonders belasten könnte. Die Imagery-Rehearsal-Therapie könne aber auf jeden Fall ergänzend zu einer Therapie der Posttraumatischen Belastungsstörung verwendet werden, meint Michael Schredl. Wichtig sei in solchen Fällen eine darüber hinausgehende therapeutische Unterstützung.
Andererseits gibt es wiederum Hinweise darauf, dass eine erfolgreiche Behandlung der Albträume mithilfe der Imaginationstherapie die Symptome einer posttraumatischen Störung insgesamt verbessern könnte. "Wir diskutieren deshalb aktuell, ob das Umschreiben der Albträume für traumatisierte Patienten eine Art Türöffner sein kann", erläutert Gieselmann. "Wenn sie durch diese einfache und zunächst oberflächliche Behandlung erst einmal besser schlafen, wirken andere Therapiebausteine möglicherweise besser." Noch sei aber weitere Forschung notwendig, um das zu belegen.
Eine andere Behandlung, die im Positionspapier der amerikanischen Schlafmediziner Erwähnung findet, ist das luzide Träumen oder Klarträumen (einen ausführlichen Artikel dazu lesen Sie hier). So nennt man es, wenn jemand während eines Traums das Bewusstsein darüber erlangt, dass das Erlebte gerade nicht real ist – ohne von dieser Erkenntnis aufzuwachen. Geübten luziden Träumern gelingt es sogar mühelos, den Traum so fortzuspinnen, wie es ihnen gefällt. Das realistische Gefühl, das in Träumen das Erleben prägt, bleibt während eines Klartraums erhalten. Prinzipiell lassen sich so auch Albträume zu einem Happy End führen.
Tatsächlich ergab eine Studie von Michael Schredl, dass Patientinnen und Patienten zwar öfters während eines Albtraums erkennen, dass sie träumen – sie wissen aber meist nicht, wie sie in diesem luziden Zustand in die Handlung des Traums eingreifen können. "Wie Erhebungen von uns zeigen, haben Menschen, die häufiger Albträume haben, auch häufiger luzide Träume. Das liegt vermutlich daran, dass Albträume meist bizarrer sind als normale Träume und man dann eher auf die Idee kommt, dass man sich gerade nicht in der Realität befindet", erklärt Schredl.
Generell treten Klarträume nur selten auf. Mittlerweile werden aber in einer Vielzahl von Selbsthilfebüchern und Smartphone-Apps verschiedene Methoden angeboten, um das luzide Träumen absichtlich herbeizuführen. Entscheidend sind die sogenannten Realitätschecks. Dabei gewöhnt man sich an, sich im Wachzustand etwa fünf- bis zehnmal am Tag immer in bestimmten Situationen zu fragen: "Träume ich oder bin ich wach?" Taucht im Traum dann diese oder vielleicht eine besonders bizarre Situation auf, beginnt man automatisch zu überlegen, ob man gerade träumt. Mit etwas Glück gelangt man dadurch in einen luziden Zustand.
Schredl empfiehlt das Verfahren aber nicht unbedingt als erste Option für Menschen, die stark unter ihren Albträumen leiden und schnell Abhilfe suchen. Denn anders als bei der Imagery-Rehearsal-Therapie, die leicht erlernbar ist, schafft es nicht jeder, in seinen Träumen die Regie zu übernehmen. Und bis man es beherrscht, vergeht meist mehr Zeit, als das Einstudieren einer neuen Traumvorstellung benötigt. "Wenn man sich besonders für Klarträume interessiert und den Aufwand nicht scheut, kann das durchaus eine effektive Methode gegen Albträume sein", sagt der Psychologe. Der Mehrzahl der Betroffenen wäre jedoch schon mit der Erkenntnis geholfen, dass es oft bereits Erleichterung bringt, sich überhaupt mit seinen Albträumen zu beschäftigen – auf die eine oder andere Weise.
[Iris Alanyali]
Aktualisiert am 15. November 2020,
21:48 Uhr
Was hat es mit Parasomnie genau
auf sich? Wir klären diese und drei weitere Fragen zur aktuellen Folge der
legendären Krimiserie im Ersten.
Was ist Parasomnie?
Im "Tatort" wacht die
14-jährige Talia nachts auf und sieht unheimliche Gestalten. Unter Parasomnien
versteht man laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und
Schlafmedizin (DGSM) allgemein "Phänomene, die während des Schlafes
auftreten", die häufigste Form sind Albträume. Talia aber scheint unter
einer schwereren, sehr seltenen Form einer Parasomnie zu leiden, der
REM-Schlaf-Verhaltensstörung.
Sie tritt während des REM-Schlafes
auf, der "leichteren" der beiden Schlafphasen, in der Puls und
Blutdruck ansteigen und hinter geschlossenen Lidern schnelle Augenbewegungen
stattfinden. Im Gegensatz zur ähnlichen Nachtangst (Pavor Nocturnus) können
sich Betroffene hier an ihre sehr lebhaften Träume erinnern, "bei
besonders intensiven Träumen mit viel Bewegung und Aggression kann es dazu
kommen, dass die Person das Bett verlässt. Da sie den Traum vor Augen hat, kann
es zu gefährlichen Fremd- oder Eigenverletzungen kommen."