Arsen Anhängsel

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[Barbara Nowecki]

Abneigung gegen Küssen. Schließlich ist es wissenschaftlich erwiesen, wie viel tausende verschiedene Bakterienarten und -kulturen eine Zunge besiedeln- hochinfektiös. Tatsächlich gehören

die Bissverletzungen durch Menschen zu den gefährlichsten Verletzungen. Arsen, das wichtigste Mittel bei Heuschnupfen, wenn diese ekeligen Sexualsekrete der Blumen (nämlich die Pollen)

unkontrolliert in der Luft herumfliegen

Arsen als Mutter: Die Graue Eminenz

Arsen als Mutter regiert im Hintergrund, aber sie regiert. Mit ihren Flügeln umschließt sie ihre Kinder nicht wie eine Pulsatilla-Glucke, sondern wie ein Adler, der seine Flügel wie ein Schatten

ausbreitet, unter dem sich die Kinder an langer Leine bewegen können. Arsen tritt oft nicht im Vordergrund auf, sondern agiert subtil und indirekt (Die Graue Eminenz, übrigens auch ein altes

Saturn-Symbol). Sie wird aber alles tun, was sie für ihre Kinder als richtig und wichtig erachtet. So beseitigt sie alle Hindernisse, die den Kindern im Wege stehen könnten. Begierig, das

Wohlergehen ihres Kindes zu fördern, bedrängt sie Ärzte, Lehrer, Freunde und Verwandte mit unangemessenen Forderungen. In der Praxis ist sie mit dabei und beantwortet die Fragen, die man

dem Kind stellt. In ihrem Perfektionismus kann sie auch Probleme und Krankheiten für sehr behandlungsbedürftig erachten, die jeder andere noch als altersgemäß oder sogar gesund betrachten

würde. Wenn Gäste kommen: „Spiel mal was vor, damit deine Eltern stolz auf Dich sein können“. Zu Hause sind es Mütter, die oft schimpfen, ihre Kinder antreiben und selten mit deren Leistung

zufrieden sind. („Sehr ärgerlich und mit nichts zufrieden“.). Wenn es nicht möglich ist, dass das Kind den eigenen Vorstellungen nachkommt, so kann es auch sein, dass nach dem Alles- oder-Nichts-Prinzip das Kind als Versager oder Taugenichts abgestempelt wird. Eltern von musikalischen oder sportlichen Wunderkindern sind arsenverdächtig, wenn die Hochleistung vor allem auf den

ständigen Ansporn der Eltern zurückgeht. Natürlich gilt das Gesagte ebenso für einen arsenischen Vater.

Wie wirkt Arsen in der Praxis? Der folgende Abschnitt soll die dargestellten Charakterzüge in einer Praxisbegegnung zusammenfassen.

Ein Mann ruft an, um einen Termin zu vereinbaren. Seine Stimme klingt ängstlich, zweifelnd und beharrlich fordernd - nach einem sofortigen Termin.

Zur Anamnese kommt er dann viel zu früh und ist verstimmt, wenn er warten muss (Lyc. wird trotzdem freundlich lächeln). Hinter vorgehaltener Hand fragt er die Sprechstundenhilfe:

„Ist der Arzt auch gut?“.

Nun wird er aufgerufen. Fester, militärisch-männlicher Händedruck, auch eine Verbeugung und einen „Guten Tag“ in einem Ton, der wie ein Befehl anmutet. Er geht mit entschlossenem Schritt

Ins Sprechzimmer und, ohne viel Worte zu verlieren, beginnt er mit dem Aufzählen seiner Symptome - je nachdem mehr oder weniger klagend. Vorsichtig setzt er sich hin, man weiß ja nie.

Die Sitzhaltung ist gerade und korrekt, auf dem vorderen Drittel des Stuhls. Er wirkt steif und man ist versucht zu sagen: „Rühren!“. Seine Augen fixieren den Behandler und die benutzten

Nachschlagewerke, um ja nichts zu versäumen. Als Gegenüber fühlt man sich zuweilen festgenagelt (auch Phosphor-Augen strahlen, aber sie stechen nicht, sondern umfassen das Gegenüber).

Arsen kann auf passive Weise aggressiv sein: vordergründig höflich, kontrolliert, mit sanfter Stimme sprechend, dabei aber hartnäckig und fordernd wie kein anderer. Oft hat er Röntgenbilder,

Berichte, Laboruntersuchungsergebnisse dabei. Er braucht solche Untersuchungen, denn „man kann ja nie sicher sein“. Seine Symptome entnimmt er einem kleinen, ledernen Notizbuch, worin er alle Beschwerden sorgfältig aufgelistet hat. Bestimmte ausgewählte Symptome hat er ein- oder zweimal unterstrichen. Die Darstellung der Symptome erfolgt in wissenschaftlichen Termini, er redet über sich wie über ein kompliziertes Gerät, stellt Diagnosen, kennt die schulmedizinischen Erklärungen. „Ich weiß, dass mein Hautausschlag einer erhöhten Toxizität zu verdanken ist.“ Dagegen fällt es

ihm schwer, über seine Gefühle und Empfindungen zu sprechen.

Er versucht von vorneherein, den Verlauf der Anamnese zu bestimmen. Doch entwickelt er sich nach anfänglichem Kampf um Kontrolle mit der Zeit zu einem aufmerksamen, zur Zusammenarbeit bereiten Patienten - vorausgesetzt natürlich, er schätzt den Behandler als einen Könner seines Fachs ein. Im Grunde erwartet er, dass man ihm Führung für sein Leben bietet, Verantwortung abnimmt.

Bei der Wahl des Mittels will er mitbestimmen und wird böse, wenn man es ihm nicht sagt.

Hahnemanns berühmte Replik erinnert daran: „Der Name ihrer Krankheit, Sir, interessiert mich nicht, und der Name der Medizin geht Sie nichts an!“. Diätanweisungen nimmt er mehr als wörtlich und fragt bis in die kleinsten Einzelheiten, ob er das eine darf und ein anderes lassen muss. Der Zeitrahmen der Anamnese interessiert ihn nicht, er bleibt noch nach der Konsultation sitzen und will weitere Informationen. Er vergisst, dass auch noch andere Patienten warten.

Dann verabschiedet er sich mit festem Handschlag und einem korrekten Nicken. Nach der Anamnese, in der er seinen neuen Leibarzt engagiert hat, ruft er am selben oder nächsten Tag nochmals an, um etwas richtig zu stellen, um neue Symptome nachzuliefern, damit der Homöopath den Fall ja nicht missversteht und ihm womöglich ein falsches Mittel gibt. Auch sonst ruft er mit größtem Selbstverständnis oft und zu den unmöglichsten Zeiten zwischen den Terminen an und verlangt unmittelbare persönliche Aufmerksamkeit.

Im Verlauf der Behandlung gibt er nicht unbedingt zu, dass das Mittel geholfen hat - ausgehend von der Überzeugung, dass er nicht heilbar ist und mit der Skepsis, die er ohnehin hat. Er kann seine gute Verfassung auf andere Dinge schieben. Erst mit der Zeit und besonders, wenn Körpersymptome sich deutlich verändern, gewinnt er etwas Glauben und kann sogar zu m überzeugten Verfechter der Homöopathie werden.

Ein Homöopath sollte also an Arsen denken, wenn er einem angespannten, verkrampften Patienten gegenüber sitzt, der außergewöhnliche Angst und Besorgnis um Gesundheit bei sich selbst und anderen, hochgradige Hypochondrie und große Angst vor dem Tod, hektisches, getriebenes Verhalten, Übertreibung ausgedrückt in Perfektionismus und Übergenauigkeit, -eine überkritische Haltung anderen gegenüber- eine fordernde, selbstbezogene Art zeigt Variante des schlampigen Arsen-Typs

Wer auf das klassische Arsenbild schaut, das in der Literatur den größten Raum einnimmt, sollte eine Arsen-Indikation nicht übersehen: Arsen kann auch ein Mensch sein, der peinlich genau ist mit dem, was ihn interessiert und ansonsten gar nicht. Die Übergenauigkeit bezieht sich also nur auf einen Teil.

Auch die anderen Arseneigenarten sind in allen möglichen Ausprägungen denkbar. Ein verhinderter Arsentypus wäre beispielsweise eine Hausfrau, bei der energische Aktivität mit Untätigkeit

abwechselt. Wenn nämlich der Haushalt nicht perfekt sein kann (weil Mann und Kinder wieder alles durcheinander bringen) wird sie sich früher oder später weigern, überhaupt etwas zu tun; solange, bis ihr der Anblick unerträglich wird und sie wieder einen Putzanfall bekommt.

Träume bei Arsen

Im kranken Zustand treten Träume „...voll Drohungen, sorgenvolle, gefährliche, fürchterliche Träume...von Gewittern, Feuersbrünsten, schwarzem Wasser und Finsternis...“ auf. Arsen kann

fürchterliche, ängstliche Träume haben. Träume von Prüfungen, Verabredungen, Treffen, zu denen er pünktlich sein soll (und es nicht schafft). Ein Arsen-Patient kommt beispielsweise nicht in den Hörsaal hinein, um die Prüfung abzulegen, der Hörsaal ist verschlossen. Er kann den Raum nicht finden, wo das Treffen stattfindet, obwohl er das Gebäude kennt. Der Aufzug will nicht in dem Stockwerk halten, wo er einen Vortrag halten soll. Er hat sich auf die falsche Prüfung vorbereitet oder er hat sie versäumt, weil er den falschen Termin hatte. Die Angst, zu spät zu kommen, hat Arsen auch im Wachzustand, deshalb geht er immer früher los und kommt meist überpünktlich an.

Zum Thema „Prüfung“ noch eine astrologische Anmerkung: Saturn, der Prüfer, ist der arsenische unter den Planeten. Er repräsentiert den strengen Vater, der dem „sulfurischen“ Kinde Grenzen und

Beschränkungen setzt, also auch für Ordnung und feste Strukturen sorgt. Er steht im Horoskop für Ängste aller Art, für Hemmungen und Blockaden. Gleichzeitig ist er der Lebensprüfer, der im

Schicksal die Aufgaben stellt und die Prüfungen auf der „Reise des Helden“ abnimmt. In der klassischen Astrologie ist er auch der Sensenmann, der den Tod bringt.

Weitere Traumbilder von Arsen:

Fehler machen und anschließend bestraft werden hingerichtet werden, durch köpfen oder erhängen Verbrecher, Räuber, Leiche, Tote, Friedhof,

Zorro, mit schwarzem Umhang, schwarze Gegenstände, schwarzer Sarg (mit goldenen Knäufen), schwarze Tiere (Panther), Raubvögel: Habicht, Adler

- Räuber, Diebe

- Richter, schwarze Robe, Paragraphen

Ein Arsenmärchen ist das Grimm-Märchen „Der arme Junge im Grab“. Ein treffendes und sehr schönes Arsenbild.

Gedanken zur Erlösung

Das Mittel kann auch Arsens Unfähigkeit, zufrieden zu sein und sein ruheloses Verfolgen von Zielen ausgleichen. Es kann ihn ermutigen, weniger aggressiv, beharrlich und bedrängend zu sein mit

anderen, indem er weniger ängstlich um sich selbst wird. Es kann dabei helfen, die kreativen Aspekte seines Antriebs in höchst konstruktive Ziele zu kanalisieren. Denn dies sind Personen, auf die gezählt werden kann, die Dinge kompetent erledigen, die andere zu hohen Leistungen anhalten und, wenn besonders begabt, deren Drang nach Perfektion der Menschheit soviel Freude und Schönheit in den kreativen und darstellenden Künsten gebracht hat. Sie sind Personen, die durch ihre Intoleranz der Mittelmäßigkeit und Unfähigkeit gegenüber sich selbst und andere zu höheren Ebenen des Verständnisses treiben oder zu entschiedeneren Leistungen, zu ausgezeichneteren Leistungen. Arsen fordert viel vom Leben, aber er kann auch sehr viel zurückgeben. Es ist die Funktion des homöopathischen Mittels, das Individuum von selbst beschränkender Angst und exzessiver Kritiksucht, Tadelsucht, zu befreien. Ihn so ins Gleichgewicht zu versetzen für die Meisterschaft, nach der er sich zutiefst so sehr sehnt.

unerlöst: pedantisch, zwanghaft, überpünktlich erlöst: genau, sicher, zuverlässig

unerlöst: SS im KZ, Todesschwadronen, Securitate erlöst: Zen-Mönch, Heilsarmee

unerlöst: ernst, verbissen, krampfhaft

erlöst: spielen, lachen, sich freuen können

unerlöst: der hirnlose Beamte

erlöst: der dienende Meister

Dinge tun aus Spaß an der Freude und nicht nur, weil man es muss, weil es die Pflicht ist.

dem als richtig erkannten folgen mit gutem Gewissen, befreit von der Angst vor Strafe

das Recht vertreten, nicht nur das Gesetz

Formen, die vollkommen beherrscht werden, befreien die Fähigkeit entwickeln, auch Kleinigkeiten bewusst wahrzunehmen

Unvollkommenheit akzeptieren Klarheit. Klarsein in der Strenge. Nicht durch Einschüchterung herrschen, sondern durch Überzeugungskraft.

Einerseits sind die Arsen-Kranken zwar die Menschen, die die größte Angst vor dem Tod haben, vor der ewigen Verdammnis, vor Strafe, vor Hinrichtung; andererseits haben sie aber dadurch am ehesten die Chance, am ewigen Leben, am Leben nach dem Tode und am Licht nach dem Tode teilzuhaben.

Der Arseniker setzt sich im innersten seines Herzens damit auseinander, weil er besonders große Angst davor hat. Sein Ziel sollte sein, zu begreifen, dass der Tod nicht völlige Unordnung bedeutet, sondern eine neue Ordnung auf höherer Ebene. Wenn ein Arsenmensch die Angst vor dem Tod überwindet, vor was kann er dann noch Angst haben? Der Mensch mit der größten Angst und Unruhe wird zum Menschen mit der größten Gelassenheit. Sein strenger Ernst verwandelt sich in stille Heiterkeit – das Bild des Buddhas.

Unfriedliches Sterben: angstvolles Einatmen;

Friedliches Sterben: gelassenes Ausatmen

Von der Friedhofsordnung zur Friedensordnung.

Dona Nobis Pacem!

Körperliche Symptome:

Schwäche und Erschöpfung

Innere Unruhe, muss sich bewegen

Mager, ausgezehrt

Eisiges Frieren

Kalte Extremitäten

Brennende Schmerzen

Allergieneigung

Asthmaneigung

Magen anfällig: Krebs, Geschwüre

Durchfälle

Erbrechen

Krebs

Nekrosen

Sepsis

Modalitäten.

<: nachts/1 h./Obst/Kälte/feuchtes Wetter/Meer/Winter;

>: Hitze/warme und heiße Anwendungen/heiße Getränke;

Verlangt: Saures/Zitronen/Fett/Olivenöl/warme Getränke;

Arsen ist Mangel, Disziplin, Verzicht

Medorrhinum ist das Gegenteil – Fülle und Lust

 

Aspekte im Wesen des Arsenikers

Angst

Im Zentrum der Gemütsverfassung von Arsen steht ANGST. Arsen wird bedrängt von Ängsten aller Art. Begründete und unbegründete Ängste, bestimmte und unbestimmte, gegenwartsbezogene und zunkunftsbezogene. Es sind oft, von Außenstehenden betrachtet, Kleinigkeiten, um die er sich fürchtet oder sorgt. Arsen scheint geradezu an Sorgen zu hängen. Wenn die aktuelle Situation zu wenig Sorgen zu bieten hat, so schafft er sich selbst welche, indem er sich um die Zukunft Sorgen macht.

(„unerklärliche Befürchtungen“, „fürchtet, dass sich etwas ereignen wird.“)

Die Angst zeigt sich für die Umgebung in genereller Unruhe, einer Neigung zur Übertreibung oder zu Extremen, in unklar umrissenen Sorgen. Die pedantische Genauigkeit, der Hang zum Perfektionismus und die autoritäre Haltung dienen der Bewältigung der Angst, da sie vermeintlich Sicherheit schaffen.

Charakteristisch für die Arsen-Angst ist, dass sie nicht unmittelbar und heftig sein muss, sondern „10 Meter hinterher schleicht.“ Eine subtile, heimliche und deshalb sehr mächtige Angst. Eine Angst,

wie das Gift Arsen eben ist. Die Angst eines Giftes hat eine ganz andere Qualität als die eines Blümchens wie Pulsatilla zum Beispiel.

Es ist jedoch möglich, dass ein Arsenpatient keine wahrnehmbare Ruhelosigkeit und Angst zeigt, wenn er noch stark von anderen Konstitutionstypen bestimmt wird. So macht Pulsatilla Arsen

naturgemäß sanfter, Calcium weniger ruhelos, Lycopodium ruhiger und distanzierter. Immer jedoch ist am Arsentyp eine gewisse Spannung spürbar, vergleichbar einer gespannten Feder, egal wie ruhig und selbstsicher er scheint.

Die dahinter stehende Unruhe ist manchmal am Ausdruck der Augen (unruhige Augen, aufflackern der Augen bei einem heiklen Thema) sowie in der kontrollierten, angespannten Sprache und dem eckigen Verhalten erkennbar. Außerdem findet man oft ein nächtliches Zähneknirschen, das die Spannung zum Ausdruck bringt.

Indirekt zeigt sich die permanente Angsthaltung auch darin, dass Arsen kein Problem ungelöst lassen kann, gefällte Entscheidungen in Zweifel zieht (habe ich auch richtig entschieden?) und über die

Richtigkeit seines Verhaltens auch sonst oft nach grübelt. Positiv an dieser sorgfältig-umfassenden Betrachtung vergangener Erlebnisse und Taten ist, dass er dadurch zu verschiedenen Alternativen und optimalen Lösungen kommt, mit der er in der Zukunft ähnliche Situationen noch besser, noch perfekter bewältigen wird. Wo speziell liegen die Ängste von Arsen?

Angst vor Krankheit

Arsen hat zunächst einmal Angst um sein Wohlergehen, um seine Gesundheit. Er bauscht körperliche Beschwerden auf - seien sie auch nur Kleinigkeiten - und beobachtet alle Symptome mit übergroßer Besorgtheit. Wenn er über eine Krankheit liest, glaubt er sogleich, er habe sie auch. Er wechselt oft den Arzt, es können ihm ohnehin kein Arzt und keine Medizin helfen, obwohl er sich dennoch an Ärzte wendet. („Er ist verzweifelt und weint und stellt sich vor, dass ihm niemand helfen kann, dass er sterben muss.“) Gerne lässt er sich von mehreren gleichzeitig behandeln (das bringt neben der Zuwendung auch Sicherheit und die Möglichkeit, seinen Willen durchzusetzen). Es scheint manchmal, als genieße Arsen seine Krankheit richtiggehend.

Er gibt sich ganz seiner Schlaflosigkeit hin, seinen nervösen Beschwerden und möchte sie nicht gerne loslassen. Arsen kann sich sehr ärgern, „wenn von ihrer Genesung die Rede ist, die sie selber für

unmöglich hält.“ Er kann z.B. überzeugt sein, an einer unheilbaren Krankheit zu leiden, besonders natürlich an Krebs. Heutzutage leiden einige Menschen ohne wirklichen Grund unter heftiger Angst

vor AIDS, schon eigenständig als AIDS-Angst beschrieben. Allgemein hat Arsen einen günstigen Einfluss auf solche Patienten, die nach schweren Operationen an ihrer Genesung zweifeln. Übrigens ist Arsen eines der Hauptmittel bei Krebs, besonders im Endstadium, laut Boericke „hilft es gegen die schwere Belastung maligner Krankheiten ohne Rücksicht auf deren Lokalisation“. Der Patient

bekommt mehr Lebensfreude, mehr Mut, er ist eher in der Lage, mit seiner ständigen Furcht umzugehen oder sie ein Stück weit aufzugeben. Arsen wird also häufig bei Krankheiten eingesetzt,

die, wie das Mittel selbst – sehr ernst sind; Krankheitszustände, in denen die Menschen kurz vor dem Sterben und voller Angst und Unruhe sind. Bei AIDS-Kranken im letzten Stadium hat sich übrigens das „Tibetanische Totenbuch.“ bewährt (neben Arsen), dem Kranken Ruhe und Gelassenheit und eine Art von Gewissheit zu bringen. Manchmal scheint Arsen seine Krankheit geradezu zu genießen.

Hingebungsvoll widmet er sich seiner Schlaflosigkeit, seinem Asthma oder seinen sonstigen nervösen Beschwerden. Sie haben ihm stets gut gedient: Er kann endlos über sie reden und sie benutzen, um Aufmerksamkeit zu erlangen oder seinen Willen durchzusetzen. Allen: Arseniker ärgern, ja sogar wütend werden, „wenn von ihrer Genesung die Rede ist, die sie für unmöglich halten“.

Von den Gesundheitsproblemen anderer Menschen ist Arsen sehr fasziniert; er interessiert sich sehr dafür und redet gern mit ihnen darüber. Dabei scheint er aber weniger um die Person, als mehr um den Verlauf der Krankheit besorgt zu sein, zumal er sich sicher ist, diese Krankheit auch bald zu bekommen. Nichts ist ihm zuviel, wenn es um seine Gesundheit oder die der Familienmitglieder geht.

Hier überwacht er peinlichst genau die Maßnahmen der Angehörigen. Homöopathie ist die ideale Therapie für Arsen, weil er da die Möglichkeit hat, lang und breit und vor allem genau und detailliert

seine Symptome zu erörtern. Je kränker Arsen ist, umso größer ist die Angst. Sie verfolgt ihn bis in die Nacht, so dass er vor Sorge nicht schlafen kann. Eine bekannte Angst bei Arsen ist die vor Krebs. Man gibt Menschen Arsenikum, die auf einen möglichen Krebsbefund warten.

Angst vor Verunreinigung

Im Zusammenhang mit der hypochondrischen Angst vor Krankheit steht die Angst vor Verunreinigung, vor Ansteckung, vor Krankheitserregern. Hier kann man sich an die Wirkung des Mittels auf Parasiten erinnern. Symbolisch lässt sich diese Angst als eine Angst vor drohendem Zerfall deuten, der gemeinsame Nenner der arsenischen Ängste. Damit ist man wieder bei einem grundlegenden Bedürfnis von Arsen, dem Bedürfnis nach Sicherheit und Ordnung. Hierher gehört auch die Angst vor Vergiftungen, die bei Arsen ganz real ist.

Die Bakterienphobie zwingt den Arseniker zu peinlicher Sauberkeit, zu Makellosigkeit in der Hygiene.

Dies zeigt sich schon bei Kindern, die ein Bedürfnis haben, sehr häufig zu duschen oder die Haare zu waschen und die keine verschmutzte Kleidung ertragen können. Der erwachsene Arseniker wird sich oft die Hände waschen (Nat-m., Syphilinum), die arsenische Hausfrau verwendet stets Desinfektionsmittel, spült das Geschirr unmittelbar nach jeder Mahlzeit, reinigt die Luft in einem

Ionisator. Auch Putzanfälle können eine Art körperliches Ventil für die Spannung und Unruhe sein, und überdies haben sie ihren Nutzen für die Bewältigung der Angst. Zur Reinigungssucht von Arsen passt auch die Angst vor Lebensmittelvergiftung. Ars. ist das wichtigste Mittel für die Lebensmittelvergiftung. Ein Arseniker lässt verderbliche Lebensmittel nie auch nur kurz außerhalb des

Kühlschranks stehen. Auch ein Grund, nur biologisch-dynamische Lebensmittel zu nehmen: man will sich nicht (mit Umweltgiften) vergiften.

Wie schon angedeutet, geht es auf einer allgemeineren Ebene um die Angst um die eigene Sicherheit und um die der nächsten Angehörigen. Man kann beobachten, dass ein Arseniker nervös ist beim

Überqueren einer Straße. Er zögert, bevor er über die Straße geht, vergewissert sich, so gut er kann. So befürchten Arseneltern ständig, dass ihren Kindern dieses oder jenes passiert.

Angst um das Geld

Astrologisch betrachtet symbolisiert das Haus des Stiers (Haus II) das Bedürfnis nach Sicherheit. Diesem Haus werden auch Besitz und Finanzen zugeordnet. Auf derselben Achse gegenüber liegt das Skorpionhaus VIII, in dem es um Kontrolle, Macht und Tod (Loslassen, Transformation) geht. Die Angst um die Sicherheit drückt sich auch in einer Angst ums Geld aus. Arsen hat ständig, trotz bester Geschäftslage, Angst vor dem Ruin (Angst vor Ruinen). Er erwartet permanent unvorhersehbare Katastrophen und versucht, sich mit allen Mitteln dagegen abzusichern. Dahinter steckt die Angst vor einem unbestimmten Schicksal. So schließt er Lebens- und andere Versicherungen ab. Er schließt sein Geld in einem Safe ein oder legt es „sicher“ an. Er erwirbt neben seiner Berufstätigkeit in der Freizeit noch weitere Qualifikationen und Fertigkeiten, um „ein zweites Standbein zu haben“. Arsen kann eine regelrechte Liebe zum Geld besitzen; dabei hängt Arsen so sehr am Geld wegen seiner Furcht vor Armut im Gegensatz zu Sulfur, der mehr die Macht verspürt, die Geld ihm verleiht. Arsen kann auch „habgierig“ (Hering) sein. Er steht sehr ungern in jemandes Schuld und möchte so schnell als möglich zurückzahlen, auch wenn er nicht gedrängt wird (Gegensatz zu Phosphor).

Umgang mit den Ängsten Wie geht Arsen mit seinen Ängsten um, wie versucht er, sie zu bewältigen?

Er ist kaum jemand, der auf glückliche Umstände oder die Hilfe Gottes baut, sondern er verlässt sich letztendlich nur auf sich selbst und besonders auf seine Vorsichtsmaßnahmen. So können ihn nur noch vollständig unvorhergesehene Katastrophen treffen. Die Vorsichtsmaßnahmen können denkbar vielfältig sein - psychologischer oder technischer Art. Man kennt Alarmsysteme am Haus, um Geld und Familie zu schützen (wie Nat-m. „Furcht vor Räubern“). „In der Nacht läuft er im ganzen Hause herum und sucht die Diebe. Sein ganzes Haus, auch unter dem Bette, ist alles voll Spitzbuben“. Man kennt das Horten von Lebensmitteln. Um seine Gesundheit zu schützen, unterzieht er sich strengen Ess- und Trinkgewohnheiten. Er ist Anhänger strenger Ernährungsvorschriften, beispielsweise von Makrobiotik, oder ein konsequenter Vegetarier.

Perfektionismus und Extreme

Auch in anderer Hinsicht als die der Angst stimmt Hahnemanns Satz er sei „um die geringste Kleinigkeit bekümmert und besorgt“. Arsen ist nämlich pedantisch, genau, präzise, exakt wie kein

anderes Mittel. Peinlich in Kleinigkeiten, kann es in Kleinigkeiten schon peinlich werden. „Die unbedeutendsten Kleinigkeiten erfüllen ihn mit Sorge und übertriebenem Eifer“. Arsen muss auch das

Kleingedruckte beherrschen. Er legt das Gesetz nach dem Buchstaben aus, vergisst aber darüber die Bedeutung. Er ist überaus empfindlich gegen Durcheinander, Unordnung, Chaos. Handtücher im Bad müssen gerade und symmetrisch aufgehängt sein, die Bücher im Regal stehen alphabetisch und der Abstand von der Kante muss genau gleich sein, Schuhe stehen sorgfältig geputzt im Schrank. Das Bett muss sofort nach dem Aufstehen gemacht werden und ein unaufgeräumtes Zimmer wird nicht ertragen. Wehe, es liegt etwas herum. Gerade beim Militär ist diese eifrige Liebe zum Bettenbauen und Bodenschrubben anzutreffen, doch ist jeder Arseniker sowieso sein eigener „Spieß“. Er braucht niemanden, der ihn zur Ordnung anhält. Auf dem Schreibtisch hat alles seinen

Platz, alles hat seine Ordnung. Nirgends wird der Gegensatz zu Sulfur so deutlich wie hier. Diese Übergenauigkeit ist ein Charakteristikum all seines Handelns. Egal was er macht, jede Arbeit bekommt einen besonderen letzten Schliff. Bei Hausfrauen ist die spiegelblanke Sauberkeit der Wohnung der ganze Stolz ihrer Arbeit. Arsen-Sexualität: Wie mache ich alles richtig? Wie anstrengend und auslaugend dieser Perfektionismus ist, kann sich jeder vorstellen. Zudem behindert er Effektivität und Produktivität eher, als dass er sie fördert. Wenn sich jemand der Ordnung widersetzt

oder Dinge wie Kartoffel schälen nicht so ordentlich gemacht werden, wie Arsen es sich vorstellt, kann er sich absolut autoritär und gebieterisch gebärden und verlangen, dass die Anweisungen penibel befolgt werden. Je kränker der Patient ist, umso mehr wird er sich wegen jeder Kleinigkeit aufregen.

Er muss schief hängende Bilder sogar in fremden Wohnungen gerade rücken. Die geringste Unordnung verschlechtert die körperlichen und geistigen Symptome. Der Weg zur Gesundung

bedeutet für Arsen auch, gelassen(er) zu werden.

Genauigkeit kennzeichnet das gesamte Verhalten, die förmlichen, energischen, manchmal steif und rituell wirkenden Bewegungen, das adlige Betragen, an dem der Knigge keinen Makel finden könnte.

Viele Gouvernanten, Sekretäre, Diener der Fiktion und wohl auch der Realität waren Arsenfiguren, deren wichtigstes Prinzip es war, auch unter schweren Bedingungen nie die Haltung zu verlieren (z.B. der Diener in „Dinner for one“).

Arsen ist das höflichste und zuvorkommendste der großen Polychreste. (Er versucht immer, zuvor zu kommen.) Bei krankem Arsen wirkt die Höflichkeit steif, eckig, gewollt, starr. Dagegen kann

sie im gesunden Zustand aber sehr angenehm sein, gewandt, lebendig, elegant, einfach gute Manieren. Eine schöne Zen-Übung, von Arsenikern wundervoll beherrscht, ist die Kunst, sich zu verneigen. Den eigenen Kopf freiwillig unter den eines anderen stellen, sich zum Diener anbieten (Lyc. fällt das sehr schwer. Er kann den Kopf schnell wenden, aber nicht beugen. Allerdings hält

auch Arsen ihn lieber aufrecht, Kopf aufrecht halten!).

In asiatischen Ländern ist im Umgang mit anderen nichts wichtiger als Höflichkeit, wenn möglich, lächelnd. Mit ihr drückt man Respekt vor dem Gegenüber aus. Wer diese Regel verletzt, „verliert das Gesicht“.

Übergenauigkeit sieht man besonders in der Sprache.

Ein Arsenmensch legt größten Wert auf eine klare, womöglich geschliffene, elegante Ausdrucksweise. Arseniker sprechen häufig schnell aber klar artikuliert. Eine deutliche, akzentuierte Stimme

an der Grenze zum Befehlston, zack-zack. Manche Arseniker, besonders, wenn sie gereizt oder zornig sind, erschrecken durch ihre laute Sprache mit Kraftausdrücken, scharfen Worten, maßlosen

Übertreibungen. Manch ein etwas gröberer Arseniker kann lauthals schimpfen und tut dies auch bei jeder Gelegenheit, wenn unnötige Pannen oder Verzögerungen auftreten.

Was den Inhalt des Gesagten anbelangt, so braucht kaum erwähnt zu werden, dass er vollständig sein muss, detailliert, gründlich durchdacht und formuliert. Briefe werden gegebenenfalls mehrmals

geschrieben, weil der Autor befürchtet, seine Gedanken nicht klar genug ausgedrückt zu haben.

Vorträge oder Abhandlungen wird Arsen (wie Sulfur) mit vielen Zitaten (und Zahlen) schmücken, doch während Sulfur vergisst, dies zu erwähnen, ist Arsen peinlich genau mit der Angabe von Zitaten und sorgfältig mit Quellenangaben.

Eleganz trifft man bei Arsen in vielen Bereichen an: in der Sprache, in der Kleidung, in der Einrichtung des Hauses, in der Handschrift. Arsen schreibt bei Vorträgen manchmal sogar in exakter

Druckschrift mit. Silicea hat auch diese kleine genaue Schrift, aber mit dem gewissen Schnörkel vielleicht, der das weniger zwanghafte von Silicea verdeutlicht. Es ist wirkliche Eleganz, die aus

gutem, sicherem Geschmack resultiert, nicht aus Protz und Preis. Eine Eleganz, die oft nur von denen gesehen werden kann, die ähnlich verfeinert sind. Coulter: Arsen sei deshalb oft ein Katzennarr:

Er bewundert und respektiert diese würdevollen, stolzen, unabhängigen Tiere mit ihren eleganten, geschmeidigen Bewegungen. Ein Arsensymbol im Tierreich ist der schwarze Panther.

Die perfektionistische Grundhaltung äußert sich auch in einer ungeheuren Selbstdisziplin. Ein Makrobiotiker könnte sagen: „Es schmeckt mir nicht gerade, aber ich zwinge mich dazu“. Und zuvor

ein Gebet, nicht weil es sein Grundbedürfnis und innerer Wille ist, sondern weil es eine gewisse Struktur gibt. Gott verlangt das und das wurde schon immer so gemacht, von seinem Vater, dem

Großvater, dem Urgroßvater ....überliefert seit Generationen. Die größte Disziplin kann Arsen während Notzeiten aufbringen, dann ist er ein wahres Vorbild.

Arsen kann eine ungeheure Härte sich selbst gegenüber aufbringen, bis zur Selbstquälerei. Arsen schläft auf einem Futon, einer harten Matratze. Was mich nicht tötet, härtet mich ab. Seine Aufgabe ist nicht glücklich zu sein, sondern seine Pflicht zu tun. Asketentum passt zu Arsen, Flagellanten. Ein Professor überarbeitet wieder und wieder sein Vortragsmanuskript.

Das Wissen, eine kleine, aber wichtige Information ausgelassen zu haben, würde ihn daran hindern, eine gute Vorlesung zu halten.

Der Arsen-Lehrer ist das Gegenteil des entspannten Phosphors. Jener vertraut eher auf seine Inspiration und Intuition und ist spontan, kann improvisieren. Der Arsen-Lehrer dagegen ist sehr gut

vorbereitet, gibt häufig sehr gut gegliederte Arbeitspläne an seine Schüler aus, an die er sich dann buchstäblich hält.

Zur Übergenauigkeit gehört auch ein hohes Maß an Skeptizismus. Ein Mensch, der alles erst mal mit Misstrauen betrachtet, bevor er nicht 100% davon überzeugt ist.

Der ungläubige Thomas, der immer alles ganz genau wissen will und sichergehen will.

Ein Arsen-Mensch kann geradezu pingelig sein, kleinlich, auch im Umgang mit Geld und Material. Er sammelt krumme Nägel, klopft sie gerade und sortiert sie in Kästchen, die er beschriftet hat. Alles ist etikettiert (hat Etikette) und verzeichnet.

Der Hang nach Perfektion äußert sich auch in der Übertreibung bestimmter Diätformen. Abgesehen von der Angst um seine Gesundheit, die den Arseniker zum strengen Makrobioten werden lässt,

ist es auch seine Gewissenhaftigkeit, die er auch hier verwirklichen möchte. Er unterzieht sich gehorsam und pedantisch genau den diätetischen Vorschriften der homöopathischen Behandlung, bekommt Gewissensbisse, wenn er versehentlich mal eine Mokkapraline gegessen hat. Bei Frauen, die schon sehr schlank sind, kann das Verlangen vorhanden sein, noch dünner zu werden.

Darin kann sich auch das für Anorexie typische Verlangen äußern, den Körper unter absoluter Kontrolle halten zu wollen. Arsen hat meist ein Problem mit fremden Toilette, besonders, wenn sie nicht steril aussehen (Nat-m). Er liebt Feuchttücher, hat das Bedürfnis, sich nach jedem Stuhlgang zu waschen.

Waschzwänge können überhaupt ein Thema sein. Arsen fühlt sich nicht sauber genug, Syph. ist aber schlimmer. Arsen will mit seinem Geruch niemanden bedrängen, auch nicht mit einem deftigen

Parfüm, Medorrhinum ist hier das Gegenteil !

Arsen liebt den Rechten Winkel. Alles auf seinem Schreibtisch, in seiner Wohnung, im Garten, wo auch immer, alles muss im Rechten Winkel sein, ja genau das ist recht so !

Was aus dem Winkel ist, macht ihn nervös.

Perfektionismus bedeutet auch eine gewisse Maßlosigkeit, eine Lust am Zuviel, der goldene Mittelweg ist Arsen fremd, entsprechend seinen stofflichen Aggregatzuständen. Arsen muss stets Spitzenqualität haben, Spitzenklasse, Spitzenleistung, und er muss sie selber erbringen. Nur das Beste vom Besten, das Feinste vom Feinsten. Jedoch nicht, um damit an zugeben (offen: Sulf., vers

teckt: Lyc.), sondern weil es einfach seinen Ansprüchen genügen muss (Plat.).

 

Der Arsen-Lehrer ist das Gegenteil des entspannten Phosphors. Jener vertraut eher auf seine Inspiration und Intuition und ist spontan, kann improvisieren. Der Arsen-Lehrer dagegen ist sehr gut

vorbereitet, gibt häufig sehr gut gegliederte Arbeitspläne an seine Schüler aus, an die er sich dann buchstäblich hält.

Zur Übergenauigkeit gehört auch ein hohes Maß an Skeptizismus. Ein Mensch, der alles erst mal mit Misstrauen betrachtet, bevor er nicht 100% davon überzeugt ist.

Der ungläubige Thomas, der immer alles ganz genau wissen will und sichergehen will.

Ein Arsen-Mensch kann geradezu pingelig sein, kleinlich, auch im Umgang mit Geld und Material. Er sammelt krumme Nägel, klopft sie gerade und sortiert sie in Kästchen, die er beschriftet hat.

Alles ist etikettiert (hat Etikette) und verzeichnet. Der Hang nach Perfektion äußert sich auch in der Übertreibung bestimmter Diätformen. Abgesehen von der Angst um seine Gesundheit, die den Arseniker zum strengen Makrobioten werden lässt, ist es auch seine Gewissenhaftigkeit, die er auch hier verwirklichen möchte. Er unterzieht sich gehorsam und pedantisch genau den diätetischen

Vorschriften der homöopathischen Behandlung, bekommt Gewissensbisse, wenn er versehentlich mal eine Mokkapraline gegessen hat. Bei Frauen, die schon sehr schlank sind, kann das Verlangen vorhanden sein, noch dünner zu werden. Darin kann sich auch das für Anorexie typische Verlangen äußern, den Körper unter absoluter Kontrolle halten zu wollen. Arsen hat meist ein Problem mit fremden Toilette, besonders, wenn sie nicht steril aussehen (Nat-m). Er liebt Feuchttücher, hat das Bedürfnis, sich nach jedem Stuhlgang zu waschen. Waschzwänge können überhaupt ein Thema sein. Arsen fühlt sich nicht sauber genug, Syph. ist aber schlimmer. Arsen will mit seinem Geruch niemanden bedrängen, auch nicht mit einem deftigen Parfüm, Medorrhinum ist hier das Gegenteil!

Arsen liebt den Rechten Winkel. Alles auf seinem Schreibtisch, in seiner Wohnung, im Garten, wo auch immer, alles muss im Rechten Winkel sein, ja genau das ist recht so!

Was aus dem Winkel ist, macht ihn nervös. Perfektionismus bedeutet auch eine gewisse Maßlosigkeit, eine Lust am Zuviel, der goldene Mittelweg ist Arsen fremd, entsprechend seinen stofflichen

Aggregatzuständen. Arsen muss stets Spitzenqualität haben, Spitzenklasse, Spitzenleistung, und er muss sie selber erbringen. Nur das Beste vom Besten, das Feinste vom Feinsten. Jedoch nicht, um damit an zugeben (offen: Sulph., versteckt: Lyc.), sondern weil es einfach seinen Ansprüchen genügen muss (Plat-met.).

Alles oder Nichts

Dieses Fehlen der Mitte, die Neigung zu Extremen, lässt sich an der Alles-oder-Nichts-Haltung ablesen, die sehr zentral ist im Wesen von Arsen. Man beachte auch hier wieder die Ähnlichkeit mit

der astrologischen Achse 2. und 8. Haus. Das Zeichen Skorpion des achten Hauses lebt in derselben Extremhaltung. Diese Haltung bringt Arsen dazu, das Interesse an etwas zu verlieren, wenn er sieht,

dass er nicht wirklich gut sein kann, weil es die Umstände (oder seine Fähigkeiten) nicht erlauben.

Kommt ein Absolutheitsanspruch dazu, so kann sogar ein begabter Pianist sein Instrument aufgeben, weil er nicht so gut werden kann wie Horowitz oder Rubinstein. Seine Geschäfts- und Gesprächspartner sind auch nur „vom Feinsten“. So geht Arsen nur zum Chefarzt in Behandlung (wie Lyc., letzterem kommt es auf das Gefühl an, beim Chefarzt zu sein, ersterem geht es um Qualität

an sich.)

Die Alles-oder-Nichts-Haltung zeigt sich auch in seinen Ansichten. Entweder er mag einen Menschen oder eben nicht. Entweder er respektiert oder er verachtet. Dazwischen gibt es nur wenig

Möglichkeiten. Er neigt also zu Intoleranz, da er seine Mitmenschen in eine der beiden Schubladen steckt. Die Einordnung erfolgt sehr nach Leistung und Verdiensten. Er kann andere schnell als Idioten

oder Gauner abkanzeln, da er sich mit Unfähigkeit, Schwäche, Fehlern, Krankheiten und schlechten Leistungen nicht abfinden kann. Krankem Arsen fehlt die Fähigkeit des „Leben und Leben lassen“.

In seiner Intoleranz möchte er nur das gelten lassen, was er selber schätzt. (Kent-Rubrik „Tadelsüchtig“, Arsen und Sulf. 3-wertig). Dabei kann er sarkastisch oder höhnisch werden („Neigung zu schadenfrohen Witzen“,). „Bosheit“ und Intrigen können ihm Freude machen. Er „liebt Skandale“, ereifert sich dann „Das ist ja ein Skandal!“.

Ein Mensch, der selber Angst hat, Fehler zu machen, ist erleichtert, wenn er sie bei anderen entdeckt. Das ist die Freude an der Schadenfreude. In Diskussionen ist er leicht aufgebracht und verärgert.

Er meint, nur so wie er denkt, ist es richtig (Lyc.). „Sehr ärgerlich und empfindlich: das Geringste konnte ihn beleidigen und zum Zorne bringen“. Dagegen ist er zu Menschen, die seinen Maßstäben genügen, sehr großzügig und zartfühlend und ist dann wirklich ein Freund, auf den man sich verlassen kann. Alles, was man tut, muss einen Sinn haben!

Wettbewerb

Arsen ist sehr konkurrenzorientiert. Beispielsweise ein Schüler, der nur von seinen Noten spricht oder sich dadurch aufbaut, dass er andere kritisiert („Neigung, über die Fehler anderer zu sprechen“)

oder herabsetzt. Arsen versucht immer auf dem Laufenden zu sein, was Kunst, Mode, Gesundheit anbelangt und wirkt auf andere, die dies versäumen, etwas einschüchternd.

Typisch für Arsen sind Eltern, die ausdauernd von den herausragenden Begabungen ihrer Kinder erzählen oder die Kinder mit Klavier- oder Geigenspiel vorführen. Alles, was dem Arsenmenschen gehört, Kinder, Haus, Garten, Job, seine Krankheit, alles muss überragend, außergewöhnlich und besser sein als bei anderen. Andererseits freut sich Arsen aufrichtig auch über eine gute Vorstellung oder

Leistung, die nicht seine eigene ist. Perfekte Leistungen begeistern ihn, egal wer sie vollbringt.

Unruhe

Wer so perfekt sein muss, kann sich keine Ruhe erlauben. Arsen ist zu weilen ein fürchterlich hektischer Mensch. Coulter spricht von Arsen als dem getriebenen Menschen. Auf der Rennbahn im Galopp vor seiner Angst weg, zum Perfektionismus hin. Diese Art psychischer Unruhe ist ein Schlüsselsymptom für Arsen. Sie durchdringt die Ebenen des kleinen Verhaltens, der Bewegungen, wie die des

großen Verhaltens, der Handlungen. Sie zeigt sich sogar, wenn er im Bett liegt: „Unter großer Angst wälzt und wirft er sich im Bette hin und her. Er kann auf keiner Stelle Ruhe finden, verändert

beständig die Lage.“ „Die Ruhelosigkeit wird schlimmer, wenn er sich nachts ins Bett legt“, und ist besonders schlimm um und nach Mitternacht. Da kommt es vor, dass sich Krankenhauspatienten

die Infusion herausreißen und auf der Station herum rennen. Die Schwester bringt sie wieder ins Bett und fragt: „Sind Sie jetzt wieder ordentlich?“ Der Patient nimmt im Bett Haltung an und sagt: „Jawohl“. Patienten im Krankenhaus sterben meist nachts zwischen 0 und 3 h. Das ist die Geisterstunde, da ist es am stillsten, am dunkelsten, man ist ganz allein. Da ist die Angst am größten.

Die Angst, ins Nichts zu fallen beim Sterben. Andererseits kann er so erschöpft sein (von der Rastlosigkeit des Tages), dass er nachts „zu schwach ist, um sich so umher zu wälzen, wie er in seiner Angst und Unruhe eigentlich wollte“. Man beobachtet bei akut Kranken mit Arsensymptomatik geradezu einen ständigen Wechsel zwischen Unruhe, Herumwälzen, Umherlaufen und völliger Schwäche und Erschöpfung.

Ungeduld in der Krankheit einer Grippe zeichnet er sich differentialdiagnostisch dadurch aus, dass er voller Unruhe und Ungeduld hinsichtlich seiner Genesung ist, keiner kämpft so wie er gegen den

Zustand. Er ist wütend und beklagt sich lauthals: „Ich ertrage es keinen Augenblick länger!“ (ein Schlüsselsatz für Arsen) Lieber will er sterben, als weiter der Krankheit ausgesetzt sein. Mit einer Gabe

Arsen kann sich die körperliche und seelische Ruhe wieder herstellen, oder es wird bei einer verschleppten Grippe ein Zusammenbruch hervorgerufen, die den Patienten zwingt, sich für seine Krankheit

Zeit zu nehmen.

So schwer Arsen auch krank sein mag und so schwach er sich fühlen mag, seine Zunge lässt ihn nicht im Stich. Der Patient fällt durch „durchdringende“ oder „jämmerliche“ Wehklagen auf, die er endlos

von sich gibt (Hahnemann). Er ist verbittert dem Arzt gegenüber, teilt ihm seinen Hass auf ihn und die Medizin mit, die ihm das angetan hat. Wenn die Heilung nicht schnell genug geht, kann Arsen

den Mut verlieren und vom tödlichen Ausgang geradezu überzeugt sein.

Behandler, die ständig versucht sind, einem bestimmten Patienten zu sagen: „Drängen Sie nicht so, seien Sie nicht so ungeduldig, alles braucht seine Zeit“ sollten an Arsen denken (Behandler, die dies

bei allen Patienten sagen, sollten selber mal Arsen nehmen). Wenn Arsen jedoch den Horizont einer möglichen Genesung sieht, kann er ein sehr loyaler Anhänger der Homöopathie werden.

Wie auch sonst, verschreibt er sich mit Geist und Seele dem Herrn, an den er glaubt.

Eile im Beruf Besonders getrieben ist Arsen natürlich bei der Arbeit, im Beruf.

Dies zeigt sich schon in der Berufswahl, in der er zu unruhigen, hektischen Berufen neigt die viel Kommunikation erfordern. So ist Arsen häufig unter übereifrigen, übergewissenhaften Geschäftsleuten, Anwälten, Ärzten, Maklern zu finden, die 15 Stunden lang ohne Unterbrechung arbeiten und dann nicht abschalten können (Nux-v.).

Dabei ist er am Ende noch unzufrieden mit dem Erreichten, es hätte ja auch mehr und besser sein können, und „macht sich die bittersten Vorwürfe“ darüber. (Sulph. und Nat-m. können ähnlich hart

arbeiten.) Ein guter Hinweis auf Arsen ist seine getriebene, zwanghafte Art, so arbeiten zu müssen. In der Regel tut Arsen seine Arbeit jedoch gerne, nicht nur aus Pflichtgefühl (Nat-m. übernimmt

unangenehme Arbeiten, weil jemand sie tun muss). Arsen ist das einzige Polychrest, das nicht in der Rubrik „Abneigung gegen geistige Arbeit“ aufgeführt ist. Arsen liebt und braucht es geradezu, sich

zu überarbeiten (klagt aber gleichzeitig darüber). Er opfert auch Feierabende und Wochenenden, um sich fortzubilden.

Im Vergleich zu Lachesis oder Calcium kann Arsen zwar keine echte Widerstandskraft und Ausdauer aufbringen, aber er kann sehr viel Energie für kurze Zeit mobilisieren. Er pendelt zwischen größtem

Fleiß und völliger Erschöpfung. Nach einem Zusammenbruch fängt er bald wieder an, voll zu arbeiten.

Manche werden in den Ferien krank, gereizt, unruhig, sie können es kaum erwarten, wieder zur Arbeit zu gehen. Ars. bringt beim Arbeiten viel Kraft auf, aber seine Leistung wird mehr durch eine nervöse

Energie aufrechterhalten, als durch wahre Ausdauer.

Ein Arsenpatient beschrieb dies etwa so: „Es ist, als ob ich Vollgas fahre mit leerem Tank.“ Bezeichnend ist auch der Umgang mit Aufgaben: Sobald Arsen Erfolg mit seiner Arbeit erreicht hat, verliert

er das Interesse daran und wendet sich einer neuen Herausforderung zu. Er ist innerlich getrieben, so gleich zum nächsten Meilenstein zu kommen (während sich Phos., Sulph., Lyc. wochenlang im Glanz ihres Erfolgs sonnen können).

Woher rührt dieses pausenlose Getriebensein im Beruf? Zum einen hängt es mit der allgemeinen Unruhe, dem allgemeinen Getriebensein zusammen, zum anderen aber damit, dass Arbeit oft eine

wichtige Stellvertreterfunktion für das Gefühlsleben oder das „lebendige Leben“ überhaupt einnimmt (hier ist Arsen wieder als Antibiotikum sichtbar). Das trifft z.B. auf Menschen zu, die sich gerade dann in die Arbeit stürzen, wenn sie einen seelischen Tiefpunkt haben. Das kann in Arbeitsmanie, in Arbeitssucht ausarten (workoholic). So geraten manche Junggesellen, die vor der Pensionierung

stehen, in einen Arsen-Angst-Zustand. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Arsen unfähig zu Gefühlen oder nicht liebesfähig wäre. Frauen und Männer können einen außergewöhnlichen Familiensinn mit

besonders starker ist die innerer Bindung zu ihren Kindern entwickeln.

Bei Arsen geht es mehr um die Angst vor der Unordentlichkeit, der Unvorhersehbarkeit, dem chaotischen Wesen von Gefühlen. Arbeit lässt ihn dagegen emotional genügsam sein.

Arsen ist auch in Berufen zu finden, die auf den ersten Blick nicht arsenisch sind, in denen es aber sehr auf Feingefühl und künstlerische Genauigkeit ankommt, beispielsweise bei Schriftstellern, Bildhauern, Komponisten. Auch Näherinnen, Frisöre, oder Gourmetköche können deshalb Arseniker sein.

Besonders Berufe wie Chirurg oder Pilot, die im Spannungsfeld zwischen Leben und Tod stattfinden, wo der kleinste Fehler fatal ist, passen zum arsenischen Bild. Auch Homöopathie ist ohne eine gute

Dosis Arsen kaum denkbar (dazu später noch ein paar Worte). Arsen taucht häufig in der Konstitution von Solisten, Virtuosen ihres Metiers auf. Spitzenkönner, die endlos üben und sich konzentrieren

können (Beispiel: Vladimir Horowitz. Coulter meint, dass eine solche Solistenkarriere die Arsenseite eines Menschen herausbringt oder entwickelt). Nach einer großen Leistung, sei es auf der Bühne,

in der Wissenschaft oder im Betrieb, neigt Arsen zum Zusammenbruch und zur Depression aufgrund der Leere, die nach einem großen schöpferischen Akt folgt. Selbst wenn seine Vorstellung ein großer

Erfolg war, ist der Arseniker unzufrieden und leidet, weil er sich an seinen perfektionistischen Maßstäben misst und an jeden unbefriedigenden Ton erinnert. Er weigert sich, seine menschliche

Unvollkommenheit anzunehmen und ist daher überaus kritisch sich selbst gegenüber. Arsen ist eines der ersten Mittel bei Selbstverachtung und Selbsthass. Dies kann, wenn Verzweiflung dazu kommt,

zu selbstzerstörerischen Impulsen führen. Selbstmord „durch Hängen“ oder „Verlangen sich selbst durch Messerstiche zu töten“. Letztere Selbsttötungsart erinnert an das Harakiri der Samurai (sich

selbst den Bauch aufschneiden von links nach rechts). Ein Beispiel für größte Seelenqualen und künstlerische Verzweiflung war der Maler Van Gogh, der sich aus Enttäuschung ein Ohr abschnitt und später durch Erschießen das Leben nahm. Die Verbundenheit zu den kreativen Künsten ist bei Arsen allgemein und rührt auch daher, dass Kunst der einzige Bereich im Leben ist, in dem eine Art Vollkommenheit erreicht werden kann. Arseniker, die nicht selber künstlerisch tätig sein wollen oder können, sind oft Kunstförderer. In Theatern, Konzertsälen, Opernhäusern und bei Dichterlesungen

ist viel Arsenpublikum zu finden.

Empfindlichkeit

Dem Streben nach höchster Leistung steht eine große Störanfälligkeit gegenüber, wie schon oben angedeutet. Diese Störanfälligkeit zeigt sich beim Arseniker in seiner großen Empfindlichkeit.

H. spricht von „Überempfindlichkeit und Überzartheit des Gemüts“. Arsen ist besonders empfindlich gegen Kälte, er ist ein sehr frostiger Typ (Nux-v., Hep., Sil., Psor.).

Schnell zieht er sich Erkrankungen der Atemorgane zu (Erkältungen, Sinusitis, Bronchitis, Pneumonie). Allerdings mag er frische Luft. Arsen hat eiskalte Hände und Füße, selbst wenn er sich an

den Ofen setzt. Empfindlich ist Arsen in Form von Allergien auch gegen alles mögliche andere. Staub, Schimmel, Feder, Pferde-, Hunde- und Katzenhaare können ihm sehr zu schaffen machen.

Seltsamerweise mag Arsen Katzen, meist sehr und nimmt Asthmaanfälle in Kauf. Anfällig ist er auf bestimmte Lebensmittel wie Milch, Weizen, Zucker, kalte Getränke, wässrige Früchte, bestimmte

Nüsse oder Meeresfrüchte. Die Kombination von Milch, Zucker und Kälte (Eiscreme) ist besonders schlimm. Er hat Durst nach kleinen Schlucken Wasser, aber eine Abneigung gegen kalte Getränke.

Kaffee verträgt er schlecht, da er schon so genügend auf Trab ist. Weitere stoffliche Empfindlichkeiten bestehen für Gerüche, Räucherstäbchen, Parfüm, Tabak und anderes.

Wie Phosphor hat Arsen eine sehr sensible Nase, die eine starke Abneigung gegen intensive Gerüche vermittelt (Küchengerüche). Noch mehr wird sein Ohr durch Geräusche gestört. Geräusche

aller Art können ihn erschreckt auffahren lassen. Bei Musik kann er sich nicht konzentrieren. Hintergrundlärm von Kindern, bellende Hunde o. die ästhetische Beleidigung einer kaugummischmatzenden Person können ihn sehr stören, und er wird nervös und zornig. Sensibel nimmt Arsen seine gesamte Umgebung wahr. Große Freude und starker Stress können ihn aus dem Gleichgewicht bringen.

Nach einem aufregenden Film, Buch oder einer anregenden Unterhaltung liegt er die halbe Nacht wach (Phosphor).

Hier kommen wir auf die verschiedenen Arten arsenischer Schlaflosigkeit zu sprechen: Angst beim Zubettgehen, kann daher nicht vor Mitternacht einschlafen. Aufwachen nach Mitternacht oder um

3 h. morgens, kann danach nicht wieder einschlafen. Ursache: Angst und Unruhe. Große Furcht oder Angstanfälle treiben ihn, wie gehört, nachts aus dem Bett. Lang anhaltende Schlaflosigkeit kann ihn

zum Selbstmord treiben.

Viele Empfindlichkeiten ähneln denen von Phosphor, Nat-m. und anderen. Eine Modalität weist besonders auf Arsen: „Besserung durch äußere Wärme und Hitze“ in jeder Form. So tragen manche

Arseniker nachts dicke Socken, um einschlafen zu können. Heiße Bäder, Getränke, Essen, Sonne, warmes Feuer, all das bessert. Auch warme Anwendungen auf schmerzenden Stellen (ausgenommen

bestimmte Kopf- und Stirnhöhlenschmerzen, die durch frische Luft besser werden).

Die Empfindlichkeit vergleicht Coulter mit der E-Saite einer Geige.

Sie ist die dünnste und gespannteste und damit die am leichtesten verstimmte. Zuviel Druck durch die Umgebung (Schule) kann Arsen bei einem Kind indizieren, das unter Kopfschmerzen, Gesichtstics und anderen Tics sowie Schlaflosigkeit leidet.

Die Schmerzen von Arsen sind brennend, < gegen Mitternacht, > Wärme.

Egoismus

Arsen wird oft als selbstsüchtig bezeichnet. Er bleibt zwar niemandem gerne etwas schuldig, aber er gibt auch selten etwas freiwillig her. Im Grunde ist er am Wohlergehen anderer nicht interessiert

(Sulf., Lyc.). Er möchte das bekommen, was ihm zusteht und wofür er bezahlt und hat eine charakteristische Furcht, andere könnten ihn betrügen oder er könnte zu kurz kommen. Dann äußert er

lautstark und wiederum „zuvorkommend“ Protest. Sein „Verlangen ist größer als (sei)n Bedürfnis“.

Coulter: Manchmal ist Arsen mehr drängend als selbstsüchtig, aber nie loslassend. Den Satz „was du nicht selber willst, das man dir tut, das füge keinem andern zu“ unterschreibt er nur bedingt.

Er möchte, dass man für ihn Ausnahmen macht, sonst ist die Sache für ihn nicht gut (genug). Nur was selten oder originell ist und nur ihm zukommt, erfüllt den Anspruch. Er sucht laufend Privilegien, besondere Aufmerksamkeit, besondere Behandlung. Betrachtet er den Behandler als seinen persönlichen Leib- und Hofarzt. Kann sich kaum vorstellen, dass der Behandler auch noch andere Patienten hat.

Deshalb ist es selbstverständlich, dass er Tag und Nacht dort anrufen kann, und zwar wegen jeder Kleinigkeit. Außerdem hält er seinen Fall für besonders originell:

„Hatten Sie schon jemals einen so schwierigen Patienten wie mich?“ Das ist das Gefühl, zu einer Elite zu gehören.

In Sachen Geld kann er knauserig sein, und er weigert sich, Geld zu verleihen. Zeit ist Geld, und so verwundert es nicht, dass er sich auch für ein Gespräch nur ungern Zeit nimmt, außer es geht um seine

Belange - dann erwartet er, dass der Partner jederzeit und ausführlich zur Verfügung steht. Diese Art Selbstsucht lässt sich auf einen allgemeinen Nenner bringen: Er ist bereit, viel zu nehmen, aber

keinesfalls mehr als das zu geben. Aus einer Situation schafft er es, das meiste für sich herauszuholen, aber er wird kaum freiwillig mehr leisten, als das wozu er verpflichtet ist. Er kann Menschen ziemlich kaltherzig und berechnend benutzen und lässt sie fallen, wenn sie ihm nicht mehr nützlich sind. Allgemein bemisst er Menschen weniger nach Sympathie, sondern nach ihrem „Wert“.

Arsen ist aber nicht unbedingt ein einsamer Einzelkämpfer. Allgemein hat er ein Verlangen nach Gesellschaft, auch beim Kranksein. Hier verschlimmert Alleinsein geradezu. „Besserung durch Gespräche“. Sprechen allgemein bessert (über sein Leiden).

Gehorchen und Befehlen

Ars. ist im allgemeinen, wie schon ausgeführt, eine autoritätsverbundene Natur, der es gefällt, Instruktionen zu folgen, Regeln zu gehorchen, sich Zeitplänen zu fügen, geforderte Formulare auszufüllen oder auf andere Weise seine Liebe zu Präzision und Ordnung zu befriedigen. So ist er regelrecht unzufrieden, wenn er in der Behandlung keine einschränkenden Diätanweisungen erhält, die er minutiös einhalten muss. Wie Sulfur braucht er im Grunde Grenzen, Struktur. Während letzterer sie gerne übertritt, hält sich Arsen daran fest. So gern er Höhergestellten gehorcht, noch lieber befiehlt er.

Arsen hat ganz allgemein stark die Neigung, das Leben anderer regeln oder lenken zu wollen. Dies kann sich sehr offen oder auch mehr versteckt äußern. Der absolut gehorsame Soldat und der absolut

gebietende Machthaber bedingen einander.

In seinen entscheidenden persönlichen Beziehungen wird er kaum der Unterlegene sein, er übernimmt die Führung. Dabei bleibt er ungezwungen und angenehm und nicht unbedingt spürbar autoritär,

solange er seinen Willen bekommt (Lyc.). Auch in größeren sozialen Gruppen besteht er auf einer Führerrolle. „Schmerz schlimmer, wenn andere sprechen“. Wenn er den Ausführungen eines anderen

zuhören muss, wird er nervös und unruhig (Sulph. schläft ein, Lyc. geht weg).

Ein dominierender Arsen-Mensch besteht darauf, alle Entscheidungen selbst zu treffen. Er erwartet, dass die anderen sich dadurch nützlich machen, dass sie seine Anweisungen befolgen. Im Extremfall

kann er geradezu diktatorisch sein und andere stets zu größeren und ausgefalleneren Leistungen antreiben. Er kontrolliert in jede r Hinsicht, überprüft sogar persönlich, was andere erarbeitet haben.

Als Arbeitgeber treibt er andere so an, wie er selber getrieben ist. Bei einem neuen Untergebenen versucht er anfangs, das Maximum herauszuholen, solange, bis die Grenzen klar sind. Er vermittelt

jedoch jedermann, dass er selbst nicht weniger fleißig ist. Durch seinen Eifer wirkt er so ansteckend, dass er Menschen regelrecht zur Umkehr in ihrem bislang nachlässigen Leben bringen kann.

Seine Stimme ist wohlwollend und vernünftig, gleichzeitig aber streng, klar und bestimmt. Bei einer Enttäuschung kann sie auch schrill und durchdringend klingen.

Es fällt ihm schwer, Verantwortung zu übertragen. Lieber ist es ihm alles selbst zu tun, vor allem Entscheidungen selbst zu fällen. Man kann also feststellen, dass Arsen einen Menschen kennzeichnet,

der sich nicht zurücklehnt und die Dinge laufen lässt, sondern alle Zügel selber in der Hand behält.

Dasselbe wird er in der Behandlung versuchen. Er will stets Transparenz (welche Rubriken, welches Mittel, wie ist der Stand der Genesung) und würde am liebsten die Behandlung selbst übernehmen.

Das geht so weit, dass er Bücher über Homöopathie studiert und dann seinem Behandler Vorträge hält.

So sagte ein Arsenpatient: „Ich weiß, dass in der Homöopathie Gifte als Arzneimittel verwendet werden, und ich möchte nicht, dass ich Arsen oder etwas ähnliches bekomme.“

Intellekt und Stolz

Arsen ist meist sehr intelligent, wach, besitzt einen reichen Wortschatz, ist schlagfertig, denkt schnell und eigenständig. Arseniker sind meist keine Handarbeiter, sondern Kopfarbeiter. Die akademische

Welt ist voll von Arsen. Arsen liebt die Strenge, den Ernst, die Perfektion des Geistes und könnte als der Beschützer der Bibliotheken bezeichnet werden.

Ein schönes Beispiel eines literarischen Arsenikers ist Narziß in „Narziß und Goldmund“ (Hesse). Narziß, der künftige Abt, der großartige Lehrer der Grammatik, mit fast schon hellseherischem Geist

begabt und der Strenge seines klösterlichen Wegs verpflichtet, steht hier im Gegensatz zu dem lebendigen, sinnlichen Gefühlsmenschen Goldmund. „Scharfer, unverbrauchter Verstand.“ Es handelt

sich um Menschen, die Gesetze formulieren, Wissen analysieren und systematisieren. Kant beispielsweise galt als der größte Denker mit den „höchsten“ Gedanken seiner Zeit. Mit seinem Absolutheitsanspruch machte er sich selbst zum Untertanen seines Pünktlichkeitsideals. In seinem Leben war alles pedantisch genau geregelt, der Tagesablauf erfolgte exakt nach der Uhr. Wenn er

seinen täglichen Spaziergang machte, konnten die Leute die Uhr danach stellen, wann er um die Ecke bog. Einen Baum, der in der Linie zwischen seinem Fenster und dem Kirchturm lag, ließ er immer

wieder stutzen, um die Kirchturmuhr sehen zu können. Kant, Kent, Künzli. Das fleißige, bienenhaft unermüdliche Sammeln von Einzelheiten, um daraus ein brauchbares Ganzes zu machen.

Bei Homöopathen findet sich, im Vergleich zu Mesmeristen oder Masseuren, meist ein deutlicher Arsen-Anteil. Dies fordert das strenge, methodische Denken. Hahnemanns Leitspruch: „Machts nach,

aber machts genau nach“. Das Organon ist wie ein Gesetzes werk. Für die Arnzeiherstellung hat er präzise, seitenlange Vorschriften geschrieben. Prüfungssymptome hat er genauestens beobachtet und

festgehalten. So umfasste schon sein damaliges Arsen-Bild 1065 Symptome. Kent antwortete auf die Frage: „Wie werde ich ein guter Homöopath?“: „Bringe dein Privatleben in Ordnung“.

Im kranken Zustand leidet er unter dem „Zudrang verschiedener Gedanken, die er zu schwach ist, von sich zu entfernen, um sich mit einem einzigen zu beschäftigen“ (Sulph., Lach.). Er ist so schwach

und kraftlos, dass er eindringende Gedanken nicht abhalten kann, Gedanken, die ihn Tag und Nacht peinigen.

Arsen ist weiterhin in der homöopathischen Arbeit vorhanden: Das Wesentliche muss aus der Symptomenpalette heraus gefiltert werden, es geht um feinste Unterscheidungen, die man dann zu

einem Ganzen zusammenfügt - auch mit Hilfe dicker Bücher, die akribisch genau entstanden sind. Arsen, das ist der Homöopath, der vor der Verschreibung 3 Stunden lang repertorisiert, um todsicher

zu sein. Alles muss nach dem Gesetz Hahnemanns erfolgen, „lege artis“. Sein manchmal schwächer entwickeltes Gefühl fürs lebendige bunte Leben, für Verschreibungen „aus dem Herzen“, gleicht er

durch Gewissenhaftigkeit, Genauigkeit, Methode und ein unendliches Bemühen aus. Bei dieser Vorgehensart kann man an Sherlock Holmes denken, auch eine vollkommene Arsenfigur „Holmes ist

der überzeugte Arseniker-Junggeselle, der zu allererst und am meisten seinem Beruf ergeben ist. Er behauptet, dass Gefühle stören bei der sorgfältig kultivierten, maschinengleichen Objektivität und

Effizienz seiner Denkprozesse. Loyal aber fordernd und mit wachsender Ungeduld (reagiert er) bei der gelegentlichen Langsamkeit und Inkompetenz (von Dr. Watson).

„Sie sehen, Watson, aber Sie beobachten nicht!“. ...(Er) schwankt zwischen einem Übermaß an nervöser Energie, wenn der Fall am Laufen ist..., und bricht dann in einen Zustand gelangweilter Langeweile zusammen, sobald der Fall gelöst ist...

Ein arsenischer Arzt ist ein ausgefeilter Diagnostiker, der keine Indikation stellen wird, bevor er nicht umfassende Körper- und Laboruntersuchungen angestellt hat. Notwendig ist in der Homöopathie

Aber noch ein anderer Arsenaspekt: die Fähigkeit zu dienen, die Gottesdienerschaft; auch die liebevolle Strenge dem Patienten gegenüber.

Arsen schätzt es nicht, kritisiert zu werden. Plötzliche Ausbrüche von Ärger sind möglich, wenn seine Autorität herausgefordert ist. Er möchte für vollkommen gehalten werden (Lyc. will auch nicht

kritisiert werden, aber bei ihm ist es Rechthaberei und die unverschämte Anmaßung eines weniger Mächtigen). Auch Rechthaberei ist ein Zug von Arsen. Er gibt anderen die Schuld, wenn etwas schief

geht. Arsen hat dabei viel Stolz und Arroganz.

Spare, lerne, leiste was, dann biste, haste, kannste was. Ein erfolgreicher Arsenmensch kann von sich sagen: „Es gibt nur wenige Dinge in meinem Leben, die ich nicht geschafft habe, wenn ich sie mir

einmal vorgenommen habe.“ Er weiß, dass er fähiger und intelligenter ist als andere und hat deshalb auch keine Schuldgefühle. Er kann nichts dafür, dass er blaues Blut hat, dass er zu einer Elite gehört,

es ist einfach selbstverständlich. (DD.: Lyc.: es gilt dasselbe, aber Lycopodium spricht nicht so freimütig darüber).

Sexualität: Sein Sexualleben ist exakt. Er benutzt zwei Kondome – zur Sicherheit, natürlich nur frisch geduscht, vorher und danach! Der Akt selbst ist ziel- und leistungsorientiert. Wer Angst hat vor

dem Tod, tut sich mit dem Orgasmus schwer. Nicht zu wenig soll es sein, so zweimal die Woche, dann ein kurzes antrainiertes Lächeln, hören darf man nichts. Und bitte keine unmoralischen Dinge!

 

Er hat eine Abneigung gegen Küssen. Schließlich ist es wissenschaftlich erwiesen, wie viel tausende verschiedene Bakterienarten und- kulturen eine Zunge besiedeln – hochinfektiös. Tatsächlich

gehören die Bissverletzungen durch Menschen zu den gefährlichsten Verletzungen. Arsen, das wichtigste Mittel bei Heuschnupfen, wenn diese ekeligen Sexualsekrete der Blumen (nämlich die Pollen)

unkontrolliert in der Luft herumfliegen.

 

Der Patient in der Praxis

Wie wirkt Arsen in der Praxis? Der folgende Abschnitt soll die dargestellten Charakterzüge in einer Praxisbegegnung zusammenfassen.

Ein Mann ruft an, um einen Termin zu vereinbaren. Seine Stimme klingt ängstlich, zweifelnd und beharrlich fordernd - nach einem sofortigen Termin.

Zur Anamnese kommt er dann viel zu früh und ist verstimmt, wenn er warten muss (Lyc. wird trotzdem freundlich lächeln). Hinter vorgehaltener Hand fragt er die Sprechstundenhilfe:

„Ist der Arzt auch gut?“.

Nun wird er aufgerufen. Fester, militärisch-männlicher Händedruck, auch eine Verbeugung und einen „Guten Tag“ in einem Ton, der wie ein Befehl anmutet. Er geht mit entschlossenem Schritt ins

Sprechzimmer und, ohne viel Worte zu verlieren, beginnt er mit dem Aufzählen seiner Symptome - jenach dem mehr oder weniger klagend. Vorsichtig setzt er sich hin, man weiß ja nie. Die Sitzhaltung

ist gerade und korrekt, auf dem vorderen Drittel des Stuhls. Er wirkt steif und man ist versucht zu sagen: „Rühren!“. Seine Augen fixieren den Behandler und die benutzten Nachschlagewerke, um ja nichts zu versäumen. Als Gegenüber fühlt man sich zuweilen festgenagelt (auch Phosphor-Augen strahlen, aber sie stechen nicht, sondern umfassen das Gegenüber).

Arsen kann auf passive Weise aggressiv sein: vordergründig höflich, kontrolliert, mit sanfter Stimme sprechend, dabei aber hartnäckig und fordernd wie kein anderer. Oft hat er Röntgenbilder, Berichte, Laboruntersuchungsergebnisse dabei. Er braucht solche Untersuchungen, denn „man kann ja nie sicher sein“. Seine Symptome entnimmt er einem kleinen, ledernen Notizbuch, worin er alle Beschwerden sorgfältig aufgelistet hat. Bestimmte ausgewählte Symptome hat er ein- oder zweimal unterstrichen. Die Darstellung der Symptome erfolgt in wissenschaftlichen Termini, er redet über sich wie über ein kompliziertes Gerät, stellt Diagnosen, kennt die schulmedizinischen Erklärungen. „Ich weiß, dass mein Hautausschlag einer erhöhten Toxizität zu verdanken ist.“ Dagegen fällt es ihm schwer, über seine Gefühle und Empfindungen zu sprechen.

Er versucht von vorneherein, den Verlauf der Anamnese zu bestimmen. Doch entwickelt er sich nach anfänglichem Kampf um Kontrolle mit der Zeit zu einem aufmerksamen, zur Zusammenarbeit bereiten

Patienten - vorausgesetzt natürlich, er schätzt den Behandler als einen Könner seines Fachs ein. Im Grunde erwartet er, dass man ihm Führung für sein Leben bietet, Verantwortung abnimmt.

Bei der Wahl des Mittels will er mitbestimmen und wird böse, wenn man es ihm nicht sagt. H. berühmte Replik erinnert daran: „Der Name ihrer Krankheit, Sir, interessiert mich nicht, und der Name der Medizin geht Sie nichts an!“. Diätanweisungen nimmt er mehr als wörtlich und fragt bis in die kleinsten Einzelheiten, ob er das eine darf und ein anderes lassen muss. Der Zeitrahmen der Anamnese interessiert ihn nicht, er bleibt noch nach der Konsultation sitzen und will weitere Informationen. Er vergisst, dass auch noch andere Patienten warten.

Dann verabschiedet er sich mit festem Handschlag und einem korrekten Nicken. Nach der Anamnese, in der er seinen neuen Leibarzt engagiert hat, ruft er am selben oder nächsten Tag nochmals an,

um etwas richtig zu stellen, um neue Symptome nachzuliefern, damit der Homöopath den Fall ja nicht missversteht und ihm womöglich ein falsches Mittel gibt. Auch sonst ruft er mit größtem Selbstverständnis oft und zu den unmöglichsten Zeiten zwischen den Terminen an und verlangt unmittelbare persönliche Aufmerksamkeit.

Im Verlauf der Behandlung gibt er nicht unbedingt zu, dass das Mittel geholfen hat - ausgehend von der Überzeugung, dass er nicht heilbar ist und mit der Skepsis, die er ohnehin hat. Er kann seine gute

Verfassung auf andere Dinge schieben. Erst mit der Zeit und besonders, wenn Körpersymptome sich deutlich verändern, gewinnt er etwas Glauben und kann sogar zum überzeugten Verfechter der

Homöopathie werden.

Ein Homöopath sollte also an Arsen denken, wenn er einem angespannten, verkrampften Patienten gegenüber sitzt, der außergewöhnliche Angst und Besorgnis um Gesundheit bei sich selbst und anderen,

hochgradige Hypochondrie und große Angst vor dem Tod, hektisches, getriebenes Verhalten, Übertreibung ausgedrückt in Perfektionismus und Übergenauigkeit,

- eine überkritische Haltung anderen gegenüber, - eine fordernde, selbstbezogene Art zeigt Variante des schlampigen Arsen-Typs

Wer auf das klassische Arsenbild schaut, das in der Literatur den größten Raum einnimmt, sollte eine Arsen-Indikation nicht übersehen: Arsen kann auch ein Mensch sein, der peinlich genau ist mit dem,

was ihn interessiert und ansonsten gar nicht. Die Übergenauigkeit bezieht sich also nur auf einen Teil. Auch die anderen Arseneigenarten sind in allen möglichen Ausprägungen denkbar. Ein verhinderter

Arsentypus wäre beispielsweise eine Hausfrau, bei der energische Aktivität mit Untätigkeit abwechselt. Wenn nämlich der Haushalt nicht perfekt sein kann (weil Mann und Kinder wieder alles

durcheinander bringen) wird sie sich früher oder später weigern, überhaupt etwas zu tun; solange, bis ihr der Anblick unerträglich wird und sie wieder einen Putzanfall bekommt.

Träume bei Arsen

Im kranken Zustand treten Träume „...voll Drohungen, sorgenvolle, gefährliche, fürchterliche Träume...von Gewittern, Feuersbrünsten, schwarzem Wasser und Finsternis...“ auf. Arsen kann fürchterliche, ängstliche Träume haben. Träume von Prüfungen, Verabredungen, Treffen, zu denen er pünktlich sein soll (und es nicht schafft). Ein Arsen-Patient kommt beispielsweise nicht in den Hörsaal hinein, um die Prüfung abzulegen, der Hörsaal ist verschlossen. Er kann den Raum nicht finden, wo das Treffen stattfindet, obwohl er das Gebäude kennt. Der Aufzug will nicht in dem Stockwerk halten,

wo er einen Vortrag halten soll. Er hat sich auf die falsche Prüfung vorbereitet oder er hat sie versäumt, weil er den falschen Termin hatte. Die Angst, zu spät zu kommen, hat Arsen auch im Wachzustand, deshalb geht er immer früher los und kommt meist überpünktlich an.

Zum Thema „Prüfung“ noch eine astrologische Anmerkung: Saturn, der Prüfer, ist der arsenische unter den Planeten. Er repräsentiert den strengen Vater, der dem „sulfurischen“ Kinde Grenzen und

Beschränkungen setzt, also auch für Ordnung und feste Strukturen sorgt. Er steht im Horoskop für Ängste aller Art, für Hemmungen und Blockaden. Gleichzeitig ist er der Lebensprüfer, der im

Schicksal die Aufgaben stellt und die Prüfungen auf der „Reise des Helden“ abnimmt. In der klassischen Astrologie ist er auch der Sensenmann, der den Tod bringt.

Weitere Traumbilder von Arsen:

Fehler machen und anschließend bestraft werden hingerichtet werden, durch köpfen oder erhängen Verbrecher, Räuber, Leiche, Tote, Friedhof, Zorro, mit schwarzem Umhang, schwarze Gegenstände

schwarzer Sarg (mit goldenen Knäufen), schwarze Tiere (Panther)

Raubvögel: Habicht, Adler

- Räuber, Diebe

- Richter, schwarze Robe, Paragraphen

Ein Arsenmärchen ist das Grimm-Märchen „Der arme Junge im Grab“. Wer ein treffendes und sehr schönes Arsenbild erleben möchte, sollte dieses Märchen lesen.

Gedanken zur Erlösung

Das Mittel kann auch Arsens Unfähigkeit, zufrieden zu sein und sein ruheloses Verfolgen von Zielen ausgleichen. Es kann ihn ermutigen, weniger aggressiv, beharrlich und bedrängend zu sein mit

anderen, indem er weniger ängstlich um sich selbst wird. Es kann dabei helfen, die kreativen Aspekte seines Antriebs in höchst konstruktive Ziele zu kanalisieren. Denn dies sind Personen, auf die gezählt

werden kann, die Dinge kompetent erledigen, die andere zu hohen Leistungen anhalten und, wenn besonders begabt, deren Drang nach Perfektion der Menschheit soviel Freude und Schönheit in den

kreativen und darstellenden Künsten gebracht hat. Sie sind Personen, die durch ihre Intoleranz der Mittelmäßigkeit und Unfähigkeit gegenüber sich selbst und andere zu höheren Ebenen des

Verständnisses treiben oder zu entschiedeneren Leistungen, zu ausgezeichneteren Leistungen. Arsen fordert viel vom Leben, aber er kann auch sehr viel zurückgeben. Es ist die Funktion des homöopathischen Mittels, das Individuum von selbst beschränkender Angst und exzessiver Kritiksucht, Tadelsucht, zu befreien. Ihn so ins Gleichgewicht zu versetzen für die Meisterschaft, nach der er sich zutiefst so sehr sehnt.

unerlöst: pedantisch, zwanghaft, überpünktlich/ernst, verbissen, krampfhaft/SS im KZ, Todesschwadronen, Securitate/der hirnlose Beamte

erlöst: genau, sich er, zuverlässig/Zen-Mönch, Heilsarmee/spielen, lachen, sich freuen können/der dienende Meister

Dinge tun aus Spaß an der Freude und nicht nur, weil man es muss, weil es die Pflicht ist.

dem als richtig erkannten folgen mit gutem Gewissen, befreit von der Angst vor Strafe das Recht vertreten, nicht nur das Gesetz Formen, die vollkommen beherrscht werden, befreien die Fähigkeit entwickeln, auch Kleinigkeiten bewusst wahrzunehmen

Unvollkommenheit akzeptieren  Klarheit. Klarsein in der Strenge. Nicht durch Einschüchterung herrschen, sondern durch Überzeugungskraft.

Einerseits sind die Arsen-Kranken zwar die Menschen, die die größte Angst vor dem Tod haben, vor der ewigen Verdammnis, vor Strafe, vor Hinrichtung; andererseits haben sie aber dadurch am ehesten

die Chance, am ewigen Leben, am Leben nach dem Tode und am Licht nach dem Tode teilzuhaben.

Der Arseniker setzt sich im innersten seines Herzens damit auseinander, weil er besonders große Angst davor hat. Sein Ziel sollte sein, zu begreifen, dass der Tod nicht völlige Unordnung bedeutet, sondern

eine neue Ordnung auf höherer Ebene. Wenn ein Arsenmensch die Angst vor dem Tod überwindet, vor was kann er dann noch Angst haben? Der Mensch mit der größten Angst und Unruhe wird zum

Menschen mit der größten Gelassenheit. Sein strenger Ernst verwandelt sich in stille Heiterkeit – das Bild des Buddhas.

Unfriedliches Sterben: angstvolles Einatmen; Friedliches Sterben: gelassenes Ausatmen

Von der Friedhofsordnung zur Friedensordnung.

Dona Nobis Pacem!

Körperliche Symptome:

Schwäche und Erschöpfung

Innere Unruhe, muss sich bewegen

Mager, ausgezehrt

Eisiges Frieren

Kalte Extremitäten

Brennende Schmerzen

Allergie-/Asthmaneigung

Magen anfällig: Krebs, Geschwüre

Durchfälle

Erbrechen

Krebs

Nekrosen

Sepsis

Modalitäten.

<: nachts/1 h./Obst/Kälte/feuchtes Wetter/Meer/Winter;

>: Hitze/warme und heiße Anwendungen/heiße Getränke;

Verlangt: Saures/Zitronen/Fett/Olivenöl/warme Getränke;

Arsen ist Mangel, Disziplin, Verzicht

Medorrhinum ist das Gegenteil – Fülle und Lust

 

 

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